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Beiträge zur
Entwicklungs-Geschichte der ...
Ernst Berger, Sir Theodore Turquet de Mayerne
..^
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BEITRAGE
ZUR
ENTWI6KEbUNGS-GES6HICHTE
DER MALTECHNIK
ICIT UNTERSTÜTZUNG DES KÖNIGLICH PREUSSISCHEN MINISTERIUMS DER GEISTLICHEN,
UNTERRICHTS- UND MEDIZINAL-ANGELEGENHEITEN
HERAU8GBGBBBN VON
ERNST BERGER
MALSK.
MÜNCHEN, 1901.
VBKLAO VON GSORO D. W. CALLWBY.
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QUELLEN FÜR MALTECHNIK
WÄHRBND DBR
RENAISSANCE üni> debm FOLGEZEIT
(XVI.— XVm. JAHRHUNDERT)
IN
ITALIEN, SPANIEN, DEN NIEDERLANDEN, DEUTSCHLAND,
FRANKREICH UND ENGLAND
NXBST DBM
DE BCAYERNE MANUSKRIPT
(ZUU ERSTEN MALE HERAUSOBOEBBN, MIT OBBRSETZUMO UND NOTEN VERSEHEN)
ERNST BERGER
MALBR.
MÜNCHEN, 1901.
TBIILAO TON OBORO D. W. CALLWBY.
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h46432 ^"
Vorwort
Naoh längerer durch umständliohe Vorarbdten und die Drucklegung bedingter
Pause übergebe ich in dem yorliegenden Bande die IV. Folge meiner ,,Beiträge^'
der Oeffentlichkeit. Die mrspüngliche Absicht, sowohl die Quellen als auch die
Technik der Renaissance und deren Folgezeit in einem Bande zu vereinigen, mussto
ich infolge der UeberfüUe des zu behandelnden Materiales aufgeben, so dass das
Thema jetzt in zwei Teile getrennt erscheint, dessen erster sich ausschliesslich mit den
Quellen beschäftigt. Unterdiesen nimmt als Hauptquelle der Rubenszeit das Manuskript
des De Mayeme auch räumlich die erste Stelle ein. Einer weiteren Folge ist dann
die Bearbeitung der einzelnen Malteohniken, der Freskomalerei, Oel-.und Sta£Ser-
raalerei, sowie des Farbenmaterials vorbehalten. Um jedoch schon hier einen
besseren Einblick in die Wechselwirkung von Quellen und Technik zu ermöglichen,
habe ich «s für geeignet erachtet, die erstlich für den folgenden Band bestimmten
Kapitel über die „historische Entwicklung der Oeltechnik in Italien und den Nieder-
landen" als Einleitung zu diesem Bande einzufügen, und gebe ich mich der Hoffnung
hin, dass die den früheren Veröffentlichungen entgegengebrachte Teilnahme auch
dieser TeU meiner „Beiträge'^ in gleichem Masse finden mögel
Gleichzeitig sei es mir noch gestattet, dem hohen Senate der könig-
lichen Akademie der Künste zu Berlin, der von Anbeginn in entgegen-
kommendster Weise meine Bestrebungen unterstützte, und in allererster Linie
dem hohen Königlich Preussischen Ministerium der geist-
lichen, Unterrichts- und Medizinal- Angelegenheiten für die
mir seit einer Reihe von Jahren gewährte Subvention, die es mir
ermöglicht, das begonnene Werk zu Ende zu führen, auch an
dieser Stelle meinen ehrerbietigsten Dank zum Ausdruck zu
bringen.
MÜNCHEN, im Juni 1901.
Der Verfasser,
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Inhaltsverzeichnis-
Einleitung. Seite
Gesohiohtliohe EntwiokeluDg der Oelteohnik während der Renais-
sance in Italien I
Teohnisohe Neuerungen sur Zeit der Renaissance X
I. Methode. Die Untermalung geschieht mit deckender aber nicht in Oel ge*
riebener Farbe, die Uebermalung mit durchsichtiger, lasier^ider, eventuell
mit lialbdeckender Farbe XII
II. Methode. Untermalung und Uebermalung geschieht mit gleicher mit Oelen
angeriebener Farbe XVIII
IIL Weitere Ausnutzung des geteilten Arbeitssysteroes. (Untermalung und
Uebermalung) XX
Technik der Niederländer des XVIL Jahrhunderts, insbesondere der
Rubenszeit
L Allgemeine Charakteristik XXVI
IL Technik der Niederländer XXX
HL Details der ArbeitefUhrung XXXVI
Quellen für Haitechnik während der Renaissance und deren Folgezeit.
I. Teil.
Die ttaUtelseheB Malerbtteher 4es XT. u4 XTL JahrliHiiderls.
Seite
1. Alberti 8
2. Filarete 8
3. Lionardo da Vinci's Traktat 10
4. Paolo Pino*s Dialog und Michel Angelo Biondo's und Lodovico Dolce's Traktate 17
6. Vasari*s Introduzione zu seinen „Vite" 21
Anhang. Texte der hauptsächlichsten die Technik der Malerei betreff. Kapitel
aus der Introduzione 86
6. Raphael Borghini 89
7. GioT. Paolo Lomazzo's Werke ^45
8. Gioy. Battista Armenini*s Traktat 60
9. Fra D. Francesco Bisagno 60
10. Weitere litterarische Nachweise.
Marciana Ms 82
Paduaner Ms. 66
Volpato Ms 66
Brüsseler Ms 68
II. Teil.
(JuelleB der Smaier.
1. Die spanischen KunstbUcher des Pacheco und Palomino 76
2. Technische Details aus den spanischen KUnstbüchern Angaben des Pacheco . 79
3. Angaben des Palomino 82
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III. Teil.
({aelieB der NiederlSnder. Seite
Quellen fUr die Maltechnik in den Niederlanden 89
Das De Mayerne Ms 92
Text des De Mayeme Ms.
1. T. Piotoria Soulptoria et quac subalternarum artium 98
2. T. Piotoria. Van Somer et Bleyenberg, Mytens 249
Kapitel Index zum De Mayeme Ms. 366
Anhang I.
Noten zum De Mayerne Ms 874
Anhang IL
Verzeichnis der horvorragendslen im Ms. genannten Künstler .... 404
Anhang III.
Alohemistisohe Zeichen des Ms 409
Anbang IV.
Maasse und Gewichte 410
IV. Teil.
(Zueilen des XYIII. Jahrliiuiderls.
I. Französische und englische Quellen für Maltechnik (Frankreich S. 414; England
S. 422) ' 413
II. Deutsche Litteratur für Maltechnik 428
III. Ueberblick über die Quellenlitteratur des XVII. und XVIII. Jahrhunderts . . 440
Nachlese der Quellenlitteratur 445
Berichtigungen 446
Register 447
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L Technik der Oelmalerei während der Renaissance ii^ Italien.
Oesohichtliche Entwicklung.
Der Gebrauch des Oeles zur Bindung von Farbenpiginenten reicht vielleicht
weiter zurück, als man bisher allgemein angenommen hat. Sicher ist, dass
mit dem Bekanntwerden der trocknenden Eigenschaften gewisser Oelsorten auch
schon deren Verwendung zu Malzwecken nachgewiesen werden kann. Die älteste
derartige Nachricht findet sich bei einem Schriftsteller vom Anfang des VI. Jh.»
dem Arzte Aeti US. Er spricht von dem Bekanntworden des Leinöles, das an
Steile des Ricinusöles in Gebrauch gekommen, dann noch vom Nussöl, dessen
Bereitungsart aus gepressten Walnüssen er beschreibt. Dabei fügt er die Be^
merkung ein: „Es hat ausserdem die Besonderheit, dass es den Vergoldern und
Enknusten dienlich ist; denn es trocknet nämlich und macht die Vergoldungen
und eingebrannten Malereien auf lange Zeit hinaus fest und erhält sie.'* ') Wenn
die Annahme richtig ist, dass in der Enkaustik der späteren römischen Zeit zur
leichteren Verarbeitung der heissen Wachsfarben ein Zusatz von Gel stattgefunden
hat (diese Annahme gründet sich auf den Fund von St. M^dard des Pros und
die chemischen Untersuchungen der dabei gefundenen Parbenreste durch Ghevreul)^),
so ist nicht einzusehen, warum die Maler der Zeit nicht auch die nötigen Konse-
quenzen für ihre technischen Zwecke gezogen hüben sollten, umsomehr bis die Lös-
barkeit aller Harze in Gelen eine den Alten bekannte Thätsache war (Plinius XIV 123:
Resina omnis dissolvitur oleo). Eine solche Mischung als Grundlage des Farben-
bindemittels hat aber alle Eigenschaften der Verwendbarkeit in der Malerei. Es
kann demnach nicht Wunder nehmen, wenn von Zeit zu Zeit die Hypothese auf-
taucht, selbst die alten Griechen hätten sich eines dem Gele ähnlichen Bindemittels
bedient'), obwohl di« Qellenschrift^n hieven nichts erwähnen. Wenn nun auch in
vorchristlicher Zeit das Bekanntsein einer unserer Gelmalerei ähnlichen Technik,
durch das übereinstimmende Schweigen der Alten darüber ausgeschlossen ist, so
tritt die Wahrscheinlichkeit um so näher an uns heran, dass in den ersten Jahr-
') Aptü Amideni Libr. Medic. p. Janum Cornariuni, Lugduni 1549, I. i. voce E. (vom
Nussöl, welches ähnlich wie das Mandelöl bereitet wird, indem man die Nüsse stampft
und auepresst, oder nach dem Zerstampren in warmes Wasser wirft): ^Insuper hoo privatim
habet, quod inaurentibus et inurentibus oonducit. Sicca t eniro et ad multum tempus
inaurationes et inustiones continet et adservat.' Auch R i o i n u s ö 1 und Leinsamenöl
werden von Aetius angeführt, ohne aber deren Verwendung für Malerei besonders hervor-
zuheben Vergl. m. Beitr. III p. 272.
*) S. Recherohes cbimiques sur plusieurq Objets d' Archäologie, trouv^s dans le De-
partement de la Vend^e. Abgedr. in M^moires de TAcademie des Sciences de Tlnstitut de
France, T. XXIL Paris 1850. Vergl. auch m. Beitr. I. über Enkaustik.
•) So wird von F. G. Cremer (Studien zur Geschichte der Oelfarbenteohnik , Düssel-
dorf lw5 p. 11 u. ff.) diese Ansicht neuerdincps aufgestellt Schon Fembach (Die Gelmalerei
y. Abschnitt p. 282| sagt, nachdem er von aem Oelbaum gesprochen, welcher der Minerva
g »weiht war, von Statuen, welche Phidias mit Gel bestrichen, um ihnen eine „unsterbliche
auer^ zu verleihen, und dass Berichten zufolge die Griechep zum Bemalen der Schiffe
Gel und Wachs verbunden hätten : „Nach diesen Mitteilim^en muss der Gedanke unwill-
kürlioh rega werden, ob es den Griechen nicht auch schon eingefallen, Farben mit Gel zu
verbinden und das Gel zu Kunstwerken anzuwenden, oder ob die Griechen nicht Farben-
pigmente mit Gel verbanden und damals schon eine solche Technik ausgeübt haben könnten,
da ihr Vaterland und ihre Nachbarländer von der Natur aus mit diesem Brzeuffnisse so
vorzOfflicb und reichlich beffünstifft sind." Dann p. 284: „Es erscheint sonderbar, dass man
den Alten fUr Staffelei-Gemfide jede andere Technik eher einräumen will als die Gelmalerei,
weil die Geschichte hieven nichts erwähnt.'*
I
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n
hunderten unserer Zeitreohnung sieh ein Umschwung in dieser Riohtung geltend
gemacht haben wird. Beweis dafür sind die zahlreichen Funde in den helleno-
ägyptischen Gräbern, die von den Gelehrten übereinstimmend in das II. — IV. Jh.
unserer Zeit gesetzt werden.^) Unt^r den grösstenteils in Enkaustik ausgefUhren
und vielfach (abgesehen von der Restaurierung) sehr gut erhaltenen PortTäts finden
steh aber auch viele, die bia zur Unkenntlichkeit verdorben, nachgedunkelt und
zersprungen sind.^) Dnss hier verschiedene Technik zur Anwendtmg gekommen
sein musste, kann deshalb als sicher ahzunehmen sein; denn wie sollte man sich
eine so verschiedene Erhaltung erklären können, wenn nicht durch verschiedene
An des Farbenmateriales ?
Schon i. J. 1827 machte, v. Minut^oli in seiner Abhandlung ^^Ueber die Pig-
mente und. die Malertechnik der Alten, insbesondere über die der alt^n Aegypter'^ ^)
auf die Technik bestimmter Malereien aufmerksam. Es ' heisst dort: „Während
meiner Anwesenheit in Theben wurden einige Mumien aus den Zeiten der Ptolomäer
gefunden, die mit Masken oder vielmehr Porträts bedeckt waren, die ganz den
Charakter unserer Oelmalei, ähnliche Behandlung -und Farbenmischung, ähnlichen
Qlanz an sich tragen und folglich dafür zu bürgen schienen, dass sie der Oelmalerei
angehörten. Ehiige Exemplare davon, die ich nach Europa behufs einer näheren
Untersuchung transtocierte, wurden ebenfalls (mit den übrigen Objekten) ein Uaub
der Flammen.^ Allerdings gehören viele und gerade die besten der durch Graf,
Prof. V. Kaufmann, Brugsch, Flinders Petrie nach Europa gebrachten Mumien-
porträts der Enkaustik an, andere wieder sind in einer Tempera ausgeführt, die
vermutlich aus punischem Wachs besteht ; aber andere minderwertige, durch Nach-
dunkeln verdorbene Porträts deuten darauf hin, dass noch eine dritte Technik zur
Anwendung kam. Diese ist nach meiner Meinung eine Uebergangstechnik aus der
Enkaustik in die spätere Harz-Oelmalerei, von der eine der ältesten Quellen, das
Lucca Ms. des genaueren berichtet.
Dieses Ms. stammt etwa aus dem IX. Jh. und wiitl von dem Gelehrten
Gregoriovius in das VIII. Jh. gesetzt. Hier sehen wir die Anwendung des mit
verschiedenen Harzsorten versetzten Leinöles zu einer Art von Malerei verwendet,
die den Zweck hat, transparente Farben Wirkung über irgend einen Grund, sei es
Gold oder Farbe, zu erreichen (s. m. Beitr. lU. p. 15 ff. De oonfectio Lucidae; De
Lucide ad lucidas). Mithin ist hier bereits die richtige Ausnützung der optischen
Eigenschaften des Oelfarbenmateriales zu bemerken. Es folgen dann zeitlich die
nordischen Quellen des Heraclius und Theophilus mit ihrer bereit« entwickelten
OeUechnik, worüber in meinen citierten Beiträgen (III. p. 38 u. 49) des genaueren
gehandelt ist.
Im Süden erhält sich die Tradition, wenn auch von der Oelfarbe nur be-
schränkter Gebrauch gemacht wird. Wenigstens scheint aus den Anweisungen des
byzantinischen Mönches Dionysios (Handbuch der Malerei vom Berge Athos, § 53,
Bereitung der Farben des Naturale) hervorzugehen, dass nur die Fieischpartien
der Tafelbilder mit Oelfarben ausgeführt wurden (m. Beitr. HL p. 82), Von den
Byzantinern gelangt dann die Oeltechnik auch nach dem Italien des XIII. und
XIV. Jhs. Cennini beschreibt (Kap. 89) die Oelmalerei „auf der Mauer oder auf
der Tafel, auf Eisen und Stein' und bezieht sich dabei auf die grosse Verbreitung
dieser Technik in deutschen Landen (loc. cit. p. 105). Nun wissen wir nach
anderen Quellen, dass in England schon im XIIL Jh. die Malerei mit Oelfarben
zur Ausschmückung der königlichen Gemächer und zur Anszierung der Kirchen
verwendet wurde (loc. cit. p. 206 u. fl.), und wir ßnden im Strassburger Ms. die
Beweise für die Ausbreitung der Oelmalerei im deutaohen Norden des XV. Jhs.
(s. m. Ausgabe 69 — 71, p. 169 loc. cit.). Die gleichzeitigen Rezepte des Bologneser
Ms. sind hier noch einzureihen, welche vom Reinigen und Trooknendmachen des
Oelbindemittels Nachricht geben (loc. cit. p. 119).
^) Ebers, Antike Porträts, die belleuistiscben Bildnisse aus dem Fiyjüm, Leipi. 1883
p. 48.
*) S. die Neuerwerbungen des Berliner ägyptischen Museums.
*) Mlnutoli, Reise zum Jupiter Ammon und nach Oberägypten« Anbang. Abgedr.
in Erdraanns Journal für teohn. Gnemie YIll. p. 187.
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m
Die it-alienisohen Maler der FrUhrenaissanoe, deren Technik Oennini ausführ-
lich beschreibt, halten zwar noch an der reinen Tempera (mit Eigelb oder dem
gansen Ei, mit dem Saft junger Feigentriebe angerührt) fest, benützen aber die
Oelfarbe zu Lasuren und beim Fertigmalen der Oewänder u. dergl. Auch bei der
Mauermaterei, die k fresco begonnen und k secco weitergeführt wurde, verwandte
man zur Erzielung bestimmter Effekte die transparente Wirkung der Oelfarbe, wie
dies aus Kap. 144 des Oennini (m. Beitr. m p. 106) ersichtlich ist. Man kann
demnach gewiss mit Recht behaupten, das Oel als Bindemittel für Farben war der
Frührenaissance Tollkommen vertraut; der mit Sandaracaharz bereitete Oelfirnis
(vernice liquida) diente sogar mit seiner goldig gelben Farbe als transparentes Me-
dium, um alle Farben zum Schlüsse miteinander in Harmonie zu bringen (Kap. 155
des Oennini).
Was dio Tafelmalerei des XVI. Jhs. in Italien betrifft und die Wandlungen
von deren technischer Ausführung, so kann der grosse Umschwung nicht geleugnet
werden, der sich vom Ende des XV. Jhs. bis ins XVI. Jh. hinein vollzogen haben
musste. Der Einfluss der niederländischen Meister, an deren Spitze Jan van Eyck,
hatte zweifellos auf die Technik gewirkt, und wenn wir auch in den Quellen über
das Wesen dieser technischen Neuerung nur Ungewisses überliefert finden, so zeugen
die hervorragenden Meisterwerke der Zeit genügend deutlich für das faktische Vor-
handensein einer neuen technischen Errungenschaft. Allgemein hat man die Brüder
Hubert und Jan van Eyck zu „Erfindern der Oelmalerei'' gemacht, ohne eigentlich
sich darüber klar zu sein, worin diese „Erfindung^ bestanden haben könnte, da
die Kenntnis und die Verwendung des Oeles als Bindemittel für Farben längst vor
den van Eycks bekannt war. In meinen bezügl. Untersuchungen (Beitr. III p. 221
bis 256) bin ich zu der Ueberzeugung gekommen, dass die van Eycks nicht die
Erfinder der Oelmalerei, sondern die Erfinder einer „neuen Art" von Oelmalerei ge-
wesen seien, und ich habe dort des Nähereu ausgeführt, dass sie die sog. emulgierten
Oele in die Oelmalerei eingeführt hätten. Als Beweise habe ich die Erzählung
Vasaris (im Leben des Antonello da Messina) mit der daselbst gegebenen Oharak-
teristik des neuen Bindemittels angeführt und zu erklären versucht, dass unter der
Bezeichnung „questi oHi, que ö tempera loro^ die Oeltempera, d. h. die aus
Oelen durch deren Emulgierung mit Tempera, d. i. Eigelb oder Qummi hergestellte
Mischung zu verstehen ist. Als Bekräftigung dieser Erklärung ist noch das Zeugnis
des Michel Angelo Biondo im 23. Kapitel seines „Traktates von der hochedlen
Malerei' beizufügen, in welchem von den Malarten gesprochen wird. Hier heisst
es ganz deutlich: „Wenn er (der Maler) auf dem Holze oder auf der Leinwand zu
malen gedenkt, so arbeitet und malt er mit Oeltempera (lavora et penge con
tempera d'oglio)'^ Vergleicht man das ganze Kapit.el (s. p. 19), so muss man
zu der Ueberzeugung gelangen, dass Biondo ausser der Fresko- und Secco-Malerei
auf der Mauer (mit Wasser, resp. mit Leim, Ei oder Oel), noch eine besondere
Malweise für Holz und Leinwand erwähnt, deren Bindemittel er mit dem Worte
„tempera d'oglio'* bezeichnet.
Nicht unerwähnt kann hiebei der Umstand bleiben, dass Biondo's Traktat
i. J. 1549, also vor dem Erscheinen von Vasari's grossem Werke, gedruckt
ist, und Biondo demnach nicht als Abschreiber des Vasari angesehen werden kann.
Was Biondo mit ^,tempera d'oglio'^ bezeichnet, umschreibt Vasari mit ,,questi olii,
que ö tempera loro.''
Fügen wir noch hinzu, dass in der Rezeptensammlung des Marciana-Ms.
vom Anfang des XVL Jhs. eine Form der Oelmalerei, die ebenso die Emulsion des
Oeles (also die Oeltempera) darstellt, mit einem besonderen Namen „a putride'' ge-
nannt ist (Beitr. III p. 244), dass dieselbe Oeltempera auch für kunstgewerbliche
Zwecke (in der Glasmalerei und für Vergoldung) verwendet wurde, und dass Vasari
uns von Baldovinetti's Versuchen mit den gleichen Mischungen in direkter Bezug-
nahme zur Van Eyckschen Neuerung berichtet (ibid. p. 232), so sind wohl der
Beweise genug gegeben.
Es handelt sich nunmehr darum, die Spuren dieses neuen Bindemittels weiter
zu verfolgen und eventuell neue Momente in den Kreis der Betrachtung zu ziehen.
Zu diesen Momenten gehört das Auftauchen der neuen Bezeichnung Oauache,
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IV
j,k guazzo", in der Reihe der Malweisen. Die früheren A^utoren, Gennini, Filarete,
die hier in Betracht kommen , kennen nur Fresko, Oel und Tempera ^ die letztere
hauptsächlich aus Ei, eventuell aus Leim bestehend.
Bei Paolo Pino tritt auf einmal die Bezeichnung ,,guazzo'' auf (s. p. 17
d. B.) u. z. wird auf der trockenen Mauer sowohl mit Quachefarben (k guazzo)
als auch mit Oelfarben gemalt.
Mit auffallender Bezugnahme auf die „oltramontani'S d. i. die jenseits des
Gebirges wohnenden Niederländer und Deutschen spricht Pino hier von der Qouache-
technik (colorire k guazzo), die er im Vergleich zur reinen Oelmalerei für unvoll-
kommen hält. „Lassen wir sie (d. i. die Qouaohetechnik) den Oitramontani, die den
rechten Weg verloren haben'S fügt er hinzu, und polemisiert auch an anderer Stelle
(p. 29 verso) seines Buches gegen die Landschaften der „Piandresi** und „Fiamenghi.**
Paolo Pino's Dialog ist ebenfalls früher geschrieben als Vasari's bekanntes
Werk, mithin von diesem unbeeinflusst. Sein abfälliges Urteü über die „nieder-
ländische Technik'' muss aber thatsächlich befremden, wenn man bedenkt, mit wie
grossem Erfolg die ersten niederländischen Bilder in Italien aufgenommen wurden.
Es lassen sich jedoch Strömungen in Italien erkennen, die gegen die „neue Art''
gerichtet scheinen; wir kommen darauf noch zurück. Vorerst müssen wir uns
darüber klar zu werden suchen, was zu Pino's Zeit, also um die Mitte des XVI. Jhs.
unt^r Quazzo gemeint sein konnte.
Nehmen wir zunächst das Wort selbst und gehen seiner etymologischen Be-
deutung nach, so finden wir im Lexikon: Guazza = der nasse Nebel, Thau;
guazzare = flüssiges in einem Gefässe hin und her bewegen, schwemmen, schütteln,
schwenken; guazzetto = Brühe; Guazzo = Pfütze und Wasserfarbe; guazzatojo =
Schwemme, Tränke; guazzobuglio = Gemengsel^ Mischmasch; guazzoso = nass,
feucht, schmutzig. Auf unsere „ä guazzo" Malerei angewendet, würde also ein
Bindemittel zu verstehen sein, das durch Schwemmen, Schütteln, Vermischen eine
trübe oder weissliche Flüssigkeit (durch den Ausdruck Thau, Nebel bedingt) ge-
worden ist. Vergleichen wir überdies, was Armenini über Seccomalerei berichtet,
(s. p. 54), insbesondere die Stelle von den „verschiedenen Praktikern, die sich
mit allerlei Mischungen ihre Farben bereiten, um ihren Bildern eine ausser-
ordentliche Lebhaftigkeit (una vivezza sopro modo) zu verleihen" und zu
diesem Zwecke „aqua verde, aqua vergini, sugo di gigli'^ nehmen, so
kommen wir der Wahrheit immer näher. Denn unter den genannten „Wässern"
befindet sich „aqua di vergini", d. i. Jungfern milch, und wie wir an anderer
Stelle (Beitr. III p. 246) bereits nachzuweisen in der Lage waren, verstand man
zu jener Zeit darunter eine aus zwei Materien bereitete trübe, milchige Flüssigkeit,
was heute mit dem Namen „Emulsion" bezeichnet wird.
Der Schluss ist gewiss berechtigt, auch „guazzo" zu diesen mUohig-trüben
Flüssigkeiten zu rechnen, denn aus dem etymologischen Sinne geht das gleiche
hervor.
Die Bezeichnung „guazzo" erhält sich bei den Schriftstellern des XVI« Jhs.
neben der Tempera-Malerei mit Ei und Leimen, geht aber bald als besondere
Technik verloren, indem sie in dem allgemeinen Begriff „Secco-Malerei" aufgeht.
Die Trennung ist kaum bemerkbar bei Vasari (Kap. 25 der Introd.; s. p. 30),
indem er Leim, „guazzo" und Tempera nebeneinanderstellt, ebensowenig bei Lomazao,
(s. p. 48), der für Tempera auch die Bezeichnung „ä secco" gibt, und k guazzo
gleichzeitig erwähnt.')
Dass man heute vielfach „Quazzo" (franz. Gouache) mit „Leimfarbe" übersetzt,
scheint die Folge der etwas unklaren Fassung Vasari's in der genannten Kapitel-
überschrift zu sein, die besagt: „Die Darstellungen für Triumphbogen und Fest-
Dekorationen werden mit Leim gemacht; dieses nennt man k guazzo und ktempera."
Man trifft aber ausserdem für „^ guazzo" die Uebersetzung „mit Deckfarben", und
diese Bezeichnung drückt das Technische derselben noch unvollkommener aus.
M Im XV III. Jb. wird unter Gouache eine mit Gummi angeriebeoe Farbe bezeichnet.
So in Jobann Daw's wohlunterrichtetem Schilderer und Mahler (1755), nach Tesselin An-
gaben s. p. 435.
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Unter Deckfarben versteht man Farben von gewisser Körperhaftigkeit, im Gegen-
satz zu Lasurfarben, die keinen oder geringen Körper haben, also durchsichtiger
Natur sind.
Sind nun die Bezeichnungen ,,Leimfarbe, Deckfarbe, Wasserfarbe'' schon
unsicher genug, so wird die Verwirrung noch grösser durch die Gleichartigkeit
der Erscheinung aller mit Wdsser mischbaren Bindemitteln gemalten
Bilder, sei es nun mit Leim, Eitempera oder irgend einem als „Oeltempera''
(Emulsion) zu erklärenden Medium. Geßrnisst unterscheiden sich solche Bilder
auch fUr den geübten Kenner sehr schwer von Oelbildern und diese Unter-
schiede sind heute ebensowenig (oder noch weniger!) bekannt wie früher.
Sehr instruktiv sind in dieser Beziehung die folgenden Aufzeichnungen in
Harcanton Michiel's Notizia d'Opere del Disegno, vom Anfange des XVI. Jhs.
Dieser unter dem Namen Anonymus des Morelli bekannte Autor (vergl. die
Ausg. v. Primmel, Quellenschrift, f. Kunstgesch. Neue Folge, L Bd. Wien 1888)
versäumt es zumeist nicht anzugeben, in welcher Technik die von ihm beschriebenen
Öemälde ausgeführt sind.
So ist die Malerei „ä guazzo" sehr oft erwähnt; z. B. Mpt. 6 r. (In San
Francesco zu Padua) : „Das erste Altarblatt zur Linken, von der Hand des Retilao,
gemacht im J. 1447, etwa in der Weise der Muranesen in Deckfarben (a guazzo).'*
Ebenda: „Das dritte Altarblatt zur Rechten war von der Hand des Schiavone
in Deckfarben (a guazzo) gemalt.''
Mpt. 11 V. (Bei den Erimitani zu Padua): „Das Altarblatt gemalt in Wasser-
farben (a guazzo), in der obgenannten Kapelle des Cortilliero war von der Hand
des Malers Marino, im Jahre 1370, wie aus der Unterschrift erhellt.''
Mpt. 12 V.: „Die grossen Landschaften in Deckfarben auf Leinwand
(paesi in tele grandi a guazzo) und die anderen auf Papier mit der Feder (in fogli
a penna) sind von der Hand des Domenico Gampagnola.''
Interessant ist, in welcher Weise über die altniederländische Manier gesprochen
wird, u. z, wird sie mit „maniera ponentina" bezeichnet. So finden wir vermerkt:
Mpt. 22 r. (In Gremona): „Das Altarbild mit der Krippe auf dem Hochaltar, in
der Art der westlichen Malerschulen (alla maniera ponentina), mit dem Christus-
kind, das die herumstehenden Figuren beleuchtet, war von der Hand des ....
Codignola.".
Mpt. 22 v.: „Die Lucretia, die sich verwundet, auf Leinwand, in Leim-
farben gemalt, in der Art der westlichen Schulen (in tela, a colla, in maniera
ponentina), in ganzer Figur war von der Hand des Altobello de Melon aus Gremona."
Mpt. 31 V. wird Jan van Eyck, resp. Memling ein Maler des Westens (Ponen-
tino) genannt.
Mpt. 66 V. (Im Hause des Antonio Pasqualino, 1529): „Von dem Bildchen
mit dem hl. Hieronymus in Kardinalstracht, der in der Schreibstube liest, meinen
Einige, es sei von der Hand des Antonello da Messina. Andere glauben, dass
die Figur von Jacometto aus Venedig übermalt sei. Die Meisten aber schreiben
es, und das mit der grössten Wahrscheinlichkeit, dem Jan oder dem Memling
zu, einem alten Maler der westlichen Schule (pittor antico Ponentino). Und jene
Mal weise (maniera) zeigt es sosehr, obwohl es in italienischer Manier übergangen
und vollendet ist, dass es von Jaoometto's Hand zu sein scheint. Die Gebäude
sind in niederländischer Art (alla Ponentina), die kleine Landschaft ist naturgetreu
(naturale), sorgsam und vollendet ausgeführt; und man blickt durch ein Fenster
und durch die Thür des Gemaches (hinaus in die Landschaft). Eigens (besonders
gut) nach der Natur gemalt sind darauf ein Pfau, ein Rebhun und ein Barbier-
becken. An dem Schemel ist ein kleiner angehefteter, offener Brief täuschend
gemalt, der den Namen des Meisters zu enthalten scheint. Nichtsdestoweniger,
wenn man genau zusieht, enthält er keinen einzigen Buchstaben und ist nur ganz
täuschend nachgemacht. Auch tritt alles zurück. Das Ganze ist vollkommen durch
die Feinheit, durch das Golorit, durch die Zeichnung, die Kraft und Modellierung."
Technisch sind die Tafelbilder der Ponentini als Oelbilder bezeichnet.
So gleich folgend Mpt. 67 r.: „Das Porträt der Madonna isabella von Aragonien.
der Qemalin des Herzogs Philipp von Burgund, unter Lebensgrösse in heller Figur
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VI
in Oel gemalt, von der Hand des Zuan Memelin, und ist 1450 gemalt (el
retratto a oglio . . .)*'
ibid.: ,,Das Selbstbildnis des genannten Zuan Memellino in Oelfarben, aus
dem Spiegel gemalt (el retratto a oglio .... fatto dal specohio)/'
ibid.: „Die zwei Bildnisse der Ehegatten gleichfalls in. Oel und nieder-
ländischer Weise (rittrati pur a oglio, alla Ponentina) waren von der Hand
desselben.'^
ibid.: „Die kleinen Bilder, gleichfalls in Oel (liquadretti pur a oglio), auf
denen Säulohen und andere Ornamente in glüoklichster Weise aus Sohmuok und
kostbaren Steinen hergestelll sind, waren von der Hand des Hieronimo Todeschino.''
Mpt. 62 r. : „Das Porträt des Regier von Brüssel, eines berühmten alten
Malers, ein kleines Tafelgemälde in Oel (un quadretto de tavola a oglio),
Brustbild, war von der Hand desselben Regier nach dem Spiegel gemalt im J. 1462.''
Im Abschnitt „Venedig'' sind die technischen Notiflen von besonderem In-
teresse; es heisst dort- unter anderem:
Mpt. 49 r. : „Das grosse Gemälde mit dem Abendmal Christi war von der
Hand des Stephane, Schülers von Tiaian, und zum Teil von Tizian selbst voll-
endet in Oel (in parte finita da esso Titiano a oglio)."
Mpt. 49 V. werden zwei Bilder des Oentile da Fabriano erwähnt, welche „einen
Glaiiz haben, als ob es Oelgemälde wären'' (hanno un lustro come si fussino a
oglio).
Mpt. 50 r.: Zwei „Porträts des Antonello da Messina, beide im Jahre 1475
geraalt, wie aus der Inschrift imten klar wird, sind in Oel gemalt (a oglio), sehr
vollendet, in halbem Profil und haben viel Kraft und Leben, besonders in den Augen."
Qianbetlino wird mehrfach erwähnt und seine Malweise „Guazzo" genannt,
so z. B.:
Mpt. 50 r.: „Die Halbfigur der Madonna, welche das Ghristuskind im Arm
hält, weit unter Lebensgrösse in Leimfarbe (a guazzo), war von der Hand des
Juan Bellino, aber übermalt von Vinoenzo Gadena ....";
dann Mpt. 65 v.: „Die drei kleinen Bildnisse in Leimfarbe (a guazzo) ....
waren von der Hand des Juan Bellino";
ebenso: Mpt. 71 r.: „Das Gemälde mit dem hl. Johannes Evangelist« in Deck-
farben (a guazzo) gemalt, .... von der Hand des Zuan Bellino . . . .')."
Leinwandbilder werden mit Leimfarbe, mit Gouache oder auch mit Oel-
färbe bemalt vermerkt; so z. B.:
Mpt. 53 r. : „Die grosse Leinwand in Leimfarbe (tela grande a colla)
gemalt mit der Schlachtordnung der Reiterei war von der Hand des Hieronomo
Romanin aus Brescia";
ebenda: „Das grosse Leinwandbild in Oelfarbe (tela grande a oglio),
darstellend die Unterwelt mit Aeneas und Anchises, war von der Hand des Zorzo
da Gastelfranco."
^ Diese Stellen lauten nach Frizzoni's Ausgrabe, Bologna 1884 wie folgt:
„Zu Padua im Hause des Philosophen Ijeonico:
Das Porträt des M. Leonioo selbst, als Jüngling jetzt ganz verfaUen, gelb und nach-
g »dunkelt (ora tutto cascato, ingiaUato e offusoato) war von der Hand des Zuan Bellino. —
as Porträt seines Vaters a Quacbe (a guazzo) in Profil dargestellt, war von der Hand des
Jaoomo Bellino."
„Zu Venedig im Hause des M. Antonio Pasqualino (dtto. 1532, 15. Januar! eine Halb-
figur der Madonna unter Lebensgross a guazzo von der Hand des Zuan Bellino, über-
malt (rioonzato) von Vinoenzo Gadena, der an Stelle einer aufgehengten Draperie im Hinler-
ffrunde (zambeliotto steso da dietro) einen azurblauen Himmel malte. Es ist sobon lange
Jahre her, da er das maohte, aber man erkennt es noch an den krKftdgen Reflexen, die
mit den Mitteltinten schleoht verbunden sind; immerhin ist es ein lobenswertes Werk in
bezug auf Wohllaut der Luft, der Gewänder und anderer Teile."
In ,yLa Karitä" zu Venedig:
„La tavola de San Zuanne Kvanfelista in la oappelletta a man manoa deir altar g^rande
a guazzo oon le istoriette nel soabello fu de man de Zuan Bellino, opera lodevohssima.
Credo lo soabello fuwse de man de Jjauro Padovano."
In „Scola della Caritä" Venedig:
„El quadretto della testa di Oristo in maesta a guazzo fu de num de Andrea Bellino,
come appar par la sottoscrizione."
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VII
Mpt. 58 r.: „Baa Guachegeraälde auf Leinwand (t^la a guazzo) war
▼on demselben Qiovanni Hieronimo.
Mpt. 60 vti ,,Das Leimfarbenbild auf Leinwand mit dem Abendmahl ist
ein Werk der westlichen Schule (tela, a colla . . . e opera Ponentina)/'
Weiter sind erwähnt: Mpt. 65 v. (Im Hause des Gabriel Vendramin, 1530)
y,Die acht kleinen Tafelgemälde in Oel (octo quadretti in tavola a olio) von
der Hand niederländischer Meister (maestri Ponentini)/'
Ebenda werden noch genannt: „Ein kleines Tafelbild in Oel eines nieder-
ländischen Meisters y eine vortreflliche Arbeit, besonders was die Köpfe anbelangt,
und das kleine Tafelbild, Maria mit der Krone und dem Kinde allein in einer
niederländischen Kirche stehend, von der Hand des Regier aus BrUesel, das als
„ein überaus vollendetes Werk der Oelmalerei^ (opera a oglio perfet-
tissima) beschrieben wird.
In der Scuola della GharitÄ, der ältesten Bruderschaft in Venedig, beschreibt
der Anonymus (Mpt. 72 v.) ein Tafelgemälde in Deckfarben (a guazzo) von
Antonio da Murano. Ebenda waren „die Apostel, gleichfalls Tafelgemälde in
Deckfarben (tavola in guazzo), und Uberlebensgross von« Jacomello dal fior, im
Jahre 1418 vollendet.'' Ein weiteres Gouachebild mit der Madonna (a guazzo in
tavola) befand sich neben dem Eingang, gemalt im Jahre 1352; die übrigen Bilder
an beiden Seiten des Saales waren gleichfalls ganz in Gouache (pur a guazzo) aus-
geführt. Hier (Mpt. 73 r.) wird auch ein Ueines Bild mit der Passionsgeschichte
des Herrn und mit allen Wundem in mehreren Kapiteln mit kleinen Figuren in
byzantinischer Weise (alla Grecca), als Arbeit aus Konstantinopel (opera Gostan-
tinopolitena) erwähnt, und schliesslich noch j,das kleine Bild mit dem nimbrierten
Ohristuskopf in Deckfarbe von der Hand des Andrea Bellino (Ghrist-o in maiestä,
a guazzo)^ verzeichnet.
Mit Absicht haben wir die obige Liste ohne Kommentar gegeben und auch
die FrimmePsohe Uebersetzung unverändert gelassen. Man wird aber bemerkt
haben, daes selbst ein so gewiegter Kenner des Technischen in der Malerei bei
der [7ebei*set£ung von „ä guazzo' schwankend ist, und bald Leimfarbe, Wasser-
farbe, Deckfarbe oder Gouache dafUr setzt.. Zweifellos sind auch die Angaben in
der genannten Quelle des Anonymus des Morelli ungenau, oder nur aproximativ
zu nehmen, und deshalb heute schwer zu kontrolieren. In einigen Punkt-en müssen
wir aber die Sache näher betrachten:
1. In Betreff der Technik Bellini's. Bei Erwähnung von Bildern des Gian
BelUni (1426— -1616) ist (nur mit einer Ausnahme) konstant die Gouaohetechnik
(ä guazzo) genannt, und (soviel mir erinnerlich) machen alle BUder Bellini's und
seiner Zeit den Eindruck von vollkommenen Oelgemälden I Bellini^s Blüte fällt bereits
in die Zeit der Einführung der van Eyck'schen jjOeltechnik*' in Venedig. Vasari
erzählt (im Leben des Genannten), tlass „Jacopo Bellini, der Vater des Giovanni,
gleichzeitig mit demselben Domenico, welcher das „Oelmalen'' (il colorire a olio)
dem Andrea dal Castagno lehrte, Schüler des Gentile da Fabriano war. Aber erst
als Domenico Venedig verliess, kam Jacopo zu Ansehen und Ruhm. Seine beiden
Söhne Giovanni und Gentile unterrichtete er selbst und führte sie mit allem Fleiss
in die Prinzipien der Malkunst ein. Bald waren sie so weit vorgeschritten, dass
sie ihren Vater überflügelt hatten.^ Solleu wir nun annehmen, dass den beiden
jüngeren Bellinis die Vorzüge des „neuen Kolorits^ unbekannt geblieben seien, und
nicht vielmehr, dass sie sich der neuen Mal weise hingegeben hätten?
2. Während die Tafelbilder der niederländischen Meister, der „Ponentini*,
Memling (Zuan Memelin), Roger van der Weyden (Roger von Brüssel) und des
Antonello da Messina als Oelbilder bezeichnet erscheinen, sind die Lein Wand-
gemälde der „Ponentini^ als mit Leimtarben (a colla) gemalt, beschrieben. Da-
neben erscheinen wieder Leinwandbilder bald mit Gouachefarben {k guazzo), bald
mit Oel färben {k oglio) von der Hand ponentinischer Maler ausgeführt. Wie sollen
wir uns diese Unterschiede erklären, da die „Ponentini** als Meister in ihrer Oel-
technik gewiss dieselbe Methode auf Tafeln wie auf Leinwand anwendeten, und
ihre Bilder gerade wegen ihrer Malweise in besonderer Wertschätzung gehalten
wurden? Diesen Zwiespalt können wir nur dadurch ausgleichen, wenn wir annehmen,
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vm
dass die Aehnliohkeit der ieohnisohen Ausführung gross war und ein ungeübter
Beobachter leicht zu Täuschungen veranlasst werden konnte.
Es dürfte auch wirklich schwer sein, gefirniste Tempera-BUder von gefirnisten
Gouachebildern oder selbst von Oelbildem, die auf Tafel oder auf Leinwand gemalt
sind, mit Sicherheit zu unterscheiden, insbes. da auch damals zum Schluss die Oel-
farbe als Lasur und Vollendung im (Gebrauch gewesen sein mag. Beweis dafür
ist die Bemerkung des Armenini (s. unten p. 53), dass noch zu seiner Zeit ,die
hervorragenden Künstler sich der Seccomalerei bedienten, um ihre Arbeiten auf
Leinwand oder "Tafeln schneller beenden zu können.'' Und auch dafür bietet uns
Armenini den Beweis, dass die Seccomalereien gefirnist wurden ; denn er beschreibt
einen Firnis, „der auch auf Leinwand für Seccomalerei gut ist'' (s. p. 58).
Um hier nicht bereits Gesägtes wiederholen zu müssen, möchte ich auf den
Abschnitt über die Van Byck-Teohnik (Beitr. III p. 247 ff.) hinweisen und
insbesondere auf die Schwierigkeit der technischen Ausführung bei dieser
Mal weise aufmerksam machen, wie sie dort genauer auseinander gesetzt wurde.
Auch wurden (loc. cit. p. 253) die einzelnen Stufen beschrieben, wie sich aus der
Van Eyck-Technik (mit emulgierten Oelen) nach und nach die reine Oeltechnik
herausgebildet haben konnte.
Wie dem auch inuner sein mag, welche Gründe mehr oder weniger zum Auf-
geben einer Manier, nach welcher ^die Maler der ganzen Welt gesucht'^, führten,
das lässt sich nicht so ohne weiteres und mit Bestimmtheit feststellen'. Zweifellos
macht sich aber in der Qoellenlitteratur eine Bewegung bemerklich, die direkt
gegen die Malart der ^Oltramontani" gerichtet ist. Zwei Generationen hatte die
„Disciplina di Fiandra" in Italien geherrscht, nun sollte auch diese durch neuere
ersetzt werden ; der Stolz der italienischen Künstler bäumte sich gegen das Fremde
auf und fand seinen Wiederhall in den Kunstschreibern der Zeit. Paolo Pino
war der erste, der die Ansicht offen ausspricht, dass die niederländische Manier
mit ihrer Mischtechnik nicht mehr zeitgemäss sei und nur die reine Oeltechnik
imstande sei, „die Uebereinstimmung mit der als Vorbild dienenden Natur voll-
kommen herzustellen." Die gegen die „Oltramontani'' gerichtete Spitze ist hier
unverkennbar, denn er fügt hinzu: Lassen wir die Mischerei (guazzo) den „Oltra-
montani", die den richtigen Weg verloren haben I (s. p. 18).*' Wie Pino dann weiter
Vergleiche zieht zwischen den Landschaften der „Fiandresi*' sowie der „Fiamenghi"
und den italienischen, die zu Ungunsten der ersteren ausfallen, das spricht alles
für eine bestimmte Absicht. Ja, bei der Aufzählung berühmter Meister wird nicht
ein einziger Niederländer genannt, nur den Deutschen Dürer ^) lässt er noch
von den „Oltramontani'* gelten I (vergl. loc. cit.) Von demselben Platze Venedig,
wo die „neue Methode" in Italien zuerst Eingang fand, wird jetzt gegen dieselbe
agitiert und wie sich in der Folge zeigt, mit Erfolg. Man fand es gar nicht mehr
bequem, durch vielfache „Unter-, Ueber- und Ausmalungen'' (wie Dürer sich aus-
drückt), zum Ziele zu gelangen, oder durch sorgfältige Vorzeichnung mit der Feder
ein jegliches Detail schon vorher festzustellen, man wollte frei aus dem Ganzen
heraus schaffen, mit grossem Wurf „das eigentliche Farbengedicht, das Spiel der
kämpfenden und scherzenden Lichter und Schatten'' entstehen lassen. Dazu eignete
sich allerdings die umständliche bis ins Kleinste eingehende Methode der Van
Byck'schen Technik nicht mehr. Armenini sagt in dieser Beziehung ganz deutlich:
„Obwohl man in dieser Art (a Secco) viele Arbeiten mit vieler Mühe und unge-
meinem Fleisse ausgeführt sieht, haben die hervorragenden Modernen es vor-
gezog^i, ganz und gar auf diese Manier der ^Oltramontani" zu verzichten
und sich auf den Pfad der vollkommenen Oelmalerei begeben (s. p. 55).
*) Hier scheint es wichtig auf ein Selbstporträt des Dürer, das dieser Raffael zum
Geschenk ffemaoht, dann an Giulio Romano vererbt, jetzt aber verschollen ist, aufmerksam zu
machen. Vasari berichtet darüber, dass es in Gouachefarben mit Ausparung der Lichter
in Aquarellmanier ausgeführt war und wegen seiner Vollendung bewundert wurde: ..II quäl
ritratto era cosa rara, perchö essende colorito a guazzo oon molto diliffenza e fatto d acque-
relli, Taveva finito Alberto senza adoperare biaoca ed in quäl oambio sie era servito del
bianoo della tela, delle fila della (juale, sottilissime, aveva tanto ben fatti i peli della barba,
che era cosa da non potersi imaginäre, non che fare, ed al lume traspareva che ogni lato''
(vergl. Ed. Müanesi IV. 354 Kote i und V. 551).
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IX
Dabei kommt noch in Betraoht die grosse Bedeutung rein künstlerischer Be-
strebungen duroh die neuen Ziele des „Rinasoimento^, das mit seinen hohen Idealen^
in Komposition und Zeichnung dem antiken Qeiste sich ansOhmiegend, alles vorher
Gewesene über den Haufen warf. Die neue Zeit, der neue Qeist erfand
sich neue Formen des künstlerischen Ausdrucks und suchte sich
die Mittel dazu selbst. Die früher geübte Manier der „Schönfarbigkeit'',
welche in dem Aneinanderreihen der Farben zum harmonischen Oesamtbild, mosaik-
artig» wie bei den alten Glasfenstern, sich zu erschöpfen suchte, und welche mit
gleicher Liohtart und Lichtstärke Vordergrund und Hintergrund behandelte, wich jetzt
einem neuen Prinzip, dem auf Naturansohauung basierten Hell-
dunkel, d. h. der vollen Ausnützung von Licht- und Schatten-
tönen zur Hervorbringung der Formenerscheinung. Das sogen.
Chiaroscuro, wie der technische Ausdruck lautete, oder wie wir heute sagen
würden, «die Modellierung von Licht und Schatten'' nach den Gesetzen der Optik und
der Luftperspektive, ist das jetzt anzustrebende Ziel, und in die Kunst der Malerei
tritt die Theorie als neues Glied ein. Was Leon Battista Alberti vor-
bereitete und von Lionardo da Vinci weitergeführt wurde, nämlich die richtige
Erkenntnis der Natur und ihre entsprechende Wiedergabe in Formen und Farben,
das gelangt jetzt in der Kunst zur vollen Herrschaft I
Plastische Erscheinung des Gegenstandes resp. der Figuren, Wohllaut der
Linienführung und Konzentrierung des Lichtes im Bilde sind die Grundforderungen
für die neue malerische Auffassung, für die „ Bild Wirkung ^ , wie wir sagen. Dass
diese Forderungen zuerst theoretisch aufgestellt, bald aber systematisch in die
Praxis umgesetzt wurden, beweist, wie sehr der Boden für dieses Neue vor-
bereitet war. ' Und wo finden wir einen Grösseren, der Theorie und Praxis besser
zu verbinden wusste, als Lionardo selbst I Sein Studium erstreckte sich bis auf
die feinsten Beobachtungen in der Natur, und sein ganzes Leben bat er damit ver-
bracht, diese Naturerkenntnis auf die Dinge der Kunst zu übertragen. Unterschiede
optischer Art drängten sich ihm auf, je nachdem er Wirkungen der dunklen Farbe
auf heller studierte, Licht und Schatten änderte sich je nach der Beleuchtung, die
reflektierten Schatten, entferntere Färbungen entgingen ihm nicht, und seine Er-
kenntnis der trüben Medien der Luft führte ihn zu dem System der dunklen war ra-
getönten Untermalungen. Hier ging er planmässig vor, nachdem ihm die Theorie
gezeigt, dass auch die halbdeckenden Pigmente auf warmer und dunkler Unterlage
eine „blauende** Wirkung erzeugten, dass Licht und Schatten nur durch ihre Gegen-
sätze wirken und die Farben sich gegenseitig zu steigern imstande sind. Licht
und Schatten in der vollen Verwertung ihrer optischen Potenz, die Farbe selbst
als Lichtproblem betrachtet, nicht als Farbstoff wie vorher, bildeten vereinigt die
Grundlagen, die Natur zu sehen und sie auf der Bildfläche wiederzugeben.
Aber auch äusserlich, in den aus der Welt der griechischen Götter- und Helden-
sagen gewählten Motiven mit ihren lebensvollen Gestalten, in den grossen „Historien**,
tritt uns ein neuer Kreis der Darstellungsthätigkeit entgegen; hier konnten sich
die grossen Künstler in der Kraft der Darstellung, in der Grazie der Linie und
Komposition, und in der Harmom'e des Kolorits ergehen, wie nie zuvor. Die Dar-
stellung der christlichen Legende emanzipierte sich aus den starren archaistischen
Formen zu neuen Variationen voll Abwechselung und Bewegung. Bei so geänderten
Zielen konnten auch die Mittel nicht zurückstehen; auch hier musste der „Zug
ine Grosse'* folgen. Von diesem Standpunkte aus sind alle technischen Neuerungen
zu betrachten, denn alle gehen darauf aus, mit den sichersten und schnellsten
Mitteln den gewünschten Effekt zu erreichen. Mit genau derselben Konsequenz,
mit der die Vereinfochung in der Freskotechnik vor sich gegangen ist, sehen wir
auch im Tafelgemälde alles aufgeboten, um mit grösserer Schnelligkeit zum Ziele
zu gelangen, wobei gleich hinzugefügt werde, dass mit dieser grösseren Schnellig-
keit oder der Vereihfachung des technischen Verfahrens nicht immer auch eine
Verbesserung verbunden sein konnte. Wir sehen vielmehr in der Folge durch Aus-
artung und Uebertreibuag dieses Prinzipes den beginnenden Niedergang sich lang-
sam aber sicher vorbereiten.
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2, Technische Neuerungen zur Zeit der Renaissance.
Alle theoretisohen Abhandlungen des XVI. Jhs. über die ,,hoched1e Kunst
der Malerei'' stimmen darin überein: Das Ideal der Vollendung eines Bildwerkes
besteht in Naturwahrheit der Wiedergabe, in Verbindung mit Schönheit der Zeich-
nung, Qrazie oder Wohllaut in Linie, Form und Farbe, sowie in dem Ausdruck
der Komposition. Diesem „Ideal" zu genügen, waren die Künstler allerwärts
bestrebt.
Neben diesen „Idealen'' der Kunst auch die Prosa der Technik zu pflegen,
scheinen jedoch viele grosse Geister unter ihrer Würde gehalten zu haben; denn
sonst würden über diesen Punkt die Quellenschriften genaueren Aufschluss geben.
Hierin unterscheiden sich, wie bereits mehrfach erörtert wurde, die früheren
Quellen des Mittelaüters mit ihren vielen Rezepten von der Litteratur der Renais-
sance. Für uns ist deshalb die Schwierigkeit umsogrösser, bestimmte Anhalts-
punkte für die rein handwerksmässige Technik zu fiiiden, je weniger sicher die
Quellen sind. Nur aus dem herrschenden Prinzipe, die malerischen Anschau-
ungen zur Grundlage der technischen Ausführung zu machen, können
wir ein annähernd richtiges Bild gewinnen, in welcher Weise die grossen Meister
der italienischen Renaissance ihre Werke geschaffen haben.
Das Prinzip der malerischen Anschauung war, wie erwähnt, auf Naturwahrheit
begründet; die Mittel mussten sich daher darnach richten, möglichst den Bedürf-
nissen der Künstler zu entsprechen. Von den damals bekannten Methoden (Fresko,
Tempera und Oel) entsprach das Oelfarbenmaterial mit seinen optischen
Eigenschaften am besten den Zwecken der Malerei, weil dieses Bindemittel
während und nach der Arbeit die geringsten optischen Veränderungen zeigt Diese
Erfahrung führt Paolo Pino in seinem Dialogo di Pittura (1548) als Ursache an,
warum er der Oelmalerei den Vorzug vor anderen Techniken gebe, ,, weil man hier
die Farben leichter in IJebereinstimmung mit der als Vorbild dienenden Natur
bringen könne" (s. p. 17). Auch Lomazzo erwähnt diese optischen Vorüge der
Oelfarbe in „Idea del Tempio della Pittura (1590), dass sie am vollendetsten
„die Dinge wiedergebe, wie sie die Natur zeigt" (s. p. 46). Dabei fügt Lomazzo
noch die Bemerkung be% dass die Oelmalerei „erst seit kurzer Zeit geprüft sei."
Dass die Oelfarben zu Ende des XVI. Jhs. erst „seit kurzer Zeit" in Gebrauch
gewesen- sind und genügende Erfahrungen über die Dauerhaftigkeit nicht vorhanden
waren, beweist die Annahme der späteren Einführung der reinen Oel-
technik; man sollte freilich meinen, dass zwei bis drei Generationen hingereicht
hätten, um sich über ein Material Klarheit zu verschaffen. Lomazzo glaubt sogar, die
Oelmalerei sei die wenigst haltbare Technik, da „Fresko acht- oder zehnmal länger
währet als Oelmalerei, welche noch schneller als die Tempera verdirbt" (loc. cit.).
Selbst der eifrige Verfechter der Oelfarbe, Paolo Pino, warnt vor der Anwendung
derselben auf der Mauer und weist auf das Missgeschick der Arbeit von Sebastiane
del Piombo hin, die sich von der Mauer abschälte (s. p. 17). Es scheint, dass
man als Hauptübelstand des Oelfarbenmateriales auch damals schon das Nach-
dunkeln desOeles betrachtet hat und Mittel versuchte, diesem Uebelstande
beizukommen. Zunächst versuchte man es mit den zwei Arten von Oelen, dem
Leinsamenöl und dem Nuasöl. Das erstere war das allgemein gebräuchliche;
schon Gennini (Kap. 91) verwendet dieses Oel zur Farbenmischung Und zu Beizen,
indem er es am Feuer bis zur Hälfte der Menge einkocht, also unseren Leinöl-
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XI
fimis sich herstellt. Oder er nimmt das gewölinliohe Leinöl ,80 wie es ist^, und
lässt es an der Sonne offen stehen, bis es sich geklärt und gebleicht hat (Kap. 92).
Auch Filarete kennt nur diese Methode (s. p. 8), nach welcher „in Florenz das
beste und geeignetste, das es geben kann', wie Oennini sagt, bereitet wurde.
Trockenmittel in unserem Sinne waren damds in Italien noch nicht in Gebrauch,
wohl aber wurde durch Zusat« Yon etwas Firnis zu den in Oel geriebenen Farben
deren Trockenf&higkeit erhöht (s. Armenini p. 56). Dem Uebelstande des Na(di-
dunkelns und Nachgilbens konnte man damals ebensowenig wie heute vorbeugen.
Man vermied es deshalb blaue Farbstoffe (Azurri) und Zinnoberrot damit zu mischen ;
es wird sogar geraten, alle Farben nur mit demhelleren Nussöl an-
zureiben, da dieses weniger nachdunkle (Vasari p. 27; Armenini p 55) und nur,
wenn solches nicht zu haben wäre, zum Leinöl zu greifen. Lionardo erwähnt auch
das an der Sonne eingedickte Nussöl (s. p. 13), ein Beweis für die Beachtung von
dessen besseren optischen Eigenschaften ^% Borghini empfiehlt flir Tafelmalerei
ausschliesslich Nussöl ohne jeden Zusatz zu nehmen, während er für Wandmalerei
beide Oele nebst Firniszusatz verwendbar hält (s. p. 40). Auch wird es angeraten,
möglichst wenig Oel unter die Farben zu mischen (Borghini p. 40 u. 43) und
beim Uebergehen der getrockneten Uebermalung das zur besseren Verbindung übei^
striohene Nussöl mit reinen Leinenstüokchen wieder gut abzuwischen, da sonst
die Farben mit der Zeit nachgilben (Armenini p. 57).
Man ersieht aus dem Gesagten, wie vorsichtig die Maler mit ihrem Material
zu Werke gingen, und man erkennt dies noch mehr aus ihrem ganzen technischen
Prozess der Oclmalerei.
Die eingehende Beschäftigung mit der Oeltechnik führte folgerichtig:
1. ziur genaueren Unterscheidung der Deckfarben und Lasurfarben. Die
Deckfarben (oolori sodi) haben, wie die Bezeichnung besagt, die Eigenschaft, die
Unterlage so zu überziehen, dass nichts vom Untergrund hindurch wirken konnte,
während diese durch Uebergehen mit den Lasurfarben (velatura, velare) noch sicht-
bar blieben. Dieser Zweiteilung des Farbenmateriales folgte paturgemäss
2. die Unterscheidung in Untermalung (abozzo, imporre) und Ueber-
malung oder Fertigroalen (finire).
Um jedoch schon bei der Untermalung die koloristische Wirkung derParben
zu erleichtern, führte man
3. die gefärbten Gründe, hauptsächlich bei Lein Wandbildern ein. Man
überstrich die Leinwand oder auch die Tafel gleichmässig mit einer Grundfarbe
(imprimatura, mestica), die bald rötlich (Vasari s. p. 27), bald grünlich oder bräun-
lich (Armenini) war. Besonders empfohlen wird eine Imprimatur, die etwa heller
Fleischfarbe gleichkommt (Armenini s. p. 56^^). Zweifellos war die Imprimatura
schon ein Mittel für den koloristischen Aufbau der ganzen Farbenkomposition, denn
jeder auf dieser Fitrbschicht aufgesetzte Ton kam schon zur Geltung, und die all-
gemein durchgehende Grundlage wirkte wie eine Stimmgabel. Ganz besonders tritt
dies ein, wenn die Imprimatura rötlich resp. warm ist und wenn, wie wir anzu-
nehmen allen Grund haben, zur Untermalung auch andere als mit Oel angeriebene
Farben gebraucht wurden. Auf den gefärbten Grund wurde die Zeichnung durch
Uebertragen mittels des Kartons gebracht, und zwar Buf genügend hellen Grund
mit Hilfe des von rückwärts angeschwärzten Elartons oder der untergelegten Pause
(Vasari p. 27). Auf dunklerem Grund oder ohne Benützung des Kartons wird die
Zeichnung entweder „mit weissem Schneidergips oder mit Weidenkohie aufgetragen,
weU eines wie das andere sich leicht wieder entfernen lässt'S eine Manier, die
Vasari bei Tafel- oder Leinwandbildern angibt (loc. cit.). Armenini lässt diese
Zeichnungen „nach Belieben, mit Kreide oder mittels des Kartons^ übertragen ; auch
die Uebertragung mit Hilfe des Quadratnetzes ist in Uebung (s. p. 56).
>*) Angestellte Versuche nach Vasaris Angaben die Grundierung von Leinwand so-
wohl mit Lemöl als auch mit Nussöl herzuRlellen, haben diese Tbatsaohen vollauf bestätigt.
Das mit Leinöl grundierte Stück war in kurzer Zeit ffelb geworden.
") Et>enso die «.oamatiacbtich primuersel" der älteren Niederländer nach Van Mander's
Angaben. Ret Sohilderb'oedc, Inleyoing Gap. 12 vers 17; s m. Beitr. III p. 260.
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Die Reihenfolge der teobnisohen Operationen setzt sich demnach wie folgt
zusammen (die erste Präparation der Holztafel und der Leinwand nicht mitgerechnet!):
1. Auftragen des aUgemeinen gefärbten Grundes (imprimatura oder mestioa:
imprimüersel der Niederländer).
2. Uebertragen des Kartons oder direkte Aufzeichnung.
3. Untermalung der ganzen Komposition als erste Anlage mit Deckfarben,
zum Zwecke weiterer Arbeit, wobei als Bindemittel Oele oder andere Tempera-
misohungen genommen wurden (abbozzo, imporre; dootverwe der Niederländer).
4. Uebermalung mit Oelfarben, in mehreren Schichten bis zur Vollendung
(fiuire, volare bei Gewändern).
Hier wurden nach Bedarf nur Lasurfarben genommen, oder halbdeckende
Pigmente; stets aber haben die Uebermalungen in dünnen Schichten zu geschehen.
Das Bindemittel besteht aus Oel, hauptsächlich Nussöl, mitunter gemischt mit Firnis.
5. Schluss-Firnis nach vollkommener Trocknung der Malerei.
Wir müssen zunächst zu Punkt 3 noch einige Bemerkungen einfügen. Hier
scheinen sich zwei Methoden bemerkbar zu machen, die in der Verschiedenheit des
Bindemittels bestehen. Die eine benützt reine Oelfarbe sowohl zur Untermalung
als auch zur Uebermalung, die zweite verwendet die Oelfarbe nur zu den (auch
mehrmaligen) Uebermalungen auf einer Untermalung mit verschiedenen, auch wasser-
mischbaren Bindemitteln. Die letztere Methode scheint mir eine Uebergangsmanier
zu bedeuten, als eine Folge der noch vielfach in Verwendung stehenden „Disciplina
di Fiandra.^ Wenn meine Schlüsse richtig sind, so bestand die „flandrische^ Manier
in dei' Technik des Malens mit Oeltempera, wie ich es im Heft III dieses Buches
(p. 247 u« f.) genauer auseinandergesetzt habe. Das Charakteristische dieser Me-
thode lag in dem mehrfachen Uebermalen mit in Oeltempera geriebenen
Farben, wobei die einzelnen Schichten trocknen gelassen werden konnten oder auch
nach Auftragung einer dünnen Lage von Oel oder von leichten Firnissen mit derselben
Farbe übergangen wurden. Bei Steigerung der koloristischen Wirkung konnte
man dem zum Ueberstrich oder zur Zwischenschicht verwendeten Medium (Oel oder
Oelfirnis) eine Färbung geben, also gleichzeitig mit dem Auffrischen der matt ge-
wordenen Farbe eine Lasur erzielen. Diese konnte stehen bleiben oder mit weiteren
Farbenschichten vollendet werden. Mit der Ausbreitung dieses Systems und dem
vereinfachten Verfahren der schon gefärbten Imprimatur gelangte man zu dem oben
geschilderten, nämlich: auf eine matte Untermalung mit glänzender Lasur-
farbe zu übermalen und diese nach Bedarf durch halbdeckender Farbe
zu brechen.
Zur matten Untermalung (abbozzo) konnte man mithin ebensowohl Oel als
auch andere Bindemittel verwenden, aber man muss hiebe! doch genauer unter-
scheiden: Welche Zwecke sind bei dem einen oder dem anderen Verfahren zu er-
reichen, und welche Vorteile bot den Künstlern eine dieser beiden Arten vor der
anderen?
I. Methode:
Die Untermalung geschieht mit deckender, aber nicht mit
in Oel geriebener Farbe, die Uebermalung mit durchsichtiger,
lasierender, eventuell mit halbdeckender Oelfarbe.
Diese Untermalung oder erst^ Anlage setzt, wie wir gesehen haben, die farbige
Imprimatura oder Mestica sowie die auf diese übertragene Zeichnung voraus. Wird
hierbei die Untermalung mit irgend einer der als Tempera bezeichneten Binde-
mittel gegeben, so ist weiter nichts nötig als sie mit dem Pinsel aufzustreichen.
Der Vorteil besteht hier in dem schnellen Auftrocknen und alsbaldigen Festwerden
dieser ersten Anlage.
Welches sind nun die Beweise, dass die italienischen Meister des XVI. Jhs.
die obengenannten Temperabindemittel zur Untermalung ihrer Tafel- und Leinwand-
bilder genommen haben? Nach den uns bekannten Quellen ist es nur Armenini's
Hinweis, dass „die hervorragenden Modernen sich der Tempera bei Arbeiten,
welche Schnelligkeit erfordern, bedienten^ (s. p. 53), hier anzuführen, sowie Bi-
sagno's Bemerkung, dass trotz der allgemeinen Einführung der Oelmalerei, die Secco-
malerei gebräuchlich sei und vielfache Anwendung zulasse (p. 60). Man könnte
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nun einwenden, dass die obigen Bemerkungen sich auf alles Mögliohe beziehen, aber
nicht speziell auf die Unternialung von Tafel- und Leinwandbildern. Es sprechen
aber doch verschiedene Momente fUr die erstere Annahme, obschon die Beweis-
führung dafür schwer zu erbringen sein wird, und die Beweisgründe mehr oder
weniger aus Schlussfolgerungen zusammengesetzt sind.
In erster Linie ist zu bedenken, dass der aufs Handwerk gerichtete Sinn der
y,alten Praktiker'S wie sie Armenini nennt, gewiss sich Vorteile des Materiales nicht
hätten entgehen lassen, die ihnen Erleichterungen während der Arbeit gestatteten.
Ganz besonders musste den Venetianern eine Methode erwünscht sein^ durch
die es ihnen ermöglicht wurde, ihre grossen, umfangreichen Wandgemälde auf
schnellerem Wege auszuführen als es die Uebereinanderhäufung von langsam
trocknender Oelfarbe war.
Der Hauptgrund für die obige Annahme scheint mir auch in der Art der
Erhaltung vieler Gemälde zu bestehen, da es nicht wahrscheinlich und kaum
verständlich wäre, wieso bestimmte Gemälde gleicher Zeitperioden sich verschieden
erhalten haben könnten. Denn es ist gewiss evident, dass sich die üblen Folgen
des Nachdunkeins bei Bildern mit geringeren Oelschichten in der Folge weniger
bemerkbar machen werden und diese Nachteile schon den Künstlern des XVL Jhs.
bekannt waren.
Schliesslich ist es, wie bereits oben erörtert, in der natürlichen Entwicklung
der Maltechnik begründet, dass sich zwischen einer früheren und einer späteren
Stufe des technischen Verfahrens Uebergangsstadien gebildet haben mussten^
zu welchen folgerichtig auch die Untermalung mit temperaartigen Bindemitteln
gerechnet werden kann.
Eine Reihe von hervorragenden Kunstgelehi*ten nimmt es als feststehende
Thatsache an, dass die Teinperauntermalung im XVL Jh. vielfach verbreitet ge-
wesen ist. Merira^e (De la peinturo k Thuile p. 249 — 251) vertritt diese Ansicht
in Bezug auf die Malweise des Paolo Veronese und hält es Tür zweifellos, dass auch
in anderen Schulen diese selbe Methode des Malens geübt worden sei.
Merrifield (p. CCCIX) berichtet, dass der blaue Himmel auf Bildern des
Pietro Perugino, „welcher die flämische Methode der Oelmalerei in Perugia ein-
führte** mit Temperabiudemitteln gemalt seien.**) Speziell von Paolo Veronese
wird von Seite mehrerer Restauratoren bezeugt, dass er sehr oft das Blau des.
Himmels mit Tempera malte und auch in gleicher Manier die feineren Vollendungs-
arbeiten auf seinen Bildern ausführte (loc. cit. p. CXXXVII, OXLIl). Haupt-
sächlich findet diese Ansicht Unterstützung in einer Bemerkung des Marco
Bosch ini (Le rieche Minere della Pittura Veneziana, Venezia 1674). Er be-
richtet nämlich in seiner Einleitung (ohne Paginierung) von den Malweisen der
hervorragendsten venetianischen Meister, Tizian, Bassano u. A., auch von Paolo
Veronese, dass er die ganze Leinwand mit einem Mittelton überstrich und zumeist
die blauen Farben „a guazzo** auftrug. Deshalb passierte es, dass Unvorsichtige,
die einige seiner Bilder reinigen wollten, etliche besonders kostbare Bilder be-
schädigten.'^)
Frimmel (Handbuch der Gemäldekunde, Leipzig 1894, p. 42) glaubt diese
Methode besonders deutlich an einem angefangenen Bilde des Raffael (Madonna
Esterhazy der Pester Galerie) beobachtet zu haben: „Die hellbräunliche Unter-
tuschung lässt in ihrer aquarellierenden, gestrichelten Weise auf Tempera schliessen.
Die Gewänder sind nahezu fertig gemalt und das „fast sicher in vielen Schichten
'*) Dass Pietro Perugino mit Temperamalerei vertraut war, erhellt auch aus
einem Briefe desselben an Isabella Gonzaga, dtto. Florenz 14. Juni 1505. Pietro über-
sandte ein BUd (Allegorie, Kampf der Keuschheit mit der Wollust)^ welches ein Gegenstück
zu einem ähnlichen des Andrea Mantegna gewesen sein maff und fügt hinzu: „Das Bild
habe ich in Tempera semalt, weil es so auch Messer Andrea Mantegna, nach dem was mir
darüber berichtet worden ist, getban hat.** (Das Büd ist jetzt im Louvre No. 429) s. Guhl-
Rosenberg, Kunstbriefe, Berlin 1880. p. 68.
■*) Boschini über die Technik des Paolo Veronese: ,^Campeggiava tutta la massa
d'ogni panno d'una meza tinta, e per il piti poneva jb^H Azuri ä guazzo; e per tal caffione
alcuni maveduti, volendo nettar aicuni di suoi quadri, hanno (non volendo) dipennate aloune
piegature de' panni, che furono delle piü rare, che formassero penelli giamai ....'' '
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XIV
von BiweissfarbQ/' Diese Untermalungen seien dann mit Oelfarben übergani^en.
Der genannte Kunstforsoher fügt hinzu: ^^Raffael scheint die Teraperatechnik seiner
Vorgänger anfangs fQr die Untermalung beibehalten zu haben, sicher in seinen
frühen Bildern, an denen man trotz der Fertigstellung in Oelfarben und Firnisfarben
die Schatten merklich yorirelen sieht. Zur freien Oelmalerei auf Leinwand ist
Raffael e«st in seiner allerletzten Zeit übergegangen.^' Ich wage nicht in betreff
dieser interessanten Darlegung an Frimmels Beobachtung zu zweifeln, da mir das
genannte Bild unbekannt ist; ich konstatiere hier nur auch meinerseits die gleiche
Annahme der Temperaverwendung als Uebergangstechnik von der älteren zur
neueren Oelmalerei während des XVI. Jhs.
Am sichersten und wahrscheinlichsten lassen sich die Ucbergangsstadien bei
den Venezianern nachweisen, weil das koloristische Moment bei diesen das hervor-
stechendere ist, und vermutlich ist die oft beobachtete augenscheinliche Verschieden-
heit von Jugend werken und Arbeiten späterer Zeit desselben Meisters, auf tech-
nische Verschiedenheiton der Malweise zurückzuführen. Ganz besonders tritt diese
Verschiedenheit bei dem grössten Venetianer, Tizian, in Erscheinung und wie
natürlich ist sie hier zu erklären, da Tizian in seinen jungen Jahren von Qian
Bellini noch in niederländischer Technik unterricht'et, durch fast ein Jahrhundert
hindurch an den Wandlungen der Technik selbstthätigen Anteil nahm. Und docli
dürfte es schwer fallen, heute gaifz bestimmt dem grossen Meister nachzurechnen,
wie^ d. h. mit welchen Bindemitteln er die einzelnen Schichten eines Gemäldes ge-
malt hat. Selbst in dem besonderen, höchst selten eintretenden Falle, dass ein
Gemälde von der Rückseite offen zu Tage gelegen ist, wie es bei der Ueb er-
tragung der Rirschon-Madonna (Wiener Galerie) der Fall war, konnte
man sich über das Wesen des Bindemittels keine Gewissheit verschaffen, hat man
es vielleicht durch besondere Rücksichtnahme auf den Zustand des Originales über-
haupt unterlassen, darnach zu forschen. Es haben sich aber hierbei wiederum
Tbat Sachen konstatieren lassen, die Schritt für Schritt den Werdegang dieser gr(*8s-
artigen Schöpfung enthüllten und so interessant sind, dass wir hier das Hauptsache
liebste nach dem Wortlaut eines Artikels von Karl von Lützow „Zwei Jugend-
madonnen von Tizian" (Graphische Künste, redig. v. Dr. 0. Berggruen, Julirg. III
Heft III u. IV p. 81) wiedergeben:
„Das Bild war ursprünglich nicht — wie jetzt — auf Holz gemalt, sondern
auf Leinwand, welche als Malgrund eben um jene Zeit bei den Venetianern in
/Gebrauch kam. Wir betonen diesen Umstand, weU in den Büchern bis auf die
neueste Zeit herab vielfach zu lesen steht, die Madonna sei von Tizian auf Holz
gemalt. Das Inventar der Sammlung des Erzherzogs Leopold Wilhelm, aus welcher
das Bild in den kaiserlichen Besitz kam, gibt ohne Zweifel den Thatbestand richtig
an; darnach war die Malerei auf Leinwand ausgeführt, dies aber auf Holz „gepappt.''
Dieses Aufziehen von Leinwandbildern auf Holz kommt häufig vor (um der brüchig
gewordenen Leinwand wieder festen Grund zu geben). Und als ein solches auf Holz
geklebtes LeinwandbUd erhielt sich die „Kirschenmadonna'' bis in die Zwanziger
Jahre unseres Jahrhunderts. Damals, unter dem Direktorate Rebells, wurde die
Notwendigkeit erkannt, das Holz zu entfernen. Wahrscheinlich war dasselbe morsch
und brüchig geworden imd hatte demnach auf den Zustand des Bildes schädlich
eingewirkt. Man trennte also die Leinwand von dem Holze ab und überzog, wie
Alb. Krafft in seinem historisch-kritischen Katalog uns erzählt, die Malerei Tizians
mit einer dünnen Waohslage, von der man sich für die Erhaltung des Bildes Wunder
versprach. Das geschah 1827. Leider erfüllten sich jedoch die damals gehegten
Erwartungen durchaus nicht. Gerade das Abnehmen der Leinwand vom Holz,
wodurch man den Farbenkörper hatte konservieren wollen, beschleunigt« das Ver-
derben. Die Farben Mättert'On sich ab. Diejeoigen, welche das Bild noch in dem
damaligen traurigen Zustande gesehen haben^ berichten, dass namentlich die Köpfe
der beiden männUohen HeiUgen eu beiden Seiten ganz abzufallen drohten — aus
welchen Ursachen wird weiter unten darzulegen sein. Kurz, das Bild ward von
den Aersten aufgegeben I Nur ein geschickter Operateur verzweifelte nicht an der
Möglichkeit, den Patienten zu retten. Es war Erasmus Engert, der verstorbene
Direktor, damals noch Gustos der Belvedere-Galerie. Und heute wissen wir Alle,
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XV
dass das von ihm unter den sohwierigsten Verh^tnissen (1883) unternommene
Werk der Restauration nach mehrjährigen Bemühungen glücklich gelungen ist.
Engerts Arbeit bestand darin, dass er das auf Leinwand gemalte Bild auf Holz
übertrug, das heisst von der Leinwand loslöste und nach Bntfernung derselben
auf Holz befestigte. Heute ist somit die ,»Kirschen-Madonna'' ein auf Holz ge-
maltes Bildl Die durch Bngert von der Farbenschichte abgelöste, noch mit den
brüchigen Resten der weisslichen Kreidegrundierung versehene Leinwand, auf welcher
Tizian das BUd ausgeführt hatte, wird im Depot der kaiserlichen Qalerio <)uf bewahrt.
Das von Engert beobachtete Verfahren setzt uns in die glückliche Lage, die Rück-
fläche des Budes oder vielmehr dessen unterste Farbenschichte noch heute studieren
zu können. Nachdem er nämlich das Bild mit der Vorderfläche gleichsom mit dem
Oesichte auf einer glatten Tafel wohl befestigt und die Leinwand unter dem Farben-
körper sorgülltig entfernt hatte, kopierte er die zu Tage getretene Rückfläche des
Bildes, und von dieser ebenfalls im Depot des Belvedere bewahrten Kopie zeigen wir
in der umstehenden Reproduktion einer Radierung Ungers eine Nachbildung (Fig. 2
s. S. XVU). Durch di6 Vergleichung derselben und den vollendeten 2ust«nde des
Bildes, wie wir es nach der Radierung Ungers den Lesern vorführen (Fig. 1 s. S. XVI),
sind wir in den Stand gesetzt, den Heister bei seinem Schaffen zu belauschen
und nachzuweisen, wie das Bild allmählich unter deinen Händen sich veränderte.''
„Es war Tizians Art nicht, Kartons oder Farbenskizzen zu seinen Bildern
anzufertigen. Er warf die ersten Gedanken leicht mit der Feder, mit Tinte oder
Bister auf Papier und setzte sie wohl unter Zuhilfenahme von aufgesetztem Weiss
in Wirkung. Man erzählt von ihm den Ausspruch: Der Maler dürfe sich keine
bestimmte Zeichnung machen, um beim Malen nicht behindert zu sein, — ein
charakteristischer Gegensatz zu dem Worte Dürers, dass man zunächst die Kom-
position in bestiramtea Umrissen zeichnen müsse, da man sonst beim Malen im
Unklaren sein werde. Die Rückseite der „Kifschen-Madonna'^ bestätigt die von
Tizian beobachtete Regel. Sie zeigt, dass der Meister erst während er malte, die
Komposition in ihrer gegenwärtigen Gestalt geschaffen, dass er während der Aus-
führung des Bildes wesentliche Veränderungen mit demselben vorgenommen hat.
Die Engertsche Kopie zeigt uns deutliche, mit einem in braune Farbe getauchten
Pinsel ausgeführte Striche: das ist die erste Anlage der Komposition. Wie wir
aus der Nachbildung ersehen, hatte der Kopf der Madonna ursprünglich eine andere
Haltung; er ist nach der entgegengesetzten Seite geneigt und weniger gesenkt als
später. Die linke Hand — von rückwärts erscheint sie uns natürlich als die rechte
— liegt auf der Brust und scheint den Schleier zu fassen. Die Gewandfalten auf
der Brust sind ganz anders gelegt- als sie später geworden. Nachdem der Meister
diese Fühkte geändert und die Komposition in den Hauptlinien festgestellt hatte,
schritt er an die Untermalung des Bildes, welche — wie die Engertsche Kopie zeigt
in kräftigen Farben, mit vorwiegend rötlicher Modellierung der Fleischtöne aus-
geführt ist. Dies beweist, dass Tizian die graue Untermalung, die sich bei manchen
anderen Bildern von seiner Hand nachweisen lässt — zum Beispiel bei dem imvoll-
endeten Bilde der „Ehebrecherin vor Christus^' im Belvedete — nicht immer, dass
er sie wenigstens bei der „Kirschen-Madonna^' gewiss nicht angewendet hat.^'
„Wenn wir nun aber die Komposition dieser Untermalung mit dem fertigen
BUde zusammenhalten, so machen wir die merkwürdige Wahrnehmung, dass die
UntermaluDg nur drei Figuren enthält, die Madonna mit den beiden Kindern, das
f^jge Bild dagegen fünf; zwei männliche HeUige sind hinzugekommen, Joseph und
Zaobarias. An ihrer Stelle sehen wir auf der Untermalung einen grünen Vorhang,
als Hintergrimd des irot gemust-erten Thronhimmels, vor welchem die Madonna steht.
Und zwar liefert uns die Rückseite des Budes den unwiderleglichen Beweis, dass
Tizian an die Hinzufüg^mg der beiden männlichen Heiligen nicht ursprünglich ge-
dacht hat, sondern dass sie sich ihm erst wünschenswert und unerlässlich heraus-
gestellt hat, während er an dem oben erwähnten grünen Hintergründe malte (d. h.
nachdem derselbe bereits gemalt war). Wir sehen nämlich die beiden Köpfe durch
die Untermalung hiudurchscheinen, sie sind auf den grünen Vorhang draufgemalt.
Das ist auch die Ursache ihrer obenerwähnten Farbenzerstörung. Nur ganz rechts
tritt, wie die Kopie zeigt, ein Stück von der Gestalt des heüigen Joseph klar hervor.
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XVI
Dort war nämlich der grüne Vorhang nicht ganz an den Rand des Bildes fertig, —
oder er sollte nicht die ganze Fläche bedecken — als Tizian den Gedanken fasste,
die beiden Figuren hinzuzufügen. Noch andere Veränderungen hat er ofiFenbar
während des Malens vorg^onommen. Den Kopf der Madonna hatte er früher etwas
mehr gegen das Kind geneigt, und so yielleichü ihrer mütterlichen Empfindung
mehr nachgegeben als ihm später zusagte. Das Haupt war früher nur mit einem
leichten Schleier umhüllt, dessen Baden auf die Schultern herabfallen. Das offene
schlichte Haar liess das rechte Ohr ganz frei. Später wurde der lichtblaue Mantel,
von dem in der Untermalung nur ein Stück sichtbar ist, das von der Schulter
herabhängt, über den Kopf der Madonna gezogen und damit ihr Haar verdeckt/'
„So entstand allmählich, erst auf der Staffelei, die uns jetzt vor Augen
stehende reizvolle Komposition mit dem leuchtenden Ohristuskörper, der lichten
Gestalt der Madonna und dem kleinen Johannes vor dem goldgemusterten, tiefroten
Baldachin und den beiden würdigen Heiligengestalten, die sich kräftig abheben vom
leichtbewölkten Himmel."
Fig. 1. Tizian's Kirsohen-Madonna (Wien).*)
Nach dem obigen Bericht des bekannten Kunsthistorikers ist die Frage, ob
die Malerei mit Oelfarben untermalt und mit gleicher Oelfarbe übermalt worden
sein könnte, überhaupt das Technische gar nicht berührt, wenn auch, wie es scheint,
hier Oelfarbe als das nächstliegende in Betracht kommt, ja die Art der Abblätterung
der später gemalten HeUigen spricht auch sehr dafür. Wir können aber auch ver-
muten, dass infolge „der vorwiegend rötlichen Modellierung der Fleischtöne" diese
rötliche Farbe der sog. Imprimatura zuzuschreiben ist, welche in dünner Lage den
allgemeinen Grund bedeckte und nach Vasari's und Armenini's bereits citierten An-
gaben in gleicher Färbung angebracht wurde. Ob diese Imprimatura hier mit Oel-
farbe oder in anderer Art aufgetragen, lässt sich natürlich nicht mehr feststellen.
Mir wiU allerdings scheinen, als ob eher eine rötliche Grundierung, also Imprimatur
*) Für die Erlaubnis der Reproduktion der beiden Abbildungen bin ich dem Verleger
des bekannten Unger'sohen Galoriewerkes, Herrn H; 0. Mietbke, Wien, zu besonderem Dank
j verpflichtet. Der Verf.
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xvn
dem rttokseitigen Bilde den Anschein der rötlichen Modellierung gegeben hätte,
da sonst unmöglich heute ein so klarer heller Silberton der Karnation sich dem
Beschauer zeigen könnte. Die dunkelnde Wirkung einer Untermalung mit kräftiger
roter Oelfarbe müsste yielmehr schädigend auf die helle Fleischfarbe eingewirkt
haben« Von einer solchen Schädigung ist ab^r auf dem Bilde nicht das geringste
wahrBunehmen.
In Bezug auf Tizian's Technik ist noch eine Notiz des Vasari bemerkenswert,
die er bei Besprechung einiger im Besitze des Königs von Spanien befindlicher
Spätwerke, die in hohem Ansehen standen, machte; sie wurden wegen ihrer grossen
Natürlichkeit bewundert. „Aber fUrwahr'S ^^S^ Vasari hinzu, „die bei diesen letzteren
Bildern angewendete Methode war von seiner frühem sehr yerschieden. Während
die früheren mit einer gewissen Feinheit und mit unglaublichem Fleiss ausgeführt
sind, und sowohl von der Nähe als von der Ferne betrachtet werden können,
sind die letzteren mit breit hingesetzten Strichen und Flecken hervorgebracht, so
dass man sie von der Nähe nicht ansehen kann, wohl aber von der Ferne aus
Fig. 2. Rückseite der Rirschen-Madonna.
betrachtet vollendet erscheinen. Und diese so ausgeführte Art ist verständig, schön
und wunderbar, denn sie lässt die Büder wie lebendig, mit grosser Kunst und ohne
Mühen gemacht, erscheinen. >^)'' Dieses Beispiel zeigt auch, dass Vasari unteir
„Technik'^ nicht die Bindemittel gemeint hatte, sondern vielmehr die Art des Farben-
auftrages, aus welcher die optischen Wirkungen sich erst zusammensetzen. In
diesem Sinne sind auch zumeist die auf die Technik eines Meisters bezüglichen
Bemerkungen späterer Schriftsteller gemacht; sie geben also stets nur eine Charak-
teristik der Pinselführung oder des gesamten Kolorits, niemals aber bestimmte tech-
nische Details.
^*) Vasari im Leben des Tizian (VII. 452) : Ma ^ ben vero che il modo di fare che
tenne in queste ultimo h assai differente dal fare liuo da giovane: con oiö sia che le prime
sono oondotte con una certa finezza e diliffenza incredibue» e da essere vedute da presso
o da lontano: e queste ultimo condotto di colpi, tirato via di grosso e con maoohio» di
maniora che da presso non si possono vedoro, o di lontano appariscono porfetti ... E quosto
modo si fatto h giudizioso. hello o stupendo, porchö fa paroro vivo le pitture o fatto oon
grando arte, nasoondendo le fatiohe.
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II
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XVIII
So natürliob auch die oben erörterten Uebergangsetadien vor sich gegangen
sein mögen, so möohte ich doch davor warnen, nach gewissen Anzeichen von
vorneherein eine grosse und allgemeine Verbreitung der Tempera-Untermalung im
XVI. Jh. anzunehmen. Denn wir sehen die meisten Bilder der berühmtesten Meister
heute nie anders als nach vielfachen und verschiedenartig hergestellten Restaurier*
ungsarbeiten; die nicht restaurierten oder Bilder geringerer Meister aber finden wir
oft in einem Zustand des Verfalles, nach dem wir kaum einen entfernt richtigen
Eindruck des Zustandes kurz nach deren Vollendung gewinnen könnten.
Als deutliche Illustration dieser Thatsache sei hier auf den ausführlichen Be-
richt über die Restaurierung der in den öffentlichbn Oalerien zu Venedig befind-
lichen Qemälde hingewiesen, den Merrifield (II p. 849—889) nach den Original-
dokumenten veröffentlicht hat. Im ganzen wurden in den Jahren 1779—1785
406 Gtomälde erster Meister der von allen Seiten als unerllsslioh erkannten Re-
staurierung unterzogen und in drei weiteren Jahren folgten abermals 270 Bilder
• (in Gesamtflächen-Ausdehnung von etwa 12,865 Quadratfuss !).
n. Methode:
Untermalung und Uebermalung geschieht mit gleicher mit
Oelen angeriebener Farbe.
Die Vorteile sind hier rein optischer Natur, denn die Oelfarbenuntermalung
zeigt den hingesetzten Ton nach dem Trocknen fast unverändert. Wird die Untei^-
malung auf weisser Tafel aufgetragen, so wird die Untermalungsfarbe schon teil-
weise als Lasurforbe ziu* Wirkung gelangen, falls sie dünn genug ist. Die Vorzüge
einer sog. y,warmen'' Untertuschung treten hier besonders stark auf, weil durch
halbdeckende (opake) hellere Farbe die feineren Mitteltöne sich leicht herstellen lassen.
Wii^ sehen dieses System angewendet an einigen angefangenen Bildern
des Lionardo da Vinci, die in der vatikanischen Galerie und in den Uffizien
bewahrt werden. Beide sind auf weisser Tafel gemalt, mit Vorzeichnung versehen
und in warm braimer Tönung untermalt. Sowohl der „knieende Hieronymus/'
(Vatikan) als auch die ,,Anbetung der Magier^ (Florenz) zeigen heute einen dunklen
bräunlichen, offenbar nachgedunkelten Farbenton, der ursprünglich jedenfalls durch-
scheinend war. Ob dieses Braun mit Ocker und Beinsohwarz, oder Umbraun oder
mit Asphaltbraun hergestellt worden ist, wage ich nicht zu entscheiden. Zweifellos
bezweckte eine derartige Untertuschung in der weiteren Arbeitsfolge eine sorg-
fältige Modellierung mit mehr oder weniger deckenden grauen bis weissen Tönen,
welchen schliesslich eine Lasierung mit feurigeren Tinten folgen konnte, auf die
abermals in gleicher Weise neue Schichten aufgetragen wurden. Die überaus vurtuose
Abtönung der graulichen Modellierung, die allerwärts die farbigen Lasuren wieder
dämpft und jenes unübertroffene ^Sfumato^ bewirkt, das von jeher an Lionardo so
bewundert wird, sehen wir am voUendesten an dem Porträt der Mona Lisa (Louvre).
Wir begreifen auch, dass bei so subtiler Durchführung ein Zeitraum von 4 Jahren
Notwendig war, um die zahlreichen Zwischenschichten genügend trocknen zu
lassen. Und darin müssen wir die Nachteile erkennen; denn ohne die sorg-
fältigste Trocknung und bei Ueberhastung während der Arbeit muss Nachdunkeln
eintreten. An manchen Bildern von Lioriardo sieht man auch gleichzeitig neben
der Nachdunkelung des Oeles eine Schrumpfung der OelschiQhte vor sich gegangen
(8* No. 1040 a, Pinakothek zu München). Diese Schrumpfung der Schichte tritt
bei allzureichlichem Gebrauch des Oeles ein und ist die Folge 4es eigenartigen
Trocknungsprozesses des Oeles, welches durch Aufnahme von Sauerstoff aus der
Luft sein Volumen vergrössert.
Es kann nicht geleugnet werden, dass dig hier beschriebene Manier für die
Ausgestaltung der zeichnerischen Wirkung sowie die Vollendung
der Form grosse Vorteile bietet und sich bei konsequenter Durchführung zu einem
besonderen Stil ausbilden konnte. Die hervorragendsten Meister zu Florenz und
Rom pflegten diese Ai-t, das Hauptgewicht der technischen Durchführung auf Voll-
endung der Form durch das ,chiaro scuro^ zu legen, im Gegensatz zu den Vene-
tianem, die den allgemeinen farbigen Eindruck mehr zur Geltung kommen liessen.
Aber in Bezug auf dauernde Erhaltung Qteht diese „reine Oelfarbentechnik^ ent-
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XIX
sobieden der gemischten zuerst besproohenen nach; denn je weniger Oelschiohten
auf einer Malfläohe aufgetragen werden , desto besser ist es fth* die Erhaltung der
Malerei selbst. Man darf dabei nicht vergessen, dass das Hauptbindemittel der
Oelmalerei das Oel und auch die Firnisse organische Substanzen sind, deren zeit-
licher Untergang nicht aufzuhalten ist. Das Oel macht bei seinem Trocknungs-
prozess, wie Pettenkofer in seinem bekannten Buche „lieber Oelfarbe und Gon-
servierung der Q^mälde-Galerien^ (Braunschweig 1870) nachweist, verschiedene
Stadien durch. Es nimmt anfänglich Sauerstoff aus der Luft auf. „Der Sauerstoff
der Luft scheint zunächst die nicht trocknenden Fette, welche die trocknenden
Ode neben Linolöin enthalten (Palmitin, Myristin Eiain), in flüchtige Sauerstoff-
verbindungen zu verwandeln. Aber auch das getrocknete Linolein bleibt nicht
unverändert. Dieses ist im frischen Zustande, so wie es (im Leinöl) beim Trocknen
entsteht, eine elastische, kautschukähnliche Substanz, wenn man ihm auch durch
Aether und ätherische Oele alle übrigen nicht trocknenden Fette entzieht; aber all-
mählich wird es an der Luft spröde und hart, und in diesem Zustande verlieren
seine Teile, seine Moleküle leicht ihren physikalischen (molekularen) Zusammen-
hang (loc. cit. p. 10). Durch nichts verliert das an der Luft verändei^te und er-
härtete Oel seinen molekularen Zusammenhang schneller als durch öfteres Nass-
und Trockenwerden, am schnellsten also im Freien. ,Aber auch in geschlossenen
Räumen, in Sälen und Zimmern gehen die Oelgemälde aus denselben Ursachen
zu Grunde, wie Oelanstriche im Freien. Die Zeit, in welcher beide zu Grunde
gehen, hängt nicht von qualitativen sondern nur von quantitativen Unterschieden
ab. Der Untergang der Oelgemälde ist daher nur eine Frage der Zeit, wenn nichts
geschieht oder geschehen kann, diese Einflüsse der Atmosphäre zu beseitigen oder
sie unschädlich zu machen^ (p. 11).
Diese wenig tröstlichen That Sachen, die der berühmte Gelehrte in den obigen
Sätzen ausspricht, muss man sich vergegenwärtigen, um manches zu verstehep,
was an alten Bildern uns auffällt. An anderer Stelle (p. 7) sagt nämlich Petten-
kofer: „Die getrocknete Oelfarbe (d. h. das Gemenge von Farbenpulver nebst Oelen)
und deren Veränderungen siüd für den optischen Zustand des Kunstwerkes von
grösster Bedeutung. Man drückt es allgemein damit aus, dass man sagt, die Oel-
farben verändern sich mit der Zeit an der Luft, die einen mehr, die anderen weniger,
sie schlagen ein, sie dunkeln nach, sie springen und reissen u.s. w. Es ist selbst-
verständlich, dass man hier scharf auseinander halten muss, weiche Veränderungen
von den pulverformigen Farbstoffen, welche von den angewandten Bindemitteln
herrühren, und was durch chemische und was durch physikalische Veränderungen
bemerkt wird.*
Diese Bemerkungen Pettenkofers beziehen sich zumeist auf Oelgemälde, deren
Schichtungen mit Oelfarbe allein gefertigt sind, so dass der Genannte einmal (p. 11)
sagt: „Materiell betrachtet, aind Oelgemälde von Raphael, Tizian, Rubens und
anderen unsterblichen Meistern nichts anderes als mit Oelfarbe angestrichene Lein-
wand oder Holz, was jeder Tünchoi* auch thut" (!). Aber dem ist doch nicht so,
und in Bezug auf Erhaltung wäre es vielleicht besser, wenn der Künstler die ein-
fache Methode eines Tüncheranstriches befolgen könnte. Denn die Oelmalerei,
speziell der Renaissancezeit, hatte mit ihren vielfachen Schichten von Gipsuntergrund
auf Tafel oder Kreide, Leim- und Oelfarbengrund auf Leinen, der Imprimatur sowie
der darauffolgenden Untermalung und Uebermalungen ungleich kompliziertere Trqck-
nungsprozesse durchzumachen als eine einfache Tünchurig. Üeberdies liegen bei
der Tünc ung eventuell in mehreren Lagen stets die Schichten gleich dick über-
einander, während der Maler bald hier, bald dort dickere Lagen anbringt (impästiert),
mitunter mit ganz dünner Farbe darübergeht (lasiert), so dass auf der Büdfläche
stets ungleiche Mengen von Farbstoff und von Bindemittel ausgebi*eitet wird. Für
die Erhaltung ist dann noch massgebend, inwieweit der Untergrund gegen Feuchtig-
keit geschützt ist; oft ist es beobachtet worden, dass an Kirchen wänden, die nach
Norden gelegen waren, Bilder durch die Feuchtigkeit zerstört wurden, indem der
mit Leim bereitete Grund sich ablöste und damit die Oelmalerei zum Abbröckeln
brachte.
Merrifield bringt in ihren Interviews mit den hervorragendsten italienischen
II*
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XX
Bilderrestauratoren sehr interessante Aeusserungen derselben , über den Stand von
Gemälden des Paole Veronese, dass ,,an Bildern dieses Malers, die lange Jahre in
Kirchen hingen, duroh den Einfluss der Sonne alles Oel aufgetrocknet, war und die
Farbe äch duroh Wasser wUrde abwaschen lassen^^ (p. CXXXV). Sie hatten da-
durch den Anschein von Temperageraäiden (p. OXXXVII). Selbstverständlich kann
es sich hier nur um den auch von Pettenkofer erklärten Verlust des molekularen
Zusammenhanges des Oeles handehi, das dadurch eben nicht mehr Bindekraft besitzt.
Das Erbübel aller Oelgeqiälde ist eingestandenermassen das Oel. Und wenn
wir in der Renaissancezeit allei*orten immer diesem Bindemittel und den Methoden
der Oelmalerei begegnen, so beschleicht jeden Kunstfreund ein Gefühl des Bedauerns,
dass so yiele Meisterwerke durch dieses Bindemittel zu gründe gehen mussten.
III. Weitere Ausnützung des geteilten Arbeitssystemes
(Untermalung und Uebermalung).
Hierher gehört: 1. die ausgiebige Verwendung der farbigen Grundierung
als koloristisches Moment, wovon schon oben gesprochen wurde; 2. die absicht-
lich andersfarbige Untermalung der zu lasierenden Stellen (Gewänder), die
teUweise schon in früheren Epochen (Gennini) bekannt war; 3. die Grau in Grau
Modellierung der Fleischpartien und anderer Teile (Architektur, Gewänder) zum
Zweck der Erleichterung der Arbeit. Oft werden alle drei Momente vereinigt an-
gewendet, um die Farben- und Formenwirkung leichter zur Geltung bringen zu
können.
ad 1 (Verwendung der farbigen Grundierung der Leinwanden) kann noch
hinzugefügt werden, dass diejenigen Färbungen sich hiezu am besten eignen, die
mit der Farbe des Untergrundes in dünneren Lagen zu Grau resp. zur kalten
Parbenskala hinneigen. Der Vorgang ist hier rein optischer Natur und auf der
Kontrastwirkung von „Kalt und Warm" basiert. Auf einem entschieden warmen
Farbengrund wird jeder graue oder kalte Farbenton um so kälter wirken, wenn
der Grund rot oder gelb (resp. braun) ist; im ersteren Fa]le nimmt der hellere
Deckfarbenton eine grünliche Nuance an, weil die Kontrast- oder Komplementärfafbe
Yon Rot grün ist; im zweiten Falle wird die Kontrastfarbe von Gelb-Blau den Deck-
farbenton nach der kalten Farbenskala hin verändern. Gleichzeitig wirken hier
noch die Helligkeitskontraste mit.
Von diesen Kontrastwirkungen wurde ausgiebig Gebrauch gemacht. Die anfangs
nur massig dunklen, meist in der Stärke eines mittleren Fleischtones gehaltenen
rötlichen Grundierungen (s. Vasari p. 27, Armenini p. 56) wurden später immer
mehr verdunkelt, oftmals bis ins dunkelrot (Bolusgrund) gesteigert.
Schon Tintoretto und Bassano, nach ihnen die Oarraccische Schule
und deren Nachfolger, sowie Oaravaggio (ebenso die Spanier) benutzten solche
Leinwandgrundierungen, um für die Modellierung der Kamation möglichst starke
Gegensätze zu haben. Unter den Spaniern liebt es Velasquez vornehmlich auf
braungrauer Ginindierung zu malen, wobei er durch ein sicheres umsetzen (a&a
prima) schon die Modellierung des Fleisches möglichst vollendet und bei Gewändern
den Untergrundton als Schatten benützt, eventuell mit den Lokalton des Gewandes
übergebt.
Der entscheidende Einfluss aller solcher dunkler Gnmdfärbungen auf die (Ge-
samt erscheinung und das Kolorit kann nicht unterschätzt werden, wenn man be-
denkt, dass an allen nicht absichtlich mit dickerer Farbe „impastierten'' Stellen
die Grundfarbe alle dünneren Oberschichten mehr oder weniger in ihrer Farbigkeit
alterieren muss. Dabei kommt die sog. „blauende^' Wirkung der halbdeckenden,
d. h. mit Weiss gebrochenen Töne nach den schon von Lionardo gekannten Ge-
setzen der „trüben Medien^' zur Geltung. Im vollen Licht wirken die als Lokal-
farben geltenden dickeren Farbschicbten imbeeinflusst von dem farbigeu Grunde,
umsomehr aber werden in den feineren Uebergängen zur Schattenpartie und bei
dieser selbst, durch den dünneren Farbenauftrag bedingt, sich alle Abstufungen
leichter herstellen lassen. Man könnte sagen, die ganze „Haltung^' und die har-
monische „Stimmung'' hängt mit diesem System zusammen, insbesondere auch die
leichtere Bewältigung der Lichtwirkung. Allen Porträtisten des XVI. und XVII. Jhs.,
vornehmlich den niederländischen, hat es als erster Grundsatz gegolten, das Haupt-
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liobt auf den Kopf des Dargestellten zu konzentrieren; sie »yStimmt-en'^ demgeraäse
die ganze Umgebung derart ab, dass auch der hinter Säulen und Draperien gemalte
Himmel dunkler wirkte als das Lioht der beleuchteten Figur, eine Erscheinung, die
in der Natur (ausser, bei Oevitterstimroungen) kaum vorkommen kann; auf der
dunkel gefärbten Leinwand liess sich der gewollte Effekt aber mit grosser Leichtig-
keit herstellen. Beispiele hiefUr sind so zahlreich, dass es unnötig ist, spezielle
Bilder anzuführen.
ad 2. (Untermalung der zu lasierenden Stellen.) In der besprochenen Art
der Malerei ist die optische Wirkung der Deckfarben oder der halbdeckenden Pig-
mente Hauptmoment. Um die koloristischen Eigenschaften der Lasurfarben, d. h.
solcher die keinen oder nur geringen Körper haben, auszunützen, sehen wir bei den
Meistern der Renaissance oft die Farben der Untermalung mit allem Vorbedacht
ausgewählt. Um ein grünes Qewand zu malen, wurde dasselbe mit hellem gelben
Pigment untermalt, unter der bestimmten Annahme, dass die gelbe helle Model-
lierung durch die später aufgetragene Lasur des Orün hindurchschimmert; oft wird
noch im nassen Zustand ein Teil des Orthi wieder leicht abgewischt, so dass die
durchsichtige Farbe nur in den Tiefen des Impasto stehen bleibt (auf Tizians
Zigeuner-Madonna der Umschlag des Kleides; auf Bildern des Veronese, Bassano,
Tintoretto). Schon Armenini (s. p. 57) macht darauf aufmerksam, dass es den
besseren Malern unsympathisch war, Qewänder im gleichen Farbencharakter zu
untermalen und dann auch zu lasieren, weil die naturwahre Wirkung eines solchen
Oewandes zu wünschen übrig liess. Unter blaue Lasur legten sie vielfach ein
graues Pigment, unter feuriges Rot ein kaltes oder orangenfarbiges u. s. w. Braun
als Unterlage für blaue Gewänder, die im Schatten dadurch weich erscheinen, sieht
man bei den Italienern sehr oft. Ludwig (Ueber die Grundsätze der Oelmalerei
und das Verfahren der klassischen Meister, p. 63) erwähnt sogar: Grellgrüne Unter-
malung hellroter Gewänder, Grellrot für hellgrüne, dann Rosenrot für hellblaue
Farben, gibt aber keine speziellen Beispiele hiefür an. Die Hauptsache bleibt hier
stets der Wechsel von kalter Untermalungsfarbe und warmer Lasurfarbe oder um-
gekehrt, der warmen Untermalung und kalter Lasurfarbe. Um ein warmes Violett
zu erzielen, erscheint ein kälteres Blaupigment mit gelblichen Lichtern zur Unter-
malung geeigneter, um mit einem (aus Lasurblau und Laokrot) gemischten durch-
sichtigen Violett übergangen zu werden; ein kaltes Violett erfordert wieder blau-
graue Lichter für die Untermalung. Dabei bleibt es dem feineren Geschmack des
Künstlers unbenommen, durch geeignete Tonvariation der Schatten und Reflexe
grosse Abwechselung und Reichtum des Farbenspieles hervorzubringen, wie es eben
die Natur selbst als VorbUd zeigt. Zweifellos führte ein schematisches Vorgehen
der geschildert-en Art zur Schablone und wurde von den Nachahmern der grossen
Maler mehr geschätzt als von diesen selbst. Mit dem Auftrag der Lasurfarbe auf
die Untermalung musste nicht notwQ^dig die gewünschte Vollendung verbunden
sein; im Gegenteile war vielfach die Lasurschichte nur das Mittel, um wieder
weichere Töne aufzusetzen, diese mit dem schon Vorhandenen in Einklang zu
bringen und Form- und Farbenwirkung zu steigern. Armenini (s. p. 59) schildert
diesen Vorgang bei der Vollendungsarbeit in dieser Weise und erwähnt, dass die
letzten Schichtungen immer sehr dünn und mit besonderer Rücksicht auf die Ver-
vollkommnung des Ganzen zu geschehen haben. Es wurden eben wie in der Kar-
nation auch bei den .Nebensachen die gleichen Wege eingehalten.
ad 3. Die Unterscheidung von Untermalung und Uebermalung resp. von
Deckfarben und Lasurfarben, denen gesonderte optische Aufgaben zugewiesen er-
scheinen, entsprang vor allem aus der Notwendigkeit der vereinfachten Manipulation.
Man trachtete zunächst mit Hilfe der Deckfarben einen in allen Teilen ausgearbeiteten
Gesamtentwurf herzustellen, welcher dann in der weiteren Arbeit«folge mit Hilfe
der Uebermalungen und Ijasuren, zur vollendeten Farben Wirkung auszugestalten
war. Bei der Untermalung war das Hauptaugenmerk also mehr auf Zeichnung
und Modellierung der Form als auf die Farbe zu richten; man mag sogar absicht-
lich die Farbe vernachlässigt haben, um sich ausschliesslicher der Licht- und Formen-
komposition widmen zu können. Das führte sehr wahrscheinlich zur Grau in
Qrau-Untermalung, oder vielmehr zur Untermalung in halben Tönen.
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Am deuüiohsten läset sich diese Manier an Werken des Andrea del Sarto
erkennen, bei denen wir die Prinzipien der Lasurtechnik sowohl im Fleisch als auch
in den Gewandteilen angewendet finden. Viele andere Künstler des XVI. und
XVII. Jhs. mögen Qrau in Grau-Untermalung nur an einzehien Teilen oder imter
gewissen Umständen geübt haben. So ist an einem angefangenen kleinen Bilde in
der Galleria Doria su Rom (dem Oorreggio zugesohrieben) die in der Mitte befind-
liche männliche Figur Qrau in Grau untermalt, während zwei andere Figuren farbige
Untermalung zeigen. Die ganze Komposition (Allegorie) ist vorerst mit Rötel auf
die grau grundierte Lieinwand aufgepaust worden und das ganze Bild nicht einmal
bis zum Zustand einer ersten Anlage (abbozzo) hinausgediehen. Offenbar bezweckte
hier die Grauuntermalung der Mittelfigur eine vollkommene Veränderung von deren
SteUung.
Von einer Grau in Grau-Untermalung eines unvollendeten Bildes von Tizian
(Ehebrecherin vor Christus, Belvedere Gallerie zu Wien) war S. XVI die Rede.
Ob nun die Grau in Grau gemalten Bilder italienischer, deutscher und nieder-
ländischer Meister immer nur bezweckten, als Vorarbeit für (nicht ausgeführte)
Uebermalung mit eigentlichen Farben zu dienen, wie es von einzelnen Kunstkennern
igagenommen wird, möchte ich nach meinen Erfahrungen bezweifeln. Ganz gewiss
sind solche Dai'steUungen, wie sie an Aussenseiten der Altarflügel vielfach angebracht
wurden (Genter Altar der van Eyck, j^Steinfarbene** Figuren am Hellerschen Altar
des Dürer etc.), von vorneherein als NachbUdung von Steinfiguren gedacht gewesen,
oder aber sie sollten Basreliefs imitieren (Memmi, No. 986 Pinakothek zu München).
Oft sind aber solche „GrisaiUen^ zu dem Zwecke angefertigt worden, um als
Vorlage für einen Holzschnitt oder Kupferstich zu dienen (Porträt Friedrich des
Weisen von Sachsen, Kupferstich von Albrecht Dürer, dessen Grau in Grau- Vorloge
im Museum zu Antwerpen, No. 124, sich befindet; acht Bilder vom Triumphzug
Gäsars, Grisaillen nach Mantegna's Gemälden zu Mantua, als Vorbilder für die Holz-
schnitte des Andrea Andreani, v. J. 1599; Van Dyck's Porträtserie u a.) Die
figurenreiche Darstellung von römischen Kampfspielen des F. Francken d. Aelt.
(1544—1616) im Museum zu Antwerpen (No. 165) ist Grau in Grau auf bräunlicher
Imprimatur gemalt, kaum zu dem Zwecke weiterer farbiger Ausführung. Dagegen ist
aber eine Madonna mit Kind des Franzosen J. Fouqüet (1415 — 1485) im gleichen
Museum (No. 132) offenbar zu dem Zwecke weiterer Lasuren grau untermalt ge-
wesen; hier ist die Untermalung sehr hart modelliert ^ die im Hintergrund befind-
lichen Engelsfigur^n aber teUs Rot in Rot, teils Blau in Blau ausgeführt. Solche
Werke bilden aber entschieden die Ausnahme und für ein allgemeines Verfahren
von Grau-Untermalungen (mit Weiss und Schwarz) zu irgend einer Zeit der früheren
Kunstepochen können die Beweise schwer erbracht werden. Von Zeit zu Zeit taucht
jedoch in Künstlerkreisen immer wieder die Ansicht auf, dass die „alten Meister*'
sich der Grau in Grau-Untermalung bedient hätten, und dieser Uebung der Effekt
ihrer Bilder zuzuschreiben ist. Ernst Bötticher vertritt diese Ansicht in
einem Artikel der Lützow'schen Zeitschrift (Jahrg. XXIV. p. 714), indem er nicht
dem weissen Kreidegrund sondern der Grau in Grau-Untertuschung den Hauptanteil
an der „Durchleuchtung der Farben aus der Tiefe" zumisst.**)
Mehr Wahrscheinlichkeit hat die Annahme einer Untormalung in halben
Tönen, die für jeden einzelnen Fall (Fleisch, Gewänder, Hintergrund) besonders
ausgewählt und so verwendet wurde, dass mit dem weiteren Auftragen der Lasuren
oder „Ausmalungen" erst die volle Farbenwirkung sich ergibt. Bei dem System
der Zweiteilung der Arbeit ist dieser Vorgang wahrscheinlicher und in der Natur
der Sache gelegen, weU der Unterschied zwischen deckendem Farbenpigment und
durchsichtiger Lasur nur auf diesem Wege zu Gunsten der Farbenwirkung ausge-
nützt werden kann. Diese Ansicht ist in dem bekannten Buche von Heinr.
Ludwig (Ueber die Grundsätze der Oelmalerei und das Verfahren der klassischen
Meister, Leipzig 1876, IL Aufl. 1890) zur Grundlage genommen. Der Genannte
'^) Diese Ansicht hatte auch der Wiener Carl Rahl und seine Schule vertreten und
in deren Bildern in die Praxis umzusetzen versucht. Die in kurzer Zeit sich zeigenden
Nachteile des Gelb- und Schwafzwerdens bei derartigen Gemälden sind die Folge der zu
selir gehäuften Oelsehichten.
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geht dabei yon den optisohen Eigentümlichkeiten der Oelfarben, den Eigensohaften
der Liohtreflexion von Deckfarben und der Liohtabsorption der Lasurfarben nach
optisoh^phystologisohen Orundsätzen aus. In vielen Punkten ist in den obigen Aus-
fQhrungen den Ludwig'sohen Ansichten Rechnung getragen worden; nur in Bezug
einiger technischer Details kann ihnen nicht beigestimmt werden, weil Ludwig die
Teraperaimtermalung zur Zeit der Renaissance ganz leugnet und die Anwendung
Ton ausschliesslich mit Oelfarbe grundierten Leinen und Holztafeln anm'mmt.
Die Untermalung in halben Tönen, als Vorstufe für weitere Lasuren, wird
auch von Seite eines italienischen Künstlers Linzi (Treviso) in seiner „Erfindung
des Malsyatemes von Raffaelio-Tiziano-Qiorgione" ^•) verfochten. Wenn man sich
die Mühe nimmt, seine oft (vielfach auch durch schlechte Uebersetzung) imverständ-
hohe Aesthetik zu übergehen und nur den Extrakt der Abhandlung ins Auge zu
fassen, lässt sich Linzi's „Erfindung des Malsystems" dahin deuten, dass die ge-
nannten Meister mit nur ganz wenigen Farben, deren Haltbarkeit geprüft ist, unter-
malten; und zwar sollen es nur die folgenden gewesen sein: Weiss (Zinkweiss),
Schwefelarsen oder Kadmium, gebrannte Sienaerde, Zinnober und Kobalt. Wir
sehen also die bekannte* Reihe : Gelb, Rot und Blau, aus welchen alle Töne sich
mischen lassen, nc^bst Weiss und Dunkelbraun, für das Licht einerseits und das
Dunkel andererseits. Gegen die Aufstellung der obigen Pigmente müssen wir jedoch
Einwände erheben, insoferne als in allen alten Anweisungen nur Bleiweiss genannt
ist, Zinkweiss aber ebenso wie Kadmium damals unbekannt waren. Sohwefelarsen
(Auripigment) war aber wegen seiner schlechten Mischbarkeit mit anderen Farben
wenig in Anwendung, dagegen aber Neapelgelb und Massicot (Giallolino di Fomace,
e di Fiandra). Nach Lanzi bestand die Grundierung der licinwand in einem mög-
lichst dünnen Ueberzug von Vergoldergipa mit Hausenblase, dem man auch etwas
gereinigten röten Bolus hinzufügte. Die Imprimitur soll mit in Oel geriebenem
Rebenschwarz gegeben worden sein. Als Farbenanreibemittel diente rohes, ge-
reinigtes Nussöl oder Mohnöl. Mit Weiss, Siena und Kobalt, so nimmt Linzi an,
wurde das Fleisch untermalt, mitunter auch mit etwas Zinnober vermischt, „um
mehr Leuchtkraft zu erzielen, dann zur Schattierung fügten sie einen ganz feinen
Ueberstrich von Laok.'^ Ueber die technische Ausführung der Tizian'schen Assunta
lassen wir Linzi's System im Wortlaut hier folgen, ohne aber in allen Punkten mit
ihm übereinzustimmen:
„So skizzierte Tizian in seiner Assunta, nach dem Anwurf von Gips und
Leim und Legung der schwarzen (?) Grundfarbe, mit wenigen aber meisterhaften
und mit hellen farbenreichen Strichen das Relief der verschiedenen Figuren. Ich
sage, dass im oberen Teile die Dicke in gewissen Punkten gut 2 cm ^^) ausmacht.
Er fuhr mit dem gewöhnlichen System fort, d. h. mit der Mischung der (genannten)
Farben, dann die gewöhnUchen Velatüren imd leicht>en Halbschatten, und zuletzt
die Lasur mit Asphalt.
„Der rote Mantel der Assunta und jener des h. Johannes zur Linken des
Gtomäldes sind mit Weiss, Siena und Kobalt aufgetragen, hierauf die Lasur mit Lack.
„Das rote Gewand des Apostels zur Rechten ist mit Weiss, Siena, Kobalt
und Zinnober aufgetragen, hierauf die Lacklasur.
„Die grünen Gewänder der beiden Apostel, einer zur Rechten, der andere
zur Linken sind aufgetragen mittels Kadmium (?), Siena, Kobalt, hellem rötlichem
Gelb, hierauf die Uebermalung mit Immergrün (Verde eterno i. e. Kupfergrün,
Grünspan).
„Der Mantel der Madonna ist aufgetragen mit hellem rötlichen Gtolb, hierauf
Uebermalung mit Kobalt und Siena.
„Die Gewänder der anderen Apostel sind aufgetragen mit Weiss, Siena, Kad-
mium und Kobalt inbegriffen die weissen Gewänder (?).
„Der Heiligenschein, welcher die Assunta umgibt, ist durch Weiss, Siena,
Kadmium und Kobalt, hierauf die Uebermalung mit Weiss, Siena, Kobalt hergestellt.
<*) S. Protokoll des Kongresses für Maltechnik, München 1893 p. 104 u. ff.
'^ Sollte Linzi sich hierin nicht getäuscht haben und die als Untergrund dienende
Schichte von Gips und Leim mit Farbe identifizieren? *
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XXIV
,yDer Himmel unten hat die gleiohe Zubereitung wie der blaue Mantel der
Madonna/^
In ähnlicher Weise stellt sich Linzi auoh die Malweise des Qiorgione und
anderer yor, die nur die einfachen Mischungen von Siena, Kobalt^ Weiss, eventuell
noch Zinnober und Kadmium zu Untermalungen etc. benützt hatten. Fürwahr ein
recht einfaches Rezept, dem nur das eine fehlt, wirklich bewiesen zu seinl In dem
einen Punkte jedoch ist Linzi beizupflichten, dass die alten Meister der yenetianisohen
Schule bestrebt waren, durch Mischung weniger Farben eine entsprechende Unter-
lage für die Lasur herzustellen.
Neben dieser „Erfindung des Malsystems Baffaello-Tiziano-Oiorgione" ist hier
noch eine „Wiederentdeckung'' zu erwähnen, die i. J. 1846 durch Wilhelm .
Krause erfolgte.^^ Sie besteht darin, dass die alt^n Meister ausschliesslich mit
Deckfarben untermalten und ausschliesslich mit Lasurfarben übermalten, wodurch
der „Emaillecharakter'' der alten Bilder zu erklären sei. Ueberdies bestehe der
Unterschied zwischen der modernen Technik darin, dass die Alten niemals auf
weissem Grund, sondern auf grau getonter Unterlage gemalt hätten. „Man begann
das Bild auf dunklem Grunde mit den Deckfarben u. z. nur mit diesen und malte
es mit indifferenten Tönen möglichst fertig, dunkler oder heller^ je nach dem be-
absichtigten Effekt. Der dunkle Grund schon erheischt es, dass diese Untermalung,
wenn wir sie so nennen dürfen, in ihrem Auftrage sehr derb und postos sei, nicht
nach Art der Neuern, bei deren Methode oft die Deckfarben unmittelbar auf der
weissen Leinwand als Lasuren gebraucht werden, was bei dünner Pinselführung
sehr leicht und natürlich ist. Der dicke Auftrag hat auch noch den Vort^, dass
die Wirkung des Grundes, die mit der Zeit immer in gewissem Grade eintritt, weit
schwerer heryordringen kann . ; . . Es hängt nun yon den Einflüssen der Luft und
Wärme ab, wie lange die Untermalung zum yöUigen Trocknen braucht. Hatte man
das Trocknen gehörig abgewartet, so begann man die Uebermalung und zwar einzig
mit Lasurfarben und hütete sich, irgend noch einmal ^mit Decktönen dazwischen zu
kommen, wie sonst die Neueren nach Belieben zu thun pflegen."
„Man besitzt bekanntlich die den pastosen Farben entsprechenden Töne eben-
falls in Lasurfarben. Mit diesen in ihren Abstufungen operierte man nach Bedürfnis
in allen Partien des Bildes, wobei natürUch am meisten die gewählte Stimmung
der Beleuchtung im Auge behalten werden muss. War diese erste Uebermalung
trocken, was man nach Verhältnis mit Trockenfirnis beschleunigte, so nahm man
eine zweite Uebermalung yor, dann eine dritte u. s. w., bis das Bild die nötige Tiefe
hatte und gesättigter als der Rahmen erschien, sollten auoh acht und mehr Lasuren
dazu nötig 6ein. Die Alten haben in diesem Punkte zuweilen übertrieben, indem
sie noch über die Natur hinaus gingen. Die Lasuren, in dieser Art aufgetragen,
gaben dem BUde nicht nur seinen wunderbaren Schmelz, sondern erzeugten auch
durch die Natur und Einheit ihres farblichen Elements die so imentbehrliche Atmo-
sphäre (?). Dass die Fähigkeit einer harmonischen und passenden Farbengebung
zur Vollendung yorausgesetzt wird, yersteht sich yon selbst, wie sich auoh der
grössere und geringere Zauber des Kolorits nach Fähigkeit, die Lasuren selbst zu
behandeln, richten wird. Ja, diese Lasuren sind sogar ein yortrefflicher Schutz eines
Gemäldes, indem sie gleichsam eine yier-, sechs- bis achtfache Firnisdecke bilden
und überdies deswegen der Zeit grösseren Widerstand zu leisten yermögen, weil
bei. der Art ihres Auftrages diB Atome des Farbstoffes iü Kohärenz bleiben."
Diese letztere Bemerkung ist nur yerständlich, wenn das gleichartige Binde-
mittel der Lasurfarben untereinander gemeint wird. Leider gibt aber Krause
gar nicht an, was für Bindemittel bei der „wiederentdeckten" Technik der alten
Meister sowohl zur Untermalung mit Deckfarben als auch zur Uebermalung benützt
wird. Vermutlich nimmt er Oelfarbe stillschweigend an und bemerkt an einer Stelle:
„Ob die Alten sich bei dieser Untermalung zur Erlangung einer grösseren Reinheit
*•) Die Malerteohnik der Meister des XV. bis XVIII. Jhs., wieder entdeckt von Prof.
Wilhelm Krause in Berlin. Nach dessen Mitteilung z. erstenmal dargestellt von L. B.
Nebst einem Anhange: Ein Gans durch das Berliner königl. Museum zur besonderen Be-
achtung fUr Besitzer alter Gemälde. Berlin 1846.
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XXV
eines Zusatzes von Terpentin bedienten, ist nicht bestimmt zu behaupteu; doch
dürfte es viele Wahrscheinlichkeit für sich haben/^
Während Ludwig, BÖtticher, Linzi und auch Krause die altmeisterlichen Mal-
weisen nach den optischen Wirkungen der Farben in physiologischem Sinne zu
erklSren suchen, ist eine ganze Reihe anderer Kimstforscher, Maler und.Malteoh-
niker geneigt, den angewendeten Bindemitteln eine führende Rollo zuzumessen.
Merimöe, BasÜake, Merrifield glaubten in der Beigabe des Firnisses ^') zur Oelforbe
das Rätsel gelöst zu haben und bis zu einem gewissen Qtade mögen die Genannten
das Richtige getroffen haben. Meiner Meinung nach muss aber nicht in der Hand-
habung Ton Atelierrezepten (die nach vielfacher Ansicht wieder verloren gingen)
sondern in dem zielbewussten Vorgehen bei Ausnutzung aller zur Verfügung
stehenden Mittel, sowohl optischer-ästhetischer als auch handwerklicher Natur die
Hauptursache der hohen Blüte der Kunst von damals gesehen werden. Die richtige
Verwendung aller der oben genannten Hilfsmittel am rechten Orte und in richtigem
Masse war das „Um und Auf ^ der Maler, aber keine einzelnen Rezepte und seien
diese noch so vortrefflich. Ja, gerade die unumschränkte Herrschaft über alle
Zweige künstlerischer Ausdruckdmittel, die Kenntnis der Anatomie, Perspektive im
Verein mit einem hochgebildeten Schönheitsgefühl für Form und Linie, Ldoht und
Farbe, für Raumausfüllung und alles, was wir heute unter „Bildwirkung*^ verstehen,
gestattete den Meistern der Renaissance die Kunst auf die Höhe zu bringen, die
anerkanntermassen nur von wenigen Späteren wieder erreicht wurde.
»•) S. m. Beitr. III p.
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Technik der Niederländer des XVII. Jahrhunderts,
insbesondere der Rubens2seit.
I. Allgemeine Charakteristik.
Mächtig waren die Wogen des italiidnischen Einflusses naoh allen Seiten des
europäischen Kontinents hingedrungen, überall mit gleicher Kraft die neuen Lehren
von Kunst und Schönheit tragend. Wie drei Leuchttürme aus dem Meere, weit
hinaus sichtbar, ragen die Kunstgrössen des XYI. Jhs., Raphael, Michelangelo und
Tizian heraus. Italien, voran das Emporion der Kunst, Rom, wurde zum Ziele der
künstlerischen Pilgerfahrten von Westen, Nord und Osten. Der allbesiegenden
Macht der neuen Kunst konnte sich niemand mehr entschlagen und so sehen wir
die Künstler von überall hinziehen nach dem sonnigen Süden, um an der Quelle der
künstlerischen Ideale zu schöpfen.
Mit dem Einfluss der Kunsttheorien, den optischen Studian von Licht- und
Schattenwirkung, der besseren Kenntnis von Anatomie und Perspektive musste auch
die technische Seite der Malerei, wie sie in den italienischen Schulen zu Rom,
Bologna, Florenz und Venedig geübt wurde, auf den lernbegierigen Fremdling Ein-
wirkung haben; denn aus der Theorie hatte die Technik sich folgerichtig her-
ausgebUdet.
Wie gross dieser Einfluss auf die einzelnen nach Italien pilgernden Nordländer,
Franzosen, Spanier etc. gewesen, wird jeder in der Kunstgeschichte Kundige be-
messen können. Hier darauf einzugehen, würde zu weit führen. Neben den
„Stilisten^' und „Koloristen'' hatten durch fortgesetztes Naturstudium die „Natura-
listen'^ als besondere Richtung grossen Anhang gefunden, und unterstützt von de^
gesunden Naturbeobachtung, dem Blick für die Schönheiten der alltäglichen Um-
gebung waren es gerade die Niederländer, die das in Italien Gelernte zu neuen
Werten umzusehaffen berufen waren. Das Problem der Schönheit in
Form und Farbe, von den Italienern gepflegt und in allen
Varianten der „grossen Kunst'' geübt, findet seine Parallele in
dem Problem der Beherrschung von Licht und Schatten in der
„Kleinkunst'^ der niederländischen Meister.
Dieser Satz erfordert eine nähere Erklärung: Man nimmt heute allgemein an,
dass die Entwicklung künstlerischer Eigenart bei den einzelnen Völkern nicht zum
geringsten von der Oertlichkeit, d. h. von der Umgebung, den Gewohnheiten und
den Kulturzuständen des betreffenden Landes abhängig ist. Die italienischen Künstler
sind demnach durch die Pracht der südlichen Landschaft, durch ihren stets blauen
Himmel und die Klarheit der Farben dazu gelangt, ähnliche Stimmungen auch in
ihre Bilder hineinzutragen. Das Hauptlebc^n spielt sich unter freiem Himmel ab,
und deshalb ist in ihren Werken stets der Charakter des freien Lichtproblems zu
bemerken. Als Vorbilder der Form diente den Künstlern der Renaissance die Un-
menge der klassischen statuarischen Bildwerke, unterstützt von dem sprichwörtlich
gewordenen „schönen" Menschenschlag der Campagnolen, die in ihren Bewegungen
stets einen gewissen angeborenen Adel zur Schau tragen. Auch die Florentiner
und Venezianer hatten in ihrer nächsten Umgebung Gelegenheit genug, sich „schöne
Modelle'^ auszuwählen.
Anders lag das Verhältnis im Norden. Dort konzentrierte sich, durch die
klimatischen Verhältnisse t>edingt, das Leben, mehi* in den Innenraum, in das Rat-
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haus, die Trinkstuben und Privatgemächer. Die langen Winter mit den vielen
Nebelt^en gestatteten kein allgemeines Verweilen im Freien, auf Märkten und
Plätzen. Die ^^Motire" der künstlerisohen Darstellung sind Memnaoh auf den Innen-
raum angewiesen, und abgesehen von Marktszenen finden wir hauptsächlich Stim-
mungen wie sie durch die Beleuchtung vom Fenster aus sich bieten.
Weder die freie Natur mit ihrer flachen Landschaft noch der flämische Men-
schenschlag bot den Künstlern Gelegenheit, „schöne*' Vorbilder für Darstellungetj
aus der Legende oder Mythologie zu finden. Dafür aber mochte die ausgeprägte
Physiognomik der Köpfe des Fischervolkes und der reichen Kaufmannswelt dem
forschenden Künstlerauge reichlichen Ersatz gebracht haben. Der nordische (nieder-
deutsche, schwäbische oder holländische) Künstler war aber unter allen Umständen
genötigt, seine Studien im geschlossenen Raum zu machen und suchte nun, in Riesen
Verhältnissen aufgewachsen, stets nach neuen Beleuchtungseffekten, sei es nun beim
Porträt, bei den der näheren Umgebung entnommenen Motiven des Interieurs, oder
den hiebei sehr naheliegenden Stilleben. Licht und Schatten werden jetzt die
herrschenden Komponenten für die Bildwirkung, weil beide ja als die Folge der
Beleuchtung selbst erscheinen. Der hier folgende Ueberbliok wird das Gesagte noch
deutlicher veranschaulichen, denn die Aenderung des Beleuchtungs-
problemes ist einer der wichtigsten Faktoren bei Beurteilung der geschicht-
lichen Elntwicklung der Technik, weil neue Probleme auch neue Ausdrucksmittel
zur Folge haben mussten.
Bei den Kölner Meistern des XV. Jhs., den frühen Niederländern (Van Eyck,
Boger, Memling inbegriffen) ist eine einheitliche Beleuchtung sowohl des Hinter-
gprundes als auch der anderen Partien (Vorderplan, Mittelplan) angenommen. Die
Helligkeiten bleiben sich gleich, die Figuren im Innenraum sind vom selben Lichte
beleuchtet wie die aussen befindlichen, die Luftperspektive wird nur durch Ab-
schwächung der Farben gebildet, Linienperspektive durch starke Verkleinerung
markiert. Durch die Einheitlichkeit des Lichtes gewinnt das Ganze eine grosse
weiche Schönfarbigkeit, die noch gesteigert wird durch das Vorherrschen des
Lokaltones bei jedem einzelnen Gegenstand; die Schatten fallen hier zumeist direkt
hinter den gemalten Gegenstand, Figur, Architektur u. s. w., wodurch im allgemeinen
die Silhouette zur Wirkung kommen muss. Auf diese SUhouetten Wirkung war
die ältere Kölner Schule noch durch das Festhalten an den Goldgründen direkt
angewiesen. Mit dem Aufgeben des Goldgrundes und der Aufnahme der Landschaft
oder der perspektivischen Architektur als Hintergrund wird vorerst das Prinzip der
Silhouette, oder um es anders auszudrücken, des feinen Umrisses nicht geändert.
Die Figuren stehen, auch wenn sie Gruppen bilden, einzeln im Räum. Geschlossene
Licht- und Schattenmassen fehlen, weU durch das meist von vorne eintretende
Häuptliclit die Schlagschatten nach rückwärts fallen and von den Selbstschatten
(Halbschatten resp. Uebergänge zum Kernschatten) auf der Büdfläche sehr wenig
sichtbar ist. Um trotzdem Ruhe in die Komposition zu bringen, wird der Mangel des
geschlossenen Lichtes und Schattens durch Aehnlichkeit der Färbung ersetzt, d. h.
Figuren gleichen Standpunktes erhalten Gewänder gleichen Tones (Valeurs nach
beutiger Ausdrucksweise). Einheitlichkeit der Beleuchtung ist selbstverständlich
im Bilde durchgeführt. Dabei ist es gleich, ob das Licht etwa von Rechts oder
von Links einfällt. So ist z. B. das ganze Genter Altarwerk von Rechts be-
leuchtet, während viele Porträts des Jan van Eyck das Licht von Links einfallend
zeigen. Stets aber befindet sich der Maler zwischen der Licht-
quelle und dem zu malenden Objekt; demzufolge sieht er sein Objekt
auch von vorne beleuchtet, und je nach dem angenommenen Standpunkt die be-
ginnenden Schatten rechts oder links liegen. Man nehme zum besseren Verständnis
eine glatte Kugel, beleuchte sie von vorne und stelle sich zwischen die Lichtquelle
und die Kugel. Das höchste Licht ist dann in der Mitte, je nach dem Standpunkt
etwas mehr rechts oder links oberhalb der Mitte, die Abschattierung erfolgt nach
der Seite hin. Denkt man sich an Stelle der Kugel einen menschlichen Kopf, so
erfolgt auch hier die Abschattierung nach den Seiten hin, d. h. der Kopf modelliert
sich nach den Konturen, Selbstschatten und Schlagschatten fallen nach rück-
wärts; das Gleiche findet bei allen Gegenständen, Gewändeirn u. s. w. statt. Um
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bei dieser Art der Beleuohtung doch plastische Wirkung zu erzielen, muss der
Maler die feineren Uebergänge (Höhen und Tiefen) stärker markieren und aus diesem
Qnmde erscheint in älteren Bildern bei Qewandmotiven und dergl. duroh solohe
yyUebermodellierung'^ eine gewisse Härte.
Das Liobt ist aber ausser von vorne auch noch in geringem Winkel einfallend
gedacht, so dass bei Porträts die Schatten unter dem oberen Bande der Augen-
höhle, unter der Nase und dem Kinn aich sehr schwach markieren.
Das gleiche Beleuchtungaprinzip ist auch in den ält-eren italienischen Schulen
des XV. Jhs. sowohl bei den Venezianern {Gima, Bellini d. Aelt.), den Umbriern
(Perugino, in den Jugend werken Baffaels), als auch bei den Florentinern (Oozzoli,
Botticelli) allgemein; nur ist bei den Italienern im Vergleich zu den nordischen
Künstlern ein Unterdrücken der kleineren Details und dadurch eine grössere kolori-
stische Einfachheit zu konstatieren.
Mit dem Einfluss des Mailänder Beformators, Lionardo da Vinci, beginnt nun
allmählich ein Umschwung; das Beleuchtungsproblem fängt an aus dem St-adium
der Schönfarbigkeit und der Silhouette herauszutreten; aus dem allgemeinen Licht
wird ein konzentriertes Licht, die Schattenmassen werden geschlossener, der gemalte
Vorwurf wird zum Mittelpunkt, die Nebensachen werden unterdrückt und selbst
dem Hinmiel muss zu gunsten der einheitlichen Massen Wirkung dunklere Tönung
gegeben werden. Während früher die weiche Liöhterscheinung des Firmamentes
die Figuren in dunkler Silhouette erscheinen liess, wird jetzt auf die Figuren das
Hauptlicht im Bilde konzentriert, der Himmel aber oftmals mit Qewölk gedeckt
oder in die Stimmung eines späten Sommerabends getaucht, so dass die Figuren
in ihren warmen Tönen wie von künstlichem Feuerschein erleuchtet erscheinen
(Tizian und die Venezianer). Das Hauptlicht im Bilde gebührt dann auch dem am
meisten zur Geltung bringenden (Gegenstände und dieser Wirkimg zuliebe wird Alles,
selbst die Naturwahrheit geopfert. Beim Porträt und anderen figuralischen Dar-
stellungen sieht man vielfach den dunkel gefärbten, getonten oder diu*ch Draperie
verhängten Hintergrund mit dem ausgesprochenen Zwecke angebracht, die Licht-
wirkung des Fleisches zu steigern; denn Licht Wirkung und volle Rundung
des dargestellten Gegenstandes sind jetzt die leitenden Prinzipien geworden. Die
Lichtwirkung wurde dui^h Eindämmung der Lichtpartien und Ausbreitung der
Schattenmassen erstrebt und die Rundung durch Veränderung des Standpunktes
erreicht, d. h. der Maler stellte sich nicht mehr in dieselbe Linie
zwischen Lichtquelle und Objekt sondern etwas zur Seite, so dass
er grössere Partien des Selbstschattens, mitunter auch den Schlagschatten sehen
und auf der Bildfläche nachbUden konnte.
Bei grösseren figurenreichen Kompositionen musste das gleiche Prinzip ein-
gehalten werden, die Gruppierungen wurden zu Licht- und Schattenmassen zu-
sammengeschlossen, wobei man zu allerlei Hilfsmittel zu greifen genötigt war; so
war es beliebt > Teile des Vordergrundes durch die Annahme eines vorne befind-
lichen Gebäudes in Schatten zu legen, oder die Sonne durch einen Wolkenriss auf
einen bestimmten Gegenstand leucht-en zu lassen u. s. w. Nachdem die eine Schule
mehr auf die strenge zeichnerische Lösung der gestellten Aufgabe, die anderen
aber auf die reine malerische Ausgestaltung der Farbenkomposition lo^ssteuerten,
bildeten sich die Richtungen der „Stilisten'' und „Koloristen'' ; diese Benennungen
wurden zu Schlagworten der Kritik, wie wir heute deren auch eine ganze Reihe
haben.
Wie schon oben hervorgehoben worden ist, war es den „Naturalisten'* vor-
behaltet, durch intimeres Studium ihrer nächsten Umgebung der durch fortgesetztes
Wiederholen desselben Schemas in VerfaU geratenen italienisohen Kunst neue Kräfte
zuzuführen. Oaravaggio (1569— 160i9) gebührt das Verdienst einer Richtung zuerst
zum Siege verhelfen zu haben, die dann in Spanien durch Ribera, Velasquez,
Murillo und noch mehr in den Niederlanden die Kunst auf die höchste Stufe führte.
Der niederländischen resp. flämischen Malerei blieb es vorbehalten mit allen Kon-
sequenzen das Problem zu lösen, die einfachsten, unbedeutendsten Dinge
in bildmässige Form zu bringen und zu zeigen, dass durch das Nachahmen
eines Gegenstandes in Licht, Form und Farbe allein ein hoher Grad der Kunst-
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XXTX
thätigkeit erlangt werden kann. Das schon in Italien angestrebte Ziel, die Natur
als Lehrerin zu betrachten, wurde jetzt in der That erreicht. Da gab es kein
Rezept oder Schema mehr für die Komposition, sondern nui mehr das Vorbild in
Natürlichkeit der Dinge. Mit grösster Feinheit ging man den Problemen der
Beleuohtungseffekte nach, welche bis dahin wenig Beachtung erfahren hatten
und jetzt ein neuer Faktor des künstlerischen Vorwurfes wurdep. Man beleuchtete
das „Motiv'' von verschiedenen Seiten imd studierte die Effekte nach allen Rich-
tungen ; man ging um das Modell herum, bis die günstigste Situation der Beleuchtung
des Hintergrundes u. s. w. gefunden war. Auch das „GegenUcht" fand bisher
unbekannte Darstellung (Pieter de Hoogh). Bei dem Porträt und den Interieurs
hielt man sich ganz und gar an die Lichtquelle des Ateliers; der Maler stellte
sich hiebei parallel zur Lichtquelle, so dass er die kräftigen
Kernschatten sehen konnte, und je kleiner er die Lichtquelle wirken liess, desto
schärfer trat Licht und Schatten in Erscheinung. Wurde endlich die Lichtquelle
so sehr verschmälert, dass dieselbe nur als kleiner Streif oder nur in kleinem Um-
fange das Modell treffen konnte, so entstanden die Effekte, die wir an den Bildern
des de Maes, Rembrandt u. a. bewundern. Die Art der Konstruktion holländischer
Fenster mit den vielen leicht zu schliessenden kleinen Schaltern und Läden unterstützte
diese Beleuchtung und liess die gewünschten Lichteffekte sehr leicht ausführen. Bei
Rembrandt sehen wir die hierdurch entstehende „Konzentration des Lichtes'' zum
Prinzip seiner künstlerischen Ausdrucksweise gemacht und in der Beherrschung
von Licht und Schatten seinen Werken ein Gepräge aufgedrückt, wie bei keinem
vor ihm oder nach ihm. Um in der Lichtwirkung um so stärker seiner Intention
folgen zu können, unterdrückt er alle zu starken Farben und begnügt sich auf
seinen Bildern nur mit einer Abstufung ganz weniger, fast ineinander verschwimmen-
der Farbentöne. Dabei tritt auch hier wie bei den übrigen hervorragenden Ge-
nossen die Virtuosität hervor, durch Benützung des schon gefärbten Grundes (gold-
gelbe, rote oder braune Imprimatur) Harmonie in den tiefsten Schatten und Klar-
heit im Helldunkel zu erzielen. Durch richtige Wahl der gefärbten Imprimatur
war es jedem Meister möglich von vorneherein eine gewisse Gesamtstimmung zu
erzielen, weil der farbige Grund durch die dünnen Schichten der Oelfarbe hindurch-
schimmert und alle Farbentöne gleichmässig beeinflusst.
Dabei scheint es mir wichtig darauf hinzuweisen, dass die von den Nieder-
ländern beliebten Holztafeln wie früher mit Kreide und Leim grundiert wurden,
also auch das. Weiss des Grundes durch die farbige Imprimatur infolge der be-
kannten Eigenschaft der Oelfarbe, mit ätherischen Oelen vermischt ihr Volumen
zu verringern, hindurchleuchten konnte.^) Es wÜl mir sogar als sehr wahrschein-
lich dünken, die einfarbigen ersten Aufträge auf den weissen Kreidegrund könnten
mit besserem Erfolge mit Leim- oder Wasserfarbe gemacht sein, denn das noch
heute auf guten Gemälden des Rubens, Teniers, Wouwermans u. s. w. sichtbare
klare Durchschimmern der farbigen Imprimatur deutet auf alles eher als auf die
zum Nachdunkeln hinneigende Oelfarbe. Wie gross der Unterschied in optischer
Beziehung ist, je nachdem man mit Oelfarbe oder mit Wasserfarbe die erste Grund-
farbe gibt, davon kann sich jeder durch einfachen Versuch überzeugen. Streicht
man über die Leimfarbe einen dünnen Firnis oder Oel, so kann man sofort mit
Oel weiter malen, weil sich die untere Leimfarbe nicht mehr löst; bei der Oelfarbe
aber dauert das Trocknen stets längere Zeit. Es wäre merkwürdig, wenn die alten
Niederländer nicht auf diese einfache Art gekommen wären; denn dass diese Methode
nicht imbekannt war, können wir aus einigen Stellen des de Mayerne Ms. ganz
deutlich eraehen (s. No. 13, 332 d. Ms.).
Die Ausnützung des farbigen Grundes gehört zu den Hauptmerkmalen
der niederländischen Malkunst. Hier hatten es die Maler in der Gewalt, die kolo-
ristischen Vorteile des Oelfarbenmateriales zur intendierten harmonischen Gesamt-
wirkung zu verwenden. Der perlgraue Grundton, den Rubens mit Vorliebe auf
seinen grossen Tafeln und Lein Wandbildern benützte, wirkt stets als Luftton mit,
>) Ueber die physikalischen Eigenschaften der Gele und Firnisse siehe das Nähere in
dem bes. Kapitel.
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XXX
erleichtert die Uebergänge und bildet vielfach echoa den Lokaltoa für Wolken.
Vordergrund und Steine; *den bräunlichen Umbragrund, den er öfters, seine Schüler
Van Dyok fast immer zur Grundlage der Farbenkomposition nahm, kann gar nicht
günstiger gewählt werden, um die beabsichtigt« Wirkung zu erzielen. Die durch
warme Reflexe aufgelösten Schatten kommen im Fleisch und der Gewandung sofort
zur richtigen Geltung, wenn die Lichter in voller Stärke hingesetzt sind, und selbst
die Kleinmeister (Netscher, Mieris, Daw) rechneten mit den Effekten der von der
farbigen Imprimatur durchleuchteten Tiefen. Dadurch dass sie die Schatten stets
durchsichtig behandelten, die Uebergänge aber in dünnen opaken Schichten, er-
zielten sie die feinsten Grau, und indem sie dem Lichte die Deckfarben vorbehielten,
gingen sie den Problemen der Natui) mit grösster Feinheit nach (Teniers, Ostade).
Für die Bildwirkung an Interieurs könnte kaum eine bessere Methode gefunden
werden, Harmonie in den Tiefen und Klarheit des Helldunkels herzustellen; aber
selbst bei Motiven im Freien, wie den Kirmesbildern des Teniers, den Keiter-
szenen des Wouwermans kann man die rötliche Imprimatur an dünn gemalten
Stellen hindurchblioken sehen; das stärkste Licht (der Himmel) musste hier dem-
nach auch am dicksten mit Farbe bedeckt sein, und der Maler war von selbst ge-
zwungen, den Effekt bis zum äussersten zu steigern.
In Konsequenz des Beleuchtungsstudiums steht noch das bewusste Abtönen
des Lichtes nach dem Hintergrunde zu, z. B. bei den Kleinmalern (Mieris, Daw,
Netscher), wobei das BUd als Fensteröffnung gedacht ist, in welche der Beschauer
hinblickt*); bei den Porträtmalern ist es die Tönung des Lichtes von oben nach
unt^n, so dass das Hauptlicht auf den Kopf fällt, siph leicht auf den GewandteUen
verbreitert, die Hände trifft und sich nach unten zu mit dem Schatten des Hinter-
grundes verliert. In StiUeben, Tierstück, Landschaft und anderen Darstellungen
folgen die Künstler dem Vorbilde der Natur, nur in grösseren Kompositionen,
HeUigenbildern und Historien wird der Phantasie Spielraum gelassen (Rubens).
n. Technik der Niederländer.
Bevor wir auf die technischen Details der niederländischen Malweise näher
eingehen, müssen wir uns darüber Rechenschaft zu geben versuchen, welche Wand-
lungen die Maltechnik von der Zeit Van Eycks bis zur Einführung der neuen
italienischen Lehren durchgemacht haben mag. Wir müssen die Frage stellen, aus
welchen Gründen die italienischen Einflüsse so bedeutend sich steigern konnten, dass
die alte Tradition ganz und gar verloren ging, so dass sich weder in der Litteratur
noch anderswo Spuren derselben nachweisen lassen. Andererseits haben wir zu
untersuchen, ob innerhalb der alten Malart schon die Gründe gelegen waren, die
den Sieg der neuen italienischen Kunstanschauung und Technik erleichterte. Bei
Beantwortung dieser Fragen müssen zweierlei Momente in Erwägung gezogen
werden; erstens solche äusserlicher Art, worunter vor allem die kulturgeschicht-
lichen Umstände zu zählen sind, dann zweitens Momente künstlerischer Art, die
sich aus inneren Gründen ergeben.
1. Die kulturgeschichtlichen Umstände, welche einer allgemeinen Verbreitung
der Van Eyck'schen Oeltechnik hinderlich waren, sind bekannt; sie bestanden zunächst
in der ängstlichen Hütung seitens aller Beteiligten, in dem festen Ring der „Zunft.^'
Sein „Geheimnis** hatte fast jede Werkstatt; Veröffentlichung im Buchdruck war
deshalb verpönt (s. Vorrede zu Boltzens Illuminierbuch, m. Beitr. III p. 245). Als
dann im weiteren Verlaufe die Kenntnis des teöhnischen Prozesses nur inner-
halb der zunftinässigen Künstlerschaar allgemeiner wurde und den Weg vom
Nordön auch nach dem Süden gefunden hatte •), war in den Kunstschriften des
') Zum Unterschied von der heute gebräuchlichen Lichtfülle auf Bildern, deren Rahmen
als Fensteröffnung angesehen werden kann, durch die man ins Freie hinausblickt.
') Speziell wird r er rar a als der Ort Norditaliens genannt, in welchem nicht nur
Roger van der Weyden um die Mitte des XV* Jhs. geweilt, sondern ein ^^ze Kolonie
vlämisoher und deutscher Künstler thätig gewesen ist (vergl. Citadella, Notizie relative a
Ferrara, Ferrara 1864, p. 52, 61, 72 ff. — E. Müntz, TArt XXSlX p. 158 und Archiv© storico
deir arte, Ul p. 401).
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XVX Jbs. bereits ein TöUiger Umsohwung vor sioh gegangen, d. h. die tbeoretisohen
Lehren hatten die KünsÜerschaft zu ganz neuen Aufgaben hingedrängt. Wir haben
bereits (p. IX; 19) mehrfach Oelegenbeit gehabt auf diesen Umstand hinzuweisen
und auoh die Phasen der Technik der ,,Ponentini" und ,,01tramontani'' in Italien
Terfolgt.
Im Norden^ den Niederlanden und Deuteohland tritt aber hauptsächlich durch
die Reformation ein Stillstand ein, denn die politischen Wirren der letzten Jahr-
zehnte des XVI. Jhs. bis herauf zum westphälischen Frieden hatten Kultur und
Kunst auf Qenerationen vernichtet. Die Maler und ihre Werke waren durch den
Fanatismus der Bilderstürmer gefährdet; ältere Werke gingen in grosser Menge zu
Gründe und neue Arbeit gab es nicht. Die fanatisch erregten Volksmasaen drangen
in die Kirchen und Klöster, stürzten die Bildwerke von den Altären und Säulen
und verwüsteten alles, was an Skulptur oder Malerei unter ihre Hände kam. In
Schillers Geschichte des Abfalls der Niederlande (IV. Bd. Bildersturm) kann man
darüber yernehmen, wie im J. 1566 gehaust wurde: „In einem Zeitraum von 4 oder
5 Tagen wareti in Brabant und Flandern allein 400 Kircheo, verwüstet. Von Tournai
aus ins Brabantische drang das nämliche Beispiel; Meoheln, Herzogenbusch, Breda
und Bergen op Goom erlitten daa nämliche Schicksal (Meteren 85, 87 ; Strad. 149).^'
In Gent flüchtete man den berühmten Eyck'scben Altar in die neue Oitadelle der
Stadt und bewahrte ihn so vor Zerstörung, welche die übrigen Kirchen vieler Schätze
beraubte. Nicht viel besser ging es den Städten am Rhein entlang, in Westphalen bis
zur südlichen Grenze von Deutschland. Dass diese das ganze Volkstum in Aufruhr
bringende Bewegung für die Kunst der Malerei verderblich war, braucht nicht be-
sonders hervorgehoben zu werden. Zwei Generationen reichten hin, alle Traditionen
zu vernichten und als dann nach dem westphälischen Frieden sich langsam ge-
ordnetere Verhältnisse einstellten, war der italienische Einfluss auf alles was Kunst
bedeutet, so mächtig geworden, dass von der altniederländischen und niederdeutschen
Tradition kaum ein matter Abglanz zu verspüren war.
2. Die Momente künstlerischer Art, die der Fortdauer der älteren technischen
Fertigkeiten entgegen standen, setzen sich wieder aus mehreren zusammen. Sie
sind teils rein technischer Natur, teils mehr die Folgen der veränderten künstlerischen
Anschauung. Zu den ersteren sind zu zählen: die allgemeinere Verwendung der
Leinwand als Untergnmd, die beschleunigtere Malweise infolge der grossen an die
Künstler gestellten Aufgaben und die Umständlichkeit der Vorarbeiten bei Her-
stellung des Farbenmateriales (s. m. Beitr. III p. 255). In den italienischen Quellen
konnten wir bereits deutlich eine Bewegung konstatieren, die sich gegen die nieder-
ländische Technik y dem „Guazzo'S wie es die Italiener nannten, Hchtete und zur
Einführung der reinen Oelmalerei führte (s. oben p. VIII).
Um nun auoh des Nähereh auf die Folgen des veränderten künstlerischen
Ideales resp. der Anschauung einzugehen, sei vorerst auf den Umstand verwiesen, dass
durch ein intimeres Naturstudium sich auch die Mittel der Darstellung modifizieren
mussten. Die ganze Arbeitsfolge musste geändei*t werden. Es wurde im früheren
Abschnitte schon darauf aufmerksam gemacht (p. X). Hier sollen noch einige
Details zur Illustrierung dieser Thatsache nachgetragen werden. Wir kommen
hiebei auf eine sehr wichtige Frage zu sprechen, ob nämlich die altniederländischen
Maler, Van Eyck, Memling, Roger, dann die niederdeutschen , die schwäbischen
Künstler bis auf Holbein und Dürer ihre Bilder direkt nach der Natur gemalt
haben. Bei grösseren figurenreiöhen Kompositionen erscheint dies ganz ausge-
schlossen und dürfte wohl niemand daran zweifeln, dass alle die Darstellungen aus
der Heiligenlegende, die einzelnen Figuren und Gruppierungen frei erfunden sind,
und nur für einzelne DetaUs die Natur als Vorlage gedient haben konnte. Wie
war es aber beim Porträtmalen der Fall ? Sind die Bildnisse des Van Eyck, Holbein,
Dürer u. s. w, von Anfang bis zu Ende direkt nach der Natur gemalt oder nicht?
Ich glaube dies verneinen zu müssen, u. z. aus folgenden triftigen Gründen. Zu-
nächst sind zu vielen der hervorragendsten Porträts die Vorzeichnungen vorhanden
u. z. Vorzeichnungen mit einer Subtilität und Sicherheit der Naturwiedergabe^ die
darauf schliessen lassen, dass die grosse Mühe einem bestimmten Zweck zuliebe
angewendet wurde. Befestigt wird diese Ansicht durch den wichtigen Umstand,
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XXXII
dass auf manohen dieser Zeichnungen ausfUhrliohere Daten über Färbungen des
Fleisches, der Augen, Haare u. s. w. vom Künstler selbst angegeben s^ad. Als
Beispiel sei hier vor allem die Silberstiftzeichnung des Jan Tan Eyck (Kupfer-
stichkabinet zu Dresden) zu dem BÜdnis des sogenannten Kardinals della Groce
der Wiener kais. Galerie erwähnt. Die bis zur Unleserlichkeit verwischten Schrift-
Züge enthalten (nach Kämmerer's Entzifferung Künstlermonographien XXXV, p. 72)
in fast aUen ZeUen je eine Farbenbezeichnung, wie „bleecachtich^ (weisslich),
„blawes Auge^, witclaer^ (hellweiss), „daer blauachtich^ (hellbläulich), „gelaohtioh'
(gelblich), „die liffden witachtich^ (die Lippen weisslich), „roedachtich (rötlich).
Diese fast unscheinbaren Notizen sind für die Bemessung von Van Bycks Methoden
nach der Natur zu arbeiten von wesentlichem Werte, denn er notiert sich nicht
die einfachen Lokaltöne (die jeder Maler ohnehin sich merkt) sondern die Ab-
weichungen von dem allgemeinen Typus Wir sehen zunächst, dass er alle physio-
nomischen Einzelheiten des ausdrucksvollen Greisenkopfes mit allen charakteri-
stischen Details in SUberstift, der ja eine genaue Durchführung gestattet, auf kleinem
Blatte sorgfältig durchzeichnete. Bevor er dann dai*an ging, das Bild auf der Tafel
in Farben auszuführen, war mithin noch das U ebertragen in der gewollten Ver-
grösserung nötig. „Die Geduld des Modelles nicht allzuhart auf die Probe zu stellen,
notierte er sich die einzelnen Farben werte auf der Skizze, um dann daheim in Ruhe
das Bild zu vollenden.^ Ein Malen nach der Natur kann man einen solchen Vor-
gang nicht nennen, sondern nur ein Auswendigmalen nach einer Zeichnung. Diese
Methode mag auch thatsächlich allgemein gewesen zu sein, denn die Vorzeichnungen
zu berühmten Porträt-Gemälden Holbein's (im Schlosse zu Windsor, im Museum
zu Basel) zeigen, mit den betreffenden Bildern verglichen, vollkommene Ueber-
einstimmung, so dass gar keinen Moment ein Zweifel darüber entstehen kann, die
Vorzeichnungen seien ein wesentliches Erfordernis für die weitere Arbeit gewesen.^)
Vielfach wurden* solche Zeichnungen mit schwarzer und farbiger Kreide ausgeführt,
um die Farbennüancen sich zu notieren.
Das Wichtigste aber was wir aus diesem Vorgehen folgern müssen, und mit
ein Grund, warum die Pörtätisten sich an ihre Vorzeichnung halten mussten, ist,
dass ihr technischer Prozess der vielfachen „Unter-, lieber- und Ausmalungen*',
wie Dürer in seinen Briefen es nennt, ein direktes Malen nach der Natur ausschloss.
Bei der Malerei in dem Van Eyck'schen Verfahren war das direkte Malen nach
der Natur schon deshalb schwerer ausführbar, weil die Oeltempera immer wieder
einschlägt, also einen direkten Vergleich mit der Natur erschwert. Hätten aber
jene Künstler sogleich nach der Natur gemalt, so wäre es nicht zu erklären, warum
sie nicht die geringste Abweichung vom ersten Entwurf in Stellung, Beleuchtung
u. s. w. vorgenommen haben sollten, ja sie hätten doch überhaupt die Verzeichnung
ganz und gar entbehren können. Gewänder, Schmuck, Stilleben und ändere
Accessorien mögen dann nach Bedarf nach der Natur nur gezeichnet oder gleich
gemalt worden sein, aber selbst hier hat man oft den Eindruck, dass vieles eher
konstruiert als Stück für Stück nach der Natur gemalt sein kann* (man sehe z. B.
die Ornamentik der Brokatstoffe, die sich nicht genügend verkürzen, Goldketten
über Pelzwerk, das durch deren Schwere nicht eingedrückt ist u. s. w.). Beim
Porträtmalen war es nach dem oben Gesagten allgemein üblich, sich an die eigens
mit Sorgfalt auf gesondertem Blatte hergestellte Zeichnung zu halten und nicht im
geringsten davon abzugehen.
Noch ein weiteres Moment spricht für diese Annahme des Vorganges bei der
Arbeitsführung, nämlich die Dootverwc-Untermalung. Die wenigen Notizen
in Van Mander's Buch lassen darauf schliessen, dass mit „Dootverwe^ eine matte,
stumpfe Farben Wirkung bezeichnet wird, also etwa was wir „einschlagene Oelfarbe^
nennen würden. Ursprünglich hat man unter „Dootverwen* aber gewiss nur eine
Temperafarbe verstanden, mit welcher die ersten Schichten der BUder gefertigt
*) Auf dem Bilde von Roger van der Weyden (München, Pinakothek) zeichnet der
St Lucas die Madonna; er bedient sich dabei emes Metallstiftes; offenbar waren die „Silber-
stifte" von gleicher Form.
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XXXUl
wurden, um sie dann mit Schichten von Oel oder Firnis wieder „herauszuholen. ''^
Van Mander erzählt von der ausserordentlich fein durchgeführten „Dootverwe**
eines kleinen Bildes von Van Eyok, das er im Hause seines Meisters Lucas de
Heere zu Gent gesehen, also: „Seine „Dootverwe" war sauberer und schärfer als
die fertigen Werke anderer Meister, und ich erinnere mich (fügt er hinzu) ein kleines
Porträt einer Frauensperson mit einer Landschaft dahinter gesehen zu haben, das
nur untermalt (gedootverwet) war, dabei doch ausnehmend fein und glatt." ^) Meines
Erachtens sind keine zwingenden Gründe vorhanden, hier ausschliesslich „Grau in
Grau" Untermalung anzunehmen, wie es z. B. Eastlake (p. 395 s. Histoiy of Oil-
painüng) und neuerlich Kämmerer (Künstlermonographien XXXV p. 42) thun, welch'
letzterer die bekannte angefangene kl. Barbara des Jan van Evck (Antwerpen) mit
dem Yon yan Mander erwähnten Porträtchen identifiziert (loo. cit. p. 76) und der
Meinung ist, die Zeichnung der Komposition sei „mit der Feder und einem feinen
Pinsel sauber strichelnd entworfen**, dabei „die Pinselschattierungen in lichtem
Braun, also einem neutralen Ton, dem Terat)era- Verfahren entsprechend ausgeführt." ^)
Unter „Dootverwe** eine magere Farbengebung zu verstehen, ist man nament'-
lieh durch vorhandene klassische Beispiele anzunehmen berechtigt; oder sollten
die bekannten auf Leinen gemalten Bilder von Dürer (Tryptichon der Dresdener
Galerie, die Porträts zu München, Berlin und Florenz), das figurenreiche Passions-
bild des Lucas Granach d. Aelt. (Wiener Akademie d. Künste) und andere „als
gemalte Tüchel" figurieren, deren eines Dürer gelegentlich seiner niederländischen
Reise (Dürers Briefe, Tagebücher etc. Edit. Thausing, p. 84 Zeile 12) erwähnt?
Von dieser Art mag auch das Selbstbildnis gewesen sein, welches Dürer, nach
*) Interessant ist, wie der Autor des Brüsseler Ms., det* Maler Pierre Lebrun i. J. 1635
sich die Etymologie von „Matt- oder Todtfarben" zu erklären sucht. Es heisst daselbst
(Merrif. II p. 815): „La couleur de la thoille imprim^e se dit couleur mate, c'est-ä-dire, qui
est comme mort, k cause de l^uille grasse, et l'or ne se niet sinon sur une couleur mate,
ce qu'on dit er couleur qui se fait [des restes] de diverses couleurs, et est bonno pour roce-
voir Vor des donires des corniches." Der Autor nennt die Grundierung „matt" oaer „lodt"
in Bezugnahme auf die Vergoldungsarten , bei welchen unter ,,MattieruD|^' die Beizenver-
goldung verstanden wird, im Gegensatz zu Glaiizgold (or bruni), obwohl bei der erstoren
Oele gebraucht sind. Im XI. Kapitel über StafiBermalerei und die Vergolderarbeit verbreitet
sich Cebnin nochmals über diesen Punkt (loc. cit. p. 831). Hier hält er „or bruni, aurum
politum" in richtigem Gegensatz zu „or -mat, aurum impolitum" und gibt dann folgende
Etymologie: „Mal'* kommt vom Griechischen p.axaioc, stultus, demens, inneptus; im Italieni-
schen bedeutet „mat^* schwäohlich, kränklich, mithin ist „or mat" ein schwaches Gold ohne
Kraft und Glanz. „Matois" bedeutet einen Schwächling, der zu nichts tauglich ist, ein
Taugenichts. Es scheint auch, dass dieses Wort „Shach-matt" und ,,gebe Schach und Matt"
von dem gleichen Stamme komme, womit angedeutet wird, dass eine Person gelähmt und
weiterer Hilfe beraubt ist. Die Italiener sind grosse Schachspieler, von ihnen stammt das
Wort „mat." „Ebensowohl kann das Wort „mat" oder „mate** aus dem Indischen oder
Persischen stummen, denn beide Nationen nennen das Spiel mit dem gleichen Namen. Sie
heissen es „Schah" i. e. König, und „Schatrah" i. e. Königsspiel; und auch ^,schamate", das
„der König ist todt" bedeutet, wie wir auch „Schachmatt** sagen. Mithin ist „or mat** ein
totes und trübes Gold, im Gegensatz zum glänzenden und nellen Gold. „Mat** bedeutet
auch eine flüssige und fettige Farbe (couleur moite et grasse).**
•) „Syn dootverwe was veel suyverder en scherper gedaen als ander Masters opghe-
daen dmffhen wesen mochten, alsoo my wel voorstaet dat ick een cleen conterfevtselken
van een V rouwmensch van hem hebbe gbesien, met een Landtschapken achter, aat maer
gedootverwet was, en nochtaus seer uytnemende net en glat, en was ton huyse van myn
meester, Lucas de Heere, de Gent.** — Het Schilder-Boeck p. 202.
^) Kämmerer fügt (loa cit.) noch hinzu: „auch sind die zur Schattierung be-
nutzten Farben sicherlich keine Oelfarben, da diese Stricheltecbnik entbehrlich gemacht
hätten. Der Himmel, der keine Vorzeichnung, sondern nur Abtönung verlangte, ist dagegen
in Oelfarbe ausgeführt. Wir dürfen daraus folgern, dass Jan van Eyck in der Regel seine
Bilder in Temperafarbe anlej^, um dann die Lokaltöne und Lasuren in Oelfarbe darauf-
zusetzen.** So einfach wie Kämmerer sich die Sache vorstellt, ist sie aber doch nicht ; was
er für Tempera-Untertuschung hält, ist eine sehr durchgeführte Silberstift- Verzeichnung
Nach meinen vor dem Bilde selbst gemachten Notizen ist nur der Himmel und zwar „mit
matter Farbe (Dootverwe) angelegt, oben blaugrau, nach unten schmutzig ^elb und nicht
fut verwaschen." Von einer „Pinselschattierung in hchtem Braun** konnte ich nichts ent-
coken. Uebrigens hat Kämmerer von „modernen Oelfarben" eine ziemlich irrige Ansicht,
wenn er gleich anschliessend {j>. 43) bemerkt, dass „diejenige Technik, die wir als Oel-
malorei im modernen Sinne bezeichnen, wesentlich (!) auf der v erwendung der destillierton
Oele und des Weingeistfirnisses (I) beruht.**
ni
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XXXIV
Vasari's Erzählung, Raffael zusandte und von diesem und dessen Schülern so sehr
bewundert wurde (s. oben p. VIll).
Bs wird von Kunstgelehrten angenodimen, dass solche ,, auf TUohlein gemalte',
Bilder in Wasserfarbe oder Leimfarbe auf feine ungrundierte Leinwand ausgeführt
wurden und infolge dessen wenig dauerhaft gewesen sind. Dies sei auch der Grund,
\Veshalb nur wenige Beispiele davon in gutem Zustande auf uns gekommen sind.
Wieder andere aber wollen annehmen, dass diese Bilder unfertig sind und nur
als erste Anlage zu gelten hatten, wenn nicht ein schwerwiegender Umstand
dagegen spräche, nämlich das gänzliche Unbekanntsein fertiger Bilder der ge-
nannten Meister auf Leinwand-Unterlage. Ob „Leimfarbe** wirklich das Material
gewesen ist, oder irgend eine andere Tempera-Art, lässt sich kaum entscheiden.
Sehr wahrscheinlich ist es aber, dass die in Italien unt^r „Secco** oder „Guazzo*'
bekannte Manier mit Deckfarben auf Leinwänden zu malen, mit dieser Dürer'schen
Manier Verwandtschaft hat. Und so kommen wir auch zu dem Schlüsse, die von
Pino^ Borghini und Armenini als „flamändisch" bezeichueto Technik (s. p. 18, 40) mit
dei* ersterwähnten für identisch zu erklären. Armenini und seine Zeitgenossen
kannten aber die Soccomalerei, und die Methode solche Malerei mit Firnis zu
schützen (s. oben p. VIII); es wird aber nichts davon erwähnt, ob die „Oltramontani"
auch ihre „mit Leimfarbe gemalten Landschaften'' derselben Prozedur unterzogen
haben. Von solchen mehrfach erwähnten, in Italien viel bewunderten Landschaften
scheint leider 'kein Beispiel auf uns gekommen zu sein; es ist demnach schwierig
zu entscheiden, ob wir uns diese Bilder als in der Erscheinung matt oder glänzend
gefirnisst vorzustellen haben. Sind dieselben aber matt gewesen, so ist es klar,
dass unsere „Dootverwe" gleichfalls eine Leim- oder Temperafarbe gewesen ist, und
dieser Ausdruck ist dann später allgemein in Gebrauch geblieben.
Noch zu Rubens Zeit erhält sich die Bezeichnung „Dootverwe*' für Unter-
malung überhaupt, wobei nach de Mayerne's Ms. diese Untermalung in gleicher
Färbung (also nicht Grau in Grau) auszuführen ist. '
Das Hantieren mit den „Dootverwen" hatte nun bei dem in Aufnahme
gekommenen Primamalen nicht die praktische Bedeutung von ehedem;
man versuchte vielmehr die Farben aufs erstemal auf ihren richtigen Platz zu legen,
damit sie nicht verblassen. Dies führt Van Mander als das Beste an. (Kap. 12
Vers 8 der Inleyding: En op dat het aUesins wel mocht laten / en niet versterwen /
hun verwen sy mede / Wel ghetempert gheven yeder haer stede. Marginalnote :
Blcke verwe von eerst op haer plaets legghen / om net versterwen). „Aber das
Primamalen ist Sache eines tüchtigen Meisters'', fügt Van Mander hinzu „da er aus
freier Hand seinen Vorwurf auf die Tafel zeichnet und sogleich ohne viele Mühe
mit Pinsel und Farbe freimütig das Werk vollendet'^ (loc. cit. Vers 4 u. 5: Straox
eerst op peenel te stellen, Meesters werck. — En vallender aen stracx / sonder
veel quellen / Met pinceel en verw' / en sinnen vrymoedich), während die Lehr-
linge sich mit Untermalung und Verbesserung der Untermalung abmühen, um zum
Ziele zu gelangen; besonders für jene ist da3 Untermalen (mit den Dootverwen)
zu raten, die im Entwerfen zu flüchtig sind, und so hie und da Fehler verbessern
können.
(Loc. cit. Vers 6 :
En dus schUdernde dees werck-ghesellen /
Hun dinghen veerdich in dootverwen stellen /
Herdootverwen oock te somtyden spoedich /
Om stellen beter: dus die overvloedich
In't inventeren zyn / doen als de stoute /
En verbeteren hier en daer en foute.)
Wir sehen demnach durch die veränderte Malweise infolge der Primatechnik
die anfänglich von allen Künstlern gebräuchliche Dootverwe-Untermamng nur als
Hilfsmittel bei den „Werck-ghesellen" in Uebüng. Der grosse Künstler konnte sie
missen.
In der „Dootverwe" müssen wir aber auch die Tradition des italienischen
„abbozzo" wieder erkennen, mit welcher Bezeichnung während des XVI. Jhs. in
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XXXV
Italien die erste Untermalung oder allgemeine Anlage gemeint war (vergl. Beitr. lll
p. 249).
Sowohl der y,abbozzo'' der Italiener als auoh die Untermalung mit y,Doot-
verwen** der älteren Niederländer hatte nach den Quellen des Vasari, Armenino
tmd Van Mander auf den sohon vorher gefärbten Grund, der Imprimatura resp. der
Prirauersel zu erfolgen. Diese Manier mag erst mit der „ponentinischen" Technik
nach dem Süden gelangt sein, denn Cennini weiss davon noch nichts zu berichten.
Die Vorteile der gefärbten Imprimatur waren aber zu grosse, als dass die italieni-
ficheu Maler, „die zur reinen Oelmalerei übergingen", die Oeltempera aber jenen
„Oltramontani die den rechten Weg verloren hatten'^ überliessen, nicht auch in der
Folge dacan festgehalten hätten. Ob nun die Tradition in den Niederlanden wirklich
noch vorhanden war, oder ob die gefärbte Imprimatur erst unter italienischem Binfluss
abermals nach dem Norden gelangte, ist schwer zu entscheiden. Beispiele einer
solchen Imprimatur, durch welche man die Unterzeichnung noch durchscheinen
sieht, finden sich freilich in grosser Anzahl und wohlerhalten in grösseren Qallerien.
Soviel ist aber gewiss, dass Van Mander im 17. Vers seiner mehrfach citierten
Einleitung, da er von der Technik seiner berühmten Vorältern spricht, die über
die Zeichnung auszubreitende „PrimuerseP' als ein althergebrachtes, von den
„Alten" gekanntes Verfahren beschreibt.*)
Es heisst daselbst, nach der Angabe des dicken weissen Kreidegrundes für
Tafelbilder, auf welchen die Zeichnung mit Hilfe des Kartons übertragen wurde:
„Aber das schönste war, dass Manche aufs feinste in Wasser geriebenes
Kohlschwarz nahmen und damit die Kontur mit grossem Fieiss übergingen.
Dann gaben sie über das Ganze vorsichtig eine dünne Grundfarbe, durch die
man alles wohl durchscheinen sah, und diese Grundfarbe war fleischfarbig.''
(Vers 17: „Maer t' fraeyste war dit, dat sommighe namen
„Eenich fine-kool swart, al fjntgens ghewreven
„Met water, jae trocken, en diepen t'samen
„Hun dinghen seer vlytich naer haet bet^amen:
„Dan bebbenser aerdich over ghegheven
„En dünne primuersel / alwaer men even
„Wel aUes mocht doorsien / ghestelt voordachtich:
End het primuersel was carnatiachtich.'^)
Aus der Marginalnote ist zu ersehen, dass die „Primuersel" mit Oelfarben
gegeben wurde, denn in der Zusammenfassung des ganzen Verses heisst es: „Sie
trugen ihr Ding (i. e. die Zeichnung) auf den weissen Grund und grundierten mit Oel-
farbe darüber (Trocken hun dinghen op het wit, en primuerden daer olyachtig over)."
Im nächsten Vers 18 heisst es dann.
„Als dies nun fertig war, sahen sie ihr Ding
„Schon halb gemalt, klar vor Augen stehen,
„Worauf sie alles sauber anzulegen begannen,
„Aufs erstemal, mit sonderlicher
*) Uebereinstimmend mit der hier beschriebenen Manier gibt Van Mander über die
Technik des Uieronimus Bos (van Aeken, 1460- 1516) folgende Charakteristik: „Br hatte
eine sichere, sohneile und sehr angenehme Art und vollendete seine Werke oftmals mit dem
ersten Auftrag, was hernach ohne sich zu verändern sehr schön bleibt. Er hatte auoh
ffleioh anderen älteren Meistern die Manier, seine Zeichnung auf den weissen Grund der
Tafel aufzutragen und darüber eine durchscheinende fleisohiarbige Imprimatur zu legen;
er liess auch in dieser Art den Grund mitwirken." (Hy hadde een vaste en seer verdighe
en aerdighe handelinghe, doende veel syn dinghen ten eersten op, het welok noohtans
sonder veranderen seer sohoon blyft. Hy hadde oock als meer ander oude Meesters de
maniere Ejn dinghen te teeckenen en trecken op het wit der Penneelen, en daer over en
doorschjnigh oarnatiaohtigh primuersel te legghen, en Het oock diokwils de gronden mede
werken. — Sohilderboeck, p. 216 verso.)
In dem Bericht über Jan de Hollander, einen Maler des XVI. Jh. bemerkt der Bio-
grai>h (ibid. p. 216): „Vielfach hatte er die Uebung die Tafein oder Leinen ganz zu über-
streichen, um den Grund mitsprechen zu lassen, eine Methode, der (Peter) Breughel in be-
sonderer Art nachfolgte." (»veel had hv oock de manier van al swaddernde op de Pen-
neelen oft doecken de gronden mede te laten speelen, het welck Brueghel seer eygentlyck
nae volghde.)"
lU*
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XXXVI
,, Arbeit und Fleiss, und die Farbe nioht diok
,,Darauf gethan, sondern dünn und wenig
„Sehr vortrefflich in leuchtender und reiner (Farbe)
,,Mit reinen und kleinen Haarpinseln/'
(Als dit nu droogh was, saghen sy hun dinghen
Schier daer half gheschildert voor ooghen claerlyck /
Waer op sy alles net aenlegghen ginghen /
En ten eersten op doen / met sonderlinghen
Arbeydt en vlyt / en de verwe niet swaerlyok
Daer op verladende / maer dun en spaerlyck /
Seer edelyck gheleyt / gloeyend en reyntgens
Met wit hayrkens aerdich ghetrocken cleyntgens.)
Wir haben also auf dem weissen Urund erstens die Aufzeichnung mit schwarzer
Wasserfarbe und darüber die fleischfarbige „Primuersel*' mit Oelfarbe ; nach diesen
Operationen sollten die Maler „ihr Ding schon halb geraalt vor Augen*' haben.
Hier kann es sich nur um die Fleischfarbe handeln, die durch die schwarze Wasser-
farbe und die durchscheinende „Primuersel" bedingt einen Halbschattenton erhält;
unter ,,halb geraalt'' wird demnach „halb modelliert" zu verstehen sein und blieben
dann nur noch die kräftigen Schatten und das volle Lacht zu malen übrig. Das
Fertigmalen des Fleisches, der Draperien u. s. w. sollte dann mit einer einzigen
Farbschichte (ten eersteh op doen) geschehen, wobei sowohl Lokaltöno als Licht
und Schatten auf die Grundlage der rötlichen Impriraatur aufzutragen waren.
Es scheint, dass Van Mander hier die Primamalerei, als die ihm bekannte
beste Technik, den älteren Meistern zuschreibt, denn er sagt nochmals in der
Marginalnot« : „Sie trugen ihr Ding vielfach auf» erstemal auf (Deden hun dinghen
veel ten eersten op)". Und als „Exempel für den ersten sauberen Auftrag" führt
er gleich in der Marginalnote des nächsten Verses (19) an: „Durers werck te
Fi^ankfort tot exempel, Breughel, Lucas, en Joannes van Eyck Exempelen, van
ten eersten suyver op te doen." Wir wissen aber gerade bezügl. des Dürer'schen
Werkes zu Frankfurt, worunter zweifelsohne der Hellersohe Altar gemeint ist, dass
Dürer seinen eigenen Worten nach „4 oder 5 und 6 mal zu untermalen'^ gewohnt
war und dann das Ganze „noch zweifach übermalte" ; an einer anderen Stelle spricht
Dürer von dem „allerhöchsten JPleiss" und dass er kaum „in seinem ganzen Leben"
die Tafel fertig brächte, denn „mit solchem grossen Fleiss kann ich ein Angesicht
kaum in einem halben Jahre vollenden" (s. Dürers Briefe, Edit. Tausing p. 29).
Die Dürersche Technik ist demnach kaum ein Beispiel für die Primamalerei. Van
Mander, ganz und gar in der neueren Schule gebildet, hatte der eigentlichen Technik
seiner „Alt voorders" nur unbestimmte Begriffe und schliesst sich an die italienische
Kunstlitteratur auch in diesem Punkte an; denn alles was er in weiterer Folge des
bezogenen Kapitels über italienische Malweise, besonders über Tizian (Vers 22 — 25)
bringt, sind Umschreibungen nach italienischen VorbUdern (Vasari, Armenini,
Lomazzo).
Wir sehen demnach bei Van Mander nur leise Anklänge und schwache Er-
innerungen an die älteste Tradition, dafür aber ein starkes Anlehnen an die von
Italien eingeführten Doktrinen. Immerhin sind die wenigen Andeutungen über die
Aufzeichnung, Imprimatur, Dootverwe u. s. w. von Wichtigkeit, um einen besseren
Ueberblick über die Entwicklung der Malweise zu gewinnen; ein vollständiges Bild
der Technik der älteren Meister des XV. und XVI. Jhs. wird aber kaum darin er-
blickt werden können. Zu Van Manders Zeit war infolge der schon oben berührten
politischen \Mrren des XVI. Jhs. der Hauptteü der Tradition vernichtet und der
Boden für die neuen Einflüsse aus Italien geebnet.
III. Details der Arbeitsführung.
Um eine richtige Vorstellung von der Arbeitsführung bei den Niederländern
zum Unterschiede von der italienischen zu gewinnen, mögen die beiden folgenden
Zusammenstellungen dienen; man wird daraus leicht die Unterschiede herausfindeu.
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a. Reihenfolge der Arbeit bei den älteren Niederländern nach Van Mander:
1. Aufpausen der Zeichnung auf das weiss grundierte (geleimte) Brett
(Kreidegrund).
2. Nachzeichnung und Anlage der Schatten mit schwarzer Wasserfarbe.
3. Ueberzug der fleischfarbigen u. z. mit Oel angeriebenen Grundfarbe
(Primuersel).
4. Dootverwe-Untermalung, und (in späterer Zeit) mit Umgehung dieser
Untermalung, Primamalerei.
b. Nach Vasari's Introduzione sind die- entsprechenden Arbeiten (für Tafel
oder Leinwand) bei den Italienern des XVI. Jhs.:
1. Farbige Imprimatura auf geleimt^er Unterlage, mit Oel angerieben.
2. Auftragen des Kartons mittels Pausen oder mit Schneidergips, Kohle
oder Lapis.
3. Untermalung (abbozzare, imporre) der ganzen Komposition mit decken-
den Farben.
4. Ueber malen oder Fertigmalen (finire).
Der Hauptunterschied zwischen beiden Reihen besteht in der verschiedenen
Anwendung der Imprimatur; bei den Niederländern wurde zuerst die Zeichnung
aufgetragen, dann kam die farbige Imprimatur, bei den Italienern ist es umgekehrt.
Vergleicht man aber die Arbeitsfolge der späteren Niederländer nach dem
De Mayerne Ms., so findet man eine vollkommene Gleichheit der Operation; die
itaUenische Manier ist demnach ganz von den Niederländern übernommen worden.
Die Gründe hiefür sind sehr leicht einzusehen, weil bei dem jetzt allgemeiner
werdenden Gebrauch der Leinwand zuerst eine gleichmässige Fläche für die Malerei
herzustellen war; die ganz dünne „Primuersel*^ wurde durch eine dicke Schichte
von Farbe, der „Imprimatura*^ oder „Mestica** (bei Vasari und Armenini) ersetzt,
um der Leinwand mehr Glätte zu verleihen. Auf diesen Grund kam dann , wie
bereits erwähnt, die Zeichnung, dann die Untermalung, und nachdem diese ge-
trocknet war, die Uebermalung in dünner Farbenschichte (s. oben p. XI).
Obwohl Van Mander es nicht besonders erwähnt, so müssen wir doch an-
nehmen, dass auch bei den Niederländern auf die Dootverwe-Untermalung ^ine
Uebermalung mit Oelfarben zu folgen hatte.
Mit dem Ende des XVI. Jhs. zeigen sich aber bei den Italienern in technischer
Beziehung gewisse Wendepunkte, die zum Teile mit den neuen künstlerisch ge-
stellten Aufgaben in Verbindung stehen. So hatte die ZweiteUung der Arbeit
(Untermalung und Uebermalung) manches Unzukömraliche zur Folge und führte in
dem fortgesetzten Bestreben der Vereinfachung zur sog. Fapresto-Technik. Auf
schon gefärbter, mit Oelfarbe grundierter Unterlage trachtete man auf einmal unter
Benützung der Grundfärbung als Schattenton, mit dünner oder dickerer Farblage
die Modellierung auszuführen und durch sog. „Impasto** stärkere Lichtwirkung zu
erzielen; aber das Gesaratresultat blieb hinter den sorgfältiger vorbereiteten Werken
weit zurück, weü man in aller Eüe den Effekt mit einemmale herzustellen suchte,
die Sorgfalt besseren Naturstudiums unterliess und zu einem schematischen Wieder-
holen schon oft gesehener und leicht auszuführender koloristischer Wirkungen ge-
langte. Zudem kam eine saloppere Arbeit der Leinwand- und Farbenbereitung,
die man den GehUfen oder untergeordneteren Personen anvertraute (s. Volpato
p. 67).
Allerdings hatte die Falpresto-Technik das Gute, dass der Maler sich eine
gewisse Sichwheit der Zeichnung, eine Gewandtheit der Pinselführung angewöhnte,
und vor allem eine grössere Uebung im richtigen Sehen der Natur erlangte,
die man früher bei den oftmaligen Uebermalungen gar nicht kannte, auch kaum für
nötig erachtete, weU nicht die Nachbildung der Natur sondern eine supponierte
Bildwirkung das zu erstrebende Ziel war. Bei Idealfiguren, Allegorien, Historien-
bildern grossen Umfangs und dekorativen Charakters mag eine breite Malweise ohne
feinere Detaildurchführung wohl am Platze gewesen sein, nicht aber bei Gegen-
ständen der nächsten Umgebung, bei Bildern kleineren Formates, die nur aus der
Nähe betrachtet wurden und deren einzelne Partien zum Vergleich mit der Natur
herausfordert'Cn, wie es bei den Stilleben, Genreszenen, zum grossen Teil auch bei
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XXXVIII
Porträts der Fall ist. Hiezu kommt noob, dass Blumen, Früohte, Fisohe u. dergl.
ein rasoheres Fertigmalen vonnölen haben, so dass sich das Hauptaugenmerk hier
auf das sog. Primamalon richten musste, d. h. es wurde ein wenn auch kleines
Stück ftuf das erstemal, aber mit allen Details, in Licht und Schatten vollkommen
fertig und nach der Natur gemalt. Womöglich sollte ein naohheriges Uebergehen
vermieden werden, oder aber nur in geringem Masse geschehen, um das Gemalte
mit der Umgebung in Einklang zu stellen. Die Italiener, voran die Venezianer,
dann auch Lionardo, Andrea del Sarto, Gorregio kannten bei ihren Uebermalungen
die Methode, eine dunklere transparente Farb^ mit deckendem Pigment« von mehr
oder weniger grossen Körperhaftigkeit (oder auch durch Verdünnung des Malmittels)
zu übergehen, um sehr weiche Modellierung zu erzielen. Dieses selbe System
(Primamalerei auf nasser Lasurfarbe) sehen wir auch bei der Primatechnik der
N iederländer augewendet, nur dass hier keine vorherige Untermahmg, sondern nur
etwa eine Vorzeichnujig auf farbigem Grunde vorhanden war.
Eine Eigentümlichkeit der niederländischen Werke aus der hier zu besprechen-
den Zeit ist es, dass man eine Aufzeichnung fast niemals hindurchschimmern sieht,
und doch können wir uns kaum vorstellen, dass die manuelle Virtuosität der
Meister so gross gewesen fei, ohne jegliche Vorzeichnung ein Werk begonnen zu
haben. Wenn auch für viele Bilder Entwürfe in Zeichnungsmanier gemacht wurden,
und also auch wie heute vorgegangen wurde, so ist es doch noch verwunderlich,
dass z. B. die Vergrösserung auf die Leinwand so ohne weiteres geschehen sein
könnte, wenn wir nicht vermuten, dass die Aufzeichnung auf den gefärbten Grund
doch erfolgt ist. Durch einige Bilder der Zeit sind wir glücklicherweise in der
Lage, Gewissheit über diesen Punkt zu erlangen. So sind auf dem Gemälde des
van Mieris (No. 132 der Dresdener Galerie), darstellend den Künstler selbst in
seinem Atelier eine Dame malend, deren angefangenes Porträt auf der StafTelei dem
Beschauer sichtbar ist, ganz deutlich auf dem Bilde im Bilde die Vorzeichnungs-
striche weiss auf der gefärbten Imprimatur zu sehen. Dass solche Vorzeichnung
mit weisser Kreide oder Schneidergips gemacht zu werden pflegte, wissen wir aus
Vasari und anderen italienischen Quellen (s. p. XI), und ist es ja bekannt, dass die
Kreide durch das Gel aufgesogen wird, ohne kennbare Spuren auf der Leinwand
zu hinterlassen. Eine solche Vorzeichnung hat demnach auf gefärbtem Grunde
jedenfalls seinen richtigen Zweck. Wollte man jedoch einwenden, die Vorzeichnung
könnte doch auch mit Oelfarbe geschehen sein, so ist es kaum nötig auszuführen,
dass kein Maler mit weisser Vorzeichnung im Schatten etwas anfangen könnte,
dass diese sowohl trocken als nass nur störend für die Arbeit sein müsste.
Weitere Beispiele für die weisse Aufzeichnung findet man abgebildet in Bd. X
der englischen Zeitschrift „The Studio** (p. 91 Reprodukt. nach Hogarth's Selbst-
porträt u. a.).
Selbst bei den virtuosen Skizzen eines Rubens kann ich mich dem Gedanken
nicht verschliessen, dass er auf dem oftmals mit Grau bestrichenen weissen Kr^ide-
grund, wenn auch flüchtig und nur für ihn selbst verständlich, eine Kreidenvor*
Zeichnung machte, die dann während der Malerei naturgemäss verschwand, so dass
auch nicht die Spur einer solchen nachweisbar ist. Bei Uebertragung vom Kleinen
ins Grosse mit Hilfe des Quadratuetzes hat die Kreidezeichnung noch überdies das
Gute, dass die Striche wieder entfernt werden konnten, ja es ist nicht ausgeschlossen,
dass Kartons oder gestochene Pausen in gleicher Manier mittels Kreide übertragen
werden konnten (s. van Mander's Angabe, m. Beitr. III p. 250).
Primamalerei auf farbiger Imprimatur könnte man füglich die
Technik der niederländischen Meister nennen. Es kommt aber hier noch ein ziem-
lich wichtiger Faktor bezüglich der Art des Bindemittels hinzu, nämlich die Ver-
wendung der ätherischen Gele in der Oelmalerei als Verdünnungs-
mittel, und die Beigabe von Balsam zu den genannten Gelen resp. den Firnissen.
Fimiszusätze zur Oelfarbe selbst kennt die italienische Malerei des XVI. Jhs. in
ausgiebiger Weise; dieser Zusatz bezweckte die Eindickung des Malmittels sowie
dessen bessere Trocknung. Die Einführung der ätherischen Gele (Spiköl, Terpentinöl)
bewirkt durch Verdünnung des Oelbindemittels aber eine feinere Verteilbarkeit der
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XXXIX
angeriebenen Oelfarbe und erzielt eine weit bessere Trocknung; wir haben demnach
hier eine entschiedene VerTollkominnung zu verzeichnen.
Obschon die italienischen Quellen die genannten Destillationsprodukte zur
L«ösung von Harzen aufzählen (s. p. 57, 66), so 'mt doch nirgends davon die Rede,
üass diese i^uch als Malmittel Verwendung fanden.') Ganz merkwürdig dabei ist
der Umstand, dass es immer längerer Zeitperioden bedarf, bis die Lösungsmittel
für Harze (Firnis) auch als Bindemittel für Farben in Anwendung kommen. Be-
weise fUr diese Thntsaohe bietet uns die Entwicklungsgeschichte der Technik; so
war die Lösbarkeit der Harze in Oelen den Römern, Griechen und auch den
Aegyptern vertraut. Zum Anmischen der Farben kam es aber nach den oben
(p. 11) gebrachten Erwägungen erst in der Uebergangszeit vom IV. — VL Jh. Von
da an erhält sich die Methode bis ins XV. — XVL Jh., obwohl schon Destillations-
produkte zur Bereitung von Harafirnissen (Essonzfirnisso) sowohl in Italien als auch
im Norden im Gebrauch waren (s. Strassb. Ms., m. Beitr. III p. 147; Armenini
p. 57).
Endlich tritt mit dem Beginn des XVII. Jhs. hierin ein Umschwung ein. Ob
diese Neuerung zuerst in den Niederlanden (Flandern und Holland) oder in Italien
aufgekommen ist, lässt sich quellenmässig nicht feststellen. In der Hauptquelle
für niederländische Technik, im de M a y c r n e Ms. ist der Gebrauch des destil-
lierten Oeles, nämlich des Spiköles (Lavendelöl) und des Terpentinöles als Beigabo
zu den Oelfarben deutUch und klar beschrieben. Es sind demnach seit deren
Verwendung zur Firnislösung bis zum Zeitpunkt der Anwendung in der Oelfarben-
technik zumindest eineinhalb Jahrhunderte verstrichen 1
Die Bedeutung der Einführung der genannten Oele einerseits und die Ver-
wertung der Balsame andererseits darf im Hinblick auf das maltechnische Verfahren
nicht unterschätzt werden; denn jetzt war es möglich, die Oelfarben mit einem
Medium zu verdünnen, das sich nach und nach verflüchtigte; die Balsame aber
gestatteten ein bessere Verschmelzbarkeitt der einzelnen Schichtungen unteri^inander.
Diese veränderten Umstände beeinflussen die niederländische Malweise in
hervorragendem Grade ; die Oelfarbe wird dünnflüssiger, behält fber ihre Trans-
parenz bei, sie begünstigt das Primamalen (ten ersten op te doen, wie van Mander
sagt) und erleichtert den ganzen Prozess durch rascheres Trocknen. De Mayerne's
Ms. lässt uns einen klaren Blick in die ganze Art des Schaffens der Zeit thun,
wie wir efl nur noch in gleicher Weise in (3ennini*s Traktat für die Zeit der Früh-
renaissance gefunden. Nach der nämlichen Quelle sehen wir ausserdem noch Ge-
wicht gelegt auf die Reinheit der Malöle und auf deren bessere Trockenfahigkeit,
worüber in dem Abschnitte, der das Mayerne Ms. behandelt, Näheres zu finden ist.
Schliesslich muss noch ein technisches Verfahren hier erwähnt werden, dessen
sich die meisten Maler der Zeit, ganz besonders die Kleinmaler bedient haben,
nämlich das Vertreiben der Farben mittels eines geeigneten Pinsels, dem sog.
Vertreiber. Dieser besteht aus den langen Dachshaaren, die in einer Kielfeder
befestigt gegen die Spitzen zu möglichst auseinanderslehen. Das Vertreiben ge-
schieht, sobald die Modellierung vollendet ist, durch leichtes Uebergehen des Ge-
malten, um alle Pinselstriche unsichtbar zu machen, ohne aber dabei die Farbe zu
„verquälen." Die Modellierung wird dadurch sehr weich und die Farben ineinander
, vertrieben.**
Van Mander (Einleitung Vers 37) spricht „von soet verdryven": Aber sachte
soll alles in Eins vertiieben sein, damit es nicht zu hart und fleckig sei,
(Maer sacht moet het zyn al in en verdrewen,
Op dat het niet en stae te hardt, en vleckte.)
und an einer anderen Stelle rügt er die übertriebene Manier einiger Maler, die im
Farbenauftrag zu pastos sind. (Vers 20. Van de rouwicheyt eenigher in desen
tydt): ,Die Alten malten viel dünner, ohne ihre Tafeln mit Farben so zu beladen wie
*) Ich verweise hier besonders auf den Urostand , dass Vasari in der bekannten Er-
zählung von Van Eyoks Erfindung das Wort »stillando* der ersten Ausgabe, in -far di
molti oiii*' änderte; daraus erhellt, dass die destillierten Oele kein Ingredienz des Farben-
bindemittels gewesen sind; s. Beitr. III p. 288.
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XL
jetzt, we man wie ein Blinder das ganze Werk befühlen könnte, denn die Farben
liegen zu unserer Zeit so uneben und rauh, dass man sie fast für halb erhaben und
in Stein gehauen halten möchte/ ^^) (Was würde Van Mander wohl zu unserer
heutigen Späohtelteohnik sagen ? I)
Vielfach wird aber das „Verdryven" der Farben angewendet, um die unteren
impastierten Farbensohichten boi der Uebermalung weicher wirken zu lassen. Man
sieht dies sehr deutlich an Bildern der Jugendperiode des Bembrandt, die dadurch
gegen die patoso Primatechnik seiner Hauptperiode kontrastieren. Die Arbeit des
^Vertreibens" bezweckte vor allem ein angenehmeres Arbeiten und Ausgleichen
der Farbea auf der Malfläche, um die für die weiteren Betouchen unbequemen Er-
höhungen der Farbensohichten zu vermeiden. Bei den Italienern sehen wir zu
diesem Behufe die Methode eingebürgert, die Untermalung (abbozzo) nach dem
Trocknen mit einem scharfen Messer abzuschaben (s. p. 56). Diese Manier wird
bei den niederländischen Autoreu nicht erwähnt, sie scheint demnach durch die
allgemeinere Primateohnik ausser Uebung gekommen zu sein. Man schabte dagegen
die Qrundierungen (Imprimeure) mit Bimsstein ab, wie aus den Anweisungen des De
Mayerne Ms. zu ersehen ist (No. 2, 53, 190), und erzielte hierdurch einen ebenen
glatten Grund, wie er bei den Holztafeln üblich war. Dass die Manier des „Ver-
treibens" in späterer Zeit zu grosser Virtuosität ausgebildet wurde, beweisen die
Bilder des Van der Werff (1659—1722) und des Balthasar Dennor (1685—1749),
bei welchen man auch nicht eine Spur des Pinselstriches bemerken kann. Ver-
mutlich ist unter der Bezeichnung ^Stippelen" ") der späteren Zeit, die wörtlich
„Punktieren" bedeutet, eine ähnliche Manier zu verstehen, durch welche die Pinsel-
striche unsichtbar gemacht wurden, was unsere Stubenmaler heute etwa „Stupfen**
nennen. Das „Stupfen^* bezweckt dabei aber die Farben auf dem Platze gleich-
massig zu verbreiten, ohne die NachbarsteUen zu berühren, während das „Ver-
treiben" das Ineinanderspielen von zwei verschiedenen Farbentönen erleichtern soll.
Beide Manieren können aber passend vereinigt werden, um den Effekt zu erzielen,
die Pinselstriche für das Auge unsichtbar erscheinen zu lassen, wie es bei vielen
Kleinmalern (Mieris, Dow, Netscher) der Fall ist.
Wenn auch die Primamalerei die Haupttechnik der Niederländer genannt
werden kann, so ist damit nicht gesagt, dass ihnen alles aufs erstemal (ten eersten
op te doon) auch gelingen musste. Es blieb noch immer die Arbeit der letzton
Uebermalung, das sog. Betouchieren übrig, um das Gemälde in einen Gesamtton
zu bringen ^*). Vielbeschäftigte Künstler wie Bubens Hessen sehr häufig Bilder
von ihren Schülern „untermalen** und „retouchierten'* dieselben, d. h. sie übergingen
alle Teile derart, dass sie als eigene Werke gelten sollten ^'^). Diese Betouchen
^^) Ginghcn de pcnneelen soo niet belasten / als nu / dat man schier blindolyck mach
tasten en bevoelen al t*werck aen elcker syde: Want de verwen ligghen wel t*onsen tydo
800 onefilen en rouw / men mochtse meeneu schier to zyn half rondet / in ghebouwen
steenen.** — Ret Schilderboeck Cap. 12 Vers 20.
'M Van Gool bemerkt, dass Ivarel de Moor in seiner späteren Zeit eine ,,stippelnde
Manier'* beim Fertigmalen anwandte, während seine früheren Werke davon frei sind. „In
zynen laetsten tyt deed liy de laetste ovorschildering al stippelnde .... maer voor mvn
keur zou ik de eerste manier de best hoUden. — De nieuve Öchouburg der Nederlandtsche
Kunstschilders etc., in's Gravenhage, 1760 vol. II. p. 432.
^>) Einem Ausspruch des Rubens zufolge sollte man die Malerei derartig aufs erstemal
ausfuhren, „als ob du kein zweitesmal darüber zu gehen brauchtest, und doch wirst du oft
^euug darüber malen müssen.** Diesen Ausspruch hörte ich wiederholt von meinem Meister,
rrof. Eisennienger, kann aber dea genaueren (Quellennachweis hiefUr nirgends finden.
i8\ Vergl. d. Brief von Rubens an Sir Dudley Carleton, dtto. Antwerpen,
28. April I6I8. Rubens bietet dem Adressaten eine Reihe von Bildern an, die teils voll-
endet, teils in Arbeit waren, daunter:
„Jüngstes Gericht. Begonnen von einem m. Schüler nach einem anderen Bilde,
welches ich in viel gi'össerer Form für den Erlaucht. Fürsten von Neuburg gemaqht
habe, und welches mir derselbe mit 3500 Gulden bezahlt hat. Da dasselbe aber noch
nicht vollendet ist, so würde ich es ganz mit eigener Hand übergehen, und so kOnnte
es für ein Original gelten (1200 fi^-
„Eine Jaga von Reitern und Löwen, begonnen von eiuem meiner Schüler nach
einem Bilde, das ich iür Se. Durchlaucht von Bayern gemacht habe, aber ganz von
meiner Hand retouchirt (600 fl.).
„Die 12 Aposteln nebst einem Christus, von meinen Schülern nach den Originalen
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XU
koDDten teils lasierend, teils halbdeckend, oder auoh in kräftiger Manier ausgeführt
werden, uro dem ganzen Werke die „Handschrift des Meisters'^ aufzuprägen. Bei
den bekannten Medicibildern der Louvre-Galereie ist es nicht allzusohwer die Stellen
genauer zu bezeichnen, welche Rubens selbst gemalt oder nur retouchiert hat. Es
hat aber auch damals gewiss Schüler gegeben^ die sich die Manieren ihrer Meister
in allen Details so zu eigen gemacht hatten, dass es heute vielleicht schwer ist,
mit aller Sicherheit zu entscheiden, welches Stück der Meister oder sein Schüler
gemalt haben mag. Bestand doch die ganze Schulung der Zeit darin, die Werke
seines Meisters nachzuahmen und dessen Zeichnung und Parbengebung zu erreichen.
Ueber Rubens Malweise, die schon gelegentlich in den Noten zum
Mayeme Ms. eingehend erörtert wurde (s. p. 399), mögen hier noch einige Be-
merkungen Yon Autoren des XVIII. Jahrhunderts angefügt werden. Von Interesse
sind sie deshalb, weil Aussprüche darin gegeben erscheinen, die offenbar auf direkte
Tradition zurückzuführen sind. So berichtet Desoamps (La Vie des Peintres
Flamands etc., Paris 1753, T. I p. 310) über Rubens Technik, nachdem er bemerkt,
dasa die von seinen Schülern begonnenen und dann retouchierten Bilder nicht die
Transparenz zeigen, die der Meister selbst sich angeeignet hatt^, wie folgt:
„E}s scheint, dass in den BUdern des Rubens die dem Lichte abgekehrten
Massen kaum mit Farbenkörpor bedeckt sind; dies war einer der Einwände seiner
Feinde, welche behaupteten, seine Bilder seien kaum genug impastiert, fast nur
wie mit gefärbtem Firnis gemalt und demnach von ebenso geringer Dauer wie der
Künstler selbst. Jetzt sieht man, wie schlecht begründet diese Voraussagung war.
Beim ersten Anblick hatte alles von Rubens Pinsel herrühi*endes die Erscheinung
einer Lasur; aber da er oftmals die Töne mit der Grundfarbe der Leinwand her-
ausbildete, eraohien sie dennoch ganz mit Farbe bedeckt .... Eine seiner Haupt-
regel über Golorit, die er oft seinen Schülern gegenüber wiederholte, war : „ „Fanget
Eure Schatten dünn zu malen an'S sagte er: „hütet Euch davor, weisse Farbe
darein zu mischen, denn diese ist Gift Tür ein Bild, ausgenommen in den Lichtern;
sobald das Weiss die goldig brillanten (Sohatt-en-)T(nlo stumpf macht, wird Eure
Farbe niemals warm, sondern schwer und grau sein.'*^^ .Nachdem er diese für de A
Schatt-en nötige Vorsicht demonstriert und die zu diesem Zweck dienlichen Farben
bezeichnet hatte, setzte er also fort: „„In den Lichtern ist es ganz anders, hier
kann man die Farben so dick auftragen, als man es für geeignet erachtet. Sie
haben etwas Körperliches. Nichtsdestoweniger soll man sie pur aufsetzen. Es
gelingt dabei am besten,' jeden Ton auf seinen Platz zu bringen und einen neben
dem anderen, derart, dass man mit einer leichten Vermischung mittels eines
Borst- oder Haarpinsels die Töne ineinander gehon^ ohne sie zu verquälen, und diese
Vorbereitung kann man abermals übergehen und entschiedenere Pinselstriche auf-
setzen, welche stets die unterscheidenden Merkmale grosser Meister sind.*'*'^^)
gemalt, wolch'e der Heirzog von Lerma von m. Hand besitzt, aber noch ganz und
voUständiff von meiner Hand zu retouchiren (jeder 50 fl.).
.Das Bild eines Achilles in Weiberkleidem , von meinem besten SchUler gemalt
und ganz von meiner Hand retouohirt. Ein sehr anmutiges Bild und voll von sehr
schönen Mädchenfiguren (600 ü.).
^.Eine Susanna, von einem m. ScbUler gemalt, jedoch ganz von ni. Hand retouohirt
(uUÜ II.}.
Gleicherweise in einem Briefe von Rubens an den Herzog Wolfg, Wilh. von
Bayern dtto. Antwerpen 11. Okt. 1619: „Was den Gegenstand des hl. Michael anbelangt,
fürchte ich, dass schwerlich sich unter m. Schülern einer finden wird, der imstande ist,
ihn, wenn auch nach meiner Zeichnung gut ins Werk zu setzen; auf jeden Fall wird es
nötig sein, dass ich das Bild so gut es geht, mit meiner eigenen Hand retouchire/^ (KUnstler-
• efe von Guhl, No. 39 u. 41, p. 130 u. flf.)
^*) Descamps (La Vies des Peintres Flamands etc. Paris 1763 Tome I p. 310) über
Rubens Technik. „Les tableaux de ses El^ves qui ont ^iA retouchös, sont ais^s
reconnottre: ou n*y trouve pas les transparents dont ce graud Peintre tirait si bien parli:
. . . U semble que dans les tableaux de Rubens les masses priv^es de luniier^ ne soient
presque point cnarg^es de coleur: c'etait une des critiques de ses onnemis, qui pr^tendoient
que ses Tableaux n'^toient point assez empät^s, et n* etoient presque qu*uu vernis coloriö,
aussi peu durable que TArtiste. On voit ä present que eette prediction 6toit tr5s-mal fond6e.
Tout n'avoit d'nbord, sous lo pinceau de Rubens, que Tapparcnce d un glacis; mais quoiqu'il
tira Bouvent des tons de rimpression de sa toiie, eile 6toit oependant enti^rement couverte
de couleur: . . . Une de maximes priucipales, qu*il r^p^toit le plus souvent dans son 6cole,
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XLH
Bei der Erwähnung von Teniers des Jüngeren Malweise kommt Descamps
abermals (loo. oit. T. II p. 160) auf die Elin würfe gegen Rubens' allzudünnen Farben-
auftrag zu sprechen, dem sioh auoh Teniers allzusehr hingegeben habe: „Rubens
selbst, dem man den gleichen Vorwurf maohte, veranlasste ihn zu seiner ersten
Methode zurückzukehren. Er gab ihm den Rat die Lichter so dick zu halten, als
er es für geeignet erachtete, aber beim Malen der Schattenpartien niemals zu ver-
säumen, die Transparenz der Leinen- oder Holzgrundierung zu erhalten, sonst bliebe
die Farbe dieser Qrundierung bedeutungslos.'' '^)
Wie anderen Orts schon erörtert wurde (s. p. XXIX)' legten die guten Meister
der Zeit era grosses Gewicht auf die Ausnutzung der optischen Qualität ihrer
Qrundierung, namentlich in den Schatten. Desgleichen bemerkt auch Maiisaert
(Le Peintre amateur et curieux, Bruxelles 1763, p. 250) betreffs Rubens Kreuzigungs-
bild in St. Walburg zu Antwerpen: „An vielen Stellen sind die Farben sehr dick
und breit verwendet, und an anderen sehr dünn, so dass man den Grund der Tafel
hindurchsieht, vornehmlich in den grossen Schattenpartieu.*' ^^)
Bekanntlich benützte Rubens auch bei grösseren Altargemälden Holztafeln
mit weissem geleimten Grund, den er dann durch Ueberstreichen mit einem neutralen
oder warmen Grau abtönte. Mitunter u. z. in seiner besten Periode scheint Rubens
ohne dieses Abtönen des Grundes vorgegangen zu sein und hat dadurch eine grosse
Brillanz erzielt.
De Piles (^Remarques sur l'Art de la Peintur [par Du Fresnoy] vers 382)
bemerkt über diesen Punkt: „Bin weiterer Grundsatz.... bestand darin, sich
weisser Gründe zu bedienen, auf welchen er malte und oftmals sogar alla prima,
ohne etwas zu retouchieren .... Rubens benutzte solche stets und ich habe prinm
geroalte Bilder von der Hand dieser grossen Meister gesehen, „die eine merkwürdige
Lebhaftigkeit hatten.'' '^) Die allgemeine Meinung der Kunstschreiber des vorgen.
Jahrhunderts geht dahin, dass Rubens und seine Zeitgenossen zur Erzielung ihrer
transparenten Gesamtwirkung Firniszusatz bei der Oelfarbe benützten. Nach
dem Mayerue Ms. (s. p. 313, 397) gewinnen wir die Ueberzeugung, dass es eher
die Balsame (Venetian. Terpentin) waren, denen der gewisse Schmelz zu verdanken
ist. Insoferne dieser Balsam Ingredienz mancher Firnisse gewesen ist, kann der
obigen Ansicht eine gewisse Berechtigung nicht versagt werden. So hält es
Merim^e (De la Peinture k l'Huile, p. 22) für zweifellos, dass die Transparenz
und Brillanz der Farben d^s Jordaehs durch Firnis erzielt wurde. Do Piles,
der eifrige Vertreter des Stiles und der Methode des Rubens, empfiehlt den Ge-
sur le Colons, 6toit, qu'il 6toit tr^s-dangereux de se servir du blanc et du noir „Commencez'*
disoitrii, „k peindre l^g^rement vos ombres; gardez vous d'y laisser glisser du blanc, c*est
le poison d'un tableau, except^ dans les lumieres; si le blanc ^mousse une fois cette pointe
brillante et dor^e, votre couleur ne sera plus ebaude, mais lourde et grise/' Apr^s avoir
d^montre cette pröoaution si necessaire pour les ombres, et avoir design6 les oouleurs qui
peuvent y nuire, il oontinue ainsi: „U n'en est pas de m^me dans les lumieres, on peut
charger ses oouleurs tant que Ton le juge k propos: Elles ont du corps: il faut cependant
les tenir pures: On y reussit en plaQant chaque teinte dans sa place, et pr^s Tune de Tautre,
ensorte que d'un leger m^lange fait avec la orosse ou le pinceau, on parvienne ä les fondre
en les passant Fune dans l'autre sans les tourmenter, et alors on pcut retoumer sur cette
pr^paration et y donner des touches d^oid^es qui sont toujours les marques distinctives
des grand maitres." Die Quelle, nach welcher Descamps diese Darstellunfi^ gibt, ist niemals
festgestellt worden; vermutlich war es Descamps' Meister, Largili^re, welcher sich der hol-
länmsohen Malweise ganz hingegeben (s. Eastl. p. 491 Note).
'^) „Rubens, k oui on avoit fait le möme reproche^ ramena Teniers k sa pr^mi^re
mani^re. II lui oonseilla de charger les lumieres autant qu'il le jugeroit k propos, mais de
ne jamais manquer en peignantles ombres, de conserver les transparents de Fimprcssion
de la toile ou du panneau; autrement la couleur de cette improssion seruit indinerente^*
(Decamps, La vie des Peintres Flamands etc. T. II p. 160).
^*) Mansaert (Le Peintre amateur et curieux p. 250): „Dans plusieurs eotroits elles
(les oouleurs) y sont employ^es fort ^paisses et fort grossi^res, et dans d'autres fort legeres,
de Sorte qu'on y voit k travers le fond du panneau, prinoipalement dans les grauds parties
d'ombre."
*') „Une autre maxime .... c*6toit de se servir de fonds blancst sur lesquels ils
peignoient, et souvent m§me au premier coup, sans rien retouoher .... Rubens s'en
servoit toigours; et j'ay vü des Tableaux de la main de ce grand homme faits au premier
ooup, qui avoient une vivacit^ merveilleuse." (De Piles, Remarques sur TArt de la reinture
[par Du Fresnoy] ver. 382).
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XLin
brauoh yon Firnis zu dem Zwecke» ein Bild in einem Zuge fertig zu stellen (Cours
de Peinture, p. 290).
Firnis zur Malerfarbe bei Rembrandt's Manier wird durch das Zeugnis des
Mansaert (le Peintre Amateur et ourieux, 2™öP. p. 142) bestöligt. Er erzählt:
,,Eines Tages zeigte ioh ein sehr schönes Stück dieses Meisters einem Privatmann ;
dieser fragte mich, ob jener etwa Schmutz in seine Farben mischte, da sie ihm
80 rötlich erschienen .... Ich gestehe, dass das wirkliche Kolorit durch die Länge
der Zeit sich verändert hatte, umsomehr als Rembrandt gewohnt war, mit Firnis
zu malen,**)
Möglicherweise ist diese „rötliche** Erscheinung die Folge des Nachdunkeins
der Malöle oder solcher Firnisse, die mit Oelen gelöst wurden. Diese waren zu
Rembrandts Zeit noch vielfach in Verwendung. Auch der Ambrafirnis, den Mayerne
mehrfach zu bereiten lehrt, war ein Oelfirnis von gelblicher bis bräunlicher Nuance ;
vielleicht hatte Rembrandts sogar, wie Eastlake (p. ö08). glaubt, „aus Sparsamkeit"
gewöhnlichere Firnisse im Gebrauch, wie solche zu gewerblichen Zwecken bereitet
wurden. Rembrandt kräftige Katuralistik, wodurch er sich von seinen Zeitgenossen
besonders unterschied, wurde zu seiner Zeit vielfach missverstanden. Ein „Ideali-
sieren der Natur** war seiner Auffassung nach nicht am Platze, und dadurch geriet
er mit der allgemeinen Auffassung der „hohen Kunst" vielfach in Widerspruch.
Rembiandt's Manier zum Unterschiede von anderen hervorragenden Künstlern
der Zeit beschreibt Houbrakon (De Groote Schouburgh, I p. 273) mit offenbarem
Hinweis auf Rubens: „Die Eigenart seiner Mal weise (obschon in mancher Beziehung
nicht zu empfehlen) veranlasst mich zu dem Verdacht, dass er sie absichtlich an-
wendete; denn, wenn er die Mal^eise der anderen angenommen hätte, oder wenn
er sich vorgenommen, irgend einen der berühmten Italiener oder andere grosse
Meister zu imitieren, wäre die Welt durch Vergleichung mit seinen Vorbildern in
den Stand gesetzt gewesen, seinen [geringeren?] Wert zu bestimmen. So aber setzte
er sich durch Einhalten des Gegenteils über alle solche Vergleiche hinweg. Er
that das, was Tacitus von Tiberius erzählt, der alles vermied, was dem Volke* zu
Vergleichen zwischen ihm und Augustus veranlassen könnte, dessen Erinnerung,
wie er sah, von allen hochgeschätzt wurde.** Diese Bemerkung Houbraken*s bezog
sich offenbar auf Rembrandt's Darstellungen aus der Heiligeulegende, die von der
althergebrachten in jeder Beziehung abgewichen war. Die Vorzüge technischer
Natur in seinen Porträts und Studienköpfeh wusste er aber sehr zu schätzen.
Ueber Rembrandt's Manier, die Farben dick aufzusetzen, ohne sie nachher zu
vertreiben, bemerkt Mansaert (Peintre amateur et ourieux, II. p. 142): „Die
Bilder Rembrandts sind pastos gemalt, hauptsächlich im vollen Licht. Er ver-
schmolz selten seine Töne und setzte einen über den anderen, ohne sie miteinander
zu vereinen. Diese Manier der Arbeit ist dieses grossen Meisters Eigenart." '^)
Zur vollen Ausreifung dieser Manier gelangte Rembrandt allerdings erst in
seiner späteren Periode, während er anfänglich noch das „Weichermachen" durch
Uebermalung und Vertreiben anwendete. Auch sein Schüler Sam. van Hoog-
straeten empfiehlt noch diese Methode als die am besten einzuhaltende Mal weise.
Er sagt (Inleyding, p. 233): „Vor aUem ist es wünschenswert, sich eine sichere
Pinselführung anzugewönnen, um gewandt den Plan von den übrigen zu trennen
(d. h. Vordergrund und Hintergrund schon in der Technik zu unterscheiden), der
. Zeichnung den gehörigen Ausdruck zu verleihen uhd dem Kolorit, wo es möglich
ist, ein freies Spiel zu lassen, ohne zu sehr ins „Geleckte" oder „Vertriebene" zu
gelangen; denn dieses verdirbt den Eindruck und gibt nichtsweiter, als eine traum-
hafte (unbestimmte) Steifheit, bei welcher die regelrechte Farbenbrechung geopfert
wird. Besser ist es die Weichheit mit einem vollen Pinsel zum Ausdruck zu bringen.
") Mansaert (loc. oit. p. 142): Uo joür q^ue je montrois une fort belle pi^oe de oet
auteur ä un particulier, U me demanda s'il m^loit de la suie dans ses couleura, puisqu'elles
loi paroissoient si roussfttres . . . J'avoue que le vrai coloris ^toit ohan£[6 par la longeur
du tems, d'autant plus que Rymbrant ^toit accoutum^ ä peindre au vemis."
'*) G. P. Mansaert (loc. oit.): „Les tableaux de Rymbrant sont ohargös de oouleurs
prinoipalent aux belles lumi^res: il fondoit rarement ses teintes, les couchant les unes sur
let autres sans les marier eosemble : ftigon de travailler partiouli^e ä oe grand mattre."
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XLIV
wie Jordaens zu sageu pflegte ,,1u8lig die Farben hin zustreichen'' und sich nicht
um Glätte und Qlanz der Farbe zu kümmern« weil dieselbe, so dick du auch auf-
tragen magst, durch das völlige Ausmalen sich von selbst einstellen wird/* •*)
Soviel Mühe man sich auch geben mag, so ist in der Litteratur der Zeit
nichts Bestimmteres über die Technik der Niederländer zu erfahren, als in dem
Mayerne Ms. enthalten ist. Die Hauptursache liegt darin, dass man sich gewöhnt
halte, die Technik von einem weiteren Gesichtspunkte aus zu betrachten, als
der Gebrauch von Oelen, Farben und Firnissen einschliesst. Man begann sich für die
Verschiedenartigkeit der Pinselführung, die Unterschiede des Kolorits, die Natürlich-
keit und die Art der Darstellung zu interessieren und wandte sein Augenmerk mehr
auf das Kompositionelle, auf Licht- und Sohattenverteilung, sowie auf Transparenz-
und Leuchtkraft der Farben. Nur von diesem Standpunkt wurde die künstlerische
Leistung betrachtet. Und unter dem allgemeinen Begriff „Technik" verstand man
die Beherrschung aller oben angegebenen einzelnen Punkte. Dass man hierüber
eingehend Kritik üben kann, ohne die rein technischen Hilfsmittel nur mit einem
Worte zu streifen, ist leicht begreiflich. Dem Beschauer scheinen derartige Details
sogar ganz nebensächlicher Natur, die vielleicht nur in der Werkstätte selbst, von
den Künstlern untereinander, einer genaueren Behandlung für wert befunden wurden.
Auf den Schlusseffekt kam es an und nicht auf das „Wie^*' der einzelnen Phasen
des Schaffens.
Zum Schlüsse möge hier noch eine Frage mit wenigen Worten berührt werden,
u. z. ob die niederländischen Bilder des XVII. Jhs. in ihrem heutigen Zustande absolut
genau die Erscheinung wiedergeben, wie zur Zeit ihrer Entstehung? Haben die Jahr-
hunderte einen Einfluss auf sie genommen und welchen?
Nachdem wir aus dem Mayerne Ms., sowie den übrigen übereinstimmenden
Quellen das Material ziemlich genau kennen, und auch die Natur der einzelnen
angewandten Malerfarben, Oele und Firnisse, ihre Dauerhaftigkeit, Beeinflussung
durch Licht und Atmosphärilien bekannt ist, so lässt sich mit Bestimmtheit der
Schluss ziehen, die Bildwerke können unmöglich heute so aussehen, wie zur Zeit
der Entstehung. Vor allem wirkt das Licht zerstörend auf gewisse pflanzliche
Farbstoffe, welche damals angewandt wurden, wie das Schüttgelb (gelb. Lack),
das Saftgrün, so dass alle damit gemischten Farben, darunter alle Grün heute
bräunlich oder blauschwarz aussehen. Man kann es sich auch gar nicht anders
vorstellen, wenn man die Landschaften von Ruysdael, Hobemma u. a. daraufhin
ansieht. Ebenso sind die künstlichen blauen Farbstoffe (s. Noten z. Mayerne Ms.
No. l) sehr vergänglicher Natur. Obwohl deren schlechte Haltbarkeit schon da-
mals bekannt war, so wurde doch, teils bewusst, teils unbewusst davon Gebrauch
gemacht. Auch in Bezug der roten Lacke war es nicht besser bestellt, denn die
Farbenhändler wussten nur zu sehr ihren Vorteil wahrzunehmen. Der Florentiner
Lack (aus Rotholz, ital. Verzino bereitet) ist flüchtiger Natur, war aber bei den
Malern sehr im Gebrauch (deshalb sind die Senatoren-Mäntel auf Bildern des Tinto-
retto so völlig farblos geworden 1), und selbst die Hauptfarbe für Weiss „Oeruse"
ist nach den gleichzeitigen Berichten ein zur Hälfte mit Kreide oder weissem Bolus
vorHilschtos Bleiweiss gewesen. Die Malöle konnten damals ebensowenig vor dem
Nachdunkeln bewahrt werden, als heute, obschon man alles mögliche zu diesem
Behufe versuchte, ebensowenig waren die damaligen Firnisse vor dem „Verfall**
geschützter. Wenn wir aber dennoch heute die alten Bilder (wenigstens eine grosse
Zahl derselben) in einem Zustande grosser B'arbenpracht und Farbenklarheit vor
uns sehen, so liegt das in dem glücklichen Umstände, dass der rationelle Geist der
damaligen Maler schon bestrebt war, die Hasse der Oell)indemittel auf das
^) Hoogstraten (Inleyding etc. p. 233): „Dies is allermeest te pryzen, datmen zieh tot
oen wakkere pinseelstreek gewoon maeke, clie de plaetsen, de van andere iets vorschilleD,
dapperlyk aenwyze, gevende de teykening zyn behoorlyke toedrukkingen, en de koloreeringen^
daer t l^den kan, een speelende zwaddering; zonder ooit tot lekken oft verdryven te kernen;
want dit verdrvft de deugt, en ge?ft niets anders als een droomige styvicheit tot verlies
van d'oprechte breekinge der verwen. Beter is't de zachticheyt met en vol pinseel te zocken,
en, geleyk het Jordaens plaeh to noemen, lustich toe te zabbern, weynion act gevende op
de giadtle in een smeltinff: dewyl de zelve, hoe stout gy ook zult toetasten, door't veel
doorschildem wel van zelfs zal inkruipen.^^
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XLV
Mindestmass zu restringieren, indem sie zur Oesohmeidigmachung der Oelfarben
Terpentinöl in Verbindung mit Terpentinbalsam (s. Mayerne Ms. No. 11) beim Malen
selbst oder beim Uebermalen zur Oelfarbe zusetzten. Der Terpentinbaisaro (Vene-
tianer oder Strassburger Terpentin) gehört zu den weichen Harzen; für sieh allein
angewandt verbürgt er wenig Sicherheit in Bezug auf Erhärtung, er erweicht auch
leicht in der Wärme; aber in Verbindung mit anderen Ingredienzen verleiht ^r den
spröden Harzen eine gewisse Geschmeidigkeit, durch seine Eigenschaft das Trocknen
der Firnisse zu behindern, gestattet er ein längeres Verarbeiten derselben und da-
durch, dass er in der Wärme erweicht, kann die beigemischte Farbe den Be-
wegungen des Untergrundes (Leinwand, Holz) leichter folgen. Wir kennen wohl
heute vielleicht geeignetere Mittel zu diesem Zwecke, aber damals wendete man
eben dieses obgenannte hauptsächlich an^'), und deshalb müssen wir es in den
Kreis der Betrachtung ziehen.
Als sehr glücklichen Umstand für die bessere Erhaltung mancher BUder muss
man noch die Vorliebe vieler Maler (und auch dör Bilderliebhaber) für Holetafel
hier angereiht werden; denn erst^ens waren die Bereitung der Holztafel imd Orui^-
dierung derselben geübten Händen anvertraut (die Methoden waren die von den
Vergoldern her bekannten geblieben), und dann bietet die Holztafel mit ihrer Weisse
einen ungleich besseren Untergrund für optische Farben Wirkung. Die geweisstc
Tafel gestattete der Oelfarbe ihre Transparenz voll zur Geltung gelangen zu lassen,
während dies bei den schon mit der „Imprimatur^' versehenen Leinwanden viel weniger
der Fall war. Ein Hauptmoment hierbei ist noch, dass die „geweisste TafeP'
wie von jeher mit Leim und Kreide (oder Bolus) grundiert wurde, die Lein-
wanden aber schon ihre 2 — 3 Schichten von Oelfarbe erhalten hatten, bevor noch
der Maler zu zeichnen begann! Für das Nachdunkeln des Budes ist dieser Unter-
schied von weittragender Bedeutung.
Wir müssen aber ausserdem noch bedenken, welch' grosser Wert für die
Erhaltung alter BUder in deren gewissenhaften Konservierung gelegen ist.
Dahin gehört der Schutz vor zu greller Sonne einerseits, vor allzu wenig Licht
andererseits, die Unterbringung in trockenen Räumen, Abhaltung von Schmutz,
Uuss etc. Mag auch in den früheren „Kunstkabinetten", aus welchen die heutigen
„BUderg^lerien" ja entstanden sind, manchesmal gesündigt worden sein, und durch
die Hand zwar das Beste wollender, aber oftmals mit ungeeigneten Mitteln (oder
Unwissenheit) ausgerüsteten Restauratoren viel verdorben worden sein, wir müssen
ihnen doch dankbar sein für das, was die Einsichtigen unter ihnen gethau haben.
Durch die Thätigkeit des Konservators, resp. Restaurators, durch das regel-
mässig in gewissen Zeiträumen nötige Abputzen des Schmutzes, des Wascheris,
das neue Auftragen des Firnisses nach der Entfernung des alten und derartigem
jllanipulationen (Rentoilieren), wird die Oberfläche eines jeden Bildes berührt und
durch die unvermeidliche, noch so vorsichtige Handhabung mit Putzlappen, Pinseln,
Fingern immer mehr geglättet. Diese Qlättung, anfangs kaum zu bemerken,
wird nim im Laufe der Generationen schliesslich zu einer Art von Polierung werden,
so dass ich die Ueberzeugung aussprechen möchte, das emaillartige Aussehen
vieler Bilder alter Meister, hauptsächlich in den pastoseren Lichtpartien, kommt
von den wiederholten Manipulationen mit allerlei (auch richtig angewandten) Putz-
mitt^ln, ist jedoch weniger die Folge eines besonderen Bindemittels, wie man viel-
fach anzunehmen glaubte. Dass der Firnisgehalt der Farben die Polierung (durch
die Erweichung des Firnisses infolge der Wärme beim Reiben) unterstützt, oder
die Geschmeidigkeit des Balsamzusatzes die Glättung erleichtert, kommt hier kaum
'0 Vergl. die No. 11, 238, 301 des Majerne Ms. Auch Hoogstraeten (Inleyding p. 22§)
besohreibt eine gleiche Komposition: „Onzen vernis von Terpcntyn, terpent\jn oly, en ge-
Btooten mastix gesmolten, is bequaem genoeg tot onze werken.^' Von Interesse ist auoh
noch die fol^nde Stelle des Norgate Ms. über Van D^rck's Firnis: „Sir Nathaniel
Baoon's. vemish for oyl pictures. Allsoe it was the vemish of Sr. Anthony Vandike,
which he used when he did work over a face again the second time all over, otherwise it
will hardly dry. Take two parts of oyle of turpentine and ona part of Venice turpentioe;
put it in a pipkin and set it over coles, on a still fire, untill it begin to buble up: or let
tbem bovl very easily, and stop it close with a wett woolen cloth untill it be cold. Then
keep it for your use; and when you will use it, lay it but warm, and it will dry.^^
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XLVI
in Betracht, denn jeder feste Körper kann durch geeignete Mittel glänzend gemacht
werden, warum also nicht auch die Oelfärbe?
Können also, wie aus den obigen Erwägungen hervorgeht^, die Bilder der
alten Meister unmöglich heute den absolut gleichen Anblick gewähren, wie Tor
zwei oder drei Jahrhundert-en, so müssen t^ir doch gestehen, dass die Pracht der
Farben, ihre Brillanz, ihr Kolorit auch heute noch einen Gesamteindruck auf unser
künstlerisches Empfinden hervorrufen, wie wir es uns nicht schöner yorsteUen
könnten. Ein Wunsch sei hier noch ausgesprochen: dass unsere heute gemalten
Bilder in 2 oder 3 Jahrhunderten mit ebenderselben Klarheit und Harmonie der
Farben auf die künftigen Generationen kommen mögen, wie die der Niederländer
des XVII. Jhs. auf uns gekommen sindl
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I. Teü.
Die italienischen Malerbücher des XV. und
XVI. Jahrhunderts.
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1. Alberti.
„Nicht mehr der Bew^eise bedarf es, wenn die Behauptung aufgestellt wird,
dasa der Umsohwung, welcher in der italienischen Kunst in der ersten Hälfte des
XV. Jahrh. sich vollzieht, unbegreifbar ist, bringt man dabei nicht jene gewaltige
Geistesbewegung in Anschlag, welche den Namen Humanismus führt. Die
grossartige Ankündigung desselben waren schon Dante und Oiotto; sein völliger
Sieg aber und damit seine Omnipotenz der Herrschaft vollzieht sich erst mit Beginn
des XV. Jahrh. Dass der Humanismus keine einseitige Wiederbelebung des klas-
sischen Altertums bt, wird genug oft hervorgehoben; zu lebendig war das stolze
Bewusstsein, im Verhältnisse direkter Nachkommenschaft zu dem gefeierten Volke
des Altertums zu stehen, um nicht das Recht sich zusprechen zu dürfen: selbst
zu sein. Wohl führt man jubelnd die halb verschollenen Schätze der Kunst und
Litteratur des Altertums wie ein teures, verloren gewesenes und nun wieder-
gefundenes Eigentum in das helle Licht des Tages; antike Vorstellungen, Ideen
brausen sturzbaohgleich über die Epoche: aber das starke Lebensgolühl lässt es
nicht dazu kommen, dass das Volk zu einem Volke verstaubter Antiquare und
Philbiogen wird. Mit bewunderungs werter geistiger Energie werden die neu zu-
strömenden Vorstellungen im Innern, wenn nicht völlig verarbeitet, so doch minde-
stens in Verbindung mit den vorhandenen gebracht und damit als treibende Kräfte
in das eigene und das Leben der Zeit geführt.''
Mit diesen Worten charakterisiert einer der bedeutendsten Kunsthistoriker
Janitschek, (Einleitung zur Ausgabe des Alberti, Quellenschrift f. Kunstgesch.
Bd. XL Wien 1877) die grosse Bewegung, welche zur sog. Renaissance der Kunst
geführt hat.
Beeinflusst diese Bewegung anfänglich zunächst die schöne Litteratur und
die exakten Wissenschaften, so sehen wir doch alsbald die Aesthetik und die
Schriften, die sich mit den Künsten befassen, in ihren Kreis gezogen.
Selbst die Malerbücher können sich dem neuen Strom nicht widersetzen. Ur-
sprünglich nur als Werk- und Merkbüchlein verfasst, für Dinge, die ausschliesslich
handwerkliche Manipulationen betreffen, nehmen die Malerbücher der neuen Zeit mit
einem male einen didaktischen Charakter an, indem an der Hand der wissenschaft-
lichen Erkenntnis versucht wird, die Foi^derungen an die richtige Zeichnung und
Perspektive zu erörtern und im Hinblick auf die antike Kunst die Begriffe des
Sohönheitideales festzustellen.
Zu den ersten jener von dem frisch erwachenden Humanismus gezeitigten
Früchte gehört bezüglich der Kunsttheorie Leon Battista Alber ti's Werk,
„Drei Bücher von der Malerei." *)
•) Della Pittura libre tre; lat. Ausg. Basel 1540: ital. Ausg. Venetin lö47. Vergl.
Quellenschrift f. Kunstgesch. u. Kunsttechn. Bd. XL L. B. Alberti^s kleine kunsttheoretiscne
Schriften, herausgeg. v. Janitschek, Wien, 1877.
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— 4 -
Das Vertrautsein mit den Sohriften der alten Philosophen musste au dem
Verlangen führen auch die naheliegenden Dinge mit der gleichen logischen Sohäife
lu untersuchen, wie es jene gethan, in jeder Frage sich Rechenschaft zu geben
nach den Gesetzen und den Anforderungen gpründlichen Denkens. Bei der Zeichnung
musste vom Pickte und der Linie ausgegangen werden, um mit Hilfe der Fähigkeit
des Sehens die Darstellung der flächenhaften Formen sich vergegenwärtigen zu
können. Perspektive und Beleuchtung als die notwendigsten Hilfsmittel, körper-
liche Gegenstände auf eine Fläche zu projizieren, treten hinzu, und der Begriff der
Färbung als Mittel natürliche Gegenstände nachzubilden gewinnt inuner mehr
lUarheit. Platon's Theorie vom Sehen, die Vorstellungen des Demokrit und Euklides
von der Art der Entstehung der Sebempfindungen, die Lehre des Aristoteles von
den Farben bilden die Grundl^en, auf welchen Alfoerti's erstes Buch') von der
Malerei gestellt ist. Von Punkt zu Punkt entwickelt er die Forderungen des
geometrischen Sehens, um sich mit Hilfe der „Sehpyramide^ die imaginäre Bildfläohe
vorzustellen.
Im zweiten Buche werden zum Lobe der edlen Kunst der Malerei die alten
Schriftsteller zitiert, und alle jene oft anekdotenhaften Erzählungen mitgeteilt, die
Plinius ohne besondere Auswahl gesammelt, um zu beweisen, welcher Wertschätzung
sich die Malerei schon in den ältesten Zeiten erfreute. Alberti erörtert
hierauf die in die Praxis übersetzte Theorie des ersten Teiles: die Lehre von
dem richtigen Sehen der natürlichen Dinge und die Art ihrer Wiedergabe auf der
ebenen Fläche. Dazu diene der Kontur, die Komposition und die Farbengebung
resp. Beleuchtung. Hier sehen wir von Alberti alle die Forderungen gestellt, die
seine Zeit mit den Begriffen der höchsten Vollkommenheit eines Bildes verband,
den WohUaut der Kontur, das Ebenmass der körperlichen Figuren, Ausdruck und
Handlung der Komposition, angenehme Farbenwirkung und gegenständliche Be-
leuchtung.
Im dritten Buche behandelt der Autor das V^erhältnis des Künstlers zum
Kunstwerk, d. h. die Pflichten, welche der Maler zu erfüllen hat, wUl er das höchste
Ziel, Ruhm und Unsterblichkeit für die Zukunft und Gunst und Wohlwollen in
der Gegenwart sich erwerben. Die künstlerische Erziehung des Malers, die eine
völlige Konzentration aller seiner geistigen Kräfte bedarf, bedinge auch eine univer-
selle Bildung, neben welcher die Tugenden des Charakters, Würde, sittliche Güte,
femer Sinn für Anstand und Wohlbetragen gepflegt sein müssten. 'lieber die Art
und Weise sich im Studium der Natur fortgesetzt zu üben, in der Kunst aber stets
nur die Schönheit als höchstes anzustrebendes Ziel im Auge zu behalten, ergeht
sich Alberti ausführlich, um schliesslich aus dem ästhetischen in einen rein didak-
tischen. Ton zu verfallen. Es ist offenbar der Zweck des Traktates, die Maler
aus den Banden der noch nachklingenden giottesken Richtung, die durch Betonen
des Handwerks eine freiere Entfaltung des gedankUchen Inhaltes verl^nderte, zu
bewussten Künstlern zu erheben, und ihnen den Wog zu zeigen, wie sie sich die
Kunst des Altertums zum Vorbild nehmen müssten, um dem ^neuen^ Gteist ihrer
Zeit zu entsprechen.
Vergleicht man Alberti's Traktat mit Gennini's Buch von der Kunst, das doch
nur wenige Jahrzehnte früher entst<anden sein kann, so ist es kaum möglich, sich
einen schrofferen Gegensatz zu denken. Bei Gennini fast ausschliesslich Vorschriften,
welche auf das Handwerk Bezug haben, bei Alberti ein absolutes Schweigen über
alles Handwerkliche, dagegen ein gründliches Eingehen auf die Prozesse des künst-
lerischen Schaffens und ein Zergliedern ihrer wesentiicher Momente im Sinne der
antiken PhUosophen. „Wenn Gennini's Traktat als das letzte Vermächtois einer
sterbenden Kunstepoche erscheint, so stellt der Traktat Alberti's das Programm
der neu heranbrechenden Gegenwart auf.^ „Die begeistert« Liebe zur Sehönheit,
in den erregten Gemütern entzündet durch die platonische Botschaft, die von Hellas
herkam, und durch das pietätvolle Anschauen der Reste und Trümmer antiker
Kunst, welche das ästhetische Ideal zur AUherrschaft führt, sie atmet uns mit
voller Wärme aus Alberti's Traktat an".
*) Es führt den besonderen Titel „Rudiments^', entsprechend seinem Inhalt, der Er-
klärung der Grundbegriffe.
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_ 6 ~
Einer eigenhändigen bandsohriftliohen Notiz zufolge vollendete Alberti die
drei Bttoher über Malerei am 7. Sept. 1435 zu Florenz. Er schrieb ausserdem ein
gross angelegtes Werk „De Re Aedificatoria", das (i. J. 1452 als Manuskript
vollendet und dem Papst Nikolaus V. gewidmet) 1485 zu Florenz im Druck er-
schien. Mit grosser fachmännischer Kenntnis behandelt Alberti darin alle auf Bau-
kunst bezüglichen Dinge, und kommt dabei auch auf die Wandbemalung, sowie die
dazu geeigneten Bewürfe zu sprechen. In dem besonderen Abschnitte über Fresko-
malerei wird davon noch ausführlicher zu berichten sein. Hier sei nur bemerkt,
dass eine Stelle des berührten Kapitels (Lib. VI. cap. 9) vielfach citiert wird, wenn
von den ersten Anfängen der Oehechnik die Rede ist. Alberti spricht nämlich
von einer „neuen Erfindung'^ mit Oelfarben zu malen, so dass es den Anschein
hat, dass Van Eyok's Neuerung hier von Alberti erw'ähnt wird (s. m. Beitr. 111
p. 241). Vergleicht man aber den ganzen Zusammenhang des Kapitels mit der
italienischen Ausgabe (des Gosimo Bartoli), so muss man zu dem Schluss gelangen,
dass unt-er der „neuen" Erfindung das Tränken der Mauer mit Oel zu verstehen
ist. Ks heisst daselbst: „E trovato nuovamente di ugnere con olio di lino il piano,
e soprapostovi i ooloi etc.", während früher wohl mit Oelfarben auf Mauern gemalt
wurde (s. Oennini Kap. 89 u. 90), aber die Vorbereitung der Mauer zur
Malerei nicht mit Oel, sondern mit. der üblichen Eitempera zu geschehen hatte.
Alberti's neue Vorschrift wird in der Folgezeit beibehalten, wie aus den betreffenden
Angaben des Vasari u. a. ersichtlich ist (s. Vasari, Introd. Kap. 22).
Auch jene Stelle des genannten Abschnittes musste für uns von besonderem
Interesse sein, die von dem „Stucco der Alten" handelt, denn es konnte daraus
die fortgesetzte Tradition des antiken Tectorium bis in die Zeit der Frührenaissance
festgestellt werden (s. m. Beitr. 111 p. 216).
Alberti starb i. J. 1474. Von ihm datiert der Wechsel in der Anlage der
Kunstbücher, die von jetzt ab nicht mehr Wei*k- und Merkbücher, sondern kunst-
theoretische Lehrbücher werden. Der grosse Einfiuss des Genannten ist schon
darin zu erkennen, dass ein Lionardo da Vinci in fast allen seinen ästhetischen
Forderungen von Alberti abhängig erscheint, ja einige Paragraphen seines Traktates
geradezu den Eindruck von Excerpten aus Alberti machen. (Vergl. Note 2 p. XXX
Bdit. Janitschek.) Das ist um so höher anzuschlagen, weil Lionardo's Werk im
übrigen einen weit überragenden Reichtum von künstlerischer Einsicht und be-
sonders praktischem Kunstverstande in sich birgt, da hier ein in seinem Fache
vielbewunderter Künstler über seine eigenste Materie schreibt.
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2. Filarete.
Filarete ist es, der dann die von Alberti betretenen Pfade weiter yerfolgt.
Von der Technik des Malens weiss er zwar nicht yiel zu erzählen und gesteht seine
Unkenntnis freimütig ein. Man wird aber immerhin seine Angaben mit Interesse
verfolgen; er erkennt eben doch die Notwendigkeit an, von diesen Dingen zu
sprechen, während Alberti darüber ganz hinweg geht.
Antonio Averlino Filarete's drei Bücher von der Zeichenkunst, welche
seinem Traktat über die Baukunst angefügt sind,') sind um d. J. 1464 geschrieben.
Aber während er in seinem architektonischen Teil die dargelegten Theorien in das
romanhafte Kleid einer zu erbauenden Stadt Sforzinda hüllt, folgt er in den Büchern
von der Zeichenkunst mehr den rein theoretischen Gesichtspunkten, wie sie Leon
B. Alberti feststellte. In der That hat FUarete die Tre libri della Pittura des Ge-
nannten „ausgiebig benutzt, ja sie den seinigen geradezu zu gründe gelegt, ohne
sie jedoch wesentlich zu erweitern oder in irgend einer Beziehung zu übertreffen.
Auf die „antichi mathematici" verweist er nach dem Vorgange Alberti's, wahr-
scheinlich ohne sie gelesen zu haben ; denn fast alles, was er an Wissenschaftlichem
beibringt, steht auch bei Alberti; und was er sonst darbietet, gehört unzweifelhaft
ihm allein oder dem allgemeinen Wissen seiner Zeit an.^
Haupt-sächlich behandelt. Filarete im I. Buche von der Zeichenkunst (XXII. B.
des ganzen Werkes) die geometrische Formenlehre, geht dann auf die Theorie des
perspektivischen Sehens über, die wie im I. Buch des Alberti „de Pittura,** aus
den Ansichten der „matematici** nämlich Piatons, Demokrits und Euklids geschöpft
ist. Im nächsten Buch wird das Thema weiter ausgeführt, die perspektivischen
Verkürzungen im Hinblick, auf lläohenhafte und körperliche Formen erläutert, end-
lich auf die Malerei als besonders lobenswerte Kunst liingewiesen. Im letzten Buch
finden wir die Theorie der Farben, wie sie zu jener Zeit allgemein verbreitet war,
d. h. man nahm eine Reihe von Grundfarben an, aus welchen dann alle Mischungen
sich ergaben. Die sechs Grundfarben des Filarete sind : Weiss, Schwarz, Rot, Blau,
Grün, Gelb, „obgleich sonst nur fünf zu ihnen gezählt werden; denn das Schwarz
wird nicht als Farbe gerechnet.** Es heisst dann weiter (p. 636, Edit. v. Oettingen):
„Aus den Mischungen der Grundfarben untereinander entstehen neue
Farben. Aus Weiss imd Schwarz- entsteht Grau, aus Weiss und Rot Fleisch-
farbe; Blau mit Rot gibt Violett (paghonazzo) oder „wie wir sagen morello**,
und jede Mischung hat besondern Namen, etwa Veilchenfarbe, Schillerfarbe,
Purpurfarbe.
Die althergebrachte Einteilung der Farben in natürliche und künstliche
behält Filarete bei. „Alle diese Farben sind natürliche, weil sie in ver-
schiedenen Dingen von der Natur erzeugt werden, in Blumen, Kräutern,
Tieren, Früchten; ausserdem werden manche künstlich erzeugt. **
Der Autor meint hier offenbar die Farben, die aus den Blüten (Mohnblumen,
Safran, Iris etc.), aus Kräutern (Wau, Indigo, Krapp), aus Tieren (Purpurschnecke,
*). QueUensohrift f. Kunatgesch. u. Kunsttechn. Neue FolffeJBd. III. Ant. Averlino
Filarete's Traktat über d. Baukunst nebst seinen Büchern v. d. Zeiohenkunst u. d. Bauten
der MedioL Z. erstenmale herausgeg. v. Wolfg. v. Oettingen, Wien 1890. p. 664--6e0.
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Draohenblut, welohes als tderisolien Ursprungs galt) und Früchten (Sohwarzdornbeere,
Soharlaohbeere, welch letztere für eine Pflanzenfrucht galt) bereitet wurden. Es ist
unschwer zu erkennen, dass dieser Aufzählung Vitruv's und Plinius Angaben zu
gründe liegen. Das Thema wird dann wie folgt erörtert:
^Manche Farben werden in der Natur gefunden, andere gleichen Farben-
charakters aber künstlich erzeugt. Weiss (als FarbstotT) findet man in der
Natur, Schwarz, Rot, Gelb, Grün, Blau, diese alle werden, wie angedeutet,
auch künstlich hergestellt. Schwarz gewinnt man aus Holz und aus Rauch.
Willst du es erzeugen, so halte eine Kerze unter eine kupferne oder eiserne
Platte, die nicht (senkrecht) zu jener st<eht, und alsbald wird sich ein schönes
und sehr zartes Schwarz ansetzen; auch vermittelst Holzkohlen wird ein
Schwarz bereitet. Weiss wird aus gut gebranntem Kalk gemacht; diesen
muss man unter Wasser liegen lassen und (als Farbe) auf die Mauer bringen,
wenn letztere noch frisch ist; freilich kann man es auch zu anderen Dingen
Terwendeu. Getrocknet ist dieses (Kalkweiss) sehr hart. Auch aus Elei
wird (ein Weiss) gewonnen; man lässt das Blei, glaube ich, unter Dünger
sich zersetzen und erhält auf diese Art das Bleiweiss, welches ausser zum
Malen noch zu vielen Dingen dient. Grün, und ebenso Blau macht man
aus Kupfer; auf welche Weise, weiss ich nicht. Rot wird aus QuecksUber
und Schwefel bereitet. Zuerst wird jenes in flüssigem Schwefel zerrührt;
mit diesem verbindet es sich und verliert dadurch seine Form; ist (die
Masse) abgekühlt, so wird sie zu Pulver gerieben und in einer gut mit Lehm
verstrichenen Schale einem leichten Kohlenfeuer ausgesetzt, welches man
allmälioh heftiger anfacht; (die Schale) ist oedeckt mit einem Plättchen von
Eisen oder sonst einem feuerfesten Stoff; doch so, dass der Luftzutritt nicht
ganz gehemmt ist. Gelb wird aus Blei bereitet. Mennig ebenfalls; aber
die Art (der Zubereitung) kenne ich nicht. Noch wii^d eine Farbe herge-
stellt, welche Lack heisst; sie ist Bchr schön und wird aus Soheer wolle und
Kermesbeeren gewonnen. Man kocht sie in Lauge mit Alaun; auf welche
Weise, weiss ich nicht genau. — "
Speziell die Freskotechnik verlangt besondere Farbenauswahl, von welcher
Filaret« weiter spricht:
„Bs gibt Erdfarben, welche auf noch feuchtem Kalk ihre Anwendung
finden; und davon gibt es fünf: das Gelb, welches Ocker heisst; das Rot,
welches an dem einen Ort Sinopis, an anderen Brunetta, wieder anderswo
Rote Erde genannt wird. Auch ein Schwarz wird gefunden, das aus Deutsch-
land kommt und eine Erde ist, grüne Erde findet sich ebenfalls. Grüner
Azur wird künstlich hergesteUt) ebenso Weiss und andere Farben mehr.
Azurro entsteht aus den Mineralien und ist ein solches und kommt von
jenseits des Meeres, deshalb heisst er „Ultramarin.^ Es bleibt im Feuer
und auf dem nassen Kalk unverändert. Auch aus Eisen wird eine Farbe
bereitet, welche al fresco Stand hält; sie ist schön, fast rot und verleiht
dem Glase gelbe Färbung. Ueberhaupt erhält dieses von jedem Metall eine
besondere Farbe. Blei und Zinn ergeben im Glase Weiss, Kupfer Grün,
Silber Blau, auch das Gold bringt, wie man sagt-, eine Farbe hervor. Werden
alle diese MetaUe zusammengemischt, so erzeugen sie eine sehr buntscheckige
(abwechslungsreiche) Färbung, nämlich im Glase. ^
„Du bist nun über Farben (im allgemeinen) und über die in der Fresko-
malerei brauchbaren genügend unterrichtet. Andere taugen zu letzterer nicht,
denn sie sind künstlich hergestellt ; eine Ausnahme macht nur das künstlich
aus Eisen bereitete (Eisenrot). Allerdings kann der Kalk so zubereitet
werden, dass fast jede Farbe ebenso gut sowohl aufs Nasse als auch aufs
Trockene (in fresco, come in seccho) gesetzt werden kann. (Fi'age:) „Ei
sage mir, auf welche Weise wird der Kalk so hergerichtet, dass man ihm
die Farben (ohne Nachteil für sie) aufzutragen vermag?" — Entzieh' ihm
seinen Salzgehalt. — „Auf welche Weise entziehst du ihm dieses Salz?' —
Das will ich dir ein ander Mal erklären; jetzt handelt es sich darum, ihn
zur Arbeit tauglich zu machen."
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Die Erklärung bleibt Filarete uns sohuldig; man wird aber nioht im Zweifel
sein, dass die auch bei Gennini Torgeschriebene Art der Bereitung des Bianoo San
Giovanni (Kap. 58) hier gemeint ist. Diese besteht in der rollständigeu lieber»
fühining des Galciumhydroxid in kohlensauren Kalk (vergl. auch die übereinstimmen-
den Angaben der Hermeneia § 80).
Pilarete setet Präge und Antwort also fort:
„loh werde naeh Vermögen von den gebräuohlichst'Cn Mischfarben reden,
die sich danach richten, was du in Fresko ausführen willst, denn der Kalk
zieht sie an sich (d. h. bindet sie). Die Farben müssen gut gerieben und
flüssig wie Wasser sein, damit sio sich mit dem Kalk gut yerbinden. Von
den P^arben, die du anwenden willst, setze zuerst eine Lage auf und schattiere
dann diese mit derselben Farbe in hellerem und dunklerem Ton, und gib so
allmählig die Lichter, wie du es für gut befindest. Ebenso magst du sowohl
in Tempera oder Oelmalerei vorgehen (d. h. was die Modellierung der Form
betrifft), und alle die (oben genannten) Farben dabei anwenden. Aber das
ist eine andere Art *) und ein anderes Verfahren ; es wirkt sehr schön, wenn
es gut ausgeführt ist (il quäle ^ hello, chi lo sa fare, d. h. wer es aus-
zuführen versteht). In Deutschland wird in dieser Weise tüchtiges geleistet ;
besonders von jenem Meister Johann von Brügge und Meister Roger, welche
diese Farben mit Oel (als Bindemittel) ausgezeichnet angewendet haben. —
„Bi sage mir, auf welche Weise arbeitet man mit diesem Oel, und welcher
Oattung ist es?^ — Es ist Oel aus Leinsamen. — „Ist dieses nicht sehr
trübe ?^ — Das wohl, aber man entzieht ihm (die Trübung) ; den Kunstgriff
weiss ich freilich nicht. Er sei denn etwa folgender: thue das Oel in ein
Oefäss und lass' es darin lange Zeit stehen: dann klärt es sich ab. Aller-
dings sagt (mein Gewährsmann), dass es eine Art gibt, rascher zum Ziel zu
kommen. — „Dies mag auf sich beruhen; aber wie arbeitet man (mit dem
Oel)*?*' — Zunächst auf deiner mit Gips überzogenen (Holz)tafel; oder aber,
wenn es auf einer Mauer geschehen soll, auf ganz trockenem Kalk. Vor
allem muss die gegipste Tafel gut geglättet sein, auf diese musst du eine
Schicht Leim ziehen und über letztere eine Lage mit Oel angeriebener Farbe.
Gut ist es, wenn du als solche Bleiweiss nimmst; wenn es aber eine andere
Farbe wäre, so käme es nioht darauf an, welche es ist. Darauf entwirf
mit gaifz zarten Strichen und auf die oben angegebene Art deine Ebene
und gib die Luft an. Hierauf gib dann mit weisser Farbe auf alle Figuren
gleiöhsam einen Schatten in Weiss; d. h. hast du nun menschliche Gestalten
oder Häuser oder Tiere oder sonst etwas auszuführen, so gib mit diesem
Bleiweiss die Form davon an; lass' es aber gut gerieben sein. Auch die
übrigen Farben sind gut zu reiben und jedes Mal lasse sie gut trocknen,
damit sich die eine mit der anderen (hinreichend) verbinde. Hast du so
alles, was du malen willst mit Bleiweiss gedeckt, so gib ihnen mit den
Farben, mit welchen du den Schatten zu machen hast, und darauf mit einem
dünnen Auftrag der Farbe, mit welcher du die (einzelnen Figuren) auszu-
statten gedenkst, eine (weitere) zarte Farbenschicht. Ist dein Schatten ge-
trocknet, so musst du die Figur auf höhen und zwar mit Weiss oder einer
anderen Farbe, welche zu derjenigen stimmt, die du der Figur gegeben hast.
So wirst du es mit allen Dingen machen, die du auf diese Art malen willst:
und auch bei der Malerei auf der Mauer ist in derselben Weise zu verfahren.''
(NB Aus der obigen Darstellung kann man sehen, dass Filarete eine Art
Grauuntermalung für die ganze Komposition im Auge hat. Naturgemäss liesse sich
eine solche aber nur auf dunkelfarbigem, nicht mit Bleiweiss gefertigtem Grunde
ausführen, denn Weiss auf Weiss kommt nicht genügend zur Geltung« Bezü^ch
des Hinweises auf die Oelmalerei des Joh. von Brügge und Roger vergl. Heft DI
p. 241 meiner Beitr.) Füarete fährt also fort:
^) Bdit Oetüngen (p. 641): pratioa; Eastlake (IL p. 66): iati<^
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„Du hast jetzt genug yon der Behandlung der Farben mit Oel ver-
nommen; die Uebung nur macht dioh zum Meister. Es erübrigt davon zu
reden, wie die Farben zusammenzustellen sind, um gute Wirkung zu thun.
Sieh' es von der Natur ab, wie schön streben auf den Wiesen Blumen und
Kräuter verteilt! Neben dem Oriin nimmt sich jede Farbe gut aus, so das
Qelb und das Rot; sogar das Blau erscheint daneben nicht unpassend. Wie
gut Weiss und Schwarz zu einander stehen, weisst du; Rot verträgt sich
mit Oelb nicht besonders; in hohem Qrade mit Blau, aber noch besser mit
Grün. Weiss stimmt ausgezeichnet zu Rot. Was dir zu deinem Vorhaben
das Geeignetste scheint, das wähle und verwende bs im Werk. Und immer
befleissige dich, aufzufassen und nachzubilden, wie etwaö in der Natur sich
ausnimmt, so musst du auch mit deinen Farben jede andere Farbe sowohl
an Blumen als an Metallen nachahmen. Hast du Gegenstände zu malen,
welche von Gold, Silber oder einem anderen Metall scheinen sollen, so ninun
diejenigen Farben, welche geeignet sind, sie so erscheinen zu lassen.^
Im weiteren Verlauf polemisiert Filarete gegen die im XV. Jahrh. noch ziemlich
verbreitete Manier, plastischen Stuckauftrag und wirkliche Vergoldung auf Bildern
anzubringen. „Mache es nicht so wie es Viele machen, die, wenn sie ein Pferd-
geschirr malen sollen, die Buckeln daran von verzinntem Blech erhaben auflegen,
als ob dae Pferd lebendig wäre. Ebensowenig dürfen andere erhabene Dinge so
dargestellt werden ; vielmehr musst du sie, wie gesagt^ mit Farben so herausbringen,
dass sie erhaben scheinen.^ Gegen Gold und Silber als Farbe, „um ein wenig die
Wirkung zu er höhen'' hat er aber nichts einzuwenden.
Was in Filarete's III. und letzten Buch von der Zeichenkunst noch folgt, wie
Mosaik, Komposition von Historienbildern, Stellung von Figuren, Faltenwurf, Model-
lieren von Thon, Gemmen u. dergl., ist für die Technik der Malerei von keinem
weiteren Belang.
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3, Lionardo da Vinci's Traktat.
Lionardo da Vinci (geb. 1452 in der Nähe von Florenz auf dem Schlosse
Vinci, gest. 1519 in Frankreich) war eine jener seltenen Erscheinungen, in welchen
die Natur alle denkbaren menschlichen Vollkommenheiten zu vereinigen liebt, von
ebenso anmutiger als würdevoller Schönheit, von kaum glaublicher körperlicher
Kraft, geistig aber von so vielseitiger Begabung, wie sie selten in derselben Per-
sönlichkeit sich zu verbinden pflegt. Denn nicht bloss in der Skulptur und der
Malerei glänzt er unter den ersten Künstlern seiner Zeit, nicht bloss begründete er
durch scharfsinnige wissenschaftliche Untersuchungen über Anatomie und Perspek-
tive, deren Resultat er In seiner Abhandlung über die Malerei niedergelegt hat, die
Theorie seiner Kunst, sondern in allen anderen Zweigen der praktischen und
mechanischen Kenntnisse war er dem Wissen seiner Zeit vorausgeeilt. Er erforschte
die Gesetze der Geometrie, der Physik und der Chemie, er war als Ingenieur und
Architekt thätig, baute Kanäle, Schleusen und Festungen, erfand Maschinen und
mechanische Kunstwerke aller Art und war nebenbei ein eifriger Pfleger der Musik
und ein geistvoller Dichter und Improvisator (Lübke).
Was Alberti grundlegend behandelt, Filarete aber nur flüchtig berührt, sehen
wir bei Lionardo zu einem umfassenden System ausgebUdet und bis in alle kleinsten
Details durchgearbeitet. Dies gilt vor allem von seinem theoretisch gründlichen
Anschauungsunterricht, der -von den Formen, Beleuchtungsarten und Färbungen
ausgehend, auf das genaueste Erfassen der Naturerscheinungen hindeutet. Hierin ist
Linardo ein Bahnbrecher geworden und gar viele seiner im Traktate*) ausge-
sprochener Ansichten stehen auf weit höherer Stufe, als man bei der geringen Er-
kenntnis der Naturwissenschaft in der damaligen Zeit hätte erwarten können.
Man kann dreist sagen, dass Lionardo's Traktat durch Jahrhunderte, sogar bis auf
die heutige Zeit, mustergiltig geblieben ist. Wie seine Vorgänger kann er es sich
nicht versagen, in dem Streite um dem Vorrang der Künste, ob Malerei, Bildhauerei
oder Dichtkunst die bedeutendste sei, Stellung zu nehmen. In einem grossen Teil
seiner Gedanken spinnt er nur weiter, was seine Zeitgenossen überhaupt beschäftigte.
Aber keiner hat die Lage so überschaut wie er, und keiner schuf auf so breitem
Fundamente so Vielseitiges.
Die Malerei verdankt ihm: Die Vervollkommnung anatomischer Studien; die
Gesetze der Statik und Bewegung menschlicher Gliedmassen : die Fundament ierung
der Proportionslehre ; die Lehre vom Licht und Schatten ; die Ausbildung der Farben-
technik (d. h. Malerei) des Clairobscurs ; die Schaffung der einheitlich-perspektivischen
Idee im Bilde; die Behandlung der Luftperspektive. In jedem dieser einzelnen
Fächer hat er mit erstaunlicher Raschheit imd mit unbefangener Sicherheit des
Blicks das Richtige getroffen und die von mm an giltige, ganz sichere und dem prak-
tischen künstlerischen Zweck aufs engste angeschlossene Methode festgestellt^.
^) Der sog. Trattato della Pittura bildet jenen Teil von Lionardo's zahlreichen Schriften,
welche sich auf Malerei bezieht und erst nach Lionardo's Tod von Freunden zusammen-
Sestellt wurde. Vergl. darüber den Kommentar von H. Ludwig, zu L.'s Buch von der
laierei, Ouellenschriften f. Kunstgesch., Bd. XVII. Wien 1882.
^) Vergl. Ludwig: Ueber die Grundsätze der Oelmalerei und das Verfahren der klass.
Meister, Leipz. 1876, p. 219.*
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— 11 —
In Bezug auf die Farben sohliesst sich Ltonardo dem damals allgemein an-
erkannten System der sechs Grundfarben und der von den Physikern der Aristote-
Hsohen Schule aufgestellten Lehre an, dass die Farben awischen Licht und Finsternis
liegen. Die Farbenreihe ist demnach: Weiss, Oelb, Orün, Blau. Rot und Schwarz
(No. IdO der Ausg. r, Ludwig); sonst fordert er an einer anderen Stelle für die
Malerei Orange (lionato) und Violett (morello, cio^ pavonazzo). Dass Lionardo das
Grün stets als einfache Farbe zählt, obwohl er weiss, dass es gemischt werden
kann, widerspricht eigentlich seiner Definition der einfachen Farben. Er scheint
aber die Farbenpigmente im Auge gehabt zu haben und wusste, dass ungemischtes
Grün viel lebhafter ist als das aus Blau und Gelb gemischte. Wir müssen auch
bedenken, dass das ganze System an der UnvoUkommenheit leidet, die Farben-
pigmente als Grundlage der Farbenerscheinungpn zu nehmen und mit Hilfe der
ersteren diese zu erklären. Die blauende Wirkung trüber Medien und die sich
daraus ergebende Farbe der Luft erklärt^ Lionardo ganz richtig (No. 204 loc. cit.)
und auch alle Veränderungen der Farbenersoheinung, die durch Beleuchtung,
Reflexe etc. sich zeigen, behandelt er mit aller Konsequenz.
In den Kapiteln Über Farben (No. 160—196) sind schon so Tiele wichtige
Beobachtungen enthalten, z. B. die Erklärung der Farbenmischung mit Hilfe der
farbigen Gläser (Mischung durch Absorption; s. Brücke, Physiologie der Farben
§ 14), dann die Andeutung über die Kontrastfarben (No. 164), die sich gegenseitig
heben (Rot und Grün, Gelb und Blau), sowie der Hinweis auf die Farbenreihe des
Regenbogens, um der Nachbarschaft einer Farbe zur anderen Anmut zu yerleihen
(No. 166) u. a. m., dass auch nach den Forderungen der modernen Physik nichts
daran auszusetzen ist. Aber bei den Mischungen der Farben untereinander kommt
er über die Pigmentmischung nicht hinweg, da in weiter Ferne erst mit Newton's
Lehre von der Zerlegung des weisaen Sonnenlichtes durch das Prisma eine richtige
Erklärung des physikalischen Vorganges ermöglicht wurde.
Im Kapitel ^Von der Mischung einer Farbe mit einer anderen, welche Mischung
sich bis ins Unendliche erstreckt^ (No. 163) führt er aus, wie aus den einfachen
Farben durch Mischung untereinander und mit Weiss oder Schwarz eine Reihe
Ton neuen Mischungpen hervorgerufen werden und führt dann im ganzen die oben
genannten acht Farben an (Schwarz, Weiss, Blau, Gelb, Grün, Orange, Violett,
Rot)^); er fügt hinzu: ^und mehr natürliche Farben gibt es nicht. '^ In dieser Auf-
zählung erkennen wir deutlich die bei allen älteren Autoren genannte ESinteilung
iü natürliche und künstliche, von welchen letzteren Lionardo nichts berichtet. Dieser
Mangel und die Schwierigkeit ein System von Farbenmischungen ohne die künst-
lichen, d. h. künstlich hergestellten Farbenpigmente zu schaffen, ist Lionardo sehr
wohlbekannt. Deshalb fügt er gleich darauf hinzu: „Und da mir hier das Papier
nicht ausreicht, so werde ich die Besprechung aller dieser Unterschiede bis zur
Abfassung meines Werkes darüber verschieben, wo sie mit ausführlicher Darlegung
vorgenommen werden soll, und das wird von grossem Nutzen, ja sogar höchst
nötig sein. Diese Beschreibung soll dann zwischen der Theorie und
Praxis zu stehen kommen.^
Nach einer Notiz in einer der Mailänder Abschriften Lionardo'scher Texte,
die Arconati anfertigen Hess, soU auch ein Traktat „von den Farben^ nach Eng-
land verkauft worden sein, also scheint ein solcher doch existiert zu haben. Ludwig,
der Herausgeber der neuen Ausgabe (Quellenschrift f. Kunstgesch. Bd. XV — XVII)
erwähnt diesen Umstand in den Vorbemerkungen zu seinem Kommentar (Bd. XVII
p. 11), macht aber dazu keine Bemerkung (vergl. loc. cit. Bd. XV p. 249, Kom-
mentar p. 240).
^) Uebersetzung von Ludwig : „Noch Schwarz und "Weiss tolgen Blau und Gelb, daraus
das Grün und das Löwenfarben (lionato) oder Lohfarben oder Ocker, wie raan's nennt ; dann
das Brombeerfarben (morello) und das Rot." Morello, morello da sale, aus Eisenvitriol
künstlich bereitet^ oder auch natürlich, ist unser violettes Eisenoxvd. i. e. Caput mortuuro.
Ad „lionato" bemerkt Baldinucoi (Vooabulario dell Arte del Disegno, Firense 1681,
I. voce lionato): dolore simile a quelle det Lione, ed 6 di due ragioni, una che pende in
giallo, o Taltra in oscuro, e questi propriamente chiamasi tan^; dsgl. s. yoce Tan^, lionato
•ouro.
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— 12 -^
Ein solches Werk ist uns aber nicht erhalten, es sei denn, dass es unter den
fünf Handschriften sich wieder gefunden hätte, welche Vor einigen Jahren aus
dem Besitze des verstorbenen Garaliere Morbio in Mailand bei der Auktion der
Sammlung nach Paris gelangt sein sollen. Einem Berichte des Dr. Ernst Förster
(Beilage der Allg. Zeitung Nr. 162 u. 163 vom 12. u. 13. Juni 1883) über das
zweite dieser fünf dem Lionardo zugeschriebenen Manuskripte ist zu entnehmen:
^Das zweite Buch ist®) in klein 8® von cm 15 : 19 in rotem Sammet eingebunden
und enthält auf 36 Seiten Anweisungen zur Bereitung von Malerfarben und
Firnissen, teils in lateinischer, teils in italienischer Sprache und der Schrift von
Ende des 16., Anfang des 16. Jahrhunderts, von der Linken zur Rechten, gegen-
wärtig wohl um so weniger von praktischem Wert, als sie an Leonardo's Gemälden
sich nicht bewährt haben, die t-eils verblichen oder nachgedunkelt oder von der
Mauer abgefallen sind; dazu mit neun in Rotstift ausgeführten Randzeichnungen,
die nicht in der fernsten Beziehung zum Texte stehen: eine Pulvermine» Prunk-
gefässe, Küchengerät, die Entwürfe zu den bekannten zwei weiblichen allegorischen
Brustbildern der ^Eitelkeit** und „Bescheidenheit^ in der Qallerie Soiarra in Rom,
denen man wohl ein Fl*agezeichen zur Seite setzen könnte, wie es den darnach
in Oelfarbe ausgeführten Bildern in Rom ja auch zu teil geworden ist, daneben aber
das grinsend lachende Angesicht eines gemeinen Mannes mit dem freien Auf-
blick eines klar denkenden Kopfes .... Bei genauer Untersuchung zeigt sich,
dass der Schreiber sorgfältig die Striche der Zeichnung vermieden oder wo es nicht
geschehen, darüber hingegangen ist.'' Damit wird erwiesen, dass die Zeichnungen
früher entstanden sein mussten, da diese weder unter sich noch mit dem Texte in
irgend einer Verbindung stehen. Es ist nicht unmöglich, in diesem ganz ver-
schollenen Ma. von Lionardo's Hand, einen TeU oder den Entwurf für das im
zitierten Abschnitte angedeutete Werk über die Farbenerzeugung zu erkennen.
Jedenfalls bleibt es zu bedauern, dass Förster keine Abschrift oder einen genaueren
Auszug davon gemacht hat, da für unsere Zwecke auch diese Rezepte von Wert
gewesen wären, um aus denselben über die Ursachen der schlechten Erhaltung
Lionardo' scher Bilder Schlüsse zu ziehen.
Was sonst an Farben- und technischen Rezepten im Trattato enthalten ist,
gibt kaum mehr als eine oberflächliche Darstellung seines Malverfährens. Ueber
die geringsten Veränderungen der Farben im optischen Sinne sind wu* genau
informiert, nicht aber über die eigentlichen technischen Details.
Nur die folgenden Anweisungen können hier (n. Ludwig) aufgezählt werdea:
No. 211 (195). Von der grünen Farbe die aus Kupfer gemacht wird.
^Das aus Kupfer bereitete Orün (Spangrün) geht, auch wenn es mit
Oel verrieben ist, mit seiner Schönheit in Dunst auf, wenn es nicht sofort
gefirnisst wird. Ja, es geht nicht nur in Dunst auf, sondern es löst sich
auch von der Tafel, auf die es gemalt ist, los, wenn man es mit einem in
gewöhnh'ches Wasser getauchten Schwamm wäscht, sonderlich bei feuchtem
Wetter. Das kommt daher, dass dies Kupfergrün mit HUfe von Salz erzielt
wird, und Salz löst sich bei Regenwetter leicht auf, sonderlich wenn
es zudem noch mit dem vorerwähnten Schwamm angefeuchtet imd ge-
waschen wird.^
Die Farbe, welche Lionardo mit Kupferoxyd bezeichnet, ist essigsaures Kupfer
und war wegen ihrer geßlhrlichen Eigenschaften längst bekannt. Sie wurde, weil
sie andere Farben angreift, deshalb stets mit Fimiss überstrichen, um eine Isolierung
zu erzielen. (Vgl. Noten zu Kap. 56, Cennini Ed. Dg.)
Nr. 212 (196). Steigerung der Schönheit des Kupfergrün.
„Wird dem Grünspan Kameeis Aloö^ beigemischt, so wird selbiges
3 Den gepflogenen Recherchen zufolge ging dieses Heft nebst anderen in den Besitz
elehrten Theod. Sabaohnikofl in Paris über, welcher eine Publikation derselben so
beabsichtigen scheint. Ein Band, Codice sul volo degli Uooelli e varie altre Materie ist
mit Noten des G. Piumato in firanz. Uebersetzung v. G. Ravaisson-MoUien, Paris 1803
erschienen.
*) Cod. Barberini : AloS cavallino, RossaloS, eine in Italien allgemeine Art. Das Harz,
(Alo^ hepatica)^ der freiwillig ausfliessende Saft einiger Gewächse (Alo^ soootrina, A. vol-
garis), löst sich mit gelber bis gelbbrauner Farbe auf. Als Lasur, wie es Lionardo beschreibt^
eraoheint die untere Farbe goldig und warm.
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— 18 -
Grün grosse SohSnlieft gewinnen, und nooh mehr wttrde ihm hiezu Safran
verhelfen, derselbe geht aber in Rauch auf. .Ob dieser Eameels AloS gut ist,
kennt man^ wenn sie sich in warmen Brai^twein auflöst, — warmer löst
sie nämlich besser als kalter. Und hättest du ein Werk init einfachem
Grünspan beendigt, und lasiertest diesen nachher fein mit solcher in Brannt-
wein gelöster Aloö, so würde das eine sehr schöne Farbe werden. Man
kann die Alo^ auch mit Oel anreiben, entweder allein, oder auch gleich mit
dem Qrünspan zusammen, und so mit jeder sonstigen Farbe, die dir beliebt.^
Eine weitere Anweisung ist hauptsächlich wegen der 2ur Qnmdmasse ge-
nommenen Materien von Interesse, weniger wegen der Sache selbst, deren Erfolg
für die Dauer in Frage gestellt werden müsste. Es heisst daselbst:
Nr. 513 (520). Eine Malerei, von ewig dauerndem t'irniss su
machen.^®)
„Du malst dein BUd auf Papier, das eben auf einen recht gerade ge-
schnittenen und gefügten (und mit Leinwand bespannten) Blendrahmen auf-
gezogen ist. Dann (d. h. nachdem das Papier aufgespannt) gibst du eine
gute Lage Ton Pech und Ziegelmehl, danach den (eigentlichen) Malgrund
7on Bleiweiss und Neapelgelb. Darauf kolorierst du und fimisst es mit
altem und dickem Oel, und klebst ein recht ebenes Glas darauf. Besser
aber ist es noch, du malst dein BiTd auf eine gut glasierte und recht ebene
Thonplatte. Auf die Olasierung gibst du den Malgrund aus Weiss und
Neapelgelb, kolorierst danach und firnissest es und klebst das Kry stallglas mit
recht hellem, auf das Glas gestrichenem Firniss fest. Lass aber, ehe du
dies letztere thust, die Farbe in einem dunkeln (d. h. massig erwärmten)
Ofen gut trocknen und firnisse sie danach mit Nussöl und Bernstein (Bern-
stein in Nussöl gekocht und aufgelöst) oder aber mit Nussöl (allein), das an
der Sonne dick geworden ist. — Willst du dünne und flache Glasplatten
anfertigen, so treibe die Glasblasen zwischen fewei glattpolierte broncene
oder marmorne Tafeln hinein, und blase bis du sie mit dem Atem sprengst.
Die Gläser werden flach und so dünn werden, dass du sie biegen kannst.
Danach klebst du sie auf die Malerei Und solch' ein Glas wird, so dünn
es auch ist (oder weil es so dünn ist) unter einem Stoss nicht zerbrechen.'
Was die Anweisung betrifft, so ist dabei theoretisch beabsichtigt, durch eine
mit der Malerei vollständig verbundene Olastafel jede Einwirkung der atmosphärischen
Einflüsse zu vermeiden. Nicht genau ersichtlich ist aber, mit welchem Bindemittel
der Grund von Bleiweiss und Neapelgelb und mit was für Bindemittel die Farben
zur weiteren Malerei anzureiben sind. Vermutlich sind es mit Oel geriebene, deren
Trocknung im Backofen gründlich zu geschehen hat, bevor die nötigen Firniss-
schichten mit dem Glas darüber angebracht werden sollen. Praktisch hat die An-
weisung geringe Bedeutung. In Bezug auf die Frage der angewandten Bindemittel
ist das nächste techl^sche Rezept von Interesse:
«^ 518. Per fare una Pittura d'etema Vemice.
Dipingi 1h tua pittora sopra della oarta tirata in tellaio ben dUineata (Cod. delicata)
e ]>iana, di puoi da una buona e grossa imprimatura di pece e matone ben pesto, di puoi
la imprimatura di biacoa e gialorino, poi colorisci, e vemica d'olio vecchio ohiaro e sodo,
et apiooalo al vetro ben piano.
Ma me^glie sia a fare un tue quadro dl terra ben vetriatp e ben piano, e poi da sopra
esso vetriato la imprimatura di biacoa e gialorino, e poi oolorisoe e vemioa, poi apioca il
vetro oristalino ooUa vemice ben ohiara I esso vetro. Ma fa prima ben seooare in istufa
scura esso oolorito, o poi lo vemica oon olio di nooe et ambra, over olio di nooe resodato
al sole. (Folgt die Anweisung dünne Glasplatten zu obigem Ziweoke zu machen.)
Ad. olio resodato, olio sodo bemerkt Ludwig p. 2& Bd. 17 d. Quellensoh., es ist frafflicb,
ob dies eigentlich an der Sonne dick gewordenes Oel neissen soll. Solches ist nämlion. so
lange es au der Sonne steht, wohl heu an Farbe, wird aber nachher beim Trocknen um so
gelber und trocknet, da es ranzig geworden, überhaupt nie rechl fest aus. Es kann also
auch Oel gemeint sein, das in womverkorkter Flasche eine Zeit lang an der Sonne gebleicht
wurde, etwas Wassergehalt verloren hat und so in seiner HeUigkeit solider gemacht (rasso-
dato) ist.
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- 14 —
Nr. 514 (621). Art und Weise auf ungrundierte Leinwand eu
kolorieren.**)
^Du spannst deine Leinwand auf einen Blendrahmen, gibst ihr einen
Qrund von schwachen Leim , lassest es trooken werden und zeichnest (die
Figuren) auf. Die Inkarnation (P)eischfarbe) trage mit Borstpinseln auf und
arbeitest so im Nassen die Schatt<en Verblasen in einander, nach deinei* Art-
und Weise. Die (Mischung der) Fleischfarbe kann sein: Weiss, Lack und
Neapelgelb; der Schatten: Schwarz und Majolica, nebst ein klein wenig
Lack oder auch Hartröthel (l'ombra sarä nero, e majorioa, e un poco di
lacoa, o vuoi lapis duro).
Hast du Verblasen in einander vermalt, so lass es trocknen. Darauf
rotouchiere aufs Irockene mit Lack und Gummi, der sehr lange Zeit mit
Qummiwasser zusammen flüssig stand, er wird nämlich so besser, weil er
dann seinen Dienst (als Bindemittel) thut, ohne zu glänzen ; nachher nimmst
du auch noch, um die Schatten dunkler zu machen (resp. um die dunkleren
Schatten zu machen), mit Gummi, wie oben gesagt, versetzten Lack und
Tusche und mit dieser Söhattenfarbe kannst du viele Farben abschattieren,
denn sie ist transparent. Du kannst Azurblau und Lack damit verdunkeln,
gegen die Schatten hin, sage ich, weil du gegen die Liditer hin mit Lack
allein verdunkeln wirst, und zwar mit Lack und Gummi über Lack, der
ohne Bindemittel aufgetragen wurde, denn ohne Bindemittiri lasiert man über
Zinnober, der mit Bindemittel aufgetragen und trocken ist.**
Mit diesen wenigen Anweisungen ist die Ausbeute aus Lionardo's Traktat
erschöpft. Es wäre aber ein Irrtum in dem B^ehlen genauerer Notizen auf eine
GleichgUtigkeit des Verfassers in technischen Dingen schliessen zu sollen. Lionardo's
Technik schmiegt sich vielmehr vollkommen seinen Lehren von Farben, Beleuchtung,
^M 514. Modo di colorire in telä.
Metti la tua tela in telaro, et dajgli coUa debole, e lasoia seoare, • disegna e da Fin-
carnationi cou penelli di setole, e cosi freche farai Torabra sfuraata a tuo modo. L*inoar-
natioue sarä biacca, lacca e gialorino. L'ombra sarä nero e m^'orica e un pooo di Ladca,
o'vot lapis duro, sfumato de tu hai, iascia seoare, poi ritooca k seoco oon Laoca e ^ma,
State assai tempo coli' t»qua gomata in sieme liquida, ch'^ megliore, perche fa Tufitio suo
senza lustrare. Ancora per fare Tombre piu scure, togli laoca gomata sopra detta et in-
chiostro, e oon quest' ombra i)iioi ombrare molti colori, peroh' b trasparente, puoi ombrare
ozuro, lacca, diverso Tombre Dioo, perche diverso i lumi k ombrarai di laoca semplice gomata
sopra la Lacoa senza tempera; perche senza tempra si veia sopra cinabro temperato
e seoco.
Ludwig bemerkt loo. oit. p. 281:
„Es liandelt sich bei dieser Anweisung oiTenbar nur um dekorative Malerei auf Fahnen
oder Steife, die beweglich bleiben sollen, und die also, um das Brechen und Abkrusten de^
Farbe zu verhüten, nur nehr dünn, mit mögliohst geringem Zusatz sprüden Bindemittelt
und gänzlich ohne Gipsgrund oder sonstige spröde Präparation angefertigt und der Rascbheit
halber in Wasserfarben ausgeführt werden muss. Die Anweisung hat also hauptsächlich
den Zweck, auseinanderzusetzen, wie man Pi^montmasse und sprödes Bindemittel nach
Kräften sparen und vermeiden kann. — Gleich im Anfang werden die Schattenfarben, die
kein Weiss enthalten ohne Bindemittel (fresche) auf die schwaohgeleimte Leinwand auf-
getragen. Der LeimffTund dieser letzteren, d. h. der geschmeidige Leim der Temperamalerei
(aus Pergament und Lederschnitzeln gekocht) wird sich unter dem nassen Auftrage der
Wasserfarbe etwas auflösen und beim Trocknen deren ganz dünne körperlose Schicht
genügend binden. Ob aber auch Liohtfarben, die mit Weiss gemischt wäreui so gebunden
würden, ist zweifelhaft. — Wahrscheinlich ist von Malerei mit ausgesparten Lichtern die
Rede, oder von sogenanntem ^Suggo", Saftfarben-Malerei. Jedenfalls werden substanziellere
Farben^ wie Zinnober extra getempert. Und infolge dessen kann die dünne Saftlasur von
wässerigem Lack wieder ohne besonderen Temperazusatz über die Zinnabersohlcht hin
gegeben werden. Soll dagegen eine Laekunterlage, die ohme besonderes Bindemittel auf
die geleimte Leinwand getragen wird , übergangen werden , so wird die Lasurlarbe, der
Festigung halber, mit Gummi getempert. Gummi arabicum ist gewählt wegen seiner Farb-
losiffkeit. Vergl. die alten Vorsichtsmassregeln bei Cennini bei der Wahl des Bindemittels
für nelle und schöne Farben, sonderlich transperente wie Ultramarin und Lack.
Eine weitergehende Anweisung iür Methode der Unter- und Uebermalung ist hier
nicht zu suchen. „Du machst es nach deiner Art und Weise^, sagt der Autor zum Eingaiijo^.
Und der Zweck solcher Malereien ist ausserdem auch keinesfalls der grosser Haltbarkeit.
Majolica, bei Lomazzo: terra rossa, oder auch Pfeifenerde.
Lapis duro, harter Röthel, hier wohl die dunkle ins Violettliche spielende Arf
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-- Iß ^
Laoht und Sohatten an. Auch hierin war er seinen Zeitigenossen vorauseilend ein
Neuerer, der aus dem Wesen der optisohen Eigensohaften des Lichtes und Schattens,
aus den Veränderungen der Farben und optisohen Verschiedenheiten der Deck- und
Lasurfarben, sowie der als trübendes Medium wirkenden halbdeckenden Mischfarben
sich seine Technik bildete. Auf Grundlage seiner gediegenen Beobachtung und
der aus dieser abstrahierten Kenntnisse konnte er folgerichtig zu Ausbildung seines
Systems von Hell und Dunkel, dem sog. Ghiaroscuro gelangen und alle technischen
Mittel diesem System unterordnen. So kam er naturgemäss zur dunklen Unter-
tuschung mit durchsichtiger Farbe, wie sie einige angefangene Bilder von ihm
zeigen (Hieronymus, Rom Vatikan; Anbetung durch die Magier, Florenz Uffizien),
weil durch darübergesetzte hellere deokfarbige Töne die Modellierung sich von selbst
ergiebt und die Schattenreflexe in ihrer der Natur entsprechenden Durchsichtigkeit
mit geringen Mitteln mit der Umgebung in Harmonie gebracht werden kann. Durch
oftmaliges Ueberlasieren mit dürohsiohtigun , frischen Lokalfarben und überaus
virtuoses. Abtönen der graulichen Modellierung, die aller wärts die farbigen Lasuren
durchschimmern lässt, erzielte er jenes unübertroffene „Sfumato^, das von jeher an
Lionardo so bewundert wird. Als ganz hervorragendes Beispiel ist das bekannte
Porträt der Mona Lisa (Gattin des Francesco del Giacondo) in d^r Galerie des
Louvre zu nennen, an dem Lionardo vier Jahre lang gearbeitet haben soll.
Dieses System, durch vielfaches Uebergehen immer mehr die Modellierung zu
verfeinem und zu vollenden, wurde von allen späteren Schulen adoptiert^ aber in
diesem Verfahren liegt- auch der Hauptgrund der schlechten Erhaltung von gleich-
zeitigen Schöpfungen, weil die Anzahl der Oelschicht'Cn allzusehr vermehrt und
dadurch dem unvermeidlichen Nachdunkeln Vorschub geleistet wird. Lionardp war
in Bezug auf Technik eben mehr Experimentator als ein Verbesserer ; sein Augen-
merk war auf die Ausnützung der optischen Qualitäten seines Farben-
materiales einzig und allein gerichtet. Deshalb sehen wir ihn auch bei seinen
grossen Wandgemälden stets in gleicher Weise thätig. Er konnte bei seinem Ein-
gehen auf die optische Erscheinung mit der Freskotechnik nicht ans Ziel gelangen
und griff auch hier zur Oeltechnik. Dass er in Bezug auf deren Dauerhaftigkeit
einen Missgriff gemacht, kam von dem allzu grossen Vertrauen, das er, wie fast
alle seine Zeitgenossen, der Oelmalerei entgegenbrachte. Um die Wandfläche für
Oelmalerei vorzubereiten, war, dem Bericht des Alberti zufolge, die sog. Oeltränke
aufgekommen« Man suchte durch Gele und Firnisse die Poren des Mauerwerks
zu schliessen, in der Absicht, die Wirkung des Kalkes auf die Farben auszuschliessen,
bedachte aber nicht die Vergänglichkeit der öligen und harzigen Substanzen infolge
der in das Mauerwerk eindringenden Feuchtigkeit.
Vasari erwähnt, dass Lionardo ausserge wohnliche Experimente machte, um
Gele für die Malerei zu suchen und Firnisse zu deren Schutz zu bereiten. Es
wird auch erzählt, dass Leo X. ihn beim Beginn der Arbeit im Vatican mit DestiUieren
von Essenzen ziu' Bereitung von Firnissen antraf, worüber der Papst verwundert
zu seiner Umgebung sich äusserte: ,Der fängt damit an, womit andere vollenden.^
Wir sehen somit Lionardo auch hierin an der Arbeit, stets zu versuchen und weiter-
Buschaffen, obwohl in seinem Tratt>uto davon nichts vermerkt ist
Diu'ch das Wirken Lionardo's und seine grosse Bedeutung als Kunsttheoretiker
hatte es den Anschein, als ob von Mailand aus ein Werk, die gesamte Theorie
der Kunstwissenschaft enthaltend , verbreitet werden sollte , und Lionardo selbst
mag sich mit diesem Gedanken gewiss getragen haben. Bei Lionardo's plötzlichem
in Frankreich (1619) erfolgtem Tode fiel dann die gesamte Erbschaft an Manu-
skripten seinem Schüler Franzesco Mclzi zu. Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser
die Intention hatte, die in losen Heften verfassten Bruchstücke des Traktats
zusammenzureihen, wie dies Ludwig in seiner Ausgabe (Quellenschrift, f. Kunstgesch.
Bd. XVI p. 395) des Genaueren erörtert. Diese Zusammenstellung (jetzt Codex
Vaticanus Nr. 1270) ist aber nicht fertiggesteüt worden, und Lionardo's Griginal-
schriften gingen nach Melzi's Tode (i. J. 1570) durch Geschenk, Erbschaft oder
auf andere Weise in verschiedenen Besitz über (loc. cit. Bd. XVII, p. 9 u. folg.).
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— 16 —
Zweifellos existierten Teile der icunsttheoretisohen Traktate des Lionardo in
Abschriften noch vor Melzi's Tode in Italien, denn Benvenuto Cellini erzählt, dass
er vor 1542 eine solche von einem armen Edelmann erstanden habe, die Vor-
schriften für Malerei, Architektur und Bildhauerei enthielt, und gewiss hatten sich
Lionardo's Schüler Kopien oder Excerpte daraus gemacht. Das weitaus Wichtigste
war aber, dass sich der Oeist und das Wesen der Malerei, wie die Gesetze des
Lichtes und Schattens, der Perspektive und alles dessen, was zur Vollkommenheit
der Kunst gehörig galt, auf die nächste Generation übertragen hatte.
Erst i. J. 1651, 130 Jahre nach Lionardo's Tod, erschien der Trattat^ de
Pittura, in italienischer Sprache in Paris.
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17 —
4. Paolo Pino*s Dialog und Michel Angelo Biondo*s und Lodovico
Dolce's Traktate. '«)
Von der im Druck erschienenen Litteratur folgt zeitlich ein Werk über Kunst-
theorie und Aesthetik »^Dialog über die Malerei" von Paolo Pino. Der Ent-
stehungs- und Druckort ist Venedig.
In der Vorrede weist der Verfasser auf frühere Autoren hin, die über das
Thema geschrieben, und bemängelt, dass Leon Battista Alberti, dessen Trattato
lateinisch geschrieben sei, mehr von „Mathematik^ als von Malerei handle, obwohl
er das Gegenteil davon versprochen hätte. Auf Albrecht Dürer's „Proportion* und
auf Pomponio Gaurioo, der in seinem Werk sich mehr mit Skulptur, Qussarbeit
und Plastik befasse, wird Bezug genommen.
Als äussere Form wählt Pino den Dialog, wie dies zu jener Zeit Mode
war. Inhaltlich sind es ebendieselben philosophischen Kontroversen über den
Vorrang der einzelnen Künste, über Licht und Schatten, Proportionslehre des
menschlichen Körpers u. dergl., die seit Alberti allgemein erörtert wurden. Da-
neben laufen wieder die eingestreuten Erzählungen aus Plinius zur Illustration des
Themas einher. Technisches ist wenig zu finden ; nur pa^. 19 antwortet Pabio auf
[iauro's Frage nach der vollkommensten Art des Kolorits (quäl sia la perfetta via
del colorire), dass er von allen Art^n der Oelmalerei den Vorzug gebe, weil man
hier die Farben leichter in Uebereinstiramung mit der als Vorbild dienenden Natui*
bringen kann und sich die Töne leichter mit einander verbinden Hessen. Aus
demselben Grunde ist die FVeskomalerei noch unvollkommener, obschon eingeräumt
wird, dass durch die Unverwüstlichkeit des Kalkes und Sandes solche Malereien
von grösserer Dauer sind als Leinwand- oder Tafelbilder. Auf die Frage, ob man
nicht ebensogut auf der trockenen Mauer mit Oelfarben (muro secco k oglio) malen
könnte, wie es Fra Sebastiane gethan, antwortet Fabio:
„Seht, wie die Arbeit verfällt und schon anfängt zu verderben, weil
die Härte des Kalkes undurchdringlich (impenetrabUe) ist, und die Farben,
welche auf die trockene Mauer aufgetragen werden, sei es mit Gouache
(guazzo) oder mit Gel, nicht in den Grund des Mörtels eindringen und so
geringfügig auf demselben anhaften, dass grosse Wärme sie erweicht (strugge,
auflöst) oder grosse Kälte sie abschält, während sie bei Fresko durch den
Kalk gebunden, mit dem Mauerwerk erhalten bleiben, wie es die in Rom
gefundenen unterirdischen Gemächer beweisen, die schon 2000 Jahre be-
ständen. Auch die Art des Kolorits ä Gouache (colorire ä guazzo) ist unvoll-
kommen und vergänglich, sie gefällt mir nicht, lassen wir sie denen jen-
*«) Paolo Pino, Dialogo di Pittura, Nuovamente dato in Luee, Vinegia per Paolo
Gherardo, 1648.
Von der Ht)ohedlen Malerei^ Traktat des Michel Angelo Biondo (Venedig 1549).
Uebersetzt mit Einleit u. Noten von Albert Ilg. Quellensohrift f. Kunstgesch. Bd. V.
Wien 1873.
Ludovico Dolce, Aretino od. Dialog über Malerei. Nach der Ausgabe vom Jahre 1557
aus dem Ital. ttbers. von Gigetan Cerri, mit Einleitung, Noten und Index versehen von
R. Bttelberger v. Edelberg. Quellenschrifton für Kuniitgesohichte, Bd. II. Wien 1871.
2
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— 18 —
seits des Gebirges (alP oltramontani), welche den rechten Weg verloren
haben (sono privi della vera via) ^'). Es gibt noch viele andere Maniereu
mit Farben k secoo zu malen, und verschiedene in gekochten Säften ge-
färbte Leinen zu verwenden (i. e. Tüohlfarbe, Pezzette). Hierher gehört die
Arabeskenmalerei 9 wie sie Mori geübt, dann andere Arten auf Papier,
Wachs, auf Glas, auf Leder, aber dies sind gewöhnliche und unbedeutende
Schwesterkünste, die nicht zur Malerkunst zu rechnen sind/
Der Autor geht dann auf das Perspektivische über, auf alte Geschichten aus
Plinius und kommt hierauf auch auf die gleichzeitigen grossen Meister, Michelangelo,
Tizian bis Bronzino zu sprechen. Von nicht italienischen Malern ist nur Dürer
(Alberto Duro) genannt.
Auf p. 19 verso erwähnt Pino sodann Landschaften Tizians, die viel anmutiger
seien als die der Flanderer (piü graciosi, che li Fiandresi non sono), auch solche von
Gierolamo von Brescia, dessen „Sonnenuntergang'' besonders schön sei, geben mehr
die wirkliche Erscheinung der Sache wieder, als die Flämischen (li Fiamenghi) und
die Manier, die Landschaft aus dem Spiegel zu malen (wie es die Deutschen aus-
üben) wäre sehr zweckmässig (quel modo de ritrare li paesi nello specchio [oome
usano li Thedeschi] 6 molto al proposito) ^*).
Auf den Gegensatz und das abfällige Urteil betr. der erwähnten Landsohaftsbilder
der „Fiandresi'' und „Fiamenghi" sei hier besonders aufmerksam gemacht. Inwie-
ferne die Unterschiede auf das Technische zu schieben sind, lässt sich schwer ent-
scheiden. Uebrigens erwähnt auch Armenini, wie aus den weiter unten gegebenen
Details ersichtlich ist, eine besondere Methode für Grundierung von Leinwand-
b i 1 d e r n bei den Holländern, wodurch ihre Farben heller erscheinen, und welche An-
gaben von Francesco Bisagno und Borghini (s. dort) wiederholt werden. Es möge
deshalb hier bemerkt werden, dass nach Pino's Darstellung die „Oltramontani",
worunter die jenseitd der Alpen lebenden Deutschen und Niederländer zu verstehen
sind, sich vornehmlich einer Art der Gouachetechnik bedienten. Diese Methode
scheint Pino derart verkehrt, dass er sie ^ jenen überlässt, die den rechten Weg
verloren haben". Armenini ergänzt diese Notiz noch damit, die „berühmtesten
Modernen" hätten auf diede Manier verzichtet, sie den „Oltramontani" überlassen
und seien zur vollkommenen Oelmalerei übergegangen
Diese Angaben weichen doch in eigentümlicher Art von der damals aUge-
meinen Annahme ab, mit der niederländischen Technik wäre die Oelmalerei nach
dem Süden gelangt und hätte jede andere Malweise ganz verdrängt. Wir werden
später noch darauf zurückkommen und nachzuweisen Gelegenheit nehmen, dass zu
Bellini's Zeiten in Venedig die Guazzo-Technik sehr verbreitet war; aber zu Pino's
Zeit scheint der Umschwung, d. h. der Uebergang von der gemischten Technik
der „Oltramontani" zur reinen Oelmalerei schon vollzogen gewesen zu sein. Es
kann hier nicht weiter in Details eingegangen werden und verweise ich auf die
Kapitel über Geschichte der Oeltechnik. Nur soviel sei erwähnt, dass seit der Ein-
führung der „Disciplina di Fiandra" d. h. der niederländischen Manier mehr als
zwei Generationen vergangen waren, als Pino seine gegen die Technik der „Oltra-
montani" gerichtete Sentenz schrieb. Jene Technik hatte während dieser Zeit ge-
wiss bedeutende Wandlungen dui*chzumachen gehabt und wurde in der Mitte des
XVI. Jahrh. von vielen als überwundener Standpunkt betrachtet. In diesem Suine
ist die Bemerkung des Vasari zu verstehen, wenn er sagt: „Von Antouello da
Messina ab bis auf Raffael vervollkommte sich diese Kunst dergestalt, dass
sie bis zu der hohen Stufe der Vollendung gelangte^ die unsere Künstler zu ihrem
Ruhme darin erreichten." Dass diese „Vervollkommnung** darin bestanden habe,
dass die Künstler der Zeit die Mischteclmik der Oltramontani ganz verliessen und
'') Dieselbe Bemerkung findet sich auch bei Armenini (s. weiter unten).
**) Dass die „Tedeschi** ihre Landschaften aus dem Spiegel malten, schemt Hypothese.
Man könnte allenfalls annehmen, dass hier ein Verkleioeruagsspiegel gemeint sei, in welchem
die Landschaft etwas miniaturartiges erhält, wie es deutsche Landschaften auf Bildern des
XVL Jahrh. zeigen. Oefters sieht man solche Spiegel auf Interieurs der niederländischen
Maler abgobüdet.
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— 19 —
zur reinen Oelmalerei übergingen, erfahren wir aus Pino, Borghini und anderen
Kunstschreibern des XVI. Jhs.
Im Anschluss daran kann noch als weiterer Beweispunkt das Zeugnis des
Michel Angelo Biondo in seinem „Traktat von der hoohedlen Malerei** vom
Jahre 1549 angeführt werden, durch welches die obige Behauptung bestärkt wird :
In dem Kapitel (23. In welcher Weise und worauf man malt.), dem einzigen,
das in diesem Werkchen von Technik der Malerei handelt, heisst es (p. 40 der
deutschen Ausgabe):
„Jetzt handeln wir davon, auf welche Weise und worauf gemalt wird,
deshalb wisse, lieber Leser, dass der Maler das (Gemälde zuweilen auf die
feste Mauer zu entwerfen beabsichtigt, welche dazu hergerichtet wird, ent-
weder mit Wasser oder mit aus Abschnitzeln von Tierhäuten bereitetem lioim
oder mit jenem, der von den Abschnitzeln des Handschuhleders gemacht
wird, zuweilen auch auf der trockenen Mauer mit Eitempora oder- mit
Oel; wenn auf dem Holze, und wenn er es auf der Leinwand zu
machen denkt, so arbeitet und malt er es mit Oeltempora
und ferner mit Leim, und dies sind die Arten und Mittel des Malers in der
Malerei.« '*)
Die besondere Erwähnung einer „Oelt^mpera" frapiert hier im ersten Moment,
insbesondere weil zuerst von einer Tempera von Ei und dem einfach mit „oglio" be-
zeichneten Oel für Mauermalerei gesprochen wird, während für Leinwand und Tafel-
bild „tempera d'oglio** als Bindemittel genannt wird. Man könnte mithin, wörtlich
genommen, hier von einer besonders genannten öligen Tempera sprechen, die mit
Va§ari's gleicher Bezeichnung (quosti olii, che 6 tempera loro) übereinstimmt. Es
entsteht nur die Frage, ob die Kunstschreiber der Zeit des Biondo soweit technisch
unterrichtet waren, um diesen bedeutenden Unterschied zu verstehen? Biondo's
Traktat enthält ausser dem erwähnten Kapitel noch einen Abschnitt über F'arben
(Kap. 24), worin die Parbenpigmente in gleicher Weise wie bei Pilarete (s. oben
p. 6) aufgezählt sind; sonst aber berichtet er nichts auf die Technik bezügliches.
In der ausschliesslich nach Aesthetik und Theorie der Kunst gerichteten
Strömung der Kunstlitteratur des XVI. Jahrh. treten die technischen DetaUs immer
mehr in den Hindergrund. Man kann auf diesen Umstand gar nicht nachdrück-
lich genug hinweisen, denn nur darin liegt die Erklärung, dass uns über gewisse
Zeitperioden, die gerade für die Entwicklung der Technik besonders wichtig sind,
so wenig thatsächliches überliefert worden ist.
Ein bemerkenswertes litterarisches Beispiel, das zeigt, wie sehr die Didaktik
in Kunstsachen gepflegt wurde, ist uns in Dolce's Dialog erhalten, auf welchen
hier mit wenigen Worten hingewiesen sein möge.
Lodovico Dolce's, Aretino oder Dialog über Malerei, ein
Werk, teils kunstästhetischen, teils kunstkritischen Inhalts, erschien im Jahre 1557.
Der Auffassung seiner Zeil folgend, erörtert Dolce die Forderungen, welche an ein
vollkommenes Kunstwerk in Bezug auf Erfindung, Zeichnung und Kolorit gestellt
werden müssten, wobei er vielfache Streiflichter auf damalige hervorragende Künstler
wirft. Der Streit, wer als Künstler höher zu stellen ist, Raphael oder Michel
Angelo, entscheidet Dolce zu Gunsten des ersteren; er bespricht dann noch mehrere
hervorragende zeitgenössische Maler (Giorgione, Corregio, Caraväggio, Andrea del
Sarto) und lässt sein Werk in eine Lobeshymne auf Tizian uusklingen, so dass
Morelli, der gelehrte und kunstverständige Bibliothekar der Marciana in dem Exem-
I6\
*) „Cap. 23. In quanti modi et sopra di ehe si penge. — Gli modi del pengeredet
sopra di che cosa al presente noi trattarenio, imperö lettor mio caro sappi ctiel pittore
ordisse la pittura quando sopra il muro sodo temperato, pernio con Tacquar, overo con la
colla fatta di rettagü de carta peccorina, overo con quella latta di rettaglr di pelle di fi^uanti ;
quando anchora stende sopra il muro secco con la tempera di Teva, overo con Pogljo
quando sopra il logno et quando sdpra la tclla, lavoro et penge con tempera d[oglio
et di colla anchora, et questi sono gli modi et gli mezzi anchora del pittore nella pittura.*'
(Nach der Originalausgabe, Venedig 1549.)
2*
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plar der genannten Bibliothek bemerkt: ,,Man glaubt, dass der Dialog über Malerei
im Einverständnis mit Tizian verfasst sei, weil er darin mehr gelobt ist, als Rafael
und Michel Angelo". Auch wird angenommen, Dolce, der selbst von Kunst- niohts
verstanden, habe diesen Dialog nach dem Diktat des Aretino, Tiziano's Freund,
verfasst. Jedenfalls haben wir in dem Dialog des Dolce „ein hervorragendes Do-
kument zeitgenössischer venetianischer Kunstkritik vor uns, geschrieben in der Ab-
sicht, den übereifrigen Verteidigern der florentiner Kunstfreunde und Gegnern der
Venetianer Schule, in deren Reihe wir, wenigst.ens in gewissem Orade und ins-
besondere Tizian gegenüber, Giorgio Vasari zu betrachten haben, entgegenzutreten/^
Ein Lehrbuch über Malerei in dem Sinne des P. Lomazzo oder anderer Kunst-
schreiber ist es nicht. Wir erfahren gar keine technischen DetaUs, die auch bei
der Behandlung der Streitfragen zwischen Koloristen und Stih'sten keinen Platz
finden könnten. Dolce schrieb ausserdem noch einen Dialog über Farben.«
betitelt „Dialogo di M. Lodovico Dolce, nel quäle si ragiona della qualitä, diversitä
e proprietli dei colori (Venezia 1565)^'. Diese Schrift behandelt die Farbenlehre
mehr im allegorischen, als im künstlerischen Sinne, mit besonderer Berufung auf
das, was in Plinius und anderen Klassikern über Farben vorkömmt; sie bietet
demnach für unsere Zwecke nichts wertvolles.
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V. Vasari's Introduzione zu seinen „Vite",**)
Neben den Schriften kunsttheoretischen und ästhetischen Inhalts kommen
noch einige weitere in Betracht. Bei aller Freude und Bewunderung für die antiken
Schriften, musst^e doch das Bewusstsein erwachen, dass auch die eigene Zeit
Männer genug hervorgebracht hatte, deren Namen ebenso würdig waren, durch Ver-
herrlichung in der Liiteratur der Nachwelt überliefert zu werden, wie diejenigen
des Altertums. Die grosse Zahl hervorragender Kunstwerke, welche von Qiotto
und seiner Schule hinterlassen wurden, musste in einzelnen Köpfen das Verlangen
zeitigen, Aufzeichnungen und Erinnerungen zu sammeln, welche für die Nachwelt
beredtes Zeugnis ablegen sollten. Die Zunfttafeln und ähnliche Tabellen konnten
kaum allein genügen, die Wertschätzung von Kunst und Künstlern der Zeit zu
bemessen, es bedurfte vielmehr der sorgfältigen Sammlung von Berichten über das
Leben und Wirken der jüngstvergangenen Zeitperioden.
Wie weit solche Aufzeichnungen zurückreichen, entzieht sich unserer Be-
urteilung. In den Schriften des Lorenzo Ohiberti (1378 — 1455) tritt aber die
Thatsache bereits hervor, dass über das Leben und die Werke von Gimabue, Qiotto
und seiner Schule authentisch berichtet wird. Während Qhiberti in dem ersten
seiner drei „Commentari** die Geschichte der alten Künstler nach Piinius' Histor.
natural, und anderer Klassiker beschreibt, beginnt er im zweiten Teil die „neuere
Kunstgeschichte^ mit der Geburt des Gimabue und führt der Reihe nach alle
grösseren Künstler an, die seither gelebt und gewirkt haben.. Schliesslich kommt
er ganz ausführlich auf sich selbst und seine Werke zu sprechen. Diesen zwei
geschichtlichen Teilen lässt er dann noch einen kunsttheoretischen folgen, der über
Architektxu*, Licht und Schattenlehre, Komposition der Figuren, Perspektive und
andere einschlägige Themata handelt, welche sich durch das Studium der älteren
philosophischen Schriften der besonderen Aufmerksamkeit der Künstler erfreuten,
und wie wir gesehen haben, von Alberti ab den Hauptinhalt der Kunstbüoher
ausmachten. Die drei „Kommentare^ des ühiberti steUen also ein Kompendium
der Kunstwissenschaft dar, das ausser der Theorie noch alte und gleichzeitige
Kunstgeschichte umfasst (s. Gioognara T. IV, p. 208).
Als dann Vasari hundert Jahre später sein gross angelegtes Werk „Le
vite de' piü eooellenti Pittori, Scuhori e Architetti^ verfasste, musste er ebenso
auf frühere Aufzeichnungen zurückgreifen und diese zu vervollständigen suchen,
wie es nach ihm wieder Raphael Borghini in seinem Biposo gethan. Unter Vasari's
eifrigem Bemühen war das Material zu einer so ansehnlichen Masse herangewachsen,
dass er sich mit einer nur kurzen „Introduzione" begnügte. Man wird aber in der
Vorrede (Proemio) und in der Einleitung (Introduzione) die Ideen aUe angedeutet
finden, die in anderen Werken theoretischen Inhalts mit grösserer Ausführlichkeit
behandelt sind.
^) Die erste Ausgabe erschien 1560; eine zweite, vom Verfasser selbst bearbeitete
1568. Der Titel dieser lautet: Le Vite de' ]^iü eocellenti Pittori, Soultori, e Architettori ,
Scritte da M. Giorgio Vasari, Pittore et Architetto Aretiuo. Di nuovo dal medesimo riviste
et ampliate, con i ritratti loro. Et oon Taggiunta delle Vite de* vivi, e de' morti dalV anno
1650, inflno al 1567 III. Parti. Con Licenza e Privilegio di N. S. Pio V. et del Duca di*
Fiorensa e Sieua. In Fiorenza, Appresso i Giunti 1568.
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— 22 —
In der äusseren Form verschmäht Vasari die Dialogform oder andere stib'stische
Einkleidung, und das gibt dem Ganzen einen wohlthuend ernsten Charakter.
Während die früheren Autoren ihre Persönlichkeit meist in den Vordergrund stellen,
ist dies bei ihm nicht der Fall. Seine eigene Lebensbeschreibung setzt er natur-
gemäss an den Schluss. Fehlerhafte Angaben, die ihm von späteren Autoren
nachgewiesen worden, darf man ihm nicht zu schwer anrechnen; da die Quellen,
aus welchen er geschöpft, auch Irrtümer genug enthalten haben werden. Ausser
diesen Vorwürfen, wird ihm von späteren Kunstästhetikern vorgehalten, dass er
von Kunst nichts verstanden, aus Lokalpatriotismus nur die toskanischen Künstler,
die Schule des Michel Angelo, in den Himmel gehoben, nicht über die Schreibweise
der gemeinen Handwerker hinausgegangen sei etc.^')
In der Introduzione spricht er auch thatsächlich als Handwerker zum Hand-
werker, und erörtert die drei Künste mehr vom technischen als vom ästhetisch-
theoretischen Standpunkt. Die 35 Kapitel enthalten demgemäss auch eine ganze
Uebersicht der manuellen Fertigkeiten, in denen Vasari uns über sehr wesent-
liche Punkte, den Stand der Technik des XVI. Jhs. betreffend, unterrichtet.
Nach der Vorrede (Proemio), die ein „Lob der Tugenden der Künste" enthält,
folgen 7 Kapitel über die Architektur. Als Praktiker fängt er gleich mit einer Be-
schreibung der diversen Steinarten an, die zu Bauten und zur Skulptur Verwendung
finden, bespricht die einfache und komplizierte Steinarbeit, die verschiedenen
architektonischen Stilarten (Rustico, Dorico, Jonico, Corinto, Composto, o lavaio
Tedesco), den Mörtel- imd Stuckbewurf, die Anlage von Brunben und Wasser-
leitungen, die verschiedenen Arten von Fussboden (pavimenti), und schliesslich
noch wie man ein nach den Regeln der Kunst erbautes Gebäude zu beurteilen
habe. Die 7 Kapitel über Skulptur behandeln die Grundbegriffe der Büdhauer-
kunst, die Methoden, in Thon und Wachs zu formen und in edlem Material aus-
zuführen. Hoch- und Flachreliefs zu büden, den Bronceguss, Stahlformen für das
Prägen der Münzen zu fertigen, die Kunst, Cameen zu schneiden, Stuck Verzierungen
mit dem Model zu machen und die HolzbUdschnitzerei. Es folgt dann eine Serie
von 21 Kapiteln über die Kunst der Malerei, Mosaik und Glasmalerei und andere
die sog. Kleinkunst betreffende Verfahren, wie Vergoldung, Holzintarsia, Niello,
Tauschierung, Holzschnitt.
Für die Geschichte der Maltechnik sind vor allem die Kapitel über die
Malerei von grosser Wichtigkeit, und wenn wir es unternehmen, im folgenden
einen detaillierteren Auszug davon zu geben, so werden wir unserer Aufgabe nur
gerecht. Bisher ist es noch nicht versucht worden, eine Uebersetzung der Intro-
duzione zu veranstalten **), und der Herausgeber der deutschen Ausgabe des Vasari,
Sehern, schreibt in dem Vorworte, dass er von dieser Idee abgekommen sei und
es „den Malern überlassen müsse, die Kapitel über Malerei im Originale selbst zu
lesen.**
Im I. Kapitel (15. der Introduzione. Che cosa sia disegno et oome si fanno
et si conoscono lo buone Pitture, et a che; et delP invenzione delle storie) be-
handelt Vasari die Frage, was Zeichnung ist, wie man Zeichnen lernt, woran
man eine gute Zeichnung bei Bildern erkennt und wie wichtig diese für das Kom-
ponieren der „Historien" ist. Er geht davon aus, dass jedes Ding und jeder Körper
Formen zeigt, die im bestimmten Verhältnis zu einander stehen, und die Fähigkeit
diese Formen durch Linien auszudrücken, führe dann zur Zeichnung. Dazu gehöre
ein richtiges Beurteilen der Gegenstände, ein Erfassen seiner Proportion und die
manuelle Geschicklichkeit, das Gesehene mit.tels Feder, Stift, Kohle u. dgl. auf
einer ebenen Fläche darzustellen. Ausser den Koniuren gehören zur Zeichnung
noch Licht und Schatten, damit die Figuren sich plastisch vom Grunde abheben.
Nur grosse Uebung, zuerst im Zeichnen nach Relief und plastischen Figuren, dann
nach dem Leben und viele Jahre gehören dazu, um Vollkommenheit darin zu er-
") Neuerlich fängt man wieder an, die Verdiensie des Vasari anzuerkennen; siebe
W. V. Obernitz, Vasari's allg. Kunstanschauungen auf dem Gebiete der Malerei, Strassb. 1897.
*^) Das Projekt einer besonderen Ausgabe in den Quellenschriften für Kunstgeschichte
diu'ch Ilg und Ghmelarz ist nicht zur Ausfuhrung gelangt.
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- 23 —
reichen. Das Gemälde wird eine ebene Fläche genannt, die mit Farben bedeckt
ist, in der Weise jedoch, dass alle Farben sich entsprechend dem dargestellten
Gegenstände in Licht und Dunkel, den Formen anpassen, und Farbe und Form
sioh gegenseitig unterstützen. Die Lichter, Halbliohter d. h, Mittel töne und Schatten
haben sioh stets der Natur entsprechend in richtiger Abstufung zu halten, und das
Ganze soll zum Scbluss wie lebenswahr und plastisch hervortretend erscheinen.
Dazu gehört die Kenntnis der Perspektive, der Anatomie und die Erfindungsgabe
des Komponierens, Grazie der Linie und des Kolorits bei jungen und weiblichen
Figuren, Ernst und Herbheit bei alten Leuten, wie es die gestellte Aufgabe fordert.
Im II. Kapitel (16. der Introduzione. Degli schizzi, disegni, cartoni et ordine
di prospettive; et per quel, che si fanno, et a quelle che i Pittori se ne servono)
werden die verschiedenen Arten des Zeichnens, die Anfertigung der Kartons,
ihr Zweck beim Freskomalen und zum Uebertragcu derselben auf die Bildfläche
ausführlich beschrieben. „Skizzen'* (schizzi) nennt Vasari jene ersten flüchtigen
Entwürfe, welche die Künstler zu dem Zwecke machen, um ihren Gedanken die
gewünohte Form zu geben und dia erste Komposition festzuhalten. Aus diesen
Skizzen gehen dann erst die richtigen, mit aller Sorgfalt auszuführenden „Zeich-
nungen^' (disegni) hervor. Hiebei hat man die Natur zu Hilfe zu nehmen (d. h. De-
tailzeichnungen zu machen), im Falle man sich nicht stark genug fühlt, um ohne
diese zu Ende zu kommen. Nach den Skizzen und den „Naturstudien", wie wir
sagen würden, ist dann die endgiltige Zeichnung resp. der Karton in der gewünschten
Grösse, entweder mit Hufe von Teilstrichen (Quadratnetz, Sextant) oder nach dem
Augenmass auszuführen. Man bedient sich dabei des Rötels (lapis rosso), eines
Steines, welcher von den Bergen Deutschlands kommt, weich und angenehm zu
handhaben ist, da er sich leicht zuspitzen lässt, oder aber eines ähnlichen schwarzen
Steines (pietra nera, schwarze Kreide), der von Frankreich kommt. Andere führen
die Zeichnung in HeU und Dunkel auf gefärbten Papieren aus, wobei deren Grund-
farbe als Mittelton dient. Hier wird die Linienführung mit der Feder bewerkstelligt,
und mit Wasser verdünnte Tinte zu den Schatten genommen, dann wird noch mit
in Qummi getempertem Bleiweiss mit Hilfe kleiner Pinsel die Zeichnung aufge-
lichtet d. h. die Lichter aufgesetzt; diese Manier sei sehr malerisch und zeige
das Kolorit am besten. Andere benützen nur die Feder und lassen die Weisse
des Papieres (als höchstes Licht); dies ist wohl schwer, aber eine ganz „meister-
hafte" Art. Auch andere Methoden der Zeichnung gäbe es, von welchen nicht weiter
die Rede sei, denn sie „kommen alle auf das Gleiche, d. h. die Zeichnung hinaus'^
Sind die Zeichnungen gemacht und will man dann in Fresko, d. h. auf der Mauer
malen, dann ist es nötig, Kartons zu machen, und viele fertigen solche auch für
TafelbUder an. Vasari berichtet darüber wie folgt: „Man kleistert die Papierbogen
(welche viereckig seien) mit Mehlkleister, der mit Wasser auf dem Ofen bereitet
wird, aneinander und spantit sie auf die Mauer, indem das Papier zwei Finger
breit ringsherum mit gleichem Kleister bestrichen und (gleichzeitig) über die ganze
Fläche frisches Wasser gespritzt wird. Man zieht dies feucht auf, denn beim
Trocknen werden sioh die Falten wieder ausglätten. Nach dem Trocknen beginnt
man auf dem Karton mittels einer an einem langen Rohr befestigten Zeichenkohle
die kleine Zeichnung im nötigen Verhältnis zu vergrössern und vollendet nach und
nach jede einzelne Figur. Hier wenden die Künstler all ihr Können auf, indem sie
nach dem lebenden Modell Fleischteile und Gewänder vollenden, die Perspektive
ziehen und alles das in richtigem Masse vergrössern, was auf der kleinen Zeichnung
ihnen vorliegt. Perspektivisches und Gebäulichkeiten werden mit dem Quadrat-
netz übertragen; dies ist ein kleines Netz mit kleinen Quadraten, welches den
grossen Quadraten des Kartons, in denen alles vergrössert eingezeichnet wird, ent-
sprioht. Denn wie die Perspektive auf der kleinen Zeichnung eingetragen ist, indem
der Plan (Grundriss) angegeben, das Profil aufgerichtet und die Durchschnitts- und
Fluchtpunkte festgestellt sind, so muss dies auch auf dem grossen Karton in Uebor-
einstimmung gebracht werden, lieber die Schwierigkeit und die Umst'ändlichkeiten
dieser Arbeit will ich mich nicht weiter einlassen ; es genügt zu wissen, dass eine
gute Perspektive alles in richtiger Weise zeigt, dem Auge den Eindruck der Ent-
fernung gibt, besonders wenn die Anordnung der Oertlichkeiten mit Abwechselung
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— 24 -
und guten Geschmack gewählt ist. Der Maler hat dann noch darauf Rücksicht bu
nehmen, dass durch die Harmonie der Farben die perspektivische Entfernung ge-
kennzeichnet wird (Luftperspektive), was besondere Aufmerksamkeit und richtige
Beurteilung erfordert. Die Ursachen liegen auch mit in der Schwierigkeit, die
vielen sich schneidenden Linien, die vom Orundriss, dem Aufriss und den Flucht-
punkten auslaufen, zu übersehen. Kommen dann die Farben darüber, so bleibt
für den erfindungsreichen und verständigen Künstler eine leichte Sache übrig.
Manche Meister fertigen sich, bevor sie ihre Komposition auf dem Karton entwerfen,
ein plastisches ThonmodelP*). mit der vollen Rundung der Figuren auf
einer ebenen Fläche an, um die Schatten, die die einzelnen Figuren Und Qruppen im
Sonnenlicht aufeinander werfen, zu beurteilen ; denn die von der Sonne geworfenen
Schatten sind viel genauer als die von den Figuren auf gewöhnlicher Bt>ene ent>-
stehenden. Und darnach zeichnen sie ihr ganzes Werk mit Benützung der auf
den Rückseiten der Figuren vermerkten Schatten (d. h. die Formen der von der
Sonne geworfenen Schlagschatten, die sowohl auf die Grundfläche als auf die neben-
stehenden Figuren fallen, sind auf dem Thonrifbdell ersichtlich gemacht). Auf diese
Weise gewinnen ihre Kartons richtige Kraft und ihre Reliefs grosse Feinheit, so
dass alles schöner und in hohem Masse vollendet erscheint***
„Werden solche Kartons zur Malerei auf der Mauer verwendet, dann schneidet
man jeden Tag an den Ansatzstellen ein Stück ab, drückt es an die Mauer, die
frisch mit Kalk beworfen und aufs beste abgeglättet wurde. Dieses Stück des
Kartons breitet man auf dem Platze aus, wohin die Figur zu stehen kommt und
bezeichnet die Ränder, damit das übrige Stück, wenn es benützt wird, genau daran
sielt anschliesse und kein Irrtum entstehen könne. Die inneren Linien des Ver-
wendern TeUes drückt man mittels eines Eisens in den unterliegenden Intonaoo
(Kalkbewurf) ein. Dieser gibt durch seine Frische dem Drucke nach und erhält
dadurch die gewünschte Zeichnung. Dann entfernt man den Karton und benützt
die eingedrückten Linien als Anhalt für die Malerei. So wird die Arbeit in Fresko
resp. auf der Mauer (in fresco o in muro) ausgeführt. Auf der Tafel oder auf Lein-
wand wird eine gleiche Pause gemacht, aber nur aus einem Stücke. Hier ist es
aber nötig, den Karton von rückwärts mit Kohle oder schwarzem Farbenpulver
einzureiben, damit beim Durchzeichnen mit dem Eisenstift die Linien sich auf der
Tafel oder der Leinwand markieren. Zu diesem Zwecke werden Kartons ge-
macht. Viele Künstler gibt es, die bei Oelbildern sich dieser Arbeit entschlagen,
aber bei Freskomalerei ist dieselbe unvermeidlich. Fürwahr, wer solches zustande
brächte, hätte eine grosse Fantasie I Abgesehen davon bietet der Karton die richtige
Beurteilung des ganzen Werkes und lässt jegliche Verbesserung zu, bis alles richtig
steht, auf dem Werke selbst ist dies aber nicht gut ausführbar."
Kapitel lU (17. d. Introd.).
Von den Verkürzungen der Figuren von unten nach oben und
solchen der ebenen Fläche. (Degli scorti delle figure al. di sotto in su, e di
quegli in piano.)
Hier erörtert Vasari das Verfahren der sog. Skurze, denen die gleichzeitigen
Künstler besonderes Interesse entgegenbrachten. Die Aufgabe der Skurze bestehe
darin, die Figuren scheinbar in voller Grösse oder heraustretend zu zeigen, obwohl
die Figuren weder ihre Länge, resp. Höhe, noch ihre volle Ausdehnung haben. Kein
Künstler sei in diesem Fache so hervorragend wie Michel Angelo und keiner
komme ihm gleich, die Figuren so vortrefflich hervortreten lassen. Er war der erste,
der zu diesem Zwecke sich Modelle aus Wachs oder Thon anfertigte und nach diesen
sowohl die Zeichnung als auch Licht und Schatten studierte. Dadiu*ch könne
manches Mühsal erspart werden, da die älteren Künstler nur mit Perspektive allein,
und der Hilfe von Linien kaum die Vollkommenheit der Jetztzeit erreichen konnten.
Vasari ergeht sich dann in Lobesaussprüchen über die ausserordentliche
Vollendung dieser Art von Darstellung, dass dabei auf Oewölbedecken gemalte
'^} Es werden unter den jetzigen Künstlern wenige sein, die sich zu ihren Bildern
besondere Thonmodelle anfertigen, aber von einigen ist es bekannt. Man vergl. die engl.
Zeitschrift „The Studio'' Jahrg. I. 1893 p. 3: „Fredr. Leighton as a modeller in clay."
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— 26 —
Figuren so vollkommen wirken, als ob die Decke durchbrochen erscheine u. s. w
Man sehe dann alle Figuren von unten nach oben gerichtet und daher heisse die
Verkürzung „di sotto in su.**
Kapitel IV (1«. d. Introd.).
Wie die Farben bei Oel, Fresko und Tempera zu verbinden sind,
wie die Fleisohteile und Gewänder und alles was gemalt wird, beim
Gemälde derart anzuordnen, dass die Figuren nicht zerrissen sind,
Rundung und Ausdruck haben, und das Werk klar und deutlich
ersoheihe. (Come si debbano unire i colori a olio, a fresco o a tempera e come
le oarni, i panni e tutto quelle che si dipinge, venga nelP opera a unire in modo,
che le figure non vehghino divise, ed abbino relievo, e forza, e mostrino l'opera
chiara ed aperta.)
Der Autor versucht hier darzulegen, welche Forderungen an das Kolorit eines
Gemäldes zu stellen sind, wie die Farben in der Komposition sich dem Licht und
Schatten einzuordnen haben, um eine gute Harmonie zu bilden. Bei nackten
Figuren wird erörtert, dass die Gewänder niemals die Figuren zerschneiden, sondern
sich mehr in lichten Tönungen den Lichtpartien des Fleisches anschmiegen sollten.
Licht, Schatten und Halbschatten müssten stets weich ineinaiider übergehen und
bei der Anordnung der Farben sei darauf zu achten, dass die Hauptfärben diejenigen
Teile des Bildes einnehmen, die am meisten in die Augen fallen sollen. In allen
Dingen haben die Farben mit der Vollendung der Zeichnung Hand in Hand zu
gehen, wenn das Werk allen Anforderungen genügen soll. Rein Technisches ist in
diesem Kapitel nicht enthalten.
Kap. V (19. d. Introd.).
Vom Malen auf der Mauer, wie man es macht, und warum man
es „Freskomalerei** nennt. (Del dipingere in muro, come si fa, e perchÄ si
chiaraa lavorare in fresco.)
„Von allen Manieren, welche die Maler anwenden, ist das Malen auf der
Mauer die vortrefBichste und schönste, denn sie besteht darin, an einem Tage das zu
machen, was bei den anderen Manieren nur durch vielfaches Uebergehen (ritoccare)
des Gemalten möglich ist. Bei den Alten (antichi) war das Freskomalen sehr in
Brauch und die älteren Zeitgenossen sind ihnen darin gefolgt. Man arbeitet auf
dem Kalk solange er noch nass ist, und hört niemals auf, bis nicht das für den
Tag Vorgenommene vollendet ist. Denn wollte man die Arbeit länger hinausschieben,
so bildet sich später auf dem Kalke durch Wärme, Kälte. Wind und Schnee eine
Art Kruste (certa crosterella), welche die ganze Arbeit fleckig und schimmelig
erscheinen lässt. Desshalb muss die Wand, die bemalt wird, fortwährend feucht
gehalten werden und die angewendeten Farben dürfen nur Erdfarben aber keine
Lackfarben sein (tutli di terre e non di miniere), und das Weiss besteht aus ge-
branntem Travertin. Das Freskomalen erfordert überdies Geschick, Entschiedenheit
und Schnelligkeit, vor allem aber ein gediegenes sicheres Urteil; denn die Farben
zeigen die Dinge, solange die Mauer nass ist, in anderer Weise, als wenn sie trocken
geworden. Daher ist es nötig, dass bei solchem PVeskomalen die Urteilsfähigkeit
wichtiger ist als die Zeichnung und der Künstler durch möglichst grosse Uebung sich
eine Sicherheit darin aneignet, umsomehr als es äusserst schwierig ist, die Arbeit
zur Vollendung zu bringen. Viele unserer Künstler sind in anderer Arbeit d. h.
in Oel oder Tempera tüchtig, aber hierin erreichen sie nichts. Diese Technik ist
wahrlich die männlichste, sicherste, entschiedenste und dauerhafteste Methode von
aUen, und in gegenwärtiger Zeit erreicht man in dieser Art unendliche Schönheit
und Vollkommenheit. An der Luft hält sie stand, gegen Wasser ist sie sicher, und
widersteht auf die Dauer jedem (äusseren) Einfluss. Aber es ist nötig, sich jeder
Art Retouche mit Farben zu enthalten, welche Schnitzelleim, Eigelb, (jummi oder
Traganth (coUa di carnicci, o rosso di novo, o gomma o draganti) enthalten, wie
es viele Maler thun; denn abgesehen davon^ dass die Malerei auf die Dauer nicht
mehr die Klarheit (chiarezza) behält, werden die Farben durch die darüber-
stehenden Retouohen trübe und in kurzer Zeit dann schwarz. Deshalb trachten die
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Maler mannhaft a fresoo auf der Mauer zu malen, ohne a seooo zu retouohieren ;
denn abgesehen, dass es eine sohleohte Art ist (cosa vilissima), wird die Dauer-
haftigkeit der Bilder, wie erwähnt, beeinträchtigt.^
Kap. VI (20. d. lotrod.).
Von der Malerei a tempera, d. h. mit Ei, auf Tafel und Leinwand,
und wie man sich derselben auf trockener Maue bedient. (De dipignere
a tempera, ovvero a uovo, su le tavole o tele; e coine si puö usare sul muro che
sia secco.)
„Vor Oimabue, und von ihm bis jetzt, sind stets die von den „Greci** ge-
malten Werke in Tempera ausgeführt worden, sowohl auf der Tafel als auch meist
auf der Mauer. Beim Vergipsen der Tafeln glaubten diese alten Meister, dass es
nötig sei, damit auf ihren Tafeln sich keine Ansätze oder Fugen zeigen, Leinwand
mittels Sohnitzelleim (colle di carnicci) über das Ganze zu kleben, und darauf
trugen sie den Gips als Untergrund für die Malerei auf. Die Mischung der Farben
bereiteten sie mit dem Gelben des Ei oder Tempera, welche wie folgt bereitet ist :
Sie nahmen ein Ei, rührten es durcheinander und dahinein zerhackten (tritavano)
sie einen grünen Trieb des Feigenbaumes (un ramo tenero di fico), so dass dessen
Milchsaft mit dem Ei vermengt die Tempora der Farben bildete. Für ihre Tafel-
bilder nahmen sie Farben, die teilweise von Alchemisten künstlich hergestellte,
teilweise natürliche, in Gruben gegrabene waren. Für diese Art der Malerei
ist jede Farbe gut, ausgenommen das aus Kalk bereitete Mouerweiss, denn das
ist zu stark. In solcher Weise führten sie ihre Werke und Bilder aus, und das
nennt man das Malen a tempera (colorire a tempera). Nur die Blau mischten
sie mit Schnitzelleim, weil das Gelbe des Eies diese grünlich erscheinen liesse,
während der Leim sie in ihrem Zustand erhält, ähnlich thut es der Gummi. Die
gleiche Manier wird auf Tafel mit oder ohne Gipsgrund eingehalten, und ebenso
auf Mauern, die trocken sind. Man gibt ein oder zwei Lagen von heissem Leim
und führt die Arbeit in jener Tempera (d. h. Ei) mit den Farben gemischt zu
Ende. Und wenn man die Farben mit Leim mischen wollte, so kann es gleicher-
weise geschehen, indem das nämliche zu beachten ist, wie bei Tempera. Sie sind
nicht im geringsten schlechter, denn auch von unseren älteren Meistern sind
Temperamalereien erhalten, die an die hundert Jahre Schönheit und grosse Frische
zeigen. Und wahrlich, man sieht noch Dinge von Giotto, darunter einige Tafel-
bilder, die schon zweihundert Jahre alt sind, und sich vortrefflich erhalten haben.
Aber seit die Oelmalerei (il lavorar ä olio) aufgekommen ist, haben gar viele die
Temperamanier verlassen; so sehen wir heute, dass Tafelbilder und andere Dinge
von Bedeutung so gemalt worden sind auch weiter so geraalt werden.
Kap. VII (21. d. Introd.).
Von Oelmalerei auf Tafeln und auf Leinwand. (Del dipingere a
olio in tavola, e su le tele.)
,,Es war eine herrliche Erfindung und grosse Erleichterung für die Kunst
der Malerei jene Art der Oelmalerei, welche in Flandern zuerst Giovanni von Brügge*®)
erfand; er sandte ein Tafelbild an den König Alfonso nach Neapel und an den
Herzog Federico II. von Urbino; er machte einen S. Hieronimus, welchen Lorenzo
de Medici besass, und viele andere berühmte Stücke. Ihm folgte dann Ruggieri
von Brügge (Roger van der Weyden), sein Schüler und Ausse (Hans Memling),
dessen Zögling, welcher in (der Kapelle) der Portinari zu Sta. Maria Nuova in
Florenz ein kleines Gemälde macht3, das heute der Herzog Gasimo besilzt; von
seiner Hand ist das Careggi-Bild in der berühmten Villa der Medici ausserhalb
von Florenz. Zu den ersten Meist.ern gehören noch Lodovico da Luane (Ludwig
von Löwen) und Pietro Crista (Petrus Christus) und Meister Martine und Giusto
da Guanto (Justus von Gent), welcher die Kommunion des Herzogs von Urbino
malte und andere Bilder ; und Hugo von Antwerpen (Hugo van der Goes), welcher
die Tafel in Sta. Maria Nuova zu Florenz malte. Diese Kunst brachte hernach
^) Man vergl. hiezu das Kapitel: Die Oeltempera und Vasari^s Bericht über die
.Erfindung' der Van Eyck, Heft III, p. 229 m. Beitr.
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Antonello da Messina nach Itatien, nachdem er sich viele Jahre in Flandern auf-
gehalten; nach der Rückkehr von dort liess er sich in Venedig nieder und lehrte
sie einigen Freunden. Einer darunter war Domenico der Venezianer, der die Kunst
nach Florenz brachte, als er die Portinari-Kapelle zu Sta. Maria Nuova mit Oel-
farben ausführte; hier lernte sie Andrea dal Castagno, von diesem andere Meister.
Diese Kunst vollkommnete sich bis auf Pietro Perugino, Lionardo da Vinci und
Raffael von Urbino, dergestalt, dass sie bis zu der hohen Stufe der Vollendung
gelangte, die unsere Künstler ihnen zum Ruhme , darin erreichten. Diese Manier
der Farbengebung macht die Farben noch leuchtender; es ist nichts weiter nötig
als Fleiss und Liebe (zur Ausarbeitung), denn das Oel an sich (Polio in so) macht
das Kolorit weicher, milder und zarter und erleichtert die Verbindung und duftige
Malweise mehr als die anderen, und besonders, wenn aufs Nasse gemalt wird,
mischen- und vereinigen sich die Töne viel leichter. Mit einem Worte, die
Künstler geben in dieser Art ihren Figuren die schönste Anmut, Lebhaftigkeit
und Kraft, so dass sie oft wie plastisch aus dem Oemälde herauszutreten scheinen;
besonders, wenn dieselben in vollendeter und schöner Art erfunden und ge-
zeichnet sind. Um diese Arbeit zu bewerkstelligen, werden die mit Gips über-
zogenen Tafeln oder Ijeinwandbilder geglättet (abgeschliffen) und man gibt darauf
vier oder fünf Lagen des weichsten Leimes mit dem Schwamm; dann reibt man
die Farben mit Nussöl oder Leinsamenöl (obwohl das Nussöl besser ist, da es
weniger nachgilbt), und bei solchen mit derartigen Gelen, d. h. deren Tempera,
angeriebenen Farben ist nichts weiter nötig, als sie mit dem Pinsel aufzustreichen.
Daher ist es angebracht, zuerst eine Grundlage (mestica) von trocknenden Farben
(colori seccativi), wie Bleiweiss, Neapelgelb oder Glockenerde (biacca, Giallolino,
Terre da oampane**), die alle gut miteinander vermischt eine gleichmässige Farbe
bilden, zu geben, und wenn der Leim trocken ist, wird die Tafel damit impastiert
und mit der flachen Hand fest bearbeitet damit es g1eichmäs9ig und über das
Ganze ausgebreitet werde; das nennen viele die Imprimatura. Nachdem diese
Mestica oder Grundfarbe über die ganze Tafel ausgebreitet ist, legt man auf dieselbe
den Karton, den du mit allen Figuren und Details „in deiner Weise" ausgeführt
haben musst; und unter diesen Karton legt man noch einen zweiten, der von einer,
u. z. an der auf der Mestica aufliegenden Seite schwarz gemacht ist. 13ind dann
diese beiden Kartons mit kleinen Nägeln (an die Tafel) befestigt, so werden mittels
eines eisernen, elfenbeinernen oder aus hartem Holze gefertigtem Stieles alle
Profile (Konturen) auf die Tafel aufs genaueste übertragen. Auf solche Weise
wird der Karton nicht verdorben und alles doch aufs beste auf der Tafel oder
Leinwand sichtbar sein, wie es auf dem Karton gezeichnet ist. Und wer keine
Kartons machen wQl, zeichnet mit weissem Schneidergips (gesso da sarti bianco**)
auf die Mestica, oder mit Weidenkohle (carbone di saloio), weü eines wie das
andere sich leicht wieder entfernen lässt und so ist es zu sehen, dass der Künstler,
sobald die Mestica trocken, der Karton übertragen oder die Zeichnung mit Schneider-
gips gemacht ist, der Abbozzo (die erste Anlage mit Farben) gefertigt wird; das
nennen Einige „imporre" (den Entwurf anlegen. In der I. Edition lautet der
"») Was unter „.Terra da campane* zu verstehen ißt, bleibt ungewiss. Merrif.
(p. CCXXVI) hält dieselbe für eine schwarze Farbe, die von den verbrannten Krusten beim
Glockenguss kommt pnd für identisch mit Terra nera di Campana (s. Borghini, Baldinucoi)
Lomazzo erwähnt die Farbe zur Erzeugung der dunklen Fleischfarbe unter Renen nunff
Terra di Campana; mithin gab es zwei Arten dieser Farbe. Mir will es scheinen, als od
Vasari die rote Glockenerde meint, weü Armenini zum gleichen Zwecke, zur Imprimatura,
auch Glockenerde nimmt und hinzufügt, die Imprimatura käme am besten einer Fleisch-
farbe gleich : mit Weiss, Neapelgelb und Schwarz Hesse sich aber nur ein schmutziges Qrau
erzielen. Zu meinen bezUgl. Versuchen nahm ich teils die zum Formen von Bronzeguss
verwendete Masse aus ffebranntera Thon, teils den roten Trippel, der zmn Polieren von
Metallen dient. (S. m. Versuohskollektion Nr. 92-94.)
") Unter ,Schneidergips* ist vermutlich Speckstein (Taufstein, kieselsaure Talkerde)
au verstehen, mit welcher auch heute die Schneider auf Stoffen vorzeichnen. Das Material
kommt auch unter dem Namen „Spanische oder Venezianer Kreide' in den Handel.
Uebriffens ist aus der Anweisunir des Vasari zu ersehen, dass der allflpemeine Grund derart
dunkel gefärbt war, um die weissen Striche des Specksteins darauf sichtbar werden zu
lassen. Auf heUem oder weissem Gfrund könnte man die Aufzeichnung nicht sehen.
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Passus: Secoato poi questa mesttoa va lo artefioe ö oaloando il cartone ö con
gesso bianco da sarti disegnando quella; et cosi ne primi oolori l'abbozä, il che
alouni chiamono iroporre.). Ist die Deckung (d. h. erste Anlage) vollendet, dann
beginnt der Künstler mit grösster Sauberkeit von vorne, um es zu vollenden. Hier
wendet er alle Kunst und Fleiss an, um das Werk zur Vollkommenheit zu bringen.
So arbeiten die Meister ihre Oelgeroälde auf Holztafeln. **
Kap. Vm (22. d. Introd.).
Von Oelmalerei auf der Mauer, die trocken sei (Del pingere a olio
nel muro che sia secco).
„Wenn die Künstler auf der trockenen Mauer mit Oelfarbe malen wollen,
gibt es für sie zwei Manieren : eine, indem man die Mauer, welche entweder a fresco
oder auf andere Art geweisst wurde, abschabt (raschi), oder wenn die Wand nach
dem Bewurf glatt aber nicht geweisst ist, zwei oder drei Lagen heissen und
gekochten Oeles darüber gibt und dies wiederholt bis nichts mehr eingesogen wird.
Ist dies trocken, so gibt man darüber den Grund (mestica) oder Imprimatur, wie
es im vorigen Kapitel gesagt wurde. Ist das geschehen und der Auftrag getrocknet,
dann kann der Künstler die Zeichnung übertragen oder aufzeichnen und das Werk
in gleicher Weise zu Ende führen, wie auf der Tafel ; dabei seien die Farben stets
mit etwas Firnis vermischt, denn dann ist es nicht nötig die Malerei später zu
firnissen. Die zweite Manier besteht darin, dass man einen Bewurf von Marmor-
stuck (stucco di marmor) oder von feinst zerstossenen Ziegelsteinen (matten pesto
finissimo) anfertigt, der glatt sei; man schleift ihn mit Hilfe der Schneide der Kelle
ab, damit die Wand nicht rauh bleibe. Hernach gibt man eine Lage von Lein-
samenöl darüber, macht dann in einem Gefäss (pignatta, Pinto) eine Mischung von
griechischen Pech, Mastix und gemeinem Firnis (pece greca, mastice e vernioe
grossa), die zusammen geschmolzen werden; dieses wird mit einem grossen Pinsel
auf die Mauer aCufgestrichen und mit der heissgernachten Kelle über die Mauer aus-
gebreitet ; dadurch werden die Löcher (Poren) des- Bewurfes geschlossen und eine
gleichmässige Haut über der Mauer hergestellt. Ist das trocken, dann gibt man
darüber die Imprimatur oder den Grund (mestica), und arbeitet in der üblichen
Weise mit Oel, wie ed bereits ausgeführt wurde. [Hier endet das 22. Kapitel in
der I. Ausgabe; die II. Ausgabe setzt fort:] Eine langjährige Erfahrung hat mich
gelehrt, wie man mit Oel auf der Mauer arbeiten kann, und diese Methode habe
ich auch befolgt beim Ausmalen der Säle, der Zimmer und anderer Räume im
Palast des Herzogs Cosimo. Die^e Manier ist in Kürze folgende: Man macht einen
Rauhbewurf (arricciato), auf diesen gibt man den Verputz (intonaco) aus Kalk, ge-
stossenen Ziegelsteinen nebst Sand und lässt denselben völlig trocknen. Ist dies
geschehen, so folgt ein zweiter Verputz, der besteht aus Kalk, gut zerstossenen
und durchgearbeiteten Ziegelst^einen und Eisenschlake (schiuma di ferro); denn alle
diese dr^i Dinge d. h. von jedem gleiche Teile geben mit geschlagenem Eierklar
soviel als nötig ist und LeinsamenÖl zusammengemischt, einen so dichten
Stuck, dass man sich keinen besseren wünschen kann. Aber es ist nötig zu be-
merken, dass man den Intonaco nicht im nassen Zustand stehen lässt, denn er
würde an vielen Orten bersten, es ist vielmehr notwendig, wenn er sich gut erhalten
soll, dass man niemals eher die Kelle oder Spatel (cazzuola, overo mest.ola, o cucchiara)
aus der Hand gibt, bis nicht das Ganze vollständig gleichmässig geglättet ist, wie
es zu stehen hat. Ist dann dieser Intonaco getrocknet, dann gibt man darüber die
Imprimatur oder den Grund (mestica) und vollendet die Figuren und Historien, wie
es die Werke im genannten Palaste und viele andere jedermann deutlich zeigen." •*)
Kap. IX (23. d. Introd.).
Vom Oelmalen auf Leinwand (Del dipignere a olio su le tele).
„Um Bilder von Ort zu Ort transportieren zu können, haben die Menschen
**) Eigentümlich ist es, dass Vasari bei seiner grossen Achtung der Buon-Fresko-
technik gelegentlich der Ausführung dieser Arbeit doch zur Oeltechnik gegriffen bat! Die
Art der Mauervorbereitnn^ hat in mancher Hinsicht Aehnlichkeit mit dem von Alberti
beschriebenen Stucco, insbesondere der Ueberzug mit Mastixürniss oder Pech, sowie die
darauffolgende Glättung der Oberfläche in noch feuchtem Zustande mittels heisser Eisen;
vergl. die Angaben des Albertr im Abschnitt »Freskotechnik*.
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die Bequemlichkeit der bemalten Leinwänden erfunden, denn diese wiegen leicht
und sind gleichzeitig nicht schwer zu transportieren. Man fertigt sie in Oel, damit
sie schraiegsam bleiben, und wenn sie nicht an einen festen Ort zu stehen
kommen, werden (die Leinwanden) nicht mit Qips überzogen, denn der Gips spränge
beim Aufrollen ab. Man macht vielmehr eine Paste aus Mehl mit Nussöl und fügt
noch ein oder zwei Handvoll (macinate, d. h. soviel auf einmal gerieben ist) Blei-
weiss hinzu. Und wenn die Leinwand drei oder vier Lagen von weichem Leim
(ooUa che sia dolce) erhalten hat, streicht man die Paste von einer Seite zur
anderen mittels eines (breiten) Messers über die Leinwand, so dass die Löcher von
der Hand des Arbeiters geschlossen werden. Ist das geschehen, dann gibt man
ein oder zwei Lagen mit dem weichen Leim **) und hierauf die Grundfarbe (mestica)
oder Imprimatur. Bezüglich des Malens selbst hält man sich an die nämliche
Ordnung wie es oben gesagt wurde. [Die II. Ausg. hat noch folgenden Zusatz:]
Und weil diese Manier sich angenehm und bequem erwies, macht man nicht nur
kleinere Gemälde, die man umhertragen kann, sondern auch Altargemälde und die
grössten Historienbilder, wie man solche in den Sälen des Markuspalastes in Venedig
und anderwärts sieht; obschoh nicht die Grossartigkeit (grandezza) der Tafelbilder
erreicht wird, dienen die Leinwanden doch wegen ihrer Ausdehnung und Bequem-
lichkeit ihrem Zweck.''
Kap. X (24. der Introduz.)
Wie man auf Stein mit Oel malt und welche Steine dazu gut sind
(De dipingere in pietra a olio, e che pietre siano buone).
„Unseren Künstlern ist es auch in den Sinn gekommen, mit Oelfarben ebenso
auf Stein zu malen, wenn sie es eben wollen, wie auf der Mauer. Sie bedienen
sich eines an der Kiviera von Genua gefundenen Steines, welchen wir in der
Architektur Quaderstein (lastra) nennen, und der zu diesem Zwecke sehr geeignet ist;
denn er ist sehr dicht, hat mildes Korn und nimmt glatte Politur an. Auf der-
artige Steine noalten sie neuerer Zeit, vielfach mit grosser Vollendung und haben
die richtige Methode darauf zu arbeiten gefunden. Auch andere feinere Steine
versuchten sie, so verschiedenen Marmor, Serpentin und Porfir und andere ähn-
liche, auf welche, wenn sie glatt poliert sind, die Farbe haftet. Wenn der Stein
aber rauh und trocken ist, lässt sich viel besser das gekochte Oel darauf streichen
und die Farbe dringt besser ein, wie dies bei einigen Steinarten oder den porösen
Tuffsteinen der Fall ist. Solche Steine lasden, sobald sie mit dem Meissel zuge-
hauen, aber nicht mit Sand oder Tuffstein geschliffen sind, mit der gleichen
Mischung sich abglätten, wie es beim Raubewurf (arricciato) gesagt wurde und
ebenso mit der heissen Eisenkelle behandeln. Deshalb ist es nicht nötig, solchen
Steinen zu Anfang eine Lage von Leim zu geben, sondern nur die Imprimatur
von Oelfarbe, d. h. den Grund (mestica); ist dieser trocken, dann kann nach
Belieben die Arbeit begonnen worden. Und wer auf Stein eine Historie in Oel
machen wiU, kann genuesische Quadersteine*^) nehmen und zu einem Büd ver-
arbeiten lassen, indem dieselben an der Mauer mit Zapfen befestigt werden, um das
Ghinze eine Stuckinkrustierung (Stuccoeinbettung) gelegt wird, dabei aber der Mal-
grund (mestica) gut über die Ansatzfugen so zugestriohen ist, dass dieser über das
Ganze eine so grosse ebene Fläche bildet, als es der Künstler für wünschenswert hält.
Dies ist die wahre Manier, solche Werke zu Ende zu führen, und zum Schluss
kann man noch Verzierungen (ornamcnti) von feinen Steinen, vermischt mit anderen
Marmorarten anbringen; diese sind unendlich dauerhaft, insbesondere wenn die
Arbeit gut gemacht ist. Man kann sie (d, h. die fertigen Bilder) nach Belieben
firnissen oder nicht, denn der Stein trocknet (die Farben) nicht aus, oder viel-
**) Dieser abermalige LeimUberslvich hat sich bei meinen bezügl. Versuchen als not-
wendig erwiesen, da das Mehl nebst Nussöl keine genügende Bindung bietet. Ich bemerke
hier übrigens, dass Leim, besonders im warmen Zustande sich über der Oclsohichte gut
auftragen läset.
*•) Baldinucci (Vocabolar. del disegno nennt diese Steine „Lavagne", nach dem Fund-
orte Lavagna in der Nfthe von Genua. Ihre Porosität ist die Ursache, dass sie „vom Sal-
peter angegriffen werden, wie es im Dome von Orvieto au Gemälden des Zucohero ge-
sohehräut." Vergl. Note der Yasari-Ed., Firense 1846 p. 167.
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mehr saugt sie nicht ein, wie es die Tafel oder die Leinwand thiit, und ist vor
dem Holzwurm gesichert, was bei der Tafel nicht der Fall ist."
Kap. XI (25. d. Introduz.).
Wie man auf Mauern mit verschiedenen Erdfarben Ghiaro-scuro
malt, und wie man Dinge aus Bronze nachahmt; und von Darstellungen
für Triumphbogen oder Feste mit Erdfarben und Leim, welches
a Gouache und a Tempera heisst. (De Dipignere nelle mura di chiaro e scuro
di varie terrette ; e come si contraffanno le cose di bconzo ; e della storie di terretta
per archi o per feste, a colla; che ö chiamato a guazzo ed a t^mpera.)
„Nach Anschauung der Künstler ist das Ghiaro-scuro (hell und dunkel) eine
Abart der Malerei, welche sich mehr an die Zeichnung als an die Farbe anlehnt;
sie hat sich durch die Nachahmung von Marmorstatuen und Figuren aus Bronze
oder anderen Steinmaterien herausgebildet. Man bedient sich dieser Manier bei
DarsteUungen an Palästen oder Häusern ; sie zeigt Nachahmungen von Marmor oder
Stein, mit eingelegten (resp. plastisch gedachten) Figuralien (storie intaghate). Und
durch das Imitieren der verschiedenen Spezies von Marmor und Porfir, von grünem
Gestein oder rotem und grauen Granit, von Bronze oder beliebig anderen Gestein-
arten, haben sich verschiedene Abarten dieser Manier gebildet. Sie sind heute
vielfach im Gebrauch zur Fagadenmalerei an Häusern und Palästen, sowohl in Rom
als auch im übrigen Italien. Diese Malerei wird auf zwei Arten ausgeführt: ent-
weder in Fresko und das ist die wahre; oder auf Leinwand für Ehrenpforten und
Triumphbogen, die beim Einzug eines Fürsten in der Stadt errichtet werden, oder
bei Dekorationen von t<^esten und Theatern, denn bei solchen Anlässen machen sie
guten Effekt. Handeln wir zunächst von der ersten Art, die in Fresko ausgeführt
wird, hernach werden wir von der zweiten sprechen. Bei dieser (ersten) Art macht
man die Felder (campi) mit Erdfarben und Thonerde (terra da fare i vasi), und
mischt letztere mit fein geriebener Kohle (carbone macinata) oder anderem Schwarz,
um die dunkleren Schattentöne zu machen, und mit Weiss aus Travertino (Kalk-
weiss) für mittlere und hellere Töne; man erhöht die Lichter mit reinem Weiss
und vollendet mit dem tiefsten Schattehton die dunklen Stellen. Zu dieser Manier
gehört eine gewisse Leichtigkeit der Zeichnung, Kraft, Lebhaftigkeit und eine ge-
fällige Art, keine mühsame Ausführung, weil man den Anblick nur von weitem
haben kann. Gleicherweise werden auch Bronzefiguren imitiert ; bei diesen werden
die Felder (campi) mit gelber oder roter Erde angelegt, mit dunklerem Schwarz
und Rot und G^lb abschattiert, mit reinem Gelb die Mitteltöne gemalt und mit
Gelb und Weiss die Lichter erhöht. In solcher Weise haben die Maler ihre
Fagaden, sowie andere Darst'Cllungen ausgeführt, und durch Zwischenstellung von
einzelnen Statuen, in dieser Manier die grösste Anmut erreicht.
Diejenigen nun, welche für Triumphbogen, Dekorationen und Festlichkeiten
bestimmt sind, werden auf Leinwand mit Erdfarbe ausgeführt, d. h. mit der zuerst
genannten reinen Thonerde, die für Töpfe genommen wird, und Leim vermischt;
dabei ist es notwendig, dass die Leinwand von rückwärts befeuchtet wird, während
der Künstler daran malt, damit sich die dunklen und hellen Töne mit dem Grund
der Erdfarbe (campo di terreta) besser verbinden; gewöhnlich vermischt man
die Schattentöne mit etwas Tempera. Und so verwendet man Bleiweiss für das
Licht, Minium, um den Dingen, die bronziert erscheinen sollen, mehr Relief zu
geben, und Neapelgelb (Giallolino), um auf dem genannten Minium die Lichter zu
geben ; für die Grundflächen (campi) und für Schattentöne nimmt man die nämlichen
gelben und roten Erden (terre giaile e rosse, i. e. gelbe und rote Ocker) und die
gleichen schwarzen Farben, wie es oben bei Fresko gesagt wimie, und macht so
die Mitteltöne und Schatten. Mit dive**8en anderen Farben werden für andere
Dinge Lichter und Schatten gegeben, so mit Umbraerde (terra d'umbra), die mit
grüner Erde, Gelb und Weiss vermischt wird, und gleicherart mit schwarzer Erde
(terra nera), welche eine andere Sorte der grünen Erde ist, und der Dunkelfarbe,
welche man Verdaocio nennt.****)
^) Die hier beschriebene Manier entspricht vollkommen der auch heute üblichen
Leimfarbenmalerei. Die weisse Thonerde wird wie unsere Kreiden (Grundkreide, Neuburger
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Kapitel XII (26. d. Introd.).
Von den Sgraffilen auf Häusern, welche gegen Wasser stand-
halten, wer sich damit beschäftigt, und wie man Grottesken auf der
Mauer arbeitet. (Degli sgraffiti delle oase che reggono alP acqua; quelle che si
adoperi a farli; e come si lavorino le grottesclie sulle mura).
^Die Maler haben noch eine andere Art von Malerei, welche Zeichnung und
Maleroi zugleich ist und Sgraffito genannt wird. Man bedient sich derselben aus-
schliesslich zun Ornamentierung von Pagaden der Häuser und Paläste; sie ist aufs
sohnollste auszuführen und sicherlich gegen Wasser unempfindlich, denn die ganze
Linienführung ist hier, an Stelle der Zeichnung mit Kohle oder einer anderen
ähnlichen Materie, mittels eines Eisens und der Hand des Künstlers herausschraffier l.
Man macht es in folgender Weise: Man nimmt Kalk und Sand in gewöhnlicher
Art gemischt, und färbt die Masse mit verkohltem Stroh derart dunkel, dass die
Farbe etwa ins Silbergrau spielt, oder etwas dunkler nach dem Schatten zu, und
damit bewirft man die Pagade (intonacono la facoiata). Ist das geschehen und mit
aus Travertin gebranntem Kalkweiss abgeglättet, dann wird das ganze eingcweisst.
Sobald dies geschehen, werden die Kartons mit Kohlenstaub übertragen oder auf
beliebige Art aufgezeichnet; dann werden die Konturen und Schraffierungen derart
mit dem Elisen ausgekratzt, dass der untenliegende schwarze Grund alle die mit
dem Eisen geführten Striche als Linien der Zeichnung zeigt. Man pflegt auch von
den Zwischenflächen das Weiss abzukratzen, dann eine dunkle sehr flüssige Wasser-
farbe darüber zu streichen und damit die Tiefen zu geben, wie man es auf Papier
thun würde. Das gibt von der Perne einen sehr guten Effekt; die Pelder, auf
welchen Orotteaken und Blattwerk sich befinden, werden abschattiert, d. h. man
tont es mit der erwähnten Wasserfarbe. Das ist die Arbeit, welche die Maler
Sgraffito nennen , weil mit dem Eisen schraffiert wird *'). Es erübrigt noch von
Grottesken zu sprechen, welche auf der Mauer angebracht werden: Haben diese
auf weisses Peld zu kommen, im Falle nämlich die Farbe des Stucco nicht mit
Kalkweiss bereitet ist, so gibt man über die ganze Fläche eine feine Lage von
Weiss; ist das geschehen, wird (die Zeichnung) übertragen und in Fresko mit
dauerhaften Farben (colori sodi) gemalt, aber sie haben niemals die Anmut (grazia),
wie die auf Stucco ausgeführten Malereien. Auf diese Weise können derbe und
feine Grottesken gemacht werden, in derselben Art, wie man Figuren a fresoo
oder auf der Mauer arbeitet.^
Kap. Xm (27. d. Introd.).
Wie man die Grottesken auf dem Stucco ausführt. (Come si la-
vorino le grottesche su lo stucco.)
„Die Grottesken sind eine alles gestattende und sehr lustige Art von Malerei,
die von den Alten zur Ornamentierung der leeren Flächen angewendet wurde, wo
nicht gut etwas anderes in den freien Raum gesetzt werden konnte. Desshalb
brachten die Künstler hierbei allerlei Missgestalten von Tieren, Seltsamkeiten der
Natur und launenhafte Einfälle an; Dinge ohne jede Regel, wie das Anhängen
eines Gewichts an einen äusserst feinen Faden , der niohts zu tragen vermag, oder
an ein Pferd Füsse von Blattwerk, an einen Menschenkörper Kranichfüsse und
endlose Verzerrungen und Ungereimtheiten; und wem das Bizarrste in den Sinn
kam, der wurde für den Tüchtigsten gehalten. Derlei wurde dann entsprechend
angeordnet; durch Zierrat und gute Verteilung sind die schönsten Hallen so ent-
standen; auch mischten sie Stuckoverzierungen zwischen Malerei. Diese Uebung
wurde so allgemein, dass in Rom und allerorten, wo Römer wohnten,, sich noch
Spuren davon erhalten haben. Und fürwahr, mit Gold verziert und mit plastischem
Stuooo vereint, gewähren diese Arbeiten einen angenehmen und ergötzhchen Anblick.
Auf vier Manieren kann man so arbeiten: die erste besteht nur aus Stucco; bei der
Kreide oder PfeifenthOii) zur Herstellung eines allgemeinen Grundes genommen. Die An-
lage und Ucbermalung der Schattentöne mit Tempera bezweckt deren grössere Tiefe, da
die Leimfarben viel heller auftrocknen. Verdaccio ist nach Cennini (Kap. 67) eine Misch-
farbe aus Schwarz, dunklem Ocker nebst wenig Rot und Weiss; es diente bei Freskomalerei
als dunkler Mittelton zur Carnation: h. m. Beitr. III p. 97.
*') Vergl. den Abschnitt „Sgrafiito'^ am Ende dieses Bandes.
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Bweiten werden nur die Ornameinte in Stucco gemacht, die figürlichen Darstellungen in
die Füllungen geroalt und die Grottesken in die Einfassungen; bei der dritten Art
werden die Figuren teils in Stucco gemacht, teils in Schwarz und Weiss gemalt,
indem Cameen und andere Steine imitiert werden. Und in dieser Art Mischung
von Orottesken und Stucco sah man und sieht man so viele lobenswert-e Werke
der Modernen, die mit höchster Anmut und Schönheit die hervorragendsten Gebäude
von ganz Italien ausschmückt, dass die Alten hierin weitaus überflügelt wurden.
Bei der letzten Art endlich arbeitet man mit Wasserfarben auf dem Stucco, lässt die
Lichter auf demselben frei und schattiert mit diversen Farben. Von allen diesen
Manieren, die sehr der Zeit trotzen, sieht man vielfache antike Reste an vielen Plätzen
zu Rom, zu Pozzuola in der Umgebung von Neapel. Diese letzte Manier kann
man auch aufs beste mit dauerhaften Farben a fresco malen, indem man den weissen
Stucco als Grundfläche für alles lässt, wie es in der That mit schönster Anmut
der Fall ist; und zwischendurch werden Landschaften angebracht, welche dem
Werk viel heiteres, verleihen und überdies kleine figürliche Darstellungen in Farben.
In dieser Malweise gibt es jetzt in Italien eine Menge von Meistern, die gewerbs-
mässig thätig sind und Vortreffliches darin leisten.^
K«p. XIV (28. d. Intod.).
Von der Art Gold mit Bolus, mittels der Beize und auf andere Arten
aufzulegen. (Del modo del mettere d^oro a bolo ed a mordente, ed altri modi.)
„Es war fürwahr ein herrliches Geheimnis und eine grosse Spitzfindigkeit, die
Methode zu finden, wie sich Gold in die feinsten Blättchen schlagen lässt, so dass
jedes Tausend geschlagener Stücke, in der Grösse eines Achtteiles der Elle (ottavo
di braccio) im Geviert, einschliesslich Arbeit und Gold, den Wert von sechs
Scudi beträgt. Eine nicht minder geniale Sache war es, die Methode zu
finden, das Gold derart über die Gipsfläche auszubreiten, dass das Holz oder sonst
eine Unterlage wie eine einzige Masse von Gold erscheint. Man macht es in
folgender Weise: Man vergipst das Holz mit feinstem Gips, der besser mit feinem
als mit derbem Leim angemacht wird, und streicht diesen über den groben Gips (gesso
grosso) in mehreren Lagen, je nachdem das Holz gut oder schlecht bearbeitet Lst;
nachdem der Gips geschabt und geglättet wurde, nimmt man reines, mit Wasser
aufs beste geschlagenes Eierklar, mischt in dieses aufs allerfeinste in Wasser ge-
riebenen armenischen Bolus und gibt zuerst eine wässerige, sozusagen dünnflüssige
und klare Lage und hierauf eine etwas dickere. Dann gibt man von diesem noch
mindestens drei Lagen über die Arbeit, bis sie überall gleichmässig angenommen
ist. Man befeuchtet hierauf Stelle für Stelle mit einem Pinsel und reinem Wasser
überall dort, wo der Bolus aufgetragen wurde, und gibt das Blattgold darauf, das
auch auf dem feuchten sofort anhaftet; und wenn dieses beinahe, aber nicht ganz
getrocknet ist, so brüniert man es mit dem Hunds- oder Wolfszahn; auf diese
Weise wird es glänzend und schön. Man vergoldet auch auf andere Manier,
welche man Beizenvergoldung nennt; diese lässt sich auf jeglichen Gegenstand wie
Steine, Holz, Leinwand, jeder Art Metalle, Tuch und Lederwerk anbringen, wird
aber nicht geglättet wie die erste. Diese* Beize (mordente), durch welche das
Gold haftend wird, macht man aus trocknenden Oelfarben verschiedener Art und
gekochten Gelen, in denen Firnisse gelöst sind; man trägt sie auf das Holz, dem
vorher zwei Lagen von Leim gegeben wurden, auf. Ist die Beize aufgetragen, so
trägt man das Blattgold auf, jedoch nicht auf dias frische, sondern auf das halb-
trockene. Das nämliche kann man mit (Gummi) Ammoniak erzielen, wenn man
Eile hat; welches von beiden du nimmst, ist gut; dieses dient mehr für Sättel,
Arabesken und andere Zierarten u. dergl. Man reibt auch die gleichen Goldblätter
in einem Glasgefäss mit ein wenig Gummi und Hcmig zusammen, und dies dient für
Miniaturmaler und viele, andere, welche auf Bildern mit dem Pinsel die Profilierungen
oder höchste Lichter zu geben belieben. L nd dies alles sind gar schöne Geheiomisse;
es hat aber nicht viel auf sich, sie alle zi kopieren.^ ^^)
^) Vasari spielt hier auf die Werkbücher an, die für Vergoldung auffallend viel
Rezepte enthalten; es sei nur auf Gennini, Le j^egue's Schriften, das Bologneser und Mar-
oiana^Ms. hingewiesen (s. Heft IIX, m. ßeitr. uni.er Vergoldungsarten).
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Damit eaden die die Malerei behandelnden Kapitel des Vasari; did weiteren
sieben sind versohiedenen Kunstzweigen gewidmet, welohe mit der Technik des
Malens weniger Zusammenhang haben, und mit Ausnahme der Glasmalerei auoh
heutsutage nioht zur Malerei gerechnet werden. Bs werden folgende KunsCzweigf^
besohrieben :
Kap. XV (29. d. Introd.). Von Qlas^raosaik und woran man die gute
und berühmte erkennt* (De musaioo de' vetri, ed a quello che- si conosoe il buono
e jodato). Hier bespricht Vasari die berühmten Mosaiken zu Ravenna, Venedig,
Pisa, Plorens und Rom, gibt die Details über die Mischungen der Glaspasten und
Würfel sowie die Art der Herstellung von Ooldmosaik mittels Blattgold* Die
Qttmasse, in welohe die Mosaik würfelchen eingesetzt werden, beschreibt er wie
folgt: „Der Stucco, der dick aufzutragen ist und 2 — 4 Tage, je nach der Witterung
stehen gelassen wird, besteht aus Travertin, Kalk, gestossenen Ziegelsteinen,
Traganth und Eikläre; mit nassen Tüchern wird er feucht gehalten." Stück für
Stück des Kartons wird auf den Stucco aufgelegt, die Zeichnung übertragen und die
MosaikwUrfei einzeln mit einem kleinen Zängelchen in den weichen Qrund gedrückt.
Für jede einzelne Farbe sind Lichter, Mittelton und Schatten in Qlasüuss herzu-
stellen u. s. w.
Kap. XVI (80. der Introd.) handelt von Darstellungen und Figuren,
die auf Estrichen zuaammengesetzt werden, zur Imitation yon
Dingen in Ghiaro-scuro (Dell'istorie e delle figure che si fanno di
oommesso ne' pavimenti, ad imitazione delle cose di chiaro e souro). Hier werden
die Muster und Zeichnungen aus yerschiedenfarbigen Steinen zusammengesetzt,
sowohl für Fussböden als auch für Wände (Inkrustamanier). Auch von einer Art-
eingelegter Arbeit (Marmorintarsia) wird berichtet, indem die Zeichnung vom Stein-
metz vertieft und diese Vertiefungen mit einer schwarzen Masse (bestehend aus ge-
schmolzenem schwarzem Pech oder Asphalt und schwarzer Kreide) ausgefüllt werden.
Nach dem Trocknen wird das Ueberstehende mit Tuffstein, Sand, Ziegelmehl und
Wasser abgeschliffen, so dass eine ebene Fläche entsteht. Auf diese Weise und
in verschiedener Variation seien viele prächtige Estriche zu Rom in den päpstlichen
Gemächern und im Kastell von S. Angelo ausgeführt.
Ein weiteres XVII. Kapitel (31. d. Introd.) beschreibt das Holzmosaik,
die Intarsiakunst mit gefärbten Hölzern und deren Zusammensetzung in der
Weise von BUdem (Del musaico di legname, cioi deUe tarsie: e dell'istorie che si
fanno di legni tinti e commessi a guisa di pitture), bei welcher verschiedene
hellere oder dunklere Hölzer so zusammengefügt werden, dass die Zeichnung (haupt-
sächlich perspektivische Ansichten von Häusern und Bauten) durch hell und dunkel
des Holzes erzielt wird. Auch kann die Schattierung durch Versengen oder An-
brennen der einen Seite des Holzstückes gemacht werden.
Kapitel XVHI (32. d. Introd.) handelt von Malerei der Glasfenster,
und wie man Blei- oder Eis«3nfassungen macht und befestigt, ohne die Figuren zu
behindern (Del dipignere le ünestre di vetro, e oome eile si conduchino co' piombi
e CO' ferri, da sustenerle senza impednnento delle figure). Die Anweisung deckt
sich in grossen Zügen mit den auch heute noch im (Gebrauch befindlichen Methoden,
gefärbte Gläser zu zerschneiden und die Schattierung aufzutragen. Bei Vasari
wird zu diesem Zwecke Eisenfeüe (scaglia di ferro) oder anderer Eisenrost (ruggine)
von rötlicher Farbe, der in Eisengruben sich findet, genommen und sowie die
FleischteUe, ebenso so auch die Gewänder mit Schwarz schattiert und die Lichter
herausgenommen, dann das Glas wieder gebrannt. Einige andere Farben lassen sich
gleichfalls einbrennen. Die bemalten Glasstücke werden auf eine Schicht von ge-
stossener Asche mit gebrannt-en Kalk gemischt, gelegt und dann dem Rrand ausge-
setzt, wobei die Gläser in Rotglut kommen und die Farben in Fluss gelangen,
üeber den Charakter der Farben Gelb, Blau, Grün macht Vasari keine näheren
Angaben.
Im Kapitel XIX (33. d. Introd.) wird gesprochen von Niello und wie daraus
der Kupferstich entstand; von Silbereinlage, von der Verfertigung des
Email für Basreliefs und vom Ziselieren (Del niello, e come per quello
abbiamo le stampe di rame; e oome s'intaglino gli argenti, per fare gli smalti di
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bassorilievo, e similmente si ceselliDO le grosserie). Es ist nioht nötig hier Details
BU geben, da es sich dabei mehr um Qoldsohmiedearbeit als um Malerei handelt.
Die von Vasari beschriebene Methode des Emaillierens bezieht sich auf den sog.
Reliefschmelz (^raail de basse taille) ; zum Eisensohmelzen dient hier eine Muffel, die
mit Buohenholzkohle erhitzt wird.
Kapitel XX (34. d. Introd.) sohliesst sich dem vorigen an; es handelt vom
Tauschieren und Damascieren (Della tausia, oioö lavoro alla damasohina).
Kapital XXI (35. d. Introd.) erörtert die Eunst des Holzschnittes mit
drei Tönen, wie dieser ausgeführt wird, wer der Erfinder dieser
Manier ist und wie man mit Licht, MitteJton und Schatten Drucke macht,
die Zeichnungen ähnlich sind (Delle stampe di legno, e del modo dl farle, e del
primo inventor loro; e come con tre stampe si fanno le carte che paiono disegnate,
e mostrano il lume, il mezzo e Pombre). Als Erfinder dieser Tondruckholzschnitte
wird Hugo da Oarpi genannt. Birnbaum- oder Buxbaumholz wird hiezu als bestes
bezeichnet. Die Tondrucktafel soll zuerst mit Oelfarbe gedruckt werden, und zei^^
als die höchsten Lichter, die vertieft aus der Oberfläche geschnitzten werden, das
Papier. Zu allererst ist aber die Zeichnungsplatte zu schneiden, die alle Linien in
Hochschnitt gibt. Eine zweite Platte ftir die Mitteltöne ist ganz eben und mit
Wasserfarbe gefärbt; nur wo keine Schatten sein sollen, sind die Stellen vertieft
geschnitten. Die drei Platten werden nach einander in der Presse auf das Papier
gedruckt.
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A n h a n gf.
VaBari's Texte der hauptsäohliobstQn, die Technik der Malerei
betrefl Kapitel aus der Introdusione (nach den Ausgaben y. J. 1660
ond Zosätaen y. J. 1668, yeigüchen mit der neueren Ausg. Firense 1846).
XIX. Del dipingere in muro, come s'i fa, e perchö si ohiama layorare in fresco.
Di tutü ffli altri modi, che i pittori faccianc,. il dipingere in muro h piü maestreyole,
e belle, percbe consiste nei fsu'e in un ^orno solo quelle, che negli altn modi si püo in
molti ritoooare sopra il layorato. Era da^li aniiohi molto usato in fresco, ed i yecchi modemi
ancora llianno poi seguitato. Questo si layora su ia caloe, che sia fresoa, nh si lascia mai
sino a che sia nnito quanto per quel giorno si yuole layorare. Perch^, allungaodo punto
il dipincrerla, fa la calce una certa crosterella pel caldo, pel freddo, pel yento, e per ghiacci,
che mifia e maochia tutto il layoro. E per questo, yuole essere continoyamente Kognate
il muro^ che si dipigne; ed i colori che yi si adoperano, tutti di terre e non di miniere,
ed il bianco di treyertino cotto. Vuole ancora una mano destra. resolute e yeloce, ma
sopra tutto un giudiaio saldo ed intero; perch^ i colori, mentre che il muro h molle, mostrano
una jcosa in un modo, che poi secco non h piü quelle. E perö bisogna che in questi layori
a fresco giqochi molto piü nell pittore il giudtzio che il disegno, e che egli abbia per ^ida
sua una pratica piü che grandissima^ essende sommamente difficile il condurlo a perfesione.
Molti de' nosti artefid yagliono assai negli altri layori^ oioh a olio o ä tempere, ed in questo
poi non riescono; per essere egli yeramente il piü yirile^ piü -sicuro, piü risoluto e duriU>ile
Ol tutti ^li altri modi; ü quelle che, nello stare fatto, di continuo acquista di bellezza e di
unione piü degli altri infinitamente. Questo alFaria si purga, e dälVacqua si difende, e regse
di continuo a ojg^ percossa. Ma bisogna guardarsi di non ayere a ritoccarlo co' colori, che
abbiano colla di camicci, o rosso di uoyo, o gomma o draganti, oome fanno molti pittori;
perch^, oltra che il muro non fa il suo corso di mostrare la chiarezza, yengono t colori
appannati da quelle ritoccar di sopra, e cdh poco spazio di tempo diyentano neri Perö
quelli che cercano layorsu* in muro, layorino yirilmente a fresco, e non ritocchino a secco:
percl^ oltra Tesser cosa yilissima, rende piü corta yita alle pitture, come in altro luogb
s'^ detto.
XX. Del dipin^re a tempera, oyyero a uoyo, su le tayole o tele; et como si puö
usare sul muro che ma secco.
Da Gimabue in dietro, et da lui in qua, s'^, sempre yeduto opre layorate da' Oreoi a
tempera, in tayola e in quiäche muro. Ed usayano, nello ingessare della tayole questi
maeetri yecchi, dubitando ehe quelle non si aprissero in su le committiture, mettere per
totto con la culla di carnicci teia lina, e poi sopra quella ingessayano, per layoraryi
sopra, e temperayano i colori da oondurle od rosso deir uoyo, o tempera, la quäl' h
Suesta. Toglieyano uno uoyo e queUo dibatteyano, e dentro yi tritayano un' ramo teuere
i floo, aodochö quel latte con quel uoyo facesse la tempera dei colori; i quali con essa tem-
perando, layorayono l'opere loro. E toglieyano per quelle tayole i colori che erano di minien,
1 qiudi son fatti parte dagli alchimisti, e parte troyali ndle caye. B di questa specie
di layoro ogni oolore ^.buono, salyo che il biancho che si laypra in muro fato di caicina,
perch'^ troppo forte. Gosi veniyano ^ loro oondotte con questa maniera le opere e pitture
loro. E questo ohiamayano colorire*a tempera. Solo gli azzuri temperayano con colla di
oamicd; perche la ffiallezza deU'uoyo ^li faceya diyentar yerdi, eye la colJa mantiene ndl'
essere suo; e ilsimile fa la^mma. Tiensi la mededma maniera su le tayole o Infusate o
sensa; e cosl su' muri che siano seochi, si dk una, o due mani di oola calda, e di poi con
colori temperati con quella d conduce tutta l'opera; e chi yolesse temporäre ancora i colori a
odla, ageyolmente ffh yerrä fatto, osseryando il medesimo che nella tempera si h racontato.
Ne saranno peggion per questo. Poiche anco de' yecchi Maestri nostri si sono yedute le
ooee a tempera consenrate oentinaia d'anni con beUezza e fresohezza grande. Et certa-
mente, e' si yede ancora delle cose di Giotto. che ce n'^ pure alouna in tayola, durata giä
duffento anni, e mantenutasi molto bene. E^poi yenuto il laymrar a olio, che ha fatto per
mwi mettert itt bando il modo della tempera: siccome oggi yeggiamo^ che ndle tayole e
ndle altre cose d'importansa, d h layorato, e si layora ancora deloontmuc.
XXL Dd dipingere a olio in tayöla, e su le tele.
Fa una beüissima inyentione, ed una mtn' commoditä all' arte ddla nittura, il troyare
il oolorito a olk>. Di che fu primo inyenu>re in Fiandra Gioyanni da Bnign^a, il quäle
mandö la tayola a Ni^di al Re Alfonso; ed al Duoa d'Urbino, Federigo ü, la «tuia sua; e feoe
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Un San OiroDimo, che Lorenzo de* Medici aveva, e molte altre oose lodate. Lo se^uitb poi
Ruffgieri da Bruggia 8uo disoipulo» ed Ausse creato da Ru^gieri, clie feoe a Portinari, in
S. Maria Nuova (fi Firenze un quadro picciolo, il quäl h oggi ai)pre8so al duoa Gosimo* ed h
di sua mano la tavola di Careggi, villa fuora di Firenze deila iilustrissima Caaa de' Medioi.
Furono Bimilrnente de'primi Ludovico da Luano, e Pietro Crista. e maestro Biartino, e Giualio
da Guaato, ohe feöe la tavola della Goromunione del Duoa d'Urbino, ed altre pitture; ed Ugo
d'Anversa, ohe fe la tavola di Santa Maria Nuova di Fiorenza.
Questa arte condusse poi in Italia Antonello da Messina, ohe multi anni oonsumö in
Fiandra; e nel tornarsi di qua da Monti, fermatosi ad abitare in Venezia, la insegnö ad^.
alouni araici. üno de* quali tu Domenioo Veneziano, che la condusse poi in Firenze, quando
dipinse a olio la capella dei Portinari in Santa Maria Nuova; doye la imparö Andrea dal
quella „ .
raaniera di oolorire acoende piü i colori: n^ altro bisogna che diligenza et amore; perohd
Tolio in s6 reca il colorito piü morbide, piü dolce et dilioato, e di uniono e smpiata
maniera piü facile che li altri; e, mentre one frescho si lavora, i colori si mescolano e si
imiscono Tuno con Taltro piü faoilmente. Ed insomma, gii artefici danno in questo modo
bellissima grazia et vivacita e gafliardezza alle figure loro, talmeote che spesso ei fanno
parere di rilievo le loro figure e che eil' eschino della tavola. E massimamente quando eile
sono continovate di buono disegno, con invenzione e bella maniera. Ma per mettere in opera
queato lavoro si fä cosi. Quando vogliono caminciare cio^, ingessato che hanno le tavole o quadri
gU radono, e, datovi di dolctssima colla quattro 6 cinque mapi con una ispugna, vanno poi
maoinando i colori con olio di noci o di seme di lino (t>enoh^ il noce 6 meglio perch^ in jialla
monp) et cosi mocinati con questi olii, che ^ la tempera loro, non bisogna altro quanto a
essi, cho distenderli col penello. Ma oonviene far prima «una mestioa di oolori seccativi
come biacca, giallollno, terre da campane, mescolate tutti in un oorpo e d'un color solo: e
quando la colla h secoa, impiastrarla su per la tavola, [II. Ausg. :] e poi batterla con la palma
della mano; tanto ch'ella venga egualmente unit>a e destesa per tutto: 11 che molti chiamano
riraprimatura (ältere Ausg.: ora si dice impr.). Dopo distesa detta mestioa o colore per
tutta la tavola, si tnetta sopra essa il cartone, che averai fatto con le figure ed invenzione
a tuo modo. E sotto questo cartone se ne metta un altro, tinto da un lato di nero, cio^
da Quella parte, que va sopra la mestica. Apputitati poi con chiodi piccoli Tuno e Taltro,
piglia una punta di ferro, ovvero d*avorio o legno duro, e vai sopra i profili del cartone,
segnando sicurnmente: perch^ cosi facendo non si guasta il oortone, e nella tavola, o quadro
vengono benissimo pröfilate tutte le figure, e quelle, ohe h nel cartone sopra la tavola. E
ohi non volesse far cartone, disegni con eesso da sarti bianoo sopra la mestica, ovvero
oon carbone di saicia, porch^ l'uno e Taltro faoilmente si canoelia. E cosi si vedo che
secoata questa mestica lo artifico, o calcando il cartone o con gesso bianoo da sarti disegnando
Vabbozza, il che alouni chiamano imporre. E finita di coprire tutta ritoma con somnm
Solitezza lo artifici da capo ä finirla; et qui usa Tarte et la diligenza per condurla a per-
zione; e cosi fanno i maestri in tavola a olio le loro pitture.
XXII. Del pingere a olio nel muro che sia secoo.
Quando gli artefici vogliono lavorare a olio in sul muro secoo, due maniere possono
tenere: una oon fare che il muro, se vi h dato su il bianoo, o a fresco, o in altro modo, si
raschi; o, se egli ^ restato liscio senza bianoo maintonacato, vi si dia su due o tre mane di
olio bmlito e cotto continuando di rldarvelo su, sino a tanto che non voglio piü bere; e poi
secoo, se gli da di mestica e imprimatura comc si disse nel Gapitolo avanti a questo. Ciö
fatto, e secoo, possono gli artenoi calcare o designare, e tale opera, come la tavola con-
durre a\ fine, tenendo mescolato continuo nei colori un poco di vernioe; perch^ faoendo
questo, non accade poi verniciarla.
L'altro modo e, che lartefice o di stucco di marmo e di matten pesto finissimo fa un
arricciato ohe sia pulito, e lo rade col taglio della cazzuola, peroh^ il muro ne resti ruvido.
Apresso gli d^ una man d'olio di seme di lino, e poi fa in un pignatta una mistura di
peoe greoa et mastice e vernioe grossa; e quella boüita, con un pennel grosso si da nel
muro; poi si distendo per quelle con una cazzuola da murare one sia di fuoco. Questa
intasa i buchi deir arricciato; e fa una pelle piü unita per il muro. E poi oh' h seoca
si va dandole d'inprimatura, o di mestica, e si lavora nel modo ordinario dell' olio, oome,
abbiamo ragionato. [Zusatz d. II. Ausg.:] E perch^ la sperienza di molti anni tax ha inse-
il quäle si ha da far Tintonaco di oalco, di matten pesto e di rena, e si lasoi seocar bene
affatto; cib fatto la materia del secondo intonaco sia oalce, matten pesto, stiacciato bene,
e sohiuma di ferro; perch^ tutte e tre queste oose, cio^ di oiasouno il terzo, incorporate
con ohiara d'uovo, battute quanto fa bisogno, ed olio di seme di lino, fanno uno stuooo
tanto serrato, ohe non si pu6 desiderar in alcun modo migliore. Ma bisogna bene avvertire
di non abbandonaro l'intonaco mentre la materia h fresco, perch6 fenderebbe in jnolti luoghi,
auzi h necessario, a voler che si conservi buono, non se gli levar mal d'intorno oon la
cazzuola, ovvero mestola o oucchiara, che vogliam dire, insino a ohe non sia del tutto
pulitamento disteso come ha da stare. Seoco poi, ohe sia questo intonaco, e datovi sopra
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— 37 —
d'ünprimatura o mesfica, si oondurranno le figure e le storie perfettamente , oorae Topere
del detto palas&zo e molte altro possouo ohiaramente dimostrar a oiasouno.
XXin. Del dipingere a olio su le tele.
GH uomini per potere portare le pitture di paese in paese, hanno trovato la oomodit4
delle tele dipinte, oome quelle che pesano poco, ed avvolte, sono agevole a trasportarsi.
Queste a olio, perch' eile siano arrendevoli, se non hanno a etare ferme non s'ingessano;
atteaoch^ il gesso vi crepa fu nrrotolandole; perö si fa una pasta di iarina oon olio di nooe,
ed in quello si metteno due o tre macinate di biacca, e, quando le tele hanno avuto tre o
quattro mani di colla, ohe sia dolce, oh'abbia passato da iina banda all' altra, con un coltello
si da questa pasta, e tutt' i buchi vengono con la mano dell* artefice a turarsi. Fatto ciö
se le da una o due mani di oolla dolce, e dappoi la mestica, o imprimatura, ed a dipignervi
sopra si tiene il medesimo modo che agraltri di sopra raconti. [Zusatz d. IL Ausg.:]
E perch^ questo modo h paruto agevole e comodo, si nono fatti non solamente qiiadri
piccdli per portare attorno, ma ancora tavole da altari ed altre opere di storie grandissime,
come Bi Vede nelle sale del palazzo di S. Marco di Vinezia. ed altrove: avvegnaoh^, dove
non arriva la grandezza delle tavdle» servo la grandezza e H comodo delle t-ele.
XXIV. Del dipingere in pietro a olio, e che pietre siano buone.
ij cresciuto sempre Tanimo a' nostri artefici pittori, facendo che il colorito a olio^
oltra Taverlo lavorato m muro. si possa, volendo, lavorare ancora su le pietre; delle quah
hanno trovato nella riviera* di Genova qnella spezie di lasirc, ohe noi dicemmo nella
ArchiteUura, ohe sono attissime a questo bisogno. Perchfe, per esser serrate in ßh e per aver
la grana gentile, pigliano il pulimento piano. In su ({ueste hanno dipicto modernamente
quasi infiniti, e trovato il modo vero da potere lavorarvi sopra. Hanno provato poi le pietre
Eiü ftne; oome misohi di marmo. serpentini, e porfidi, ed altre simili, che, sende liscie
runite, vi si attaooa sopra il colore. Ma nel vero quendo la pietra sia ruvida ed anda,
molto roeglio inzuppa e piglia Tolio boUito ed il colore dontro; come alcuni piperni ovvero
piperigni gen tili, i ^uali, quando siano battuti col ferro e non arrenati con rena o sasso di
tufi, si possono spianare con la medesima mistura che dissi neir arricciatto, con quella
cazzuaia di ferro infocatd. Peroioceh^ a tutte queste pietre non accade dar coUa in pnn-
dpio; ma solo una mano d'imprimatura di colore a olio, cio^ mestica; e^ secca che ella sia,
si puö oominciare il lavoro a suo piaoimento. E chi volesso fare una storia a olio su la pietra,
puo torre die quelle lastre. genovesi e farle fare quadre, e tormale nel muro co* pemi sopia
una in crostatura di stucco, distendendo bene la mestica in su le commettitui e, di moniera,
che c' veilga a farsi per tutto un piano, di che g^randezza l'artefice ha bisogno. E questo
h il vero modo di condurre tali opere a fine: e finite, si pub a quelle fari omamentidi pietre
fini, di misti e d'a.tri marmi, le quali si rendono dumbili in infinite, purch^ con diligenza
siano lavorate; e possonsi e non.si possoono ve niciare, oome altrui piaoe, peroh^ la pietra
non prosciuga, oiofe non sorbisce quanto fa la tavola e la tela, e si äffende da' tarn, il che
non la il legname.
XXV. Del dipingere nella mura di ohiaro e scuro di varie terrette; e oome si oonlraf-
fanno le cose di bronzo; e delle storie di terretta per archi o per feste, a oolla, ohe e
chiamato a guazzo ed a tempera.
Vocliono i pittOi i, ohe il chiaroscuro sia u )a forma di pittura che tr^ga piü al disegno
che al oolorito; perch^ cib h stato cavato dalle statue di marmo, contranacendol«^, e dalle
figure di bronzo, ed altre variö pietre. E questo hanno usatö di fare nelle facciate de
palazzi e oase, in istorie, mostrando, che quelle siano contraffatte, e paino di marnao
^j^. molto in uso per far le facce delle case e de* palazzi, cosi in Roma come per tutta
I^a. Queste pitture si lavorano in due modi: prima in firesco, che h la vera; o in tele per
archi che si fanno nelF entrate de* principi nella cittä e ne' trionfi, o negli apparati delle
feste, e delle oommedie, perchö in simili cose fanno bellissimo -vedere. Tratteremo pnma della
speoie e sorte del fare in fresco; poi diremo dell* altra. Di questa sor.te di terretasi fanno
i campi con la terra da fare i vasi, me^oolando quella con oarbone maoinato o altro nero
per far Tombre piü soure, e lianco di trevertine, con piü scuri e piü ohiari; e si lumeggiano
col bianoa sohietto, e con ultimo nero a Ultimi souri finite. Vogliono avere tali specie
fierezza, disegno, forza, vivacitä, e bella maniera; ed essere espresse oon una gagliardezza,
che mostri arte, e non stento, perohö si hanno a vedere, ed a oonoscere di lontano. E oon
queste anoora s'imitino le figure di bronzo; le quali col campo di terra ghWa. e rosso
aabbozzano, oon piü scuri di quello nero e rosso e giallo si sfondano, e con giallo sohietto
si fanno i mezzi, e con giallo, e bianoo si lumeggiano. E di queste hanno i pittori le facciate
e le storie di quelle oon alcune statue tramezzate, ohe in questo genere hanno grandissinia
grasia. Quelle poi che si fanno per archi, oommedie o feste, si lavorano poi che la tela sia
data die terretta; oioö di quella prima. terra schietta da far vasi, temperata con oolla; e
bisognaohe essa tela sia bagnata di dietro mentre l'artefice la dipigne, acciocche oon quel
campo di terretta unisoa meglio gli souri ed i chiari dell' opera sua; e si costuma temporäre
i neri di quelle oon un poco di tempera; e si adoperano oiaoche per bianoo, e minio per
dar rilievo alle cose, che pajono di bronzo, e giallolino per lumeggiaro sopra detto mmo.
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— 38 —
E per i oampi e per gli souri le medesime terre ffialle ed roase, ed i medesimi neri, ohe io dissi
nei lavorare a nresoo, i (|uali fanno mezzi ed ombre. Ombrasi anoora oon altri diversi
colori altre sorti di cniari e 8C\iri; oome oen terra d'ombra, alla quäle si fa la terretta di
yerde terra, e ffialla e bianoo; similmente oon terra nera, ohe h un' altra sorta di verde
terra, e nera, one la ehiamano verdaocio.
XXVI. Degli Bgraffiti delle oase ohe reggono all' aoqua; quello ohe si adopm a
farli; e oome si larorino le grottesohe nelle mura.
Hanno i plttori un' altra sorta di pittura, ohe h disegno e pittura insieme, e questo
si domanda sgraffito, e non senre ad altro ohe per omamenti di faooiate di oase e palazzi,
ohe piü brevemente si oonduoono oon questa spezie^ e reggono all' aoque siouramente;
peroh^ tutt' i lineamenti, in yece di essere dis^^ati oon oarbone e oon altra matcria
simile, sono tratteggiati oon un ferro dalla mano del pittore; il ohe si fa in questa maniera:
pigliano la oaloina mesoolata oon la rena ordinariamente; e oon paglia abbruoiatala tingono
d' uno souro ohe venga in un mezzo oolore «ohe trae in argentino, e verso lo souro un pooo
Siü ohe tinta di mezzo, e oon questa intonaoano la faooiata. E Catto oi6, e pulita ool bianoo
ella oaloe di trevertino, l'imbianoano tutta^ ed imbiancata, oi spolverano su i oartoni, owero
disegnano quel ohe oi vogliono fare. E di poi, aggravando ool ferro, vanno dintomando
e trattegi ndo la oaloe, la quäle, essende sotto del oorpo nero, mostra tutti i grafB del terro
oome segni di disegno. E si suole ne' oampi di quelii rädere il bianoo, e poi avere una
tinta d'aoquerello souretto molto aoquidoso, e di quello dare per gli souri, oome si desse a
una carta; il ohe di lontano fa un bellissimo vedere. Ma il oarapo, se oi ^ grottesohe o
fogliami, si sbattimenta, dio^ ombreggia oon quello aoquerello. E questo h il lavoro ohe,
per esser dal ferio grafl&ato, hanno ohiamÄto i pittori sgraffito. Restaoi ora a ragionare delle
grottesohe ohe si fanno sul muro. Dunque, quelle ohe vanno in oampo bianoo, non oi
essende il oampo di stuooo per non essere bianca la calce, si da per tutto sottilmente 11
oampo di bianoo; e, fatto oib, si spolverano, e si lavorano in firesoo xü oolori spdi, perchd
non avrebbono mai lagrazia, o'hanno quelle che si lavorono su lo stuooo. Di qüestia spezie
possono essere grottesohe grosse e sottili, le quali vengono fatte nel mededimo modo ohe
si lavorano le figure a fresoo o in muro.
XXVII. Gome si lavorino le grottesohe su lo stuooo.
Le gtottesohe sono una spezie di pitture hoenziose e ridicole molto, fatte da^li antiohi
per omamenti di vani, dove in alouni luoffhi non stava bene altro ohe oose in ana; per il
obe facevano in Quelle tutte soonoiature oi mostri, per strattezza della natura, e per grioci-
olo, e ghiribizzo degli artefiqi; i quäU fanno in quelle, cose senza alouna ragole, appicoando
a un sottilissimo filo un peso ohe non si pu5 regiere, a un oavallo le ^mbe di foglie, e a
un uomo le gambe di gm, ed infiniti seiarpelloni e passerotti. E ohi piü stranamente se
ffPimmaffinava^ quello era tenuto piü valente. Furono poi regolate, e per fregi e spartimenti
faito beüissimi andari: oosi di stuochi mesoolarono quelle con la pittura. E si innauzi anub
questa pratiea, che in Roma, ed in ogni luogo dove i Romani risedevano, ve ti*h anoore
oonservato qualche vestigio. E nel vero ohe, tooche d'oro, ed intagliate di stuochi, sono
■ '^ * ' ... ... ^^^ lavora
vani e le
bianoo
e nero, contraffacendo oammei ed alifre pietre. E di questa speoie grottesoHe e stuochi, se
n'^ visto e vede tante opere lavorate dai modemi, i qiiali oon somraa grazia e bellezza hatmo
adornato le fabbriche piu notabili di tutta Tltalia, che gli antiohi rimangone vinti di grande
spazio. L'ultima, finalmente, lavora d' aoquerello in su lo steuocoj campando il lume oon esFO,
ed ombrandolo oon diversi oolori. Di tutte queste sorti, che si difendono assai dal tempo.
se ne veg^öno delle antiohe in infioiti luoghi a Roma, e a Pozzuolo, vioino a Napoli. B
questa ultima sorta si pu6 anco benissino lavorare oon colori sodi a firesco^ lasciando lo
stuooo bianoo per oampo a tutte queste, ohe nel vero hanno in s^ bella grazia; e fra esse
si mesoolano paesi, ohe molto oanno loro dell' allegro; e oosl anoora storiette di figure
piooole colorite. E di questa sorte oggi in Italia ne sono molti maestri ohe ne fanno pro-
lessione, ed in esse sono eooellenti.
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89 —
VI. Raphael Borghini.*')
In dem «Riposo'^ genannten Werke begegnet uns die von anderen Autoren
l^epflegte Art des Dialoges wieder. Borghini 7er8etzt uns an eine Tafelrunde Ton
Kunst-freunden, an deren Spitze sich Don Qiovanni d6 Medioi befindet, welchem auch
das ganze Buch gewidmet ist. Im Gespräche werden die gesamten Theorien der
Künste vorgeführt und stets im Zusammenhange mit den hervorragendsten Kipst-
^rkon der Stadt Florenz in ausführlicher SchUderung besprochen. Die kunst-
theoretischen Ansichton des Alberti^ Paolo Pino, Vasari's Lebensbeschreibungen
scheint Borghini reichlich benutzt .zu haben, und viele SteUen, welche von Technik
der Malerei handeln, machen den Eindruck von Excerpten aus Vasari's Introduzione;
so B. B. in Lib. II (Lib. I, p. 159, Edit. Bottari) die Stelle von der Anfertigung
der Kartons und den Arten des Zeichnens ; dann bei der Besprechung des Fresko-
raalens^) und den Methoden der Oelmalerei auf Mauern u. a. m. ; mitunter ist Borghini
aber noch ausführlicher, so dass er entweder selbst aus eigener Erfahrung die
detaillierten Angaben macht oder aber noch weitere Quellen benützte. So gibt er
drei Arten an, durchsichtiges Papier (carta lucida) zu machen, um Zeichnungen zu
pausen und auf die Tafel oder Leinwand überzutragen. Die drei Arten der carta
luoida stimmen aber so sehr mit Oennini's gleichen Rezepten Überein (Kap. 23 — 26),
dass Borghini zweifellos entweder Gennini's Trattato oder eine Abschrift des Werkes
vorgelegen sein musste. Uebereinstimmend werden die Methoden gelehrt, dünn
geschabtes Ziegenpergament mit hellem Leinöl zu tränken (Genn., K. 23) , Fisch-
oder Spicbeileim in dünner Schichte auf einen mit Olivenöl bestrichenen Porphir-
stein warm aufzugiessen und nach dem Trocknen abzuheben (Qelatinepapier, Genn.,
K. 25) oder endlich dünnes Wollenpapier aneinander zu kleben und mit Leinöl zu
tränken (Genn., K. 26).
■ ■ f
In den Angaben über Temperamalerei auf trockener Mauer sind
Vasari^s Direktiven ganz genau wiederholt. Wieder werden die Farben mit Eigelb
(rossa dell' novo), das gut geschlagen und mit einem grünen Feigenzweig verrührt
ist, gerieben, dann auf die geschabte und mit zwei Lagen von Leim überzogene
Wandfläche .aufgetragen. Alle Farben sind gut zu gebrauchen, nur nicht das Kalk-
weiss. Die Azurri wer()en nicht mit Ei, sondern mit Schnitzelleim (eolla di lim-
belluooi) angerieben. I£er folgt nun eine Bemerkung, die bei Vasari fehlt: „Man
kann auch allen Farben eine Tempera von Schnitzelleim geben, wie es heute in
Flandern gebräuchlich ist, von wo so viele schöne LandschaftsbUder hergelaiigen,
die mit gleicher Tempera gemacht sind. (Si puö ancora far la tempera di colla
di limbellucci per tutti i colori, siccome s'usa oggi in Fiandra, dk)nde ne vengono
tante belle tele di paesi, fatti con simil tempera.)^ Auch Paolo Pino (s. o. p. 18) macht
atif flandrische Landschafben aufmerksam und weist auf die „Oltramontani^ bei
**) n RipoBO Firenze 1684; neue AuM^be des Bottari, Milane 1807.
**) Ad Fresko ist hier eine Variante aes Borffhini zu verzeichnen : Dem Intonaoo wird
nSmlioh etwas Schwarz beigegeben, damit die TVeisse aes Kalkes gedämpft wird. (Messa
che sia la oalcina [la quäle vuol avere smorzata la sua bianchezza colla rena, e con un
poco di nero» talmentoob^ appaja terzo oolore] vi si deo accoroodar sopra il eartone etc.;
Lib. U, p. 198, Edit Bottari.)
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— 40 —
der Gouaoheteohnik hin ; ebenso erwähnt Armenino in den Angaben über Tempera-
malerei die „Fiamonghi^ als besonders geübte Maler mit Leimfarbe.
lieber die Natur des Leimes (oolla di limbellucci) gibt Borghini Aufsohluss.
Derselbe wird bereitet aus den Abschnitzeln von Schafspergament und aus den
Fussknochen und Knorpeln der jungen Ziegen (mozzeture di carta pecora o di
capretti, e massime de' piedi e de' colli). Man wäscht diese gut aus und lässt
unter Wasserzusatz bis zu '/s einkochen und siebt es durch ein Sieb.
Auf die „fianderischen Leinwandbilder** kommt Borghini im Verlaufe der
weiteren Ausführungen noch einmal zurück, nachdem er über das Herrichten der
Tafel, das üeberziehen derselben mit Leinen, Cunvas (canapa) und Spichelleim,
den Auftrag des feinen Volterranischen Qipses und die vier weiteren Schichten
von Oips, deren Leimzugaben stets durch Wasser „weicher** zu machen sind,
ausführlich berichtet hat. Er fügt dann hinzu: „Wenn ihr aber auf Leinwand
malen wollt, so ist es angezeigt, eine oder zwei Lageu von Leim zu geben und
darauf zu kolorieren, und mit Farben gut die Fasern der Leinwand auszufüllen;
auf diese Weise sind die flanderischen Leinenbilder gemacht, die man
leicht aufrollen und überall hin transportieren kann (Ma se vorrete dipingere sopre
la tela, vi farä luogo darle una mano di colla o due, e poi andar colorendo, e co'
colori riempiere bene le fila della tela: ed in qaesta guisa son fatte le t^le di
Fiandra, che si possono facilmente arrotolare, e portare in ogni parte; loo.
oit. p. 201).
Bei Oelmalerei, die auf Mauer, Tafel, Leinwand und auf Stein ausgeführt
werden kann, folgt Borghini fast wörtlich Vasari und führt auch ohne Quellen-
angabe dessen persönliche Erfahrung füi* Oelmalen auf Stuccogrund an. Für Tafel-
malerei werden die Farben ausschliesslich nur mit Nussöl angerieben (colorisca
co' oolori, temperati con olio di noce senza piü). Für Wandmalerei dient entweder
„Leinöl oder Nussöl, aber besser ist das letztere, weU es feiner (piü sottUe) ist, die
Farben nicht so gelb macht ; dabei wird es gut sein, etwas Firniss unter die Farben
zu mischen.** Eine Variation für Leinwandgrundierung ist hier noch zu verzeichnen;
ausser der gewöhnlichen und besseren Manier, auf die Leinwand eine Lage von
Leim und zwei Lagen der Grundfarbe (mestica), wovon jede gut getrocknet sei, zu
geben, wird noch eine zweite angeführt: „Man nimmt Oips von Volterra und eine
Sorte feines Mehl (fiore di farina, detta di fuscello) zu gleichen Teilen, gibt diese
in einen Topf mit Leim und Leinsamenöl zusammen und vereinigt diese Materien
am Feuer. Diese Mixtur breitet man mit einem Eisenstab (stecca di ferro) über
die ganze Fläche aus, und nachdem die Lage trocken ist, malt man drirauf.** Für
Lein wanden, die gerollt werden sollen, wird aber die erste Art mehr empfohlen,
weil bei der zweiten Manier die Leinwand leicht an vielen Punkten brüchig wird.
Nicht minder ausführlich behandelt Borghini die Farbenpigmente, gibt ihre
Bereitungsart und Anwendungsweisen bekannt; aber hier scheint ihm eine jüngere
Quelle als Gennipi vorgelegen zu haben, denn er verzeichnet Farben, die Cennini
nicht kennt. Diese Liste ist dann von Lomazzo, sowie von dem späteren Baldinucoi
in dessen Vocabulario del Disegno (1681) ausgiebig benützt worden.
Es scheint mir von Wichtigkeit, die Reihe der Farbenpigmente, welche Borghini
aufzählt, hier des Genaueren zu notieren, weil in dieser das ganze Farbenmaterial
des XVI. Jh. vollständig mit den verschiedenen Angaben der Verwendung vorliegt
(Lib. n, p. 241 u. ff.).
Farbenskala des BorgUni.'^)
Schwarze Farben:
1. Nero di terra (Erdschwarz, natürl. schwarze Kreide) für
Fresoo, Tempera und Gel.
2. Nero di terra di campana (Schwarz von Glockenerde, die schwarze
Kruste der Form, in welcher Glocken- und Geschützgut gegossen
wird; s. ob. p. 27 Note) für Gel.
*^) Genaueres über die Farbenpigmente bringt das betreff. Kapitel von den Farben,
am Schluss dieses Bandes.
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— 41 —
3. Nero di spalto, bitume Qiudaioo genannt (Judenpeoh, Asphalt) für OeL
4. Nero di schiuma di ferro (Bisensohlackenschwarz ; fein gerieben
und mit Orünerde gemisoht) dient für Fresko.
5. Nero d'avorio abbruüiato (Elfenbeinschwarz gebrannt), sehr gut für Oel.
6. Nero di noccioli di pesca ovvero delle mandorle (Pfirsich- oder
Mahdelkernschware) für Oel.
7. Nero di fumo (Russchwarz, Russ mittels der Leinölflamme ge-
wonnen) für Oel.
8. Nero di sermenti di vite (Wein-Rebensohwarz) für Oel.
9. Nero di carta arsa und di carboni di queroia (Schwarz aus Papier-
asche und Eichenkohle^ graues mageres Schwarz) für Oel.
Wei sse Farben:
1. Bianco Sangiovanni (Kalkweiss, nach Gennini's Art bereitet) für Fresko.
2. Biacca (Bleiweiss aus Bleistüoken und Essig) nur für Tafelbilder,
doch leidet es sehr an der Luft, für Oel.
3. Bianca di gusci d'uova (Eierschalenweiss) für Retouchieren f on Fresko.
Qelbe Farben:
1. Oiallo di terra naturale, ochria (natürlicher Ocker) für
Fresko, Tempera und Oel.
2. Giallosanto (künstlich bei^eiteter Pflanzenlack, Schüttgelb) für Oel.
3. Orpimento (Auripigment, auch gebrannt gibt ed eine andere gelbe
Farbe) nur für Tempera.
4. Giallorino fino sive di Fiandri^ (Bleigelb, Massicot) für Oel.
6. Qiallorino (di Vinegia) (zusammengesetzt aus QiaUo di vetro und
Giallorino fino) für Oel.
6. GiaUo in vetro (aus gelbem Glasfluss hergestelltes Gelb [Neapel-
gelb?]) für Fresko.
7. Arzica (Gelber Lack) für Miniatur.
8. Zafierano (Safran) für Miniatur.
9. Giuggiolino (eine gebrannte gelbe Erde, zwischen gelb und ro(, in der
Farbe der Rinde des Brustbeerbaimies [Gioggiolo]; s. Baldinucci) für
Fresko, Tempera und Oel.
Rote Farben:
1. Rosso di terra (Röte natürliche Erde, roter Ocker, Rötel) für
Fresko, Tempera und Oel.
2. üinabrese chiaro (wird bereitet aus zwei Teilen hellster Sikiopia
und einem TeU Bianco Sangiovanni, mit einander gerieben, dient
zar Garnation und zu Gewändern, die Zinnober ähnlich sein sollen)
für Fresko.
3. Minio (Mennig aus Bleigelb durch Brennen hergestellt) für Oel.
4. Ginabrio (ZUnnober, aus Schwefel und Quecksilber künstlich be-
reitet) für Oel.
6. Lacoa fine (Lack aus kermesfarbiger Scheerwolle [Oarmoisin], durch
Auslaugen des Farbstoffes und Niederschlagen mittels Alaun her-
gestellt) für OeL
6. Lacca (Lack aus Verzino i. e. Brasilholz) für Tempera.
7. Rosso di lapis amatita, auch cinabrio minerale genannt (Blutstein,
Haematit). Die Farbe wird durch Galcination des sehr harten
Steines, in roten Weinessig gelöscht, gewonnen, gibt eine lack-
ähnliche dauerhafte Farbe) für Fresko.
8. Bruno d'Inghilterra (Englisohrot, zum Schattieren des Rot) für Fresko.
9. Sängue di dragone (Drachenblut) nur für Miniatur.
10. Porporino (aus Zinn und Schwefel bereitet, i. e. Mussivgold), ohne
Angabe der Verwendung.
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— 42 —
Orüne Farben:
1. Verde terra (grüne Erde) für Fresko, Tempera und Oel.
2. Verdetto della Magna (natürliches Berggrün) für Tempera und OeL
3. Verde azzuro di Spagna (ein natürliches Grün, Kupferlasur [?]) für
Fresko und Tempera.
4. Verderame (Qrünspan, aus Kupferstücken und Essig bereitet) für
Tempera und OeL
6. Verde (gemischt aus 2 TeUen Örpiment imd 1 Teil Indigo sum
Färben des Papier es, mit Leim gemischt für Lanzen, Sättel und
Holzgegenstände).
6. Orün (gemischt aus Azzurro della Magna und Giallorino, mit Bi-
gelb gemischt und Beigabe von Arzika macht es schöner) für
Mauer- und Tafelmalerei.
7. Grün (gemischt aus Ultramarinblau und Örpiment, in verschiedenem
Verhältnis, je nach der geforderten Farbe) für Tempera.
8. Verde di color di salvia (Salbeigrün, Mischung von Bleiweiss und
Grüner Erde, mit Eigelb anzureiben, mit Biancosangioyanni an
SteUe des Bleiweiss für Tempera, Fresko
9. Verde, detto Pomella oder verde giallo (ein Grün aus Früchten
gewisser Sträucher, die nicht näher bezeichnet sind, vermutlich
Kreuzbeeren oder Schwarzdom) für Tempera.
Blaue Farben:
1. Azzurro oltramarino (echter Ultramarin, mittels des sog. Pastills
bereitet) für Fresko, Tempera und OeL
2. Azzurro di smalto (Smalte, Öohmelzblau) für Fresko, Tempera und Oel.
3. Azzurro di biadetti (aus den spanischen Kupferminen, durch Aus-
waschen des Gesteins gewonnen) für Tempera, Oel.
4. Azzurro deUa Magna (Kupferlasur aus deutschen Bergwerken, Berg-
blau) für Fresko, Tempera und Oel.
6. Azzurri d'artificio (künstliche Blau, dazu gehört das Blau aus SUber-
stücken, die in einem Gefäss unter die Weinpresse gestellt werden,
das Blau aus Kalk und Essig im Kupferkrug erzeugt) ohne An-
gabe der Verwendung.
6. Ein künstliches Blau, bereitet aus 3 Unzen Quecksilber und 2 Unzen
Schwefel, die miteinander geschmolzen werden, (i. e. Zinnober I)
beruht auf irriger Angabe.
7. Ein weiteres künstliches Blau wird hergestellt mit scharfem Essig,
Alaunstein und Steinsalz (allume di rocco e salgemma) nebst
SUberplättchen.
8. Azzurro commune (hergestellt aus Kupferfeilspänen, gebranntem
Kalk, Sal armoniac und Essig). Letztere drei ohne weitere Angaben.
9. Azzurro sbiadato (Mischung von Indico baccadeo mit Bleiweiss) für Tafel
(für Mauer dient an Stelle des Bleiweiss Kalkweiss).
Ausser den genannten Farben bedient man sich noch der folgenden :
1. Pagonazzo di sale (Violett, aus Eisenvitriol bereitet, Morellensalz)
für Fresko und Tempera.
2. Indico (Indigo).
3. Lacca muffa (eine viollette Farbe, vergl. Bald., Vooab. [color paonozzo]),
welohe wenig Körper hat (Lackmus?).
4. Terra d'ombra (Umbra, natürliche).
Ueber die Malweise „mit Oelfarben zu arbeiten^, spricht Borghini im Anschluss
an die Aufzählung der Farbenpigmente (loc. cit. pag. 257). Er sagt, dass ein
Künstler, der auf sein Ansehen und auf Vollkommenheit des Werkes bedacht ist,
nachdem der Sparten (auf die Mestioa) übertragen, die Farben mit wenig Oel auf-
trägt, weü dieses beim Auftrocknen nachdunkle; er stellt dann das Büd viele Tage
zur Seite, bis die aufgemalten Farben völlig trocken sind, hernach übergeht er
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— 48 -
alles aufs fleissigste und bessert aus, was aussubessem ist, gibt die totste Farben-
sohiohi (ultime pelle di oolori) mit suis feinste und mit wenig Oel geriebenen Farben,
die auf diese Weise schön und lebhaft bleiben. Werden aber die Farben noch auf
die frische Anlage (oampegiatto fresco) aufgetragen, so mischen sich die letzten
mit der ersten und werden matt und trübe, umsomehr, wenn zu flüssig und mit
zu viel Oel gearbeite't worden ist, denn dieses beeinträchtigt sehr die Lebhaftigkeit
der Farben.
Im weiteren Verlauf dids (Gesprächs erbittet sich der als Frager auftretende
Michelozzo Yon dem Sprecher Sirigatto Auskunft über das Firnissen und über Ver-
goldung. Er gibt folgende Antwort:
„Zwei Arten, von Firnis für Gemälde müsst Ihr wissen, gibt es: die eine,
welche an der Sonne trocknet, die andere im Schatten. Den an der Sonne zu
trocknenden Firnis kann man auf zweierlei Art machen. Zunächst nimmt man eine
Unze Olio di abezzo (Terpentin v. Pinus picea) und eine Unze Olio di pietra (Steinöl),
erhitzt sie miteinander und streicht dieses im lauwarmen Zustand behutsam über das
Werk. In gleicher Weise nimmt man zwei Unzen Nussöl, eine Unze Mastix und eine
halbe Unze Steinöl, mischt diese und lässt es auf dem Feuer zusammenschmelzen;
ist der Firnis so bereitet und etwas abgekühlt, dann kann er auf dem Bilde aus-
gebreitet werden.
Der im Schatten trocknende Firnis wird auf folgende zwei Arten bereitet;
entweder nimmt man eine Unze Spiköl (olio di spigo), eine Unze Sandaraca oder
gemeinen Firnis (vemice grosso) in Pulverform, mischt diese zusammen und stellt
es in einem glasierten Töpfchen zum Sieden; wiU man einen mehr glänzenden
Firnis, so gibt man mehr Sandaraca hinzu. Ist alles gut gelöst, dann entfernt man
das Töpfohen vom Feuer und lässt es abkühlen. Mit Behutsamkeit trägt man auf
das Werk diesen Firnis, der sehr zart und wohlriechend ist (molto gentUe e odori-
fera). Nach der anderen Methode aber nimmt man eine Unze feinen Weingeist (aqua
vite fine), ^/i Unze Venezianischen Terpentin (trementina Veneziana) und */» Unze
gestossenen Mastix, und diese Materien vereinigen sich gut in einem Glasgefäss,
man lässt dieses drei Tage an der Sonne stehen und schüttelt etliche Male die
Masse auf. So wird ein trefi9icher Firnis zu jeglichem Gebrauch bereit sein''.
Was die Verg-oldungsarten betrifft, so wird von Borghini die Beizen-
vergoldung (Mattvergoldung) und die mit Bolus (Qlanzvergoldung) des genaueren
erörtert. Die hierzu dienenden Beizen beschreibt er wie folgt: „Zur ersten
nimmt man Umbra, Qiallorino, Minium, gebrannte Ejiochen, kalcinierten Vitriol
(diesen bereitet man in einem verschlossenen Gefäss am Feuer, bis er rot glühend
geworden ; und dieser Vitriol bringt alle Farben zum trocknen, welche von Natur aus
nicht trocknen, aber er verdirbt sie auch [ma gli macchiä anoora]); alle diese Dinge
werden gerieben und mit I^inöl oder Nussöl gekocht; ,wenn diese Beize ausgekühlt
ist, ist sie zur Vergoldung bereit. Eine zweite Bei^e wird aus den Resten oder
Häutchen der Oelfarben^^) bereitet, die mit Nussöl in einem glasierten Gefäss ge-
gekocht werden, bis sich diese gelöst haben; die Masse wird dann durch Linnen
geseiht.'
Diese Bemerkungen sind deshalb von Belang, weil Vasari in seinen bezügl.
Angaben keine Details gibt, und nirgends auf die Verwendung des Vitriols als
Trookenmittel für Oelfarben hinweist. Auch Baldinucci erwähnt in seinem Voca-
bolario diese Dinge nicht.
Die Glanz Vergoldung ist von Borglini ofienbar wieder aus Gennini entnommen:
das Holz wird mit drei Lagen von Gips von Volterra, der mit Schnitzelleim (aus
Pergamentabfällen bereitet, Genn. K. 113, hier Golla di limbellucci genannt) an-
gemacht ist, versehen, dann folgen noch zwei oder drei Lagen von Vergoldergips
(gesso da inorare) mit schwächerem Leim, der Bolusüberzug mit Eiklar, das Auf-
legen des Blattgoldes und das Brünieren, wie es Cennini beschreibt. Selbst Kap.
137 des Cennini, welches davon handelt, wie man eine Vergoldung nach längerem
Stehen der Taiel fertigen kann, ist hier der Vorlage entsprechend gegeben.
*^ S. unter ^or couleur*, Ooldfarbe, m. Beitr. III. p. 78 Note.
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— 44 —
Im weiteren Verlauf des Oespräohs wird ausfUhrliob über die „Bedeutung
der Farben^ gehandelt, wie es die gleichzeitigen Schriftsteller, z. B. Paclo Lomazao,
besonders aber Pulyio Pellegrino Morato in seinem Buche „del Significato de Golori^
(Veneggia 1547), und Sioilio Araldo in „Trattato dei Colori" (Venetia 1565) Ümn.
Oiov. Paolo Lomazzo spricht davon im III. Buch Kap. XI seines Trattato
dell' arte della Pittura , soultura ed architettura (Milano 1585) i indem er von den
Effekten handelt, welche die Farben verursachen: ,So finden wir, dass schwarze
Farben, oder erdige, bleierne und dunkle flir das geistige Auge (gli occhi nelP animo)
nichts anderes bedeuten können als Trauer, Lässigkeit, Trübsinn, Melancholie oder
ähnliches; andere grüne, saffirblaue, einige rote oder dunkle Farben, wie Gk>ld mit
Süber gemischt, bezeichnen Lieblichkeit, Anmut und Fröhlichkeit; brennendes Rot
und feuriges Violett, Purpur oder die Farbe des glühenden Eisens und Blutrot deuten
auf Oeist, Schärfe des Blickes und bedeuten Freude, Lust etc. Oelbe Farben, Gold^
heller Purpur und leuchtende Farben lenken das Auge auf sich und bedeuten An-
mut und Lieblichkeit. Rosafarbe, helle Orün, einige Gelb erzeugen den Eindruck
YOiL Vergnügen , Freude , Lebhaftigkeit und Unterhaltung. Die weisse Farbe be-
zeichnet eine gewisse Einfachheit.^
Im gleichen Geiste gehalten und für die Technik der Malerei von keinerlei
Bedeutung ist auch das oben angeführte Buch des Sicilio Araldo ,» Trattato dei
Colori nelle Arme , nelle Livre et nelle Divise" (Venetia, 1565). Hier werden die
Wappen, Gewänder und alles mögliche auf die Bedeutung der verwendeten Farben
hin aufgezählt. Kapitel wie das „dell' habito morale di una donna", worin die Farben
der einzßlnen Kleidungsstücke in Beziehung zum Charakter der Trägerin gebracht
sind, oder das folgende Kapitel „come si fa un cavaliero di nuovo, secondo i
suoi colori* machen auf den Leser von heute den Eindruck von Uebertreibung und
Geziertheit. Uoch muss ein gewisser Sinn darin verborgen sein, der bei den schönr
geistigen Elementen der damaligen Zeit Anklang gefunden haben mag.
Ebehso wie hier finden wir die Farben mit allen erdenklichen Dingen in Ver-
bindung gebracht, oft auch zu den Zahlen 4 oder 7. So z. B. sollen nach Araldo
die sieben Wochentage, mit Farben bezeichnet, folgendermassen sich aneinander-
reihen : Sonntag = Gold (Gelb), Montag = Silber, Dienstag = Blau, Mittwoch =
Rot, Donnerstag =» Grün, Freitag = Schwarz, Samstag = Purpur.
Auf ähnlichen Grundsätzen ist Morato's Büchlein* „Del Significato de
Oolori e de Mazzoli"* (Veneggia 1547), das ältere dieser Schriften, aufgebaut. Aber
hier gibt doch wenigstens der Titel gleich Aufschluss , dass es sich um Farben-
und Blümenbedeutung handelt, so dass die Enttäuschung beim Durchgehen dieses
Buches vorauszusehen ist. Ein eigentümliches Hin und Her zwischen Reminis-
zenzen der alten Schriftsteller und Verweisungen auf die Liturgie und die Aenei'de
einerseits und das Evangelium andererseits kennzeichnet diese Schrift, die mit einer
Art von Blumensprache abschliesst, und auf. welche nur der Vollständigkeit wegen
hier aufmerksam gemacht wurde.
Nach dieser Abschweifung wieder auf den Autor des „Riposo^ zurückkom-
mend, sei erwähnt, dass die beiden noch folgenden Abschnitte sich mit den Beschrei-
bungen des Lebens und Werke der älteren wie auch gleichzeitigen Künstler be-
fassen. Borghini folgt hierbei hauptsächlich Vasari, korrigiert denselben in manchen
Punkten und führt das Begonnene bis zu seiner eigenen Zeit fort.
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•- 46 —
7. Giov. Paolo Lomazzo*8 Werke.
1. Trattato dell' arte della Pittura, soultura et arohitettura Milano 1585.
2. Idea del Tempio della Pittura, Milano 1590.
Nur ein Jahr später als ßorghini's Riposo erschien der ^Traktat von der Malerei,
Bildhauerei und Architektur^ des Lomazzo. Die künstlerisohe Höhe, auf welohe
die Malerei in Mailand duroh die Einwirkung des Lionardo de Vinci und seiner
Schule gelangte , das Bestreben die duroh den genannten' Meister gelehrten Kunst-
theorien auch in einem gedruckten Kodex festzulegen und weiteren Geschlechtern
zu überliefern, sind die äusseren Anlässe, die Lomazzo zur Abfassung seines Werkes
führten; vielleicht auch nicht minder das Gefühl der Selbständigkeit und die Ri-
valität mit den Florentinern, die sich die ernste Schule von Italien nannten. Durch
Lionardos grundlegende Anschauung in Bezug auf die Theorie der Optik und deren
Anwendung in der Malerei war die stete Beschäftigung und Vertiefung der theo-
retischen Lehren wachgerufen und forderte unbedingt die Niederschrift alles dessen,
was Lionardo vorbereitet hatte. Lomazz0 war es, der, soweit es sein Wissen er-
laubte, diesen Versuch gewagt. Er selbst kann nicht unter die „fi)hrenden Geister^
seiner Zeit gezählt werden, aber immerhin verstand er es in seinen Werken, alles
das niederzulegen, was damals zu den Bedingungen des Kunstschaffens gehörte.
Man kann sogar sagen, dass er grundlegend für die kunsttheoretische Litteratur
der Folgezeit geworden ist.
In dem zuerst genannten Werke behandelt Lomazzo die Kunsttheorie in sechs
Büchern mit den folgenden Titeln: 1, Von der Proportion (De la Proportione) ;
2. von den Bewegungen (De Moti); 3. von den Farben (De Colori); 4. von den
Lichtern (De Lumi); 5. von der Perspektive (De la Prospettiva) : 6. von der Ver-
wendung der Malerei (De la Prattica de la Pittura). In diesen Unterabteüungen
wird alles gelehrt, was seit Leone Battista Alberti an Grundsätzen festgestellt und
sich weiter entwickelt hat, von der Schönheit der Zeichnung, von der Komposition
der Figuren, der Linien und Luftperapektive, den Farben und ihren Veränderungen
in Licht und Schatten bis zu den gewissen Details, wie und was man in Palästen
an Motiven mythologischen und profanen Inhaltes anbringen kann; wie Satyrn,
Nymphen uiid Fabelwesen , Himmel und Unterwelt , Mensch und Tier dargestellt
werden soll u. dgl. mehr. Der Schluss des Buches bringt eine chronologische Zu-
sammenstellung der berühmten Künstler alter und neuerer Zeit von Apelles an-
gefangen bis zu Lomazzo selbst.
Das zweite, fUnf Jahre später erschienene Werk ,Idea del Tempio della Pit-
tura^ sollte das erste in gewisser Beziehung ergänzen. Es behandelt die Theorie
nur in Kürze, befasst sich aber umsomehr mit einer geschichtlichen Darstellung der
Kunst und Künstler, ohne welche man ein vollkommenes Werk über Kunst sich
nicht vorzustellen mochte.
Bei dieser ganz entschiedenen Betonung der theoretisoh-Klidaktischen Lehren
kommen selbstverständlich die technischen Details nur ganz vorübergehend zur
Geltung. In der „Idea del Tempio^ spricht er vom Technischen der Malerei in
Kapitel 21 (Della terza parte della pittura et dei suoi generi) mit wenigen Worten.
Es heisst dort (p. 71):
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~ 4e -
],Kdlorieren kann man auf sechs Arten: Mit Oelfarben, al fresoo, mit Teni-
pera, in Helldunkel (ohiaro e souro), sCiit Schatten und diit Linien allein. Darunter
sind zwei Manieren zu yerstehen, nämlioh das Skizzieren und die Arbeit mit dem
Kratzeisen (scraffio).
1. Für Oelmalerei ist die Misohung der Farben mit Nüssöl, SpikSl und
^anderen Dingen' (oglio di noce et di spica et d' altre oose) erste Voraussetzung.
2. Bei Fresko werden die Farben mit Wasser gemischt auf den frischen
Kalk oder der Mauer angetragen.
3. Beim Kolorit k Tempera werden die Farben mit klebrigen und haf-
tenden Stoffen gemischt, wie fi!i, Leim, Gummi, Milch und äfajiliches (aoque Tiscose
e tenaci, come di uoya, colla, gomma, lutte e simili), wie es die Miniaturmalerei
noch zeigt.
4. Im Ohiaro e scuro werden alle Gegenstände nur mit Weiss und Schwan
dargestellt, die Farben mit Oel, Wasser oder Tempera vermischt. Auf weissem
Papier geschieht dies mit Slreide, oder auf dunkler gefärbtem mit Kohle, Lapis,
wobei die Lichter mit Bleiweiss und einem anderen Weiss (biacca et bianchetto
gegeben werden.
6. Kolorit, mit Schattengebung (Oolorare con ombre). Hier werden nur die
Schatten auf der Zeichnung angegeben und das Papier für die Reliefs (relievo)
stehen gelassen; dies ist die schnellste Art, um Entwürfe für Ausführung in Farbe
SU machen {ygL Vasari über die Anfertigung des Kartons p. 23).
6. Kolorit mit Linien (Oolorare con linee). Diese Art schliesst das Zeichnen
mit der Feder oder den Stiften (stile) in sich, sowie das Sgraffitto auf frischer
Mauer (auf einer mit Schwarz gefärbten ersten Unterlage), welches mittels eines
Kratzeisens von Eisen oder andidrem Metalle ausgeführt wird.^
lieber die Verschiedenheiten der Technik sagt Lomazzo : ^Das Malen mit
Oelfarben gibt am voUendetsten die Dinge wieder, wie sie die Natur zeigt, die
Malerei mit Tempera etwas weniger und jene a fresco ebensowenig, o'bschon diese
derart dauerhafter imd haltbarer ist, dass sie acht- oder zehnmal länger Vähret als
Oelmalerei, welche noch sohneUer als die Tempera verdirbt (il lavorare ad oglio,
che presto si corrompe piü che la tempera ancora); diese Manieren sind, mit Aus-
nahme des Freskomalens, erst seit kurzer Zeit geprüft, Vornehmlich die Oelmalerei
(questi modi di lavorare eccetto il fresco sono propriamente de giovani esseminati,
massima quello de l'oglio).'^
Dem Fresko gebührt jedoch der Preis und die gröBsten Künstler haben sich
mit dieser Manier Ruhm und Ehre erworben. Fresko sollte von jedem Maler geübt
werden; dieses bedinge grosse Handfertigkeit, wenn man dessen Schwierigkeiten
überinnden will; deshalb ist hier eine grosse Ueberlegung und grosses Kunstver-
ständnis von nöten. Die ältesten Girottesken und Werke vor der JZeit des Oimabue
seien in Fresko ausgeführt.
Mehr technische Angaben enthält die ^Idea del Tempio'^ nicht. Von einer
gewissen Bedeutung ist aber das Kap. in des Trattato (quali siano le materie, nelle
quali si trovano i cdori; p. 191 des Werkes), wefl hier das gesamte Farbenmaterial
des XVI. Jhs. genau angeführt ist und nach Lomazeo's Behauptung die ersten zeit-
genössischen Künstler sich dieser ^Palette* bedient hätten. Deren Aufzählung wird
demgemäss hier umsomehr am Platze sein, als dadurch Borghini's Farbenliste eine
Bestätigung, resp. Ergänzung erfährt.
(NB. Man vergleiche mit der folgenden Aufzählung Borghini's Angaben,
p. 40, sowie das Kapitel über die Farben.)
liOnuuBO's Farbenllste.
Weisse Farben:
1. Gips.
2. Bleiweiss (biacca).
3. Kalkweiss (il bianco).
4. Gestossener Marmor (marmo irito).
Bemerkung des Lomazzo: ^In Fresko wird auf frischem Kalk gemalt; ohne
Weiss lässt sich die Kamation nicbt machen.^
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- 47 -
Gelbe Farben:
1. Qialolino di fornaoe, e di Fiandra (Bleigelb od. Neapelgelb?).
2. Qialolino di Alamagna (Bleigelb, resp. Mastioot).
3. Auripigment (oripigmento).
4. Ocker (oerea).
Blaue Farben:
1. Ultramarinblau (Azzuro altromarino).
2. Azsurro de FOngara, Azzurro della Magna (Ungarisohblau, natürliches
Kupferblau od. Bergblau), Azzurri di biadetto (künstliohe Kupferblau).
3. Sohmelzblau (smalto), besonders das von Flandern ist das beste.
Qrüire Farben:
1. Verde azurro (grüner Azur, vermutlioh Berggrün, Kupfergrün).
2. Verderame (Grünspan).
'3. Terra verde (grüne Erde).
4. Verde di barildo (kUnstiioh bereitetes Grün).
Morellenfarbe (Rotviolett, unserem Oaput mortuum entsprechend):
1. Morello di ferro (Eisen violett, violettes Oxyd).
2. Morello di sale (MoreUensalz).
3. Vitriuolo ootto (kalzinierter Eisenvitriol).
4^ „Gilestro'' (Himmelblau, Mischfarbe).
5. L'indico oscuro (dunkler Indigo).
(Vergl. die gleiche Reihenfolge des Paduan Ms. [Merrif. p. 661], wobei hinzugefügt
wird, dass in AquareU das Tournesol zur Erzeugung des Morelldnviolett dient.
Lomazzo will hier auch nur die Misdiungen andeuten, und fügt deshalb die Angabe
yCUestro* d. h. Himmelblau und Indigo als zur Mischung mit dem Eisenoxydviolett
geeignet hier an. ^Celeste^ wird nach Paduan Ms. [ibid.] bereitet durch Mischung
von Bleiweiss und Azur, oder Smalte oder Indigo, ist also „Himmelfarbig', hellblau.)
Rote Farben:
1. Genapri di minera (natürlicher Zinnober).
2. Genapri artificiale (künstlicher Zinnober).
3. Terra rossa, detta majolica (rote Erde).
4. II rosso sanguineo (Rötel, Haematit).
6. Tutte le lacche (alle Lackarten, d. h. Kermeslack, Rotholzlack oder Verzino,
und Krappwurzellack).
6. n ranzato (Orange, Mischfarbe aus Minium und gebranntem Auripigment,
oropimento arso'*).
Dunkler Fleischten wird gemacht aus:
Terra di Oampana (Glockenerde), Terra di Umbra „falzalo^ genannt, gebrannter
grüner Enle (terra verde arsa), Asphalt (spalte), Mumie (momroia) und
anderen ähnlichen.
Schwarze Farben:
1. Russschwarz (oglio arso, durch Verbrennen von Oel bereitet).
2. Kemschwarz (nero di guscio della mandorla).
3. Nero di ballo (Kugelschwarz).
4. Fumo di ragia (Kienrusssohwarz).
6. Nero di scaglia, detta terra nera (natürliche schwarze Kreide).
9 Von allen diesen Farben sind künstliche: Zinnober (ausgenommen der
in Bergwerken gegrabene), die drei Giallolino, Smalte, Minium, die Lacke, Indigo,
*^ Diese Mischfarbe wird ycolor d'oro' genannt; Paduan Ms. No. 80 enthält die An-
weisung Auripiffment zu brennen, um ein schönes Onmgegelb (color giallo ranze bellissimo)
zu bereiten. Nach Lomazzo wurde deren Herstellung von den Venetianer Malern geübt
(questo h ralohimia dei Pittori Venetiani). Auch Mattmoli und Maroucoi bezeugen dasselbe:
8. Merrif. p. CLXVIIL
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- 48 —
Bleiweiss, das ^verde sauto^, •*) Orünspan und ,barildb*' (vermutlich der kQnstliohe
Azur , der in Weinkelter durch Oxydation von Kupfer- und Silberstücken erzeugt
wurde).«
„Me anderen sind natürlich; ausgenommen gewisse schwarze Farben, dann
Schreibtinte, Tournesol, das Saftgrün (pasta spina cerrino, Blasen- oder Schwarz-
dorngrUn), Safran, „il bigieto'' (Bisetus, Pezettenblau, s. Merr. p. GXGIV), armen. Bolus
(zum Vergolden), gebrannter und dunkler Ocker, welche vielfach a secco auf der
Mauer und auf Papier verwendet werden. Für Wasserfarbe und Zeichnungen auf
Papier dient die Tinte (l'inchiostro) und der deutsche Stein (pietra todescha). die
schwarze Ereide und die Weidenkohle oder Rebenschwarz (roncagino [?]), für Rot
der Rötel, Lapis genannt (pietra rossa, detta apissa), welcher von Lionardo da Vinci
viel verwendet wurde, für Weiss, Bianchetto oder Biacca (Bleiweiss).''
In der Angabe der Farbenpigmente nicht so' deutlich wie Borghini , welcher
die Darsteliungsmanieren erwähnt, führt Lomazzo im Kapitel V an, , welche Farben
sich für die einzelnen Arten der Malerei eignen^ und zwar:
Für Fresko:
jyBianco secco (Kalkweiss); morello di sale (Morellensalz, oaput mortuum);
Qiallolino di fornace und di Fiandra (Minium und Massicot); Ocrea (Ocker, auch terra
gialla genannt); Smalta, ein grosser TeU der Azurri (Kupferblau), hauptsächlich
Ultramarin ; Verde azurro (natürl. Kupfergrün, Berggrün), Terra verde (grüne Erde),
Verde di morello und di ferro.'*) Die rote Majolicaerde (natürl. roter Ocker) für
Rot und für Schwarz nero di belle und nero di scaglia (Kugelschwarz und schwarze
Kreide).«
Für Oelmalerei:
„Biacca (Blei weiss), alle Gialdolini (Massicot und Minium, Neapelgelb?), Auri-
pigment (mit gestossenem Glas als Beigabe, da es sich aUein schlecht reiben lasst;
s. Merrif. p. OLIV), alle Azurri imd einige Sorten von Smalte, Verderame (Grün-
span), Verde santo (gelbgrüner Lack, s. Note 34); für Morellenfarbe (Violett) das
Bisenviolett (morello di ferro), „cUestro* (s. oben) und Indigo. Für Blutfarbe
(^anguini) alle Lacke, für Orange (ranzati) das Minie (Minium, Mennig) und ge-
branntes Auripigment (oropimerto arso), für Schattenfarben (ombre) die genannten
Umbraun, für Schwarz alle Sorten.«
„Für Tempera, oder wie man auch sagt k secco und k guazzo (Gtouache)
sind alle Farben gut.«
„Ueberdies gibt es noch Pastellmalerei, welche mit Stiften (punte), die
aus allen Farben bereitet werden können, hergestellt wird. Diese Art ist neu, aber
so schwer es auch ist, in dieser neuen Manier zu arbeiten, so leicht zerstörbar ist
dieselbe. Bernardino de Gampo aus Oremona schrieb darüber einen Traktat« (vgl.
die gleiche Angabe bei Bisagno, der jedenfalls die Notiz von Lomazzo übernahm).
Im weiteren Kapit>el VI »von der Freundschaft und Feindschaft der
natürlichen Farben untereinander« sind die Erfahrungen bezüglich der
Farbenmischungen gegeben, wie sie sich aus der langjährigen traditioneUen Praxis
ergeben haben. Die Maler hatten sich keine Rechenschaft gegeben, warum gewisse
Farben besser, andere gar nicht sich miteinander vertragen mochten, wie wir dies
heutzutage mit Hilfe der Chemie imstande sind; aber wir sehen sie doch besonders
Bedacht darauf nehmen, während wir in dieser Beziehung eher zu lässig sind. Schon .
durch die enge Vertrautheit mit Freskotechnik musste ihnen bekannt sein, wie
wichtig es von vornherein ist, die Wirkung des Aetzkalk auf die Farbenpigmente zu
kennen und so waren sie auch bei anderen Malarten gewitzigt genug, sich vor ge-
wissen gefährlichen schwefelhaltigen Farben, die andere metallische beeinträchtigen,
zu hüten.
*^) Es ist zweifelhaft, ob unter verde santo das von Borghini genannte giallo santo
EU verstehen ist: das letztere Gelb ist gelber Lack, aus Wau oder Kreuzdom bereitet;
B. Merrif. U 649 Note.
*>) Diese Farben erscheinen hier jedenfalls irri^ als grüne Pigmente; weder Borghini
noch Baldinucci erwähnen ein solches Morellen- und Eisengrün. Bologn. Ms. No. 91 lehrt
ein Grün aus der Pflanze ymorella' bereiten; Merrif. p. 421 hält diese Pflanze für Nacht-
schatten, Solanum hortense, officinarum.
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^ 49 ^
LfOniazso führt folgende Reihe an:
„Oips, resp. Kreide (giesso) ist mit allen Farben verträglioh, ausgekiommen
mit Grünspan (verderame); Blei weiss (biaoca) ebenfalls, ausgenommen mit Kalk-
weiss (bianoo sec'oo). Kalk weiss verträgt sich mit Marmorstaub und den gelben
Farben , nicht aber mit Bleigelb (giallo di Alemagna, i. e. Massicot) , Auripigment
und gebranntem Vitriol (vetriuolo cotto, s. oben p. 47), ist Freund der Azuren,
Smallen, Kupfergrün, Grüner Erde, Bisenviolett, der roten Erde, Umbra, Glocken-
erde, Kohlschwarz und der schwarzen Kreide (azurri, s'malti, verdi azurri, terra verde,
moi'ello di ferro, majolica, falzalo. terra di campana, carlone, nero .di scaglia); aber
der Kermeslack (grano) und die anderen Lacke sind ihm fremd. Auripigment
(oripimento) ist aller Farben Feind , ausgenommen sind : Kreide , Ocker , Kupfer-
bläu, Smalte, Kupfergrün, Grünerde, Eisenviolett, Indigo, Majolioaerde (rote) und
Ijaok (giesso, ocrea, azurri, smalti, verdi azurri, terra verde, morel di ferro, endico,
majolica, e lacca). Ocker (ocrea) verträgt sich mit allen Farben, ebenso Massi-
cot (Gialolino di Hamagna), dieses jedoch ausgenommen mit Kalkweiss (bianca
secco)^.
„Das natürliche und auch das gebrannte Auripigment (l'orpimento et il cotto)
sind Freund den Kupferblau (azurri), und Smalte (smalti) verträgt sich mit allen.
Kupfergrün (verde azurro) verträgt sich mit allen, ausgenommen mit Grünspan,
Grünspan (verderame) mit allen, nur nicht mit Auripigment, Gips, Kalkweiss, ge-
stossenem Marmor, künstlichem Blau, Zinnober und Minium (orpimento, giesso,
bianco secco, marmo pesto, verde di barillo, cinabro e minio). Grüner Lack
(verdetto) verträgt sich mit allen, mit Ausnahme von Auripigment. Grün er de
(terra verde) geht mit allen, ebenso Eisenviolett (morello). Indigo (indaoo)
ist aber des Kalkweiss (bianco secco) Feind, verträgt sich sonst mit allen. Der
künstliche Zinnober (cinabro artificiale) ist feind dem Eodk, dem Grünspan
und dem Auripigment (calce, verderame et orpimento). Rote Erde (majolica) und
Minium (minio) vertragen sich mit allen, nur das Minium nicht mit Grünspan,
Kalkweiss, Auripigment und grünem Lack (verderame, bianco secco, orpimento
et verdetto). Um braun (terra di ombra) ist mit allen gut vereinbar, ebenso alle
Schwärs, ansgenommen das Elfenbeinschwarz (avolio arso) und das Schwarz aus
Terpentinruss (fumo di ragia), welche sich für Oelfarben eignen.*
In drei weiteren Kapiteln behandelt Lommazzo die Farbenmischungen unter-
einander, wie sie durch Vermischung sich in Licht und Schatten ändern (»sich ab-
schattieren") und zeigt auch die Anwendung der körperlosen, d. h. transparenten
Farben. „Diese sind: Lack, Grünspan und Grüner Lack (Lacca, verderame et il
verdetto), die in Fresko sich nicht anbringen lassen; sie lassen sich nur auf die
Grundierung (abbozzature) auftragen, für durchsichtige Steine u. s. w., seltener
bei glänzenden Stoffen. Dann gibt es noch den Asphalt (asphalto), um blondem
Haar den Glanz zu geben, oder kastanienbraunem, mittels einer Mischung von Um-
braun mit Lack. Derartige Lasuren pflegten Lionardo, Raffael, Oesare de Sesto,
Andrea del Sarto und andere anzuwenden, ebenso Gorreggio, Titian, Gaudentio und
Boccaciuo, welcher Brokat, Damast und Sammt so gemalt liat.^
Von der Manier, Stoffe in zweierlei Tönen sog. Ghangeants (cangianti) zu
malen, gibt Kap. X Aufschluss.
4
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^ 60 -
8. Giov. Battista Armenini*s Traktat.
(De ver} Preoetti della Pittura, Ravenna 1587.)
In sohneller Aufeinanderfolge sehen wir noch ein Werk über Malerei, das
Theorie und Praxis vereinigt, an die Oeffentlichkeit treten. LfOmazzo^s Buch war
erst 1585 erschienen und Armenini's ^Tcri Preoetti" folgen zwei Jahre darauf. Ob-
wohl inhaltlich diese beiden Bücher ganz und gar übereinstimmen, insbesondere
was die dargelegten Prinzipien betrifft, kann doch von einer Anlehnung des
Armenini an Lomazzo keine Rede sein; schon sein Titel „die wahren Recepte
der Malerei" scheint darauf hinzuweisen, dass Armenini etwas wesentlich anderes
bringen will als seine Vorgänger. Als solche haben vor allem Vasari und Borg-
hini zu gelten: der erstere hatte in seiner Introduzione die Prinzipien der Malerei
nur sehr flüchtig berührt, weU ihm die j^Vite" die Hauptsache waren, beim zweiten
tritt durch die erzählende Form das reiü didaktische Moment nicht genügend klar
zu Tage. Es scheint, dass Armenini bei Abfassung seines Buches von dem Vor-
haben seines Mailänder Kollegen entweder keine Kenntnis hatte, oder aber absicht-
lich die aus reinen theoretischen Abhandlungen zusammengesetzten Malerbüoher
durch vereinfachte „Precetti" verallgemeinern wollte. Armenini spricht auch nur
wie ein Lehrer zu seinen Schülern, deren Passudgsgabe auf geringerem Niveau steht,
als der Leserkreis , an welchen Lomazzo sich wendet. Bezugnahmea auf die älteren
philosophischen Werke finden sich hier gar nicht vor.
Wir müssen überdies bedenken, mit welchen Umständlicheiten die Anfertigung
eines Druckwerkes dazumal verknüpft war, und dass die Vorbereitung eines solchen
geraume Zeit in Anspruch genommen hat ; Armenini mochte demnach die begonnene
Arbeit nicht aufgegeben haben, selbst wenn ihm Lomazzo's Buch bekannt gewesen
wäre; dies ist aber nirgends zu ersehen, denn ^ Schluss wort des Autors, wo er
von versolüedenen kunsttheoretischen Büchern (Vitruv, Alberti, Lionardo) spricht,
wird des Lomazzo nicht gedacht.
Inhaltlich zerfällt Armenini's Buch in drei Teüe, von welchen der erste die
Bedingungen für die Malkunst feststellt und vom Wert der Komposition und Zeich-
nung, sowie von ihren Arten gehandelt, wird. Im II. Buch wird von Licht und
Schattengebung, Verkürzungen und allen Arten der Malerei auf Wand, Tafel und
Leinwand gesprochen ; das dritte Buch enthält mit grosser Umständlichkeit die An-
gaben über die Weise der Ausschmückung aller damals üblicher Gebäude und
welche Darstellungen aus Geschichte oder Legende sich am besten dazu eignen.
Um sich einen Begriff machen zu können, in welcher Weise Armenini sein
Thema zu lösen versucht, und um üt>erhaupt einen Einblick zu gewinnen, was die
Künstler des XVI. Jhs. für ihre Zwecke zu wissen für wichtig erachteten, seien hier
der Titel und die Ueberschriften der ELapitel nach der Ausgabe von 1687 eingereiht.
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— 51 —
1. Titel:
De veri Pre oe tti
della Pittura
dl M. Qio. Battista Arraenini
da Faenza
Libri Tre.
Ne' quali oon bell' ordine d'utili, & buoni avertimenti, per chi desidera in essa
farsi oon prestezza ecoellente, si dimostrano i modi prinoipali del disegnare, & del
dipignere, & di fare le Pitture, ohe si convengono alle oonditioni de' luoghi^
& delle persone
Opera non solo utile et neoessaria k tu tti gli Artefioi per oagion del disegno, luine,
et fondamento di tutte l'altre arti minori, ma anoo k ciascun altra persona intendente
di oosi nobile professione.
AI Sereniss. Sig. il Signor Quglielmo Oonzaga Duoa di Mantova,
di Monferrato, eto.
In Ravenna. Appresso Franoesoo Tebaldini. 1587 ad instantia di Tomato- Pasini
Libraro in Bologna.
2. Inhaltsangabe:
A gl] Studiosi della Pittura. Proemio.
Libro I.
G. I. Breve disoorso sopra di alo jni generali avertimentit delle prinoipali cagioni, perclie
il buon lume della Pittura si smarrisca di novo, & perche ne gli antioni tempi
predendosi, riipase del tutto estinta.
C. II. Quali siano le vere Pitture, e quäl deve essere il vero Pittore.
C. III. Della dignitä e grandozza della Pittura, oon quali ragioni, e prove si dimostra esser
nobilissima, e di rairabile artefioio: per quali effetti oosi si tenga, e di quali meriti,
e lode siano degni gli eccellenti Pittori.
C IV. Che cosa sia il Dissegno, quanto egli sia universalmente necessario ä gli huomini,
e ä quäl si yoglia nunor arte quantimque in speciale egli sia piü destinato alla
Pittura.
C. y. Deir online della Pittura, e della distintione di essa in parti, con una breye diffi-
nitione di ciasoheduna.
C. VI. De gli avertimenti, che si debbono havere intorno k quelli, ohe sono per porsi k far
quesV arti: Delle gran diffioultä, e fatiche ohe si prova ä farsi eocellenti e ouanto
si debbe osser oirconspetto, e proveduto oiroa le oose necessarie per la matvigitä
de' tempi.
C. VII. Che si deve oominciar dalle oose piü facili, De' quattro modi prinoipali ohe si tiene
k dissegnare, Con ohe ordine, e modo si ritrae diverse oose, Che materie vis! ado-
ßrano, e in che consiste la imitatione nel faro i dissegni.
^i (manti importauza sia Thaver beila maniera. Di dove fu cavata da' megliori
Artenci nostri; e come si aoquista; e si conosce con fermissime regole e essempi;
che cosa sia bellez^a; e quali le sue parti.
C. JX* Che rinventioni non si debbono oominoiare ä caso, ma con maturo disoorso: che
priuLA si deve haver ben notitia delle oose avanti che si dipingano: oome si deve
ritoccar piü volte sopra d'una inventione primaohe s'approvi per buona; dell' utile
che n' apporta il dissegnare assai k questa parte: de varii modi usati da' megliori
Artefici, con altri novi trovati, e come si piü servire senza biasimo delle oose iltrui.
Libro II.
C. I. De varii lumi che usano i Pittori ne' loro dissegni, con quali modi, e da quäl parte
nel ritrarre i rilievi, i natural!, e le statue, si pi^liano, che facciono bene, quali
sia di lori il lume commune, e come quello si piglia, e si adopera in due modi,
con una universal disorittione, ohe serve k tutti, e come si moderi mediante il
buon giudicio di chi opera.
C. II. Dei ricetli, e discretioni delle ombre. e quanto si debba esser ^ avertito nel porle
bene, accio ohe gli occhi de i riguaraenti non rimanjg^ono offesi.
C. III. Della scioohezza di coloro che sogliono afifaticar si pnma che habbino presa maniera
buona intorno k stud!ar le statue il natural, e i modelli, delle molto yere, e utili
oonsiderationt, che a ciö bisogna e k che üae le s'imitano, e oome si riduoono, e si
a^utano da i ritrahenti, con quäle espeaite vie si fk l'huQmo in quelle faoile, e
giuditioso.
ella dechiaratione delli Sourci, e delle diffioultä loro d'intorno a farli bene, con
Qtial arte e modo si faciono riuscire alla yista proportionati rilevati, e giusti.
C. V. Della misura dell' huomo tolta dalle statue antiche, e da piü natural!, e misurata
per due vie^ delle minute parti della teste, con quali Inaterie si fanno i modelli,
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— 62 —
e per quaote cause i Pittqri ne servono, della facilitä di farae molti in br^ye tempo
da valcrsene bene, e oome quelli si vestmo per plü vie con diverse qualitä di paoni,
e iu che modo si imitano, e in clie consista Ja difficultä nel farli bene.
C. VL Di quanta importanza sia ä far bene i cartooi, della utilitä, e effetti loro. in quantt
modi, e con ehe nmteria si fanno, e qua) siano le vie piü espedite, e facili, e in
di come si calcano, e spolverano nelle opere senza offenderh, e come si imitaao
in quelle.
C. VII. Delle distintioni, e specie de' Coluri, e delle loro particolar nature; come di versa-
mente i acoonciano per far megliori effetti nelF opere; con quali, e guanti liquori
s' adoprano; in che modo si fanno le mestiche, per trovare quäl si voglia tmta^
e specialmente delle carni, con le diyerse sorti loro, seoondo che il naturale et
dimostro della tone, e come debbano restar nel fine ; di tre modi principali a iavo-
rarli, e prima de lavoro k fresco.
C. yill. Come 81 acoonciano in piü modi le tele, i muri, e le tavole per lavorarvi ä seooo,
con quäl via si lavorano meglio^ de i diversi liquori che si adoprano^ oltre i color
comuni, con quäl facilitä si finisce bene ogni cosa, e come se ne serve hoggi di
gli ecoellenti rittori.
^e diversi modi del oolorire k oglio tratti da i piü ecoellenti Pittori, q[ual fü lo
Inventor di esso, delle compositioni piü atte per le impremedure, del ordine in-
torno k tritar i colori che nou vengono offesi 1 un Taltro. de piü sorte neri, con
altri ritrovati di colori, del vero modo per far i panni velati, di molto utili vemici,
le quali ajutano i colori, e mantenffono belle le pitture.
G. X. Quanto sia laudabUe il finii bene Popere sue, e auanto sia dispiaoevole il fare all
opposito : con (juel' arte si rivede, e si ritoccano le pitture, che sono fatte k fresco,
k secco, e k oho, per ohi vuol coudurle per eccellenza finite.
C. XI. Come la roaff^ior impresa del Pittore sia Pistoria; di quanta importanza ella sia^
e quanto se li debba essere intorno circonspetto , avertito, e giuditioso: de molti
utili, e belle avertimenti prima che si componga: che cosa sia Idea, e quäl sia la
vera, e regolata compositione : della forza, e dell unione de' colori, e con quanta
industria, diligenza, e opera al suo fine si conduca.
Libro III.
G. I. Della distintiohe, e convenienza delle pitture, secondo i luoghi, e le qualitä delle
persone: con che ragione eile si fanno fra se diyerse, e con quali avertimenti, e
Sludioioso si deve governaro il Pittore intorno ad esse,
on quanta industria si devono dipingere i Tempil.
C. III. Della difficultä delle Tribüne, con qua? arte si debbono dipingere, accioche le figure
corrispondono da basso di giusta proportione, e quali siano i soggetti che piü vi
si aspettono, e che vi compariscono meglio.
Con quali avertimenti si dipingono le volte: della varietä, e forme loro. che modo
si d^ teuere, rispetto ä i luoghi ovo son tabricate. e quäl maniera di figure vi
stiano bene.
C. y. Del modo de dipingere le capelle, e quäl via sia megliore, e come si debbano
coroparlire in modo che le figure, e le istorie vi facciouo bene: e con quali aver-
timenti si pigliano i propri soggetti: e come si deve essere avertito a dipingere
ancora le tavole che non venghmo oflese da i luroi contrarii.
C. VI. Con quali Pitture gli antichi ornavano le loro Librarie : e a che fine, e queflo che
al presente vi starebbe bene; e a che effetto si fanno.
Come ßli antichi dipingevano i Refettorii, e le Celle de' Religiosi, e delle Monache,
e quah siano ^i loro proprii sogetti, e da chi debbono essere dipinte, accib ch'elle
ne opportino utilita. e siano lodevoli.
C. Vm. Che le pitture de' Palazzi si dovrebbono dare alle persone ecoellenti, che le parti
principali di quelli sono le Säle, quäl siano le pitture che conveng^no k quelle,
con gli essempi de buoni Artefici, e per quäl via "si facciano tali.
C. IX. Che delle loKgie si imitano le pitture, secondo ch'^ il luogo, doy' eile sono fabricate:
delle magninoha inventioni che gli Imperatori antichi vi usavano: quäl siano le
cose ohe vi compariscon meglio, e che sono per ragion piü neocessarie.
C. X. Della giandezza de ^li ornamenti, che i buoni antichi usarono nelle facciate delle
Ipro Camere: della differenza delle pitture, de vi si fanno dentro, seoondo le qualitä
delle persone, che vi stannb: in quanti modi si adomano; della yarieta de' fregi,
e quäl sia la sua debita altezza, e quäl sorte di pitture ci stia bene, e piü neoces-
sarie in ciascheduna a tempi nostri.
C XI. De' Ritratti del naturale, e dove consiste la difficultä di farli bene; e de che prooede,
ohe le piü yolte quelli, ohe hanno maffgior dissegno, e che sono piü oelebri de gli
altri, li fanno men somigliante a quem, che sono men perfetti di loro.
C. XII. Onde gli Antichi cavarono \er grottesche ohiamate da loro chimere, e ä che effetto,
e per quali luoghi se ne serviano, e in che modo di noyo tomorono in luce, e oome
le si dovrebbono dipingere ä esser oonforme^ all' inyentioni di esse oon l'essempio
d'alcuni da.noi trovate e Imitate sotto le rume antiche di Roma.
C. XIII. Delle pitture ohe si fkniK> per i Giardini, e le oase di. Villa, di quanto biasimo 8}ä
a 1 Pittori il Bervirai nelle loro opere di i dissegni ä stanapa; quäl meteria stia
G. IV.
G. VII.
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— 53 —
meglio ä far nelli anditi, uelle soale e ne i studij, e quäle nelle stufe, e ne i bagni,
e nelli altri loffhi miuori.
C. XIV. Che roateria cu pitture ei devono fare oelle mura^lie diruori delle ohiese: come
gli antiohi ornavano le faooiate de le oase loro, di qucllo che ä loro oonviene k
tempi nostri, e quali oolori piü si coDfaooiano a quelle.
C. XV. Di quäle yirtü, Tita, e oostumi deve essere oraato un Pittore eooellente, con gli
essempi oavati dalle yite de' miglior Pittori, e piü oelebri, che mai siano stati, oosi
antichi oome modemi.
Mit grosser Weitsohweifigkeit, aber ohne gediegene Oründlichkeit sind alle
jene Kapitel behandelt, in welchen man genauere theoretische Erklärungen erwarten
könnte. Gewisse Abschnitte, die sich mit dem Technischen der Malerei befassen,
lassen den praktischen Maler wieder mehr zur Geltung kommen ; dies gilt vor allem
Yon den Kapit.eln über die Anfertigung der Zeichnungen und Kartons, über das
Malen k fresoo, über die Vorbereitung der Gründe für Oelmalerei auf Leinwand, über
Firnisse u. dgl. Auffallend ist es, dass Armenini nirgends eine Liste des Farben-
materials gibt, ui^d deren Kenntnis für den Maler für selbstverständlich hält. Von
den Farben, ihrer EinteUung in natürliche und künstliche spricht er wohl, im U. Buch
Kap. VII, sagt aber (p. 107): „Was die Materie der Farben betrifft, so wollen
wir uns hier nicht ins einzelne einlassen, auch nicht Angaben über ihre Arten und
Eigenschaften machen, denn wir halten dies für allgemein bekannt genug.^^ Er
fordert nur, dass die Farben in ihrer Qualität resp. Intensität des farbigen Charak-
ters rein und kräftig sind, so dass sie auch in ihrer Mischung klar zu t-age treten.
Dieses Uebergehen eines so wichtigen Teiles eines Malerbuches ist eigentlich nicht
zu entschuldigen, wir sehen aber fürs erste, dass die Gewohnheit der Maler, sich
ihr Farbenmaterial selbst zu beschaffen, immer mehr vernachlässigt wurde und sie
auf die Farbenhändler angewiesen sind; überdies erscheint das Augenmerk der
Maler mehr darauf gerichtet, die Natur der farbigen Erscheinung nach den von
theoretischen Gesichtspunkten aufgestellten Lehren zu betrachten, wie es Lionardo
da Vinci zuerst mit grosser Gründlichkeit versucht hat. Auf diesen Punkt wurde
oben (p. 15) bereits hingewiesen. Armenini steht auf dem gleichen Standpunkte,
die Farbenpigmente nach ihrem Verhalten der die Natur imitierenden Erscheinung
gegenüber zu betrachten und nur auf den wohlgefälligen Eindruck des Gemalten
Rücksicht zu nehmen.
Für uns wichtig sind die ausführlichen Angaben Armenini's über Fresko-
malen (s. den bes. Abschnitt „Freskotechnik^), die hier folgenden Kapitel über
Tempera und Oelmalerei, sowie die genauen Angaben über Grundierungen von
Ijeinwand mit verschiedenfarbigen Imprimaturen. Auf die DetaUs der Firnisbereitung
sei noch hingewiesen, bei welcher sowohl Oelo und DestUlationsprodukte (Terpentinöl,
Weingeist) als auch Steinöl (olio di sosso, Petroleum) in Anwendung kamen.
TempeFamulerei des Armenini.
(Lib. IL Oap. VHL pag. 119.)
„Wie man Leinwand, Mauer und Tafeln für Seccomaler^i zu-
richtet, in welcher Weise man am besten arbeitet, von verschiedenen
dazu gebräuchlichen Flüssigkeiten, nebst den gewöhnlichen Farben,
wie man leicht jede Sache beendigt, und wie sich heute die hervor-
ragenden Maler ihrer bedienen.^
„Die Temperamanier wurde von den „Alten'' zweihundert Jahre hindurch bis
zu den Zeiten des Pietro Perugino ausschliesslich geübt, aber von dei Oelmanier
ganz und gar verdrängt. Die vielen vergoldeten Säulen und Kapitale, ohne jedes
Mass und Verhältnis, die vielen Ornamente und eingekratzten Zieraten sind ver-
altet und zeugen von der „Kleinlichkeit" jener Zeit. Heute, sagt Armenini, bedienen
sich die hervorragenden Künstler nur derselben, um ihre Arbeit zu beschleunigen
(usano per quelle cose aUe quali vi si rioerca Spedition di molto lavoro). Lein-
wand wird so zugerichtet, dass dieselbe, gut aufgespannt, mit 2 — 3 Lagen von
weichen Leim (coUa dolce) bestrichen und eine Lage von rückwärts gegeben
wird, damit sie sich leicht durchtränken lasse. Ist die Leinwand zu locker, so
fügt man ein wenig gesiebtes Mehl hinzu, um die Zwischenräume zu verkleistern.
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~ 54 —
Andere grundiereTi mit Leim und feingestossenem Qips (gesso marzo)'^, den sie mit
einem Stäbchen ausbreiten und mit Bimstein abglätten, aber nicht für Dinge, die
transportiert wejden sollen, da sich die Oberfläche leicht abschälen würde. Auf
diesen Leinwänden wird dann mit Kohle, Lapis, Kreide, Pinsel oder mittelst der
gestochenen Pause die Zeichnung aufgetragen und mit verschiedenen Flüssigkeit^i
und fein geriebenen Farben (besonders das Bleiweiss solle fein gerieben sein) ge-
malt. Verschiedene Praktiker bereiten sich mit allerlei Mischungen
ihre Farben (con aquo diverse compongoni di piu sorte colori), mit welchen
sie ihren Bildern viel Leben, Kraft und Schönheit verleihen;
es sind grüne Wasser (aqua verde, i. e. herbe, scharf), Jungfernwasser (aqua di
vergini), Liliensaft fsugo di gigli) darunter, m i t anderen ebenfalls flüssigen
Materialien gemischt,, womit sie ihre Farben kräftiger und
haftender machen, wodurch sie eine ausserordentliche Leb-
haftigkeit erzielen (le quali meschiano sovente con quei colori che li sono
piu adherenti, ende ricevono una vivezza sopra modo)."'')
„Die Behandlung ist die gleiche wie es bei Freakomalen gesagt, nur beachte
man, dass sich Auripigment nicht mit Biacca (Bleiweiss) mischt, auch nicht mit
den verschiedenen Lacken, mit allen anderen Farben lässt sich jede Anlage machen,
(con ogni altro color poi si puo bozzare ogni cosa), und das geschieht mit Pinseln
von feinen Schweinsborsten; man vollendet dann mit solchen von Marderhaar. Meist
werden alle Farben mit weichem Leim gemischt, auch mit Tempera, ausgenommen
die Azure, wegen der gelben Farbe des Eies; diese werden auf allen Geweben,
Damast, Seide mit Qummi arabicum, auch mit Tragantgummi, wie mit Wasser-
farbe und dem Marderpinsel aufgemalt. Aber wenn jene Arbeiten, die mit
(deckenden) Grundfarben (mestiche) begonnen sind, schliesslich mit Tempera über-
gangen oder retouchiert werden, so erscheinen sie sehr lebhaft und frisch, ganz be-
sonders die Rot und daraus folgt, dass alle viel dunkler bleiben, als mit Leim
allein; so werden die delikatesten Arbeit-en ausgeführt. Ich sah etliche Holländer
(Fiamenghi) welche beim Grundieren (mesticare) dem Gesso marzo ein Drittteil
Bleiweiss hinzufügten und desgleichen beim Orpiment, welches dadurch sehr viel
heller wurde; dies gelingt nur bei leicht und vortrefflich aufgespannten Arbeiten;
sie mischten ihre Farben mit Leim, weU es ihnen mit Tempera zu dunkel wurde.
Es erübrigt noch zu sagen, dass, wenn die Anlage der Figuren oder was immer es
sei, zu trocken wird, und die Farbe spröde erscheint (wenn nämlich die Arbeit unter-
brochen worden), so befeuchtet man die Leinwand von rückwärts mit einem
Schwamm, der in weichen Leim getaucht sei; dadurch erweichen sich die vorigen
Tinten und man kann bequem jegliches zu Ende malen> Dieselbe Art ist ein-
zuhalten, wenn man auf der Mauer arbeitet, nur muss diese gut ausgetrocknet
sein, und wenn dieselbe nicht glatt ist, werden die Unebenheiten mit Gips und
Leim ausgeglichen; darauf folgt dann die erforderliche Lage von Leim, welcher man
noch zwei weitere Lagen von weichem Gips mit Leim vermischt (gesso ben dolce
con colla) folgen lässt, bis alles gleichmässig glatt erscheint. Das geschieht, damit
das Gemalte einen angenehmen Anblick gewährt.
Was das Malen auf Holztafeln betrifft, so ist die Art, wie sie die vor-
genannten Alten (Antichi) angewandt am besten, wie man selbe noch viel-
fach verbreitet findet. Nach dem gehörigen Grund von Leim, vergipsten
(ingessavano) sie die Bretter mit besonderer Sorgfalt, und die Ansätze sieht man
durchaus mit gewissen Streifen von Leinentuch mittelst gutem Leim überzogen
und mit Gyps überdeckt, um zu verhüten, dass sich mit der Zeit kleine Risse
bilden. Nachdem sie das Ganze gleichmässig in obengenannter Art mit Gips
überzogen, arbeiteten sie mit in Eigelb geriebenen Farben oder mit Tempera
(distemperando i colori col rosso dell' novo o con tempera), ausgenommen die Azure }
diese Arbeiten sieht man mit vieler Ausdauer und ungemein mühevollem Fleiss
^ Unter Oesso marcio oder marzo ist der seiner Kraft beraubte Oips zu verstehen,
dessen Bereitung auch Connini (|^esso sottile) angiebt. Er wird durch wiederholtes Schwemmen
und Wasser bereitet; siehe Beitr. III pe^, 107.
•0 Vergl. hiezu Beitr. III pag.
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- M --
ausgeführt, woduroh ihre Werke etwas Hartes, Trockenes und Herbes erhalten. Die
hervorragenden Modernen sind deshalb von dieser Art der „OUraroontani' abge-
kommen und haben sioh auf den voUkoramenen Pfad der Oelmalerei begeben.'^)
Sie bedienen sioh dieser Art nur in gewöhnlichen Fällen, so bei Feston, Szenen,
LaYidsohaften, Triuoipf bogen und anderen ähnlichen gelegentlichen Darstellimgen,
wie solche oft vorkommen, um ihren Herren einen Gefallen bu erweisen; derartiges
verfertigen sie mit grosser Freiheit und Schnelligkeit, indem sie nach dem Leim
Orfinerde oder Kreide (terretta ss Thonerde?) auftragen und darauf arbeiten wie
in Fresko, wenn es grün' sein soU, oder sie färben es beliebig i oder mit Bronze,
oder in Helldunkel (chiaro e souro), denn alles lässt sioh sq ausführen; dieses sind
die sohneilen und leichteren Arten der Seccomalerei.^
Oelmalerei des Amenlni.
(Lib- n. Oap. IX. p. 122.)
yVon den diversen Arten mit Oel au malen, welche von den
berühmtesten Künstlern geübt werden, wer ihr Erfinder war, von
den zu Imprimaturen gebräuchlichsten Mischungen, von der richtigen
Ordnung, die Farben zu reiben, dass sie sich nicht gegenseitig
schädigen, von den Hauptarten des Schwarz nobst anderen wieder
gefundenen Farben, von der wahren Methode aufgespannte Lein^i-
wand zu machen, von vielen nützlichen Firnissen, welche den
Farben dienlich sind, und die Bilder schön erhalten.^
^Die Oelmalerei, welche ein gewisser Qiovanni da Bruggia aus Flandern
erfunden haben soll, ist die vollkommenste Art; man nimmt an, dass die Alten
diese Manier nicht kannten; einige behaupten, dass Apelles sich beim Vollenden
seiner Werke einer dem Firnis ähnlichen Flüssigk^t (liquor come vernice) bedient
habe, mit der er aUe Farben je nach Bedarf bedeckte, um sie wieder neu zu
beleben. Man wendet sie auf Holz, Leinwand und auf der Mauer an, obwohl
man die Erfahrung gemacht hat, dass nach kurzer Zeit die Werke von guten
Künstlern Schaden gelitten hätten und deshalb, sagt man, habe Michelangelo sein
9 Gericht^ nicht in dieser Art malen wollen; überdies wurde er dazu bestimmt, als
er sah, dass Sebastiane del Piombo, welcher jene Facade in dieser Manier aus-
führte, sich dazu entsohliessen musste, sie neuerdings in Fresko zu malen, welches
ihm dauerhafter zu sein schien.
Aber auf mit Stuck (Gips) überzogenen Brettern (stucoate le asse), oder auf gut
gespannten Leinen, welche mit gutem weichen Leim getränkt sind, in der vorhin
bei Secco gezeigten Art, werden alle Farben mit hellem Nussöl gerieben, oder
wenn dieses nicht zu haben ist, mit Leinöl, niemals jedoch die Azure, oder die
künsüichen Zinnober, man verwendet die Farben nur fein gestossen und sie mischen
sich vortrefSioh mit dem obgenannten Oel auf kleinen Buxbaumtäfelchen (tavolette,
Palette), welche man bei der Arbeit in der Hand hält.*
„Auf das Farbenreiben wird von vielen Praktikern ein grossos Gewicht
gelegt, und sie sehen darauf, dass der Reibstein, auf welchem die Farben eine
nach der anderen gerieben werden, immer gereinigt werde und das geschieht
mittels Brotkrumen. Sie beginnen auch stets damit, zuerst die hellen Farben zu
reiben und gehen so den dunkleren, zunächst die natürlichen, dann die künstlichen
derselben Sorte; also von Blei weiss (biacca) bis zu den letzten Dunkelheiten, dem
Schwarz, von welchen es mehrere Äxten gibt: ausser Erdschwarz, Kreide, (negro
di terra), noch Weidenkohle (carbon di salice), das Kemschwarz (ossa di persica),
Papierschwarz (oarta abbrugiata) , und jene für die Schatten der Karnation gebräuch-
lichen Asphalt (spalte), Mumie und Russschwarz (fumo di pece greca), welche
keinen Körper haben und sich mit Spangrün (verderame) und dem obigen Oel
vorsüglioh reiben lassen; von dem Letzteren nimmt man ein Drittel und zwei
*^ Die Stelle lautet: «e peroio h piaciuto alli eocellenti mo4emi rinontiare ootal via
tolalmente k gli oltramontani, oon tenersi tutta via alla perfetissima. strada del' oglio,
da quella dunque 11 piü se no servono per certi looo biscogni communi come h nel far feste,
soene, paesii arohitrionfl eto.* (s. oben p. 18).
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— 68 —
Drittel von Russscbwarz und verreibt sie auf dem Stein mit dem Oel und etwas
gewöhnliohera Firnis (vernioe commune), ••) denn dieser Firnis hat die Eigen-
schaft, alle Farben zu kräftigen (da forza, e ajuto k tutti i colori), so dass sie im
Trocknen fest werden (patisoono nell' asciugarsi). Aus einzelnen dieser Farben
macht man dann eine bestimmte Mischung mit etwas von dem genannten Firnis
(una certa compositione con alquanto della predetta yemice) und breitet diese über
die ganze Oberfläche aus, denn es ist zur Unterstützung der anderen Farben eine
Grundlage nötig (un letto cosi per cagione dell' ajuto degli altri oolori), welche
Imprimatura heisst/'
,,Einzelne machen diese mit Blei weiss, Neapelgelb (giognolino) und Terra di
Campane (Glockenerde), andere mit Spangrün, Bleiweiss und Umbra (verderame,
biacca e terra di ombra); viele verschmieren die Löcher der Leinwand mit einer
Mischung von Mehl mit Oel, dem ein Drittel Bleiweiss zugerieben ist, mittels eines
breiten Messers oder Holzstückchens, und geben darüber 2 — 3 Lagen weichen Leim,
dann darauf die Imprimatur. Von allen diesen ist am besten diejenige, welche einer
heilen Fleischfarbe gleichkommt, mit einer mittels Firnis angemachten, mir unbe-
kannten [Farbe], bei der etwas mehr Firnis hineingenommen ist, als sonst bei
den anderen, deifti in der Folge ergibt sich, dass alle Farben, welche aufgetragen
werden, und zwar besonders die Azure und die Rot sehr gut aussehen, ohne sich
zu verändern, während das Oel, wie man aus Erfahrung weiss, alle Farben natur-
gemäss dunkler macht, und durchaus verblassen lässt, weshalb diese um so hässlicher
werden, je dunkler die darunter befindliche Imprimatur ist. (Ma tra l'altre di questo
si tiene essere molto buona quella che tira al color di carne chiarissima cön un
non so di fiammegiante mediante con la vernice che vi entra un poco piü che
nell' altre,, peroioche con gli effetti si vede che tutti i colori che vi si pongono
sopra, e in specie gli azurri, e i rossi vi compariscono molto bene, e senza mutarsi,
conciosia che l'oglio come si sk per prova tutti i colori naturalmente oscura, e li
fa tuttavia pallidi, onde tanto piü sozzi si fanno quanto piü essi trovano le lor
imprimadure sotto esser piü soure; p^ 125.) Allgemein wird es so gemacht, etwa
mit Bleiweiss, und damit es sich nicht mit der Zeit verändere, gibt man ein Sechstel
Firnis hinzu, mit ein wenig Rot, damit es gleichmässig trocknet, und wenn es
geti'ocknet ist, schabt man mit einem feinen Schabmesser das Ueberflüssige der
Farbe weg; dann erscheint die Oberfläche glatt, glänzend und gleichmässig."
^Darauf t^ird die Zeichnung nach Belieben, mit Kreide oder mitteis des
Kartons oder Netzes übertragen.^
„Obschon die Farben hier anders bereitet sind als bei Fresko, ist doch die-
selbe Ordnung in der Anlage (alle mestiche) zu beachten, nur beschränke man den
Gebrauch von Grün, Azur, Zinnober und den Lacken, welche aufs feinste bereitet
seien, besonders in den letzten Aufträgen. Die ersten werden mit deckenden Farben
(colori sodi) gemacht, mit Rücksicht auf die Uebermalungen, denn die Hauptsache
dieser Unterschichten (bozze) liegt in der Möglichkeit, die Arbeit bis zu Ende zu
führen.**
„Bei der Untermalung der Gewänder, die lasiert werden (bozze dei panni
che sono da yelar), darf man viel derber zu Werke gehen als sonst; man macht
dieselben mit gleicher Farbe, aber weniger fein gerieben; etlichen gefällt eine neue
Mode fth* grüne Draperie ; sie nehmen rohe Smalte mit QiaUo santo (eine Art gelber
Lack, Merr. p. CLXIV), reiben diese auf dem Stein zusammen für die Gnmdierung
und überstreichen dann nach dem Trocknen mit Grünspan (Verderame), welcher
mit gewöhnlichem Firnis (vernice commune) angerieben ist; diesen mischen sie zU
allen Farben, mit welchen sie die unteren Farben übergehen (velare) woUen. Ist die
Grundierung fertig und durchaus trocken, wird die ganze Arbeit leicht mit dem
Messer abgeschabt, so dass alle Rauhigkeit und das Ueberflüssige entfernt ^.st und
••) üeber die Unterschiede von „vernice commune*, „vernice liquida' wird weiter untet)
ffenauer gehandelt. Vorläufiff sei bemerkt, dass unter vernice commune im XYI. Ja. eine
Mischung von Leinöl mit j^iech. Pech (pece Greoa, Pegula i. e. Weisspech, Galipot) ver-
standen wurde; vernice hquida ist eine Lösung von Sanderaea in Leinöl im Verhältnis
von 3:1, mitunter wurde weisse Ambra in die lifisohung gegeben. „Yemice grossa' ist
die Bezeichnung für Sandarac-Hiu^. (s. Merrifield p. OGLaL u. ff.)
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dann von Neuem ein jegliohes Ding übergangen, wobei es jetzt leiohter und schneller
geht SU lasieren (velare) als zu decken, da die Dinge schon vollkoramen in der
Zeichnung, dastehen und mehr auf Lebhaftigkeit und Vcfrbindung der Töne zu achten
ist, besonders im Fleisch. Damit dies leichter bewerkstelligt werden kann, wird
die Stelle mit ganz hellem Nussöl eingestrichen, indem man zwei Finger darein
taucht und mit der Handfläche gleichmässig über die Fläche verteilt; ist dies ge*
schehen, wird es mit einem reinen Leinenstückohen gut abgewischt, da sonst die
Farben mit der Zeit nachgUben. Mit grosser Sparsamkeit werden die weiteren
Schichten aufgetragen, nicht deckend, sondern lasierend, und so kann man mehrmals
die Garnation und die Qewäuder übergehen.'
„Was nun die Draperien betrifft, die gewöhnlich lasiert werden (panni, che
k volare si usano), so verwerfen viele hervorragende Künstler diese Manier, weil
es ihnen unpassend erscheint, die Qewänder gleichsam mit einem und denselbert
Farbenton koloriert zu sehen. Nichtsdestoweniger wollen wir davon handeln. Hat
man z. B. ein grünes Oewand darzustellen, so verfährt man nach der bereits an-
gegebenen Weise, folgendermassen : Nachdem das Oewand mit Grün, Schwarz und
Weiss ziemlich derb und etwas rauh untermalt ist, so mengt man ein wenig ge-
wöhnlichen Firnis mit Kupfergrün und gelbem Lack (con vflrderame un poco
vemice comune e di giallo santo), und überstreicht das Gemalte mit einem grossen
Haarpinsel, verteilt die Farbe entweder mit der Handfläche oder einem in Leinwand
eingeschlagenen Baum wollbauschen, so dass nichts von den Pinselstrichen sichtbar
ist, nötigenfalls ein zweitesmal, wenn die erste Lage trocken ist. Soll das Gewand
lackrot oder andersfarbig werden, so macht man es ebenso, stets etwas Firnis
unter die Farbe mischend. Die Smalte sei die allerfeinste und deren Verarbeitung
verlangt die allergrösste Geschicklichkeit, besonders in der richtigen Benützung
der Untermalung, denn wenn es nicht aufs erstemal gelingt, wie es sein soll, so
ist das Ausbessern sehr langwierig, und wenn man mit dem Pinsel noch so wenig
darübergeht, so kommt das Oel wieder zum Vorschein, verdirbt die Lebhaftigkeit
und wird in kurzer Zeit trübo und gelb; dasselbe geschieht bei einigen anderen
Farben, wenn man zu flüssig arbeitet, wie überall, wenn man ohne jedes Mass
die Dinge anwendet.''
„Ist aUes in oben gesagter Art vollendet und bis zur äussersten Feinheit fertig
gestellt, die Tiefen gegeben, indem durch oftmaliges Uebergehen, Einfeuchten und
Abwischen der Stellen nach Bedürfnis retouchiert, verbunden, abschattiert und auf-
gelicht-et (rittocarlo, riunirlo, oscurarlo, e rilevarlo) ist, so dienen noch die Firnisse
dazu, um den Effekt zu erhöhen, die Farben herauszuholen und sie lange Zeit
hindurch frisch und schön zu erhalten. Obschon'sich viele Zeitgenossen aus Geiz
und Fahrlässigkeit nicht viel darum kümmern, glauben wir uns doch genötigt,
davon handeln, wie sie gemacht werden und wel6he von den besten verstorbenen
Meistern verwendet wurden. **
„Einige nahmen helles Olio d'Abezzo, (Terpentin aus einigen Pinusarten
gewonnen, sog. venetian. oder Strassburger Terp.) zerliessen dieses an gelindem
Feuer in einem Topf, vermischten dies mit ebensoviel Olio di Sasso (i. e. Steinöl)
stets umrührend und trugen dieses noch etwas warm auf das vorher in der Sonne
erwärmte Gemälde; dieser Firnis ist feiner und glänzender als jeder andere, ich
habe ihn in der ganzen Lombardei von den besten Künstlern in Gebrauch gesehed,
man versicherte mich, dass Correggio, Purraegianino, sofern man deren Schülern
glauben dai-f, diesen Firnis verwendeten."
Andere nehmen hellen weissen Mastix, geben ihn mit soviel hellem Nussöl,
dass er jenen bedeckt, ans Feuer und lassen ihn zergehen, indem sie stets umrühren;
nachher seihen sie iho durch ein lockeres Leinentuch in ein anderes Geschirr.
Dieser Firnis soll noch glänzender werden, wenn man vor dem Absieden ein wenig
gebrannten Alaunstein (allume di roccha abbrugiato), fein zu Pulver gestossen,
hinzufügt; diesen verwendet man mit den feinen Azuren, den Lacken und anderen
ähnlichen Farben, damit sie schneller trocknen."
j, Wieder andere nehmen eine Unze Sandaraca, '/* Unze griech. Pech (pece
greca, s. oben Note 39), stossen diese zu Pulver, sieben es durch ein Sieb, schütten
darüber dreifach destillierten Weingeist (aqua vita di tre cotte), lassen dies an ge-
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linden Feuer kochen, bis alles zergangen ist, und bewahren es ^»tets versohlossea.
Vor dem Gebrauch erwärmen sie es wieder; dieser Firnis ist auch auf Leinwand
für Secco-Malerei gut."
„Qanz besonders Gewissenhafte (delioali) nehmen Benzoe (belgioino), stossen
es ein wenig zwischen Papier, geben es in ein Qefäss und schütten etwa 4 Finger
hoch Weingeiat darüber, lassen es zwei Tage stehen und seihen es in ein anderes
Qefäss. Dieses dient für Pinselarbeit (lavori col peneUo). Auch nehmen welche
gleiche Teile Mastix und Sandarac zu Pulver gestossen, überschütten, es mit Nussöl
in der oben geschilderten Weise, lösen das alles mit Hilfe des Feuers, seihen es
durch und fügen den dritten Teil Olio d^ Abezzo, bei geringer Glut hinzu, damit
sich alles vereinige und nicht zu dick werde. Alle diese Firnisse, die wai*m be-
reitet werden, müssen hiebei st«t8 mit einem kleinen Uolzstäbchen gerührt werden;
in geschlossenen Gefässen aufbewahrt, halten sie sich lange Zeit rein und iein.^^^)
Cap. X. p. 130.
„Wie löblich es ist, seine Werke zu vollenden, und wie miss-
fäl lig es ist, das Gegenteil zu thun; wie man Bilder retouchiert,
die in Fresko, in Secco und in Oel gemalt sind, um solche mit
Vollkommenheit zu Ende zu führen.**
In der Einleitung spricht sich Armenino sehr bitter über alle jene aus, die ihre
Werke nicht fertig malen, sondern nur anlegen und sich die Arbeit leicht gemacht
haben; es sei wahrhaftig besser, sie wären Schuster geworden, als sich jenen
gleichzustellen, die so bedeutendes geleistet habep, wie Raffael, Michelangelo, Tizian,
Correggio und andere Künstler. „Ich habe", sagt Armenini „Dinge von diesen ge-
sehen, in den drei Manieren, von welchen wir hier handeln (Fresko, Secco und
Oel), gemalt mit solcher Sorgfalt und Harmonie der Farben, sowohl in Fresko (mit
Ausschluss der Anwendung von Minium) und auch in kleinem Format. Besonders
beim Fresko ist es schwer, wenn solche Gemälde offen stehen, die letzte Voll-
endung zu geben. Das kommt vom Kalk und den Farben, die mit grosser
SchnelUgkeit trocknen; deshalb sind die zu loben, die von vorneherein ihre Kartons
selbst vollenden und die Schatten richtig auf ihren Platz setzen und alla prima
alles fertig stellen. Im geschlossenen Raum kann man mit den Retouchen ä secco
grosse VoUkommenheit erzielen, wenn die Grundfarben (bozze aode) auf frischem
Kalk aufgetragen, und wenn dieser trocken ist, mit den zartesten Farben über-
gangen .werden, ohne dass die Farben Schaden leiden. Nach längerer Zeit hat
*•) Vergl. Veri Preoetti, Ravanna 1587, p. 128. „Alcuni dunque pigliavono del oglio
d'abezzo chiaro^ e lo facevano disfare in un pignatino k lento fuoco, e disfatto bene. Vi
ponövano tanto altro oglio di sasso, ^ettandovelo dentro subito che essi lo levavouo dal
luoco, et mesticando con la mano cosi caldo lo stendevano sopra il lavoro prima posto al
sole, h alquanto caldo, si che tocoavano con quella da per tutto egualmente, e questa vernioo
h lODUta l.'piü sutile, e piü lustra d'ogni altra che si faccia; io ho veduto usarla cosi per
tutta Lambardia da i piü valenti, e mi fu detto che cosi era quella adoprata dal Correggio,
e dal Parmegiano uelfe sue opere, se e^li si pu6 credere k queUi che li furono discepoli.
Altri sono che pigliano mastice che sia bianco, et lustro, et lo mettino in un pigoattioo al
fuooo, et con esso vi metjtono tanto oglio di nooe chiaro che lo cuopra bene. et cosi lo
lasoiano disfare, tuttavia mestioandolo assai, di poi lo colano con una pezza di lino rada in
un altro vasetto e qaesta siiol venir piü lustra se vi si getta dentro fin che bollc un poco
di allume di rocoha abbrugiato» e fatto in polvere sutile, e di questa se m^ puö mattere neue
azzurri fini nelle laoche, e in altri tali oolori acciö si asoiugfaino piü presto. Gi sono alcuni
che piffliano un* onza dl sandaracha, e un quarto di peoe greoa, e ne fanno polvere col
pestarm insieme, e la fanno passare per setacoio, di poi posto m un pignattmo novo lo
coprono bene con acqua di vita di tre cotte^ et le fanno bollirc al fuooo lento per fin che
k Den disfatta, di poi si lascia raffreddare manzi che si adopri, e si tien sempre ooperta,
e quando si vole adoperare si soalda k lento fuooo, questa e Dona ancora su le tele k secoo.
Alcuni piü delicati pigliano il belgioino, e lo pestano alquanto fra due carte, pol lo roettono
in ima ampoletta con acqua vita tanto che sopravanzi quattro dita, et cosi iasoiati star dui
giomi l^ colano in altro vetro, et questa si dk sopra i lavori col penello. Altri anoora
piffliano tanto mastice quanto Sandaracha. e ne fanno sottilissime polvere e le coprono con
ogno di noce al fuoco nel modo delle altre dt sopra, la quäl colata vi agiung^no terzo di
o^lio di abezo, e lo incorpora con q^uelle, ma vol bollir poco, perch^ la vemioe verrebbe
visoosa, e tutte queste predette vemici, mentre si fanno diuare al fuoco, si mestioano sempre
con una picciola baohetta, le quali poi ooperte nel suo vasetto, si conservano lungo tempo,
con farsi piü purgate e sottile.
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man solche dooh unsoheinbar werden sehen. Um die Schatten zu retouohieren,
nehmen eüiohe Aquarell-Sohwarz mit feinen Laok gemischt (acquarello di nero e
lacca fina), mit welchem sie auch mit gutem Effekt die Fleischpartien übergehen.
Solche Sohattentöne mischen sie mit Gummi, einige mit feinem Leim, andere mit
Tempera, mit welch letzterem sie tiefer und dauerhafter werden als mit den anderen;
ich sage das, weil ich es so habe machen sehen auch Ton den tüchtigsten Künstlern.
In genau derselben Art werden die Werke retouchiert, welche ä secco
auf Leinwand gemacht sind; es ist aber gut, die Stellen vorher in der oben ge-
sagten Art aufzufrischen (von rückwärts anzufeuchten).^
„Bei Oelbildern ist es am leichtesten, wenn die Untermalung schon weit ge-
bracht ist; da kann man vor allem- das Fleisch, die Haare, Augen, Nägel aufs ge-
naueste vollenden, denn diese sind niemals genug ausgeführt, weil die Farben immer
verblassen oder die Schatten sich schwärzen, und deshalb ist es nötig, öfters darauf
zurückzukommen, um sie wieder lebhaft, frisch, gleichmässig, weich imd gefällig
zu machen. Dazu ist es gut, über die ganze Stelle mit einem Leinenstückchen,
das ein wenig in helles Nussöl getaucht ist, zu wischen, wodurch sie glänzend
und glatt erscheint. Dies gelingt besser auf Holz als auf Leinwand, und ist sogleich
vollendet, wenn man das Oel mit einem anderen trockenen, weissen Leinen wieder
vorsichtig abwischt; wo es nötig ist, übergeht man die schon gemalten Sachen,
ret-ouchierend, aufhellend, weichermachend, lasierend und wieder deckend (ritoccando,
rilevando, indolcendo, velando e ricacciando) und lasse nie das geringste, was das
Auge beleidigen könnte, stehen.^
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9. Fra D. Francesco Bisagno*s
Trattato della Pittura.
Die Vorläufer dieses Buches**) sind Armenini's Veri Preoetti, Ijomazzo's uiwi
Vasari's Sohrift<3n; auch in der Anordnung folgt der Autor Armenini; seinen
35 Kapiteln stehen 36 Kap. de^ Bisagno gegenüber. Vieles ist nur mit anderen
Worten gesagt, anderes wieder wörtlich teils aus Armenini oder Vasari entnommen
und passend aneinandergereiht. Von Technik des Malens handeln nur Kap. XIII.
und XIV., auf welche näher einzugehen ist:
Kap. XIII. Von den verschiedenen Arten Leinwand, Mauern und Tafeln zur
Arbeit a secco herzurichten und andere Umständlichkeiten. (Della maniera, che si
hä da tenere in accommodere in piü niodi le tele, le mure, e le tavole per
lavorarvi k secco, e altre circonstanze , p. 108.)
Ohne Zweifel, sagt Bisagno, ist seit der allgemeinen Einführung der Oel-
technik, welche am meisten Vollkommenheit zulässt, die Seccomalerei vernachlässigt
worden; nichtsdestoweniger und weil auch dieser Teil der Kunst vielfache An-
wendung zulässt, handle er davon. Zumeist diene die Seccomalerei mehr für
Arbeiten, die schnell auszuführen sind, wie für Feste, Theater, Ländschaften,
Triumphbogen, als für Werke von Wert und Vollendung.
Was die Leinwand zu bereiten und darauf zu arbeiten betrifft, so finden wir
Armenini's Angaben (s. oben p. 53) fast wörtlich hier wieder. Die Leinwand wird
üufgespaYmt , mit 2 — 3 Lagen Leim von vorne und einer von rückwärts bestrichen,
auch wird bei zu lockerem Gewebe ein wenig Mehl in den Leim gegeben, um
die Zwischenräume besser auszufüllen. Auf diese Leinwand wird die Aufzeichnung
mit Kohle, Lapis etc. gemacht und mit gut geriebenen Farben darauf gemalt. Die
Angaben über die Bindemittel stimmen fast wörtlich mit der Vorlage iiberein;
auch hier sind es „verschiedene Praktiker, welche sich diverse Arten von Farben
bereiten, mit welchen sie ihren Bildern grosse Lebhaftigkeit, Kraft und Schönheit
geben, und diese bereiten sie mit aqua verde, aqua di Vergini, sugo di gigli und
anderen derartigen Flüssigkeiten, mit welchen sie die Farben anmisohen und dabei
noch haftender werden; auf diese Weise erreichen sie eine ausserordentliche Leb-
haftigkeit (una vivezza sopra modo)". Auch die weiteren Angaben decken sich mit
denjenigen Armenini's. Die Stelle von den „Fiamenghi*, die ihrem Grund van gesso
marcio noch ein Dritteil Bleiweiss hinzumischen, ist hier ebenso zu verstehen, dass
die Leim-Beimischung auch bei den Farben erfolgen sollte; dadurch werde die
dunkelnde Wirkung der Tempera aufgehoben. (Ci sono älcuni fiamenghi, i quäl
sogliono meschiarvi dentro gesso marcio con la biacca per terzo, e simUe neir orpi-
raento; il che se bene si muta in piü ohiaro, riesce perö su i lavori molto bene
appannato leggiero, e riguardevole; questi ogni oosa temperano con la colla,
percioche la tempera gli farebbe vonir troppo neri.) Die Anweisungen über Secco-
malerei auf Mauern und auf Tafeln sind in voller Uebereinstimmung mit der
*^) Trattato della Pittura^ fondato neir autoritä di molti eooellenti in questa
Professione, fatto k commune beniücio de'Virtu9Bi. Dedicato a Nicolo Plaoido Branoiforü,
Principe di Leonforte etc. Venetia, per ü Giunti 1642.
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Vorlage; sohliesslioh reiht- Bisagno noch die PasteÜinalerei hier an, welche mit
Terschiedonartigen Stiften gemacht werde und vielfach von ILieonardo de Vinci bei
den Apost-elköpfen verwendet wurde. Bernardino da Gampo^') aus Gremona hätte
bezüglich dieser Farben einen ausführlichen Traktat verfstsst. (Die gleiche Angabe
bei Lomazzo s. oben p. 48.)
Es folgt Kap. XIV. In welchen Manieren man nach den berühmtesten Malern
in Oel malen kann; von den geeignetsten Mischungen für Imprimaturen nebst
anderen Erfindungen von Farben und notwendigen Beobachcungen, sowie der Art,
Firnis zu bereiten. (In quanti roodi si puö colorire ad oglio tratti da' piü eocellenti
Pittori; delle compositioni piü atte per le iraprimiture con altri trovati di colori,
ed osservationi necessarie, e modo di far la vernice).
Hier zitiert Bisagno wieder Vasari und aeine Erzählung von Giovanni da
Bruggia nach der Einleitung und weist auf AntoneUo da Messina's Fahrt nach
Flandern hin, fährt dann mit Armenini's Angaben übel die Qrundierung der Lein-
wand etc. wörtlich fort. AUe Farben werden mit hellem Nussöl oder Leinöl
gerieben, niemals jedoch die Azure und künstl. Zinnober, aber man verwendet stets
gestossene, wenn sie gekauft wefrden, die dann auf dem Buxbaumtäfelchen aufs
feinste mit dem genannten Oel gemischt werden, (ma si adoprano solamente pesti
per coloro, che gli vendono, i quali si distemperano benissimo col predetto oglio
8Ü le tavolette delicatissime di Busse, le quali tuttavia si tengono in mano mentre
si lavora.)
Diese und die weiteren Angaben über die Imprimitureit in den verschiedenen
Manieren sind fast wörtUch dem Vorbild entsprechend gegeben ; Bisagno wiederholt
auch, dass ihm das Färbemittel für die fleischfarbige Imprimitur unbekannt ist; diese
wird dann mit dem Messer abgeglichen, so dass die Oberfläche gleichmässig und glatt
erscheint, darauf wird die Zeichnung mit Hilfe der Pausen oder dergl. aufgetragen,
wie es oben gezeigt wurde „und obwohl hier die Farben anders als die anderen
zusammengesetzt sind, ist bezügl. der Mischungen keine andere Regel zu beachten
als beim Fresko, nur ist hier der Unterschied, dass die Mischungen auf den Buchs-
baumtäfelchen (oder anderem) in der Hand gehalten, gemacht werden; ausserdem
ist zu beachten, dass ohne Rücksicht auf die Kosten, die Grüne, Azure, Zinnober,
Lacke und Giallorini aufs feinste gerieben sein müssen, besonders in den letzten I^gen
bei Arbeiten, welche zuerst mit Grundfarben unterlegt sind''; auf diese Weise lasse
sich am besten vollenden, denn der Haupt wert der Uotermalung (bozze) bestehe
in der Möglichkeit, zum Schlüsse mit vieler Weichheit (unione) alle Dinge an ihren
richtigen Platz zu bringen.
Alle weiteren Angaben über das Malen auf Leinwand, das Fertigmalen und
die Firnisse sind aus Armenini entnommen. Das folgende Kap. XV.: Von der
Schönheit und der Vollendung der Malerei ist gleichfalls fast ganz dem Kap. X.
des Armenini entlehnt.
*•) Bernardino da Campo, vielleicht ein Verwandter der Künstlerfamiiie Gampi, die
im XVI. Jh. blühte. Bornardino malte 1568 in seiner Vaterstadt. Kr schrieb i. J. 1584 ein
Buch Über Malerei, betitelt „Parcr sulla pittura»*, welches vielleicht den angeführten Traktat
enthält; er starb ura 1590.
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62 —
10. Weitere litterarisdie Nachweise.
Neben den Werken kunst- theoretischen Inhaltes," wie sie die Litteratur des
XVI. und XVII. Jhs. hervorgebracht hat, habwi sich noch einige hand8<diriftliohe,
im alten Rezeptenstil abgefasste Dokumente erhalten. Es sand, wie die meisten
früheren (im III. Heft dieses Werkes beschriebenen) Sammlungen. T(m Anweisungen^
die für den privaten Gebrauch des Schreibers aus anderen ähnlichen WerkbUohem
kopiert wurden. Sie gingen selbstverständlich von Hand zu Hand, und erhielten
durch neue Eintragungen Zuwachs. Diese Eititragungen sind dann ohne irgend
welche Ordnung erfolgt , da der Eigentümer nur ihm Wertvolles in sein Büchlein
aneinanderfügt. Ganz wenige solche Rezeptenbüohor sind aus der Zeit des X VI. Jhs.
und der Folgezeit erhalten. Das wichtigste bis jetzt bekannt gewordene ist daa
Mardana Manuskript,
dessen auf Malerei bezughabenden Teile Merrifield (Treatises, vol. U. p. 608 — ^640)
publiziert hat.
Der grössere Teil (300 Rez.) behandelt medizinische , chirurgische und chemische
Dinge, erst die weiteren etwa 100 Rezepte bringen die für Malerei und Kunst-
teohnik wichtigen Anweisimgen. ElinigenAu&eichnungen sind die*Namen derjenigen
beigefügt, von welchen sie stammen oder die davon Gebrauch gemacht haben, so
sind z. B. Andrea di Salemo, Saxisovino, Griovanni da Udine, Fundano genannt.
Merrifield's Ansicht ist denmach begründet, dass die Aufzeichnungen vom Anfang
des XVI. Jhs. (zwischen 1503 — 1527) zu datieren sind (vevgl. loc* cit. p. 605).
Von Andrea di Salemo, der nach Dominici's Angaben (s. Lanzi U., p, 82 u. 251),
eine Zeitlang als Schüler Raffaels in Rom lebt«, stammt die Anweisung Nr. 328
über die Verwendung von Gaismüch oder der Milch anderer Tiere zur Freskomalerei,
uni die blaue Farbe (azurro) vor Verderbnis zu schützen. Ein Rezept des Gio-
vanni da Udine, zur Anfertigung von Stucco ist in Nr. 393 enthalten; dasselbe
wurde auch von Jacopo di Monte Sansovino , welcher L J. 1570 zu Venedig starb,
angewendet Borghini (Riposö p. 402) erzälüt diesbezüglich von den Bemühungen
des Giovanni, im Verein mit Raffael die Komposition des gelegentlich der Aus-
grabungen zu Rom gefundenen antiken Stukko wiederzufinden und von den viel-
fachen Versuchen, bis er darauf kam, fein gestossenen Travertin oder Marmorstaub
mit gelöschtem Kalk zu mischen, um daraus dann die gewünschten Figuren und
Ornamentationen zu bUden. Auch Vasari bringt die gleichen Daten mit noch
grösseren Umständlichkeit im Leben des Giovanni da Udine (vergl. m, Beiträge
I. u. n.). Mehrfache Angaben finden sich in dem Ms, für Vergoldung auf Glas
(No, 339)j auch verschiedene andere Vergoldungsarten mit Zwiebelsaft (No. 351,
852), und eine ganze Serie von Fimisrezepten (No. 394 — 406) für alle mögMohen Zwecke.
Die Rezepte für Malerei enthalten sowohl Direktiven für Farbenmischung mit
Oelen (No. 370, Leinöl und Nussöl), als auch mit anderen Bindemitteln (No. 828,
Lieim und Eigelb), auch zur Bemalung von Glas.
Das Bigelb erscheint noch als Mischung für Oelfarben in der bemerkenswerten
Variante, welche „a putride'^ Malerei genannt wird, und auf welche wir bereits
im Heft HI., p. 24Ä, bei Gelegenheit der Einführung der emulgierten Gele in der
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— es -
Malerei des XV. — XVI. Jhs. hinge wiesen haben. Die Tempera dieser ^a putride*
Oelfarben besteht, wie am Schlüsse von No. 309 angeführt ist, aus der Beigabe von
fiügelb in der halben Menge der Oelfarbe und einer gleichen Menge Ton Wasser.
Die angewendeten Parbenpigmente werden genau beschrieben. Es heisst daselbst:
No. 301. Verschiedene Farben zum Malen und Arbeiten mit Oel
a putride etc. (Colon diversi per dipingere e lavori a olio a putrido etc.)
^Uud merke: Es gibt zweierlei Arten von Farben, die einen, welche keinen
Köi*per haben und die darunter befindlichen nicht decken, sondern sie nur färben,
wie z. 6. Safran; die anderen sind solche, welche Körper haben und die darunter
liegenden vollkommen bedecken, aber viele dieser Farben sind sich einander feind,
80 dass sie sich durch Vermischi^ng gegenseitg verderben, wie Bleiweiss und Grün-
span oder Bleiweiss und Auripigment.*
„Willst du nun Weiss anbringen, so nimm gutes Bleiweiss, willst du Rot, so
nimm Lack, Minum oder Zinnober. Der Lack hat keinen Körper, nimm deshalb
Zinnober und je nachdem du die Farbe ^ mehr oder minder dunkel haben willst,
nimm mehr oder weniger Lack. Willst du sie aber heller haben, dann mische ein
wenig Bleiweiss hinzu, bis du siehst, das es genug ist u. s. w.**
302. „WiUst du Fleischfarbe machen, so nimm Bleiweisa und Lack, und
mache sie dunkler oder heller nach QefaUen.
Zu Grün nimm grünen Azur (verde azurro, Kupfergrün), den magst du mit
Neapelgelb (Giallolino) und mit Bleiweiss (biaccha) mischen, und nach Belieben
mehr oder minder dunkel machen; und hättest du kein Kupfergrün, nimm Neapel-
gelb oder Auripigment (orpimento) und Kupferblau (azurro). Mische diese zu-
sammen zu Grün und füge von dem einen oder dem anderen mehr oder woniger
hinzu, nach dem Grade der Dunkelheit, die dir gut dünkt.'
303. „Violett (Paglionazo). Mische Bleiweiss, Kupferblau (azurro) und roten
Lack (rosso-laccha) zusammen , willst du es dunkler, gib mehr Azurro, willst du
es heller, mehr Bieiweiss, wenn röter, mehr Lackrot. ^
304. „Gelb. Nimm unverfälschtes Neapelgelb (GiaUolino stietto), item reines
Auripigment oder Ocker (ocria), und weil dieses keinen Körper hat, so unterlege
mit Bleiweiss.'
305. „Schwarz. fJimm Pfirsichkerne und mache Kohle daraus, oder solche
aus gebrannt>em Elfenbein, das gibt ein tiefBiohes Schwarz etc.
306. „Qrau. Nimm Bleiweiss, grüne Erde, Ocker und Schwarz und mische
diese zusammen, und gib mehr oder weniger von dem einen oder dem anderen,
bis du siehst, dass es dir passt.'*
307. „Steinfarbe. Nimm Bleiweiss und Schwarz und Azurro, zum Heller-
machen gib Bleiweiss hinzu. Zu Hellblau nimm Azurro und Bleiweiss.''
308. „Holzfarbe. Nimm Ocker, Bleiweiss und Rot und Schwarz, mehr oder
weniger von dem einen oder anderen, je nachdem du es heller oder dunkler haben wülst.
Der Grüüspan verdirbt sehr bald, wenn du damit gemalt hast, man reibt ihn
mit Essig ab.''
(No. 307 und 308 fehlen bei Merrif.; sie sind nach einer Abschrift, welche
mir Sgr. Soranzo, Bibliothekar der Marcusbibliothek freundl. übermittelte, hier
eingefügt.)
„Farben, die keine Körper haben, sind folgende:
309. „Der Grünspan (verderame), der Lack (laccha), Ocker (ocria) und Grün-
erde (verde terra); und diese sind gut zur Mischung mit den Körperhaften."
„Die Tempera dieser „a putride** gefertigten (Oel-)Farben besteht aus gleichen
Teilen Wasser und dem Gelben vom Bi, etwas weniger als die Hälfte der Farbe
selbst eto." (La tempera di questi colori fatti a putrido /• [ana = gleiche Teile]
a acqua e el tuorlo del novo un pocho manco che la meta del colore [i. e. colore
a olio. wie die Kapitelüberschrift besagt].)
Aus diesem Rezepte ist die Verwendung von Eigelb zur Emulgierung
des Oeles in der Oelmalerei zu ersehen, worauf wir schon hingewiesen haben.
Auch das Rez. 328 „Se vuoi dipigniere in sul vetro a putride^ ist bereits (III. p. 244)
als Beweis erwähnt, dass die Ausbreitung der Oel-Ei-Emulsion auf kunstgewerb-
lichem Gtobiete sich geltend macht. Ganz besonders wichtig mag ein stark haftendes
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— 64 —
and bequem zu verarbeitendes Farbenbindemittel für die Glasmalerei gewmen sein,
da man nur wenige Farben auf Olas einzubrennen verstand, und ein grosser Teil
der Dekoration mit nioht einbrennbarem Bindemittel angebracht wurde. Rez. 325
(Oolori diversi per colorire vetri da finestre et da altri lavori) maoht genaue Unter-
aohiede zwischen Farben, die sich einbrennen lassen (pdnetra nel vetro) und solchen,
die aufgetragen werden. So dient Eisenfeile zur Erzeugung der schwarzen Farbe,
eine Legierung von Blei und Zinn zu weisser, Silber zur Erzeugung von gelben
Farben. Ausser diesen wurden zur Dekorierung von Qlasfenst^rn ^och farbige
Gläser aus Deutschland bezogen (vetri coloriti, che vengono dell' Allemagna). Auf
diesen Gläsern kann neben den eingebrannten Farben mit Oelfarben jedes gewünschte
Dekor ausgeführt werden. Hiebei sind solche Farben anwendbar, die keinen
Körper haben, also Lasurfarben, wie Lacke, Spangrün, Kemschwarz, Azurblau,
Ultramarin u. s. w. Es wird angegeben, zuvor das Glas mit Nuss- oder Leinöl
(letzteres wird für Glasmalerei vorgezogen) zu überstreichen und im Schatten
trocknen zu lassen. Hierauf ist mit in Oel (resp. a putride) geriebenen Farben zu
malen und das Gemalte schliesslich zu firnissen. Sowohl Fenster als auch Trink-
und Ziergefässe können in solcher Art verziert, mit Gold und SUber dekoriert
werden,« und „obwohl die Farben nicht in das Glas eindringen, doch lange Zeit
erhalten bleiben'^. Bei der „a putride^ Malerei auf Glas kann man einen Grund
von. heissem Leim geben und mit Eigelb oder mit obiger Farbe die Malerei ausführen.
Selbstverständlich ist auch hier ein Firnisüberzug zu l)ewerkstelligen, weü sonst
die Malerei gegen Feuchtigkeit nicht geschützt wäre. Zweifellos ist aber auch die
in Rez. 309 genannte Emulsion anzuwenden, denn diese ist nach dem Trocknen
gegen Feuchtigkeit unempfindlich, während Leim* und Eigelb Schaden leiden
würden. Ein besonderes Rez. des Marciana Ms. (s. Eastlake L p. 22^, m. Bei-
träge III. Folge, p. 231), lautet: „Nimm Eigelb und vernice liquida in gleicher
Menge und vermische sie sehr gut miteinander, und von diesem Bindemittel gib
den Ueberzug mit dem Pinsel; dasselbe schützt vor Wasser und was es auch sei.^
Die Vergoldung auf Glas wird auf den Beizen (Oelvergoldung) ausgeführt.
Eine solche Beize (Rez. 339) besteht aas Mastix, Zinkvitriol, Sandaracfirnis, je
eine Unze, gebranntem Alaunstein ^s Unze, und gekochtem Leinöl. Alles wird
genügend zusammengerieben und ist zum Eindicken einige Zeit der Sonne auszu-
setzen. Neben dieser Beize sind im Marciana Ms. noch einige Rezepte für
Vergoldung angeführt, die auf allen möglichen Unterlagen, wie Marmor und Stein
(No. 346), auf Tafeln, Papparbeit, Mauern, Eisen, Gips, Leder etc. (No. 351,
Knoblauchbeize, Mordente di sugho d'aglo) anzubringen sind. Man kann die
Tradition aller dieser Handfertigkeiten leicht ersehen, wenn man die Rezepte mit
Cennini's Angaben vergleicht. Eine besondere Rezeptenserie (No. 356 — 369, bei
Merrif. nicht abgedruckt), enthält' Anweisungen für Miniaturmalerei , ganz besonders
für die Bereitung der „ Assisa *^, um Gold aufzulegen, das brüniert werden soll.
Dann folgt eine weitere Reihe von Rezepten, die verschiedene Leime und Kitte
zu allen erdenklichen Arbeiten enthalten (No. 377 — 389, bei Merrif. nicht abge-
druckt), welchen schliesslich noch ethche Rezepte zur Herstellung von Stukko
und Kittmassen für Wasserleitungen u. dgl. sich anreihen.
Die Oelmalerei ist in No. 370 besonders beschrieben« Hier wird ange-
geben, die Farben mit Leinöl oder Nussöl so steif als nur irgend möglich anzu-
reiben, d. h. mit ganz wenig Oel, und beim Malen die Farbe, falls sie zu dick
sein, sollte, mit ein wenig Oel mit Hilfe des Pinsels zu vermischen.
Fixnisrezepte sind sehr zahlreich und ausführlich vorhanden (No. 394 bis
406, Merrif. p. 629 — 639). Es sind zum Teil dieselben, die Armenini sowie
Borghini beschreiben; hiebei sind einerseits Weingeist, andererseits fette Oele zur
Lösung der Harze verwendet.
Das Benzoe-Harz wird in zwei Rezepten (No. 394 „Modi di fare Vernice
diverse et prima di bengivi che seccha etiam aP ombra^; No. 396 Item, che secoha
prestissimo et puossi dare in ogni luogo perche ö chiara et mirabUe in su ogni
lavoro finissimo) für feinere Arbeit empfohlen und die Lösung in mehrfach rektifi-
ziertem Weingeist vorgenommen, indem das Harz gepulvert, nach und nach in
dem Weingeist kalt gelöst wird
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Bernsteinharz wird in gekochtem Leinöl gelöst (Nr. 895); Sandaracharz ist
zu Pulver zu stossen, mit klarem Nussöl (1 Unze Harz : 3 Unz. Oel) über gelindem
Feuer zu koohen, dann des Geruches wegen eine Quantität Weibrauchharz und eine
genügende Menge von gebranntem und gestossenem Alaunstein hinzuzufügen, wodurch
der Firnis verbesseH wird, und endlich durch ein Tuch zu seihen (No. 398); für
Lauten, Leder, Holzarbeit, Leinwand und Kartonnagen dienen Oelfirnisse (No. 399,
gekochtes Leinöl mit Oriech. Pech; No. 400, gekochtes Leinöl nüt Mastix nebst
Alaunstein, auf dem Eohlenfeuer d. h. gedecktem Feuer zusammengekocht).
Maatixfirnis (No. 401, Vernice di mastice optima) wird bereitet aus 1 Pf.
Mastix, */« Pf- Steinöl (oho petronio) und */» Unze Nussöl, die in einer Flasche
auf dem Feuer zugeschmohsen und schliesslich durchzuseihen sind. Es folgt ein
heller und trocknender Malerfirnis (No. 402, Vernice ottima chiara et diseccativa
ben per colori et e olio et per ogni dipintura), bestehend aus 2 Unz. hellem, gutem
Nussöl, 1 Unze klarem Griech.-Pech , und */« Unze hellem gutem Mastix. Die
Materien werden in der Wärme vereinigt und solange gekocht, bis ein Drittel
eingedampft ist; schliesslich kann auch noch ein wenig Alaun hinzugefügt werden.
Dadurch soll der Firnis klarer werden.
Gleiche Verwendung hat der Firnis aus „Olio di abezzo* bereitet (No. 403,
Vernice, d' olio di beza che seccha al solo, et senza sole). Hier wird ganz reines, nicht
mit Terpentin versetztes „olio di abezzo** genommen, (worunter wahrscheinlich das
zu festen Stücken erhärtete Kolophonium des aus Pinus picea ausfliessenden
Harzbalsams zu verstehen ist), entweder mit Leinöl, Nussöl oder Naphta (olio di
saaso) in der Wärme vereinigt, oder auch für sich allein geschmolzen verwendet;
zur Bereitung mit Oelen dienen besser die iu der Sonne eingedickten.
Weitere Oelfirnisse für einfachere Arbeit sind noch in No. 404 (mit Leinöl,
Sandarao und Griech. Pech) und No. 405 (mit Leinöl, Griech. Pech und Alaun)
beschrieben.
Wie aus der obigen Reihe zu ersehen ist, sind die meisten Malfirnisse Oel-
firnisse, d. h. das Oel ist der lösende Bestandteil; einzelne Rezepte erwähnen den
Weingeist für Benzoö. Terpentinessenz kommt in diesen Rezepten nicht zur Anwendung.
Bine zweite Rezeptensammlung ist in der Bibliothek der Universität zu Padua
aufbewahrt. Dieses
Paduaner Manuskript^
abgedruckt bei Merrif. U., pag. 648—717, betitelt „Ricette per far ogni sorte di
colore*, mag um die Mitte des XVI. Jhs. abgefasst worden sein, denn ein Widmungs-
Sonnet nennt den Prinzen Emanuel Philibert von Savoyen, welcher i. J. 1580 starb.
Wahrscheinlich ist es zum Teil aus früheren Aufschreibungen kopiert und
durch spätere Eintragungen vermehrt. Dafür spricht auch der Umstand, daes
Droguen und Darstellungs weisen beschrieben werden, welche erst im XVL Jh.
bekannt geworden sind. So enthalten z. B. einige Rezepte Droguen amerikanischen
Ursprungs, wie Campeche - Holz (Haematoxylon campechianum, Blauholz) und
Cochenille, welch letztere zuerst nach dem Jahre 1523 in Spanien eingeführt wurde.
Ganz auffallend zahlreich sind hier die Rezepte für Firnisse, welchen ätherische Oele
als Lösungsmittel zu Grunde Hegen, wie Terpentinöl, Spiköl und Weingeist. Die
häufige Erwähnung des „Indianischen Pirnisses** aus Gummüack (No. 88, Vernice
Indiana; No. 93, Altro segreto per fare la vernice vera d' India; No. 102, Modo
di far la vernice all' Indiana finissima; No. 103, Altra vernice alla China) und die
Anweisung Chinalackarbeit zu machen TNo. 140), das Beizen des Holzes mit
dem gen. Gampecheholz (No. 142), sowie die ausführliche Anweisung sog. Türkisch-
Papier (No. 146, Per fare la carta turohesa ondata di diversi colori) zu machen,
deuten auf den Einfluss, welchen die Handelsbeziehungen mit dem Orient auf die
kunstgewerblichen Fertigkeiten auszuüben begannen. Mit ganz besonderem Interesse
hat man die chinesischen Lackwaren, deren Einfuhr im XVI. Jh. über Indien
erfolgt ist^ betrachtet und sich alle erdenkliche Mühe gegeben, ähnliche Arbeiten
zu machen ; denn in den Rezeptenbüchern der Folgezeit spielen die „chinesischen^
und „indianischen' Firnisse eine grosse Rolle. In Kröckers „wohlanführender Mähler'
f. B. sind nicht weniger als 15 solcher Rezepte gegeben.
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Soviel mir bekannt, ist die im Paduaner Manuskript gegebene Anweisung
„Türkisoh-Papier zu machen^, die älteste ihrer Art. In späteren Werkbüohern wird
das Verfahren stets übereinstimmend geschildert; es besteht darin, die Farbstoffe,
als welche nur wenige geeignet sind (Rauschgelb, Sohüttgelb, Indigo, Auripigment,
Kugellack, Bleiweiss, Blfenbeinsohwar«) mit Weingeist nebst einigen Tropfen
Ochsengalle anzureiben und auf eine dickliche Gummilösung (Traganthgummi)
tropfenweise auszubreiten; Zeichnungen und Marmorierungen mittels geeigaeton
Instrumenten (Nadelkamm, Vog^lfeder u. dergl.) entstehen dadurch, dass die Gkdle
die Eigenschaft hat, sich auszubreiten, und der Weingeist verhindert wenigstens
für kurze Zeit das Untersinken der aufgetropften und auseinandergeflossenen Farben.
Die heute unter dem Namen „Vorsatzpapier^ von den Buchbindern verwendeten
Papiere wurden früher auf diese Weise hergestellt, und das gleiche Verfahren diente
auch dazu, den bunten „Schnitt^ zu machen.
Die Angaben für Malerei und Farbenbereitung nehmen den grössten Teü der
148 Rez. d. Ms. ein; die ersten 13 Nummern enthalten eine Liste von Pigmenten
und die Aufzählung aller möglichen Mischungen dieser Pigmente untereinander. Die
Liste stimmt in der ersten Aufzählung so sehr mit Lomazzo's ähnlicher Reihe
überein, dass es sehr wahrscheinlich ist, dass beide Autoren ein und dieselbe
Vorlage benützt haben (s. oben p. 47). Die meisten Rezepte beziehen sich auf
Miniaturmalerei; Anweisungen für Oelmalerei sind keine vorhanden. Die Fresko-
technik ist nur in einem einzigen Rezept (No. 40) erwähnt und zwar wird ange*
geben, dass die Farben mit Milch angerieben werden sollen und hiedurch am besten
gelingen, besonders die „smalti und smaltini', eine Angabe, die mit No. 328 des
Marciana Ms. (s. oben p. 62) übereinstimmt.
Von Interesse sind auch noch die Aetzwasser und Aetzgründe (No. 38, 39,
67, 68) für „aqua fortis^, das ist Radierungen auf Kupfer. Der Aetzgrund ist dem
heute gebräuchlichen sehr ähnhch; derselbe besteht aus einer Paste von Wachs,
Mastix und Russschwarz und wird auf die erwärmte Kupferplatte aufgetragen; auch
kann ^er Grund mit Hilfe einer Flamme angerusst werden. Das Aetzwasser ist zu-
sammengesetzt aus dem stärksten Essig, Salmiak, Grünspan und Arsenik.
Was die Firnisse betriSt, so wird in einem besonderen Kapitel über diese noch
zu berichten sein. Es wurde bereits erwähnt, dass die ätherischen Gele und
Destiüationsprodukte hier schon völlig Eingang gefunden haben und zu allen
technischen Zwecken verwendet wurden. So finden wir Firnisse für Leder- und
Pappenarbeit, ebenso wie für Malereien auf Holz und Leinwand, die alten
Methoden die Harze mit Gel zu bereiten, wie die neueren die Lösung durch
Terpentingeist (aqua di Raggia), Steinöl (olio di sasso), oder durch Weingeist
(aqua vita) zu bewerkstelligen.^') Vielfach wird vorgeschrieben , den Firnis etwas zu
erwärmen und den zu firnissenden Gegenstand, Bilder etc. auch ein wenig warm
zu halten, woraus geschlossen werden kann, dass die frühere Praxis, Büder in die
Sonne zu stellen und in der Sonne zu firnissen, noch im Gebrauch gewesen ist.
Aus späterer Zeit ist ein Ms. hier anzufügen: das
Yolpato Manuskript,
das den Maler Giovanni Battista Volpato aus Bassano zum Verfasser hat. Volpato
(geb. 1633), war ein Schüler des Novelli (f 1677) und aus seiner Schrift, betitelt:
„Modo da teuer nel Dipinger^ ist das Verfahren der venetianer Maler der
Mitte des XVIL Jhs. zu ersehen. Ausser dieser Abhandlung hat Volpato noch
eine Reihe von kunsttheoretischen Schriften hinterlassen, die in der Bibliothek
von Bassano aufbewahrt werden. Es sind die folgenden:
1. La veritä pittoresca ritamente svelata k gipvani filosografi.
2. Le natura pittrice ossia trattato di lume ed ombre.
3. Dimostrazioni figurate sopra la testa dell' uomo.
4. Della costruzione de' muscoli.
**) Auf den Weingeistfimis in No. 94 des Ms. „Vernioe luoidissima per pitture e carte
alla fiaraenga** ist bereits im Heft III. p. 252 Note aufmerksam fi^emaoht worden. Armeaino
beschreibt ebenfalls einen Weingeistfimis (s. oben p. 58) fUr Sieooomalerei auf Leinwand
(p. 129 der veri Precetti: „questa ^ bona ancora su le tele k seooo'').
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Ausserdem noch ein 5. Werk „II vagante Corricro a' euriosi ohe si dilettano
di pittura, ed a' giovani Studiosi annunzio fortunato^i das in Vizenza 16B5
gedruckt wurde.
In „Modo da teuer nel dipinger*^ **) ist die beliebte Dialogform wieder aufge-
nommen, und zwar wird das Gespräch zwischen zwei KunstjUngem geführt, von
welchen der ältere den jüngeren über alles für den Beginn der Künstlerlaufbahn
Wichtige unterrichtet. Es sind hauptsächüch Dinge, die der frisch in die Werk-
statt des Meisters eingetretene Lehrling wissen soll. Volpato bespricht auf
diese Weise verschiedene technische Details, wie die Qrundierung von Leinwand,
das Reiben der Farben, Pausen anzufertigen und andere mechanische Arbeiten, zu
welchen die Kunstjünger herangezogen wurden.
Von den Qrundißrungen für Leinwand bil der werden etliche beschrieben, wobei
Volpato bemerkt, dass glattes Leinen auch einen dünnen Grund erfordert, und
2war soll die „primitura' deshalb dünn sein, weU das Oel derselben den Farben
schädlich sein würde, wenn die Grundfarbe zu dick aufgetragen wird. Ausser den
Oelgrundierungen werden noch andere Methoden (mit Leim und Kleister) t>esctirieben
und auch die schlechten Methoden, vor welchen "man sich hüten sollte, erwähnt.
An der Hand von an Bildern des Bassano gemachten Erfahrungen, deren dicke
Gipsschichte Sprünge und Abschäluugen verursachte, schildert Volpato dann hoch
eine andere Art, die Imprimatur auf die vorerst geleimte Leinwand aufzutragen,
indem Töpferthon (terra di boccali, Pfeifenerde) in Wasser getränkt wird, und nach-
dem möglichst viel von dem Wasser abgegossen, eine gleiche Menge von Leinöl hin-
zugefügt und mit einer Spachtel aufgestrichen wird. Für die zweite Lage kommt
nur eine ganz geringe Menge von besser geriebener Grundfarbe.
Im weiteren Verlauf des Gespräches wird die Bereitung der Wände für Oel-
malerei, die Herstellung des durchsichtigen Papieres für Pausen (durch Oeltränkung)
und deren Anwendung, der Gebrauch des Quadratnetzes, die Manier, Linien mit
dem Faden zu ziehen (durch Bestreichen desselben mit färbender Substanz und
Abschnellen des Fadens), das Reiben der Farben, Reinigen des Reibsteines und
der Palette u. s. w. beschrieben.
Bei den Angaben, Firnisse zu bereiten, empfiehlt „Licinio^ dem „SHvio^ die
Bücher des Armenino und Rafael Borghini zu entlehnen, und sich das Gewünschte
daraus abzuschreiben. Hier lässt Volpato den Sprecher eine bemerkenswerte Antwort
auf die Frage des Silvio geben. Licinio sagt nämlich: „Vielleicht hat dein Meister
diese Bücher, dann magst du sie benützen, denn jene schrieben auch über andere
zor Malerei gehörige Dinge. Dein Herr ist gelehrt und hat sie gewiss.' '
Darauf Silvio: „Wenn sie von Malerei handeln, werden doch nicht solche
Dinge beschrieben, die weder zur Kunst noch zum Künstler in Beziehung stehen;
das wäre doch unziemUoh, denn unsere Arbeit ist gering und handwerksmässig; sie
erfordert keine Kunst, sondern ist nur Handarbeit.^'
Licinio: „Sie hatten nicht die Einsicht, diese Dinge zu trennen; allerdings,
ist es gut, wenn der Maler dayon etwas versteht, und sich ihrer zu bedienen
weiss, um auch jene damit zu beauftragen, denen diese Aufgabe zukommt, damit
er die geleistete Arbeit vollkommen beurt-eilen kann; denn wenn er auch die guten
Farben erkennen soll, so ist er doch nicht gehalten, derlei selbst .zu bereiten. ''
Der grosse Respekt vor der „hohen Kunst^, die mit dem reinen Handwerk
nichts zu schaffen hat, spricht sich in der obigen Bemerkung deutlich aus. In
den Augen des Jüngers steht der Künstler viel zu hoch, um sich mit rein tech-
nischen Dingen zu befassen. Diese Anschauung gewinnt immer mehr an Boden
und wird zur Richtschnur für die Kunstbücher der ganzen Folgezeit. Deshalb
sucht man auch vergebens in den gelehrten Büchern über Malerei nach technischen
Dingen. Derlei war den Malern zu unbedeutend; nur der ästhetische Gesichtspunkt
war für sie massgebend. Was mit Technik zusammenhängt, gehört zum Hand-
^) Abgedruckt bei Merrif. II, p. 726—756. Eine ital. Ausgabe ist erschienen unter
dem Titel: Del preparare tele, colori, ed altro spettante alla Pittura. Dialogo inedito soritto
da Qiambatista volpato, Pittoire 'Bassanese. Bassano 1847, mit einer Einleitung des Heraus-
gebers Baseggio und einem Porträt des Volpato.
5»
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werk, und in dieser Trennung der Kunst vom Können ist der Beginn des teohnisohen
Verfalles zu ersehen, wie er mit dem Ende des XVII. Jhs. in Italien zu Tag tritt.
Volpato steht noch auf dem Standpunkt, dass der Künstler zum mindesten
doch die Fähigkeit haben raüsste, das gute vom schlechten Material zu unter-
scheiden und dazu gelangten die Maler seiner Zeit durch die Handtierung mit
Farben und allen notwendigen Vorarbeiten schon wänrend ihrer Lehrzeit. Aber
auch diese Kenntnis beginnt immer mehr zu schwinden, seitdem alle Farben beim
Händler fertig zu kaufen sind, und die Auswahl nur durch das Auge getroffen wird.
„Die Hauptsache beim Erkennen der guten Fai*ben'' lässt Volpato den Lioinio
sagen, „ist ihi* schönes Aussehen^, und schliesslich ist es auch unter allen Um-
ständen wichtig, hierauf Rücksicht zu nehmen, wenn die koloristischen Eflekte
vollkomiben erzielt werden sollen. Volpato lehrt auch beim 'Einkauf auf der Hut
zu sein, denn „die Händler fölsohen zu ihrem Vorteil alle Farben^ (also auch
damals schon I) , doch gibt er nur Erkennungszeichen für das kostbare Ultramarin-
blau an.
Im weiteren Verlauf des Dialoges wird noch über das Reiben der Oelfarben,
Aufsetzen der Palette, Firnissen, Reinigen alter Bilder, die Herst eUung von Pastell-
stiften und ähnlichen handwerklichen Dingen gehandelt, worauf wir in späteren
Abschnitten noch zurückkommen werden. Schliesslich verabschieden sich die
beiden Kunstjünger, nicht ohne vorher in einem Weinkeller einzukehren, wo sie
„auf das Wohl ihrer Meister** ein paar Gläser leeren.
Obwohl nicht italienischen Ursprungs wäre hier noch das
Brüsseler Manuskripte^)
einzureihen. Es ist i. J. 1636 von dem Maler Pierre Le Brun, vielleicht einem
Bruder des französischen Malers Charles Le Brun (geb. 1619) in Paris verfasst.
Als Zeitgenosse der Oarracci, des Rubens u. s. w. wird man seinen Aufschreib-
ungen eine gewisse Bedeutung zumessen müssen, denn seine Notizen gewähren
einen Einblick nicht nur in die Technik der französischen Künstler um die Mitte
des XVII. Jahrhunderts, sondern gestatten auch den Schluss auf die zeitgenössiüche
Malweise der anderen Nationen.
In der At^fassung des Ms. folgt der Autor nicht der üblichen Anlage der
damals bekannten theoretischen Abhandlungen; er scheint vielmehr die Absicht
gehabt zu haben, ein kurzes Kompendium für Kunstliebhaber zusammenzustellen,
um ein rasches Eingehen in die hauptsächlichsten Kunstübungen durch einfache
Erklärung der Fachausdrücke zu ermöglicnen. Er gibt döshalb nach einer kurzen
Einleitung über den Wert der „hohen Kunst" eine Liste des für die Malerei
wichtigsten Handwerkszeuges, als da sind: Reibstein und Reibkeule, Paletten*
messer, Staffelei, Piuselhalter, Palette, Farben, Lein wanden u. dergl.; hierauf geht
er zu dem Malen eines Porträts über, und beschreibt wie die Konturen, Schatten,
Mitteltöne und Lichter dabei zu behandeln sind. Es folgt dann ganz kur« die
Erwähnung vom Landschaftsmalen, von Ornamentik und (Gewandung; einige
Abschnitte sind der Beleuchtung, der Komposition und Farbenharmonie gewidmet,
wobei alles nur in kiurzen Erklärungen als Erläuterung des Fachausdruckes gegeben
ist. Im II. Kapitel wird die Temperamalerei (Peindre k destrampe) beschrieben,
dann im III. die Freskomalerei, im IV. die Glasmalerei. Ein folgendes Kapitel
behandelt die Verhältnisse des menschlichen Körpers, dem sich ein besonderes
über „die Schönheit des menschlichen Gesichtes" anschliesst. Kapitel VH. bringt
eine Aufzählung der Farbonpigmeute , mit kurzer Angabe ihrer Herkunft und Er-
zeugungsweise. Das nächste Kapitel VIII. enthält unter der Aufschrift „Plusieiurs
secrets de peinture'' eine ganze Reihe von Malerregeln, zur Mischung von Farben
und deren Verwendung in bestimmten Fällen, nebst Hinweisen auf den Gebrauch
bei den Italienern, dann Angaben von Troekenölen, Firnissen, Grundierungen für
Lein wanden u. dgl. Die wichtigsten der hier beschriebenen Dinge werden bei Gtolegen-
^) Abgedruckt bei Merrif. II, p. 766—841, nach dem in der Bibliothek zu BrOsseb
befindlichen Original (Nr. 15.552).
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heit der Publikation des gleichzeitigen De Mayerne Ms. noch näher zu besprechen
sein, so dass hier nicht weiter davon gehandelt wird.
Ein IX. Kapitel erörtert die Art ^liber gute BOder zu sprechen^ (La faQon
de parier des beaux Tableaux). Es werden Beispiele gegeben, wie sich ein wahrer
Kunstkenner über ein Kunstwerk auszudrücken habe, indem er niemals die Malerei
als solche, sondern den Gegenstand und die Natürlichkeit der Darstellung bewundern
soll. So z. B.: ,,Das ist nicht gemalt, sondern Natur. Diese Figuren blicken mit
so natürlichem Ausdruck auf den Beschauer, dass man schwören könnte, sie seien
lebendig!** „Seht diese Fische hierl Schüttet Wasser über sie, und sie werden
schwimmen! Dann blickt die auf den Aesten sich wiegenden zwitscl^ernden Vögel
an; sie würden wegfliegen und den Himmel durchqueren, so vortrefflich sind sie
gemacht!^ „Seht, wie wundervoll die Draperie gelegt ist! Und die schneeweissen
Hände, auf welchen die Adern sich bei jedem Pulsschlag zu bewegen scheinen!
Seht, »wie die Muskeln anschwellen und sich vergrössern! Man könnt« die Rippen
des Körpers wählen und der Körper ist so vortrefflich gemacht, als ob die Natur
selbst ihn geformt hätte! Ist er denn wirklich gemalt, Wahrheit oder Kunstwerk !**
So geht es eine WeUe fort, indem Tiere, Mensch und Landschaft in be-
wundernden Aussprüchen apostrophiert werden, gleich als ob nicht ein Bild, sondern
der Gegenstand selbst vor dem Sprechenden sich befände. Bei Durchsicht dieses
Kapitels wird man unwillkürlich an jenes halb sarkastich, halb ernsthaft gemeinte
Büchlein „Die Kunst in 3 Stunden Mahler zu werden (Köln 1789)", eine Ueber-
setzimg aus dem französischen „Le Moyen de devenir peintre en trois heurs
(Paris 1755)", erinnert. Es zeigt dabei aber doch die ungemessene Hochachtung,
deren sich die hohe Kunst der Zeit zu erfreuen hatte.
Diesem Kapitel schliesst sich ein kurzer Abschnitt mit der Aufzählung der
berühmtesten Meister von Polygnotus angefangen bis auf Rubens und einige Zeit*
genossen des Autchrs (Freminet, Vouet, Lallemand, Thiesson u. a.) an, und darauf
folgt noch ein ausführlicherer Teil (Kap. XL) über Staffiermalerei und Vergoldung
(De l'Estofferie, ou Mani^re de Derer), worin sowohl Glanz- als auch Matt-
vergoldung aufs genaueste beschrieben werden.
Wie die obigen Mss., deren Kenntnis wir dem Sammelfleiss der Mrs. Merrifield
verdanken, finden sich gewiss in manchen Bibliotheken noch zahlreiche ähnliche
aufbewahrt. Selbst Merrifield's emsige Thätigkeit im Kopieren derartiger Quellen
würde erlahmen , wenn alles noch vorhandene ans Tageslicht gezogen werden sollte.
l?nd deren Herausgabe in Druck dürfte oftmals kaum der Mühe wert sein, wenn
man bedenkt , dass solche Rezeptensammlungen oft in vielen Abschriften existieren,
und dadurch Wiederholungen unvermeidlich sind. Ein derartiges Ms., das im
Kapuzinerkonvent zu Verona auf bewahrt ist, führt den Titel : Raocolti di Secreti,
Specifici, Remedi etc. Die Rezepte stammen aus der Zeit von 1659 — 1711.
Viele davon sind auch in anderen Mss. enthalten, so dass Merrifield nur einen
kurzen Auszug daraus zu bringen für nötig hält (p. GGOXI).
Ein • wichtiger Umstand darf aber hier nicht übergangen werden, nämlich
das Auftauchen der alchemistischen Rezeptenbüoher. Diese sind für die
Kenntnis der Farbenbereitung von gewisser Bedeutung, weü in diesem die Dar-
stellungsarten der verschiedenen Farben genauer beschrieben sind. Verfolgen die
alchemistischen Bücher zwar auch vor allem wohl andere Zwecke, so ist doch in
dem dunklen Wirken der Alchemie der Grund für die jetzige Wissenschaft der
Chemie, der wir die verbesserten Methoden der Farbenerzeugung zu danken haben,
gelegen. Es ist schon an anderer Stelle davon gesprochen worden, wie alles
Rezeptenwesen, aus den Kunstbüchern verbannt, in den Werkbüchern Aufnahme
gefunden hatte; durch die Buchdruckerkunst wurde dann auch hier das Wissen
weiter getragen. Und weil alles technische Wissen dazumal ohne weiteres gi'ünd-
liches Studium auf Empirie beruhte, sind die Rezeptenbücher der einzige Weg,
aus welchen sich die Handwerksleute das nötige Wissen holen konnten.
Infolgedessen ist die Zahl der alchemistischen Hand wer ksbücher ziemlich
gross; sie erscheinen in allen Sprachen übersetzt und in vielen Auflagen, stets durch
neue' Rezepte bereichert. Das XVI. Jh. scheint ganz besonders empfänglich für
derartige Litteratur gewesen zu sein. In meinem Besitze ist ein Büchlein, ohne
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Angabe des Druokortes und der Jahreszahl, betitelt: ,,Kunstkammer , darin
naan findet die Theophrastische Geheimnuss der Goldschmiede u. s. w.", und
das auch „von kunstreicher Zubereitung aller Farben, so bei den Mahlern in täg-
lichem Gebrauch, nebst Offenbarung, wie man die höchsten Farben aussziehen
soP, handelt.
Wie der berühmte Alchemist Theophrastus Paracelus, war auch Joh. Bapt.
Birelli als Kenner der „Geheimen Künste" geschätzt; seine Werke sind in vielen
Auflagen erschienen. Eine derselben in deutscher Uebersetzung führt den Titel:
Alchimia nova, das ist die güldene Kunst oder aller Künsten Gebärerin u. s. w.
aus dem italienischen ^des Edlen und Besten Hans Baptiste Birelli von Senis,
auf das fleissigst verteuischt, durch Petrum Uffenbachium" (Frankfurt a. Mayn,
bei Niclas Hoffmann 1503). Die Anweisungen für Malerei füllen hier einen ganzen
Abschnitt (p. 466 — 538) und zwar: „Das Eylffte Buch dieses gantzen Weroks
Joannis Baptistae Birelli, dess fÜrtrefHichen und weitberümbten Alchimisten. In
welchem gelehret und gehandelt wirdt, von allerley schönen Farben, wie man
dieselbige nicht allein zurichten und machen, sondern auch gebrauchen und damit
mahlen könne." In 145 Kapiteln wird hier die gesamte Kunst der Farben-
bereitung geschildert; von Maltechniken erscheint hauptsächlich die Gummitempera
für Mmiaturmalerei beschrieben, auch etliche Firnisse sind erwähnt, von Oelmalerei
ist jedoch nichts darin zu finden. Die Mehrzahl der Rezepte hat dann bei Boltz
in dessen Illuminier buch, und in den späteren Kunstbüchern Aufnahme gefunden.
Ein ähnliches Opus alchemistischer Litteratur ist betitelt: De Secreti uni versah
di D. Timoteo Rosselli (Venetia 1544). Es enthält im I. T. Lib. VII und VIII
eine Serie von Farbenrezepten für Miniaturmalerei, dann Angaben für Goldschrift
und Vergoldung, die mit solchen des Merciana Ms. Aehnlichkeit und Ueberein-
stimmung haben.
Geradezu sensationell muss der Erfolg der „Secreti^' des Alexius (Don
Alessio Piemontese, Pseudonym des Hieronymus Rusoelli) genannt werden, denn
dieses Buch erschien in fast alle europäischen Sprachen iibersetzt, und von der
ersten Auflage (Veaet. 1555) bis zur Mitte des XVII. Jhrs. waren gegen 25 Auf-
lagen nötig geworden (S. Netzen zu Mayerne's Ms. Nr. 58).
Dass vielfach solche Rezeptensammlungen als „wertvolle^* Werkstätt^ngeheim-
nisse betrachtet wurden, lässt erkennen, welch' grosser Wert denselben beigelegt
erscheint; deren Uebertragung in fremde Sprachen wird uns deshalb leicht begreiflich.
Eine Sammlung solcher „Geheimnisse*' liegt mir in einem französischen Büchlein vor,
betitelt: Recueü de Seorets, a TUsage des Artistes, Paris (ohne Angabe der Jahres-
zahl) und es Hesse sich die Reihe derartiger Kunstbücher leicht verzehnfachen. Hier
genügt der Hinweis auf deren Vorhandensein.
Zum Schlüsse dieser Aufzählungen der litterarischen Nachweise für die Kunst'-
teohnik alter Zeitperioden wären noch solche anzufügen, die weder in Druckwerken
noch in besonderen Ms. enthalten sind. Hierher gehören:
1. Verträge über die Bestellung von Altären und Bildwerken,
2. Rechnungsausweise für geleistete Arbeiten,
3. der Briefwechsel zwischen Künstlern und deren Auftraggeber,
4. Berichte über Restaurierungsarbeiten an älteren Kunstwerken.
Jeder einzelne der obengenannten Punkte erheischt in gewisser Beziehung
Beachtung, wenn die Daten technischer Art auf bestimmte Künstler oder bestimmte
Werke Bezug nehmen, und bei der heute so ausgebreiteten, archivalischen Quellen-
forschung mag manches neue Detail für uns von Interesse sein. Aus den Verträgen
ersehen wir die Sorgfalt, mit der die Auftraggeber vorgingen, indem sie sich von
vornherein das beste Material, die feinsten* Farben, echtes Gold u. s. w. aus-
bedangen.**) Die Rechnungsausweise bieten mitunter Anhaltspunkte für Farben
und Malmittel, die geeignet erscheinen , anderweitige Angaben der Quellenschriften
*•) Vgl. den Kontrakt des Pietro Perugino mit den Mönohen zu Perugia, dtto. 6.« März
1495 (Guhl, Künstlerbriefe No. 29). Guido Keni's Kontrakt mit den Vorstehern der Seiden-
zunft in Bologna (ibid. No. 20).
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— 71 —
BU ergänzen oder eventuell zu bestätigen. ^^) Vielfaohe Notizen in den erhaltenen
Briefen von Künstletm und deren Gönnern gewähren wieder einen Einblick in das
Schaffen derselben, woraus man die eine oder andere technische Gepflogenheit
kennen lernen kann.^®) Endlich sind auch Berichte über Restaurierungen, Auf-
deckungen alter Malereien und die sich daraus ergebenden Schlüsse für die Technik
der Bildwerke und deren Schöpfer von ausschlaggebender Bedeutung, insbesondere
wenn anderweitige Untersuchungen die gefundenen Resultate zu bekräftigen im-
stande sind.^^
Wenig Ausbeute für Technik gewähren die vielfach erhaltenen Zunftbücher
und ähnliche gewerkliche Statuten. Sie behandeln zumeist das Verhältnis der Mit-
glieder untereinander oder nach aussen, ohne das Handwerk selbst zu berühren.
Von Interesse ist vielleicht ein Artikel der Malerzunft von Siena, wonach es
bei Strafe von 10 Lire für jeden einzelnen Fall verboten war, minderwertige Farben
an Stolle von den bekannten teueren, oder halb wertiges Gold für echtes zu
gebrauchen. Offenbar hatte diese Verordnung den Zweck, eine Unterbietung des
Preises durch Gebrauch büligerer Farben zu verhüten, w)
^^) Rechnungsauszüge aus der Zeit Edward I von England (1274—1296) sind in Smith's
Antiquities of Westminster fLondon 1837) publiziert; s. iSiatlako p. 49 ff. Einschreibungen
über 2iahlungen für Farben und Malmittel, den Maler Andrea Pisano betreffend, nach Della
Valle (Storia del Duomo di Orvieto, Roma 1791), s. m. Beitr. III. -p. 272.
^ Besonders zu erwähnen: Gave, Cartc^gio inedito d' Artist! , Firenze 1840, 8 Bde
Guhl, Künstlerbriefe, II. Aufl. Berlin 1880.
*•) Vgl. Merrif., Orig. Treat. I. CXVII-CXLVII: Gespräche mit Italien. Restauratoren;
U. p. 849: Bericht über die Restauration der Gemälde in venetian. Staats-Galerien. Dieselbe,
Art of Fresoo painting, p. 128: über die Restauration der Galleria Caracci im Palazzo Famese
und der RaffaePschen LK>ggia an der Lungara. Zahlreich sind noch die einzelnen Berichte
z. B. U. d. Uebertragung &t Kirschermadonna von Tizian, d. ilestaurierung der Sixtin. Ma-
donna von Raffael u. s. w. (s. Frimmel, Gemäldekunde. Leipzig 1894).
^) (Statuti Dell Arte de' Fittori Sanesi vom Jahre 1355.)
Cap. XII. Di nun mettere uno oro per uno altro o uno oolore per altro. — Anoho
ordiniamo che nullo del arte de' dipentori t^soa o ver presuma di mettare ne' lavorii che
facesse oro o ariento o oolori che avesse promesso^ si come oro di metä per oro fino, e stagno
per ariento, azzurro de la Magna per azzurro oltramarino, biadetto overo indioo per azzurro,
terra rossa o minio per oinabro^ e ohi contrafecesse per le predette cose sia punito et
oondannato per ogiii volta in X hbr. (Gaye, Garteggio inedito a' Artisti, T. II. p. 7.)
Vgl. das Buch der Malerzeche in Frag, herausg. v. M. Päng^rl -(QuellenBchr. f. Kunst-
geschichte XIII. Wien 1878) p. 58 u. 71, wo bes. Strafen für Unterbieten auferlegt werden.
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IL Teü.
Quellen der Spanier.
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— 75 —
I. Die spanischen Kunstftücher des Pacheco und Palomino.
Für die Kunstteohnik des XVII. und XVIII. Jhs. sind die obengenannten
Autoren von hervorragender Wichtigkeit. Obschon ganz und gar unter dem Ein-
flüsse der italienischen Schriftsteller, zeigen sie doch bei genauerem Eingehen einige
Unterschiede technischer Natur, die weniger mit den italienischen Vorbildern, als
mit einer älteren Tradition in Beziehung stehen dürften. Msm darf zwar nicht ver-
gessen, dass viele spanische Künstler ihre Ausbildung in Italien genossen und durch
die italienische Liehrmethode beeinflusst waren. Aber andererseits ist gerade in
technischen Dingen doch wieder eine Weiterübung altererbter Kunstfertigkeiten zu
verzeichnen, welche vielleicht auf die Glanzzeiten der arabisch-maurischen Herr-
schaft zurückgeführt werden könnten. Wir brauchen hier nur daran zu erinnern,
dass mancherlei Kunstfertigkeiten von Spanien aus den Weg nach dem übrigen Europa
gefunden blatten, so z. B. Niello, Oorduanleder, die Herstellung künstlicher Perlen
und Edelsteine, wie aus dem Bologneser Ms des XV. Jhs., das einen spanischen
Künstler aus Toledo, Meister Jakobus, zum Verfasser hat, zu ersehen ist (s. III,
p. 118)^ dass technische Tradition für Zwecke der Malerei vorhanden war, ist
zweifellos; denn in dem Kommentar des Guavara zu Vitrüv's Schriften, der um
1550 abgefasst wurde (s. Merrif. Art of Prescopainting p. 2), ist eine ziemlich selb-
ständige Technik vorherrschend, die dann auch in die spätere Litteratur über-
nommen erscheint.^)
Die Olanzepoche der italienischen Kunst übte ihre Anziehungskraft auch auf
die spanischen Künstler aus. Wir finden C^spedes (1538—1608) lange Jahre in
Rom als Schüler und Freund des Federigo Zucchero thätig, wo er auch die An-
regung zu seiner litterarischen Thätigkeit empfangen hatt'C. Seine Studien über
alte Kunst sind in einem gi^össeren Werke „De la comparacion, de la antigua j
moderna pintura y escultura" niedergelegt, aus welchen später Pacheco vielfach
citiert, ebenso sind Teile eines didaktischen Qedichtes über Malerei von demselben
Autor zum Abdruck gebracht. Es wurde für das beste in spanischer Sprache über
diesen Oegenstand verfasste Gedicht gehalten.
Ein eigentliches Lehrbuch über Malerei und Kunst ist aber erst durch Francisco
Pacheco (1571 — 1664) der spanischen Litteratur gegeben worden. Ob Pacheco in
Italien selbst seine Studien vollendet hat, wird nicht Erwähnt (s. Viardot, Notices
sur les Peintres de l'Esnagne); er war der Schüler des Luis Femandez und der
Lehrer von Velasquez, at>er in der italienischen kunsttheoretisoben Litteratur war
er vollständig bewandert. Sein gross angelegtes Werk über die Malerei ^Arte de
la Pintura, su Antiguedad y Orandezas^ erschien in Sevilla i. J. 1649'); es zeigt
seine grosse Belesenheit der Fachschriftsteller von Leon Batt. Alberti angefangen
bis zu seiner Zeit. Dass Oarlo Dolce, Vasari, Armenini etc. vielfach citiert sind,
kann nicht verwundern, aber es ist ihm auch Van Mander's Buch bekannt, sodass
Oarduobo und Palomino ihn mit Recht einen „gelehrten Maler" nennen.
In den ersten zwei Bänden seines Werkes behandelt Pacheco ausschliesslich
die theoretische Seite der Malerei, bringt Erklärung imd Ursprung derselben, ihren
Vorzug vor andern Künsten, ihre Wertschätzung in alter und neuerer Zeit unter
0 Vßl. den Abschnitt über Fresko technik, in welchem ausführlich darüber jg^ehandelt ist.
') Die erste Ausgabe wai mir nicht zu^ng^ioh; die folgenden Citate smd nach der
neuen wortgetreuen Ausgabe von D. G. Cruzada villaamil, Madrid 1866, gegeben.
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— 76 —
Bezugnatime auf Gesohiohtliohea, dann behandelt er die einzelnen Teile der Malerei*
Zeichnung, Erfindung, Kolorit, wie es Lomazzo gethan, und erörtert Licht und
Schatt-en u. s. w. nach den damals geltenden Grundsätzen. Der dritte Teil behandelt
erst das Technische der Malerei, und zwar die Art der Anfertigung von Skizzen,
Zeichnungen, Kartons (Rasgufios, 'tibujos y cai*tones), die Tempera-Malerei (Pintura
al temple), Miniatur und Staffierung (Iluminacion, estofado), Freskomalerei (Pintura
k fresco), in weiteren drei Abschnitten die Oelmalerei (Pintura k olio), dann die
Vergoldungsartien (Dorado, brunido y mate). Nach diesem technischen Kapitel
folgen die einzelnen Abarten des Malens, wie Blumen- und Pruchtstücke, Land-
schaft, Tierstücke, endlich das Porträtmalen, ein besonderes Kapitel über den
günstigen Einfluss der Malkunst auf den Charakter, endlich ausführliche Angaben
über die Darst'Cllung der Heiligenlegenden.
In Bezug auf die Anfertigung der Zeichnungen und Kartons hält sich Pacheoo
an die Weisungen des Vasari, auch die Temperamalarten sind von den sonst
gebräuchlichen wenig verschieden, wir lernen aber aus Pacheco's Darstellung, wie
weit verbreitet diese Malart zu seiner Zeit gewesen sein muss. Er erzählt, dass die
besten Meister in Sevilla Wert darauf legten, sich in dieser Manier zu vervoll-
kommnen und sie als Vorübung für die Oelmalerei unentbehi*lich hielten (III,
Kap. 2, p. 21). Die erste Art, die am meisten geübte Manier hiess „Pintura de
las Sargas^ (Sarsche, Serge-Q^webe) Man rieb die auch in der Oelmalerei gebräuch-
lichen Farben mit Leimwasser oder Kleister (engrudo de tajados), indem man diesen
zuerst in Wasser mürb werden Hess und auf dem Feuer mit genügender Menge von
Wasser verdünnte^ resp. sieden liess. Zur weissen Farbe diente der totgelöschte Gips
(yeso muei*to). Man bediente sich aber auch des Schnitzelleimes (cola de retazo de
guantes). Mit diesem Leim überzog man zuerst die Leinwand oder die Wand und
war darauf bedacht, die in Oefässen gemischten Farben besonders zur Winterszeit
durch Kohlenpfannen warm zu erhalten, damit sie nicht erstarrten. Um diesen
lästigen Uebelstand zu vermeiden, mischten einige dem Kleister ein wenig Tauben-
mist (sicl) hinzu. ^) Wenn die zu bemalende Wand schon alt und nicht sehr rein
war, mischte man zu dem Kleister ein wenig Rindsgalle oder einige mit Wasser
geriebene Knoblauchzehen (d. h. die kleinen Ansätze der Zwiebel) hinzu, darauf
folgte eine Schichte von gewöhnlichem fein gesiebten Gips, und das nämliche
machte man auf grossen Leinwanden. Für Tafelbüder beschreibt Pacheoo die
Manier der „alten^ Maler, die Tafeln mit Leinen zu verleimen, den groben und
feinen Gips aufzutragen, die Oberfläche abzuschleifen, bevor darauf gemalt wird,
wie es in Oennini und nach diesem von Vasari and anderen auseinandergesetzt ist.
Gelegentlich der Erwähnung der älteren italienischen Tempera mit Ei und Feigen-
railch nach Vasari s Text, bemerkt Pacheoo, dass hier die Zugabe von Wasser nicht
erwähnt ist.
Von der „a guazo*^ Malerei, welche „heutzutage die Flamänder und die
Italiener^ anwenden, berichtet Pacheoo nach der Quelle des Oöspedes , der diese
Manier in Italien gelernt hatte, ^ierbei werden die Farben mit Wasser gerieben
und mit Schnitzelleim temperiert, wie auch bei der zuerst genannten Manier, aber,
um die Töne besser in Einklang zu bringen, wird die Leinwand von rückwäi*ts
stets feucht gehalten. Besonders vorteilhaft ist diese Art für Malereien in Hell-
dunkel (Grau in Grau) oder Bronzefarbe, weU eine gewünschte Weichheit leichter
zu erzielen ist. Interessant ist übrigens, dass die Maler der Zeit vielfach über
diese Manier spotteten, und „die treffende Bemerkung eines Italieners citiert wird,
der sie eine „Manier für Gänse'^ (casta de patos) nannte, weil alles nur „mit Wasser
und wieder Wasser** erreicht wird". Für Tafel- und Wandmalerei ist das „a guazo**
aber, wie sich von selbst ergibt, nicht tauglich, weil man hier das Feuchthalten
von rückwärts nicht anwenden kann.^) Deshalb hält Pacheoo im allgemeinen die
') Der Taubenmist ist auch erwähnt in einem Rez. des Levdeuer Papyrus (Edit
Leemans, Papvri Graeci musel antiqu. Leyden 1886, Rez. p. 10, 1. 32) tUr eine Art von Silber^
Schrift. Die Anwendung dieses seltsamen Mittels reicht demnach bis ins III. Jh. unserer
Zeit zurück!
*) Es sei hier noch bemerkt, dass „Guazzo' des XVI. Jhs. von dem hier beschriebenen
verschieden gewesen sein muss.
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— 77 —
anderen Manieren, mit Leim oder Sohnitzelleim , für besser und weniger um-
ständlich.
Zur dritt-en Manier wird die Mischung des ganzen Eies in einem halben Glas
Wasser genommen ; ein Feigenblatt (una hoja de higuera) wird hineingeworfen und
alles tüchtig bis zum Schäumen yerrührt. Als Grund dient nicht zu stark geleimte
Leinwand, die mit Bimstein abgerieben ist, oder auch Papier und Pappendeckel
Die hellen, mittleren und dunklen Töne werden in kleineu Schälchen vorher an-
gemischt und alles aufs Nasse zwei- oder dreimal aufgetragen, um eine schöne,
gleiohmässige Oberfläche zu erzielen.
Es folgt dann noch die Art auf ungrundierte weisse Leinwand oder Taflfet
zu malen, indem man diese mit Alaunlösung bestreicht und die Farben mit weichem
Gummiwasser mischt; endlich die Angaben über Miniaturmalerei auf Papier oder
Pergament (mit Gummi arabicum und Wasser), wobei auch ältere Bindemittel
(Fisohleim, Pergamentleim, Honig und Zucker, p. 32) angeführt werden, und die
StaflSermalereL
Die hierauf folgenden Angaben über Freskotechnik (p. 47 ff.) werden, soweit
sie für uns von Interesse sind, in den allgemeinen Abschnitten abgedruckt werden.
Hier sei nur erwähnt, dass sich in diesen Angaben die italienische Tradition voU-
konmaen ausspricht und dass Pacheco auch bezüglich der Oelmalerei den betreffenden
Kapiteln des Vasari, Van Mander u. s. w. vollständig folgt, demnach die Brüder
Hubert und Jan van Eycl^ als Erfinder der Oelmalerei preist. Einzehie Detaüs,
wie die Grund.erungen für Oelmalerei, das Reinigen des Malöles und die Präparation
der Firnisse füge ich, um den Zusammenhang nicht zu stören, weiter unten an.
Dieselben sind für die Zeit des XVII. Jhs. und die Malweise des Ribera, Velasquez,
Murillo ebenso wichtig, wie die Angaben des Palomino für die spanischen Maler des
XVIll. Jhs.
Von Palomino's grossem Werke ^) über die gesamte Wissenschaft der Malerei
erschien i. J. 1715 der erste Teil unter dem Titel „El Museo Pictorico", 1724 der
zweite TeU, gleichzeitig mit einem dritten Teü, enthaltend die Lebensbeschreibungen
der spanischen Maler „El Parnaso Espaflol Pintoresco Laureado". Im ersten Teüe
dieses auf breiter Basis aufgebauten Werkes wird die Theorie der Malerei, ihre
Arten und Grundlagen in ausführlichen didaktisch -phüosophischen und mathe-
matischen Exkursen (Geometrie) erörtert. Der zweite Teil ist der Praxiß gewidmet.
Der Autor beginnt mit Lehren für den angehenden Künstler, behandelt dann die
Anatomie des menschlichen Körpers, das Zeichnen und Entwerfen der Kompo-
sitionen, die Grundierungen von Lein wanden und Tafeln für Oel- und Tempera-
malerei, die Freskotechnik, die Farben und Firnisse, die Praxis des Malens (Kar-
uation, Gewandung; Landschaft u. s. w.), Perspektive und alle noch nötigen An-
gaben über Kolorit u. dgl.
Palomino (geb. 1663, gest. 1726) lebte zu einer Zeit, in welcher vi6l über
Kunst geschrieben wurde, aber die eigentliche Technik allmählig verloren ging,
in welcher die Theorie studiert, aber* die Praxis vernachlässigt wurde. Sein Werk
sollte deshalb alles für die Malerei Wissenswerte vereinigen. Als Ganzes betrachtet
ist es auch viel umfassender, übersichtlicher und ausführlicher als Pacheco's „Arte
de Pintura.'' Er steht dem Thema viel freier gegenüber und ist weniger al)hängig
von der italienischen Litteratur des XVI. «I^s. In Bezug auf das Technische
beschreibt er nur die zu seiner Zeit üblichen Methoden und verbreitet sich auch
ausführlich über das Farbenmaterial, im Gegensatz von Pacheco, der darüber keine
besonderen Angaben macht. Während Pacheco sich gern in den Vordergrund
*) Die mir vorliegende 2. Ausgabe, Madrid 1796, hat folgenden Titel: El Museo Pio-
torico y Esoala optica. Te<^rioa de la'Pintura, en que se describe su Origen, Esenoia, Espedes
j Qualidades. con todos los denias Äcoidentes que la enriqueoen 6 ilustraL. J se prueban
con Demonstraciones matematicas y filosofioas aus mas radicales Fundamentes, rar Don
Antonio Palomino de Castro y Volasoo. Der IL Teil desselben Werkes: Pratica de la Pintura,
en que se trata del modo de pintar ä el Olio, Teinple y Fresco, con la Resolution de todas
las Dudas que en su Manipulacion pueden ocurrir. V de la Porspeotiva comun, la de Tcohos,
Angulos, Teatros, y Monumentos de Perspeotiva, y otras Cosas muy especiales, oon la
Direccion y Documentos para las Ideas o' Asuntos de las Obras de que se ponen algunos
Exeroplares. Madrid 1797.
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stellt, seine Werke und die Ehren aufzählt, die sie ihm eingetragen hatten, thut
dies Palomino niemals, und dadurch, dass er der Kimstgeschichte einen besonderen
Band widmet, entlastet er den teohnisohen Teil seines Werkes ganz erheblich.
Bei der allgemeinen Einteilung der verschiedenen Spezies der Malerei berück-
sichtigt Palomino auch die Textilkunst, die in Spanien zu grosser Blüte gelangte
Weberei von GobeUns, die Nadelmalerei, die eingelegten Arbeiten in Metall, Marmor.
Holz (Intarsia), und verschieden gefärbtem Gips (Kunstmarmor), dann die en-
kaustischen Malweisen, d. h. solche, bei welchen durch Peuerhitze die Farben ein-
gebrannt werden. Hierzu rechnet er zunächst die antike Wachsmalerei nach Phnius^
dann die Malerei auf Thongeschirren (Fayence), die Porzellanmalerei, die Glasmalerei
und Email. Es folgen hierauf die eigentlichen Malereien, die von Künstlern aus-
geführt wurden, nämlich Tempera-, Fresko- und Oeltechnik. (Lib. I. Kap. VI.) Zur
ersteren dienen „klebrige Substanzen^', mit welchen die Farben flüssig gemacht
werden, als Leime, Gummi ynd ähnliche Dinge (cola, goma, ö cosa semejante).
Unterteilungen dieser Spezies sind: die Illuminierung (Iluminacion), bei welcher die
Farben mit Gummi wasser temperiert und die Lichter ausgespart werden ; dieser
Art ist die Miniaturmalerei (Miniatura) verwandt, nur worden hier die Töne nicht
durch Schraffierung vereinigt, sondern durch Punktieren erzielt (Elfenbein maierei),
dann die Guacho-Malerei (Pintura de aguazo), welche auf feiner Leinwand unter
steter Befeuchtung von rückwärts mit gewöhnlichem Wasser, und ohne weitere.^
Weiss als es die Oberfläche der Leinwand bietet, ausgeführt wird. Zur Rindung
der Farben dient Leim- oder sehr schwaches Gummiwasser (agua cola, 6 goma
muy daca). Endlich die eigenUiehe Tempera (Pintura labrada al lemple), bei welcher
alle Töne mit Hilfe von weissem Grundmaterial angemischt werden, also deckfarbig
wirken sollen. Dieses Weiss ist hauptsächlich Gips oder auch Bleiweiss. In Lib.
VI, Kap. V (p. 110) wird dann weiter auseinandergesetzt, wie man die Grund-
flächen für diese Malerei zu bereiten hat, je nachdem man auf Wänden, Tafeln
und Leinwand zu malen gedenkt. Wenn diese Flächen eben genug, oder abgeschabt
sind, erhalten sie eine La^e von warmem Leimwasser, und wenn das Holz pechige
Stellen zeigt, werden solche abgekratzt, mit Knoblauch^) abgerieben und der für
die Grundierung nötige Leim mit diesem verkocht (die Knollen werden vorher zer-
quetscht). Dieser Knoblauchleim (agicola) dient zur Grundierung für Holz. Andere
Unterlagen bedürfen dieser Vorbereitung nicht. Es folgen dann die Schichten von
geleimtem Gips mit Leim angemacht, wie bei den allgemeinen Grimdierungen.
Zum Anreiben der Farben dient der Schnitzelleim (cola de retazo), der für die erfete
Lage stark, für die folgenden aber schwach gehalten sein soll.
Die Angaben über Freskomalerei, die Palomino im II. Teil (lib. VU. cap. IV )
ausführlich behandelt, finden die Leser in dem Abschnitt, der den Quellen für
Freskotechnik im Zusammenhang gewidmet ist, abgedruckt. Um Wiederholungen
zu vermeiden, sind jedoch die einzelnen wichtigeren Details über Grundierung für Gel-
maierei, Trockenöle und Firnisse, sowie die FarbeuUsten hier eingefügt. Es braucht
wohl nicht besonderen Hinweises, dass auch Polomino bezügl. der Oelmalerei der
allgemeinen Ansicht der Zeit folgt, und die Erfindung der Oeltechnik dem van
Eyck zuschreibt, der „die trocknende Eigenschaft des Leinöles^ entdeckt und durch
die Mischung der Farben mit diesem Gele die Wege zur Kunst des Malens eröffnet
hätte. Bei der Aufzählung der Farben für Oelmalerei erwähnt Polomino des Ge-
brauchs von Nussöl für blaue und weisse Farben, welche dadurch sich besser
halten, während die übrigen Farben mit Leinöl verarbeitet werden sollen.
Die weitläufigen Kapitel über das Malen von Karnation, Gewändern, Land-
schafts-Untermalung, Lasuren u. s. w. bieten t-echnisch nichts neues und besonders
erwähnenswertes.
^) Hier sei auf den Gebrauch der Knoblauohgrundierun^ bei den französischen An-
streichern für feinere Stoffierunfi" von Lamberien und Möbel hmge wiesen. In Watin, TArt
du Peintre, Dojeur Vemisseur, Paris 1753 (deutsche Ausg. „Der Staffiermaler" Leipzig 1779
p. 65) wird diese Manier unter dem Namen „Detrampe vernie anpeilt Ghipolin*' ^vom itaL
cipoUa, kleiner Zwiebel) angeführt. Durch üeborreiben von Zwiebel oder Knoblauch sollen
die pechigen Stellen (sog. Harzgallen) zur Aufnahme der Leimfarben besser geeignet gemacht
werden. Ab Stelle dieser heute wenis^ bekannten Methode brennt man die „Harzgallon' mit
einem passenden glühenden Eisen und kittet die entstandenen Löcher mit Leimgipskitt aus.
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II. Technische Details aus den spanischen KunstbUchem.
Qrundierungen des Paöheco für Oelmalerei (Lib. III. Kap. V. p. 69).
1. „Zur Malerei auf der Mauer soll diese frei von Feuchtigkeit und der Bewurf
von Kalk oder Gips viele Tage getrocknet sein. Um die Unebenheiten
auszugleichen ; kann man eine Lage von warmen Schnitzelleim (cola de
retazo de guantes) mit ein wenig Ochsengalle und einigen gestossenen
Knoblauohköpfen vermischt auftragen. Wenn diese Lage trocken ist, werden
die Ritzen oder Vertiefungen mit fein gesiebtem Gips abgeglichen und mit
dem Schaber übergangen. Nachher wird eine zweite Schichte vom gleichen
Gips, mit heissem Leim angemacht, darüber gezogen und nach dem Trocknen
abermals abgeschliffen. Man macht dann eine genügende Menge von
Leinöl heiss, überstreicht mit einem grossen Pinsel die ganze Fläche und
lässt das Oel einsaugen. Einige wiederholen dies zweimal, und lassen
dann die Wand einige Tage (im Sommer 4, im Winter 10—12 Tage)
trocknen. Es folgt darauf eine ,,Imprimacion^ von Leinöl mit Blei weiss
in hinlänglicher Menge nebst ein wenig Mennige und Umbra zur besseren
Trocknung. Diese erste Schichte soll schnell und flü$sig, aber gleichmässig
mit kurzem weichen Pinsel gegeben werden. Wenn diese Schichte trocken
ist, mag man eine weitere, etwas körperhaftere, mit weniger Leinöl ver-
mischt geben und nach dem Trocknen übergeht man die Fläche mit einem
rauhen Papier; dann ist die Mauer zur Malerei passend.'' In Bezug auf
weitere Manieren verweist Paoheoo auf Vasari.
2. „Die Holztafeln (von Steineichen- oder Zedernholz) werden, nachdem sie durch
Leisten aneinander gefügt sind, mit einem Ueberzug von nicht zu starkem
Leim und Knoblauch -versehen , gewöhnlicher, gebrannter und gesiebter
Gips dazu gemischt, und 3 oder 4 Lagen davon gegeben, um Vertief-
ungen auszugleichen; hierauf wird der eigentliche Grund 5 oder 6 mal
aufgetragen. Nach dem Trocknen wird die Tafel mit einem scharfen Sohab-
messer oder Glätteisen abgeschabt, bis sie vollkommen eben erscheint.
Dann folgt die „Imprimacion^ von Bleiweiss und Umbra nebst genügender
Menge von Leinöl in nicht zu dunkler Farbe darüber. Ist diese Lage
getrocknet, dann übergeht man die Fläche mit Papier (wie oben)."
3. „Die Bereitung der Leineiwanden ist in verschiedenen Gegenden verschieden.
Einige verwenden einen KUeister von Roggenmehl oder feinem Mehl, Olivenöl
und ein wenig Honig (was man ohne Appetit essen könnte, [sie in libro])
bestreichen damit die Leinwand, um die Poren zu vermachen, schaben
dies mit Bimsstein ab und grundieren darauf zweimal mit Oelfarbe.^'
„Andere leimen vorerst mit Handschuhleim, überstreichen dann in gleichem
Leim gelösten gesiebten Gips, breiten diesen mit dem Pinsel und Schab-
messer aus, um die Zwischenräume der Fäden zu verdecken, übergehen
diese Lage mit Bimsstein und grundieren darüber ein- oder zweimal."
„In Madrid nehmen einige zum Grund auf I^einwand Schnitzelleim mit
gesiebter Asche (cola de guantes y ceniza cernida) an Stelle von Gips,
tragen die Lage mittels eines Borstenpinsels oder einer Spatel auf, lassen
diese Lage trocknen, schleifen mit Bimsstein und geben die Imprimatur
nur mit in Leinöl geriebenen gemeinem Rötel (almagra comun molida con
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aoeite de linaza). Andere begünstigen eine Orundierung (imprimatura) yod
Bleiweiss mit Mennige und Kohlschwarz in Leinöl gerieben auf der Unter-
lage von Oips. „Mich hat aber die Erfahrung gelehrt^, fügt Pacheoo hin-
zu, „dass jeder Grund von Mehl, Gips oder Asche feucht wird und mit
der Zeit fault, so dass die Gemälde springen und sich abschälen, deshalb
erachte ich den schwachen Handschuhleim für sicherer, der kalt auf die
Leinwand aufgestrichen oder mit einer Messerklinge ausgebreitet wird, um
die Poren der Leinwand zu schliessen; dann wird dies mit Bimsstein ab-
geschliffen und darüber grundiert. Ich halte es auch nicht für schlecht, vor
dem Leimauftrage die aufgespannte Leinwand mit Bimsstein zu schleifen,
die Fasern aufgerauht zu lassen und gleich darauf den Leim zu geben.
Die beste Imprimatur besteht aus löpferthon, wie er in Sevilla gebraucht
wird, zu Pulver gemahlen und mit Leim und Leinöl vermischt. Man gibt
eine Lage davon sehr gleichmässig auf die Leinwand , lässt diese trocknen,
schleift mit Bimsstein ab, um die zweite Schichte ganz dünn auftragen zu
können, schleift auch diese sehr eben und darauf mag man noch eine
dritte Lage anbringen, welche man, um mehr Körper zu geben, aus Töpfer-
thon nebst ein wenig Bleiweiss bereiten oder auch ohne das letzte an-
wenden kann. Ich gebe aber zu, dass eine ungeleimte Leinwand mit diesen
drei Schichten von Imprimatura sehr gut grundiert werden kann, wenn-
gleich wie erwähnt, der schwache Leim auch tauglich ist." Nach diesem
Vorgang hatte Pacheco die sechs Leinwandbilder im Kloster de 1a Marced
bereitet, welche seit ihrer Entstehung im Jahre 1600 keinen Schaden ge-
zeigt hatten.
Trockenöl und Firnisse des Pacheco.
Die folgenden Trockenmittel für Oelfarben (Secantes diferentes & ölio) er-
wähnt Pacheoo gelegentlich der Arbeit beim Malen von roten Draperien (Lib. III.
Cap. V. p. 79). Stets verlange der mit fettem Leinöl oder Nussöl geriebene Floren-
tiner Lack (carmin de Florencia) ein wenig Trockenöl, mit Glas oder Bleiglätte be-
reitet, d. h. Leinöl wird mit ein wenig gepulverter Glätte gemischt und auf dem
Feuer gekocht. Es ist genügend gekocht, wenn ein hineingeworfenes Stück Brod
wie geröstet erscheint. Dies ist das gewöhnliche Trockenöl, das den Karmin nicht
verdirbt.
Ebenfalls gut ist es, das fette Oel mit Mennige zu kochen, oder Vitriol mit
Oel gerieben oder in Pulverform den Farben beigemischt zu verwenden.
Zum Bleichen des Leinöles wird folgendes Verfahren empfohlen (ibid.
p. 83): Man nehme in einer Glasflasche 1 Pfund reines und klares Leinöl, füge
dazu 3 Unzen vom stärksten Branntwein und zwei Unzen Lavendel-Samen, stelle
das 14 Tage in die Sonne und schüttle es zweimal täglich auf. Auf diese Weise wird
es klar und rein; man giesst es dann zum Gebrauch in ein anderes Glas. Dieses
Oel dient zu weissen und blauen Farben, sowie zur Karnation.
Von den verschiedenen Arten der Firnisse handelt Pacheco im weiteren Ab-
schnitte (ibid. p. 103): Er beschreibt die folgenden Arten (De varias suertes de
barnices) :
1. V« Pfund Leinöl wird auf glühenden Kohlen erhitzt, drei ©ntschälte Knob-
lauchköpfe werden dazugethan und solange mitgekocht, bis eine eingetauchte
Hühnerfeder sich kräuselt ; dann werden vier Unzen zu Pulver gestossenes
Wachholderharz (grasa), das die Araber Sandaraca nennen, hinzugegeben
und solange gekocht, bis die Masse genügend (.ick ist; um die Menge des
Oeles zu vergrössern und um den Firnis zu verbessern, kann Lavendelöl
hinzugegeben werden.
2. Zu einem anderen Firnis nimmt man gestossenen und durchgesiebten Mastix,
bedeckt ihn mit Nussöl und stellt dies in einem Gefäss an schwaches Feuer,
rührt um, bis sich der Firnis gelöst hat; man hebt es dann vom Feuer
und gibt ein wenig Lavendelöl hinzu.
3. In ein Gefäss gibt man eine beliebige Menge von Spik- oder Lavendelöl
und gestossenes Sandaracharz (grasa), nebst etwas in ein Tuch gebundenes
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Mastixharz und stellt dies auf glühende Kohlen oder leichtes Feuer. Nach-
dem sich der Sandarac gelöst , hebt man es vom Feuer, entfernt das Tuch,
und bringt ein wenig vom stärksten Weingeist hinzu, mehr oder weniger,
je nachdem der Firnis dünner oder dicker sein soll.
4. Der vierte ist irgend einer der obigen Firnisse, der mit Spiköl dünnflüssiger
gemacht und an der Sonne gestellt wurde.
5. Ein anderer wird bereitet aus zwei Unzen gutem Weingeist und einer Unze
fein gestossenem Mastix, die auf gelindem Feuer vereinigt werden. Nach
dem Erkalten werden zwei Unzen Petroleum dazugemischt.
6. Vortrefflicher Firnis für Gemälde : 2 Unzen pulverisierter Sandarac , vom
feinsten und 2 Unzen 6fach destillierter Spiritus, '/s Unze Spiköl werden
auf gelindem Feuer miteinander vereinigt.
7. Für Bilderrahmen dient ein Firnis aus 2 Unzen Leinöl, 2 Unzen Pinien-
harz und einer Unze Sapoöl (aceite de sapo ?).
8. Ein weiterer Firnis besteht aus 1 Unze Benzoe und 2 Unzen starkem Wein-
geist, auf schwachem Feuer gelöst, und dazu kommt ^/s Unze heller Ter-
pentin (trementina).
9. Der letzte Firnis wird bereitet aus 1 Unze Terpentinöl (aguarras) und 1 Unze
franz. sehr klarem Terpentin; den Terpentin erwärme man gesondert über
dem Feuer, bis er gelöst, ist und schütte ihn dann sogleich in das Terpentinöl
und mische mit einer reinen Spatel zusammen. Er hält sieb höchstens
einen Monat lang gut und soll besser frisch verwendet werden.
6
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~ 82 —
III. Angaben des Palomino.
Qrundierungen für Leinwänden und andere Pläohen von Palo-
mino (Museo pictorioo IT. T. pag. 44):
1. In Fällen, die EUIb erfordern, kann die Leinwand mit einer Lage von Leim
bestrichen und ohne weitere Vorbereitung darauf mit Oelfarben gemalt
werden. Ebenso wird auch auf Holz, Kupfer oder Glas, wenn das letztere
mit Knoblauch eingerieben ist, mit Oelfarben gemalt.
2. OewöhnUch sollen die Leinwanden vor dem Aufspannen nass gemacht und
gut ausgerungen werden. Zur Präparation derselben dienen zwei Manieren.
Die erste, ältere besteht aus Kleister von Weizenmehl (harina de trigo) in
heissem Wasser flüssig gemacht; dazu geben einige ein wenig Honig und
etwas Leinöl nach Bedarf, aber kein Olivenöl (s. Pacheco's Angabe). Die
Masse wird auf gelindem Feuer ein wenig warm gemacht und mittels einer
Spatel oder flachem Eisenstück aufgestrichen; etliche bedienen sich dazu
geeignet-er Buchen- oder Eichenspatel. Der Auftrag soll gleichmässig ge-
geben, aber nur so dick sein, um die Zwischenräume auszufüllen. Diese
Manier ist aber für feuchte Plätze nicht zu empfehlen , weil dabei die Lein-
wand leicht schimmelig wird und die Malerei verdirbt. Deshalb ist es an-
gebracht, vor der „Imprimacion^ mit Leinöl die Leinwand mit Bimsstein
leicht abzureiben, damit das Oel in dieselbe eindringen kann und vor
Schaden bewahrt bleibt; aus gleichem Grunde ist eine zweite Schichte von
Kleister entbehrlich.
Die zweite Methode besteht in dem Qebrauch von Sohnitzelleim (cola
de retazo). Dieser soll nicht heiss, sondern lauwarm aufgetragen werden
und nicht zu stark sein. Man reibt die Leinwand dann mit Bimsstein ab,
und trägt eine zweite Leimschichte darüber, die aber nicht gebimst zu
werden braucht.
Auf die nach diesen beiden Arten bereiteten Leinwanden folgt dann die
„Imprimacion^ mit Oel; in Andalusien und anderen Orten wird dieselbe auch
mit einer Art von Thon bereitet, der sich in Flüssen und Niederungen
findet, und in diesen Gegenden zur Herstellung von Ziegeln dient ; wo dieser
aber fehlt, nimmt man eine Kreide, die in Madrid „tierra de Esquivias'^ heisst
und von den Töpfern gebraucht wird. Diese Tonerde reibt man in einem
Mörser fein, siebt sie durch ein Sieb, gibt ein wenig rote Erde oder Rötel
hinzu, und mischt die Masse mit Leinöl gut zusammen, so dass die Im-
primatur weder zu dick noch zu dünn ist. Man reibt dann das Ganze in
kleinen Partieen fein auf dem Marmor und fügt ein wenig von alten Farben-
resten, die von gut trocknenden Farben übrig sind, dazu. Im Falle solche
nicht vorhanden sind, gebe man je nach der Menge eine oder zwei Por-
tionen von dunkler Umbra (sombra del viejo) hinzu, denn der Ton und
Letten (legamo y greda) trocknen mit Oel nicht gut. Diese Grundiorung
wird dann sorgfältig imd gleichmässig auf die präparierte Leinwand ge-
strichen und eben ausgebreitet, und trocken geworden mit dem Bimsstein
geschliffen. Es folgt noch eine zweite ebensolche Schichte, die man trocknen
lässt, und die vor dem Malen abermals mit Bimsstein abzureiben ist.
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3. Holztafeln können , naohdem sie geraspelt und gesohliffen sind, ohne weitere
Präparation mit Oel-Imprimacion bedeckt werden; die Lage ist geschickt
und gleiohmässig mit weichem Pinsel aufzutragen, dann nach dem Trocknen
mit einem Schabmesser abzuschaben, und eine zweite gleiche Schichte da-
rüber zu ziehed. Es genügt in dringenden Fällen auch die eine Schichte.
Gegen den ersten Leimaufstrich auf Holztafeln, den einige gewöhnlich vor-
nehmen, spricht sich Palomino deshalb aus, weil hiedurch die Poren des
Holzes geschlossen würden, und das Oel also nicht so tief eindringen könnte»
was für die Dauerhaftigkeit der Malerei von Einfluss ist.
Die ältere Manier der Holztafel-Grundierung besteht in den mehrfachen
Aufträgen von Gips und Leim in der. bekannten Art. Um den Gipslagen
besseren Halt zu geben , wird hier (an Stelle der Leinwand) eine Lage von
Knoblauchleim (agicola), aus mit Leim gesottenen Knoblauchköpfen bereitet,
aufgestrichen, damit der Grund an den harzigen Stellen des Holzes nicht
abspringe. Dann folgt das Auskitten der Unebenheiten mit Gips und Leinr,
das dreifache Auftragen von gewöhnlichem (groben) Gips und dann die
drei Lagen des feinen Gipses, das Abschaben, hierauf abermals eine Lage
von Schnitzelleim und endlich eine doppelte OeUmprimatur von sehr fein
geriebenen Farben. Bei dieser Präparation bestehe aber die Gefahr, dass
der Grund durch den zu starken Leim leicht rissig wird, seine Kraft ver-
liert, mithin gegen die Vorteile der grundierten Leinwand zurücksieht.
4. Kupfertafeln , auf welchen mit grosser Vorliebe gemalt wurde, erhalten eine
ähnliche Oelpräparation wie die Holztafeln , doch soll die glatte Fläche zu-
erst mit Knoblauch abgerieben werden, weil an den vertieftereu Stellen,
wenn solche vorhanden, sonst die „Imprimacion" nicht gut. trocknet. Der
Oelgrund wird gleichmässig aufgestrichen und gut geebnet.
Taffet und Seide wird zuerst mit warmem Schnitzelleim oder nicht zu
starkem Gummi bestrichen und dann mit fein geriebener Oeltarbe grundiert.
5. Bei Oelmalerei auf Wandfläche erhält dieselbe zuerst eine Lage von heissem
Leim, hierauf eine Schichte von geleimtem Gips zum Decken der Rauhig-
keiten, schliesslich die Oelgrundierung, wie es auch Pacheco (s. p. 79) be-
schreibt. Für feucht« Plätze taugt aber der Leimgrund nicht, sondern eine
Grundierung von mit Knoblauch nebst ein wenig Mennige gesottenem Leinöl.
Ueber die Ursachen des Verderbes vieler hervorragender Bilder spricht sich
Palomino dahin aus, dass die früher übliche Grundierung mit gesiebter Asche und
Leim (cernada) für die Bilder von Nachteil ist. Die berühmten Gemälde des Ribera
seien so spröde und hart geworden, das8 es nicht mehr möglich wäre, sie auf-
zurollen, um sie von einem Platz auf einen anderen zu bringen, ohne dass sie voll-
ständig brüchig werden. Man gab zuerst der Leinwand eine Lage Leim, dann
die „cernada** zum Ausfüllen der Unebenheiten in der Art eines Kleisters, nach
dem Abschaben mit Bimsstein eine weitere Leimsohichte und endlich nur eine ganz
geringe Oel-Imprimacion; das seien lauter Dinge, um das Springen zu erleichtern.
Man solle es als „unfehlbare" Regel betrachten, dass, je feiner die Grundierung
ausgeführt ist und die Oberfläche der -Leinwand zu sehen ist, mithin die Oelgrun-
dierung besser eingedrungen und festgehalten wird, desto fester und dauerhafter
würde das Gemälde sein.
Oele des Palomino (II. T. p. 55).
1. Leinöl (Aceyte de linaza).
2. Nussöl (Aceyte de nueces).
Im Falle kein Nussöl zu haben ist, kann Leinöl auf folgende Weise geklärt
werden: Man gieast es in ein Gefäss, gibt eine Quantität gepulvertes Blei weiss
hinzu und verrührt es tüchtig, stellt es an die Sonne oder in den Schatten, schüt-
telt es drei Tage lang täglich auf, dann gebrauche inan es, denn, wenn dies zu oft
wiederholt wird, verdickt es sich.
Bin anderes Oel für Blau und Weiss an Stelle des Nussöles ist das Pinien-
Gel (Aceyte de pinones), das durch Auspressen der gestampften und entsohälten
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Kerne der Pinienfruoht nach Befeuchtung mit Wasser oder weissem Wein in warmetn
Zustande» ebenso wie auch das Nussö], gewonnen wird.
Als Trockenmittel für Leinöl (Secante de aceyte de linaza) dient Mennige.
Bleiglätte oder Silberglätte, wovon eine Unze auf ein Pfund Leinöl genommen wird,
nebst gestossenem Olas und Zugabe eines entschälten zerquetschten Knoblauchkopfes.
Alles wird in einen zur Hälfte gefüllten Topf ans Feuer gesetzt und unter Umrühren
so lange gekocht, bis der Knoblauch geröstet erscheint. Man entfernt diesen mit
dem Schöpflöffel und lässt alles sich setzen.
Nach einer zweiten Manier wird eine Quantität alter Farben in einem glasierten
Geschirr mit Leinöl übergössen, einige Zeit gekocht, umgerührt und ruhen
gelassen; das gibt ein sehr helles nnd treffliches Trockenöl (Dicköl oder Standöl),
welches für alle Farben mit Ausnahme der weissen und blauen dient.
Für Weiss und Blau nimmt man Nussöl, gibt eine Quantität gestossenes Glas,
ein wenig Bleiglätte und mit dem gleichen Oel geriebenes Blei weiss nebst ein
wenig Mennige, etwa eine Unze von jedem, zu */« Pfund Nussöl, lässt es in Wasser
in einem Gefäss (Wasserbäd) eine zeitlang koohen, wodurch das Trookenöl viel
heller und nicht weniger kräftig werden soll.
Andere Trockenmittel werden auf der Palette mit den Farben vermischt,
und zwar dienen dazu: feingestossenes, mit Leinöl oder Nussöl verriebenes Glas,
das wie andere Farben in der Blase gefüllt aufbewahrt werden kann; Zinkvitriol
(oaparosa ö vitriolo) mit Oel angerieben oder gebrannter Alaunstein (piedra alumbre
quemada), der mit Leinöl verrieben ist.
Das beste Trockenmittel ist aber der in Leinöl geriebene Grünspan (cardenillo
molido d el olio), besonders für die roten und schwarzen Farben; bei ersteren ist
aber grosse Sparsamkeit anzuraten. Die Menge des Grünspans variiert je nach dem
Gutdünken des Malers zwischen der Grösse einer Haselnuss und einem Stecknadel-
knopf. Als weiteres Trockenmittel dient mit Nussöl geriebene Smalte (Secante de
esmalte remolido), die ebenso wie die anderen auf der Palette mit Ultramarin
oder Indigo in massiger Menge gemischt wird
Firnisse des Palomino (IL T. p. 327).
1. Gewöhnlicher Terpentinölfirnis (Barniz de aguarräs, el mas oomun) wird
bereitet aus 2 Unzen Terpentin, 2 Unzen griech. Pech, die miteinander
erwärmt werden, nebst 4 Unzen Terpentinöl. Erscheint der Firnis zu dick,
dann wird die Menge des Terpentinöles vermehrt. Sowohl die Malerei als
auch der Firnifa ist beim Gebrauch zu erwärmen.
2. Firnis von Mastix und Terpentinöl (Barniz de alm&ciga, y aguarrds). Mastix
wird in gestossenem Zustande in Nussöl heiss gelöst und Terpentinöl in
gleicher Menge, als beide ersteren betragen, hinzugegeben. Eventuell kann
zum schnelleren Trocknen nur Terpentinöl und Mastix genommen werden.
3. Firnis von Terpentinöl und Kopalgummi (Barniz de aguarrds, y goma copal)
besteht aus 3 TeUen Terpentinöl und 1 Teil Kopal, warm gelöst,
4. Firnis von Wachholdergummi und •Alkohol (Barniz de grasilla, y aguar-
diente) : zwei Unzen reinen Wachholdergummi (Sandaraca) und zwei Unzen
Alkohol werden auf leichtem Feuer oder durch Sonnenwärme bis zur
Lösung des Harzes erwärmt, dann '/» Unze Lavendelöl oder 1 Unze Ter-
pentinöl beigegeben. (Dient zur Malerei und anderen kunstgewerblichen
Dingen.)
5. Firnis von Benzoe (Barniz de menjui) besteht aus 1 Unze Benzo6, in 2 Unzen
Alkohol gelöst, nebst >/s Unze hellem Pinienterpentin.
6. Firnis von Eierkläre. (Barniz de olara de huevo.) In bekannter Art.
Es folgen noch Goldfimis (Barniz de corladura), ein Oelfirnis mit Aloe als
färbender Substanz; Lackfirnis (Barniz de charol) zum Imitieren der indischen Lack-
arbeit, der aus einer Lösung von Gummilack (Schellack) in Alkohol besteht; heller
Lackfirnis (Charol blanco) aus einer Lösung von Benzoö bestehend, zu gleichen
Zwecken, dann endlich die Deckfimisse für Aquaforte und Aetzung.
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Fftrbenllste des Palomino (L T. p. 49).
L Für Tempera.
Blanoo de yeso de espejuelo (Oips, Strahlgips).
Oore (Ooker).
Tierra roxa (roter Ooker, Rötel).
Sombra de Veneoia y del viejo (Venezian. Umbra).
Carmin (Karminrot).
Anooroa (Sohüttgelb).
Tierra negra (Brdsohwars , Kreide).
Bsmaltes (Smalte).
AAü ö indioo (Indigo).
Verdemontana (Berggrün).
Tierra verde (Grüne Erde).
Verdaobo (Lauchgrün).
Bermellon (Zinnober).
Dann nooh besonders für Sta£Sermalerei :
Albayalde (Bleiweiss).
Azul fino, 7 de Santo Domingo (künstl. Lasurblau).
Genizas azules (Bergblau, Asohblau).
Ultramarino (echtes Ultramarin).
Urohilla (Violett aus Pflanzen bereitet, Lakmus?).
Oropimente (Auripigment).
Genuli (Neapelgelb od. Bleigelb? hell und dimkel).
Guttogamba ö gutiambar (Gummigutt).
Verde yexiga (Saft- oder Blasengrün).
Verde granillo (Berggrün). Die beste Sorte heisst Verde montafta.
Azafran (Safrangelb).
Gere quemado (gebrannter Ooker).
'HoUin (Russschwarz).
Negro de humo (Lampenschwarz).
Negro de hueso (Beinschwarz).
Negro de oarbon (Kohlschwarz).
OardeniUo ö yerdete (Grünspan).
2. Farben für Presoo. (II. T. p. 148.)
Natürliche Farben:
Blanco de oal (Kalkweiss).
Blanco de marmol (Marmorweiss).
Oore claro y obsouro (heller und dunkler Ooker).
l^erra roxa (rote Erde, Rötel).
Albin (Blutstein, Englischrot).
Pabonazo (Eisen violett?). .
Sombra di Venezia y del yiejo (dunkle venez. Umbra).
Tierra verde , verde de Verona (grüne Erde v. Verona).
Tierra negra (Erdsohwarz).
Gebrannte künstliche Farben:
Azul esmalte (Smalte, Kobaltblau).
Negro de oarbon (Kohlschwarz).
Gore quemado (gebrannter Ooker).
Homaza (Massioot).
Vitriole romano quemodo (gebranntes Eisenviolett).
Bermelion (Vermillion).
Dann auch noch:
Verde montana (BerggrUn).
AAil ö indioo (Indigoblau).
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3. Paxben für Oelmalerei (II. T. p. 52).
Albayaldo (Bleiweiss).
BermeUon (Zinnober).
Genuli (Neapelgelb oder Bleigelb?).
Oore claro y osouro (heller und dunkler Ocker).
Tierra roxa (Roter Ocker).
Sombra di Veneoia (Venezianer Umbra).
Carmin fino y ordinario (feiner und gemeiner Carmin).
Ancorca de Flandes (Schüttgelb).
Verdaoho (Lauchgrün).
Tierra verde (Grüne Erde).
Verde raontafta (Berggrün).
Negro de hueso (Beinschwarz).
Negro de oarbon 6 de humo (Kohl- und Lampenschwarz).
Aftil ö indioo (Indigo).
Esmalte (Kobalt, Smalte).
Carmin superfino de Italia, ö Prancia (feinster ital. od. franz. Lack).
Ultramarino (Ultramarinblau),
y sus cenizas (und die Ultramarinasche).
Dann noch ,,Golores falsos", die entbehrlich sind :
Espalto (Asphalt).
Gutiambar (Gummiguttgelb).
Azarcon (Mennige).
Cardenillo (Spangrün).
Azul fino (künstl. Lasurblau?).
Azul verde (künstl. Lasurgrün?).
Yalde ü oropimente (Operraent).
Hornaza (Massicot).
Laca de Prancia (franz. Lack).
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III. Teil.
Quellen der Niederländer.
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— . 89 -^
Quellen für die Maltechnik in den Niederlanden.
Bekanntlich hatte die erste grosse Blütezeit der Kunst in den Niederlanden
um die Mitte des XV. Jahrhunderts begonnen und Jahrzehnte lang angehalten;
und obwohl die Brüder van Eyck nebst ihren Schülern weit über die Grenzen des
eigenen Vaterlandes berühmt und geschätzt waren, ihre technischen Neuerungen
sogar epochemachend für die ganze Folgezeit gewesen sind, ist doch kein einziges
litterarisches Denkmal erhalten, das uns über diese wichtige Zeitperiode genauer
unterrichtete. Soviel Mühe man sich auch bisher gegeben hat, um über die be-
rühmte Erfindung der Oelmalerei in Holland selbst authentische Nachrichten zu
finden, es war umsonst.^) Ausser der Bezeichnung „Oelfarbe^ sind nicht die ge-
ringsten Aufzeichnungen über den technischen Prozess der damaligen Maler uns
erhalten geblieben, so dass es den Anschein hatte, dass dieses Geheimnis für alle
Zeiten verborgen bleiben sollte.
Einhundert fünfzig Jahre poUtischer Wirrsale und religiöser Kämpfe hatten jede
Tradition hinweggefegt, so dass der neuen Generation nur schwache Erinnerungen
an die vergangene Zeit übrig blieb. Wie dann mit dem Beginne des XVII. Jahr-
hunderts der italienische Einfluss allein auch in den Niederlanden ausschlaggebend
geworden, wird später noch des näheren zu erörtern sein. Hier sollen nur der
Reihenfolge nach die vorhandenen Quellen aufgezählt werden, soweit sie uns einen
Einblick in die Technik der Malerei gestatten.*)
Die für uns wichtigste Quelle ist Karel van Mander's Werk „Het Schilder-
Boeck**, das im Jahre 1604 zu Harlem im Druck erschien.
Durchaus unter dem Einduss von Vasari stehend, enthält van Mander's
Schüder Boeck in seinem Hauptteil die Lebensbeschreibungen der verschiedenen
Künstler von Cimabue und Giotto bis auf seine Zeit. Die in Versen verfasste Ein-
leitung „Den Grondt der Ed-el vry Schilderkonst" behandelt die Theorie
der Kunst, welche der Autor „zum Besten der lernbegierigen Jugend" in 14 aus-
führlichen Kapiteln beschreibt. Und auch in diesem Teü lehnt sich van Mander
an seine italienischen Vorbilder Lomazzo, Borghini u. s. w. an. Er beginnt mit
einer Anrede und einer Ermahnung an die aufstrebende Kunstjugend, behandelt
dann die einzelnen Teile der Malerei : Zeichnung^ Proportion, Bewegung, Schönheit,
'} Näheres darüber ist zu finden bei Crowe und Cavalcaselle, Gesch. d. altniederl.
Malerei, deutsche Orig.- Ausgabe v. Ant. Springer (Leipz. 1875), p. 5: Berichte über
älteste Mauermalereien des aIII. u. XIV. Jhs. i\i Floreffe bei Namur, in Huy an der Maas,
in Maestrieht, Lüttich, Gent, Gorcum, Harlem, Deventer; p. 9: urkundlich älteste Nachricht
über Oelmalerei v. J. 1341 (beim Grabmai Johann 111. , Herzogs v. Brabant wir^ im Kontrakt
die Bemalung mit guten Oelfarben — „de pointure de boines couleurs a ole" — ausbedungen);
vergl. de Labor de, les Ducs de Bourjpiogne, Vol. I, Introd. p. LXV, und die Noten von
Alex. Pinchart u. Gh. Ruelens zur franz. Ausgabe des Werkes von Crowe u. Cavalca-
selle, Les anciens peintres flamands, leur vie et leurs oeuvres, übers, v. 0. Delepierre,
Brüssel 1862/63, p. LYHI £F. Edm. de Busscher (Recherches sur les peintres Gantois
des XI Ve et Xve ^i^oles, indices primordiaux de Temploi de la peinture ä Thuile k Gand,
Gand 1859 p. 1 18) macht eine Reihe von bezügl. Dokumenten namhaft, aus den Jahren 1328w
1338 bis 1411, 1419, 1425, 1434 u. z. andere Maler betreff, alß van Ejrck.
^) Aeltere Quellen zur Gesell der aitniederländischen Kunst sind abgedruckt im An-
hang der Springer'schen Ausg. des obgen. Werkes p. 411.
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— ÖO —
Dai Stellung von Historienbildern» sowie von mensohliohen Affekten. Das Malen
von Landschaften, Tierstücken, Draperien erscheint in eigenen Kapiteln erörtert.
Ein besonderes (12.) Kapitel ist dem eigentlichen Malen oder Kolorieren (Van
wel schilderen, oft Coloreren) gewidmet, und hier sind die einzigen Notizen, die
einen, wenn auch unvollständigen Einblick in die Technik der Zeit gewähren.
Wie wenig umsichtig van M'ander dabei vorgeht, zeigt der Umstand, dass er weder
die Arten der Oele noch die Firnisse besonders beschreibt, noch sonst eine aus-
führliche Liste des Farbenmaterials gibt. Die Verse fliessen unaufhaltsam dahin,
indem er allerlei Gsscliichten und Vergleiche mythologischen oder poetischen In-
halts zum Besten gibt, woraus seine Absicht, die Leser mehr zu unterhalten als zu
belehren, unzweideutig hervorgeht. Wenigstens das 12. Kapitel in Uebersetzung zu
biingen , ist aus diesem Grunde meinerseits aufgegeben worden und nur diejenigen
wenigen Teile werden genauer untersucht werden, die von technischen Details
Kunde geben. Es sind dies die Verse 4 und 5 über die Technik der grossen Maler
seiner Zeit, welche „direkt auf die Leinwand malen, ohne jede Vorbereitung mit
sicherer Hand das Bild entwerfen und es sogleich ohne viele Mühe vollenden,
während die Jüngeren mit Untermalungen sich abmühen, um durch Verbesserung
der Untermalung Fehler verbessern zu können",^) sowie die übrigen darauf bezÜK-
lichen Notizen. Van Mander berichtet dann von der italienischen Manier, Kartons
als Unterlage zu machen, die besonders beim Freskomalen unentbehrlich sind, und
erzählt von Michel Angelo's bekannter Abneigung gegen die Oeltechnik, welche dieser
als „eine Arbeit für Weiber" bezeichnete (Vers 11). Weiters wird erwähnt, dass
in Holland wegen „des Landts vochticheyt en onghetempert veder** Fresko sowohl
aussen als auch im Innenraum ungebräuchlich ist, da sie nicht den richtigen Kalk
für Fresko zur Verfügung hätten, der aus Muschelschalen gebrannte aber nicht fest
genug ist. Ueber die Vorteile der Kartons für die Malarbeit spricht der Autor
dann noch im Zusammenhang mit den Werken der Altvorderen (ons moderne
Voorders), welche der Zeichnung auf dick grundierten Brettern mit Hilfe von Kreide
oder Bleistift auftrugen (Vers 16), die Zeichnung mit Wasserfarbe nachzogen und
dann mit einer dünnen Oel Imprimatur bedeckten, durch welche man die Zeichnung
„schier halb gemalt" hindurchblicken sah (Vers 17). Darüber malten sie dann
alles aufs feinste mit dünner und leuchtender Farbe fertig (Vers 18).
Die Hinweise auf besonders sorgfältige Durchführung von Bildern des Dürer,
Breughel, Lucas (von Leyden) und Johannes van Eyck (Vers 19) führt van Mander
zu den Bemerkungen über die pastose Malart seiner ZeitgenosseAi (van de rouwicheyt
eenigher in desen tydt), deren Bilder ,so uneben und roh aussähen, dass sie schier
halb erhaben wie in Stein gehauen erscheinen" (Vers 20). Doshalb hält er das
vernünftige Masshalten in diesen Dingen für lobenswürdig und preist Tizian als
Meister des Kolorits (Vers 21 — 23). Es folgt dann die Darstellung* der Tizianischen
Malart. bei welcher der Effekt auf die Ferne berechnet ist, nach der bekannten
Notiz des Vasari (Vers 24, 25) und die Ermahnung an die Kunstjünger, sich eine
dem Auge angenehme Manier anzugewöhnen , die Modellierungen und Uebergänge
weich zu bilden, und damit sich die Formen genügend runden, die höchsten Lichter
stets mit dem Mittelton in Einklang zu setzen (Vers 26—29). In den folgenden
Versen werden Lehren gegeben , wie man die Karnation in leuchtenden Farben und
je nach den dargestellten Figuren in den Altersunterschieden verschieden malen soll,
dass man Rücksicht zu nehmen habe auf die Hautfarbe, je nach der Beschäftigung
und den örtlichen Verhältnissen („bei Bauersleuten soll man den Ocker nicht sparen,
mit Zinnober vermischt"), dass man auch die richtigen Sohattentöne dazu mische
und dergl. (Vers 30—- 33). Van Mander bespricht dann die Vorzüge des italien-
ischen Kolorits und gibt allerlei Lehren über Pinselführung, über Vertreiben der
Farben und Vereinigen der Farben töne (34 — 27). Vor Lampensohwarz warnt er
eindringlich (Vers 38, 39), weil dieses (nach Vasari) die Ursache des Verderbes
von Raffaels ^Pransfiguration gewesen sei, dafür möge man lieber Umbra, Asphalt,
Kölnisch-Erde und grüne Erde verwenden. In der Karnation die Lichter mit
Masticot (Bleigelbj zu geben, hält van Mander für keine gute Art, weU diese
») Vgl. den Abschnitt über die van Eyck-Technik, m. Beitr. III, p. 250.
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Farbe duroh das Lioht leidet (Vers 40), dagegen empfiehlt er schönen lichten Ocker
an Stelle der ersteren Farbe» die an sich schlecht zu verarbeiten ist, zu gebrauchen
(Vers 41). Mennige und Spangrün, sowie Auripigment sollten wegen deren Giftig-
keit ganz vermieden werden (Vers 42). Schliesslich erwähnt van Mander die be-
sondere Sorgfalt bei Anwendung der Smalte, die womöglich tief in den Grund ein-
dringen sollte , damit sie nicht verblasse. Dazu machten einige mit Nadeln Stiche
in die Tafel, und legten Fliesspapier darüber, um das Oel daraus zu ziehen, andere
rieben die Farbe mit Nussöl oder nahmen eigens präpariertes Oel dazu (Vers 43).
Damit schliesst das 12. Kapitel; es folgt noch ein weiteres über ,,der Farben
Ursprung, Kraft und Wirkung^', d. h. deren optischen Eigenschaften, und ein letztes
Kapitel Über die „Bedeutung der Farben**, d. h. was mit diesen ausgedrückt werden
kann, ein von älteren Autoren mit grosser Vorliebe behandeltes Thema (s. Lomazzo,
Morato etc., p. 44).
Nach van Mander's Publikation erschien in den Niederlanden duroh Jahrzehnte
hindurch kein einziges Werk über Malerei, obwohl gerade zu dieser Epoche die
ersten Künstler gelebt und sich grössten Ruhmes erfreuten. Erst vom Jahre 1678
ist das nächste Malbuch des Rembrandt-Schülers Samuel van Hoogstraeten,
Inleyding tot de hooghe Schede der SchDdIdrkonst (Rotterdam) datiert. Genauere
Angaben über Technik des Malens wird man vergebens in dem Buche suchen;
nur einzelne darin enthaltene Angaben über das Farbenmaterial sind für un^ von
Wichtigkeit (s. das Kapitel über Farben in der 11. Abteilung dieser. Folge). Wenige
Jahre darauf folgen dann die Bücher von Wilh. Goer^e, Gerard ter Brügge,
Beurs, die auch in deutsche Sprache übertragen in einem späteren Kapitel
besprochen werden, zu Anfang des XVIII. Jhs. endlich das berühmte ^^Groot
Schilderboock*' von Gerard de Lairesse und J. Houbraken's Lebensbeschrei-
bungen der niederländischen Maler und Malerinnen, eine Fortführung von van Man-
der's Werk.
Aber alle diese Bücher bieten uns für die Maltechnik der Zeit nur geringen
Anhalt, denn die technischen Detaüs sind ganz spärlich oder unvollkommen ge-
geben.^) Glücklicher Weise ist uns aber ein Manuskript: erhalten, das in um-
fassender Weise über alle nur denkbaren Fragen technischer Art genaueren Auf-
schluss gibt, nämlich das de Mayerne Ms. im British Museum zu London
(Sloane 2052). Es enthält eine Reihe von Aufzeichnungen, die de Mayerne teils
nach handschriftlichen Notizen zusammengestellt, teUs Rezepte und Bemerkungen
des mit den grössten niederländischen Künstlern der Zeit befreundeten Autors.
Dieser Umstand lässt es berechtigt erscheinen, das bis jetzt nur iii einzelnen
Teilen publizierte Manuskript vollständig zum Abdruck zu bringen, und obwohl
das Ms. hauptsächlich in französischer Sprache abgefasst ist, dennoch in die Quellen
für niederländische Technik einzureihen.
*) Einhier zu erwähnendes Rezeptenbüchlein „HetSeoree t-Boeck, Dortrecht 1601,
scheint nach dem wenigen, was Eastlake daraus zitiert, eine Uebertragung vor« Boltzens
Buch für Illuminierer oder dergl. zu sein. Es ist mir leider nfcht zugänglich, ebenso auch
de Bie, Het Gulden-Cabinet, Lier 1661.
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— 92 -.
Das Mäyeme Ms.
(British Museum, Sloane 2052.)
I.
Drei Dinge maohen das Mayerne Ms. bemerkenswert und interessant: 1. Die
Zeit der Entstehung, 2. die Persönlichkeit der Gewährsmänner und 3. der kritische
Standpunkt des Autors. Schon der ersterwähnte Umstand, ein technisches Kom-
pendium aus der höchsten Blütezeit niederländischer Kunst vor uns zu haben, ist
geeignet, diese Quelle zu einer der allerwichtigsten zu stempeln, umsömehr« als
darin die ersten Koryphäen der damaligen Kunstwelt mit einzelnen von ihnen
stammenden Angaben technischer Natur vertreten erscheinen. Meister, wie Rubens,
van Dyck, Somer, Mytens u. a. werden erwähnt, deren technische Details auf-
gezählt, und oftmals hat es den Anschein, als ob diese Notierungen unmittelbar
nach den Unterredimgen selbst erfolgt wären.
Dadurch gewinnen diese Notizen an Unmittelbarkeit und Bestimmtheit; man
hat das Gefühl, die alten Meister während ihrer technischen Prozeduren belauschen
zu können und ist in die Lage versetzt, Punkt für Punkt zu verfolgen, wie sie
sich ihr Material so handlich und zweckmässig als möglich zurecht gemacht haben.
Während aber andere frühere oder spätere technische ^Werkbücher*' einfache
Aneinanderreihungen von Rezepten sind, steht in unserem Ms. der Autor mit seinen
Kenntnissen den Notierungen kritisch gegenüber; für ihn gibt es keinen Autori-
tätsglauben , kein blindes Nachschreiben, er verbessert, tadelt oder gibt Ratschläge
aller Art, ja vielfach sind seine Angaben die Folge von eigenen Versuchen und
Erfahrungen«
Ueber die Persönlichkeit des Autors ist folgendes zu erwähnen^):
Sir Theodore Turquet de Mayerne wurde zu Mayerne, in der Nähe
von Genf, am 28. Sept. 1573 geboren. Er studierte zuerst in Genf, dann vier
Jahre auf der Universität zu Heidelberg und hierauf in Montpellier, wo er in den
Jahren 1569 und 1597 promovierte. Nach Paris übersiedelt, wurde ihm i. J. 1600
die Stelle eines „königl. Distrikts-Arztes ^ zugeteilt und er hielt Vorlesungen über
Medizin für Studenten und Apotheker. Seine von den Pariser Autoritäten ver-
schiedene Auffassung über den Heüwert der Medikamente trug ihm manche Miss-
helligkeiten ein, und infolge eines bezüglichen Pamphlets wurde vom Aerzte-Kol-
legium der Universität beschlossen, dass fernerhin kein Arzt Mayerne zu Konsul-
tationen zuziehen dürfe; es wurde ihm sogar mit Entziehung der Praxis gedroht (5. De-
zember 1603). Er stellte seine Vorlesungen ein, kümmerte sich aber weiters nicht
imi die Sache; sein. Ruf als Arzt wuchs durch glückliche Kuren sogar von Jahr
zu Jahr: Ein englischer Edelmann, der zur Heilung eines Leidens nach Paris
gekommen war, brachte Mayerne nach London und stellte ihn dem Könige vor.
Im Jahre 1611 wurde er als erster Leibarzt des Königs nach London berufen.
Hier entwickelte er eine reiche ärztliche Thätigkeit und alle hervorragen-
den Persönlichkeiten des Reiches gehörten zu seiner Klientel. Seinen könig-
lichen Herrn, James 1., kurierte Mayerne von manchem Leiden, worüber er stets
») Sidney Lee, Dictionary of National Biography, London 1894, VoL XXXVII p. 15a
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gonftue Abhandlungen über die Krankheit und deren Verlauf niederschrieb. Eine
grosse Reihe solcher Traktate sind noch erhalten und in Jos. Browne's Opera Me-
dioa T. T. Mayemi (London 1703) abgedruckt. Das Aerzte-Kollegium zu London
ernannte ihn (1616) zu seinem Mitgliede und i. J. 1618 beteiligte er sich an der
Herausgabe der ersten englischen Pharmacopöe. Seit 1621 war er Baron d'Au-
bonne, Besitzer eines Gutes zu Aubonne bei Lausanne in der Schweiz und im
Jahre 1624 erhielt er den Ritterschlag zu St. Theobald. Nach der Thronbesteigung
Karl I. (1625) wurde er Leibarzt der beiden Majestäten und blieb auch während'
der Zeit der Rebellion stets in deren Nähe. Nach der Hinrichtung des Königs
(30. Jan. 1649) wurde er Leibarzt von Karl H., zog sich aber noch im gleichen
Jahre nach Chelsea zurück, wo er 22. März 1655 starb. Er war zweimal verheiratet,
xuerst mit Marguerite de Boetsla^r, dann mit Elizabeth Joachimi. Von mehreren
Kindern überlebte ihn nur eine Tochter Elizabeth, die mit Pieri^e de Gaumont, Mar-
quis de Gugnfic, verheiratet war.
Nicht nur als Arzt war Mayerne ein Mann neuer Ideen. Seine ausgebreiteten
Kenntnisse und sein Eifer in chemischen Dingen beweisen die zahllosen Noten in
seinen medizinischen Schriften und die angestellten Experimente, womit er seine
Mussezeit ausfüllte. Schon in Paris begann er mit chemischen und physikalischen
Versuchen, hauptsächlich pharmakologischer Natur; so brachte er Galomel zuerst in
Gebrauch und präparirte die mit dem Namen black-wash bekannte Lösung von
Queoksilberchlorür (und Kalkwasser). Er entdeckte weiters die zur Garnation nötige
Purpurfarbe für die Emailmalerei und andere Farben zu gleichem Zwecke. Für
seine schöne und eitle königliche Herrin war er bestrebt, allerlei kosmetische Mittel
zusammenzusetzen, wodurch er sich deren Gunst erhielt und seine eigenen Beob-
achtungen bereicherte.
Eiin gutes Porträt von ihm hängt im Stiegenhaus des Gollege of Physicians
und ist in Browne's Ausgabe seiner Werke gestochen. Eine' farbige Zeichnung von
Rubens befindet sich im British Museum.
U.
Durch seine Stellung am Hofe war de Mayerne leicht in der Lage, mit allen
durch die hervorragende Kunstliebe Karl I. herangezogenen Künstler in unmittel-
bare Berührung zu kommen.') Vorliebe oder Interesse an Technik der Künste
scheint ihn veranlasst zu haben, sich Aufschreibungen zu machen, sowie Notizen
zu sammeln, und alles in das Gebiet gehörige zusammenzutragen. Dabei ist
Mayerne bemüht, durch intimeres Eingehen auf die Details der Bereitung von
Farben, Oelen und Firnissen sich selbst über Zweck und Anwendung Rechenschaft
zu geben, ßr verkehrt freundschaftlieh mit den Künstlern in deren Werkstätten,
hält auch mit seinen Ratschlägen nicht zurück und befragt die Ji^aler um deren
Methoden oder speziellen Rezepte. So sehen wir ihn bald nach van Dycks Be-
rufung (1632) in dessen Werkstatt technische Fragen erörtern (s. No. 332 d. Ms.)
und wo immer de Mayerne mit Künstlern zusammentrifft, bringt er das Gespräch
auf technische Dinge (z. B. No. 54, Aus einer Unterredung mit M. Huskins; 132,
Unterhaltung mit M, Blondel; 339, Gespräch mit einem flamändischen Maler bei
Mylord Newport), Er interessiert sich sowohl für Miniaturmalerei, als auch für Oel-
imd Pastellfarben, für Kupferstich, Vergoldung, Lackarbeiten, Buchbinderei, und in
ganz besonderer Art für die Herstellung von trocknenden Oelen, resp. Firnissen
zum Wasserdichtmachen von Stoffen in der Art des heutigen Wachstuches. Einmal
sehen wir ihn auch in der Rolle des Erfinders einer neuen Technik für Malerei:
aus einem mit Tempera gemalten Bilde durch Firnissen die Wirkung des Oelge-
mäldes zu erreichen, oder auf gleiche Art alte Temperagemälde wiederherzustellen
(No. 323). Auf diese Idee scheint unser Autor infolge Qentilesohi's Methode, grüne
Pflanzenfarbe zu gebrauchen, gekommen zu sein, und Mayerne wird nicht müde,
dieses System anderen Künstlern gegenüber anzupreisen (s. Nr. 332). Durch seine
Beziehungen mit Frankreich, der Schweiz und Deutschland hat er auch ausländische
*) Die Liste der Künstler nebst den Nachweisen ihres Aufenthaltes in Bugland folgt
in den Noten zum Ms.
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~ 94 -.
Künstler entweder direkt oder durch Vermittlung dritter Personen um Auskünfte
angegangen, denn es befinden sich gesonderte Abhandlungen oder Rezepte über
Miniatur- resp. Oelmalerei in lateinischer, französischer und deutscher Sprache in
den Originalschriften als Einlagen in seinem Ms. Infolgedessen ist das jetzt als Muyeme
Ms. vorliegende Pasoikel ein Konglomerat von Rezepten, Notizen und einzelnen
zusammenhängenden Abhandlungen ; da ausserdem Mayerne Über die gleichen Dinge
von verschiedensten Seiten unterrichtet ist, wiederholen sich die Rezepte, und mehr-
fache Widersprüche sind unvermeidlich.
In der Art der Aneinanderreihung hat Mayerne kein bestimmtes Prinzip
verfolgt; er schreibt seine Notizen, wie es ihm gerade frommt, oder wo er freien
Platz findet. Man erkennt diesen Umstand leicht bei Durchsicht des Original-Ms.
und beim Vergleich der Datierungen untereinander. Die erste Jahreszahl 1620
findet sich auf dem Titel von Mayerne's Hand geschrieben; schon in No. 13 findet
sich eine Eintragung vom 20. Mai 1633, in No. 52 v. Jahre 1633, gleich darauf
No. 54 V. J. 1634, während No. 96 vom 24. Februar 1624 datiert ist. Es folgen
dann noch weitere Datierungen (No. 102, 111, 112, 160, 173) vom Anfang der
30ger Jahre, dann aber (No. 201) wieder ein früheres Datum (18. Sept. 1629). Die
späteste Eintragung ist vom Jahre 1646 (No. 49) und der beigebundene Brief des
Jos. Petilot an seinen Gönner Mayerne vom Jahre 1644 datiert.
Für die ungezwungene Art der Anordnung spricht auch noch der mehrfache
Wechsel des Papierformates; es finden sich dabei einzelne in sich zusammenhängende
Rezeptenserien von anderer Hand und in anderer Sprache geschrieben u. z. als
Einlage in dem ursprünglich nur klein angelegten Heft. Im Laufe der Zeit wuchs
aber das Material bis zu der Anzahl von 170 Seiten an. Aus den folgenden Be-
merkungen über die Anordnung des Ms. ist das Hauptsächliche zu ersehen:
I. Teil.
Schriften dos Ms.:
p. l. Haupttitel^ nicht von Mayerne's Hand^ sondern eine spätere Bibliotheknotiz.
p. 2. Mayerne's Schrift beginnt hier mit Titel, Untersohrift und Jahreszahl.
p. S. „Inoeratur opus etc." ist von gleicher Hand; es folgt daraus, dass dem Schreiber eine
Urschrift vorgelegen haben muss.
p. 4—28 (No. 1—49). Kursivschrift des Mayemo, die Marginalnoten \md Aufschriften mehr-
fach mit roter Tinte; Zusätze, Korrekturen und Bemerkungen desselben scheinen
später hinzugefügt.
No. 1—19 ist eine zusammenhängende Abhandlung.
No. 20-27 verschiedene Rezepte.
No. 28-33. Serie von Rez. des Capit. Sall6.
No. 34—49 verschiedene Rez. für Farben und Proben,
p. 28 verso. Farbenproben zu No. ^ (Vaooina nigra) ganz verbiasst und grau. Die Note
„mort k cause de Teuere etc.^ ist von Mayerne's Hand,
p. 25 u. 26 (No. 49). Mit Farbenproben bedeckt, nebst erläuternden Bemerkungen Über die
gebrauchten Zugaben,
p. 27. Unleserliche Schrift des Mayerne, Angaben für Miniatur,
p. 28—46 (No. 61—134). Mayerne's Handschrift. (Das Format dos Papieres ist von hier bis
p. 140 wechselnd und kleiner als das vorige.)
p. 88-89 (No. 74-77). Andere Hand,
p. 76 verso (No. 97—99). Italienische Quelle, Mayerne's Schrift. Er überträgt dann gleich
in französ. Öpracne weiter, ebenso wie (Na. 100) aus Illuminierbuch übersetzt ist.
Vorstehende Eintragungen folgen wie zufällig aneinandergereiht, mdem oft einzelne
Seiten oder Blätter leer bleiben; p. 58, Papier de Turquie (No. 120); p. 59 versu, Librairie
(No. 121-180); p. 64 (No. 131—134) Miniatura Blondel sind besondere Einlagen.
p. 65-67 verso (No. 135-150). Italienische Quelle, fremde, andere Schrift.
p. 68-72 (No. 151-159). Ehgliche Quelle, abermals andere Schrift.
p. 72-76 verso (No. 160-168, Firnis und Medicin. Rez.). De Mayerne*s Schrift Das f«»lgende
engl. Rez. (p. 70 verso, No. 169 u. 170) ist nicht von Mayerne geschrieben. Er setzt
aber in p. 77 (No. 171) gleich darauf eigenhändig wieder französisch fort.
p. 79—82 (No. 173—183). Vier Blätter viel grösseren Formates , lateinisch abgefasst, mit
der Marginalnote (auf dem leeren Z wischen blatt): Enlumieur Cooper le Jeune, von
Mayerne s Hand. Die Utein. und deutschen Rezepte, Bezeichnungen der Farbenproben
sind von dem gleichen Urheber geschrieben.
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~ 96 —
IL Teil.
p. 8ft (No. 184). Üeberschrift: Plotoria van Sommer, Blevonberg, Mitens, sowie
p. 84—92 verso (No. 184 a— 200, Le petit peintro de Mr. de St Jehan). Mayerae's Handschrift*
p. 9S— 97 vereo (No. 201—212). Vielleicht nach Mitens Diktat geschrieben; das Format ist
abermals ein anderes.
p. 96-108 (No. 218-233, -Brief trait4«). Andere ttand.
p. 109—112 (No. 234—260). Andere Schrift) die mit der foteenden Übereinstimmt
p. IIS— 181 (No. 213a— 2^ zweite Kopie des »Brief trait^*). V on der obengenannten zweiten
Hand.
p. 122 u. 122 verso (No. 261). Mayeme setzt hier fort.
p. 12S-1S5 (No. 262-292). Deutsche Originalschrift, klein 8^ p. 134 (No. 289, 290) einfach
zwischenffebunden.
p.. 186 (No. 293). 'Englisches Rez. von M^erne's Hand, ebenso die daranschliessenden Be-
merkungen in franz. Sprache (No. 294, 295).
p. IW (No. 296). Italien. Rez. van Dyck betreff, von Mayerne geschrieben.
p. 188 verso u. 189 (No. 297, 298). Holländisches Rez. Eingelegtes Blatt, andere Hand.
p. 140—161 (No. 299—341). Mayerne*s Schrift und grosses Format wie am Anfang des Ms.
Idas engl. Rez. p. 151 (No. 331, n. Jansen) scheint von anderer HandJ.
p. 162-168 (No. 342). Klemes Blatt Einlage zu Wolfin's Brief.
p. 164-166 (No. 343). Petitors Brief.
p. 167—170 (No. 344-350). Mayerne's Schrift
Bezüglich der Paginierung ist zu bemerken, dass dieselbe doppelt erfolgt ist.
Die hier vermerkten Zahlen sind neben die älteren durchstrichenen gesetzt. Infolge
dessen sind Eastlake's^ Seitenangaben (Materials for a History of Oilpainting, London
1847) mit denjenigen des Originales nicht mehr in Uebereinstimraung. Offenbar
hat Eastlake seine Excerpte vor der Neupaginierung vorgenomn^en , worauf hier
aufmerksam gemacht wird.
III.
Die Quellen des Mayerne Ms. sind dreierlei Art. 1. Buchquellen,
2. Schriftquellen und 3. persönliche Quellen.
Von Buchquellen, die Mayerne entweder im Original oder in Abschrift be-
Dtitsen konnte, ist vor oliein Boltzens Illuminier buch zu nennen. Es
erschien seit 1562 in mehreren Auflagen im Druck, und hatte unter den Miniatu-
risten eine grosse Verbreitung erlangt. Es mögen deshalb Uebertragungen in
andere Sprachen zweifellos gemacht worden sein. Weiter gehören hieher die alohe-
inistischen Sammelwerke von Rössel li (Secreti di Tomoteo Rosselli, Venetia 1544),
des B i r 0 1 1 i (Alohimia nuova, deutsche Ausgabe bereits v. J. 1503), des AI e x i u s
(Secreti del Med. Donno Alcssio, Venet 1555, deutsche Ausgabe Basel 1571),
sowie noch einige Bücher medizinischer Natur, die Mayerne ja leicht zugänglich
waren; or zitiert Chirurgia minor, ein Buch des vielgewandteu und schreibseligen
Schweizer Arztes Theophrastus Paraoelsus, das in Basel bereits 1573
in zweiter Auflage erschien, dann Gerard's Catalogus arborum (London 1596),
P a r k i n 8 o n's Paradisus terrestris (London 1629), endlich auch eine Pharmacopoea
Cella, für die einen Nachweis zu bringen mir nroht möglich war.
Weit interessanter sind die Sohriftquellen , die Mayerne vorgelegen haben,
und als Werkbücher von Hand zu Hand gingen. Sie bilden einen instruktiven
Gegensatz zu den aesthetisoh-theoretischen und kunstgeschiohtlichen Lehrbüchern
italienischer oder niederländischer Provenienz (Vasari, Lomazzo, Carle, Dolce, Van
Mander u. s. w.). Von Theorie wird in den obengenannten geschriebenen Quellen
überhaupt kaum gehandelt, sondern nur rein handwerksmässig alles wichtigere,
wie Grundierungen von Leinwand, Farbenreiben, Farbenmischungen für Carnation
oder Landschaft, Bereitung von Oelen und Firnissen etc., vermerkt Solche Werk-
bücher mögen wohl in jeder Werkstatt vorhanden gewesen sein, jeder Neueintretende
kopierte sich derlei zum eigenen Gebrauch und erweiterte das vorhandene durch
neue Eintragungen. Unser Manuskript enthält einige derartige in sich abgeschlossene
Rezeptenserien. Mayerne hatte als erste Eintragung zweifellos ein ähnliches Werk-
buch (des Latombd) benutzt, in das vorausgehend Borghini's Riposo, ein zu da-
maliger Zeit hochgeschätztes Werk, eingeheftet war (Rez. 1 — 19). „Le petit peintre
de Mr. de St Jehan" (184a —200), „Brief traitö" (213—233 resp. 236), letzterer
in zweimaliger Abschrift vorhanden, zeigen deutlich diese Art der Rezept^nbüoher
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- 96 ~
zum eigenen Gebrauch. Als weitere Vorlagen werden dem Autor ähnliche Samm-
lungen über Miniaturmalerei (des Norgate), Buchbinderei, Capit. Salld's Notizen
und ähnliches gedient haben. Einige davon sind, wie oben erwähnt in den Original-
schriften vorhanden, so z. B. Cooper's über Miniaturmalerei (173 — 183), die deutsche
QueUe (262—292), die holländisch abgefasste Rez (297, 298) und die Briefe Wolfin^'s
und Petitot's am Schlüsse des Ms.
Am allerwichtigsten sind wie erwähnt die persönlichen Quellen, d.h.
die von Mayerne im Verkehr mit den Künstlern gesammelten Anweisungen, seine
Bemerkungen zu solchen, ihm von zweiter Hand mitgeteilten Rezepte, und schliesslich
die eigenen Abhandlungeif (Raisonnements) über Dinge technischer Natur , deren
Herstellung und Verwendung.
In diesen Notizen, Verbesserungen, Beschränkungen, kleinen Hinweisen und
besonderen Abhandlungen ist der Hauptwert des ganzen Ms. zu ersehen. Dadurch
steht alles so lebendig vor uns, als ob wir bei jeder noch so geringfügigen tech-
nischen Manipulation mit gegenwärtig wären, und dieser Umstand allein ist Ursache,
das Ms. in der Originalanordnung ohne jede Veränderung (unter Hinweglassung der
wenigen weiter unten vermerkten Abschnitte) ganz zum Abdruck zu bringenr.
Meine Kollegen möchte ich hiebei dringend gebeten haben, der Fülle von Rezepten
mit gleicher kritischer Selbstständigkeit gegenüber zu treten, wie es der Autor
Mayerne in so hervorragender Weise gethan hat. Sie mögen auch st^ts bedenken,
dass es bei technischen Dingen zu allermeist nicht nur auf das Material, sondern
noch mehr auf die Art der Anwendung ankommt, und dass jede Zeit sich die für
ihre künstlerische Auffassung notwendige Technik erst selbst zu schaffen hat, mit-
hin alte Rezepte nicht ohne weiteres für alle Zeiten zweckmässig sein könnten.
Die künstlerische Auffassung, d. h. die Art der Umsetzimg der Natureindrücke
in Büdform ist Wandlungen ausgesetzt, welche auch technische Veränderungen
zur Folge haben müssen. So würde beispielsweise der flüssige , auf dunklere Gro-
»ammtstimmung und transparente Schatten Wirkung berechnete Farbenauftrag der
Niederländer unserem heutigen Bedürfnisse noch pleinairistisoher, grauer und heller
resp stumpfer Bildabtönung kaum mehr entsprechen, ebensowenig wie wir mit dem
heutigen dicken, pastosen Farbenauftrag und der Spachteltechnik unserer Realisten
niemals die Weichheit und duftige Klarheit der älteren Niederländer erreichen
würden.
Das de Mayerne Ms. ist aber als historisches Denkmal voll lebendigen Reizes,
als eine unvergleichliche Quelle von dokumentarischem Werte
für die Geschichte der Maltechnik zu betrachten. Es lässt auch nicht
den geringsten Zweifel übrig bezügl. der techn. Details jener grossen Meister des
XVII. Jahrhunderts, zu denen wir heute mit ungeschwächter Bewunderung aufzu-
blicken gewohnt sind.
Für die Geschichte der Maltechnik des XVII. Jahrhunderts lassen sich aus dem
Ms. folgende Punkte feststellen:
1. Das angewendete Farbenmaterial resp. den Stand der Farbenfabri-
kation jener Epoche.
2. Die Methoden Oele zu bereiten, dieselben zu bleichen, trocknend und
klar zu machen. Zumeist sind es traditionell überkommene, durch Empirie erprobte
Manieren, deren wissenschaftlicher Wert nicht immer sicher ist. Erstaunlich ist
dabei die Vielartigkeit dieser Versuche und noch merkwürdiger muss der Umstand
erscheinen, dass wir heute trotz unserer grossen Fortschritte auf dem Gebiete des
exakten Wissens doch in diesen Dingen nicht viel weiter sind als vor 250 Jahren I ^)
3. Die Grundierungen für Oelmalerei und farbigen Imprimaturen,
die je nach den Zwecken (Porträt, Landschaft) verschieden gewählt oder variert
werden konnten.
4. Die Zubereitung und der Gebrauch allerlei Arten von
fetten Harz- oder Essenz firnissen, resp. Terpentin- und Spikölfirnissen,
^) Vgl. Muspratt's theoret.-prakt. und analytische Chemie in Anwendung auf Künste
und Gewerbe (neu bearb. v. Stronmann und Bruno Kerl) IV. Aufl. Braunschweiir 189L
ÜL Bd. p. 7iO ff.
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— 97 —
von in Spiritus gelösten Harzen, von Balsamen zur Retouohe, zum Mischen unter
die Farben und zum Firnissen der Qemälde.
5. Anweisungen über die damals sehr geschätzte Miniaturmalerei nebst
Angaben über die hiezu in Gebrauch gewesenen Farben.
6. Rezepte zur Herstellung der Pastell färben und Grayons für farbige
Zeichnungen.
7. Weitere Rezepte für Aetzkunst, Vergoldung und allerlei Kunst-
fertigkeit'Cn.
Was den hier folgenden Abdruck betrifft, so ist die Originalabfassung durch-
gehends betbehalten worden, nur einige ganz unleserliche Stellen von geringem
Umfang (p. 27), sowie die rein medizinischen Rezepte (p. 75 — 76 verso) sind wegge-
lassen worden. Andere Partien, wie die Buchbinderei betreff. Anweisungen (No. 120 —
130), oder die deutschen Angaben über spezifisches Gewicht etc. (No. 262 — 265, 273)
hätten füglich eliminiert werden können , da sie nicht mit Malerei in Beziehung
stehen; es wären bei solcher Sichtung aber auch viele andere Angaben in Frage
gekommen, und die Gefahr sehr gross gewesen, das Ms. wieder unzulänglich kennen
zu lernen. ®)
Durch die Noten und Hinweise auf ältere, gleichzeitige und spätere Quellen
wird der Leser über alles wichtige und wissenswerte, soweit dies in meinem Ver-
mögen stand, unterrichtet. Dabei wurde in erster Linie der Standpunkt der Praxis
berücksichtigt, und soweit dies zweckdienlich schien, die historische Entwicklung
der Technik in den Bereich der Betrachtung gezogen.
Der Direktion des British Museum zu London, welche die Herstellung einer
Abschrift in zuvorkommendster Weise gestattete, sowie Herrn Dr. R. Schönwerth, der
die Durchsicht der Druckbogen besorgte, sei an dieser Stelle besonderer Dank gesagt.
*) Eastlake's Verdienst ist es, zuerst Bruchstücke des Mayeme Ms. in seinen Materials
for a History of Oüpainting mitgeteilt zu haben, da, wie er in der Vorrede berichtet, sein
Freund Hendry eine Gesamtausgabe beabsichtige; diese scheint aber aus mir unbekannten
Gründen nicht zustande gekommen zu sein.
1
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Text des Mayerne Ms.
nebst Uebersetzung und Noten.
(Zum erstenmal abgedruckt.)
[ümschlagtitel:]
Brit. Pictoria, Soulptoria, Tinotoria at quae sub-
Museum
Sloane alterDarum artium spectantia; in lingua
M.S.2052.
(Ms. p. 1)
Latina, Qallica, Italica, Germanica con-
scripta a Petro Paulo Rubens, Van Dyke,
Somers, Qreenberry, Janson &c.
Pol. no XIX.
[Haupttitel:]
(Ms. p.2) Pictoija Sculptorja
Sc quae subaltemarum artium
1620
T. de Mayerne.
(Ms. p. 3) Inceratur liber tractana de Pictura, cuj titulus est.
II ripoBO dj Raphaell Borghinj fiorentino.
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— 99 -
i
iCtOtiCi
ü
ü
cu
j
c
2.0.
Fig. 1. Haupttitel. Mayerne's Handschrift. (Facsimile von p. 2 des Ms.)
Bnt. Malerei, Bildhauerei, Färberei und was auf
Museum ^ «. t^ ,
Sloane andere Künste Bezug hat. In lateinischer,
/*/' tx französischer, italienischer und deutscher
(Ms.p. 1) '
Sprache verfasst [nach Aussprüchen] von Peter
Paul Rubens, van Dyck, Somers, Greeubury,
Jansen etc. Pol. No. XIX.
(Mt. p. 2) Pictoria Sculptoria
et quae subaltemarum artium
1620
T. de Mayeme.
(Ms. p. 3) Eingefügt ein Buch, das von Malerei handelt, mit dem Titel:
II Riposo di Raphaello Borghini von Florenz.
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— lÖO -
[Couleurs ä huilej
(Ms. p. 4) Peu de Couleurs sont neoessaires k vn peintre pour
peindre k huile, & le meslange de ces peu faiot & compose
toutes les aultres.
Blanc de Plorab.
Noir. Terre noire ou Crayon noir. Blaok [c]halke qui
faoiiement se seiohe, est gras & s'estend fort bien, & vault
mieux que le oharbon oommon dont on faiot le Bleu noir
ou Noir bleu, pour peindre Satin & semblables ohoses.
Se doibt guarder dans l'eau aultrement dans deux ou
trois jours aoquiert vne peau & coule sur la palette.
Laoque.
Vermillon.
Brun d'Angleterre.
Ocre jaune. Oore de Prusse tresbelle.
Sohitgeel. Pinke, tresjaune & grasse.
Masticot.
Esmail.
Gendre d'Azuc Beis.
Vitramarin.
Terre d'ombre.
Verddeterre (oultre le oommun qui en effaict est verd)
est vne oouleur bleue dont aueo du Sohitgeel on se sert
pour faire du vert. Elle ressemble fort la Cendre d'Azur.
(No. 1)
Noir de bouYlle ou
oharbon de terre
d'Bflcosse. Koir de
oharbon de serment
de vigne est bleu-
astre.
r 7 a une sorte de
terre verte qui est
oomme td bol. (Test
vn vert salle; on
B*en sert a hiiille.
Toutes sortes de Vert se peuuent faire par diuers
meslanges de Sohitgeel. Oore jaune, Gendre d'Azur, Blano
de plomb ft terre noire.
Le Verd de gris (dont on se sert seulement pour
glaoer) est tellement ennemy des aultres couleurs, qu'il
les tue toutes, speoialement la Gendre d'Azur; mesmes si
on trauaille aueo yn pinoeau (quoy qu'il semble net) qui
ait este nettoy^ dans de l'huyle qui ait seulement touoh^
(Ms. p. 4 au verdet, ou si les oouleurs se mettent sur vne palette
verto) Qy ii j Qn ^[^ ^^^ ^Q^^ meurt, de sorte que qui veult trauailler
de verde[t] il fault qu'il ait pinoeaulx, palette & huile p[our]
nettoyer k part.
La mine meurt & n'est pas bonne k huile, po[ur] faire
Aurangö fault mesler Vermillon S[ohit]geel enserable, &
Selon que besoing sera du bleu & de la laoque.
Quand on trauaille aueo Bleu si on adjouste k la oendre
d'Azur yn peu d'huyle d'Aspio, la oouleur ne meurt pas.
NB. II fault que la premiere oouohe (qu'on app[elle] le
Todtfarben) soit de oouleurs aussi bonnes q[ue] la derni^re,
aultrement les vnes tuent les aultres, speoialement les helles
oomme les Azurs &o.
Linde ne rault rien k huile, & blanohist inoontinent.
Le Masticot n'est pas bon pour faire du yert, aueo le
bleu, paroe que o'est yne oouleur seiohe qui ne s'estend
pas ais^ment ft qui faoiiement meurt aueo les aultres, aueo
quoy il est mesld.
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(Mb. p.4)
(Ms. p. 4
verso)
— 101 —
[0 e 1 - P a r b e n.]
Nur wenige Farben hat der Maler in der Malerei mit
Oel nötig und aus der Mischung dieser wenigen entstehen
oder macht man alle übrigen.
Bleiweiss.
Schwarz. Erdschwarz oder schwarze Kreide. Schwarze
Kreide, die leicht zerreiblich ist. ist fett und streicht sich gut;
sie taugt mehr als das gewöhnliche Kohlschwarz, woraus
man Blauschwarz oder Schwarzblau macht, um Seide und
ähnliche Dinge zu malen.
Man muss es unter Wasser aufbewahren, da es sonst
in zwei oder drei Tagen eine Haut bekommt und auf der
Palette läuft.
Lackrot.
Zinnober.
Englischrot.
Qelbocker. Preussisch Ocker, der beste.
Schüttgelb, engl. Pinke. Sehr gelb und fett.
Massicot (Bleigelb).
Smalte.
Bergblau, Asohblau.
Ultramarin.
Umbra-Erde.
Orüne Erde (ausser der gewöhnlichen, welche in der
That grün ist) ist eine blaue Farbe, deren man sich in
Mischung mit Schüttgelb bedient, um Grün zu machen.
Sie ist dem Aschblau sehr ähnlich.
Alle Arten von Qrün lassen sich aus verschiedenen
Mischungen von Schüttgelb, gelbem Ocker, Aschblau, Blei-
weiss und Erdschwarz herstellen.
Der Grünspan (dessen man sich nur -zum Lasieren
bedient) ist allen anderen Farben derart feind, dass er sie
alle verdirbt, besonders das Aschblau; selbst wenn man
mit einem Pinsel arbeitet (obschon er rein erscheint), der
in dem Oele gereinigt worden, das mit dem Grünspan in
Berührung gekommen, odei: wenn man Farben auf eine
Palette setzt, auf der er gewesen, wird alles verdorben;
wer mit Grünspan arbeiten will, muss deshalb eigens Pinsel,
Palette und Oel zum Reinigen derselben haben.
Mennige wird matt und ist nicht gut zur Oolnfialerei ;
um Orange zu machen,, ist Zinnober und Schüttgolb zu-
sammen zu mischen und nach Bedarf etwas Blau und Lack.
Wenn man mit Blau arbeitet und dem Aschblau etwas
Spiköl hinzufügt, so verblasst die Farbe nicht.
NB. Die erste Anlage (welche man „die Todtfarben"
nennt) wird mit ebensoguten Farben hergestellt, wie die
letzte, sonst schädigen die ersteren die übrigen, besonders
die schönen Farben, wie die Azure etc.
Indigo taugt nicht mit Oel und verbleicht alsbald.
Masticot ist nicht dazu geeignet, mit Blau ein Grün
zu machen, weU es eine trockene Farbe ist, die sich nicht
gut auftragen lässt und mit anderen Mischungen leicht
verdirbt.
(No. V)
Lampen(ru8(i-)
Schwans oder sohot-
tisobes Kohlsobwarz.
Schwarz von Wein-
rehenkoble iflt blHu-
lieh.
Es gibt eine Sorte
voa grüner Brde^ die
wie ein Bolus ist.
Diese ist schmutzig
grUn; man nimmt
sie in der Oelmalerei.
*) Die Kapitelnummern stimmen mit den Nummern der
Noten überein.
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- 102
(Ms. p. 6) Imprimeure des tailes ä Huyle.
Ayant bien estendu vostre toile sur un Chassis, donnes
luy de la ooUe de retailloDS de ouir ou size qui ne soit pas
trop espaisse, (presupposd que vous aurez pr^mierement
ooupd touts les fils qui auanoent). Vostre coUe estant seiche
imprimds auec Braun rot, ou rouge brun d'Angleterre assez
legerement. Laissöz seioher, & applanissös auec la pierre
poDce: Puis imprim^s auec yne seconde & derniere couche
de Blano de plomb. de Gharbon de braise bien cho'isy.
Smale coales, & un peu de terre dombre poiur faire plus
vistement seicher. On peult donner vne troisiesme couche,
mais deux fönt bien, & ne s'escaillent jamais, ny ne se
fendent.
D m'a dit qu'il a plusieurs fois imprim^ sans colle, en
mouillant premierement la toile puis luy donnant la premiere
couche, la laissant seicher, & polissant auec la ponce estant
seiche, & en fin donnant la seconde voire troisiesme couche
comme dessus. La toile est fort souple & ne fend jamais.
M' Elie Fettz, peintre de Gonstance dit Pavoir aussi essayö
plusieurs fois, mais que cela roange beaucoup de couleur.
De llraprimeur
Walion demeurent
ä Londres, nomm^
(Bio).
L'ocre bruslöe qui se rougit au feu est aussi bonne k
imprimer. Le rouge brun brusl^ se purifie au feu, devient
plus obsour ft est fort siccatif.
(Ms. p. 6
verso)
La forme du cotisteau ä imprimer.
Fig. 2.
NB. Quand vne teile est ploy^e ou froiss^e pour l'est^ndre
& la redresser, il la fault tremper dans de l'eau tiede, &
puis la tirer avec les doigs, l'estendre, & la iaisser seicher.
BUe reuient. Beaucoup mieux si (estant fort coU^e) vous
mouill^s l'enuers, voire toute la toile, & d'vn costö d'aultre
la poliss^s auec la pierre ponce, & puis luy donnes vne
fort legere couche d'imprimeure de blanc de plomb & de
charbon.
Vous aur^s vne toile fort souple si l'ayent mouill^e
auec de Teau dans quoy du sucore soit dissoult, vous
l'imprim^s ft la laisses seioher, mais je n'approuue ny le
sucore ni le miel. Essay^s.
La larae longue dHin
pied.
Pour remettre vn tableau ou toile fendu ä cause de
l'imprimeure trop colUe.
W
S'il est petit tirds le sur le tranchant d'vne table de
ohesne ou aultre bois dur tant que toute la ooUe estant
rompue equalement; il n'y paroisse nulles fentes, ce qui se
faot en vn instant. Gela mesme se peult faire successiue-
ment en vne grande toile, auec de l'aide de plusieurs mains.
Vidi.
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— 108 «
(Mb. p. 6> Grundierung der Leinwande-n mit Oel.
Nachdem die Leinwand gut auf einen Rahmen ge-
spannt ist, gib [eine Lage] von nicht zn schwachem
SchnitzeUeiro oder [gemeinem] Leim (Vorausgesetzt , dass
vorher alle hervorstehenden Fäden abgeschnitten sind). Ist
der Leim trocken, dann grundiere mit Braunrot oder
dunklem Englischrot ganz leicht. Lasse trocknen und
glatt« mit dem Bimstein. Nachher grundiere eine zweite
und letzte Schichte mit Bleiweiss, gut ausgesuchter ge-
brannter Hotekohle imd ein wenig Umbrar-Erde, damit es
schiieller trockne. Man mag auch eine dritte Liage davon
geben, aber zwei genügen; [die Grundierung] bröckelt nie
ab und reisst nicht.
Er sagte mir, dass er mehrfach ohne Leim grundierte,
indem er die Leinwand vorher nass machte, dann die
erste Lage auftrug, diese trocknen liess und im trockenen
Zustande mit Bimstein abschliff; endlich gab er eine zweite
event. dritte Lage wie oben. Die Leinwand ist sehr weich
und springt niemals. Mr. Eli(Z8 Fetiz^ ein Konstanzer
Maler, sagte mir, er habe es zu öfteren Malen versucht,
aber gefimden, dass viel Farbe dabei verbraucht werde.
Gebrannter Ocker, der im Feuer rot wird, ist auch
zur Grundierung gut. Gebranntes Braunrot wird im F^uer
reiner, viel dunkler und trocknet gut.
(«)
Vom Qrundierer
Wallon, wobnhAfi
lu Londoüi ge-
nannt . . .
Die Form des Messers zum Grundieren.
Die Klinge einen
FuM lang.
(Skizze des Messers.)
NB. Wenn eine verbogene oder zerknitterte Leine-
wand wieder aufzuspannen und gerade zu richten ist, so
tauche man sie in laues Wasser, ziehe sie hernach mit
den Fingern heraus, spanne sie auseinander und lasse
trocknen. Sie wird wieder [recht]. Noch besse»» ist es,
wenn du (bei zu starker Leimung) die Rückseite feucht
machst, d. h. die ganze Leinwand von einer Seite zur
anderen mit dem Bimstein abschleifest und hernach eine
(Ms. p. 5 leichte Lage von Grundfarbe, bestehend aus Bleiweiss und
verso) Kohle, gibst. Eine sehr biegsame Leinwand werdet ihr
erhalten, wenn ihr in dem zum Anfeuchten dienenden
Wasser Zucker auflöset, dann die Grundierung auftragt
und sie trocknen lasset, aber ich billige weder den Zucker
noch den Honig. Versuchet es.
Ein Bild oder eine Leinewand wieder in Stand
zu setzen, wenn die Grundierung wegen zu
starken Leimens gesprungen ist.
Wenn es klein ist, ziehe es über die Kante eines
Tisches von Eichen- oder anderem harten Holz solange,
bis der Leim gleichmässig zerborsten ist, und nirgends
sich noch Risse zeigen; das ist in einem Augenblick
geschehen. Das Gleiche kann auch nach und nach an
einer grossen Leinwand unter Beihilfe mehrerer Leute
(«)
Vidi.
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— 104 —
Geste inuention a est-e trouuöe en ma presenoe fortüitement
24 Decembre 1641 & practiqu^e sur vn paisage d' Abraham
laTombe» & sur yn portraict.du oonte de ia Suze tout fendu.
Mais il ne fault pas rouler oes toiles ains les estendre
incontinent sur les chassis.
T. M. Je voudrois sur la toiie bien estendue, mettre
par derriere de l'huyie bouillie ä la oonsomption de la
moiti^ Sans auloune addition & laisser seicher.
Aultre methode. Tourn^s vostre toile fendue sur vne
table, mouill^s par derriere, & aueo vne pierre ponoe vses
& osl^s la oolle. Essuy^s auec vn linge; puis retourn^s
la toile & sur la fente mett^s vn double papier, & poliss^s
ou liss^s bien fort auec vn manche de cousteou, ou polissoir
d'yuoire ou de verre.
T. M. Mouill^s auec vne esponge vostre toile k bon
esoient. Estend^s & band^s sur le chassis. Laiss^s seicher :
& huyl^s comme dessus.
(Ms. p. 6) Couleurs ordinaires pour huile.
Blanc de Plomb.
Noir de charbon fort doulx fault premierement broyer
dans I'eau. & estant sec broyer auec huyle.
Noir de Lampe. Le fault buisler dans vn X ^iön
fermä ou couuert, jusques a tant que la fum^e soit toute
pass^e, & alors le fault verser ft guarder. On peult le
busler sans couurir, & quand la fum^e est passäe, fault
couvrir le creuset, le feu s'estaindra, & si on veult tout
aussi tost se p^ult mettre avec Phuyle.
(4)
Nul noir ne met en
reau.
(Ms. p. 6
vtrso)
Pour faire seicher le noir & toutes aultres couleurs
comme Lacque (mais il la faict vn peu mourir) prenez
huyle cuis^e auec Lytharge sur le feu vne delnie
heure ou vne heure, & guardez ceste huile pour en
mesler auec les couleurs.
Le plus fort noir se faict auec yuoire, bruslä dans vn
vaisseau de fer bien fermä, auec Lut[um sapientiae] & sei.
Ge noir n*a point de corps, & est pour mettre sur vn
aultre noir de Lampe comme en glaQant, & alors est noir
en extremitä.
Blanc de Plomb soit premierement broye auec eau,
puis estant sec auec huyle. Si vous le mettez deux ou
trois fois au soleil couvert d'eau, il deuient beaucoup plus
blanc, comme on blanchit le Linge.
Lacque pour glacer, ft peindre.
Vermillon. Gynabre. Broyös le premierement auec
urine d^enfant, puis estant sec auec huile, sur la palette.
Braun rot. Rouge d'Angleterre broy^s seulement en
huyle.
Gere jaime bruslöe faict vn bon rouge poiu* visaiges,
ft toute aultre obose.
Gere jaune, broyöe en huyle, si vous le faites en eau
ne seiche pas aisement & n'est pas si belle.
Sohitgeel. Pinke. Scudegrün broy^s seulement auec
huyle.
Soit ioujoura dftns
Teau
Sans eau.
Se ffuaate en I'eau
& se blanohist.
8oit mis on Teau.
Sans eau, s«* guaste
aultrement en rn
jour.
Sans eau, nieurt
dedans ^
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— 105 —
gemacht wei'den. Diese Erfindung ist unversehens in
meiner Gegenwart am 24. Dezember 1641 gemacht und
an einer Landschaft von Abraham La Tombe, sowie an
einem ganz gesprungenen Porträt des Grafen de la Suze
ausgefühiii worden. Aber man darf diese Leinwanden
nicht rollen, sondern muss sie allsogleich auf die Rahmen
aufspannen.
T, M> loh würde auf die Rückseite der gut ausge-
spannten Leinwand ohne jede Zugabe bis zur Hälfte ein-
gekochtes Gel streichen und trocknen lassen.
Andere Manier. Lege die gesprungene Leinwand auf
einen Tisch, befeuchte sie von rückwärts und trachte,
mittels Bimst'Cines den Leim zn entfernen. Wische mit
Leinen rein; dann dreht man die Leinwand um und legt
auf die gesprungene Sticlle doppeltes Papier und poliert
oder glättet ziemlich fest mit einem Messerheft oder Polierer
von Elfenbein oder Glas.
T, M. Die Leinwand werde mittels eines Schwammes
dem Bedürfnis entsprechend angefeuchtet, dann ausgebreitet
und an dem Rahmen befestigt, trocken gelassen und wie
oben eingeölt.
(Ms. p. 6) Gewöhnliche Farben zur Oelmalerei.
Bleiweiss.
Kohlschwarz [von sehr weicher Sorte] soll vorerst in
Wasser gerieben werden, und wenn getrocknet, mit Gel.
Lampenschwarz. Es soll in einem gut geschlossenen
oder zugedeckten Schmelztiegel gebrannt werden, bis aller
Rauch vergangen ist, und hernach wird es ausgenommen
und verwahrt. Man kann' es auch brennen, ohne zuzu-
decken, und wenn der Rauch sich verzogen hat, den
Tiegel zudecken, das Feuer wird erlöschen, und wenn
man will, kann es allsogleich mit dem Gel gemischt werden.
Um Schwarz und alle übrigen Farben wie Lack
trocknend zu machen (aber es macht sie ein wenig
verblassen), nimm Gel mit Bleiglätte eine halbe Stunde
oder eine Stunde auf dem Feuer gekocht, und be-
wahre dies Gel zur Mischung mit den Farben.
Das tiefste Schwarz wird aus Elfenbein in einem gut
mit Lutum und Salz verschlossenen Eisengefäss gebrannt.
Dieses Schwarz hat fast keinen Körper, es kann über ein
anderes, wie Larapenschwarz, als Lasur gesetzt werden
und gibt dann ein äusserst tiefes Schwärzt
Bleiweiss sei vorerst mit Wasser gerieben, dann, wenn
trocken, mit Gel. So du es zwei- oder dreimal, mit Wasser
bedeckt, an die Sonne stellst, wird es viel weisser, wie
auch die Wäsche bleicht.
Lackrot, zum Lasieren und Malen.
Vermillion, Zinnober. Reibe es zuerst mit Knaben-
ham, dann getrocknet mit Gel auf der Palette.
Braunrot. Englisch Rot reibe nur in Gel.
Gelber Gcker, gebrannt, gibt ein gutes Rot für
Gesichter und alles andere.
Gelber Gcker, mit Gel gerieben, trocknet nicht so
leicht und ist nicht so schön, wenn er in Wasser getban wird.
(Ms. p. 6 Schüttgelb. Pinke. Schüttgrün reibe nur mit Gel.
verso)
(4>
Kein Sohwars wird
in Wasser gesetst
Sei stets in Wasser.
Ohne Wasser.
In Wasser verdirDt
es und bleicht aus.
Werde in Wasser
gesetzt
Ohne Wasser, er
verdirbt sonst in
einem Tage.
Ohne Wasser, es
▼erbleiohtin Wasser
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— 106 ~
Masticot de trois ou quartre sortes plus olair & plus
brun. ne se broye point mais seulement se raesle sur la
Palette.
Terre d'ombre simple & brusl^e. La brusß^e] faiot
vne belle couleur oomme ombre & laoque mesl^s : mais eile
tient mieux So ne ohange point. Se brusle dans le feu
jusque[8] a rougeur.
Ashen oouleur. Gendr^e se mesle seuleme[nt] sur la
Palette, ft par Talliage du blano plus ou moings se faiot
en diuerses manieres.
Smalt, Esmail. tout de mesme.
Vitramarin, auec le Lapis Lazulj.
Verd de terre semble de la Cendr^e vn peu verdastre,
fault broyer, meurt vn petit, se mesle pour faire des visaiges.
& aueo Pinke faiot vn vert. C'est la residenoe de l'eau
de Separation.
Dans l'eftu.
Dans Teau.
DansTeau. Ijeoorpa
du rerd de terre est
oe QuIlB i4;>peleiit en
Angl.: Spaniah whit
qui est moitie de
oroye.
Colniche erden faiot vn noir rougeastre. ne seiohe pas
ais^ment.
Mine se broye aueo huyle* meurt de soy, mais est fort
siooatif, si on en mesle tant soit peu aueo la lacque ou
aueo le vermillon, les faiot plus tost seioher.
Dana Teau.
Dana Toau, aultre-
ment a'endurdt
Verd de gris distilW ne sert que pour glaoer sur blano
& noir ou aur mastioot, sur toutes les aultres oouleurs,
meslä vn peu parmy les noirs les faiot seioher, mais ay^s
Palette, pinoeaulx So huyle a part pour oeste oouleur.
Sana eau.
Pour empesoher que oeste oouleur ne meure, aussi
tost qu'elle sera seiohe (qui serfa] dans 2 ou 3 jours) y
fault passer yn vemix qui sera dit oy apres.
Voyez aueo quoy se preoipite la oouleur bleu-verte
qui se tire de Peau de Separation, qu'[on] appele Verd de
terre. SQauoir mon si on adjous[te] de la oroye pour prendre
la oouleur & donner oorps ou aultre ohose. Essayez la
pouldre d'Alabastre non brusl^e, la ohaux bien estainte, le
talo raspä, la Oroye de Bryangon.
G'eat le Spanish whit
dont on faiot des
paina pour blanchlr
lea maiBona aueo la
oüUe.
T.M.
(Ms. p. 7) Pour assaisoner la palette qui aultrement he le peult (5)
estre d'vn an, & emboit Thuyle & seiohe les oouleurs.
[F]aittes la tremper dans de la oolle forte dissoulte , dans Van Sommer,
vne poisle large, & oe sur le feu jusques [k] tant, que la
liqueur ait penetr^ la bois, apres [quoy] laiss^s seioher,
soubs vn ais pesant de peur qu'elle ne gauohisse. Dans
huit jours eile sera tres bonne, apres en auoir vn peu
trauaill^.
L'huile se blanohit mise sur blano de plomb & laiss^e (6)
au soleil, mais aussi eile engraisse & s'espeissit.
Huyle.
La meiUeure est l'huile de Lin laquelle si en la pein-
ture deuient jaune, en mettant le tableau au soleil, les
oouleurs se vont toujours esolairoissant. Ce qui n'arriue pas
en l'huile de noix, ny en oeluy de semenoe de pauot.
Aultres preferent
L'huile de noix.
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— 107
Massiooi in drei oder vier Sorten, heller und dunkler,
wird nioht gerieben, sondern nur auf der Palette gemischt.
In Wasser.
(Ms. p. 7)
lo Wasser. Der
KOrper der grünen
Brde ist, was man
in England Spanish
Whit nennt, d. h. die
Httlfke ist Kreide.
In Wasser.
In Wasser, sonst
erhXrtet es.
Ohne Wasser.
Umbra-Erde, natürlich und gebrannt. Die gebrannte gibt in Wtisser.
eine schöne • Färbung wie Umbraun mit Lack vermischt ;
aber sie hält besser und ändert sich kaum. Man brennt
sie im Feuer bis zur Rotglut.
Aschblau. Azurblau (Bergblau) mischt man nur auf
der Palette, und durch Beigabe von mehr oder weniger
Weiss erhält man verschiedene Arten.
Smalte, ganz ebenso.
Ultramarin, aus Lapis Lazuli [bereitet].
Verditer scheint ein wenig grüner als Aschenblau,
es muss gerieben werden, bleicht etwas aus, wird zu
Mischungen von Fleischtönen gebraucht und bildet mit
Pink ein Grün. Es ist der Rückstand des filtrierten
Scheidewassers.
Kölnische Ei*den gibt ein rötliches [d. h. warmes]
Schwarz; es trocknet nicht leicht.
Mennige, wird in Oel gerieben, vier bleicht von selbst,
aber ist sehr trocknend; wenn man auch ganz wenig mit
Lack oder Zinnober mengt, macht es diese schneller
trocknen.
DestUlierter Giünspan dient nur zum Lasieren auf
Weiss imd Schwarz oder auf Masticot, sowie allen anderen
Farben; ein wenig mit schwarzen Farben vermengt, macht
diese trocknend, aber habe Palette, Pinsel und Oel separat
für diese Farbe.
Um zu verhindern, dass diese Farbe verblässt, muss,
sobald sie getrocknet ist (was in 2 oder 3 Tagen geschieht),
ein Firniss darüber gelegt werden, der weiter unten an-
gezeigt vrird.
Sieh' zu, mit was sich die blaugrüne Farbe nieder-
schlagen lässt, welche aus dem Filtrationswasser abge-
schieden wird und Verdit-er heisst. Ich weiss nicht, ob,
wenn man Kreide hinzufügt, die Farbe hiebei aufgesogen
wird und Körper erhält, oder etwas anderes. Versuche
das Pulver von ungebranntem Alabaster, gelöschten Kalk,
gestossenen Talk, Bryanconer Kreide.
Um die Palette zuzurichten, die sonst kaum ein Jahr
währte, das Oel einsaugt und die Farben vertrocknen macht.
Tauche sie in gut aufgelösten Leim in einer grossen
Pfanne und lasse sie über dem Feuer, bis die Flüssigkeit
das Holz durchtränkt hat; nachher lasse sie unter einem
beschwerten Brett trocknen, damit du das Schwinden nicht
zu befürchten hast. In acht Tagen, wenn du ein wenig
mit derselben gearbeitet hast, wird sie sehr gut.
Das Oel wird gebleicht, wenn es über Bleiweiss ge- (•)
schüttet, an der Sonne stehen gelassen wird ; aber es wird
auch fetter und verdickt sich.
Das is das -Spanish
Weiss, aus dem man
Stärke in Brodform
som Anweisen der
HHuser mittels Leim
maoht
(«)
Van Sommer.
Oel.
Das beste ist das Leinöl; es hat die Eigenart, dass, wenn
die Malerei nachgegilbt ist, und das Gemälde an die Sonne
gestellt wird, die Farben stets wieder aufzuhellen. Dies ist
nicht der Fall beim Nussöl, auch nioht beim Mohnsamenöl.
Andere siehen das
KusslJl Tor.
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— 108
L'huile de Pauot est bon pour le blano, & pour le
bleu, quand on faiot le ciel, Pair &o.
En trauaillant en blano ou en bleu si vous adjoustez
quelque peu d'huyle d'aspic k vos couleurs elles ne raour-
ront point, qui est vn grand seoret.
Nettoyer pinoeaulx deuenus secs (desquels pourtant
vn bon peintre ne se seruira plus) les fault tremper dans
sauon vn jour & vne nuit, ou moings de peur que le
sauon ne roange les poils, apres lauds dans eaue ohaude,
puls les nettoy^s aueo huyle d'aspic, de Therebentine ou
Petrole.
Couleurs se peuuent toutes vernir.
Bon Vernix. Rp. huyle blanc de Therebentine deux
onces. Therebentine tres belle & fort blanche vne once.
Sandaraoh tres peu. Pond^s douloement la Therebentine,
(Ms. p. 7 seule, estant fondue dans eau chafujde, adjoust^s y Phuile
verso) & quand tout sera bien meslö ost^s de l'eau ohaude. La
Sandaracha soit fondue a part au[ec] vn peu dudicte huyle,
puis Padjoustös ä tout le reste mesl^, estant ohaud. L'huyle
en attirer[a] ce qu^l pourra.
Autre faQon qu'on iient meilleure. Rp. Therebentine
tres belle Jj. Petrole Jij. fondös ensemble dans eau ohaude,
& gua[r]dis que rien ne bouille. lo Vernix ne s'ecaille
jamais, ne blanohit point, & vous monstre exactement tout
vostre ouurage.
La therebentine, aueo le temps'se seiche, Phuile [de]
Therebentine ou le petrole s'esuanouissant, ft ne pe[ult]
endurer l'eau. Le meilleur vernix resistant a 1 [?eau] se faiot
aueo l'huile siooative, fort espaissie au soleil sur IcTlytharge
(voyös sur la ceruse) sans aulounement bouillir.
J'ay faict bouillir
▼ne brosse de poil
ou eoyes de poro,
dans de la lexine,
forte de cendres. Le
poil s'est amoUy
regriBS^ & tout
guast^. Le sauon
mol rault mieux.
(»)
Pour bien Caire oe
Vernix mett^ tos
matteres dans tu pot
de terre oouuert, sur
sablechaud, ft quand
11 oommencera a tou-
ioir bouillir tir^ du
feu, ft guard^ Bn
oesve fagon le Temix
se seiohe bien toet^
aultrement non.
BelcanL
li. Kubens.
NB.
Vide in sequentibus
Oapit. daU4
Quand on unprime les toiles pour empescher qu'elles (8)
ne fendent ou se souplissent
En y raettant la premiere couohe de colle, adjoust^s
a vostre oölle vn petit de miel.
Cela ne vault rien, car la teile Thumeote facilement
& se lasche, & mettant vostre tableau contre vne niuraille
vn sei blanc florit k tout propos hors de la peinture.
oomme vn salpetre.
Pour la couche d^or ou d'argent en feuille, (9)
Broyös ocre jaune auec huyle tant que voudre[8],
adjoustös vn peu de Mine & faites vostre couleur fort
liquide, mett^s sur le feu, y adjoustant vn peu d'ail, selon
que vous le ouires long temps il deviendra plus espais.
L'ail 8[e] met par petites pieces. Et l'or couleUr se guarde
dans vn verre. Peignes aueo vn pinoeau. Laisses seioher.
Estant sec couch^s Por, qui adherera k Pail & sera tres
beau.
Labeur de Blanc,
(Ms. p. 8) Se faiot auec blanc & noir, Item aveo ombre & blaue,
Oore & Blanc, Schitgeel & blanc; s'enfonoe auec noir
(lO)
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— 109 —
Das Mohnöl ist gut für das Weiss und für das Blau,
wenn man Himmel, Lüfte eto. macht.
Wenn du bei der Arbeit mit Weiss oder mit Blau
ein wenig Spicköl zu den Farben gibst, so yerblassen sie
nicht im mindesten; das ist ein grosses Geheimnis.
Um trocken gewordene Pinsel zu reinigen (deren sich
ein guter Maler nicht mehr bedienen würde), tauche man
sie in Seife einen Tag und eine Nacht oder weniger, aus
Furcht, die Seife könnte den Borsten schaden, nachher
wasche man sie in warmem Wasser und reinige sie mit
Spicköl, Tei*pentinöl und Steinöl.
Alle Farben lassen sich firnissen.
Guter Firnis. Rp. Helles Terpentinöl zwei Unz.
Den schönsten und hellsten Terpentin eine Unze. Sandarac,
sehr wenig. Schmelze langsam den Terpentin, allein; ist
dieser im warmen Wasser [Wasserbad] zergangen, füge
das [Terpentin-]Oel hiezu, und wenn alles gut vereingt
ist, nimm es aus dem heissen Wasser heraus. Der San-
darac sei für sich mit ein wenig des genannten Oeles ge-
mischt und dem übrigen hinzugesetzt, solange alles noch
warm ist. Das Oel nimmt davon auf, so viel es vermag.
Andere Art, die man für besser hält:
Rp. Terpentinum vom besten 1 Unze, Steinöl
2 Unzen; im heissen Wasser [Wasserbad] vereinige es
und gib acht, dass nichts anbronne; der Firnis blättert
niemals, wird nicht weiss und zeigt dir genauestens deine
Arbeit.
Der Terpentin[balsam] trocknet mit der Zeit, das'
Terpentinöl oder das Steinöl. verflüchtigen und können
Wasser nicht vertragen. Der beste Firnis, der gegen
Wasser widerstandsfähig ist, wird gemacht aus an der
Sonne über Bleiglätte (vergl. auch über Bleiweiss) einge-
dicktem Trockenöl, ohne irgend zu sieden.
Wie man Leinwanden grundiert, um zu ver-
hindern, dass sie springen, und brechen.
Zur ersten Lage von Leim füge ein wenig Honig dem
Leim bei.
Dies taugt zu nichts, denn die Leinwand wird leicht
feucht und schlaff; und stellst du dein Büd gegen die
Wand, so blüht ein wetlsses Salz über der ganzen Malerei
heraus wie Salpeter.
Zur Unterlage von Blattgold oder -Silber.
Reibe Gelbocker mit Oel, soviel du magst, füge etwas
Mennig hinzu und mache die Farbe ziemlich flüssig an,
setze sie ans Feuer, und füge etwas Knoblauch dazu; je
länger du sieden lässt, desto dicker wird es. Den Knoblauch
gib in kleinen Stücken {nach und nach] hinein, und die
„Goldfarbe^ wird im (jllase aufbewahrt. Male mit dem
Pinsel. Lasse trocknen. Ist es getrocknet, dann lege das
(}old an, welches an dem Oel haftet, und so wird es schön.
Weiss zu arbeiten.
Ms. p. 8 Man macht es mit Weiss und Schwarz, item mit
Umbraun und Weiss; Ocker und Weiss. Schüttgelb und
(6 a)
Ich liets eiiien Pinsel
von Sohweinshaar
oder Borsten In star-
ker Bleheillaufe
kochen. Das Haar
hat sich erweicht,
Torbogen und war
gana Terdorben. Die
weiche Seife taugt
bester.
Um diesen Firnis gut
SU bereiten, bringe
die Materien in einen
geschlossenen
irdenen Topf über
heissem Sand, und
wenn es su sieden
beginnt, siehe den
Topf vom Feuer und
bewahre es. In die-
ser Art trocknet der
Firnis sehr bald, an-
derafaUs nicht
Belcam.
M. Rubens.
NB.
a im folff. Oapitain
8all^[*s Angaben].
(8)
W
(10)
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— 110 —
& aultres oouleurs brunes, se rehausse auec le blaue le
plus pur. Bnfin toutes couleurs s^allient auoc le blaac.
Labeur de noir. (.10 a)
De noir de charbon ou de Lampe, & de blanc. S'enfonce
auec Noir d'yuoire, & se rehausse auec vn noir vn peu
plus blanc.
Labeur de Bleu (lObj
S'esclairoit auec blanc, trois ou quatres couleurs s'en-
fonce auec le bleu mesme, ou s'y mesle vn peu de Lacque
en la premiere couche. LVltramarin seul de touts les Non 8ur la cendrot'.
\ , fx , Sur rinde faict
bleus glace sur le Smalte. mieux de tout
La Cendr^e est le plus beau bleu apres rvltramarin.
s'allie auec blanc &o.
9
Le Smalte se gouuerne comme L'Ashen ou Gendr^e.
Labeur de Pourpre. (10 c)*
Pourpre se faict auec Esmail & Lacque pour le plus
obscur; afin qu^il seiche y fault adjouster vn peu d'huyle
de Lytharge, ou bien broyds vostre smalte auec eau, puis
estant sec adjoust^s en vn peu ä vostre couleur. II fera
bien seicher sans changer.
Enfonc^s auec Smalte Lacque, & en tant soit peu de
noir au plus profond, aultrement TEsmail & la Lacque
sont asäös noirs. Rehauss^s adjoustant vn peu de blanc.
Le pourpre se peult aussi faire auec Cendr^e & Lacque.
Vous pouvös a ces couleurs adjouster Vermillon, Ocre
jaune, & aultres selon la fantaisie.
(Ms. p. 8 Labeur de Rouge, (iOd)
verso) Lacque & blanc & si vous voultfs glaoes d[e] lacque;
le travail sera tres beau.
Lacque, Vermillon & Blanc. Vous le p[ou]ues glacer
auec Lacque, ou le laisser sans glacer.
Braunrot auec Lacque, Blanc. Noir pou(r] enfoncer.
Not^s que le noir ne se doibt adjouster k pas vn
Labeur sinon quand tout est faict pour toucher les
derniers traiots des enfonoements.
Labeur de Jaune, (lOe)
Masticot enfonoes de Schitgeel y adjoustant vn peu
de mine qui le fera seicher & luy donnera corps. Si vous
y metti^s de Tombre il tueroit le Pinke. Pour le noir plus
profond prenez Pinke, Lacque, & umbre. Rehausses auec
le plus olair masticot.
Masticot & mine faict la premiere couche pour L'or.
Rehausses auec Masticot seul.
Mine ft Oore jaune fait er. Rehausses auec Masticot.
Schitgeel & Blano faict vn jaulne. Enfonc^s d'ombre.
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— 111
Weiss. Man schattiert mit Sohwarz und anderen [dunkel]
braunen Farben, man setzt die Lichter auf mit reinstem
Weiss. Alle Farben verbinden sich schliesslich mit Weiss.
Schwarz zu arbeiten.
[Man nimmt] Kohlschwarz oder Lara penschwarz und
Weiss. Man schattiert mit Elfenbeinschwarz und
auf mit Schwarz nebst ein wenig mehr Weiss.
(Ms. p. 8
verso)
hellt
Arbeit mit Blau.
Mit Weiss wird es hchter gemacht, drei oder vier
Farben werden durch das Blau selbst abschattiert, oder
man mischt ein wenig Lackrot in die erste Lage.
Das Ultramarinblau ist die einzige blaue Farbe, die
über Smalte lasiert wird.
Das Aschenblau ist nach dem Ultramarin das schönste
Blau, es mischt sich mit Weiss etc.
Die Smalte lässt sich genau wie Aschenblau oder
Bergblau verarbeiten.
Purpur zu arbeiten.
Purpur macht man mit Smalte und Lack, für die
dunkelsten [Partien]; damit es trocknet, muss ein wenig
mit Bleiglätte bereitetes [Trocken-]Oel hinzugefügt werden,
oder aber man reibe seine Smalte mit Wasser und füge
in getrocknetem Zustande dann etwas davon der Farbe
bei. Es macht sie gut trocken, ohne sich zu ändern.
Schattiere mit Smalte, Lack und ein klein wenig Schwarz
zum tiesten Ton, sonst sind Smalte und Lack genügend
dunkel. Um Lichter zu machen, füge etwas Weiss hinzu.
Man macht Purpur auch mit Aschenblau und Lack und
kann diesen Farben Zinnober, gelben Ocker und andere
je nach Belieben zumischen.
Rot zu arbeiten.
[Nimm] Lack und Weiss, und wenn du willst, lasiere
mit Lack; die Arbeit wird sehr schön.
[Oder] Lack, Zinnober und Weiss. Du kannst es mit
Lack lasieren, oder ohne Lasur stehen lassen.
Braunrot mit Lack und Weiss. Schwarz zum Schat-
tieren.
Merke, dass das Schwarz bei keiner Arbeit hinzu-
gefügt werden darf, es sei denn alles soweit bereit,
um die letzten Dunkelheiten darauf zu tuschiereu.
Gelb zu arbeiten.
[Hierzu dient] Massicot mit Schüttgelb abschattiert,
indem etwas Mennig zum Trocknen und um etwas Körper
zu geben beigefügt wird. Wenn du Umbraun hinzugäbest,
würde der gelbe Lack verdorben. Für die dunkleren Töne
nimm Sohüttgelb, Lack und Umbraun. Verliebte es mit
dem hellsten Massicot.
Massicot und Mennig bilden die erste Lage für Qold.
Lichter setze mit Massicot allein auf.
Mennig und gelber Ocker geben Qoldfarbe. Brhöbe
die Liohter mit Massicot.
Schüttgelb imd Weiss geben ein Gelb. Schattiere mit
Umbra.
(lOa)
(10 b)
Nicht über der
Asohenfarbe. lieber
Indigo Ittsst es sich
am besten machen.
(lOc)
(lOd)
(10 e)
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— 112 -
Ocre jaune. Blanc. Terre d'ombre.
AuraDgö aueo Vermillon, Mine, Sohitgee[i] & vn peu
de Mastioot ou seul, ou mesl^ aueo Vermillon. Quand on
vernit ne change jamais; inais aduis^s que vos oouleurs
soye[nt[ bien seiohes auant que d'y niettre le vernix.
(Ms. p. 9
verso)
Labeur de Vert.
Beau vert. Aschen & Mastioot, fort olair.
Asohen ft Pinko ombrage le susdite vert.
Selon qu'on veult faire les verts plus jaunes on
y inet plus de Mastioot.
Plus verts on y met plus de Pinke aueo la
Gendröe.
Plus bleus on y met plus d'Asohen.
Plus blanos ä tout ce que dessus on adjouste du
blano de plomb &c.
Sohitgeel glace y adjoustant tant soit peu d'Asoaen.
Quelques vns glaoent leurs beaux arbres, aueo le Verd
de gris, roais n'oubli^s pas d'y roettre le vernix.
Aultre vert: Mastioot, Blanc & Ashen, enfono^s auec
Mastioot ft Asfien ; pour le plus noir adjoust^s vn peu de
noir k L'Ashen & vn peu de Sohitgeel.
Ashen & Oore jaune faiot vn vert mort ; vous y pourrez
adjouster vn peu de blano.
Pour les tronos des arbres: Ashen & Lacque auac
Oore jaune, ou Vmbre, ou Sohitgeel«
Feuilles mortes: Sohitgeel, Lacque, vn p^u d'ombrCi
ou vn do mine, touoher vn peu de vermillon par cy
par la.
Quand on met vne seoonde oouohe de oouleur sur la
premiere qui reluit, aussi tost qu'elle est seiche, incontinent
la oouleur s'emboit & ne meurt point.
Quand on peint le ciel fault faire k vn[e] fois le bleu
aueo Esmail & blano, ou aueo Gendre & blano, y meslant
Selon les ocoasion de la Laoque, Vermillon, & auUres
oouleurs; puia laisser seicher, & quand ou voud[ra] tra-
uailler aueo jaune, Mastioot &o. le fa[ul]dra mettre k vne
aultre fois k part. Aultrement si on l'approche du bleu,
la oouleur v.[. . . .]dira.
NB. L'esmail meurt faoilemeiit, & quand on l'aohepte
encor qu'il semble beau, & k Pattouohement se ti'ouue
impalpable, si n'en doib[t] on point pourtant faire jugement
jusques [ä] tant que l'ayant meslä auec huile & blano de
plomb, on voya si esti^t seo il ne noiroira point. Les
Esmaulx ordinaires dont on empese noiroissent & meurent.
J'ay pris du gros Esmail tres bleu, & l'ayant broy^
impalpablement aueo eau & seicht m'en suis seruy aueo
bon sucoös.
T. M. La mort des oouleurs est quand Fhuyle pageant«
audessus se seiche & faiot vne peau, qui noiroit a Pair.
II y a quelqes oouleurs, & les Esmaulx entre aultres qui
(lOf)
Vn peiutre francoia.
Le Terl ne meurt pas
8i Quand on le met
en oeuure on ad-
jouste tur la Palette
Queloue« ^uttes de
petrole ou d'huyie
d^aapio ou de Tfaere-
bentlne fort olair.
Cela fkiot emboire la
oouleur. & oe qui
g*emboit ne meurt
point.
(11)
L'eemail ne doibt
estre mesM quo fort
legeremenfc aueo le
blano 8ur la paletla.
Oar Bi T0U8 la remu^
beaucoup aueo le
cousteau, U meurt
faoUement.
8*ombrage enmeglant
aueo lu7 vn peu
d*ocre jaune, & tant
8olt peu de Laoque.
Bpeoulation.
M. Gentilesohj ez-
oellent peintre fto-
rentin adjouste sur
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113 -
(Ms. p. 9
verso)
Gelber Ocker, [und] Weiss, [geben Gelb; schattiere
mit] Umbra Erde.
Orangefarbe [mache] mit Zinnober, Mennig, Schtittgelb
und ein wenig Massioot, oder allein, oder mit Zinnober
gemischt. Beim Firnissen ändert sich [die Farbe] niemals:
aber merke, dass die Farben gut trocken sein müssen, be-
vor der Firnis darüber gelegt wird.
Grün zu arbeiten.
Schöngrün. Aschenblau und sehr helles Massioot.
[Mit] Aschen und Schütt^elb schattiere das oben-
genannte Grün.
Je nachdem man die Grün gelblich haben wiU,
füge man mehr Massioot bei.
[Wenn] mehr grünlich, so gibt man mehr Schütt-
gelb dem Aschenblau bei.
[Wenn] mehr blau, so gibt man mehr Aschen.
Heller macht man die oben genannten, indem man
. Bleiweiss hinzugibt u. s. w.
Schüttgelb, mit Hinzufügung von ganz wenig Aschen-
blau, [ist] Lasurgrün.
Etliche lasieren ihren Baumschlag mit Grünspan, aber
vergiss nicht, Firnis dazu zu thunl
Anderes Grün. Massioot, Weiss und Aschen, schattiert
mit Massioot und Aschenblau ; zu den dunkelsten Schatten
füge ein wenig Schwarz, Aschblau und etwas Schütt-
gelb bei.
Aschblau und Ocker gibt ein stumpfes Grün; man
kann etwas Weiss hinzumischen.
Für die Baumstämme: Aschblau und Lack, mit Gelb-
ooker, oder Umbraun oder Schüttgelb.
Welke Blätter: Schüttgelb, Lack, ein wenig Umbraim,
oder ein wenig Mennig, tuschiere hie und da mit etwas
Zinnober.
Wenn man eine zweite Farbenschichte auf die erste,
die glänzend ist, legt, so schlägt die Farbe, nachdem sie
getrocknet ist, alsbald ein und verbleicht nicht.
Wenn man den Himmel malt, muss man das Blau auf
einmal machen, mit Smalte und Weiss oder mit Aschblau
und Weiss, je nach Bedarf Lack, Zimiober und andere
Farben hinzumischend. Dann lässt man trocknen, und
wenn man mit Gelb, Massioot etc. [weiter] arbeiten will,
muss dies ganz gesondert geschehen. Denn brächte man
diese mit dem Blau in Berührung, würde die Farbe ver-
derben.
NB. Die Smalte verschiesst leicht, und wenn sie beim
Ankauf auch schön erscheint, und sich höchst fein anfühlt,
kann mau doch kein Urteil haben, bevor sie mit Oel und
Bleiweiss gemischt wird; man sieht erst im getrockneten
Zustand, ob sie nicht dunkler wird. Die gewöhnlichen
käuflichen Smalten dunkeln nach und verbleichen.
Ich habe von der schönen blauen gemeinen Smalte
genommen, sie aufs feinste mit Wasser gerieben und ge-
trocknet und mich ihrer mit bestem Erfolge bedient.
T, M. Verderblich für die Farben ist es, wenn das oben
schwimmende Oel trocknet und eine Haut bildet, die an
der Luft sich schwärzt: Es gibt einige Farben, und unter
(lOf)
Bin franztfsitoher
Maler : Das Grün ver-
blasst nicht, wenn
man beim Arbeiten
auf der Palette einige
Tropfen Bteinöl oder
SpUEoi oder sehr
klares TerpentiolJl
hinsugerttgt.
Das maoht die Farbe
einsoblagen und was
sich einsaugt, wird
keineswegs ver-
blassen.
(11)
Die Smalte darf nur
ganz leicht mit dem
Weiss auf der Pa-
lette gemischt wer-
den, denn wenn sie
viel mit dem Messer
verrührt wird , ver-
schiesst sie leicht.
Zum Schattieren
vermischt man lu
derselben etwas gel-
ben Ockei und et-
was wenig Lack.
Spekulation.
M. Oentilesohl. ein
Vortrefflicher Flo-
rentiner Maler, fUgt
8
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— 114 -.
ne se meslent pas aisement aveo Phuyle, ains vont tous-
jours ä fonds Sans se lier, & ainsi meurent racilement, i. e.
noiroissent.
Notös. L'addition de Thuyle d'aspio au blano &
au bleu, qui faict qu'ils ne meurent jamais, oe que
je repet^ parce que o'est vn grand georet.
Pour essayer si les couleurs meurent, apres les auoir
oouoh^es sur teile ou sur bois, estant seichtes les fault
mettre pres d'un pieoe & cela se verra bien tost.
la Palette vne ffoutt^
aeulement de Vernix
d*Ainbre venant de
Venise, dont on rer-
nit les lutbes, prin-
oipalement k la ohar-
neuro. & oe pour fadro
eatenare le blano &
radouoir faoUement
A fairo aussi QU*ii ae
Belobe plus tost. Par
oe moyen il trauaille
quand il veult, sans
Attendre que les cou-
leurs seiohent tout
h foiot & le Vernix
quoy que rou^e ne
quaste point le Diane.
Vidi.
NB. Pour faire quo vos oouleurs s'estendre faoileraent,
& pär oonsequent se meslent bien, & roesmes ne meurent
pas, oomme pour les azurs: mais generalement en toutes
oouleurs, en peignant trempez legerement de fois a aultre
votre pinoeau dans de l'huile blanche de Therebentine
de Venise extraitte au baing ilf[arie] puis aueo ledioi
pinoeau meslez vos couleurs sur la palette.
M. Rubens.
Aqua di ragYa.
Vidj.
(M ps.. 10) Pinceaulx.
Sont subjects k estre manges ft reduits en poudre par
les tignes, oe qui peult estre prevenu si vous les guard^s
dans des deurs de houbelon, dans des herbes ameres oomme
[AJbsynthe, Centaur min., Hypericon., poudre de Tobaco, dont
la fum^e souffläe dans [le]s habits tue & empeohe de naistre
oes animaulx. Tremp^s vos pinceaulx dans vn pieu d'huile
d'aspio & jamais le tignes ne se mettront. Du cuir de
Russie.
Quand vous laissez le Labeur a huile trempds vos
pinoeaux auparavant bien nettoy^s dans huile d'oliue, &
quand vous voüdrds vous en reseruir, lav^s les aueo sauon
noir & eau ohaude.
Les paysages s'esbauohent aueo broisses de poil de
poro le plus deli^ qu'on peult auoir, lesquelles quand on
int^rmet le trauail se mettent dans l'eau de peur qu'elles
ne seichent. Si elles se seiohent, il ne fault que les lauer
aueo le sauon mol, & elles sont aussi bonnes que jamais.
(1«)
Frott^s le bord de
vostre boeste k Ten-
tour de Ciueote A
Jamais les teignes ne
se mettent. Apres
dVn marohand de
pinceaulx.
Vn moroeau de cuir
d'Bspagne parfuroe
mis dans la boeste.
Brosses moUes &
douloes.
Apres qu*elle8 sout
faittes do bon poil
ou S070 de porc. il
les fault adoucir, on
les usaat & frottant
sur vne tuile, ainsi,
en continuant vous
les rendres aussi
flnes & doulces quo
vous Toudr^s.
Oe frottemen t se faiot
en long selon le poil.
& la tuile doit estre
(louoe. et faut mouil-
lir la brouesse en la
roulant tousiours
auec le poulce ft le
doigt de milieu; oe-
pendant que l'indioe
s*appu7era dessus le
poil. lequel arant
este fort addouoit ii
faudra Her auec du
fll fort serr^ iiisques
au bout, affln que la
brousse demeure
sorr^ & pointue.
Pour faire les feuQles des arbres, i. e. des plus grands
fault auoir des pinceaulx gros par le bout & moussus, de
poil de poisson.
Vn Paysage se doibt esbaucher tout d'un coup puis
ayant laiss^ seicher, fault curieusement rechercher &
repasser tout.
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— 115 —
anderen die Smalten, welche sioh nicht leicht mit dem Oel
verbinden itnd sioh stets ohne Bindung zu Boden setzen,
und so verscbiessen resp. sich leicht schwärzen.
Nota. Die Beigabe von Spicköl zum Weiss und
zum Blau, Wodurch sie niemals verblassen, wieder-
hole ich hier, denn es ist ein grosses Geheimnis.
Um zu versuchen, ob die Farben verscbiessen, nach-
dem sie auf Leinwand oder auf Holz aufgetragen sind,
stelle man [das Gemalte], wenn es trocken ist, in die Nähe
eines Kamins, und man wird es bald sehen.
NB. Dam^it deine Farben sich leicht ausbreiten lassen,
und infolgedessen sich gut vermischen und nicht verscbiessen,
wie bei den Azuren, aber auch bei allen übrigen Farben,
tauche deinen Pinsel während des Malens dann und wann
ein wenig in helles venetianisches Terpentinöl ein, das
im Wasserbade bereitet ist , und mit dem gleichen Pinsel
mische die Farben auf der Palette.
anf der Palette nur
einen Tropfen yene-
tiflohen Ambra-Fir-
nis hinzu, mit dem
man Lauten firniast,
und Bwar hauptsttoh-
lioh bei FleiBchpar-
tien, damit das weiss
sioh ausbreitet und
leicht ineinander
malt und auch
schneller trocknet.
Durch dies Mittel
arbeitet er, wenn es
ihm beliebt, ohne auf
das TUlIige Trocknen
der Farben au war-
ten; und obschon
der Firnis rtJtlich ist
verdirbt er doch
nicht das Weiss. Vidi^
M. Rubens.
Terpentinöl.
Vidi.
(Ms.p. 10) Pinsel.
Durch Mottenfrass können Pinsel verderben und zu
Staub zerfallen; das kann man verhüten, wenn sie in
Hopienblüte, in bitteren Kräutern wie Absyntb, Tausend-
guldenkraut, Wettei'-Röslein, Tabaksstaub, dessen Geruch
iß Kleidungsstücken eingedrungen, diese Tiere tötet und
nicht entstehen lässt, aufbewahrt werden. Tauche deine
Pinsel in Spicköl und die Motten werden nicht hinein-
kommen. [Versuche] Russisch-Leder.
Wenn du deine Oelmalerei verlässt, tauche die vorher
gut gereinigten Pinsel in Olivenöl, und wenn du sie wieder
benötigst, wasche sie mit schwarzer Seife im warmen
Wasser aus.
Landschaften legt man mit den weichsten Schweins-
borstenpinseln an, die man bekommen kann, und wenn man
die Arbeit unterbricht, legt man sie ins Wasser, damit sie
nicht trocknen. Wenn sie trocken sind, braucht man sie
nur in weicher Seife zu wuschen und sie sind so gut wie je.
Um die Blätter der Bäume zu machen, d. h. die grössten,
muss man Pinsel mit breiter Spitze und vollhaarig, aus
K8oh[otter]-Haaren haben.
Eine Landschaft soll in einem Zuge angelegt werden,
dann nach dem Trocknen sucht man sorgföltig alles zu
übergehen.
Bestreiche den Rand
deines Behlllters
ringsum mit Schnitt-
lauch, und niemals
werden Motten sich
finden; nach einem
Pinsel-Httndler.
Ein Stückchen par-
fümiertes Spanisch-
Lodor in den Be-
hälter gegeben.
VV^eiche und sarte
BorstpinseL Je nach
d<'n Haaren und
Sr li Weinsborsten,
auH welchen sie ge-
macht sind t muss
man die Pinsel weich
machen, durch den
Gebrauch oder Rei-
ben auf.einem Ziegel.
Wi rd dies fortgesetzt,
HO bekommst du so
feine und weiche
Pinsel, als du magst
Dieses Roiben ge-
schieht der Länge
der Haare nach und
der Ziegelstein soll
feinkünii^ sein. Die
Pinsel sind feucht
2U halten und kurs
mit dem Daumen
und Hfittelfinger,
während der Zeige-
finger auf den Pinsel
drückt ; sobald dieser
genug weich ist,
muss er mit einem
Faden an der Spitse
festgebunden wer-
den, damit der Pinsel
straiT und sugespitit
bleibt
8*
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116 -
Not^s,
Pour bien faire il fault que le premier esbaucheroent
8oit d'aussi bonnes oouleurs que le reste, aultrement si vos
premieres oouleurs sont raortes, la oouche que vous mettrez
dessus mourra aussi. Le remede est de faire deux oouohes
sur les oouleurs qui sont mortes, & puis reeheroher jb
paraoheuer yotre ouurage, qui ainsi sera tres beau.
Abraham Latombd.
(Ms. p. 10
verso)
L'imprimeure est de tresgrande consequen[oeJ.
S' Antonio Van Deik a essay^ d'imprimer aueo la coUe
de poisson, mais il m'a dit que le labeur s'esoaille, & que
oeste ooUe dans fort peu de jours tue le oouleurs. Par
tant eile ne vault rien.
Luy ayant donn^ de mon bon Vernix pour traaailler
aueo les oouleurs le meslant sur la palette k la fagon de
oeluy de Qentileschj, il m'a dit qu'il s'espaissit trop, & que
les oouleurs se rendent par la moings ooulantes. Luy
ayant repliquö que d*y adjouster vn peu d^iuile de There-
bentine ou aultre qui s'esuapore, oela peult seruir pour
remede. II m'a respondu que non. Cola gist k l'essay.
Voyez si l'huile de Pauot blano, Phuile d'Aspic ou aultre
pourra seruir.
II a essay^ le blano de 2j. Wismutt — k huile , & dit
que oeluy de blano de plomb qui est l'ordinaire, pourveu
qu'il soit bien laue est beauooup plus blano, que oeluy de
^ n'a pas assez de oorps. Et ne vault que pour Penlumi-
neure.
Mitens ayant essay^ le blano de 2|. ")'& dit qu'expos^
au soleil il se noiroit, & si vous le mesl^s aueo blano de
plomb, il le gaste; par tant il ne vault rien ^huyle, ny
raesmes k destrempe, si vous l'exposäs k l'air. En vn
Liure il est bon pour enluminer.
aO May 163».
ü Londres.
(Ms.p. 11) Abraham Latombä d'Amsterdam.
Preparation des toiles.
Fault les ooUer preroierement aueo ooUe de ouir de
veau, ou de oheurotin, en quoy consiste tout Partifice:
Car si la oolle est trop forte la teile se fend & se rompt
aisement. Apres auoir mis la oolle sur la teile, estant
encor humide, oouohes la sur vn marbre, & aueo la
moulette applatiss^s toutes les coustures & touts le noeuds,
puis laiss^s seioher. Apres imprim^s ai\eo blano de plomb,
& vn peu d'ombre, Vne imprimeure auffit; si on y en
met deux la teile sera plus vnie.
Pour faire paisages que vostre imprimeure soit de
Gouleur fort claire.
(i4)
NB. J'ay trouud on
Tn tableau faiot par
Abraham qu'estant
plusieurs anndes
oontre vdo murailJe
humide, la couleur
8*e8t) toute separ^ de
la toile, & cause de
la oolle, par tant hiult
imprimeraueo Thuile
Biocatiue prepar^
auec la Lynargo, ft
estant sec iroprim^
aueo terre d'om-
bre ou aultre cou-
leur teile que vou-
dr^
Ou bien faittes vostre
premitoe couohe
auec terre d'ombre
& blano de plomb
broyte ä huile ft la
seconde auec blano
de plomb ft ocre; ou
blano de plomb &
ngir; oomme tous
Toudrte.
La terre d*ombre
ffiiaste les oouleun.
vses de Braunrot»
d'oore jaune ou rouge
de bUüio de plomb
& noir de oharbofi.
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- 117 —
(Ms. p. 10
verso)
Nota.
Um gut zu arbeiten, ist es nötig, dass die erste An-
lage mit ebenso guten Farben gemacht werde, wie das
übrige, denn wenn die erstgemalten Farben verblassen,
rerblasst die darauf aufgetragene Lage auoh. Abhilfe da-
gegen ist, zwei Schichten von Farben auf die verblassten
zu legen, dann die Arbeit zu tibergehen und zu vollenden :
so wird sie sehr gut werden.
Die Qrundierung ist von der grössten Wichtigkeit.
Sgr. Antonio Van Dyck versuchte mit Fischleim zu
grundieren, aber er sagte mir, dass die Arbeit sich ab-
schält und dass dieser Leim in wenigen Tagen die Farben
verdirbt. Deswegen taugt er zu nichts.
In Bezug auf meinen guten Firnis, den ich ihm ge-
geben, um damit zu arbeiten, indem mau ihn auf der
Palette Bumischt nach der Art des Oentileschij sagt er,
dass er sich zu sehr verdicke und die Farben dadurch
weniger fliessend mache. Auf meinen Einspruch, dass
durch Zufügung von ein wenig Terpentinöl oder eines
anderen, das sich verflüchtigt, hier Abhüfe geschafien wer-
den kann, antwortete er mir mit Nein. Das hängt vom
Versuch ab. Sieh zu, ob helles Mohnöl, Spicköl oder ein
anderes dienlich sein können.
Er versuchte das Wismuthweiss mit Oel und sagte,
das gewöhnliche Bleiweiss, vorausgesetzt, dass es gut ge-
waschen ist, sei viel heller, jenes habe nicht genug Körper.
Es taugt nur für's Illuminieren.
Abraham LatomM.
(IS)
20. May 1688
zu London.
Mytens versuchte das Wismuthweiss und sagte mir,
dass es an der Sonne sich schwärzt, und wenn es mit
Bleiweiss gemischt werde, dieses vei-dirbt; deshalb taugt
es nicht für Oelmalerei, nicht einmal für Tempera, wenn
diese der Luft ausgesetzt wird. In euiem Buche, zum
Illuminieren ist es gut.
(Ms.p. 11) [Angaben des] Abraham Latombö von Amsterdam.
Bereitung der Leinwanden.
Man muss sie zuerst mit Leim von Kalbsfellen oder
Ziegenfellen leimen, darin besteht das ganze Kunststück.
Denn, wenn der Leim zu stark ist, springt sie und reisst
leicht. Naöhdem der Leim auf die Leinwand gestrichen,
lege sie noch feucht auf den Marmor-Reibstein und mit dem
Reiber drücke alle Fugen und Unebenheiten nieder, dann
lasse trocknen. Hernach grundiere mit Bleiweiss und ein
wenig Umbra. Eine ürundierung genügt, wenn man aber
zwei Lagen davon gibt, wird die Leinwand gleichmässiger.
• Um Landschaft-en zu malen, [merke, dass] deine
Orundierung hellere Farbe habe.
NB. loh ftod bei
einem QenUUde de«
Abraham, das meh-
rere Jahre an einer
feuchten Wand war,
die Farbe Ton der
lioinwand gans ge-
trennt, Ton wegen
dee Leimes; deshalb
soU man mit Tro-
okenm,mitBleigUttte
bereitet, grundieren,
und wenn dies tro-
cken ist, mit Um-
bra-Br de oder
irgend einer, welche
du willst
Oder : Mache die
erste Lage mit Um-
braun und Bleiweiss,
in Oel angerieben,
und die aweite mit
Weiss und Ocker
oder Bleiweiss und
Schwärs, wie du
willst
Die Umbra-Brde ver-
dirbt die Farben. Be-
niitse Bfaunrot, sel-
ben oder roten Ocser,
Bleiweiss und Kohl-
sohwan.
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— 118 —
(M8.p. 11
vereo)
Pour le bois. Imprim^s premierement aueo la colle
susditte & croyOy estant sec, gratt^s & equales aueo le
oouteau, puis faites yne couche legere aueo blano de plomb
& orobre.
L'huile de noix est le meilleur pour blanc, esmail, ft
Gendr^e, aux aultres oouleurs il seiche trop vistement, k
oes belies il est plus beau, & plus pur que oeluy de Lin.
L'huyle de Lin ne seiohe pas si tost que oeluy de noix.
Pour le bleu fault adjouster vn peu d'huile d'a^pic,
deux ou trois gouttöes, ainsi la oouleur penetre^ ne reluit
point, & n'ayant point de peau huileuse k la superficie, ne
meurt jamais, ains deraeure belle.
Couleurs en usage.
Blano de plomb.
Noir de Lampe.
Gendr4e.
Bsmail.
Mastioot. 1. 2.
Sohitgeel.
Oore jaune.
Mine.
Vermillon.
[B]raunrot.
Laoque.
Terre dombre.
Blano de plomb. Le meilleur est oeluy qui se rompe
faoilement, est en escailles tresblanch[es]. En la Ceruse
commune il y a la moiti^ de croye. Broy^s impalpable-
ment aueo buile de Lin, mettez dans vn petit pot de terre
verniss^, & y laiss^s tousjours de le[au] dessus, la changeant
de quatre en quatre jours. Noir de lampe se mesle k
mesure qu'on en a affaire auec Ip cousteau suc la palette.
Pour le faire seioher y fault adjouster tu peu de terre
d'ombre aueo huile de Lin.
(15)
N*eu fauH acheptor
que peu k la fois car
ila'engraisBe.
Tant plus Tieil tant
meilleur.
Le Bleu peult estro
oouohö k deatrempo
auec coUe aur roeire
imprimeure k hujle
(frott^ aueo stto d*aU *
puia eetaut sec i4;>pli-
qute vn bon rernix
BubtU ft fort BiocaÜt
Ainai roatre bleu ne
meurt Jamals.
(16)
La Gendr^e & l'esmail se doibuent fort legerement
mesler sur la palette aueo huile de noix. Si on les broye
fort| en seiohant ils noircissent.
Mastioot se doibt broyer legerement sur le marbre
quand il est trop gras, & oe pour faire le verd, & pour
rehausser les arbres aux paisages, aultrement quand il est
beau & ass4s subtil il s'en fault seruir tout ainsi, aueo
huile de Lin; mettez en l'eau.
Sohitgeel broyez auec huile de Lin, & ne mettös point
en l'eau. Geste couleur, non plus que la Laoque n'endure
ny l'air ny la pluye; se passe, se blanchit, s'en ya.
Oore jaime auec huile de Lin, ne la mettez pas en
PeaUy aultrement eile blanohit mesmes si vne goutte d'eau
tombe dessus.
L'oore d'ltalie peult estie mise en l'eau estant brusl^
faiot yn rougebinin tresbeau moyen entre le Braunrot com-
mun & la Laoque.
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(Ms. p. 11
verso)
- 119 —
[Bereitung] für die Holztafel. Grundiere zuerst nut
obengenanntem Leim und Elreide; wenn trocken, schleife
und gleiche es ab mit dem Messer, dann gib eine leichte
Lage von Bleiweiss und Umbraun.
Das Nussöl ist besser für Weiss, Sraalte und Asch-
blau, andere Farbe trocknet es zu schnell ; für jene schönen
Farben ist es das beste und reiner als das Leinöl.
Leinöl trocknet nicht so schnell wie Nussöl.
Für die Blau füge man etwas Spicköl bei, zwei oder
drei Tropfen ; so dringt die Farbe durch ohne zu glänzen,
ohne ein Oelhäutchen auf der Oberfläche zu haben, ver-
blasst niemals, sondern bleibt immer schön.
Gebräuchliche Farben.
Bleiweiss,
Lampenschwarz,
Aschblau (Bergblau),
Smalte,
Massicot, 1 und 2,
Sohüttgelb,
Gelbocker,
Mennig,
Zinnober,
Braunrot,
Lack,
Umbra-Erde.
Bleiweiss. Das beste ist jenes, das sich leicht brechen
und sehr weiss schaben lässt. In der gewöhnlichen Gerusa
ist die Hälfte Kreide darin. Reibe es aufs allerfeinste
mit Leinöl, thue es in einen kleinen glasierten Topf und
halte stets Wasser darüber, indem du es von 4 zu 4 Tagen
wechselst.
Lampenschwarz mischt mau je nach der Menge, deren
man eben bedarf, mit dem Messer auf der Palette. Um
es besser trocknend zu machen, muss etwas Umbraerde
hinzugegeben werden mit Leinöl.
Aschenblau und Smalte müssen sehr leicht auf der
Palette mit Nussöl gemischt werden. Wenn man sie stark
reibt, so dunkeln sie beim Trocknen naclv
Massicot muss leicht auf dem Marmor gerieben werden,
wenn es zu grob ist, und zwar um Grün zu machen und
zum Auflichten der Bäume in Landschaften; wenn es
schön und sehr fein ist, mag man es so mit Leinöl ver-
wenden. Gib es in Wasser.
Schüt'tgelb reibe mit Leinöl und gib kein Wasser
darüber. Diese Farbe verträgt weder Luft noch Regen,
noch weniger als der Lack ; sie verflüchtigt, verblasst und
vergeht.
Gelber Ocker. [Reibe] mit Leinöl, gib ihn nicht in
Wasser, sonst bleicht er, und wenn nur ein Tropfen davon
daran kommt.
Der italienische Ocker kann in Wasser gesetzt werden.
Gebrannt gibt er ein sehr schönes Rotbraun, Mittelfarbe
zwischen dem gemeinen Rotbraun und Lack.
(15)
Nur wenig auf ein-
nul kaafe man, weil
es sioh Terdiokk
Je lUter es iat,
desto beaser«
Note. Des BUu kann
k tempera mit Leim
auf aer Oelffnin-
dierung auCgevragen
werden (reibe ti^ ^'\
Knoblauch fAa\ und
wenn die« trocken
ist/Terwende einen
futen, feinen Fimia»
der gut trocknet So
wira daa Blau nie
Tertterben.
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— 120 —
Mine soit ohoisie la plus belle, la plus deliöe, & soit
broyöe tres legereraent sur la piÄrre aueo huile de Lin ; si
on la broye trop la couleur se perd, & paslit. Mett^e en
l'eau ne raeurt pas.
Vermillon soit premiereraent broyö en eau, puis mis
Ä seioher sur la oroye qui emboit Peau, quand on s'en veult
seruir soit mesl^ sur la palette aueo huile de Lin. Se peult
mettre en l'eau.
(Mi.p. 12) [B]raunrot se broye aueo huile de Lin & se guarde
en l'eau.
Lacque se broye tresfort aueo huile de Lin, [p]our
estre tresfine, ne se roet point dans Peau, [p]our seioher
on y adjouste vn peu de verre [p]ilW impalpablement. NB. )^
Ombre sVse brusl^e, & alors est plus brune & rouge-
astre, & non brusl^e, selon la volonte de Pouurier; se broye
aueo huile de Lin. Se met en Peau.
L'eau
Est bonne Nuit
au
Blano de plomb. Noir de Lamp.
Mastioot. Esmail.
Mine. Sohitgeel.
Vermillon. Ocre jaune.
Braunrot. Laoque.
Vmbre.
Oore d'Ialie.
Gendr^e.
Pinceaulx. (W)
Fault auoir des broisses de poil de pouroeau le plus
doulx. Gourtes & espaisses sont les meilleures pour es-
baucher vu tableau.
Apres en auoir peint, de peur qu'elles ne se seichent
soyent niises dans Peau, si elles sont seiohes soyent frottöes
de sauon, lautes & rino^es aueo eau chaude. Pour les
arbres & pour esbaucher ce qui est le plus menu fault
auoir des pinoeaulx de poisson, longuets et firmes. Pour
le reste des pinceaulx de queue de gris gros & courts, pour
faire les tronos des arbres, & tirer des longues lignes,
longs & deli^s.
Apres auoir peint nettoyös bien vos pinoeaulx, & les
ten^s en Phuile de peur qu'ils ne seichent.
Les palettes soyent de poirier. ^^y^ ^"^ ^**''"*'
(Ms. u. 12 NB. La plus part des couleurs ne meure[nt] que faulte
verso) d^auoir bien nettoy^ les pinceau[lx]. Voyla pour quoy vn
peintre qui veult faire quelque ouurage d'importance, prinoi-
paleme[nt] vn portraiot apres le naturel, doibt tousjo[urs]
avoir des pinceaulx neufs.
Fault auoir des broisses particulieres pour le bleu,
qui ne touchent ä aultres couleurs, lesquelles apres auoir
trauaillä soyent mises & continuellement teuues dans Peau.
Les aultres pinceaulx apres auoir esti tres bien nettoy^s
soyent tenus dans Phuille ou continuellement tenus gras
auec ioeluy.
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— 121 —
Mennige soll rom schönsten und feinsten ausgesucht
werden und ist aufs leichteste auf dem Steine mit Leinöl
zu reiben. Wenn es zu stark gerieben wird, verliert es
und verblasst. Gib es in Wasser, es verstirbt nicht.
Zinnober sei vorerst in Wasser gerieben dann zum
Trocknen auf Kreide gelegt, welche das Wasser aufsaugt.
Will man es gebrauchen, werde es auf der Palette mit
Leinöl gemischt. Es mag in Wasser gegeben werden.
(Ms.p. 12) Braunrot reibt man mit Leinöl und bewahrt es in
Wasser.
Lack reibt man sehr stark mit Leinöl, damit es fein
wird, man gibt es niemals in Wasser, zum [besseren]
Trocknen fügt man ein wenig aufs allerfeinste gestossenes kb. Glas.
Qlas hinzu.
Umbraun wird gebrannt, dann ist es brauner und
rötlich, und ungebrannt verwendet, je nach dem Bedarf des
Arbeiters. Man reibt es mit Leinöl und setzt es in Wasser.
Wasser
ist gut für: ist nicht gut für:
Bleiweiss Lampenschwarz
Masticot Smalte
Mennig Sohüttgelb
Zinnober Gelber Ocker
Braunrot Laokrot.
Umbra
Ital. Ocker
Aschenblau.
Pinsel. (W)
Nötig sind Borstenpinsel von sehr weichem Schweins-
haar. Kurze und weiche sind die besten, um ein Gemälde
anzulegen.
Damit» sie nicht trocken werden, legt man sie nach
dem Malen in Wasser. Sind sie trocken, dann reibt man
sie mit Seife ab, wäscht sie und schwenkt sie in warmen
Wasser aus.
Für Baumschlag und zum Anlegen, was die heikelste
Arbeit ist, nimmt man Pisch-[Otter-]Pinsel , länglich und
fest; für das übrige Pinsel von Eichhörnchen-Schwänzen,
dick und kurz; für Baumstämme und zum Ziehen langer
Linien, lang und fein.
Nach dem Malen reinige deine Pinsel gut und bewahre
sie in Leinöl.
Die Paletten seien von Birnbaumholz. ^**"f^^iSJhte)"'^"
(Ms. p. 12 NB. Die Mehrzahl der Farben verstehen nur infolge
verso) ^Qj, mangelhaft gewaschenen Pinsel. Deshalb sollte ein
Maler, der ein Werk von Bedeutung, insbesondere ein
Porträt nach der Natur malt, stets neue Pinsel haben.
Eigene Pinsel soll man auch für Blau haben und sie
nie mit anderen Farben in Berührung bringen; nach der
Arbeit sind dieselben auch stets in Wasser zu bewahren.
Die übrigen Pinsel sind nach dem Gebrauch gut zu reinigen
und in Oel aufzubewahren, resp. stets fett zu erhalten.
Die Schweinsborsten-Pinsel sollen nicht zerzaust sein,
sondern auf der Spitze vereinigt, besonders wenn sie nass
waren, müssen die Borsten wieder gleich gestrichen w.erden.
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122 —
(M8.p.id)
Les pinceaulx de poil de poisson ne doibuent pas
s'esparpiller, ains s'unir par le bout, prinoipalement estant
mouill^s & fault que les poUs d'ioeulx soyent egaux.
Tout bon pinceau doibt estre ferme, & reunir quaod
Y0U8 le deploy^s aueo le bout du doigt. oeulx qui ployent
& demeurent sont mols & ne valent rien.
L'air
En vn pay-
sage 86
oonsiderent
(M8. p. 13
verso)
La terre /Arbres
dans laquel- ) Maisons
le sont ä ^Ghamps
peindre lesvPigures
L'eau
L'esloigne-
ment
La seconde
veue
La premiere
& plus
proche veue
L'air se peint ou
Le tout
Veu dans
Dorroante
I Coulante
Agitäe
' Congel^e
Neige.
Au leuer du soleil
Au Midy
Au oouoher .
Serain
Nubileux, Pluuieux.
Au leuer du 0 le bas de Pair approohant de Ja
terre soit faiot jaune clair aueo Ocre jaune & Blanc; vn
peu plus hault des nu^es aueo esmail. Laoque, & vn peu
d'oore jaune & au bas de la nu^e ou les rayons du soleil
donnent esolairoisses aueo blanc, oore jaune & vn peu de
Laoque, plus ou moings de l'une ou de l'aultre selon la
reflexion des rayons du soleil.
A Midy: Au plus hault, bleu aueo esmail & blano,
puis en descendant tousjours en blanohissant. Les nu^es
au plus clair ou le soleil donne toutes blanches. En pas
on doibt estre Fobscur aueo Esmail, Blanc, ocre jaune &
Lacque.
Au soir quand le soleil se couche : Au bas pres de
la terre tout rouge aueo Mine & Blanc & Lacque mesl^s.
Pour enfoncer les nuees Esmail, Blanc, Lacque & Oore
jaune.
Tousjours matin & soir le hault du oiel doibt estre
bleu aueo Esmail & Blanc. Le reste soit accommodd
a Pheure du jour.
Giel serain simplement auec Esmail [&] Blanc, en
esclaircissant tousjours ä mesu{re] qu'on vient k la terre
San? nu^es.
Ciel nubileux: Point de bleu, peu de blanc. Nu^es
troubles & obsoures plus ou moings selon le meslange
des couldura de Esmail, Ocre jaune, Lac<j[ue, & tant soit
peu de Blana
La terre ou pais.
En Tesloigneroent : La plus belle Oendröe & Bla^o
aueo tant soit peu de Lacque.
Vn peu plus pres adjoust^s k ces couleurs de Cendr^e
ou Aschen, Blanc Sc Lacque, vn peu de Mastioot.
Plus pres Ashen, Ocre jaune & vn peu de Schitgeel.
(W)
(10)
Poiu* lee arbres oeor
est oommun sueo U
terre.
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— 123 —
Jeder gute Pinsel soll fest sein und sich wieder ver-
einigen, wenn man ihn mit der Fingerspitze auseinander-
breitet; die ausgebreitet bleiben, sind weioh und taugen
nichts.
[Landsohaften zu malen.]
(M8.p.l3)
In der Land
sohaftist ZU'
beaohten
(Mr. p. 13
verso)
die Luft
die Erde, /Bäume
auf welcher) Gebäude
zu malen j Felder
sind ( Figuren
das
Ganze
gesehen
von
der
Entfernung
dem
I Mittelgrund
i ruhiges von dem Vorder-
fliessendes grund und
ims vvitbBorx bewegtes \ der nächsten
/gefrorenes, 1 Nähe
\ Schnee |
bei Sonnenaufjgang
zur Mittagszeit
Die Luft malt man entweder} bei Sonnenuntergang
klar
nebelig, regnerisch.
Bei Sonnenaufgang malt man den unteren Teil, der
sich der Erde nähernden Luft hellgelb mit Lichtocker und
Weiss; ein wenig höher das Gewölk mit Smalte, Lack
und ein wenig Ocker; und unterhalb des Gewölkes, welche
die Sonne beleuchtet mit Weiss, Gelbocker und ein wenig
Lack, etwas mehr oder weniger von dem einen oder dem
anderen, je nach den Reflexen der Sonnenstrahlen.
Zur Mittagszeit: Zu oberst Blau mit Smalte und
Weiss, dann nach auwärts immer heller werdend. Das
Gewölk am hellsten, wo die Sonne streift ganz weiss.
Nach unt^n soll der dunkle Schatten mit Smalte, Weiss,
Gelbocker und Lack gegeben sein.
Am Abend, wenn die Sonne untergeht : Unten nächst
der Erdpartie ganz rot mit Mennig, Weiss und Lack ge-
mischt. Um die Wolken zu schattieren Smalte, Weiss,
Lack und Gelbocker.
Stets, morgens und abends, soll die höchste
Himraelspartie blau s^ein, mit Smalte und Weiss.
Das übrige sei der Tageszeit angepasst.
Klarer Himmel [ist zu malen] einfach mit Smalte und
Weiss, immer hellerwerdend je nlUicr man zur unbewölkten
Erde kommt.
Nebeliger Himmel : Fast kein Blau, wenig Weiss. Für
bewegtes und dunkles Gewölk, mehr oder weniger von der
Farbenmischung von Smalte, Gelbooker, Lack und etwas
weniges Weiss.
Die Erde oder Terrain.
In der Entfernung: Das schönste Aschenblau und
Weiss mit sehr wehig Lack.
Etwas näher [zur Mitt-e] füge zu diesen Farben Aschen-
blau, Weiss und Lack noch ein wenig Massicot.
Ganz nahe, Aschenblau, gelber Ocker und etwas
SchüUgelb.
(18)
(19)
BeBttgL der Bium»
ist es ebenso wie bei
dem Terrain bu
halten.
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(M8.p.l4)
— 124 —
En la veue plus proche: Ashen, Schitgeel & vn peu
de Lacque.
Les Chemins.
Les plus esloignes: Ashen, Blanc, & vn peu de
Laoque.
Les plus pres: Ashen, Braunrot & Blano.
Les plus proohes de touts: Braunrot, Oore jaune,
blano & vn peu d'Asohen.
Pour enfonoer au plus profond, du noir de PVmbre
& vn peu de blano.
Les champs.
Esloignds : Asohen & Mastioot, Asohen fort peu & tres-
belle, plus de Mastioot. Pour ombrager, plus d'Asohen
que de Mastioot.
Plus pres: Asohen peu, Mastioot plus, Sohitgeel
vn peu.
Les plus pres de vous: Asohen peu, Sohitgeel beau-
ooup, qui faiot vn boau & fort [v]ert.
Pour enfonoer Ashen, Sohitgeel, Vmbre & tant
soit peu de Noir.
Pour vn bled beauooup de Mastioot, peu de Sohitgeel.
Maisons.
Braunrot, Blano, peu de Mastioot.
Pour ombrer Ashen, Braunrot.
Les tuiles : Braunrot, peu de Laoque, peu de Gendr^e,
peu de Blano.
Ghaume : Asohen, Braunrot, Oore jaune.
Paille blanohe, sur le jour: Oore jaune & Blano.
Bois.
Oore jaune, Ashen, Blano & vn peu de Mastioot.
Enfonoe aueo Gendrde, Braunrot & Oore jaune.
L^eaiM
Esmail & Blano. Quelques fois & prinoipalement plus
pres Aschen & Blano. Pour ombrager, faisant Pombre des
arbres ou aultro: Ashen, Mastioot & Laoque.
Si vous faittes vne grande eau, Pombre & oouleur
des nu^es doibt paroistre dedans. ^
La neige tant plus proche, soit tant plus blanohe.
Posloignement vn peu bleuastre.
En
(Ms.p. 14 Speoulation sur le nettoyeme[nt] de tableaux
verso) ^y Yioy Gharles ap[por]tds d'ltalie k Londres
dans vn na[ui]re ohargJ^ de raisins de Gorinte
ou estoyent plusieurs barils pleins de Meioure
sublime, dont la vapeur exoitöe par la ohaleur
de raisins noircit oomme enore touts les
tableaux tant ä huyle qn^k destrempe. Les-
quels ont est^ nettoyes & remis en leur
pristine estat par vn peintre nommä Mr.[....]
Je oroy bien que pour oster la premiere orasse, & le
plus gros des immundioes amass^es sur la peinture le Laiot,
(19m)
(19b)
(!•«)
(!•*)
(19e)
(19 f)
Geux k buyle ont
est^ raooommod^
Lies aultres uon. On
disoitque c'eetoit en
les ayant lau^, auec
du Laict.
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— 125
Ganz im Vordergrund, Aschenblau, Schtittgelb und
ein wenig Laok.
Die Wege.
Die entferntesten : Asohenblau , Weiss und ein wenig
Lack.
Die näheren : Asohenblau, Braunrot und Weiss.
Die nächsten von allen: Braunrot, gelber Ocker,
Weiss und ein wenig Aschenblau.
Um die tiefsten Stellen zu schattieren : Schwarz, Um-
hraun und ein wenig Weiss.
Die Felder.
In Entfernung: Aschblau und Massioot; von Aschblau
sehr wenig, [aber] vom schönsten, mehr von Massioot.
Zum Schattieren mehr von Aschblau als von Massioot.
Etwas näher: wenig Asohblau, mehr Massioot, ein wenig
SchüUgelb.
(Ms-p. 14) Ganz nahe [dem Beschauer]: Wenig Aschblau, viel
Schüttgelb, das ein schönes und kräftiges Grün gibt.
Zum Schattieren: Aschblau, Sohüttgelb, Umbra und
etwas weniges Schwarz.
Für ein Kornfeld: Viel Massioot, wenig Sohüttgelb.
Gebäude.
Braunrot, Weiss, wenig Massioot.
Zum Schattieren: Aschblau, Braunrot.
Die Dächer: Braunrot, ein wenig Laok, ein wenig
Asch blau, etwas Weiss.
Rauch: Aschblau, Braunrot, Lichtooker.
Weisses Stroh, beleuchtet: Hellooker und Weiss.
Holz.
Gelbocker, Aschblau, Weiss und etwas Massioot.
Schattiert mit Aschblau, Braunrot und Gelbocker.
Wasser.
Smalte und Weiss. Mitunter und besonders noch vorne
Aschblau und Weiss. Zum Schatten, welcher von Bäumen
and anderen Dingen erscheint: Aschblau, Massioot und
Lack. Wenn eine ausgebreitete Wasserfläche zu malen ist,
soll der Schatten und die Wolkenfarbe sich darin zeigen
[Spiegelung].
Der Schnee sei umso weisser, je näher er ist. In der
Entfernung mehr bläulich.
(Ms. p. 14 Abhandlung über die Reinigung von Gemälden
verso) ^QQ König Karl, die von Italien nach London in
einem mit Korinten befrachteten Schiff verschickt
wurden, auf dem auch einige Fässer sublimierten
Quecksilbers befanden, dessen Dämpfe durch die
Gährung der Korinten verursacht, alle, sowohl
Gel- als auch Tempera-Gemälde wie Tinte
schwärzten. Diese sind wieder gereinigt und
auf ihre frühere Schätzung gebracht worden
duroheinenMalerNamen8(?) •
Ich glaube wohl, dass zur Entfernung des obersten
Schmutzes und der hauptsächlich auf den Büdern ange-
(19a)
<l»b)
(19 c)
(!•*)
(We)
(19 f)
Die Oelbilder sind
wieder bergcsteHt,
die anderen nicht.
Man sairt, daas es
durch Waschen mit
Milch geschehen ist
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— IÖ6 -
le jaune d'oeuf, le sauon blanc de Venise fönt bien, mais
pour tout enleuer sans nuire ä la peinture il fault des
liqueurs aqueusos, auxquelles J'huile puisse realster, non
trop fortes pourtant ny trop oorrosives, de peur que les^
Couleurs minerales ne soyent emport^es, & les aultres
esteintes. II fault donque vser ou d'eau forte ordinaire,
ou d'vne faitte de sei & d'alum. Ou des Esprits de Sei
de Vitriol, ou de Sulphre, lesquelles Uqueur[8] destremp^es
& temper^es auec beaucoup d'eau seruiront pour nettoyer,
les passant par dessus & frottant auec vne esponge molle
& fiiie, puis lauant diligemment auec eau claire & essuyant
auec vne linge bien net. Notes qu'il ne fault laisser nulle
acidit^ sur vostre tableau, ce que vous pourr^s taster auec
la langue.
Pour ceste vapeur de sublimö, qui se faict auec le
sei & le Vitriol, je oroy qu'vn esprit acide tir4 de ces
deux eut este le meilleur, parce que siraile agit in simile.
Le jaune d'oeuf estendu sur vn tableau peint a huile,
& laissä dessus quelque temps puis nettoy^ auec vne
esponge auec eau premierement chaude, puis froide, empörte
toutes souillures, horemis le Vernix qui cedera au sauon
mol. Voyös auec la terre de foullon.
(Ms.p. 15) Pour nettoyer vn tableau ä huile dont les couleurs
sont guastees par le temps.
Lauös le ou plus tost frottös auec de la moustarde,
& Payant bien nettoyö, rinc^s le auec de Teau.
Vne tableau saly de poussiere soit simpleinent lau(5
auec vne esponge pleine d'eau estrainte, puis soit mis au
soleil pour vne heure ou deux. Le Ciel & les paisages
esloignös faicts auec Esmail, Cendre, Masticot, & Blanc
de plomb, par ce raoyen s'esclaircissent. Mais la ou il y a
de Soudegrün, & de la lacque, le soleil & l'eau y nuisent
equalement; par tant ces parties du tableau doibuent estre
oouuertes de papier collo dessus. Les arbresf & aultres
verdures qui se fönt auec le Schitgeel & le Masticot sont
de' se nombre.
(«0«)
Portio.
Comine celle qu'on
manfpc.
Ahrahani lAtoinb(\
NB. Hd. Eau fort<»
l. p. Eau de fou-
tatne, 3. or 4. p. ines-
les, &eD laues habiio-
raent votitro tableau,
frottant auec vno
i^pouge. Lo tout
estant nettoye, laui^s
aueo do l'oau clairo,
& o8td2 toute l'eau
forte, Le tabloau sc
rcMouuelle oxcello-
raeiit. Focj.
La lexine de Cendres de serinent, bien claire nettoye
aussi fort bien vn tableau. Aussi faict IVrine. Apres auoir
bien nettoy^ vos tableaux i\ huile ayes du blanc d'oeuf
battu en eau auec vne branche ou baston de figuier fendu
en quattre tremp^s vne esponge raolle dedans, passes par
dessus le tableau. Laiss^s seicher hors de la poussiere.
Quand par la fum^e ou aultrement le tableau sera redevenu
sale, il n'y a qu'a le lauer auec eau fraisohe, Fessuyer
bien & repasser le blanc d'oeuf par dessus. Ainsi vous
conseruerös tousjours vos peintures helles, comme si elles
venoyent d'estre faittes.
Pour nettoy'er £ rerwuueler tableaux ä Huyle.
La gomme traga-
cantlip diseoute on
consistenoe d'empois
est vn excelloot Ver-
nix au lieu de blanc
d'OBUf.
Voy^a ce que föront
rbuyle de ^ &
resprit de 0
meslf^s auec beau-
coup d'eau.
L'eau forte seule
mange & enleue los
couleurs.
(«1)
PrenÖs cendres de bois tamis^es, saulpoudrez en auec Les cendres inuii-
, . , , /» , sont los couleurs.
le tarais vostre tableau, trempes vne esponge nne en de
Peau nette, & frottös & nettoyt^s vostre peinture:
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127 —
häuften Unreinigk eilen Milch, Eigelb, weisse Venetianer
Seife gute Dienste leisten, aber um alles zu entfernen ohne
die Malerei zu schädigen, bedarf man wässeriger Flüssig-
keiten, denen das Oel Widerstand leisten kann, weder zu
dichte, noch zu flüssige, damit die mineralischen Farben
nicht beeinträchtigt und andere verwischt werden könnten.
Dazu muss man entweder das gewöhnliche Scheidewasser
oder eine Lösung von Salz und Alaun benützen. Oder
Vitriolöl oder Schwefelöl, welche Flüssigkeiten gelöst und
mit sehr viel Wasser vermischt zum Reinigen dienen, indem
man mit einem feinen und weichen Schwamm reibend
darüber geht, dann mit reinem Wasser sorgsam wäscht
und mit einem reinen Leinentuch abwischt. Zu merken
ist, dass keine Schärfe auf dem Bilde zurückbleibe, was du
durch die Zunge erproben kannst.
Was jene Dämpfe des Sublimates, welches aus Salz
und Vitriol bereitet wird, angeiit, so glaube ich, dass ein
Extrakt aus diesen beiden hergestellt, das beste Gegenmittel
wäre; denn Gleiches steht zu Gleichem.
Eigelb über ein Oelbild ausgebreitet und einige Zeit
darauf stehen gelassen, dann erst mit warmem und hernach
mit kaltem Wasser gewaschen, entfernt allen Schmutz,
mit Ausnahme des Firnisses, der durch weiche Seife zu ent-
fernen ist. Sieh zu, [ob] die Tuchwalkererde [tauglich ist].
(Ms.p.lö) Um ein Oelgemälde, dessen Farben mit der Zeit
verdorben sind, zu reinigen.
Wasche es oder vielmehr reibe es mit Senf ein, und
wenn es genügend gereinigt ist, spüle es mit Wasser ab.
Ein mit Staub beschmutztes Bild soll einfach mit einem
nassen, ausgedrückten Schwamm gewaschen, dann für eine
oder zwei Stunden in die Sonne gestellt werden. Der
Himmel und die entfernten Landschaftspartien, die mit
Smalte, Aschenblau, Massicot und Blei weiss gemalt sind,
worden durch dieses Mittel heller. Aber die Stellen, wo
Schüttgrün und Lack im Himmel oder Wasser verwendet
ist, verderben gleichzeitig, deshalb sollen diese Teile des
Bildes durch aufgeklebtes Papier [gegen die Sonne] ge-
schützt werden. Die Bäume und anderes Grün, welche
mit Schüttgelb und Massicot gemacht sind, sind auch hierin
begriffen.
Die klare Aschenlauge aus Weintrester (Pottasche)
reinigt auch sehr gut ein Bild. Ebenso der Urin. Nachdem
das Oelgemälde gut gereinigt ist, nimm Eiklar, zu Wasser
mittels eines Stäbchens oder ins Viertel gespaltenen Feigen-
stöckens geschlagen, tauche einen weichen Schwamm
darein, überziehe damit das Bild. Lasse in staubfreiem
Räume trocknen. Wenn durch Rauch oder in anderer
Weise das Gemälde schmutzig geworden ist, hat man es
nur mit reinem Wasser zu waschen, es gut abzuwischen und
das Eiklar wieder darüber zu ziehen. So werden die Bilder
stets so gut erhalten bleiben, als ob sie eben gemalt wären.
Um Oelgemälde
und wieder zu
zu reitiigen
erneuern.
Nimm gesiebte Holzasche, bestreue damit das Gemälde,
tauche einen weichen Schwamm in reines Wasser und reibe
und reinige das Bild. Nachher wasche es und spüle es
Portin.
Der nUmliche, den
man isät.
Abraham Latomb^.
NB. Rp. Soheide-
waaeer 1 T.. Quell-
waaaer 3 oder 4 T.
und wasche sorgsam
mit einemSühwamme
reibend das Bild.
Wenn alles rein ist,
wasche mit reinem
Wasser und entferne
alles Scheide Wasser.
Das Bild wird vor-
sUglich erneut sein.
Ich habe es gemacht.
Der Tragantturumini
in Kleisterdicxe auf-
gelöst, ist ein vor-
sUglicher Firnis au
Stelle des Biklar.
Sieh* EU, was Schwe-
felöl und Vitriol
(SchwefelsXure) mit
viel Wasser vor-
mengt, taugt.
Soheidewasser allein
friast die Farben au»
und nimmt sie fort
(«D
Die Asche schadot
den Farben.
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— 128 —
Laquelle parapres vous laueres & rinoer^s fort exaote-
ment aueo de l'eau. Estant vostre tableau sec ay^s de
la gorame arabique dissoulte -en eau medioorement espaisse,
& auee oeste espeoe de vernix qui faiot le mesme etfeot
que le blanc d'oeuf humect-^s vostre tableau, aueo vne
esponge fort fine, ou vne broisse molle, longue & delioate.
Laiss^s seicher.
(Ms. p. 16 Couleur Bleue de la pierre qui vieni des Indes <& se
verso) fi^^ ^^ mines d'Argent dont ort faict lu Cendrie,
Je l'ay traict^e justement cotnme le Lapis Lazuli pour
faire l'Ultramarin , mais p[. . . .] la malaxation treslongue
de la masse faitt[e] en eau fort chaude rieu du tout ne
s'estant separä. Ladiote malaxation a oste faitte dans vne
forte lexine, & alors vne partie de la poudre se separa &
croy qu'a la longue le tout eut estö extraiot.
Voy^s de faire la lexine auec Gendres graneMes.
Ou bien de faire la lotion auec de Teau bien forte
de sauon liquide ou mol; mais il fault que ce soit eau
qui admette le sauon, comme Celle de riuiere.
Le mesme m'est arriu^ au Lapis Armenus venu de
Schwatz, qui s'appelle en Alleraand Bergblau.
Notös que pour broyer vos matieres sur la pierre il
ne fault pas d^aultre huile que celle de semence de Lin.
(M8.p.l6) Pour auoir vostre huile belle blanche <& claire
comme eau,
Rp. Lytharge d*or trespure 5ss., Minium 3ij, Huyle
de noix vne pinte d'Angleterre, faittes les bouillir ensemble
k tres lent feu par Pespace d'vne heure.
Quelques fois Thuile s'espaissit de sorte de vous la
pourriös bien couper auec vn cousteau, quoy non obstant
eile redeuient claire & liquide. Autrefois eile ne s'espaissit
point. L'ayant separö d'auec les feoes mett^s la danB vn
pot a conserve de verre au Soleil, & laiss^s faire ceste
chaleur, qui vous blanchira & esclaircira vostre huile
extremement.
NB. Le Soleil de Mars est le meilleur de toute Tannäe
pour cet effect & blanohit dauantage. April & May n'est
pas mauuais, & vault mieux que tout le quartier suiuvant.
fc
NB. Les eaue« de«
ablutions des preoi-
pit^ de la precipi-
tation du blanc de Qlf.
lUi oontient du sei
'ort detertif & sem-
blables foront bion.
(««)
(ÄS)
Vldj.
Mr. Mitons pefntre
flmmand exoeUonfc
1622.
Pour faire vne huile espaisse, claire pourtantj fort
siccatiuej propre ä mesler les couleurs qm rnanquent
de Corps; afln de leur en donner^ pour ne tomber ä
fonds de Vhuile,
Rp. Gendres de chesne nettes, chaudes vne poign^e
reuenant k la quatriesme partie de la quantite de l'huile.
Vers(?8 dessus vne pinte d'huile de noix. Laiss^s ensemble
8. 12. 14 jours, vous aurös vostre intention.
(Ms. p. 16 Mr. Mitens dit que tant plus Thuile acquiert de
verso) chaleur tant plus eile se subtilise & se rend plus
propre k mesler les couleurs.
Voyös de prendre de la chaux viuo de pierre non de
croye, tressubtilement pulveris^e (aduisiJs si estant esteinte
(»4)
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- 129 —
mit Wasser gut ab. Ist das Gemälde trocken, nimm Ourami
arabicum in mittlerer Dicke in Wasser gelöst und mit
dieser Art von Firnis, welcher denselben Effekt hat wie
das Eiklar, befeuchte das Bild mit einem sehr feinen
Schwamm oder einem langen, weichen und zarten Pinsel.
Lasse dana trocknen.
ITß. Die Filtenru-
8er der Nieder-
schltttfe: von dem
Praedpitat des Wis-
muth- weiss, welches
ein stark reinigendes
Sal2 enthalt, oder
Xhnliohes thun guten
Dienst.
(M8.p. 15 Blaue Farbe, aus dem aus Indien kommenden
yerso) Stein, aus Silberminen bezogen, woraus man
das Aschenblau macht.
Ich h^be [den Stein] genau so wie den Lapis Lazuli
zur Ultramarinbereitung behandelt, aber bei der längeren
Verarbeitung der Masse in sdhr heissem Wasser hat sich
nicht das geringste abgelöst. Diese Malaxation wurde aus-
geführt in starker Lauge, darauf löste sich ein Teil des
Farbenstaubes , und ich glaube, dass nach längerer Zeit
alles extrahiert worden wäre.
Versuche die Lauge mit körniger Asche zu bereiten
oder aber die Waschung mit starker, flüssiger und weicher
Seife zu machen, aber es*muss ein Wasser sein, das die
Seifenzugabe gestattet, wie etwa [weiches] Flusswasser.
Das gleiche trat ein mit Lapis Armenus, von Schwatz,
welcher in Deutschland Bergblau genannt ist.
Merke: Zum Reiben dieser Materien auf dem Steine
eignet sich kein anderes Oel als Leinsamenöl.
(Ms.p. 16) Um das Oel schön, hell und wasserklar zu
machen.
Rp. Sehr reine Ooldglätte ^2 Unz., Mennig 2 Drachm.,
Nussöl eine englische Pinte: lasse es auf schwachem
Feuer eine Stunde lang zusammen sieden.
Mitunter verdickt sich das Oel derart, dfiss du es mit
dem Messer schneiden könntest, demungeachtet wird es
wieder klar und flüssig.
Nachdem du es von «den Unreinheiten gesondert hast,
setze es in einem Glasgeschirr der Sonnenwärme aus;
diese bleicht und klärt das Oel vollständig.
NB. Die März-Sonne ist die beste des ganzen Jahres
zu diesem Zwecke, und bleicht am meisten. April und
Mai sind nicht schlecht, und besser als das ganze folgende
Vierteljahr.
Um Oel dicker zu machen, und klar dabei, sehr
trocknend, geeignet zur Mischung mit körper-
losen Farben, um ihnen Körper zu verleihen,
damit sie nicht im Oel zu Boden sinken.
Rp. Heisse reine Eichenasche, eine Handvoll auf den
vierten Teil der Oelmenge. Schütte darüber eine Pinte
von Nussöl.
Lasse dies beisammen 8, 12, 14 Tage, so hast du deinen
Zweck erreicht.
(Ms-p. 16 Mr, Mytens sagt, je mehr das Oel erhitzt wird,
verso) desto besser ist es verfeinert und viel mehr geeignet
zur Farbenmischung.
Versuche gebrannten Kalk, von nicht kreidiger Be-
schaffenheit, zu nehmen, der fein gepulvert ist (bedenke,
(««)
(«3)
Vidi.
Mr. MitoDs. hervor-
ragender hollUnd.
Maler. 1622.
(»4)
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— 130 —
k l'air eile ne sera pas bonne) roettes la dans yne petite
manohe d'Hypooras de toile claii*e. Au dessoubs de oeste
manohe ayös eil vne pleine d^os de raouton, ou de corne
de oerf ou de daim calcin^ u blancheur. Et au bas vne
tröisiesme pleine de croye ou de sable fort deli^. Passö
vostre huile de Noix par ces trois ohausses. Et experi-
ment^s ce qui en aduiendra.
Voy^s si ladicte huile ou celle de Lin se peuuent
distiller par l'alembio, ou par la retorte, auec de l'eau.
Plusieurs oroyent que toutes huiles tiröes par expression
sont de tres diiBcile sinon impossible distillation.
(M8.p.l7) Huüle fort atccaHue, qui est comme vn vernix^
Sans Corps.
Elle se faict equalement aueo huile de noix, & huile
de Lin; mais celle de noix est la meilleure. Prenös de
l'huile vn demy sextier de Paris, qui pese enuiron demie
liure, mettes le dedans vn pot de terre neu! vernissö, &
y jet^s demie onoe de lytharge d*or pulueris^e tres subtile-
ment, remu^s vn peu aueo vne spatule de bois, & laissös
bouUlir k lent feu, soubs vne chemin^e, ou k Tair dans
vne oourt, par l'espaoe de doux heures. Vostre huile se
consorame, mais peu. Laissös bien rasseoir, puis versus
vostre huile espaissie par mclination, & la guard^s pour
vous en seruir k diuers vsages.
O'est vn puissant siccatif, de sorte que toutes les
oouleurs diffioiles k seioher, se seicheront en y meslant vn
peu de ladiote huile.
Si on en met sur des armes, en les exposant au soleil
en est^ vne apres disn^e le vernix se seichera & empesohera
asseurement (comme j'ay veu) que le fer ne se rouille,
donnant au reste vne belle couleur, comme quand on
passe du vernix par dessus du bois. En vne aultre
Saison, dans vn jours ou deux, lediote vernix seichera de
soy mesme.
Auec ceste huile le cuir peult estre imbeu pour resister
k l'eau, comme scauös.
Item on en peult enduire de la toile, ou du tafTetas,
pour en faire des roquets, -capuchons, parapluye & aultres
commoditös qui resistent k Teau.
(Ms. p. 17 Mais il fault .qu'au preallable la toile ou taffetas soyent
verso) prepar^s & les pores d'iceulx enduits & bouch^s auec de
la coUe de poisson, ou colle de retaillons de gans, k laquelle
pour Tempescher de fendre & de s'escailler on pourra
adjouster tant soit peu de miel. Sur ceste colle bien seiche
l'huile s'appliquera auec vne brosse, & se laissera seicher.
On peult donner deux ou trois couches si on veult. Et
k la derniere sera mise vne couleur qui n'ait point ou peu
de Corps teile que l'on voudra.
De mesme se pourra preparer de la toile pour couurir
vn carosse ou vne litiere. Item pour faire vne tente, ou
toute aultre couerture capable de resister k l'eau; pour vn
coffre, vne valize, vn paquet de lettres (a quoy le taflfetas
est singulier) des papiers de consequence pour enuoyer
loing.
Pour vne tente, Carrosse, littiere, ou il y a moings de
danger de poids, si on raesle aueo l'huile quelque couleur,
(«5)
Mr. Sall^ ches.
M. de Soubise.
Pour f«ire lliurlc
fort siocatiue, le
meame k prit depuit
huyle de lin Sij; ly-
tharge d*or trespure,
(oelle vault mieux
lau^)^iUj & pour
faire penetrer huyle
d'aapic ^(j.
PreD<^ de la plus
siücatiuo pour oe
Vernix.
Pour racouBtrer dee-
vieulxtableaux ceate
huile est singuliere«
& sert de vernix.
Voyöa la facon de
Mitens pour Tauoir
ausdi claire que du
vin d& Ganarie par
le soleil de Mars.
La faiaant auec le
Lytharge ft la Mtüe.
Sur a£U de colle-
^Üij de miel.
n vault mieux mettre
la coulQur sur le taf-
fetas. toQe ou Galioo,
& puis passer Thuile
par dessus, qui soit
bien siocatiue.
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^ läi -
däsB an der Luft gelöschter nioht gut ist), gib ihn in einen
kleinen Beutel von reiner Leinwand. Unter diesen fülle
einen gleichen mit Schafsknoohen oder Hirsch- oder Oems-
horn, die weiss gebrannt seien. Und zu unterst einen
dritten voll Kreide oder sehr feinem Sand. Lasse das Nuss-
öl durch diese drei Dinge durchpassieren und versuche,
was daraus wird.
Sieh zu, ob das genannte Oel oder Leinöl sich durch
den Destillierkolben oder die Retorte mittels Wasser destil-
lieren lassen.
Viele glauben, dass alle durch Pressen erhaltenen Oele
sehr schwierig oder ganz und gar nicht destillierbar sind.
(Mp8..17) Stark trocknendes Oel, das wie ein Firnis ist,
ohne Körper.
Man bereitet es gleicherweise aus Nussöl und aus
Leinöl ; aber das aus Nussöl ist besser. Nimm vom Oel ein-
halb Sextier, Pariser Mass, das ungefähr zwei Pfund wiegt,
gib es in einen neuen glasierten Hafen, und werfe darein
eine halbe Unze feinst pulverisierte Ooldglätte, verrühre es
ein wenig mit der Holzspatel und lasse es auf schwachem
Feuer sieden, unter einem gedeckten Ofen oder im Hofe
in freier Luft, zwei Stunden lang. Das Oel verringert sich,
aber wenig. Lasse es sich gut setzen, schütte das ver-
dickte Oel durch Umneigen ab, und bewahre es zu allerlei
Gebrauch.
Das ist ein kräftiges Trockenmittel, derart, dass alle
schwer trocknenden Farben mit ein wenig von diesem Oele
gemischt, trocknen.
Wenn man damit Waffen bestreicht und sie einen Sommer-
nachmittag der Sonne aussetzt, \vird das Eisen sicherlich
(wie ich es gesehen) nicht rosten und verleiht ihm ausser-
dem eine schöne Färbung, als wenn man Firnis über Holz
streicht. Zu anderer Jahreszeit trocknet der Firnis von
selbst in ein oder zwei Tagen.
Mit diesem Oele kann man Leder tränken, um es
gegen Wasser widerstandsfähig zu machen, wie man weiss.
Ebenso kann man Leinwand oder Taffet damit be-
streichen, um Mäntel, Kapuzen, Parapluis und andere
Dinge zu machen, die dem Wasser widerstehen. Aber
(Ms. p. 17 man muss zuvörderst die Leinwand oder den Taffet dazu
verso) vorbereiten und die Poren und Lücken mit Fischleim oder
mit Leim von Handschuhleder, dem man zur Vermeidung
des Springens etwas Honig zugegeben, überdecken. Auf
diesen gut getrockneten Leim trägt man das Oel mit einem
Borstenspinsel auf und lässt trocknen. Man kann auch
zwei oder drei Lagen davon geben, wenn man mag. ^Und
schliessHch sei etwas Farbe hinzugefügt, die mehr oder
weniger Körper hat, wie man es beliebt.
Desgleichen kann man die Leinwand für eine Karosse
oder Sänfte bereiten. Item um ein Zelttuch zu machen
oder eine andere Decke, die wasserdicht sei; für einen
Koffer, Felleisen, Briefpacket« (für welche der Taffet einzig
ist), um Briefschaften von Bedeutung in die Ferne zu
senden.
Für ein Zeltdach, Garosse oder Sänfte, wo das Gewicht
nioht mitspricht, mag man zum Oel irgend eine Farbe
(«5)
M. Sall^ bei
M. de Soubise.
Um sehr trooknen-
deb Oel SU maohen,
nahm derselbe ferner
■u 2 Pfd. Leintfl,
reinste OoldgUtte
(diese ist fewsiiohen
am besten) 4 Unaen
und zur Lösung
2 Unaen Spioköl.
Nimmyom stMrksten
fUr diesen Firnis.
Zum Ausbessern von
alten Bildern ist die-
ses Oel einaig und
dient als Pimia
Vergl. die Manier des
Mitens um es ebenso
klar BU bekommen
wie Oanarisohen
Wein, du/oh die
Märasonne, mit Blei-
gVM» und Mennige
bereitet
Auf 2 Pfund Ijeim
4 Unaen Honig.
Besser ist es die
Farbe auf den Taffet.
Lieinen oder Oalico
EU streichen , und
dann das ffut trock-
nende Oel darüber
SU geben.
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— 132 —
Comme terre d^ombre, Oore ou semblable, il vaudra mieux,
& aura plus de resistrenoe.
(M«.p.l8) Couleurs qui n'ont point, ou fort peu de corps.
La Laoque n'en a point.
Le Verd de giis n'en a point.
L'un & Paultre seruent ä glaoer.
Le Scudegnin en a fort peu.
Le blano d'Estain de glaoe en a fort peu.
L'Esmail n'en a point.
Le noir de fura^e, qui se doibt brusler, sur vne paisle,
ou dans vn creuset devant que d'estre broy^, en a m|ds
pas trop. Le noir d'yuoire ou dos de pieds de mouton
est beaucoup meilleur a moings de corps. II y fault ad-
jouster en broyant la quarantiesme partie de verdegris.
L' Indigo en a aussi mais non trop.
Les Couleurs qui ne se seichent point, le feront
en y adjoustant le Verdegris, ou la Gouperose
blanche, ou du verre GhrystalUn pulueris^ impal-
pablemeut, ou calcinä par extinction dans eau froide,
sechä & broy^ en poudre tressubtiie.
La Lacque ne seiche jamais de soy mesme, il y fault
adjouster le verdet.
Les noirs de noyaulx de pesche & d'yuoire ne seichent
point Sans addition.
Au noir de fumöe adjoustes pour once la grosseur
d'vne noix de 0 blanc.
En adjoustant k tout cela vn peu de l'huile
siooatiue, les couleurs se desseicheront tresbien,
& en peu de temps.
(Ms. p. 18 Secundum experimentum Capjt® Sall[. .] circa
veiBo) olearum impenetrabilium preparationem, quales
fecit pro D® de Soubize.
Pour vne chopine ou ®j d'huile de Lin pren^s ^ij de
Lytharge d'or lau^e (qui vault inieux, encor que luy l'ait
prise Sans lauer), faites bouillir deux heures durant k petit
feu, prenant soigneusement guarde qu'il n*esbouille & se
yerse & remuant tousjours auec vn baston, ou spatule de
bois. En tirant vostro pot du feu, adjoustes k vostre
mixtion, peu k peu ^j d'huile d'aspic. (II y en a adjoust^
deux, niais c'est trop.) Suiuant ceste proportion, faittes de
l'huile sicoatiue en la quantitd que vous voudres; e. g.
huile S^ij. Lytharg. Jiiij. huile d'aspic ^\}.
Quand vous vous en voudres seruir, faittes vn peu
chauffer de cuir en le flanibart, ou tenant deuant vn feu
clair de paille, & enduises vostre huile auec la broisse k
Haiix ou trois fois: Laiss^s seicher k loisir.
Not^s que si vous prepar^s grande quantitä de vostre
huile, si apres vous en estre seruy, ce qui restera vient
k se seicher, par maniere de dire, dix ans apres. En y
mettant nouuelle huile, bouillant, & laissant rasseoir, Thmle
sera meiüeure. La Lytharge se rasseoit.
Ceste huyle sert pour raccommoder & vernir des
vieulx tableaux, oe qu'vn bon peint're tenoit pour
vn grand secret.
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(«•i
(«7)
(«8)
SequeQtia sunt
Capit. Sall^.
De Doix est meilleur.
St vous adjoust^
^m d'huile d'aspio
la Penetration sera
plus mnde, i'odeur
plus forte, qui efla-
cera oelle de Thuile
de Lin.
NB.
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— 133 —
mischen, wie Umbra-Erde, Ocker oder, ähnliches; es wird
besser und hat mehr Widerstandsfähigkeit.
(Ms.p. 18) Farben, welche keinen oder sehr wenig (*•)
Körper haben.
Der Lack hat keinen.
Verdegris (Grünspan) hat keinen.
Beide dienen zum Lasieren.
Schüttgrün hat sehr wenig.
Wismuth-Weiss hat sehr wenig.
Smalte hat wenig.
Russschwarz, das vor dem Reiben auf einem Ofen oder
im Schmelztiegel gebrannt werden muss, hat nur wenig.
Elfenbeinsohwarz oder Beinschwarz (von ScliafsTcnochen)
ist viel besser wenigstens bezüglich des Körpers. Man
füge beim Reiben den vierzigsten Teil Grünspan hinzu.
Indigo hat (Körper) aber nicht genug.
Farben, die nicht trocknen, werden es, wenn man (Ä7)
Grünspan beifügt, oder weissen Vitriol, oder fein
pulverisiertes, oder gebranntes und in kaltem Wasser
gelöschtes Krystallglas, das getrocknet und zu feinem
Pulver gestossen ist.
Lack trocknet niemals von selbst, man muss Grünspan
hinzufügen.
Mandelkernschwarz und Elfenbeinschwarz trocknen
nicht ohne Zugaben.
Dem Lampenschwarz füge per Unze eine nussgrosse
Menge von weissem Vitriol bei.
Wenn diesen allen ein wenig Trockenöl hinzu-
gefügt wird, so trocknen die Farben sehr gut und
in kurzer Zeit.
(Ms. p. 18 Nach den Versuchen des Kapitain Sall^ über die
verso) Präparation von undurchdringlichen Oelen,
welche er für Dr. de Soubize machte.
Zu einem Schoppen oder 1 ^ Leinöl nimm 2 Unzen
gewaschene Goldglätte (die besser taugt, obschon er sie
ungewaschen nahm), lasse zwei Stunden über gelindem
Feuer sieden, gib sorgsam acht, dass es sich nicht ent-
zündet oder überläuft, und rühre stets mit einem Stäbchen
oder der Holzspatel. Wenn du deinen Topf vom Feuer
nimmst, füge der Mischung nach und nach 1 Unze Spicköl
hinzu. (Er hat zwei hinzugegeben, aber das ist zuviel.)
In diesem Verhältnisse bereite das Trockenöl in der ge-
wünschten Menge," z. B. Oel 2 fEy Goldglätte 4 Unz.,
Spicköl 2 Unz.
Willst du es gebrauchen, mache das Leder ein wenig
über dem Ofen warm, oder indem du es über helles Stroh-
feuer hältst, und überstreiche das Oel mit einem Borst-
pinsel zwei oder dreimal. Lasse in Müsse trocknen.
Nota: Wenn du eine grössere Menge des Oeles be-
reitest, so trocknet der Rest, dessen du dich bedient hast,
sozusagen, auch 10 Jahre später. Füge neues, kochend-
heisses Oel hinzu und lasse es absetzen, so wird das Oel
besser. Die Glätte setzt sich zu Boden.
Dieses Oel dient zur Restaurierung und zum Fir- NB.
nissen alter Gemälde, waa ein guter Maler für ein
grosses Geheimnis erachtete.
(«8)
Die folgenden |Re£.1
Bind von Cap. Sall^
MuBSÖl ist besser.
Wenn du 4 Unsen
S^ick{$l beifügtest,
wird die Bindring-
un« grt58ser und der
Gerucii stärker, der
den des Ijoinüles
verdrängt
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— 184 —
Pour donner la oouleur noire au ouir qui se doibt
appliquer sur la ohair — fault prendre du noir de fum^e,
asoauoir de oeluy de Paris, qui est fort deli^, non de
celuy de Flandres qui est fort pesant, & le fault calciner
sur yne paesle, ou daus vn creuset comme se peult voir
eu plusieurs lieux cy dessus.
(Ms. p. 19) Si vostre huyle se prepare aueo beauooup de Lytharge,
comme ^üj ou iiij pour liure, en en meslant aueo le noir,
il seiohera infalliblement, sans aultre addition. Essay^s de
ooucher le noir sur le ouir aueo de la coUq de poissop,
ou de ouir, premierement le laisser seicher, & puis mettre
Phuile siooatiue deux ou trois fois par dessus.
Tant plus yous adjouster^s de Lytharge tant moings
faudra bouillir l'huile, & eile deuiendra plus espaisse.
Huyle de noix ou de Lin pass^e par vne chausse
d'hypocras sur de la oendre de serment deuient claire.
Voy^s sur la cendre chaude.
Memento du Vernix d' Ambro jaune, & essaye de le
faire auec petrole a fort lent feu, quia Naphta Ignium rapax.
(«•)
SaU^.
Pour toile, CalicOj taffetas, Bougran^ Treillis^ Sargetie,
& aultres esioffes ä faire capuchons, Gasaques, Bas
de soyej ganSj Gouueriurea de Ldttieres, Carrosaes.
Pour enuelopper pacquets de lettres.^ papiere;
Couurir mauea, Goffrea^ Valisia, Tableau <6e.
(»0)
J'ay veu de Gamelet
de Lissle» du Barr»-
can. de la sarge, d#
la futaine, enduita
aueo rhuile Qui re-
sistoyent pmaaam-
ment k reau«
Ledict capitaine Sall^, luy ayant monsträ du taffetas
prepar^, fort soupple, & si bouch^ que nulle eau ne pouuoit
penetrer, dit qu'il croit que ce n'est que de l'huile bouillie,
& espaissie auec force Lytharge sans aulcune oolle.
Toutesfois a adjoust^ ceste speculation:
Pren^s colle de poisson, ou de retaillons de ouir vne
(Ms. p. 19 grande aiguiere, tenant pour le moings T^ij. Laquelle colle
verso) QQi^ pi^g feible que de Pempois k empeser. Adjoust^s a
oeste quantit^ de colle fondue k legere chaleur, enuiron
^iiij de miel; mesl^s exactement. Bstend^s & couoh^s
auec la broisse : apres couch^s le poil de vostre estoffe si
eile en a, aueo vn oousteau: seioh^s k loisir, puis passes
vostre huile aueo litharge.
Les eetoffes coUöee
aueo icbtbyoooUe A
un peu de miel tont
mieux & sont plus
soupples que les aul-
tree, ne so fendent en
aulcune faoon. & ne
retiennent point les
plis.
S( vostre estoffe est blanche, & luy vouWs donner
vne couleür, mett^s la auec la colle, puis estant seiche
couur^s auec Phuile.
Sur l'objection par moy faitte si le miel seiche, il m'a
respondu qu*ouy, parce que ceulx qui peignent les enseignes
& guidons pour la guerre, en vsent ainsi, de peur que le
taffetas enduit de la colle (pour empesoher que Phuile
des Couleurs qui y doibuent estre appliqu^es ne s'estende)
ne vienne k se fendre, & souppir aueo des marques,
ft plis.
Huyle iressicatvue tant pour les couleurs que pour
accommoder les Estoff es centre Veau, mesmes sans
vser de colle.
Rp. du blanc de plombj broyäs le tresbien aueo l'eau
pure, puis en faittes des pastillea que feräs seicher sur la
oroye & a, S. ou sur rne tuyle bien nette.
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(»D
NR
OapitSaU^
NB.
InfUB^ les gommes
odorantes aueo oesle
mixtion au soleil,
pour vne demiere
oouohe.
Google
— 185 —
Um schwarze Farbe auf Leder zum Zwecke der Ver- (*•)
Wendung für Lehrstühle [Kanzleistühle] anzubringen, nehme
man Lampenschwarz, das heisst das Pariser Schwarz, das
sehr fein ist, nicht das flandrische, das zu schwer ist, und
brenne es über dem Ofen oder im Schmelztigel , wie man
verschiedentlich weiter unten sehen kann.
(Ms.p. 19) Wenn das Oel mit ziemlich viel Bleiglätte, wie 3 oder
4 Unz. auf ein Pfund, bereitet ist, und mit dem Schwarz
vermengt wird, trocknet es unfehlbar, ohne jede andere
Beigabe. Versuche das Schwarz mittels Pischleim auf das
Leder aufzutragen oder das Leder zuerst trocknen zulassen,
und gib dann das Trockenöl zwei oder dreifach darüber.
Je mehr Glätte hinzugefügt wird, desto weniger darf
das Oel gesotten werden; und bleibt d^sto dicker.
Nussöl oder Leinöl durch ein Filter von Weinreben- Saiie.
asohe gegeben, wird klar. Versuche mit heisser Asche.
Gedenke des gelben Ambra-Firnisses und versuche
ihn mit Steinöl auf lindem Feuer zu machen, denn „Naphta
fängt Feuör*.
(Ms. p. 19
verso)
Für Leinwand, Calico, Taffet, Bougran [Gros-
grein?], Zwillich, Serge [eine Art Zeug] und andere
Stoffe für Kapuzen, Reitermäntel, Seidenstrümpfe,
Handschuhe, Decken für Sänften, Wagen; zum
Einpacken der Briefpackete und Schriften; Qe-
päckshüllen, Koffer, Felleisen, Bilder etc.
Genannter Kapitain Sall^, dem ich Taffet zeigte, der sehr
weich und so dicht präpariert war, dass kein Wasser eindringen
konnte, sagte, dass es nach seiner Ansicht nur gekochtes
Oel mit kräftiger Glätte eingedickt, ohne jeden Leim wäre.
Jedesmal ist diese Erwägung beigefügt:
Nimm Fischleim oder Schnitzelleim eine grosse Kanne
voll, die zumindest zwei Pfund enthält. Dieser Leim sei
schwächer [angemacht], als die Stärke zum Stärken. Füge
dieser Menge von auf schwachem Feuer gelöstem Leime,
etwa 4 Unzen Honig bei und mische vollständig zusammen.
Breite es mittels dem Borstenpinsel aus, dann lege die
Stoffbaare, wenn solche vorstehen, mit einem Messer nieder.
Lasse nach Bedarf trocknen; dann ziehe dein mit Glätte
[bereitetes] Oel darüber.
Ist der Stoff weiss und du Willst ihm Farbe geben,
so trage diese mit dem Leime auf, nach dem Trocknen
übergehe mit dem Oel.
Auf meinen Einwand, ob der Honig trockne, antwortete
er mir mit Ja, denn Maler, die Fahnen und Abzeichen für
Kriegszwecke machen, benützen ihn ebenso, aus Fui'cht,
dass der mit Leim überzogene Taffet (um das Ziehen der
mit Oelfarbe aufzutragenden Farben zu vermeiden) sprüngig
wird, und Knitterung und Brüche zeige.
(»0)
Ich sah Kameelhaar-
Beug aus Lille, Zie-
genhaarzeug, Serge,
Barohent nut dem
Oel gotrttnkt, welche
dem Wasser aufs
krHftigste wider-
standen.
Die mit Fischleim
und ein wenig Honig
geleimten Stoffe sau-
gen besser, und sind
weicher als die an-
deren, sie springen
in keiner Weise und
halten die Brüche
nicht
Starkes Trockenöl, sowohl für Farben, als
auch um Stoffe gegen Wasser zu dichten,
selbst ohne Leim zu verwenden.
Rp. Aus sehr gut in Wasser geriebenem Bleiweiss
mache Kügelchen, die über Kreide, an der Sonne oder auf
einem reinen Dachziegel zu trocknen sind. Bringe die
(31)
NB.
Gapitain Sall^.
NB.
Weiche deine wohl-
riechendeü Qummi
mit dieser Mischung
an der Sonne ein, für
den letsten Ueber-
lUg.
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— 186 —
(MB.p.20)
(Mb. p. 20
verso)
Arrang^s tos pastilles dand tu bacquet de plomb &
Tersäs dessus de l'huyle de noix tant qu'il surnage. Mett^s
au soleil, & l'y laiss^s jusques k tant qu'il s'espaississe
autant que voudr^s, & s'esolaircisse comme eau. Vous la
pouuez rendre si espaisse en la laissanl fort long temps
au soleil qu'elle file & se puisse couper.
Notds qu'aueo ceste huyle l'orpiment se seiche, .qui
aultrement est tres difiSoile k seicher.
On dit que le cuir d'vne vaohe raorte noy^e dans vne
foss^e, bien prepare & mis en bottes ou en souliers n'admet
point l'eau.
Pour corriger la mauuaise odeur de Vhuile & par-
fumer les taffetaa pour capuchons, <& mesme de bottines
ou brodequins & de gans de toüe ou semblable estoffe.
Voire de cheurotin,
En mettant beaucoup de Lytharge, ou de Mine ou
de blano de plomb & laissant l'huyle dans vne phiole ou
bouteillo de gr^s auec iceulx au furnier, ou au baing Marie
vn long temps je oroy que Phuyle s'espaissira fort. Encor
plus si on la faict bouillir k lent feu en remuant tousjours
le lytharge &c.
Ac^oust^s k l'infusion, ou a l'ebullition sur la fin en
tirant du feu des gommes odorant^s, qui soyent vn peu
grasses, non seiches comme le Uenjoin. Les meilleures
sont le Storax oalamite, le Ladanum, le Garaman.
Souuen^s vous que la poix grasse tirde du Picea, en
taillant seulement Tescorce, qui est blanche, & se vend en
Sauoye dans des oscorces d'arbre, qui sent bien & dont
en met aux lexines pour parfumer le Linge, est fort bonne.
Le bois de Rose y peult aussi estre adjoust^.
Nota quVn jur vn mauuais parfumeur broya de
Tambre gris auec de Phuile d'aspic, & en couurit vne
peau de cabron pour vn colet. L'odeur en estoit abomi-
nable pour sa force penetratiue. II jetta la peau dans vn
coffre, laquelle quelques annöes apres, Phuile d'aspic
s'estant euaporä, fut tresexcellente, & meilleure de beaugoup
que les ordinaires.
Voyös si de mesme le Storax, en grande, & le Lada-
num en petite quantitö se pourroyent hroyer auec Thuile
d'aspic en consistence de niiel, pour estendre auec le
pinceau, sur les ouurages, lesquels guard^s perdront la
mauuaise & retiendront la bonne odeur.
Huile plus Siccatiue que toutes les aulires,
Rp. Couperose blanche tant que voudres: brusl^s la
sur vne poisle rouge tant quapres auoir estd fendue &
auoir bouilly eile se seiche, reduises en poudre.
Rp. Huyle de Lin ^j. Couperose ainsi calcinöe Jij.
Cuisös a lent feu enuiron vne heure, remuant tousiours.
CouWs vostre huile qui n'est pas si noir qu'auec le Lytharge,
& seiche promptement, en deux ou trois heures.
Mancop OÜj est vne huyle fort blanche dont se seruent
au pays bas les peintres qui crauaillent en ouurages delicats
qui requierent des couleurs viues, comme aux pots de
fleurs, [ ?] & semblables.
Geste huyle ne se seiche pas aisement d'ellemesme;
II lo fault meslor Bur
la Palette auec l*orp.
broyä aueo de y
et deeseiob^.
Vn couroyeur tient
C007 seorot.
(S2)
T,M.
NB.
Cap. Säle.
Voyös sur la fia du
luirt la maniero d'vn
peintre flamand.
Oleum papaueriB
M. Mitens.
lyhuile de pauot so
blancbit h ae rend
plus siooatitsi on le
met dans vn plat
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— 187
Eügelchen in einen Bleitrog und giesse darüber Nussöl, so
dass es darüber steht. St'elle es an die Sonne und lasse
es, bis es sich, so stark du magst, verdickt hat, und
k|^ wie Wasser geworden ist. Wenn es ziemlich lange
an der Sonne gestanden, wird es so dick, dass es sich
Biehen lässt und geschnitten werden kann.
Merke, dass mit diesem Oel Auripigment trocknet,
das sonst sehr schwer zu trocknen ist.
(Ms.p.20) Man sagt, dass das Leder einer toten Kuh, die in
einer Onibe eingelegt und gut hergerichtet, zu Schuheo
und Stiefel verarbeitet wird, Wasser nicht durchlässt.
Um den üblen Geruch des Oeles zu verbessern
und die Taffets für Kapuzen und selbst Schuhe
od^r Stulpen und Handschuhe, Leinwand und ähn-
liche Stoffe zu parfümieren.
Wenn man viel Glätte, oder Mennige, oder Bieiweiss
zum Oel gibt und diese zusammen in einem Gefässe oder
Flasche von Steinzeug im Mistbeet, oder lange Zeit im
Wasserbad stehen lässt, dann glaube ich, verdickt das Oel
sich sehr. Und noch mehr, weim man es über lindem
Feuer sieden lässt, und die Glätte u. s. w. stets umrührt.
Füge der Mischung oder zum Schlüsse der Einkochung,
beim Wegnehmen vom Feuer wohlriechende Gummi, welche
etwas fettig und nicht so trocken wie Benzoe sind, bei.
Am besten sind der Storax calamitus, Ladanum, Gardamom.
Erinnere dich, dass dickes Pech, aus der Fichte durch
Rindeneinschnitt gewonnen, das von weisser Farbe ist, in
Savoyen verkauft wird und gut riecht, hiefür gut ist; man
gibt es auch in die Seifenlauge, um Wache wohlriechend
zu machen. Auch kann man Rosenholz dazu geben.
Nota: Eines Tages neb ein schlechter Parfümier graue
Ambra mit Spicköl und überstrich damit ein Ziegenleder
für einen Kragen. Der Geruch war durch seine starke
Penetranz abscheulich. Er warf es in eine Kiste und [das
Leder] wurde einige Jahre später, nachdem das Spicköl
sich verflüchtigt hatte, vortrefflich und viel besser als das
gewöhnliche.
Versuche, ob in gleicher Weise Storax in grosser und
Ladanum in kleiner Quantität sich mit Spicköl in Honig-
dicke reiben lassen, um sie mit dem Pinsel über die Arbeil
auszubreiten; diese wird, wenn verwahrt, den sohlechten
Geruch verlieren und den guten behalten.
(Ms. p. 20 Oel, das noch trocknender ist, als alle anderen.
Rp. Weissen Vitriol, soviel du magt, brenne ihn auf
einem rotglühenden Ofen, so dass er nach dem Zerstossen
und Kochen trocken ist und zu Pulver zerfällt.
Rp. Leinöl 1 Pfd., so kalzinierten Vitriol 2 Unz., siede
auf lindem Feuer, etwa eine Stunde, rühre stets um. Schütte
das Oel ab; es ist nicht so schwarz, wie das mit der Blei-
glätte [gekochte] und trocknet pünktlich in 2 bis 3 Stunden.
Mohnöl ist ein sehr helles Oel, dessen sieh in den
Niederlanden die Maler bedienen, die sehr zierliche Arbeiten
machen, und lebhafte Farben brauchen, wie zu Blumen-
töpfen, (...?) und ähnlichem. Dieses Oel trocknet nicht leicht
von selbst; aber man reibt es mit Venetianer Glas und
Man muB8 es auf der
Palette mit d3m Orp.'
mischen, mit Was-
ser reiben und
trocknen lassen.
Bin SatÜer hXlt dies
geheim.
T.M.
(SS)
KB.
Capit Salld.
Sieh' am Bnde dieses
Buches die Methode
eines flllmisohen
Malers.
[No. 33a]
Oleum papaveris
album.
M. Miteus.
Das Mohnm bleicht
und wird trocknen-
der, wenn man es io
einer grt^sseren Zinn*
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- 188 —
mais on la broyo aueo de verre de Venise, & puis on les
met ensemble au soleil dans vne phiole, qui doibt estre
agit^e de quatre on quatre jours, par quelques 3 ou 4
sepmaines, fault verser le olair par inolination quand on
s'en voudra soruir, & laisser le reste sur le verre.
d*estoin fori large«
oouuert d'yne lamo
uu biissin de rerte
au soleil trescbant
par 8 ou 4 iours au
plu«. M. Vaoaeffre
peinire. Waloo as-
seure que cet huile
seiobe asaes tot.
Pour blanchir huile de lin ou de noix en vn mais.
Battds l'huile fort long temps auec de Pallum, adjoust^s
y de Peau, mett^s au soleil & batt^s tous les jours vostre
dicte huile tant qu'elle blanohissey en battant; puis la
remett^s au soleil oontinuant jusques ä tant qu'elle deuienne
blanche claire & transparente.
Quand vn tableau sur teile est fendu par la faute de
l'imprimeur, humect^s le vn peu, quoy que sans humecter
il se face aussi; & est-endis tant band^ que vous pourr^s
sur vn Chassis, apres passes par derriere assös espaise-
ment quelque oouleur k destrempe oomme du blanc
d'Espagne, qui est moiti^ oroye moiti^ cerusse, de l'ocre,
de la mine destremp^s auec colle, Laiss^s seicher toutes
les fentes &c. s'uniront. Geste couleur peut estre ost^e
auec vne esponge mouill^e, & renouuelWe comme on
vourdra.
(M8.p.21) Correction de U huile de noix qui se preparant en la
foQon suiuante ne put point , <& se peult manger en
Heu de beurre parmy les saulces S säulpicqueis.
(«4)
Portman le peintre.
(35)
Voyös quel vsage il pourra auoir en la peinture. En
la preparation du cuir & des estoffes.
Quel en la lampe pour brusler auec point ou peu
de fum^e.
Pricassös le en la poesle jusques a tant qu'il soit
extremement chaud, alors jett^s y peu a peu de Peau
froide. H se faict vn grand bruit ou gresillement. Remett^s
y de Peau, & ce si souuent, qu'il ne se face plus de bruit.
Separds Phuile d'aueo Peau par Pentonnouer.
Pour blanchir V huile de lin, propre ä peindre sans
alterer les couleurs.
Pren^s d'icelle huile tant que voudrds, mettös la dans
vn pot large sur le feu auec de la sieurre de bois (ie
croy qu'vn bois qui ne noircit point & est fort leger
comme le sapin [qui possible peut mieux attirer la saletö
estant resineux] le saule ou semblablo est le meilleur)
faittes bouillii' ass^s fort par Pespace d'vn quart d'heure,
puis ostds la sieurre surnageante auec vn escumoir. Ay^s
vne conserue de verre assös haute selon la quantit^ d'huile
que vous aurez, mettis au fond d'icelle vne crouste de
pain bise, & versus vostre huile dessus, laissant le vaisseau
au soleil tant que vostre huile blanchisse en faissant vne
residence de la partie plus rousse, la claire & blanche
demeurant au dessus, qui se separera oommoddment de
Paultre, si ä 2 ou 3 doigts du fonds ait vn goulet pour
admettre une plume & un fosset. Du peintre Jean Jivet.
(36)
Jean Jiuet peintr«?.
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— 1S9 —
setzt es mit diesem in eine Flasche, die von 4 zu 4 Tagen
3 oder 4 Wochen lang geschüttelt werde, der Sonne aus.
Zum Gebrauch schüttet man das klare Oel durch Um-
neigen ab und lässt don Rest über dem Glas[pulver] stehen.
Um Leinöl oder Nussöl in einem Monat zu
bleichen.
Schlage das Oel längere Zeit mit Alaun, füge Wasser
hinzu, stelle es an die Sonne, schlage dies Oel alle Tage,
bis es durch das Schlagen weiss geworden ist. Dann stelle
es wieder fortgesetzt an die Sonne, bis es hell, klar und
durchsichtig geworden ist.
Wenn ein Gemälde auf Leinwand durch fehlerhaften
Grund gesprungen ist, befeuchte es ein wenig, obwohl es
ohne Befeuchten auch zu machen ist, spanne es so fest
als möglich auf einen Rahmen und streiche nachher von
rückwärts ziemlich dick irgend eine Temperafarbe, wie
Spanisch- Weiss, das zur Hälfte aus Kreide und zur Hälfte
aus Bleiweiss besteht, Ocker, Mennige, mit Leim gemischt.
Lasse alle Sprünge etc. trocknen und sie werden sich
wieder schliessen. Die Farbe kann mit dem feuchten
Schwämme entfernt und nach Belieben wieder erneuert werden.
(MB.p.21) Verbesserung von Nussöl, das in der folgen-
den Art bereitet, nicht verdirbt und an Stelle
von Butter zu Saucen und zur iNaohspeise
gegessen werden kann.
Vergleiche, welche Verwendung es in der Malerei
haben kann. Bei der Bereitung von Leder und Stoffen.
Ebenso in der Lampe zum Brennen mit keinem oder
geringem Rauch.
Koche es am Feuer, bis es sehr heiss geworden, dann
schütte nach und nach kaltes Wasser zu. Es macht einen
grossen Lärm oder Gezische. Gib wieder Wasser zu und
das so oft, bis es keinen Lärm mehr macht. Trenne das
Oel vom Wasser mittels des Trichters.
Leinöl zu bleichen, so dass es für Malerei
geeignet ist, ohne die Farben zu verändern.
Nimm von dem Oel beliebig viel, gib es in einem
grossen Gefäss ans Feuer mit Sägespänen (ich glaube, ein
Holz, das sich nicht schwärzt und leicht ist, wie Tannen-
holz, [das möglicherweise durch seinen Harzgehalt die Un-
reinheiten besser anziehij Weidenholz oder ähnliches ist
das beste), lasse es ziemlich stark während einer Viertel-
stunde sieden, dann entferne die obenauf schwimmenden
Sägespäne mit einem Schöpflöffel. Habe ein der Oelmenge
entsprechend grosses Glasgefäss zur Hand, lege einen
Schnitten von Brodrinde auf dessen Boden und schütte
das Oel darüber. Lasse das Geschirr an der Sonne stehen,
bis das Oel sich bleicht und ein Bodensatz der rötlichsten
Partie sich bildet, während das klare und helle oben bleibt;
dies kann man leicht vom übrigen trennen, wenn zwei
oder drei Finger hoch vom Boden ein [besonderer] Aus-
fluss angebracht ist, wo ein Federkiel und [geeignete] Ver-
tiefung Plata hat. Das ist vom Maler Jean Jivet.
sohUssel mit einem
Bleoh- oder .Qlas-
Deckel bedeckt
httohstens 3-4 Tage
der starken Sonne
aussetst.
M. Vanneffre, Ifaler.
Walon versichert,
dies Oel trockne
sehr bald.
(»4)
Maler Portman.
(««)
(»6)
Jean Jivet, Maler.
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— 140 —
(Mb. p. 21
verso)
Vernix des Indes, Lacque.
La Gomme laoque se dissoult tant seulement dans
huile d'Aspic, s'estend aueo 1e doigt sur oe qui on veult,
& quelque besoigne que oe soit. C^est le vernix de L'albine.
Les oompartiments, ouurages & peintures se fönt dessoubs,
puls la laoque se oouohe au dessus.
Damasquineure. Mettös sur vostre besoigne or ou
argent en feuille espaisse; burniss^s. Couch^s dessus de
PAzur aueo vne broisse, ou toute aultre ooüleur, destremp^e
aueo blano d^oeuf, Esgratignös aueo vne pointe d'os ou
poinson, & faitt^s ouurages: puis mett^s le vernix de
Laoque, aueo le poulie. L'huile d'aspio s'en va aueo le
temps.
Si vous entrepren^s de mesler les couleurs parmy le
Vernix de Laoque, la gomme prendra son lustre. Golor^s
premierement puis vernissös.
Le blano d'oeuf soit reduit en eau, en l'agitant auec
vn baston ooupp^ en quatre, & renuers^ par le bout en
patte d'oye. II se fera premierement vne esoume, laquelle
dans peu de temps resoudra toute en eau.
Geste eau soit mesl^e aueo equale quantit^ d'eau
oommune, ou Eau rose, & quand la oouleur aura est^
broyöe sur le marbre aueo eau oommune, adjoust^s y vn
peu de ladicte Eau de blano d'oeuf, & aueo le pinoeau
oouch^s vostre oouleur sur le labeur dorö & bruny, mediocre-
ment espaisse. Laissds seioher de soymesme. Peign^s vos
figures & compartiraents aueo oraye, ou Crayon d'Angle-
terre. Esgratign^s aueo vne pointe d'os, ou vne Espine
de poro Espio, desoouur^s & eslargiss^s aueo vn Esbauohoir,
en nettoyant parfaittement, tant que Tor paroisse fort pur.
Prenös oolle de retaillons de ouir a gantiers; non trop
forte, fondds, passes legerement (sans retourner) aueo le
pinoeau sur toute vostre besoigne.
Laisses seioher. Appliques le vernix außo le pinoeu.
Laisses seioher ä loisir, ou en vn poesle. Estuue.
Au soleil.
(3^)
Gapit 6all&
Geste disaoluüon se
face ä loiBir h 1«
caue au troid, auec
fort lon^ temp«. Bb-
say^ 81 d'amoUir la
LacQue par Infusion
en c n aiderapoint
" ä la dissolu-
tion.
1 c I
(38)
NB.
Je Tay yeu faire.
Quand vous broyte
▼ostre oouleur, si eUe
n'a point, ou a peo
de oorps de oooune
la Laoque il y fault
mesler vn peu de
oraye pour luy don-
ner oorps, k sous-
tsnir le ooup de la
poincte, aultrement
eile 8*esoaUle.
Voyös ma speoula-
tion ftur les Veoiix
au feuillets suiuants.
(M8.p.22) Pour faire banne Cendre d'Azur auec le Bice des Indes.
II le fault mettre en poudre tressubtile sur vn porphyre,
non en metal, paroequ'U noiroit, & entre aultres le 2|..
La pierre quoy qu'elle soit noire, estant lauee eile
deuient bleue.
PiWs, broy^s, lauös aveo vinaigre. La poudre au
oommenoement edt verte. Ce vert s*en va aueo le vinaigre ;
le bleu reste au fonds.
Auec miel se faiot fort bien en broyant long temps
sur la pierre, mais il le fault tout oster par ablution.
M. Norgate.
Aueo GoUe de poisson faiot bien & se laue exaote-
ment.
Voyös oe que fera Teau gommöe bien forte.
Ainsi se faiot la belle Oandre d'Azur.
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- Ül -
(Ms. p. 21
versoj
Indischer Firnis. Laok.
Der Qummi-Lack löst sich ganz Ton selbst in Spiköl ;
man breitet ihn mit dem Pinger aus, worauf man will
und wo man ihn nötig hat. Das ist der Firnis für Weiss.
Die Einteilungen, Arbeit und Malereien macht man darunter,
dann legt man den Lack darüber.
Damasoinerie. Lege, wo du es nötig hat, Oold oder
Silber in dünnen Blättchen auf. Brüniere es. LfOge darüber
Azur oder irgend eine andere Farbe, mit Eiklar angerieben,
mittels eines Pinsels. Kratze die Zeichnung mit einem
spitzen Bein oder einer Pfrieme aus, überstreiche den
Lack mittels des Pauschens. Das Spiköl verflüchtigt mit
der Zeit.
Willst du es unternehmen, die Farben mit dem Lack-
ßrnis zu vermischen, so nimmt der Gummi den Glanz
wieder. Färbe zuerst, dann finiisse.
Eiklar wird wie Wasser flüssig, indem man es mit
einem in vier Teile gespaltenen Stäbchen durcharbeitet,
oder mit einem Gänsekiel. Es entsteht zuerst ein Schaum,
welcher sich in kurzer Zeit in Flüssigkeit zu Boden setzt.
Diese Flüssigkeit vermische man mit der gleichen
Menge gewöhnliches oder Rosenwasser, und wenn die Farbe
auf dem Marmor mit Wasser gerieben ist, füge man etwas von
dem Eiklarwasser hinzu und trage die Farbe mit dem Pinsel
auf der vergoldeten und brünierten Arbeit in mittlerer
Dicke auf. Lasse es von sich selbst trocknen. Mache deine
Figuren und Umrahmungen mit Kreide oder Englischem
Stift. Kratze sie mit einem spitzen Bein oder einer Nadel
vom Stachelschwein ein, entferne [den Grund] und vergrös-
sere [die Zwischenräume] mit dem Anlegepinsel und reinige
alles aufs reinste, dass das Gold klar zum Vorschein
kommt. Nimm Leim von Handsohuhleder-Abschnitzeln,
nicht zu stark aufgelöst, gehe damit leicht über die ganze
Arbeit mit dem Pinsel (ohne abzusetzen). Lasse dann
trocknen. Trage den Firnis mit dem Pinsel darüber.
Lasse langsam [von selbst], oder im Trockenofen, in der
Backstube, an der Sonne trocken werden.
(M)
Gapit 9aU^.
Diese Auflösung
uuobt man naoh Be-
darf im Keller, in der
Killte, in längerer
Zeit. Versuche, ob
dadurch-, dass njuin
den Laok durch
Tränken in Wein-
ffeist erweicht, ditt
Lösung nicht beRSr-
dert wird.
(S8)
NB.
Ich habe es machen
gesehen.
Wenn du Farben an-
reibst . die keinen
oder wenig Körper
haben, wie Lack, so
musst du etwas
Kreide beimischen,
um Körper lu geben,
damit sie der Bpitse
des Stiftes wider-
stehen, sonst spfingt
es ab.
VergL m. Bemerkung
über die Firnisse auf
den folgenden Seiten.
(Ms.p.22) Um gutes Aschen-Blau aus Indischem Bice-
Stein zu machen.
Man muss es zum feinsten Pulyer auf dem Porphyr-
stein reiben, nicht in Metall [Mörser], weil es schwarz wird,
wie unter anderen das Zinn.
Wenn der St.ein auch schwarz wird, nach dem Waschen
wird derselbe blau.
Stosse, reibe und mische ihn mit Essig; das Pulver ist
anfangs grün, dies Orün geht mit dem Essig weg und
das Blau bleibt am Boden zurück.
Mit Honig lässt es sich sehr gut machen, indem man
längere Zeit auf dem Stein verreibt, aber man muss ihn
durch Auswaschen ganz entfernen.
Mit Fischleim ist es gut und lässt sich vorzüglich
waschen.
Versuche mit sehr starkem Gummiwasser.
So macht man die schönen Aschen-Blau.
M. Norgate.
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— 142 —
DiuersiU de Verdes simples £ Compos^s.
Verd de flambe, en paste & en drapeau.
Verd de Vessie se faiot ordinaireraent du jus depurö
de NerpruDy ou spina Ceruina, lequel bouilt comme le vin
& deuient fort rouge. En y adjoustant vn peu d'Alum,
H deuient Terd & est fort beau, mais il est subjeot a
mourir.
(40)
Castor Duranto.
DeUe fk*oncU de! Leu-
ooio giallot detto
cbeiri si fa vn verde
bellisaimo pestan-
doie oon alume, in
poca quaotita, A ra-
uaudouc il siicco.
[Das in
Si en lieu d'Alum vous j mett^s pour once de jus
seulement 0. l.'de Tartre tressubtileraent pulueris^ (vide de
cremooe) il acquierit vn beau Lustre, & ne meurt point.
Est tres excellent pour ombrager les aultres verds, et
soy inesme aussi en le couchant bien espais sur la premiere
oouche plus olaire.
Verd de terre bleu, mesW auec de Pinck ou Schitgeel
Selon de plus ou le moings, fait diuersit^ de verds plus
clairs, & plus obscurs.
Le Pinke mesl^ aueo Indioo fait vn verd obscur bon
pour ombrager: mais il n'est pas aggreable a voir. Bon
pour des endroits sombres.
Ms. p. 22 Le Pinke ou Mastioot mesW aueo la oendre d'Azur
verso) ^^^^Q Q^ Anglois Biöe faiot aussi des verds diuers, selon
la diuersit^ du meslange.
Le Verd de terre verd est vne couleur verde de soy
mesme, olaire comme d'vn saule, ou verd de mer.
[On m'a dit que oeste ooulour fut trouu^e fortuitement
geÄotzteYst par vn quidam, qui laissa tomber de Teau forte Regale
durclf- dessus de la Ceruse (aultres m'ont dit de la Craye) qui
strichen.] cleuint incontinent verte. Aultres m'ont dit quo oe fut de
Feau seconde de depart qui est verte par la Separation
qui se fäict du cuiure- & de l'argent d'auec Por.]
L'eau Celeste auec ohaulx viue & sei armoniac dans
vn bassin de cuiure est fort bleue. Si k Peau seconde
ouiureuse on adjouste du ^y eile deuiendra bleue, possible
qu'icelle portde sur Ceruse, ou sur Craye, les fera bleus
approohants de la Cendre d'Azur.
Tresbeau bleu pour Enlumineure: Pren^s de la fleur
des porch^es seulement ce qui est d'un veloure pourpr^,
oouppaut aueo des oiseaulx tout le jaune, exprimds le jus,
& iceluy espaississ^s, le guardant dans vne vessie comme
on faiot le verd. G'est vne couleur tresorientale, excellent
sur papier.
Voyös s'il n'y fault point adjouster vn peu d^Alum.
Bleu tresbeau a escrire auec la plume.
Tournesol. Legmoss auec tant soit peu d'Indico,
dissoults auec de l'eau de vie.
Encre rouge: Broyös du ^^ impalpablement aueo
vrine, ceste liqueur le rend visqueux. Mottos le dans vn
vaisseau de verre, non d'autre mutiere. II se faict comme
vne masse, qui s'endurcit. Quand vous vous en voudr^s
seruir, faittes vn trou auec vn Instrument, & delay^s auec
de Peau de gomme Arabique vn peu espaisse.
NB.
Secunda dictatio me-
lior priore. n fault
a ^ de verd d^ vee-
sie desija faict conune
U 8'achepte aux bou-
iiquoa adjouster 3«
de Tartre blanc tout
cnid, non de la Crea-
me tressubiilement
puluerisä, LaTisoo-
sit^ duQuel rond
▼ostre yerd luisaot.
& le oonserue saos
mourir. U y fault
adjouster vn x»eu de
jaune de Oambouya
pour 1p faire olair, *
ombrer auec le verd
simple Sans Oam-
bouya.
Modus faciendi, qui
mihi non succeaait.
Speoulation sur le
bleu.
(41)
M. Fabry vidit apud
Pharmaoop. Cella.
I^icte.
(4«)
Lodicte.
Broy ^ 2 ou 3 heurea.
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— 148 —
(Ms. p. 22
verso)
(Das in
Klammer
gesetzto
ist im Ms.
durch-
Ht.richen.|
Versohiedene, einfache und zusammen-
gesetzte Orün.
Sohwertlilien-Grün , in Pastet^nform und in Leinen-
tüchlein [Pezetten],
Blasengrün [Saftgrün] macht man gewöhnlich aus dem
gereinigten Saft der Kreuzbeere oder Schlehdorn, welche
wie Wein gesotten wird und sehr rot wird. Durch Zufügen
von etwas Alaun wird es grün und sehr schön, aber die
Farbe hat Neigung zum Verblassen.
Wenn du an Stelle des Alauns per Unze des Saftes
nur ein Unze feinst gestossenen Weinstein (von dem
flüssigen) beigibst, erhält [die Farbe] einen schönen Olanz
und verblasst nicht. Sie ist sehr gut zum Schattieren von
andern Grün, und auch allein beim ersten Auftrag ziemlich
dick genommen sehr klar.
Blaues Verditer, mit gelbem Lack oder Schüttgelb
gemischt, gibt mehr oder weniger verschiedene Grün, bald
hellere, bald dunklere.
Der gelbe Lack, mit Indigo gemischt, gibt ein gutes
Dunkelgrün zum Schattieren; aber es ist fürs Auge kein
angenehmes Grün. Für Schattenpartien is es gut.
Gelber Lack oder Massicot mit Aschenblau, in Eng-
land Bice genannt, gemengt, gibt auch verschiedene Grün,
je nach der Verschiedenheit der Mischung.
Das Verditer-Grün ist selbt eine grüne Farbe, hell
wie Weidengrün oder Meergrün.
[Man sagte mir, dass diese Farbe (unvermutet) von
irgend jemand entdeckt wurde, der starkes Königswasser
(Aqua regalis] auf Blei weiss (andere sagten auf Kreide)
fallen Hess, welches sogleich grün wurde. Andere sagten
mir, dass es bei der Scheidung von Kupfer, Silber und
Gold gebrauchtes Scheide w asser sei.]
Das Eau Celeste mit ungelöschtem Kalk und Ammoniak-
Salz in kupfernem Gefäss ist sehr blau. Wenn man dem
kupferhältigen Scheidewasser Salmiak hinzufügt, wird es
blau. Möglicherweise dass dieses auf Bleiweiss oder Kreide
gebracht, sie in ein dem Aschenblau ähnliches Blau ver-
wandelt.
Sehr schönes Blau zum Illuminieren. Nimm I^uch-
Blüten, aber nur solche von ^ammet-violetter Farbe, schneide
alles Gelbe mit der Schere ab, drücke den Saft aus und
dicke ihn ein, indem du ihn in der Blase verwahrst wie das
Grün. Das ist eine sehr ansprechende Farbe, vortrefflich
auf Papier.
Sieh zu, ob nicht ein wenig Alaun hinzugefügt wer-
den soll.
Sehr schönes Blau zum Schreiben mit der Feder:
Tournesol [oder] Lackmus, mit ganz wenig Indigo, in
Weingeist aufgelöst.
Rote Tinte. Reibe Zinnober aufs feinste mit Urin, diese
Flüssigkeit macht es dicklich. Gib es in ein Glasgefäss
ohne irgend welche Zuthat. Es bildet sich wie eine Masse,
die erhärtet. Wenn du es gebrauchen willst, mache ein
Löchlein mit einem Werkzeug und löse es mit ein wenig
dickem Gummi arabicum auf.
(40)
Gastor D.urante.
Aus den BlXttern der
gelben Levkoye,
Gheiri genannt, maob t
man ein sehr sobOnes
Grün, indem man sie
mit Alaun in gerin gor
Menge Btösst und den
Saft aufbewahrt.
NB.
Das Eweite Diktot ist
besser als das erste.
Man rauss auf 1 Unxe
SaftgrUn, wie sie fer-
tig in dem Laden
kluflioh ist, >/t Drach-
me weissen trocke-
nen, feinst gestos-
senen Weinstein,
nicht den flüssigen
nehmen. Die kleb-
rige Beschaffenheit
desselben macht dei n
Orlln glincend und
bewahrt es vor dem
Verblassen. Man soll
ein wenig Gumml-
Qutt-Gelb Eum Auf-
heUen dasu thun,
und mit einlachem
Grtln ohne,Oummi-
Gutt schattieren.
Die Herstellungsart
ist mir nicht ge-
lungen.
Betrachtung über
das Blau.
(41)
M. Fabnr sah es in
der Pharmacop.
Cella.
Von demselben.
(4«)
Idem.
Reibe 2 oder 3 Stun-
den.
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— 144 —
(M8.p.28) Vn beaü jaune oonstant, & qui ne meurt point&jqui
s'estend exoellemraent est le Quttagummy. Je croy qu'aueo
le bleu on en peult faire vn verd tresexoellent. II n'a que
peu de Corps.
Vous pouuez oinbrer, & en fondrer aueo le ofiesrae en
le oouohant plus ou moings espais. II fait4'aurange estant
fort espais.
Le jaune d'Auignon se faiot auec le suo des bayes
vertes de Nerprun, en y meslant vn peu d'Alum.
Ou bien lesdictes bayes vertes se seichent & se
guardent.
Quand on se veult seruir, on les pile, & y verse-lon
dessus de Peau ou de i'Alum ait est^ dissoult.
Desdiotes bayes fort roeures & noires enuiron la
St. Martin; on tire vn jus qui teint en rouge brun ou
tanne les peaux ou le parchemin.
Ainsi d'vn mesme fruit a divers teitips, vous au^s
ti'ois oouleurs, jaune, verte, brune.
Aueo le jus des Roses blanohes dans lequel on dis-
soult vn peu d'Alum se faicie vne excellente couleur jaune,
pour Laver & enluininer.
Parkinson pag. 421.
Oerard dit qu'il fault prendre les fleurs blanohes des
roses musqu^es, les t)ilef d&ns vne ohenelle de bois, auec
vn moroeau d'Alum, & en extraire le jus dans vn vaisseau
de verre, lequel estant seicht ä lorabre & soigneusement
guard^ est vne tresbelle couleur jaune, non seulement pour
enluminer ou Lauer des peintures, mais aussi pour colorer
des suocres pastes & sauloes.
(48)
Pou» B'en aeruir il
ne ftuiK que moaUiir
TOfltre pinoeau mucH)
eau gomm^ A le de-
mener sur 1« gomme
meame qui s'hnmeote
ft se diasoult» on trot-
täs sur U pierre vt
Bois.
(44)
Pour Uuer oouleur
excellente & pour
les chartes. Pour U
trancbe des liures au
lieu de quoy on Tse
maintenant d'orpi-
ment
(45)
pa«. 1(M7.
Voy^s ce que fferont
les roses jaunes,
simples & double«.
(Ms. p. 23
verso)
IDasln
Klammem
gesetste
im Ms.
duroh-
striohen.]
Rosette iresbonne qui ne brunit point
Faittes cuire du bresil auec tant soit peu de jaune
d'Auignon, dans du vin blanc qui surnage d'vn doigt,
juaques k tant qu'il en reste seulement le tiers, & oe k
fort lent feu sans bouillir: y adjoustant de I'Alum seule-
ment autant qu'il en fault pour saler vn oeuf. Sans sei
ny aultre chose, sinon vn peu de gomme. Geste liqueur
est belle, 6o plus durable que la commune.
[Gyanus. Les Bleuets qui se trouent dans les bleds,
fönt une tresbelle bleue, si sans addition quelconque on
en exprime le suc, lequel en y meslant de l'alum ne change
point de couleur, autrement sans addition est tresbeau
quand on l'applique, mais estant sec deuient blassard. Si
vous y adjoust^s vne goutte d'huile de tartre, il se fait
vn tresbeau «verd de mer, fort Orient al k l'instant, mais
qui peu aprös se flestrit, & deuient d'vn jaune sale, comme
d'vne ocre sale.
J'ay pris de ce suc, & l'ay jett^ dessus de legmos
ou toumesol; au commencement il a rougi vn petit, puis
apres a fait vn bleu comme d'Indico, non trop bon, ni
haut, lequel est fort propre pour enfondrer. le bleu premier
fttict du suc de la fleur.
Si dessus ce bleu premier vous passes vn peu d'huile
de tfartre, iceluy bleu ayant estä premierernent mesl^ auec
un peu d'alum, il se faict vn verd tresexoellent, comme si
o'estoit verdet.
(46)
M. Fabry.
(47)
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146 —
(Ms. p. 28) Ein sehr schönes dauerhaftes Oelb, das nicht terblasst
und sich yorzüglich auftragen lässt, ist das Oummi-Outt.
Ich glaube, mit Blau lässt sich ein vortreffliches Grün
erzielen. Es hat nur sehr wenig Körper«
Du kannst damit schattieren oder grundieren, indem
du es mehr oder weniger dick aufträgst. In sehr dicker
Lage gibt es ein Orange.
Das Qelb von Avignon wird aus den unreifen Kreuz-
dombeeren durch Zumischung von etwas Alaun bereitet.
Oder man lässt die genannten Beeren trocknen und
bewahrt sie auf.
Vor dem Bedarf stosst man sie und gibt sie in eine
Lösung von Alaun in Wasser.
Von den gleichen Beeren, die sehr reif und schwarz
sind, zieht man in der Nähe von St. Martin einen Saft, der
Häute und Pergament rotbraun oder kastanienbraun färbt.
So kommen von demselben Frucht zu verschiedenen
Zeiten drei Farben: Gelb, Grün und Braun.
Aus dem Saft der weissen Rose, in welchem ein
wenig Alaun gelöst wird, entsteht eine vorzügliche gelbe
Farbe zum Lavieren und Illuminieren.
Parkinson p. 421.
Oerard sagt, man müsse die weissen Blüten der
Muskat-Rose [Bisam-Rosen] nehmen, sie auf einem Holz-
block nebst einem Stückchen Alaun stossen und den Saft
in einem Glasgefäss extrahieren; die Farbe ist im Schatten
zu trocknen und gibt sorgsam aufbewahrt eine sehr schöne
gelbe Farbe, nicht nur zum Illuminieren und Lavieren,
sondern auch zum Färben von verzuckerten Pasten und
Sulzen.
Sehr gutes Rosarot, das nicht braun wird.
Koche Brasilienholz mit ganz wenig Beergelb voil
Avignon in weissem Weine, der einen Fingerbreit über-
stehe, auf gelindem Feuer, ohne zu sieden, bis nur der
dritte Teil" übrig geblieben ist ; dann füge nur soviel Alaun
hinzu, als nötig ist, um ein Ei zu salzen. Weder Salz noch
irgend etwas, ausser ein wenig Gummi [füge bei]. Diese
Flüssigkeit ist schön und dauerhafter als das gewöhnliche.
[Cyanblau. Die Körnblumen, die im Felde gefunden
werden, geben ein sehr schönes Blau, wenn man ohne
jede Beigabe deren Saft auspresst und ihn mit Alaun
mischt. Die Farbe verändert sich nicht, ist auch ohne
Beigabe schön, wenn man sie benützt, aber nach dem
Trocknen wird sie blässer. Wenn du einen Tropfen Wein-
steinöl dazu gibst, wird es ein schönes Meergrün, das für
den* Moment hervortritt, aber ein wenig später verdirbt
und ein schmutziges Gelb wird, wie schmutziger Ocker.
Ich habe von dem Saft genommen und darüber Lack-
mus oder Tournesol geschüttet; zu Anfang hat es sich
ein wenig gerötet, später aber ein Blau wie Indigo, weder
zu tief noch zu hell ergeben, das zum Grundieren für das
erste Pflanzen saftblau sehr gut ist.
Wenn du über das erste Blau ein wenig Weinsteinöl
giessest und dasselbe Blau vorerst mit ein wenig Alaun
gemischt war, dann gibt es ein vortreffliches Grün, wie
wenn es Verdet (Verd de gris) wäre.
(Ms. p. 23
verso)
pasin
Kümmern
geeeiste '
Im Ms.
duroh-
Btrichen.l
(4«)
Um es SU ffebrsuohen,
musst du nur den
Pinsel mit Gummi-
Wasser befeuchten
und auf dem Qummi-
gutt abreiben, der
sich duroh die
Feuchtigkeit Itfst
oder reibe ihn auf
dem Steine, wie du
weisst
(44)
Zum Lavieren eine
vortreffliche Farbe
und fUr Karten, fttr
Buchschnitt an Stelle
des jetst i^brtluch-
lioben Aunpigment.
(45)
p. 1067.
Versuche, was mit
den gelben einfachen
und gefüllten Rosen
zu machen ist.
(46)
M. Fabry.
l47)
10
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— Ü6 —
Ge bleu premier mesl^ aueo gutta gUmtni faiot vn verd
isale, bon pour ombrer. Prenös teinoture de saffiran vue
partie, suo de bluets trois parties, mesl^s & adjoust^s vne
goutte ou deux d'huile de tartre, il se fera vn verd forte,
gay, oomiüe verd de vessie, lequel neantmoins en se seichant
s'obsouroit, & est bon pour enfondrer.]
Le bleu de Gyanus ne vaut rien & meurt incontinent.
Non pas si tost sur papier net, estant faiot de jus.
Le suo des bayes noires, que les Allemans appellent (48)
Heidelbeere» & les Anglois Billberries ou Hurtleberries Vacoink ni^r».
extraiot en les mettant en double vaisseau dans de l'eau
bouillant, & les pressant, est d'une oouleur rouge tresbelle
& tresorientale. Si voue y adjoustäs de Palium, oela faiot
vn purpre tresbeau, plus ou moins obsour, selon la quantitä
d'allum, que vous y dissoudr^s.
0 & gallo nuisent.
I [Parbenprobe.J (Parbenprobe.] 1
\ Verblasst infolge der Tinte auf der Rüoksette. j
Oerard parle dans son Herbier de vaooinia rubra,
qui ne different de Tautre que de la oouleur des bayes,
& dit que du ius d'ioelles aueo de l'allum se faiot vne
oouleur qui ne oede point k la Laoque des Indes Orien-
tales, soauoir mon si eile dure.
(M8.p.24) U Operation de ceste couleur. (49)
Le 4 I^ovembre 1646. J'ay rais dans vn bassin destain
sur le feu bonne quantitä de bayes noires par dehors.
Colombines en leur pulpe de Troesne ou Ligustre, les ay
fait bouiUir dans de i'eau de fontaine toute pure, tant que
plus de la moiti^ de l'eau ayant est^ oonsomm^e, la de-
oootion est demeur^e fort leinte, laquelle a est^ oouläe
par vn oouloir, & ayant est^ oouoh^e sur du papier a
donnä vn violet non trop esolatant tel qui se voit au
feuillet auiuant A. A. A. &o. Aueo oeste liqueur cecy a
estä esorit.
J'en ay pris vne bonne ouillerde & y ay adjoust^ vn
peu d'Alum de Roohe qui a donner vne oouleur fort
bleue. B.B.
A oe bleu ayant adjoustä vn peu de -^ viue, la eouletu*
s^est obsouroie oomme Indioo. G. G.
Voyös oe que feront aultres additions.
Dans vn bassin d'argent öeste oouleur est oeile de
Pauste.
(Mb. D.25 [Die beiden Blätter p. 25 und 26 sind mit den oben
u. 26 erwähnten Parbeuproben ausgefüllt und mit einzelnen Be-
merkungen über die verwendeten Zumisohungen versehen.]
(Ms. D.27 [NB. Diese Seite ist völlig unleserlioh, deshalb aus- (50)
^* ^. gelassen, ebenso pag. 27 verso. Es handelt sich um ver-
▼©wo; Bohiedene Mischungen von blauen und grünen Parben für
Miniaturmalerei.]
(Ms.p.28) Taumesolj tiri d^vn vieulx manuacript. (51)
Pour colorer le Ftn,
Prente des meures de haye, ou de ronoes estant rouges,
i. deuant qu'elles meurissent. Et de prunelles aussi n'estant
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— 147 —
Das erstere Blau gibt mit Oumroi-Outt gemischt ein
sohmutsiges Orün, gut zum Sohattieren.
Nimm Safrantinktur einen Teil, Kornblumenblau drei
Teile, mische dies und füge einen oder zwei Tropfen Wein-
steinöl bei, so gibt es ein starkes, lebhaftes Grün« wie
Saftgrün, welches nichtsdestoweniger im Trocknen dunkler
wird und zum Grundieren gut ist.]
Das Gyanblau taugt nichts und yerblasst sofort. Nicht
so schnell auf reinem Papier, wenn es Ton dem Saft [allein]
bereitet ist.
Der Saft der Schwarzbeere, welche die Deutschen (48)
Heidelbeere und die Engländer Billberries oder Hurtleberries Vaooinia nigra,
nennen, wird extrahiert, indem man [die Beeren] in einem
doppelten Gefäss mit Wasser siedet und sie auspresst. Es
ist eine sehr schönß und leuchtende rote Farbe. Durch
Alaunzugabe entsteht ein sehr schönes Purpur, je nach
der Menge des Alauns mehr oder weniger dunkel.
Vitriol und Galläpfel yerderben es.
[Farbenprobe.] [Farbenprobe.]
Oerard spricht in ßeinem Pflanzenwerk von Vaccinia
rubra, welche von der anderen nur durch die Farbe der
Beere unterschieden ist, und sagt, dass aus dem Safte
derselben nebst Alaun eine Farbe bereitet wird, die dem
Ostindischen Lack, d. h. wenn er hart ist, nicht nachsteht.
(M8.p.24) Verarbeitung dieser Farbe. (49)
4. November 1646. Ich gab in ein Zinngofass auf
gutem Feuer eine Quantität von Schwarzbeeren, die von
aussen violettrot und unter der Haut von der Farbe der
Rainbeere oder Liguster waren; ich liess sie in reinem
Brunnenwasser sieden« bis mehr als die Hälfte des Wassers
verbraucht war. Die Abkochung blieb sehr gefärbt, und
wurde durch einen Seiher durchgegeben; auf Papier ge-
bracht, gab es ein nicht zu brillantes Violett, wie man
auf dem folgenden Blatt A. A. A. etc. sieht. Mit dieser
Flüssigkeit ist dies geschrieben.
Davon nahm ich einen Löffel voll und fügte dazu ein
wenig Alaunstein, welcher die Farbe stark blau machte.
B. B.
Dieses Blau verdunkelte sich nach Beigabe von ein
wenig ungelöschten Kalk wie Indigo. C. G.
Versuche, was andere Beigaben verursachen.
In einem Silbergefäss ist die Farbe wie Veilchen-
violett.
(Ms. p. 25
u. 26)
(Ms. p. 27 (50)
u. 27
verso)
(M8.p.28) Tournesol nach einem alten Manuskript. (51)
Um Wein zu färben.
Nimm wilde Maulbeer (Brombeer?), deren Schale rot
ist, d. h. bevor sie zeitig sind. Und Sohlehen, ebenso nur
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— 148 ^
que rouges, ou commenQant k noircir; pil^s les ou ensemble
ou VI) chasquVn k pari dans vn mortier de pierre, & en
raett^s le jus en plusieurs yaisseaux (bassiDS, esouelles, ou
terrines) & ouis^s k toute ohaleur, tant que ledicte suc
s'espaississe k oonsistenoe de miel esoum^. Bsouin^s oe
euo en ouisant: Pren^ des pieces de Linge bien net> de
diuerses grandeurs, lau^s les & les seioh^s, puis faites les
bouillir dans eau d'alum, & les seiohös, apres mettäs les
dans vostres jus de meures, & qu'ils bouillent ensemble
vne petite espaoe de temps : Tires les linges de la liqueur,
les laissant bien esgoutter dans le vaisseaui qui la contient,
estend^s les sur vne table ou sur des cordes & laiss^s
seiober k l'ombre: Tremp^s les derechef & les seiob^s
comrae dessus, reiterant oe labeur tant que la toile ne
veuille plus prendre de suo. (4 ou 5 fois.) Quardös les
cn lieu sea Notäs que si vostre vin est aore (verd) au
goust il fault mettre le fruiot des hayes ou buissons, c'est
a dire les prunelles, en la oomposition du Tournesol.
Eapreuue, SepteSb? lasr.
Ayant faict ouillir desdiotes meures endor toutes rouges
& dures, & les ayant laisse dans tu panier six ou sept
jours, elles se sont noir'oies oomme meuries deiles raesmes.
Le jus exprim^y fort violet obsour, y ayant adjoust^ tant
soit peu d'Alum a donn^ vn oolumbin exoellent. VoyÄs
que fera la pulpe, ou le jus espaisse aueo de Palum en
fort petite quantitä & reduit en Pastilles comme le Tour-
nesol de Heliotrop. trioou[p].
(Ms. p. 28 Huile de LUharge Espaissie fort Siccatitie pour vemir (5Ä)
vö'*«o) bais etfer. Et pour imprimer toiles qui ne fendent ny ^^•
s'escaillent 15 Aaust 1633.
J'ay pris quattre onoes d'huile de noix fort bonne &
non puante & ay jett^ ded^ns vne onoe de Lytharge d'or
bien lau^e, puis les ay nourry ensemble dans vn poislon
sur vn petit feu que la lytbarge s'est entierement dissoulte
& inoorporöe aueo Phuile: Alors j'y ay jettö quattre ou
oinq oeiuller^es d'eau laquelle estant froide faict vn fort
grand bruit & y doibt estre mise obaude. Alors le feu a
est^ augraent^ & la matiere a bouillj remuant tousjours
jusques a tant que pai* la oonsomption de l'eaii le tout se
soit espaissj en PebuUition, en consistan oe de beurre en
Est^ vn peu plus espais que du miel oomme vn vnguent
liquide. Geste mixtion n'est pas puante & peult seruii* de
Vernix au fer pour empesoher la rouille.
Au bois sur des couleurs obscures oomme sur noir
ou sur terre d'ombre, et est bonne pour du ouir, taftas,
toile & choses semblables.
Pour imprimer tableaus. Broy^s de l'Oore jaune aueo (5S)
cet Vnguent ou Huyle. L'Oore ayant est^ au prealable
broy^e aueo eau, et bien i^eich^e & couoh^s ceste mixtion
sur vostre toile bien tendue sur le ohassis sans auoune
coUe ou outre chose qui puisse faire rompre ou escailler
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— 149 —
rot, bevor sie schwarz werden. Stosse sie zusammen, oder
jedes für sich in einem Steinmörser, und gib den Saft in
mehrere Gefässe (Becken, Schüssel oder Terrine); koche
ihn bei vollem Feuer bis der Saft wie ein abgeschöpfter
Honig eingedickt ist. Schäume den Saft während des
Kochens ab. Nimm dann reine Leinenstüöke , in ver-
schiedener Grösse, wasche sie aus und trockne sie; lasse
sie in Alaunwasser sieden und wieder trocknen, dann gib
sie in deinen Maulbeersaft und lasse sie mit diesem zu-
sammen kurze Zeit sieden. Ziehe die Leinenstücke aus
der Flüssigkeit, lasse das Ueberflüssige in das Gefäss ab-
tropfen, breite sie auf einen Tisch oder über eine Schnur
und lasse sie im Schatten trocknen. Tauche sie abermals
ein und trockne ebenso wie zuvor und Wiederhole diese
Arbeit so lange, bis die Leinwand keinen Saft mehr auf-
nehmen will (4 oder 5 mal). Bewahre sie an trockener
Stelle. Merke: wenn dein Wein sauer (unreif) schmeckt,
muss die Hagbeer, d. h. die Schlehdornfrucht in die Mischung
des Tournesol gegeben werden.
Probe ^^•
Nachdem ich die genannten noch ganz roten und harten
Maulbeeren gekocht und sie in einem Korb 6 oder 7 Tage
stehen gelassen, wurden sie dunkel, als ob sie von selbst
gereift wären. Der ausgedrückte Saft war dunkel violett
und gab, mit ein wenig Alaun vermischt, ein treffliches
violblau. Versuche, was aus dem Kernfleisch (der Frucht)
oder dem Saft wird, wenn man ihn mit Alaun in geringer
Menge verdickt und Kügelchen davon macht, wie für
Tournesol aus Heliotrop, tricup.
(Ms p. 28 Verdicktes mit Glätte bereitetes Trockenöl (5»)
verso) 2 um Firnissen von Holz und Eisen, sowie ^^^'
zum Grundieren von Leinwand, die nicht
springt und sich nicht abschält.
15. August 1633.
Ich nahm vier Unzen sehr gutes, nicht stinkendes Nussöl
und gab darein eine Unze gut gereinigte Goldglätte, hielt
es in einer Pfanne über einem gelinden Feuer, bis sich die
Glätte vollkohimen gelöst und mit dem Oele verbunden hatt«.
Dann fügte ich 4 oder 6 Löffel voll Wasser zu, was in
kaltem Zustand ein grosses Zischen verursacht und heiss
hinzugegossen werden soll. Dann wurde das Feuer ver-
stärkt und die Materie bei stetem Umrühren gekbcht, bis
infolge der Verdampfung des Wassers das Ganze durch
die Einkochung in die Konsistenz einer zur Sommerszeit
wie Honig oder wie flüssige Salbe dicken Butter gebracht
war. Diese Mischung ist nicht übelriechend und kann
zum Firnissen von Eisen dienen, um das Rosten zu ver-
hindern.
Auf Holz über dunkle Farben wie Schwarz oder Umbra
ist es gut, [auch] auf Leder, Taflet, Leinen und ähnliche
Dinge.
Zum Grundieren von Gemälden: Reihe gelben Ocker (53)
mit dieser Salbe oder dem Gel. Der Ocker sei vorerst mit
Wasser gerieben und gut getrocknet, und diese Mischung
trage auf eine gut auf Rahmen gespannte Leinewand auf,
ohne irgend einen Leim oder derartigem, was die Leinwand
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— läo —
la toile: Laiss^s seicher, puis poliss^s aueo vne pierre ponoe,
& donn^s vne seoonde oouohe aueo vostre huile & ocre,
l'estendant aueo le oousteau seien l'art & ainsi vostre toile
estant seioh^e sera imprim^e suffisamment.
Pour faire ceste mixtion encor plus siooatiue (roais
il fault Yoir si la toile n'en sera pas plus aisöe a rorapre)
on peult prendre Jiüj de Litharge pour Jxig d'huile, voire
plus Selon l'effeot & faire oomme dessus.
Notes que l'Oore a oela de propre quelle recoit touttes
sortes de oouleurs, le Blano, le Bleu, la Laoque, sans
les gaster en faoon queloonque, oe que la terre d'ombre
ne faiot pas. Gar sur ioelle lesdiotes oouleurs se ternissent,
& meurent aueo lo teraps. Voyös Pvsage & l'application
de cet huyle aueo Oore [et] .Blano de plomb. Noir de fumöe
brusl^ faiote par Mitens: sur la fin du petit Liure.
(M8.p.29) Tir^ des discours ienus auec Mr. Husklns Excellent
peintre Enlumineur. Le 14 Mars 1634.
Blano excellent se faiot aueo deux parts de Blanc de
plomb laue selon sa faoon qui est dans ce mesme liure
escripte de la main de Cupper son Nepueu & dune part
de blano de lune mesl^s & broyös ensemble selon lart.
Geste couleur a asses de corps & est si parfaiotement
blanche quelle rehausse dessus le Blanc de plomb. Le
plus parfaict qui se puisse trouuer.
Pour oster lesclat trop grand & la lueur au blaue de
Wizmut qui seul nest propre qu'a glaoer, il ne fault sinon
le broyer & te lauer coinme on faiot les Azures en iettant
lescume & retenant seulement le fonds.
Album J) . Rp. }) puram putam k partitione residuam,
solve in aqua [Hygia?] ex nitro & alumine, vel in spn.
nitis solo per muriam praecipita, ablue aqua pluuia limpi-
dissima feruida donec omnis acrimonia pereat, picea & fac
pastilles.
Noir. Noir de fum^e bruslö ou non brusW n'importe
pour le peu quon en a a faire, estant ceste couleur tres-
forte. Noir d'yuoire. Excellent pour faire velours mais
il na que fort peu de corps. Noyaulx de Gerises brusles
& reduiots en charbon dans vn oreuset couuert.
(54)
Pour le blaoc Ha-
theus luy a diot qui!
se faiot de Udo ou
du plastre feuill^ A
de ndot U en mesle
dans Bon Gosmetiqu«,
maSs a mon aduis
pour enluminer U ne
vault rien.
La Laoque qui vient des Indes Orientales est vne
excellente couleur representant les plus heiles anemones
rouges qui se puissent voir. Icelle brusWe en oreuset
couuert jusques a noirceur seulement faiot vn noir aussi
beau que oeluy d'yuoire & qui a plus de corps. Geste
laoque sestend merueilleusement si quVne onoe dicelle est
presque süffisante pour la vie dVn Enlumineur, faisant
des petites pieces oomme portraicts ordinaires.
Jaulne. Le Masticot est son plus beau jaune; l'orpi- vide
ment est beau mais il le fault trauaUler seul. II n'vse * SSi^'^h^tSSie'^
jamais de Safi&ran. VoyAs du gutta Gummi & du Sende- 2Jiwe^cSS?'\SuS^e
grin. ooagula.
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— 151 ^
springen oder sieh abschälen maoht. Lasse trocknen, dann
schleife mit Bimsstein ab und gib eine zweite Lage mit
deinem Oel und Ocker, indem du es nach den Regeln der
Kunst mit dem Spatelmesser ausbreitest und wenn die
Leinwand trocken ist, wird sie genügend grundiert sein.
Um diese Mixtur noch trocknender zu machen (aber
man sehe zu, ob die Leinwand nicht zum Springen neigt)
kann man 4 Unzen Glätte zu 12 Unzen Oel nehmen, je
nach dem BfTekt auch mehr und mache es wie oben.
Merke, dass der Ocker das Oute hat, alle Arten Von
Farben aufzunehmen, wie Weiss, Blau. Lack, ohne sie
irgendwie zu verderben, wie es die Umbra-Erde thut.
Denn auf dieser ändern sich die Farben und verblassen
mit der Zeit. Versuche auc|i den Qebrauch und die
Anwendung dieses Oeles mit Ocker und Bleiweiss. Betreff des
gebrannten Lampenschwarz, von Mitens gemacht, [siehe]
am Ende des kleinen Büchleins [Le petit Peintre].
(Mg.p.29) Auszug aus einer Unterredung mit Mr. Hus-
kins, einem trefflichen Illumiuierer,
14. März 1634.
Vortreffliches Weiss macht man mit zwei Teilen Blei-
weiss, das in der Weise, wie sie Cuppers Neffe in gleichem
Buche beschreibt, gereinigt ist, und einem Teil Mondweiss
(Mondmilch), die zusammen nach den Regeln der Kunst
gerieben werden. Diese Farbö hat genügend Körper und
ist so vollkommen weiss, dass es Bleiweiss beiweitem über-
ragt. [Es ist] das Beste, das man finden kann.
Um den zu grossen Glanz und das Schimmern des
Wismutweiss, das nur zum Lasieren geeignet ist, zu ent-
fernen, soll man es ohne zu Reiben und Waschen wie die
Azure behandeln, indem man den Schaum wegwirft und
nur den Bodensatz zurückbehält.
Silberweiss. Rp. Den Rückstand von der Scheidung
des reinen Silbers löse in salpetersäurehaltigem Wasser
oder in Salpetersäure selbst, schlage durch Salz nieder,
wasche mit sehr klarem siedenden Regenwasser, bis alle
Säure entfernt ist, trockne und mache Kügelchen.
Schwarz. Lampenschwarz, gleichgiltig ob gebranntes
oder nicht gebranntes, bei dem geringen Gebrauch, den
man davon man macht, ist eine zu starke Farbe. Elfen-
beinschwarz, ist vortrefflich, um Sammt zu malen, da es
nur wenig Körper hat. Kirschkern gebrannt und in einem
gedeckten Schmelztiegel zu Kohle verwandelt [gibt ein
gutes Schwarz].
Der Lack, der aus Ostindien kommt, ist eine vor-
treffliche Farbe, wie die schönsten roten Anemonen, die
man sehen kann. In einem geschlossenen Schmelztiegel
bis zum Schwärzen gebrannt, gibt derselbe ein so gutes
Schwarz wie Elfenbeinschwarz und hat mehr Körper. Dieser
Lack lässt sich wunderbar auftragen und eine Unze davon
ist fast genügend für die Lebensdauer eines Illmninierers,
der nur kleine Stücke wie gewöhnliche Porträts macht.
Gelb. Massicot ist sein schönstes Gelb. Auripigment
ist schön, aber es soll allein verarbeit^et werden. Er be-
nutzt niemals Safran. Vergleiche Gummigutt und Schütt-
grün.
• (54) .
Beir. des Weiss sagte
ihm Mattheus, dass
man es mit Talk oder
buttrigem Oips
maoht, und thatsioh-
McAk mischt er es in
seine Kosmetik, aber
nach meiner Mein-
ung taugt es nicht
sum Ilmminieren.
Vide.
Unreife Früchte von
Schlehdorn, aus wel-
chen der Siift ge-
presst und mit Alaun
zum Gerinnen ge-
bracht wird.
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— 152 —
(Ms. p. 29
verso)
Verd. II m'a diot auoir faict de tres beau vert prenant
des Roses blanohes oommuDes & les battant en vn mortier
de ouiure aueo de Pallum & vn peu de vinaigre. U sur-
passe de beaucoup le verd de vessie oommun.
Les Azures oomme toutte aultre oouleur se couohent
aueo eau de gomme & taut soit peu de suore oandj.
Huskins met touttes ses oouleurs dedans des petits
plateaux d'yuoire, & diot quelles ne se seiohent pas oomme
dedans les ooquilles.
Pour trauailler il a vn platteau d'yuoire tour[nö] de
diametre enuiron quattre pouloes qui se oreuse lentement
vers le milieu. II mot ses oouleurs en fort petite quantit^
Tvne oontre Tautre k la oiroonferenoe, & joelles premiere-
mfent] destrempees aueo Eau de Qomme & quand il sen
veult seruir, il ne faiot que mouillir son piooeau dedans
de l'eau fort nette, duquel il prend la oouleur.
S'il veult faire quelque roeslange, oest au milieu de
son platteau.
.Le Blano & les Azurs sont en des petites oonohes
d'yuoire a part.
Les Enlumineurs modernes n'vsent d'auloun Blano,
au lieu duquel ils espargnent le papier ou velin sur les
jours.
«toura^*
NB.
Papier k tablettes qui doibt estre ohoisy fort & bien
ooll^, & ioeluy se doibt mettre la paste sur laquelle on
esorit aueo vn stile d'argent, & quand on veult effaoer il
ne fault que passer par dessus vn pinoeau moUe tremp^
en eau oommune ou Rose ou bien repasser par dessus de
la paste. Apres s'en estre seruy long temps passds vn
Vernix, laiss^s seioher & vous esorires aveo enore ou
Rosette qui s'effaoera aueo vne esponge tremp^e en eau.
Os de pouroeau oaloin($s k blanoheur«
Os de oheval.
Os de pieds de mouton, exoellents.
Gorne de oerf & de daim, tresbonne.
Mais sur tout les Goques d'oeufs non oaloin^es.
Broy^s oomme les oouleurs aueo eau legeremen[t]
gomm^e. Et enduis^s sur le papier aueo le pinoeau.
(55)
T.M.
feoj.
(Ms.p.aO) Maieria ad formas in quas vel metallum fusum possii
proijcj,
Rp, Gypsi vel parisiensis vel potius ex Alabastri
fragmentis oadcinatis parati partes duas» Laterum optime
oootorum & durissimorum (antiquorum velim) partem vnam,
Aluminis plumej partem diraidiam. Msq. omnium puluis
et Alkool ex quo oum Sjü, pasta, & ex ea formae. Pigura
est nitidissima, oolor ex albo vtounque flauesiena.
(56)
Reinisik Junior.
Vi4l.
Paur faire papier ä escrire auec vn stile d'argent au
de cuiure en fagon de tablettes.
Galoin^s toutes sortes d'os, mais principalement du
pouroeau de la oorne de oerf ou de daim, du spode &o.;
(57)
On dit Que si on oal-
cine )e8 o§ dana vn
X toute oouuerte de
sable ils se blanchia-
sent beauooup
mieux.
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153 —
(Ms. p. 29
verso)
Grün. Er sagte rair, dass er sehr schönes Grün aus
gewöhnlichen weissen Rosen bereitet hat, indem er sie im
Kupfermörser mit Alaun und etwas Essig stampft-e. Es
überragt das gewöhnliche Blasengrün bedeutend.
Die Azure wie auch alle anderen Farben werden mit
Gummiwasser und ganz wenig Kandiszucker angelegt.
Huskins gibt alle seine Farben in kleine Elfenbein-
Schälohen und sagt, dass sie nicht so schnell trocknen
wie in Muscheln.
Zur Arbeit hat er eine gedrechselte Elfenbein-Platte,
ungefähr 4 Zoll im Durchmesser, welche leicht gegen die
Mitte zu gebogen ist. Er setzt die Farben in sehr kleiner
Menge, eine neben die andere an den Rand und diese
sind vorher mit Gummiwasser gemischt. Wenn er sie ge-
brauchen will, befeuchtet er seinen Pinsel nur mit sehr
reinem Wasser und nimmt damit die Farben auf.
Irgend welche Farbenmischung befeitet er sich in der
Mitte seiner Platte.
Das Weiss und die Blau befinden sich in kleinen Elfen-
bein-Näpfchen gesondert.
Die modernen Illuminierer bedienen sich keines Weiss,
an dessen Stelle sparen sie das Papier oder Pergament für
die Lichter aus.
gedrechselte.*
NB.
[Papier für Schreibtafeln.]
Papier für Schreibtafeln soll ausgew'ählt stark und
gut geleimt sein, und auf diesem ist die Paste aufzu-
tragen, worauf man mit Silberstift schreibt, und wenn man
es auslöschen will, braucht man nur mit einem weichen in
gewöhnliches oder Rosenwasser getauchten Pinsel tüchtig
über die Paste zu gehen. Nach längerem Gebrauch streiche
einen Firnis darüber, lasse trocknen und schreibe mit
[schwarzer] Tinte oder mit Rosettafarbe, was wieder mit in
Wasser getauchtem Schwämme sich auslöschen . lässt.
Schweinsknochen zur Weisse gebrannt,
Pferdeknochen,
Schafsgebein, vortreflTlich,
Hirsch- und Gems-Horn, sehr gut.
Vor aUem aber die ungebrannten Eierschalen
[sind hinzu geeignet].
Reibe sie wie die Farben mit schwach gummiertem
Wasser ab und trage dies mit dem Pinsel auf.
(Ms.p.30) Materie für die Formen, in welche öogar
geschmolzenes Metall gegossen werden kann.
Rp. Gips, entweder Pariser oder noch besser aus
Alabasterabfällen bereiteten, gebrannten, zwei Teile, sehr gut
gebrannte und sehr harte Ziegelsteine (von älteren jedoch)
einen Teil, Alaun in Pulver V» Teil. Mische alles Pulver
mit Alkohol an und mache daraus mit Flusswasser eine
Paste und bilde die Formen. Die Figur wird sehr glänzend,
von weisser Farbe, mitunter auch sienagelb.
Papier zumSchreiben mit einem Silber- oder
Kupferstift in der Art der Täfelchen her«u-
r iahten.
Brenne alle Art Knochen, aber hauptsächlich vom
Schwein^ Hirsch- oder Gems-Horn, Knochenasche; reibe
(55)
T.M.
feci.
(56)
Reinisik jun.
Vidi.
(57)
Man sagt, dass» wenn
die Knochen in
einem gans mit- Sand
bedeckten Tiegel ge-
brannt sind, sie viel
weisser werden.
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164
broy^s impalpablement aueo eau gomin^e A: estendc^s sur
du papier vn peu fort, seioh^s k Fair.
Si V0U8 adjoust^s vn peu de verre de chrystal broy^
impalpablement, oela lie la mixtion, & la touche ou atile
marque tresnoir.
Essay^s de la pierre ponoe bien blanche.
A far tacco la bianca per scriuer con etil d'ottone,
come i libbreitj da conto che vengono d^Allamagna.
(58)
Piglia gesso (gypsum, nam Optimum quod ex Alabastro)
cernuto, ft passato per setacck), & disfallo con coUa di
ceruo, o di altro carniccio, & dapoi ch'^ asciutto, radila
che resti liscia, ft di nuovo torna a darle il gesso come
prima, & radila come prima, & allora habbi biaoca sotti-
lissima maoinata, & setacciata, & distempera con olio di
Line cotto NB. & con guesta mistura vngeraj tutta la
tauola, & lasoiala asoiugare a Pombra per cinque o sei
giornj. Allora habl>i vn panno 6 bagnalo in acqua & con
esse alHsoia la detta tauola, essendo prima il panno spre-
muto, & lasoiala cosi per 15 — 20 giornj fin che sia asciutta,
& adopera come saj.
(Ms. p. 30 Porsan melius sie. Rp. Ossa ped. verueoinorum Gapit.
verso) g^J^l Oorn. ceru. vel damae ad alber. summam calcinat.
Tere subtilissime primo cum aqua, & fao pastilles. quas
dissolue in glutine satis fortj. IlUne ad cönuenientem
spissitudinem, senie), bis, ter. Sicca optime. Siocato folio,
seu chartae vulgaris, siue pergamenae, illine vernicem,
vel oleam Linj aul nucis siccatiuum cum Lythargyro.
Idquid Don ad scribendum stilo ex aurichalco sed atra-
mento.
Pro stilo ut ducas lineas delebiles credo BuiBcere si
illinas oleo spicae vel Therebentinae albo; quae ölea eua-
nesount et experire.
♦ addendum tantillum Therebentinae Venetae.
Pour faire peatix d'asne pour escrire ou conter dessus.
Pren^s des os de pieds de mouton bien lautis, calcinös
les a blanoheur; broy^s les impalpablement & les destremp^s
aueo de Feau de coUe ohaude. Estendös ceste mixtion sur
le parchemin, qui doibt estre fort, k l'espaisseur que vous
voudr^s. Les peaux sont blanches, Si vous les voul^s jaunes,
passds pardessus de la couleur de saffran, qui se fera en
colorant vostre coDe aueo la teincture diceluy. Estant le
tout bien seo passes pardessus vn vernix jaune de Dantzig
qui soit fort subtil, & deli^, & laissds solcher.
Tout Vernix bien olair & bien subtil peult seruir, &
fera mesme effect, ou mesmes l'huile de noix siccatiue
bouillie, & brusl^e auec Lytharge.
AlexiuB.
G lutea e Charta K>er-
gamena, yel ex ra-
meniis oorli oheiro-
thecarum hoiium.
Vide do slutine
pisoutm.
T.M.
Post inductiooem
olij.materia non ad-
mittit stylum ex
aurioaloho; sedatra-
raento de super
potest Bcribi.
Atramentum auteni
Sit ex nigrofuliginis
& i ?1 Guinmy sine Yi-
triolo. quia nimis ad-
haeret A difflofUirao
eluitur.
(59)
TM.
Speoulation. 8urdu
parohemin. ou du
papier colld sur rn
ais ou sur de la (oile
estendue sur vn
Chassis, mett^ auec
la broisse fort delite
& assäs «rosse du
blano de plom^ & de
l*oore broy^ en-
semble aueo de VhuUe
de Lytharge ou de
rhuUe de lin, brusl^
k moiti^ Laisste
seicher npn pas du
tout. Alors saulpou-
dr^ aueo des os
brusl^ aueo coques
d'oeufs broy äs impal-
pablement oomme on
uiot aueo la cendre
d'aiur. LaisB^ bien
seloher. Vous pour-
res escrire dessu^
auec le Stile de oui-
ure, argent ou plomb,
ft effacer en lauant
mais pour escrire jk
la plume paaods Tn
Vernix pardessus.
(•«)
Illuminierbuch.
NB.
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— 155 -
(M8.p.30
vereo)
dies sehr fein mit Guramiwasser und breite es leioht über
ein etwas starkes Papier und trockne es an der Luft.
Wenn du ein wenig sehr fein gestossenes Krystallglas
hinzufügst, wird die Mischung inniger verbunden und der
Strich oder Stift markiert sehr schwarz.
Versuche auch sehr weissen Bimstein [als Beigabe].
Um das Weiss anhaftender zu machen zum
Schreiben mit dem Messing-Stift, wie die
Rechentäfelchen, die aus Deutschland kommen.
Nimm Gips (gypsum, nämlich den besten aus Alabaster)
ausgelesen und durch ein Sieb gegeben und aufgelöst mit
Leim von Hirschknochen oder einem anderen Tier, und
nachdem es trocken ist, schabe es bis es glatt wird, und
gib eine neue Lage Gips wie zuvor, und schabe es ab wie
das erste Mal. Habe hierauf auch feinste geriebenes imd
gesiebtes Bleiweiss mit NB. gekochtem Leinöl angerieben
und mit dieser Mischung reibe die ganze Tafel ein, lasse
im Schatten 5 oder 6 Tage trocknen. Hierauf nimm ein
in Wasser getauchtes Tuch und nachdem du dieses aus-
gerungen hast, reibe die Tafel damit glänzend, lasse sie
so 15 — 20 Tage, bis sie ganz getrocknet ist und verwende
sie wie du weisst.
Vielleicht ist es so besser: Rp. Pussknochen von
Schöpsen, Schweinskopfknochen, Hirschhorn oder von der
Gemse bis zur vollen Weisse gebrannt. Reibe sie zuerst
aufs feinste mit Wasser und mache Kügelchen, welche du
in genügend sl^irkem Leime lösest. Streiche in geeigneter
Dicke ein-, zwei- und dreimal auf. Ist das Blatt, oder ge-
wöhnliches Papier, oder Pergament trocken, bestreiche es
mit Firnis, entweder mit Bleiglätte trocknend gemachtes
Leinöl oder Nussöl auf. Dies dient nicht zum Schreiben
mit dem Messingstift, sondern für Tinte. Um mit dem
Stift feine Linien zeichnen zu können, halte ich es für
genügend, wenn Spicköl oder helles Terpentinöl, welche
Oele sich verflüchtigen und verschwinden, übergestrichen
werden, ganz wenig venetian. Terpentin zufügend.
(58)
Alexius.
Leim von PergameDt
oder Yon Reaton yon
Haodschuhleder ist
gut.
Sieh* den Fisch leim.
T.M.
Nach Zugabe von
Gel Iftsst die Materie
das Bebreiben mit
dem Meesingstift
nicht SU, aber mit
Tinte iHsst sich dar-
auf schreiben.
Die Tinte sei auch
aus Russcbwars und
Quromi bereitet.
ohne Vitrio), weii es
Bu sehr haftet und
schwer entfernt
werden kann.
(59)
TM.
Bemerkung. Auf Per-
gament oder auf Breit
geleimtem Papier
oder auf Rahmen ge-
spannter Leinwand
trage- mittels eines
grossen weichen Pin-
sels Bleiweiss und
Ocker mit- Trookidnöl
oder mit cur HtUfte
eingekochtem Leintf 1
gerieben auf. Lasse
nicht gans trocken
wen:)en. Dann streue
gebrannie Knochen
und aufs feinste ge-
riebene Eierschalen
darüber, wie man es
mit Aschenblau
macht Lasse es gut
trocknen. Darauf
kannst du mit Ku-
pfer-, Silber- oder
Bleistift schreiben
und durch Waschen
entfernen. Abersum
Schreiben mit der
Feder streiche Firnis
Über.
Eselshaut zu bereiten, um darauf zu Schreiben
und zu Rechnen.
Nimm gut gewaschene Pussknochen vom Hammel,
brenne sie bis zur Weisse, reibe sie aufs feinste und tem-
periere sie mit heissem L^imwasser. Breite diese Mischung
über dem Pergament, das stark sein soll, so dick du willst
aus. Die Häute sind weiss. Willst du sie gelb haben,
streiche SalTranfarbe darüber, indem du deinen Leim mit
dieser Tinktur färbest. Ist das ganze trocken genug, so
überstreiche einen gelben Firnis von Dantzig, der sehr
subtil und dünn gelöst sei und lasse trocknen.
Jeder sehr klare und feine Firnis kann dazu dienlich
sein und denselben Efiekt machen, ebenso das gekochte
und mit Qlätte bereitete trocknende Nussöl.
Illuminierbuch.
NB.
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— 156 —
Bouflault
IVeBexoellenl ouu-
rier m*a donne oee
seoretB siens en
mourant.
Vernix siocatif pour
yemir bot bois.
Aueo oe Temix ge
desirempent toutes
oouleura pour let
fleure. Les oouleun
soyeot en reserue
broy^es pour les de-
Uyer au beaoiog.
Pour dorer Bur bois,
verre, pierre & sur
tout.
Pour dorer sur bois
Rp. terre d*ombre de
Venise, Ocre jaune.
& yn peu de mine
de plomb, broy^ sur
Tue pierre auec ceste
huile & appliqu^
Sur verre & terre de
fiyanoe, l*huile
simple, apresque l'or
est applique fault
reculre ä lente oha-
leur de i>eur que les
Taisseau ne oassent
Or bruny: Be faiot
auec Bol armene, ft
se brunit aueo rne
dent de porc ou de
cblen.
(MB.p.31) Huyle pour coucher Vor en feuille sur la verre, terrCj (•!)
Marbre i&c. ä la faeon de Turquie.
Beau Labeur.
Rp. Vne pinte d'huile d'aspic, raetWs dans vne fiole
de verre double & forte, adjoustes Mastic & Sandaracha
ana Jij; les ohoisissant tresbeaux & tresclairs. Pendös
la phiole tellement qu'elle ne touohe point au chaudron,
au fonds duquel vous mettrös du foing; remplissös d'eau,
faittes bouilHr vn jour entier, lentement. Vos drogues
estant dissoultes, passes Phuile par vn linge.
Prenös vne pinte d'huile de lin, pure & nette, deux
pots de terre tout neufs, Litharge d'or Jij, mettös vn des
pots auec Thuile sur le feu & quand Phuile oommeuoera k
chauffer mettds la grossem* de trois (deux) noix de gornme
arabique dedans & puis k mesure qu'elle chaufera mettös
vne douzaine de grains de Mastic dedans: pour la faire
bouillir vous couperös en deux vn oignon de la grosseur
dVn oeuf de pigeon en quatre, & quand vous verres que
l'huile commencera k bouillir, & jettera vne grosse esoume,
vous prendrös l'aultre dit pot & brasserös d'vn pot en
l'aultre puis remeHrös sur le feu, & quand eile escumera
derechef, reoomraenoerös k brasser, continuant toujours
jusques k tant que Phuile n'escume plus; puis prendres
demie once de Camphre que jett^rös dedans, & le remuerds
doulcement. tant qu'il soit fondu k loisier. Laissös froidir,
passes par vn linge, & raettös dans vne phiole de verre,
au soleil pur purifier.
Beau Verd. Rp. Therebentine de Venise Jij, huile de
Therebentine ^i&s. meslös, adjoustös Vert de gris mis en
morceaulx Jij, möttös sur cendres ohaudes & faittes bouillir
doulcement. Essayös sur vn verre si la couleur vous
piaist; passös par vn linge.
(Ms. p. 31 Pour faire le Verl transparent que s'applique sur vn
^^^^^) fonds d^or ou d'argent
Rp. Vn petit pot, Therebentine de Venise 5ij, huile
de Therebentine ^iss, Vert de gris broyö grossierement
sur le marbre Jij, mettös le parmy la Therebentine &
huyle sur les cendres chaudes, les remuant de fois k
d'aultre, k fort lente chaleur. Prends vne piece de verre,
& en raettös vne goutte dessus aduisant si la couleur vous
piaist. Apres mettös y la grosseur dVne noix de Terra
merita (Curcuma). Laiss($s bouillir doulcement, jusques ä
tant que vous voyös que vostre vert soit fort beau. Passös
tout doulcement k trauers vn linge.
Pour le mettre sur bois fault que le bois soit dore.
Pour le rouge transparent. (•*•)
Lacque de Venise ia plus belle vn quavt d'once, Ver-
nix siocatif 3ij) broyös les ensemble sur vne pierre, passes
par vn Unge, & möttös dans vn pot pour vous en seruir.
NB. Vous broyes toutes sortes de couleurs auec ledict
Vernix hors mis le Vert transparent.
Pnur recuire les vaisseaux fault auoir vn petit fourneau
k propos & guarder que Pair froid n'y entre, öultreraent
tout cassera.
(«»)
Ex autographo
Bouffauli.
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— 157 —
(ll8.p.31) Oel, zum Auflegen von Blattgold auf Glas, Stein-
gut, Marmor etc. nach, türkischer Manier.
Schöne Arbeit
Rp. Eine Pinte Spicköl, gib es in eine starke Flasche
von Doppelglas, füge vom ausgesucht schönen und klarsten
Mastix und Sandarac je zwei Unzen bei. Befestige die
Flasche derart, dass sie den Kessel nicht berührt, auf
dessen Grund sich Heu befindet. Fülle Wasser darein und
lasse einen ganzen Tag langsam sieden. Sind deine Dro-
guen gelöst, dann seihe das Oel durch ein Leinentuch.
Nimm eine Pinte reines und helles Leinöl, zwei neue
irdene Geschirre, Gold^Iätte 2 ünz., stelle eines der Ge-
schirre mit dem Oel ans Feuer, und wenn das Oel heiss zu
werden beginnt, gib etwa in Grösse von drei (zwei) Nüssen
Gummi arabicum hinzu, und dann nach Massgabe der Er-
wärmung ein Dutzend Mastixkörner. Wenn es siedet,
schneide eine Zwiebel voil der Grösse eines Taubeneies in
vier Teile [hinein], und wenn du siehst, dass das Oel zu
sieden beginnt und grosse Blasen wirft, nimm das zweite
erwähnte Geschirr, giesse [das Oel] von einem Geschirr in
das andere, stelle es wieder ans Feuer, bis es wieder zu
schäumen beginnt, und setze dies fort bis das Oel nicht mehr
schäumt; wirf dann ^s Unze Kampfer hinein und rühre
langsam um, bis er von selbst zergangen ist. Lasse aus-
kühlen und seihe durch ein Leinentuch, [stelle es] in einer
Qlasflasche an die Sonne zum Klären.
Schönes Grün. Rp. Venezian. Terpentin 2 Uüz.,
Terpentinöl 1 V« Unz., mische es und füge 2 Unz. Grünspan
in Stücken hinzu. Setze auf heisse Asche und lasse lang-
sam sieden. Versuche auf einem Glase ob die Farbe dir
gefallt. Seihe durch ein Leinentuch.
(Ms. p. 31 Um durchscheinend Grün zu machen, das auf
verso) einen Grund von Gold oder Silber aufgetragen
wird.
Rp. In ein kleines Geschirr [gib] Venetian. Terpentin
2 Unz., Terpentinöl 1'/« Unz., Grünspan roh auf dem Marmor
gerieben 2 Unz. Setze es mit dem Terpentin und dem
Oel auf heisse Asche, rühre ab und zu um, bei sehr kleinem
Feuer. Nimm ein Stückchen Glas, gib einen Tropfen darauf
und versuche, ob die Farbe dir taugt. Dann gib noch ein
nussgrosses Stück Terra merita (Curcuma, Gelbwurz) dazu,
lasse es leicht sieden, bis du siehst, dass dein Grün schön
geworden ist. Seihe es langsam durch ein Linnen. Um
es auf Holz zu verwenden, soll das Holz vergoldet sein.
(«1)
Bouffault, Tortreff-
lioher Artxditer, gab
mir diese seine Ge-
heimnisse auf dem
Totenbette.
Trookenflrnis sum
firnissen von Holi.
Mit diesem Firnis
werden alle Farben
lum Blumen-Malen
gemisclit: Diese seien
sohon TonUti^ ge-
rieben, um sie bei
Bedarf aufsultfsen.
Zum Vergolden auf
HoLb. Glas, Stein und
allem übrigen.
Zum Vergolden auf
Hole. Rp. Venetian.
Umbra, gell>er Ooker
und ein wenig Blei-
mennig ; reibe sie auf
dem Steine mit die-
sem Oel und trage
es auf.
Auf Glas und Stein-
gut (Fayence) nimm
das Oel aUein; nach-
her wird das Gold
aufjgelegt und bei
gans sohwaohem
Feuer wieder ge-
brannt, aus Fuicnt.
dass die Gefiisse
sprinffen.
Dlansgold macht
man mtt BoL armen.
undglKttot mit einem
Bber- oder Hunds-
sahn.
Nach einem Auto-
graph Bouflkult*8.
Für durchscheinendes Rot.
[Nimm] das schönste Venetianer Rot V* Unze, Trocken-
firnis 2 Unz., reibe diese zusammen auf dem Stein, seihe
durch ein Linnen und gib es in ein Olas zum Gebrauch.
NB. Alle Farben reibe mit dem genannten Firnis,
ausgenommen das transparente Grün.
Zum Wiedereinbrennen der Gefässe muss man einen
kleinen besonderen Ofen haben und achten, dass keine
kalte Luft hinzutritt, sonst würde alles brechen.
(6«»)
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-^ 158 -
(M8.p.32)
(Ms. p. 32
verso)
Taille doulce sur verre, ires beau Labeur.
Aussi tost qufvne planohe est imprim^e & enoore
fraisohe, couch^s la sur vn verre bien net ft bien äqual,
& ayant mis vn double papier mollet, & puis vn autre
bien fort & bien lis par dessus frott^s auec la main,.pour
faire prendre vostre figure, qui s'imprimera tresexactement.
Mais il fault que vostre verre ait est6 preraieremeut frott^
d'vn Vernix transparent & fort siccatif. Voy^s le vernix
desorit page deuxiesrae preoedente.
Item celuy qui se faict auec la Therebentine, & Phuie
de Therebentine. Item Phuile siraplement bouillie auec
Lytharge, laquelle n'a point de corps, & qui se seiche au
soleil dans vn demy jour. Que vostre vernix soit bien sec
premierement, & vostre impression faitte laisst^s la bien
seioher, guardant que la poussiere ne la gaste.
Vernix verd comme Eameraude.
Rp. Verd de gris bien nettoyö du cuire & broyd exaote-
ment, ^, Scudegruu, ou Sohiigeel 3vj, broy^s enserable
auec huyle de Lin. Estänt bien broy^ adjoust^s y du Ver-
nix de Therebentine, & huyle de Therebentine qui aura
estö legerement chauff^: remu^s le tout ensemble auec vue
spatule. II sera faict. Appliqu^s le froid sur papier, bois,
ou ce que vous voudrös. Si vous le vouWs rendre dVn
vert plus gay, adjoust^s y vu peu de Blanc de plomb ou
de Ceruse qu'on appele Blanc espagne que vous broyer^s
auec les deux aultres coüleurs auec Phuyle. Ce mesme
Vernix se peult faire auec toutes coüleurs.
Four Doubleis.
. Rubis. Rp. Lacque de Venise de la plus fine & belle
qui se puisse trouuer, puis la broy^s auec huyle de Tour^
mentine dedans vu mortier de chalcedoine afin qu'elle ne
prenne aucune liqueur, & la broyös fort long temps au
moins par l'espace de cinq ou six heures durant & pren-
dres garde qu'il n'y entre aucune salet^. Et quand vous
cognoiströs qu'elle sera bien broy^e il faudra ramasser
dans vn cul de verre bien net & y adjoüster de la Tere-
bentine suiuant la quantit^ que vous en voudr^s faire, puis
chauffer pour le cuire, & rendurcir selon la duret^ neces-
saire. Vous y pourrdes adjoüster en le cuisant quelque
peu d'huyle d'aspic. Et si la Lacque ne se trouoit bonne
en ayant fait essay il vous faudra refaire vne autre fois,
broyer la Lacque comme dessus & la mesler auec ladicte
Terebeutine & faire passer le tout au trauera d'vn tafetas
par le moyen du feu & reoeuoir la couleur qui passera au
trauers dans vn cul de verre pour Vy cuire & endurcir, &
prendre garde de ne le point brusler en le passant ou en
cuisant auec peu de feu.
Lesmeraude. II faut prendre de beau verd de gris
suyuant la quantit^ que vous en voul^s faire & le broyer
sur du papier ou dans vn mortier, puis prendre de
belle Terebentine de Venise & pesle mesler tout ensemble
dans vn cul de verre & vuider lo tout dans vn linge bien
liö & faire passer tout ce qui en pourra sortir au trauers,
Mr. Vostormann
le peintre.
(«4)
ICr. de U Garde.
Vldj.
Portmaxm.
Les peigneura L e.
ceulx Qui peigneDt
ou peiotres de meu-
bles ft de lamMs
bro]rentle ^ aueo
huyle de lin puis y
adjoustant le vernix
oommun ohaud, re-
muent bien, & lais-
sent affaisser lee im-
puritÖB, & ne 86
seruent Que du olair,
qu^ilü appliquent
chaud.
(«5)
P Du JeiL
1622.
NB.
Par Bxoellence
Vidi.
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~ 169 —
(M8.P.32)
(Ms. p. 32
verso)
Kupferstiche auf Glas [zu tibertragen].
Sehr schöne Arbeit.-
Sobald die Platte abgedruckt und [der Druck]
noch frisch ist, lege ihn auf eine ganz reine und ebene
Glasplatte und lege ein doppelt gelegtem angefeuchtetes
und ein weiteres sehr festes und glattes Papier darüber;
reibe mit der Hand darüber, damit die Zeichnung sich aufs
genauest« abdrucke. Aber das Qlas muss zuerst mit einem
durchsichtigen, gut trocknenden Firnis überzogen sein.
Sieh' den Firnis, der auf der zweiten yorhergehenden Seite
beschrieben ist.
Desgleichen lässt es sich mit Terpentin und Terpentinöl
ausführen. Ebenso mit dem einfachen mit Qlätte gekochten
Oel, das keinen Körper hat und in einem halben Tag an der
Sonne trocknet. Dass [nur] dein Firnis vorher gut trocken
sei ; und wenn* der Umdruck geschehen, lasse gut trocknen
und bewahre ihn, dass der Staub nicht schadet.
Grüner B^irnis, wie Smaragd.
Rp. Grünspan, Tun Kupfer gut gereinigt und feinst
gerieben 1 Unz., Schüttgrün oder Schüttgelb 6 Drachmen,
reibe diese zusammen mit Leinöl. Ist es gut gerieben,
füge Terpentinfimis und Terpentinöl, das leicht erwärmt
sei, zu und rühre aUes mit der Spatel um. Es ist fertig.
Verwende es kalt auf Papier, Holz oder auf was du willst.
Willst du ein noch lebhafteres Grün daraus machen, füge
ein wenig Bleiweiss oder Oerusa, welches Spanisch Weiss
heisst, bei, das reibe liBbst den anderen beiden Farben
mit Oel. Der gleiche Firnis* kann zu allen Farben ge*
braucht werden.
Für DoubUtten.
Rubinrot. Rp. Venezianer Lack, den feinsten und
schönsten, der zu haben ist, reibe ihn mit Terpentinöl in
einem Galcedonmörser, bis er keine Flüssigkeit mehr auf-
nimmt, und reibe ihn sehr lange, mindestens während
5 oder 6 Stunden; gib acht, dass kein Schmutz hinein-
kommt. Wenn du ihn genügend gerieben erachtest, sammle
ihn in einem reinen Glasbehälter und füge je nach der
Menge des Bedarfes Terpentin hinzu^ dann erwärme es bis
zum Sieden, um die nötige Dicke wieder zu erlangen.
Während des Kochens kannst du auch etwas Spicköl bei-
fügen, und wenn der Lack bei der Probe nicht gut be-
funden würde, musst du ihn nochmals machen, den Lack
wie oben reiben, ihn mit dem genannten Terpentin mischen
und das ganze im warmen Zustande durch ein Seidenzeug
seihen, die Farbe, die durchfliesst, in einem Glasbehält^r
aufTangen, um sie darin zu sieden und einzudicken. Gib
aber acht, dass beim Seihen und Kochen nichts Feuer fängt..
(6»)
Mr. VoBtennann,
Haler.
(«4)
Mr. do U Garde.
Vidi
Portmann.
Die Anstreicher, d. b.
jene, welche Möbel
und Getäfel bemalen,
reiben den Grünspan
mitLeintfl und fUgen
dann gemeinenFirnis
heiss Dei, rühren gut
tun und lassen die
Unreinheiten sich bu
Boden setsen ; sie ge-
brauchen nur das
klare und verwenden
es waroL
(65)
P. du Jeli
1028.
. NB.*
Par excellence.
Vidi.
Smaragdgrün. Je nach der Menge des Bedarfes nimm
schönen QrUnspan, reibe ihn auf Papier oder im Mörser,
dann nimm schönen Venetian. Terpentin und mische alles
in einem Glasgeschirr zusammen, leere durch ein enges
Leinenfilter alles was durchfliesst ab, dann füge ein klein
wenig Terra merita bei, die du hinein schabest und lasse
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- 160 —
puis y adjouster vn bien peu de Terra inerita laquelle
Yous racler^s dodans & fer^s repasser le tout dans vn
taffetas & s'il n'est assös dur il le fault cuire dans du
verre pour Paduroir.
(M8.p.33) Hyacinthe. II faut prendre du Terre merita & en
racler Pescorce du dessus & mettre dans vn verre & la
destremper auec de Phuyle d'aspic, il est sec dans vn
demi quart d'heure, puis y mettre de la Terebentine de
Venise & prendre du Saffran lequel vous destremperös
auec de Thuyle d'aspio pour en tirer la couleur & mesler
le tout enserable, puis le faire passer au trauers d'vn linge
& le faire repasser au trauers dVn taffetas & le bien cuire
k la longue & en le ouisant y mesler vn petit d'huyle
d'aspic.
Saphir. Touts doublets de saphir sont de trois pieces,
mettant au milieu des deux pieces de Chrystal vne piece
de verre bleu. Les fault Her auec vne lärme de Mastich
bien claire.
Bon MasUc qu'endure Veau chaude <& sert pour sayter
la beaoigne.
Espece de Vernix.
Prends vne once ou enuiron d'huile d'aspio distill^
par vn allenibic & bien desgraiss^ de sorte qu'il n'y reste
que lesprit de ladicte huile, puis prenes de la bönne San-
darach enuiron la moiti^ du poids de Phuile ost^s Tescorce
& broy^s menu oomme farine & le mett^s dans la fiolle.
Puis prenes enuiron le poids dVn gros de mastic, & le
broy^s comme dessus puis le mett^s dans ladicte fiolle.
Puis mettds la fiolle au soleil en lieu fort chaud & la
laiss^s la quelque jour ou si cest en yuer faudra la faire
chauffer bien lentement aupres du feu.
Puis apres prendrös du noir de lampe qui se fera
d'huile de lin mettant vne planche au dessus de la lampe
puis broyer de oe noir auec Phuile de mastio susdicte &
ainsi des autres couleurs.
Pour faire du blano il faudra de la oeruse, pour du
rouge de la plus belle lacque.
(Ms. p. 33 Pour du vert il fault choisir dans vn morceau de
verso) verdegris des endroicts qui sont les plus beaux.
Et au cas que lediot mastic se trouue n'auoir pas
ass^s de poliment il fauldra mettre dedans ladicte huile
du Sandarac & du mastic dauantage.
Pour grauer planchea auec Eau forte.
Premierement ayös vne planche de cuiure bien polie
en perfection, faitids la vn peu chauffer puis passös y tandis
quelle est chaude auec le doigt du vernis de fourbisseur,
jusque ä ce quil soit couuert par tout, mais fort legere-
ment. Gela estant faict flamb^s vostre planche esgalement
k la fumöe d'vne chandelle tant que le vernix vienne noir,
puis mett^s la sur vn rechaud la tournant jusque ä ce que
le Vernix ne fume presque plus. Puis la laiss^s refroidir
auant que pourtraire dessus, ce que vous /er^ en la faQon
suyante.
Ay^s vne feuille de papier assös grande pour couurir
& enuelopper vostre planche de sorte quelle se tienne
ferme contre icelle; rougiss^s auec du erayon rouge le
(«6)
Aueo 00 miBÜch
quand rne besoigne
esmaiU^ a perdu
8on eamail, on la
peult raooustrer,
ohouohant lediot
znasüch aux endroiti
fautifis & polissant
(67)
Methode de Oaloi
Exp^riment^e par
Oollad.
J*en ay reu vne
planohe fort bien
grau^
Geste methode a oste
donnöe k Jehan Pe-
titet, fil8 du soulpteur
de ueneue, ä Paris
par Vignon exoellent
graueur Qui a long
temps seruy Oalot.
Pour oouurir le
menu ou doulce
haoheure, U
fault frotter de suii
& de Therebentioe.
Le Vomix de JCalot
yient de Floreooe,
ou il se nomme Ver-
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— 161 —
dftnn alles duroh Seide filtern , und wenn es nioht diok
genug, muss es duroh Kochen verdiokt werden.
(M8.p.33) Hyaointhfarbe. Mali nehme Curcumawurzel, sohabe
die Rinde ab und gebe dies in ein Qlas, mische es mit
Spioköl, es trocknet in einer halben Viertelstunde, dann
fUge man venetian. Terpentin bei und nehme Safran, der
in Spioköl angemengt sei, um die Farbe herauszuziehen
und mische alles zusammen, lasse es durch Leinen, dann
durch ein Seidenzeug durchseihen und längere Zeit sieden,
während dessen man ein wenig Spicköl zumische.
Saphirblau« Alle Saphirdqubletten bestehen aus drei
Stücken, indem man in die Mitte der zwei Krystallstücke
ein Stück blaues Qlas einfügt. Man muss sie mit einem
Tropfen sehr heUen Mastix miteinander rerbinden.
Guter Mastix, der heisses Wasser erträgt und
zum , Abputzen^ von Qoldschmiedarbeit dienlich ist.
Eine Art Firnis*
Nimm ungefähr eine Unze durch Destillation gut ent-
fettetes Spicköl, so dasB nur der Geist des Oeles bleibt.
Dann nimm vom besten Saildarach ^ngefähr die halbe
Gewichtsmenge des Oeles, entferne das Aeussere und reibe
es so dünn wie Mehl und gib es in eine Flasche. Dann
nimm etwa im Gewicht von ein Groa Mastix und reibe
ihn wie oben und gib ihn in die genannte Flasche. Stelle
dann die Flasche an die Sonne oder einen heissen Ort und
lasse sie da einige Tage; im Winter muss sie bei sehr
gelindem Feuer erwärmt werden.
Hernach nimm Lampensohwarz, das aus Leinöl durch
Ueberhalten einer Platte über der Flamme bereitet wird,
reibe dieses Schwarz mit dem obgenannten Mastixöl und
ebenso die anderen Farben.
(Mb. p. 33 Um Weiss zu machen, ist Blei weiss nötig, für Rot
verso) ^Q,, schönste Lack.
Für Grün soll man aus einem Stück Grünspan das
schönste her aus wählen.
Und im Falle der genannte Mastix nicht genügend
glänzend befunden würde, dann muss vom obigen Sandarac-
Oel und Tom Mastix mehr hinzugegeben werden.
Um Platten mit Scheidewasser zu ätzen.
Zuerst habe eine Kupferplatte vollkommen eben poliert,
mache sie etwas warm und ziehe, so sie noch warm ist.
mit dem Finger einen Schwertfegerfimis darüber, bis sie
ganz aber sehr leicht damit bedeckt ist. Ist das geschehen,
so berusse die Platte an der Flamme einer Kerze, so dass
der Firnis schwarz wird, lege sie dann umgekehrt auf einen
Rechaud, bis der Firnis nicht mehr rauchend ist. Lasse
sie dann auskühlen, bevor darauf gezeichnet wird, was in
der ^folgenden Manier geschieht.
Habe elh genügend grosses Blatt Papier zur Hand,
um die Platte zu bedecken und derart darin einzuschlagen,
dass es sich an die Platt>e fest anlegt^ reibe die dem Firnis
Wenn eine Emaille*
«rbeit sein Bmail
▼erloren hat, kann
man sie mit diesem
Mastix ausbessern«
indem man ihn auf
die fehlerhaften Stel-
len streicht und
poliert
Methode Ton Galot.
Ausprobiert von
Gollad.
Von ihm sah ich' eine
sehr gut gravierte
Platte.
Diese Methode wurde
kund dem Jchan Pe-
titot dem Sohne des
Bildhauers au Genf,
duroh Vignon, einem
IrelfUohen Kupfer-
stecher SU Paris,
welcher lange Z^it
bei Galot diente.
Um die feinen oder
weichen Halbschat-
ten SU decken, muss
man Talg mit Ter-
I>entin reiben.
Oalots Firnis kommt
aus Florens, wu er
11
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^ 162
öost^ du papier qui est oontre le vernix ft deuant que
l'appliquer passös par dessus le rouge vne patte de lieure
pour oster oe qui est de superflux & empesoher qu'il ne
teigkie generalement toute 1a planohe.
Gela faict du oostä qui n'est pas rougj trao^s aueo
yn6 pointe vn peu mousse d'esguille ce que vous touI^s
grauer» qui se trouuera trac^ en mesme temps ftwv le
Vernix par le moyen du rouge qui est au papier; ayant
tout trao^ ostes vostre papier & repass^s aueo la point'O
de lesguille sur touts les traicts raarqu^s oorrigeant sMl y
en a quelqu'un de mal trao^ ou d'imparfaict ; ayant ainsi
touts desoouuerts vos truiots, aueo vneesguille plus pointue
(M8.p.34) 4 forte, graues les dans vostre planohe, o'est a dire k
trauers tout le vernix & que los traiots paroissent bien
vous y passeres en vn mot jusques ä oe que vous voyös
qu4l soit bien. Cela est^t faict versus deux heures durant
de Peau suyuante par dessus vostre planohe, laquelle eau
s'esooulera dans vne esouelle de terre mise dessoubs; reuer-
8^8 tousiours la repuisant de l'esouelle aueo vn petit pot
de verre.
hiöe tfroüa de
Lignaiuolo.
Rp. Polx greoQue
PolxnisineaD tfym.
OL de noiz ou de Un
Sü ottlses le tout
demle henie a pettt
feiL
Oompoeition de Vma.
Rp. Vert de gris
^▼j,- Sei armoniao
ZTJ, Sei oommun
^Uij, eur Uj plntes
(de Paris) de vin-
algre. Fault bfen
broyer lesdict dro*
guee, & lee bire
boiullir tu petit
bouillon.
La Proportion susp
diot du yemix est
bonne pour lee me-
nulsiera maie pour
grauer il eet trop
UQuide faittes le
ainsi. Bor[-...l
trouu« qvL*ü sucoede
bien.
Rp. Poix resine &
polx noire des oor-
doniersauSiiihufle
de Un Sbs. Ne fait-
tes Que fondres en-
semble sans bouUlir.
Eau pour grauer. (68)
Pren^s vn quarteron de hon vinaigre mett^s le dans
vne teiTine ou autre vaisseau adjoustes y Jiij vel 4 de
sei armoniao broy^, Jij vert de gris broy^, ^ sei marin
(vous pouu^s ny en mettre point) faites bouillir tout oela
vne onde, puis le tires & le gardes dans vne fiolle ad usum
dioturo.
Quand vous verres au bout des 2 heures que vostre
planohe est bien graude prends vn oharbon bien dou^ qui
n'ait point .d'esooroe & qui ne face point d'esgratignure ä
vostre planohe mouilWs fort vostre planohe aueo de IMau
de peur que la limaille du oharbon ne gaste rien, ft frotti^s
aueo lediot oharbon juisque a oe que toute la couohe soit
ost^e de dessus la planohe puis la torches en vn linge &
eile est presto d'imprim[er].
Encre pour Imprimer. (69)
Rp. Ol. DUO. q. V. buUiat. in vase fiotil. operto usque
ad mellagine vel vernio. oonsist., puis faites ouire du noir
k noiroir da[ns] vne bo^tte de fer bien formte jusque a oe
quelle soit toute ro[uge] puis broyös lediot noii' aueo vostre
huyle de noix & faites fort espaix en sorte qu'il se puisse
presque couper aueo vn oousteau.
Ay^s vn mortier de pierre ou vous mettr^s du feu &
deux lam[es] de fer bien vnies dessus, qui soustiennent
vostre planohe puis pren^s de Penore aueo vostre balle
faite expres aueo de linges fort dure, appliques vostre
enore sur la planohe puis batt^s & lestend^s aueo ladicte
balle, puis pren^s vn linge sur vostre bras, & ayant ost^
vostre planohe de dessus le feu nettoyes par tout t-ant
qu'il n'y ait rien que les traiots ou il y a de Penore, oela
faict, ohauff^s la vn peu, puis Pimprim^s. *
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— 163 —
(M8.p.34)
zugekehrte Seite mit roter Kreide ein und bevor du es
darüber legst, streife d|is überflüssige Bot mit der Hasen-
pfote ab, um zu verhüten, dass die ganze Platte überall
gefärbt werde.
Ist dies geschehen, d^nn ziehe mit der Spitze einer
etwas stumpfen Nadel auf der nicht roten Seite [des Pa-
pieres], was du gravieren willst, und gleichzeitig findest du
es auf dem Firnis infolge des auf dem Papier angebralchten
Rot abgezeichnet.
Ist alles durchgepaust, entferne das Papier und über-
gehe mit der Nadelspitze alle Striche und verbessere, wenn
irgend einer schlecht oder unvollkommen gezogen war.
Sind auf diese Weise alle Züge übergangen, dann graviere
mit einer noch spitzeren und starken Nadel alles auf die
Platte, d. h. durch die Firnislage hindurch, so dass «die
Striche deutlich sichtbar sind, bis du mit einem Worte alles
fertig siehst, Ist das geschehen, dann schütte das nach-
stehende Wasser während zweier Stunden über deine Platte ;
das Wasser läuft in eine unterhalb- stehende irdene Schüssel
und giesse es immer wieder darüber, indem du es mittels
eines gläsernen Bechers aus der Schüssel ausschöpfest.
grober Schrei nerflr-
nie heisst.
Rp. Grieob. Pech.
Pechbars auf 2ytPfdM
NussUl oder Leinöl
a Pfd., koche alles
i/i Stunde auf kleinen
Feuer.
ZusammensetcuDg
des EtsWassers.
Rp. QrUnspanAUuB.,
Salmiak 6 Vue., go-
wUbnlichos Sali
4 UnE. eu 8 Finten
(Pariser Mass) Essig ;
die genannten Dro-
guen sind gut zu ver*
reiben und einen
Wall aufsusiüden. •
Das VerbHltnis des
obigen Firnisses ist
gut fUr Schreiner-
arbeit, aber zum Gra-
vieren ist er B*i flüs-
sig. Mache ihn so :
Bor- [hier fehlt ein
StUok] flndet ihn
sehr tauglich.
Rp. Pechbarz und
schwarzes Schunter-
peoh2Pfd.auf'/tPfd.
Ijeinöl. Schmelze es
Busaroraen. ohne zu
sieden.
Aetzwasser.
Nimm, ein Quarteron [= 2 Pintes] guten Elssig, gib
ihn in ein irdenes oder anderes Qefäss, füge 3 oder 4 Unzen
gestossenen Salmiak hinzu, 2 Unz. gestossenen Grünspan,
1 Unz. Meersalz (du kannst auch keines nehmen), lasse
alles sieden bis zum Aufwallen, dann zieh' es vom Feuer
und bewahre es in einer Flasche zum obigen Gebrauchs
Wenn du nach 2 Stunden siehst, dass deine Platte
gut geätzt ist, nimm sehr weiche [Holz]-Kohle, welche keine
Rinde habe und auf der Platte keine Kratzer verursacht»
befeuchte deine Platte gut mit Wasser, damit die Kohlen-
teilchen nichts verderben, und reibe mit der genannten
Kohle bis der ganze Ueberzug von der Platte entfernt ist,
wische sie mit Leinwand ab und sie ist zum Druck bereit.
(68)
Druckerfarbe.
Rp. Nussöl, soviel zu willst, siede es in einem offenen
irdenen Gefäss bis zur Honig- oder Firnis-Konsisteiiz ein,
dann brenne Schwarz, das zum Schwärzen dient, in einem
eisernen gut geschlossenen Behältnis bis zur Rotglut, dann
reibe dieses Schwarz mit deinem Nussöl und mache es sehr
dick, so dass es sich fast mit dem Messer schneiden lässt.
Binen Steinmörser fülle mit glühenden Kohlen und
lege zwei gut miteinander befestigte Bisenstäbe darüber,
welche deine Platte tragen sollen. Nimm dann die Drucker-
farbe mit dem eigens zu diesem Zwecke aus fester Lein-
wand gefertigten Ballen, trage die Farbe auf die Platte
und breite sie mit dem genannten Ballen aufschlagend aus.
Ninmi dann Linnen über deine Hand und putise, nachdem*
die Platte vom Feuer abgehoben ist, alles ab, so dass nichts
als die Striche, worin die Farbe sich befindet, sichtbar
bleiben. Ist das geschehen, dann wärme die Platte ein
wenig und dann drucke sie ab.
(69)
lU
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- 104 —
(M».p.36) Paur faire le vemix paur grauer a eau forte,
(J'ay veu faire tout oet artifioe ä Londres en Juing 1632.)
Faut prendre deux onces Asphaltum & le oonoasser
entre deux papiers & prendrez vn vaisseau bien net & le
mettrez deasus le feu aueo lediot Asphaltum & prendree
garde questant sur le feu qu'il ne se brusle ne se fondasse;
puls prendrez yne onoe oire vierge laquelle ferez fondre
aueo le reste jusques a oe quelle soit inoorpor^e aueo
]' Asphaltum; puls prendrez yne onoe mastio en lärme lequel
ferez fondre ensemble & le tout ostant bien fondu ensemble
le passerez au trauers d'vn linge fin, puis prendres yostre
planohe laquelle sera bien adouoie & sans auoun traiot &
la chaufferez dessus yn petit 'feu & prendrez yostre yernix
& en oouoherez dessus la planohe & faire prendre garde
de ne point trop ohauffer la planohe oraignant qu'il ne se
fasoe des oeuillets dans le yernis puis prendre yne plume
& la passer tout douoement par dessus le yernis afia que
la oouohe soit bien unie & foibio dessus la planohe; puis
prendrez yne ohandelle de poirafine & estant allum^e prendrez
yostre planohe dessus la flamme afin que le noir se prenne
dessus le yernix & estant lediot yernis rendu noir prendrez
yostre papier la ou sora portraiot ce que youlez grayer &
au demiere le blanohirez aueo de la oraye purs Tappliquerez
dessus la planohe & pinoerez aueo yne pointe les traiots qui
sont pourtraiot dessus le papier puis descouraht la planohe
trainerez dessus le yernis qui fera noir les traiots qu'auez
faiot tous blanos, puis repassez les traiots dessus le yernis
pour desoouurir le ouiure pour donner lieu a l'eau que
mettrez dessus & ayant laiss^ l'eau dessus l'espaoe d'yne
heure, pourrez yoir si l'eau aura fait oe que desirez; puis
layerez la planohe dans de l'eau douoe pour oster l'eau
fort & ohauffant la planohe pourrez oster le yernis aueo
yn linge.
(70)
JaoQuee Hi
NepuendeP.duJi
Oe Vernix ne le
doibt DM seioher an
feu, On ne soanroii
designer dewua
Pour l'eau forte (^ue mettrez dessus pour manger sera
moitid bonne eau forte Jb moitie eau douöe autant pesant
de l'yne que de Pautre.
Les platineä se forment premierement sur le gros,
puis apres s'adouloissent aueo yne pierre d'horlogeur dont
ils adoulcissent leurs platines.
La pierre ponoe est plus rüde que la pierre d'hor-
logeur.
La Proportion est meilleure de ^ d'eau forte tres-
bonne, & ^g d'eau oommune; yault mieux manger douloe-
ment & plus long temps que trop yiolemment.
Le Vemix se oouohera fort bien sur la planohe ohaude
si yoüs en mettes yne pieoe dans du taffetas saroenet, &
l'enduisez sur le ouiure. H passe le taffetas.
Leon.
Alia[.] aueo le oheurotin du oostö du ouir oomme De
(Ms. p. 85
yerso un-
beschrie-
ben)
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— lös
(Iil8.p.36) Firnis für Kupferätzung zu bereiten. (70)
(loh sah dies ganze Eunststüok zu London im Juni 1632.) Neffe de« p. du jeii.
Man nehme zwei Unz. Asphalt und zerstosse ihn- ^^^^ beim ^PeJler
zwischen zwei Papierstüoken, und ein ganz reines Qesohirr trooknen. Mhü
steUe mitsamt dem Asphalt aufs Feuer und gib aoht, dass. ^^""wiohoen*'*'*"'
er weder duroh das Feuer anbrenne 900h schmelze ; dann
nimm eine Unze reines (Jungfern-) Wachs, lasse es mit
dem anderen schmelzen, bis es sich mit dem Asphalt ver-
bunden hat, dann nimm eine Unze Mastix in Körnern,
schmelze alles miteinander, und wenn alles gut geschmolzen
ist,- lasse es durch ein feines Leinen passieren, dann nimm
deine gut ohne jeden Fehl geglättete Platte, erwärme sie
Üb3r gelindem Feuer und bedecke sie mit dem Firnis;
achte darauf, die Platte nicht zu sehr %u erhitzen, aus
Furcht, dass sich Blasen im Firnis bilden. Dann nimm
eine (Geflügel-)Feder und fahre sachte damit über den
Firnis, damit die Schicht^e dünn und gleichmässig auf der
Platte ausgebreitet sei. Hernach nimm eine ParafiSnkerze
und halte sie angezündet unter deine Platte, so dass der
Firnis die Schwärze annehme, und wenn der Firnis schwarz
geworden ist, nimm dein Papier, wocauf die Zeichnung,
die du gravieren willst, sich befindet und reibe sie von
rückwärts mit Kreide weiss an, befestige sie auf der Platte
und ziehe mit einem Stift die Striche nach, die auf dem
Papier aufgezeichnet sifid und beim Aufdecken der Platte
ziehe [das Papier] vom Firnis, der die weissen Striche ge-
schwärzt haben wird. Uebergehe dann alle Striche auf
dem Firnis, um da^ Kupfer aufzudecken, damit das Aetz-
wasser eindringen kann, das darüber gegeben wird, und
wenn das Wasser eine Stunde darüber gestanden hat,
kannst du sehen, ob das Wasser deinen Wunsche ent-
sprechend gewirkt hat; hierauf wasche die Platte in
weichem Wasser, um das Scheidewasser zu entfernen, und
erhitze die Platte, um den Firnis mit einem Linnen zu
beseitigen.
In betreff des Aetzwassers, das zum Einfressen über-
geschüttet wird, [nehme man] zur Hälfte gutes Scheide-
wasser und zur anderen im gleichen Gewicht weiches
Wasser.
Die Platten werden zuerst auf dem Sandstein ge-
schliffen, dann fein gemacht mit einem Schleifstein, wie
ihn die Uhrmacher zum Schleifen ihrer Plättchen benützen.
Der Bimsstein ist viel rauher als der Uhrmacher-
Schleifstein.
Noch besser ist das Verhältnis von 1 Unz. besten
Scheidewassers und 2 Unz. gewöhnliches Wasser. Lang-
sames Aetzen und dafür längere Zeit hindurch t^ugt besser
als zu heftiges.
Der Firnis lässt sich auf die erwärmte Platte sehr gut
auftragen, wenn du ihn in ein Stückchen türkischen Taffet
gibst und ihn über das Kupfer streichst. Er dringt durch
den Taffet.
Auf andere Art, mit Ziegenleder u. z. auf der Aas*
Seite des Leders wie es De Leon [gemacht].
(M8. p. 35
verso un-
beschrie-
ben)
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— 166 —
(MB.p.36) Observation sur le Vernix c§ VEncre de Calot paur (W)
la graueure.
Faiotes fondre ä part la oolophone ou plustost la poix Vernix,
noire meslees enserable dans yn pot ou poislon & estant
bien fondus adjoust^s y l'huile de Lin & faiotes bouQlir
vn demi quart d'beure.
Pour l'eau puluerisös subtillement le verdet, & le sei
armoniao ohasquun k part, comme aussi le sei marin,
mett^s töut dans vn vaisseau de verre & luy faiotes prendre
vn bouillon seulement. Geste Eau tant plus eile est vielle
tant plus fort'O eile deuient & no ntange paa si netteinent.
Voytfs si eh y adioustant vn peu de Vinaigre eile ne
redeuiendra point en son premier estat.
Pour sen seruir mett^s voste planche sur vn poulpitre
huil^ auec huile de litarge & bien seicht qui panche sur
vne oouohe de verre & avec vne Coquille ou oeuillere de
verre aussi qui soit grande, versus a froid deux heures
durant preiniereraent esgalement sur tout« vostre planohe,
& puls quand les esloignements sont asses graues enuiron
d'vne demie heure ou d'vne heure, sondant aueo lesguille
si la graveure est asses profonde.
Seiohös oes endroiots la aueo vn linge & passes par tSI^J^ u
dessus du suif & de la therebentine fondus ensemble l'en-
duisant aueo vn pinoeau, & oontinu^s a verser, jusques a
tant que vostre grauere soit assez profonde.
(Ms. p. 36 Not^s que n'ayant point de poulpitre sie vous tenös
verso) Ig planohe auee les mains, PBau ne vous gaste point les
mains.
Not^s que si vous mett^s vostre Eau a plat sur
vostre planche, eile enleve & empörte tout le vernix &
le gaste.
A quelque graueure que oe soit il vault mieux lauer
tousiours la planohe pour empörter la orasse ou mangeure
du ouiure que l'Eau faict, autrement le traiot ne sera
iamais net.
Pour Penore. Brusl^s dedans vne boite de fer ou de
terre, qui tienne le feu & qui soit bien lutt^e n'ayant nul
air, du noir de fum^e tant que vous voudr^s, faiotes rougir
le vaisseau tout a faiot, & le laissös refroidir de soy
mesme.
Bruslös aussi de l'huile de noix (essay^s oelle de Lin)
dans vn pot de fer la faisant bouillir tant qu'elle s'exale
& faoe fumöe, alors aueo vne allumette mettes y le feu
en le remuant brusl^s jusques a taut que l'huile deuienne
foi-t espaisse de sorte que vous aur^s beauooup de peino ' '
a broyer.
Faiotes a part vne deooction de galles auec laquelle
bien ooul^e broy^s vostre noir parfaiotement comme pour
enluminer, autrement il rayera toutes vos planches, laias^s
le bien seioher & estant seo mettes y de vostre huile
(M8.p.37) susdicte autant qu'i! fault pour inoorporer fort espais, de
teile consistenoe pourtant que voüs le puissi^s nettoyer &
enleuer aueo la main.
Pour imprimer. Ghauff^s la planohe & aueo vn petit
baston mettes par oy par la de vostre enore, puis aueo
vne baste d'jmprimeuTy non commune de ouir mais de
Linge rovli bien dur oousu & tranohä net (le fault coudre
a chasque reuolution), estend^s vostre encre, puis la planche ''
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— 167 —
(M8.p.36) Bemerkung über den Firnis und Galot's
Eupferdruok-Farbe.
Zerstosse Kolophonium oder vielmehr das Sohwarz-
Peoh gesondert, misohe es in einem Oesohirr oder kleinen
Pfanne, und wenn diese gut gesohmolzen sind, füge Leinöl
hinzu und lasse eine halbe Viertelstunde sieden.
Für das Aetzwasser pulverisiere den Grünspan und
Salarooniak aufs feinste jedes für sich, ebenso auch das
Meersalz, gib alles in ein glasiertes Geschirr und lasse es
nur einmal aufkochen. Dieses Wasser wird um so stärker,
je älter es ist, aber es ät'Zt nicht so deutlich [d. h nicht
so scharf]. Versuche, ob es durch Zugabe von Essig in
seinen erst^en Zustand gebracht werden kann.
Zum Gebrauch setze deine Platte auf ein mit Trockenöl
eingeöltes und gut getrocknetes Gestell, das über ein Glas-
Becken geneigt ist, und mit einer grösseren Glas-Schale
oder Schöpflöffel schütte das Wasser kalt während zweier
Stunden, anfangs gleichmässig über die Platte, wenn die
entfernteren Partien genug geätzt sind, ungefähr nach einer
halben Stunde oder einer Stunde, untersuche mit einer
Nadel, ob die Aet^ung tief genug ist.
Trockne diese Partien mit einem Leinen, streiche Talg
mit Terpentin zusammengeschmolzen mittels eines Pinsels
über [diese Stellen] und setze das Begiessen fort, bis deine
Aetzung tief genug ist.
(Ms. p. 36 Merke, wenn du kein Gestell hast, halte die Platte
verso) ^i^ ^Qj, Hand, das Aetzwasser beschädigt die Hände nicht.
Merke, wenn du dein Aetzwasser flach über deine
Platte giessest, hebt es den Firnis ab und wird verdorben.
Bei jeglicher Aetzung ist es besser, die Platte immer
zu waschen, um den Schmutz oder das geätzte Kupfer
zu beseitigen, sonst werden die Striche niemals rein.
Für Druckerschwärze. Brenne in einem Eisen- oder
irdenen Behälter, welcher das Feuer aushält und gut ohne
Luftzutritt verschlossen werde, Lampenschwarz, so viel du
magst, erhitze das Gefäss, bis es ganz rot ist, und lasse
es dann erkalten.
Brenne auch Nussöl (versuche auch Leinöl) in einem
eisernen Topf und lasse es so lange sieden bis es dampft
und zu rauchen beginnt, dann mache mit einem Schwefel-
holz Feuer daran und lasse es brennen, rühre so lange
um, bis das Gel so dick wird, dass du Mühe habest, es zu
reiben.
Mache gesondert eine Abkochung von Gallapfel, seihe
sie gut durch imd reibe dein Schwarz vortrefllioh, wie für
Illuminieren, sonst werden alle deine Platt^en streifig; lasse
es trocknen und wenn getrocknet, gib von dem obge-
(M8.p.37) nannten Gel soviel als nötig ist, um es ganz dick zu be-
kommen, jedoch so, dass du es noch reinigen und mit der
Hand entfernen kannst.
Zu Drucken. Erwärme die Platte und gib mit einem
kleinen Holzstüokchen da und dort etwas Schwärze darauf,
und mit einem Buchdrucker-Bäuschen, nicht dem gewöhn-
lichen aus Leder, sondern einem gut genähten und aus
Leinen geschnittenen (er muss bei jeder Rehrung genäht
(Tl)
Firnis.
Talg 1 Te 1.
Terprnt. 2 Teilo.
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— 168 —
est'ant ohaude enleu^s le superfliix nueo la main & passes
par le rouleau.
G'est enore est fort noire & ne jaunjt iamais.
Pour oontretirer mett^s vne feuille de papier humide
sur vostre figure nouuellement leuöe ft passös soubs le.
rouleau ainsi vous l'aues de deux coat^s.
Le Papier s'humecte ainsi. Passes vne esponge
mouilläe sur chasque feuille, & les agenoeant las vnes
sur les autres mettes les en ][>re8se & les j laiss^s toute
vne nuict.
Paur se seruir de ce que deasus. C^*)
Faiotes ohauffer vostre planche, ft sur icelle appliques
vostre Vernix, lequel doibt estre prepanö de sort^ qu'il ne
bouille point du tout mais seuleraent se fonde, a oonsistenoe
vn peu plus espaiase que miel, qui ne Sie qu'a tres grande
peine. Seit estendu aueo vne .inorceau de oheurotin du
coste du ouir ou du grain fort esgalement. Inoontinent
que vous l'aues estendu noiroisse^ le a la fumee de la
chandello, puis le mettes dessus vn feu medioorement
chaud le laissant seicber doucement tant qu'il ne fume
plus, ft qu'en grattant il n'adhere ny ne semporte point.
(M8.p.37 Pour Cälquer. (7S)
^ ^ ^' Prottds le derriere de vostre figure aueo de la sanguine
fort bonne, & l'ayant attaoh^e sur vostre plan che , paas^s
vn poinQon ou Stile d'os de Gerf sur lea traicta qui mar-
queront rouge aur voatre vernix. Trauaillea aueo les
esguilles de diuerses sortes, les vnes pointues les autres
en esohopple ronde, faisant les figures proches plus grosses
&; les esloignees plus douces. Mettes vos planohes sur
vne terrine en panohant aueo vn poupittr^ oomme desaua.
Le Vernix d'ambre eat le meilleur de tout.
Le meilleiu' eat de deaaigner aur le papier & oalquer
lea plua groa traicta. Pour lea petita aoyent deaaign^a
avec aanguine fort douoe.
(M8.p.38) Pour faire de belle cauleur de Ruby a colorir des (74)
doublets.
Prenez de fine laoque dea Venize aelon la quatititä
que on en veut faire, maia pour vn eaaay, il ay faut
prendre groa comme vne febue, & bien broyer aueo vn
peu d'huiie d'aapic, dana vn mortier de calaidoine & bien
broyer l'espace d'enuiron deux heurea, & en inesme terapa
il faut prendre tormentine de Venize de la plua belle qui
ae puiaae trouüer laquelle youa pasaerez au trauere d'un
fin linge ou taffetaa ft faire cuire ladicte tormantine aur le
feu dana vn vaiaseau de verre bien net, a peu pr^a de la
duretä requiae, & qu'il y ayt de tormantine troia ou quatre
foia autant que peut monter vostre dicte lacque; aprea
voua vuiderez vostre auadiote laoque dana le vaiaaeau de
verre dana lequel voatre tormantine eat toute ohaudement
afin qu'elle a'inoorpore IVn aueo Pauatre, & eatant trop
tendre la faudra cuire aur le feu de loing juaquea k oe
que ladicte oouleur ayt la duret^ requiae & sur tout
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- 16Ö -
sein), breite die Sohwärsse aus ; solange die Platte wavni ist,
entferne das überflüssige mit der Hand und lasse sie die
Druokrolle passieren.
Diese Schwärze ist sehr sohwarz und gilbt niemals.
Um einen Qegenabzug zu machen, lege ein feuchtes
Blatt Papier über den frischen Abdruck und lasse es durch
die Rolle passieren, so hast du ihn von zwei Seiten.
Papier befeuchtet man so: Uebergehe mit einem feuchten
Schwamm jedes Blatt und lege eines über das andere ge-
ordnet in die Presse und lasse sie über Nacht darin.
Um sich des Obenstehenden zu bedienen: (TM)
Erwärme deine Platte und ziehe deinen Firnis darüber ;
dieser soll derart bereitet sein, dass er nicht kochend wird,
sondern nur schmelze, in der Konsistenz etwas dicker als
Honig, der nur sehr langsam fliesst. Er werde sehr gleich-
massig ausgebreitet, mit einem Stück Ziegenleder [ent-
weder] auf der Aasseite. oder der Kornseite. Sogleich nach-
dem das gemacht ist, schwärze die Platte über dem Rauch
einer Kerzenflamme und erwärme sie über schwachem
Feuer, lasse sie langsam trocknen, bis sie nicht mehr
raucht, und beim Kratzen nicht anhaftet und nichts davon
abgeht.
(Ms. p. 37 ZumPausenmachen. (W)
versoj Reibe die Rückseite deiner Zeichnung mit sehr gutem
Rotstift ein, übergehe die Striche mit dem Stift oder
einem Hirschhornstiele, so dass sie sich auf dem Firnis rot
markieren. Arbeite mit yerschiedenen Nadeln, die einen
spit-zig, die anderen von rundlicher Form und mache die
näheren Figuren kräftiger, die entfernteren mehr weich.
Stelle deine Platten über ein irdenes Qeschirr, so dass sie
mit dem Gestell vorgeneigt sind [und verfahre] wie es oben
angezeigt ist.
Der Ambra-Firnis ist der beste von allen. Am besten
ist es, auf dem Papier zu zeichnen und die Hauptlinien
durchzupausen; die feineren seien mit sehr weichem Rötel
aufgezeichnet.
(Ms.p.38) Schöne rubinrote Färbe für Doubletten zu machen. (V4)
Nimm feinen Venetianer Lack,^ je nach Bedarf der
Arbeit, aber für eine Probe genügt die Grösse einer Bohne,
und reibe ihn mit ein wenig Spiköl in einem Galedon-
Mörser ungefähr zwei Stunden lang und gleichzeitig nimm
vom besten Venetianer Terpentin, den du finden kannst,
lasse ihn durch ein feines Leinen oder Taffet passieren,
dann ihn in einem ganz reinen Glasgefäss am Feuer zur
gewünschten Dicke schmelzen und trachte das drei- oder
vierfache an Tei'pentin zu nehmen, als der genannte Lack
zu haben scheint; dann entleere den Laok in das Glas-
gefäss mit dem heissen Terpentin, damit sich eines mit
dem anderen verbinde und ganz weich werde; ist es zu
flüssig, dann siede es so lange, bis die genannte Farbe
die nötige Konsistenz habe, und habe vor allem acht, dass
nichts anbrenne; wird sie hingegen zu dicht, so füge etwas
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— 170 -
prendre garde de ne la point brusler & par oontre si eile
estoit trop dure il y faut adjouster yn peu d'huyle d'aspio
pour la raroolir, & faut faire le tout proprement & netlbement.
Pour faire de belle couleur d'Emerode a- colorir des ( W)
daublets.
II faut prendre du yert de gris le plus resoent qui se
trouue & le broyer entre deux papiers puis prendre aussi
de la tormantin^ de Venize & mesler le tout ensemble
dans le vaisseau de verre le dhauffant vn peu sur le feu
qui sera dans vn reschäud & estant passä il y faut mesler
vn bien peu de t^rra mecita que vous raolerez dedans &
y mesler aussi yn peu d'buyle d'aspio (le tout estant
inoorpor^ le faut repasser au trauers d'vu taffetas) ou
armoisin ä la cbaleur du feu qui coule'ra goutte a goutte
dans yn yaisseau de yerre bien net & si la ooüleur estant
pass^e est trop tendre, il la faut ouire sur le feu de loing
Sans iesohauffer trop d'yn ooup de peiu* de la brusler &
par oontre si eile est trop dure ou trop seohe, il faut y
adjouster yn peu d'huyle d'aspio dedans en la refondant
ft pai' tel moyen on le fera yenir de teile sorte que l'on
desirera soit pour Feste ou pour l'hyuer
(Ms. p. 38 Pour faire belle c&uleur de Hyacynthe pour colorir (^•j
^®''«^) des doubUta,
Prenez de l'orpanette enuiron deux onces, de laquelJe
yous n'en prenez que le peau de dessus, ft raoler le bois
dans yne esoueUe d'estiii ou de yerre, & jetter le bois,
puis yous metti*ez de l'huyle d'aspio aueo laditte oroanette,
non pas trop, mais que laditte oroanette soit entierement
arrous^e ft yn peu de liquide au fonds afin quelle donne
aueo plus de faoilitä sa oouleur; aprez mettrez yne onoe
ou yne onoe ft derai de tormantine dedans, apres il faut
prendre enuiron yn demie pesant du meilleur saffran en
poil qui se puisse trouuer & le broyer mais non point trop
menu, puis le mettre dans yn yaisseau de yerre ä part
aueo l'huyle d'aspio afin que lediöt huyle en tire la oouleur
& lors que yerrez que lediot huyle aura tir^ sa couleur, oe
qui se fera en bref, mettrez lediot saffran & huyle aueo
l'oroanette le tout ensemble & le passerez au trauers d'yn
linge pour la premiere fois & pour la seoonde dans yn
tafTetas, & retirerez ladiote douleur dans yn yaisseau de
yerre bien net & n'estant assez dur le fera ouire sur le
feu & prendrez garde que se ne sera trop grand feu de
peur de la brusler; si par oas fortuit on la faiot trop ouire,
le remede pour la ramoUir est d'y mettre yn peu d'huyle
d'aspio qui ramollira le tout selon l'intention.
Autre couleur de Hyacynthe pour colorir des doubleis.
n y en a qui ne prennent autre ohose que du sang
de dragon en lärme lequeL on trouue faoilement ohez les
droguistes.
(M8.p.39) Pour faire Oiment qui s'endurcy a la chaleur du feu. ("y)
Prenez GoUe de poisson selon la quantit^ que youlez
faire de oiment & forgez lä diote Golle de poisson foible
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— 171 -
Spiköl zum Erweiohen bei. Bei der ganzen Bereitung
muss man sehr sorgföltig imd reinlich verfahren.
Schöne Smaragdfarben für Doubletten zu machen. (75)
Man muss den leuchtendsten [heUsten]. Grünspan, der
zu haben ist, nehmen und ihn zwischen zwei Papierblättern
reiben; dann ihn mit yenetianischem Terpentin in einem
Qlasgefäss yermisohen, das über dem Feuer einer Eohlen-
pfanne ein wenig erwärmt werde, und wenn dies geschehen,
ein klein wenig Terra merita, welche du hinein schabest,
* dazumischeu und auch etwas Spiköl dazu geben. Wenn
alles vei*einigt ist, seihe es durch Taffet oder Armosin
[seidenes Putterzeug] am Feuer durch, so dass Tropfen
für Tropfen in ein ganz reines Qlasgefäss träufelt; und
wenn die geseihte Farbe zu weich ist, soll man sie etwas
entfernt Yon der Feuerglut ohne zu starke Hitze kochen, um
das Anbrennen zu verhüten; sollte sie hingegen zu hart
und zu trocken sein, so füge man etwaig Spiköl hinzu und
schmelze die Farbe wieder. Auf diese Weise wird dieselbe
nach Wunsch und sowohl für den Bedarf im Sommer als
im Winter ausfallen.
(Ms. p. 38 Schöne Hyacinthfarbe für Doubletten zu machen. (76)
verao)
Nimm Ochsenzuhgenwurzel [Alcanna] etwa zwei Unzen,
doch nur die obere Rinde davon, und schabe das Holz
in ein Zinn- oder Qlas-Schüsselchen, werfe das übrige Holz
weg und füge zur Alcanna Spiköl, doch nicht zu viel,
so dass die genannte Alcanna voUständig feucht werde
und ein wenig Flüssigkeit am Boden sei, damit die Farbe um
so leichter sich löse, und füge dann noch 1 oder 1^/» Unzen
Terpentin bei. Dann nimm etwa die Hälfte des Gewichtes
von besten Safran (in Blüten), der zu haben ist, reibe ihn
nicht allzu fein, gib ihn in ein besonderes Qlasgefäss mit
Spiköl, damit dieses Oel die Farbe extrahiere, und wenn
dies in kurzer Zeit der Fall ist, gib den genannten Safran
und das Oel mitsamt der Alcanna zusammen und seihe es
zuerst durch ein Leinen, dann abermals durch Taffet, fange
die Farbe in einem reinen Qlasgefässe auf, und wenn sie
nicht dick genug ist., lasse sie am Feuer sieden und hab
acht darauf, dass das Feuer nicht zu stark sei, wegen des
Anbrennens; wenn sie unversehens zu stark gekocht wäre,
ist das Gegenmittel zum wieder Erweichen die Beigabe
von ein wenig Spiköl, welches das ganze dem Zweck ent-
sprechend wieder weich macht.
Andere Hyacinthfarbe für Doubletten.
Etliche nehmen nichts anderes als Drachenblut in
Tropfen, welches man leicht beim Droguisten findet.
(M8.p.89) Zement zu machen, der in der Feuerhitze (77)
erhärtet.
Nimm Fischleim nach der Menge des zu machenden
Zementes, mache den genannten Fischleim so dünn wie
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172 —
(Ms. p. 39
verso uu-
besohrie-
ben)
(M8.p.40)
oomme papier & la ooupcrez le plus menu que pourez, la
mettrez dans de Pesprit de vin le quel ferez boulir seur
petit feu jusques a oe que Toyez que le iout soit disout
puis T0U8 en seruez pendant sa obaleur le laissartt seur le
feu par trop long teraps il s'endeursi par tvop mais y
pouuez adjouster de l'esprit de vin pour le rendre plus
liquide.
Enlumineure.
Pour preparer le papier afin quHl ne boitie <& que les
cauleurs s^estendent fadlement desstis.
Mr. Noryäte.
Prenez Colle de poisson (Ei8ingla88) bien i^etto & fort
blanobe, mett^s la par pieces menues dans de Teau sur
oendres ohaudes afin quelle se dissolue^ & face oomme
vne gel^e. Tremp^s dedans icello fondue vne esponge
mollo, laquelle passeres sur \rostre papier. Lequel estant
seicb^ ne boira, ny ne ridera aulounement.
M'- Noryäte en ses oouleurs fi'vse jamais d'alum, ains
seulement de gomme, & aux oouleurs fort olaires & riches
oomme k la Lacque de Venise de fort peu de suore oandy.
Si on y en met trop il s'bumeote k Fair, & guaste toute
l'enlumineure.
n ne fault que lauer simplement ce (jue vous voul^s
enluminer, auec des couleura transparantes qui n'ayent point
de Corps, ft le principal ai tifice d'enlumineure est de bien
mesnager vostre blanc du parohemin ou du papier.
Quelques oouleurs que ce soyent, mesmes les plus
solides, oottimes les Azurs & la Cendre estant fort broy^es
& diligemment lautes n'ont k la fin point de corps.
NB.
(Ms. p. 40
verso)
Pour preparer le Papier ä enluminer dessuSy quoy
quHl boiue.
Rp. Hornleim oder Tisohmacher-Leira, o'est k dire
colle fort Jijss. (Je voudrois prendre de l'iohtyooolle, ou
de la colle de retaillons de cuir bien claire.) Mottos la
dans deu:c quartes de l'eau tiede, sur le feu, & laissds bien
bouillir. Pren^s Jss d'Amydon bien broy^ & tamis<$, &
l'adjoust^s au reste. Quand tout est fondu passds par vn
linge, & laissäs mediocrement refroidir. Adjoustös y Jij
d'Alum subtilement pulueris^ remuan«^ auec vn baston.
Pour vous en seruir mettes de oeste eau sur le papier
auec vn pinoeau, laissös la seioher. Pressös voste papier,
& le batt^s, puis peign^s hardiment dessus, sans oraint«
qu'il boiue en facon queloonque.
Eau pour papier qui boit
Rp. lohtiocolle, ouises la k feu mediocfe dans Eau
Rose (l'ayant ohoisie tres nette & blanche, teile qu'est la
reoente) jusques k tant, qu' estant mise sur vne assiete,
eile se gelle. Goul^s a trauers vn linge bien net: faittes
dissoudre k part TAlum enEau rose. Pond^s vostre colle
(79)
tlluminiorbuch.
(80)
MontUlet
NB.
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— in -
Papier zureoht und sohneide ihn so klein als du kannst.
Gib ihn in Weingeist, mache diesen über kleinem Feuer
siedend, bis du siehst, dass alles sich gelöst hat und ver-
wende ihn heiss. Wenn du ihn zu lange über dem Feuer
lässt, wird er hart, aber durch Beigabe von Weingeist ver-
flüssigt er wieder.
(Ms. p. 39
▼erso un-
beschrie-
ben)
(M8.4j.4O) Illuminieren.
Um Papier zu bereiten, das nicht einsaugend
ist, und worauf die Farben sich leicht
auftragen lassen.
Nimm sehr reinen und hellen Fischleim (engl, isinglass,
Hausenblase), stelle ihn fein geschnitten mit Wasser auf
glühende Kohlen, bis er sich gelöst hat und eine Gallerte
bildet. Tauche darin einen weichen Schwamm und über-
fahre damit dein Papier, das nach dem Trocknen weder
aufsaugend ist noch irgendwie einschrumpft.
Mr. Norgate benützt zu seinen Farben niemals Alaun,
sondern nur Gummi, und zu sehr hellen und kostbaren
Farben, wie Venetianer Lack, ganz wenig Kandiszucker.
Wenn man von diesem zu viel nimmt, wird er an der Luft
feucht und verdirbt die Illuminierung ganz.
Was man illuminieren will, soll nur einfach » ange-
tuscht" sein mit transparenten Farben, die keinen Körper
haben, und die Hauptsache der Illuminierkunst besteht in
dem guten Aussparen des Weiss auf dem Pergament oder
Papier.
Welche Farben es auch seien, selbst die festen, wie
die Azure und Asohenblau haben, wenn sie gut gerieben
und sorgfältig angetuscht (,laviert^) sind, beinahe gar
keinen Körper.
Um Papier zum Illuminieren zu bereiten, wenn
es einsaugend ist.
Rp. Hornleim oder Tischlerleim, d. h. starken Leim
2^/2 Unz. (ich würde Fischleim oder sehr hellen Leim von
Lederabschnitzel nehmen), setze ihn mit zwei Quart lauwarmen
Wassers ans Feuer und lasse gut sieden. Nimm zwei Unzen
gut geriebenes und gesiebtes Stärkemehl und füge es dem
übrigen bei. Wenn alles gut vereinigt ist, seihe es durch
ein Leinen und lasse es massig erkalten. Füge zwei Unzen
fein pulverisierten Alaun hinzu und rühre mit einem Stöck-
eben um. Beim Bedarf streiche dieses Wasser mittels
(Ms. p. 40 eines Pinsels über das Papier und lasse trocknen. Presse
veno) ^Q^ schlage das Papier [glatt], dann male herzhaft darauf,
ohne Furcht, dass es irgendwie einsauge.
Wasser für Papier, das fliesst.
Rp. Fiöchleim (den reinen und hellen, welcher der
beste ist, wähle), koche ihn auf mittlerem Feuer mit Rosen-
wasser so lange, bis er auf einen Teller gebracht, sich
stockt. Giesse ihn durch ein reines Leinen; löse Alaun
gesondert in Rosenwasser auf, mache deinen coagulierten
(W)
H. Norgate.
NB.
(T9)
niumiiiiorbuoh.
(80)
Montillet
NB.
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-. 174 —
Oaili^e, sur vn lent feu, & y adjoustös autant de vostre
dicte dissolution d'Alum qu'il faudra pour la tenir liquide.
Quard^s la dans vne phiole ou eile se oonserue sans
noircir.
Colle de Bouche.
Rp. Hausenblasen i. lohtyocolle ^j, vn peu de sucre
oandy & vn peu de rataillons de parohemin fort blanc, &
tresnet, raett^s le tout dans vn pot neuf, & versus dessus
vne liure d'eau de fontaine trespure, faittes bouillir lente-
ment, jusques k oonsomption de la moitiä. Goul^s & versus
Yostre oolle dans des formes pour la couper en tranches
Selon Part.
(MB.p.4l) p^^^ colorer le Parchemin & le rendre transparent.
Pren^s du Parohemin oomme du Velin le plus net & le
plus subtil que vous pourr^s. Lands le tresbien dans de
ja lexine fort olaire, changeant si souuent de lexine, &
lauant, jusques k tant qu'il ne sorte plus rien du parohe-
min qui trouble la lexine. Alors o'est assds. II le fault
rinsser dans de Peau de fontaine tresolair, & le tordre k
bon esoient.
Si tu veulx ton Parchemin verd transparent oomme
du verre, broye du Verd de gris auec du vinaigre blanc
tresfort, y adjoustant & meslant vn peu de Verd de vessie,
destrempant bien Fvn auec Taultre, ny trop clair ny tröp
espais. Laisse ton parchemin tremper dans ceste couleur
vne nuict, püis rinsse le auec de l'eau fraiohe, pour lauer &
separer toutes les feoes, ou le marc de la couleur. Tend
ton parchemin sur vn Chassis ou forme, ft le laisse bien
seicher. Par apres estend par dessus des deux costes vn
tresbon & transparent vernix. Expose le au Soleil & le
laisse seicher. Oste le de dessus le chassis.
(81)
Illuminierbuch.
(8«)
niumlnierbucli.
(Ms. p. 41
verso)
Aduise de quelle couleur tu voux auoir ton parchemin,
jaune, rouge, bleue; procede entiereraent comme dessus,
lauant ft relauant ton dicte parchemin, & le iaissant tous-
jours tremper dans la couleur par Pespace dVne nuict.
De se parchemin on faict des conserues pour la veüe,
qui se doibu6nt placer entre la ohandelle ^ l'oeil.
NB. T. M. La meilleure oonserue pour la veüe se
faict auec de la vessie de boeuf, laquelle seit trempöe
longtemps dans de Peau, & tout le sang qui y reste seit
bien laud, apres la vessie soit tendue sur vn rond ou
quarre de fil d'acier tresferme. Estant seiche soit peinte
d'vn oostd auec verdet distilld broyö a huile, & mesld auec
mon bon vernix. Laissds seicher, & puis donnds le vernix
des deux oostds.
Excellent approche du verre.
A far che vna finesira di Oarta parra di Vetra. (8S)
BireU
Tollete tante Carte Pecore ö di Gapretto, quante ne
bisogna alla finestre, quali voglion esse concio senza Gal-,
cina, facendole rader sottilmente. Poi tollete Qomma Arabica,
& mettetela in vn Vaso, oon vn puoco di Mele spumato:
appresso pigliat« quattro coppie d'oui (prendendo solo le
Birellj
Üb. ia oap. am.
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- 176 ^
Leim auf schwachem Feuer wieder flüssig und fUge soviel
der Alaunauflösung hinzu als nötig ist, um ihn flüssig zu
halten. Bewahre ihn in einer Flasche, wo er sich erhält,
ohne schwarz zu werden.
Mundleim.
Rp. Hausenblasen i. e. Fischleim, 1 Unz., ein wenig
Kandiszucker und ein wenig Abschnitzel von sauberem
weissen Pergament. Qib alles in einen reinen Hafen, giesse
eine Mass lauteres Brunnenwasser darüber, lass es leicht
sieden, bis die Hälfte eingesotten ist; seihe es durch und
giesse den Leim in Formen, um nach den Regeln der
Kunst Stücke davon zuschneiden.
(Ms.p.41) Um Pergament zu färben und durchscheinend
zu machen.
Nimm Pergament oder Velin, das reinste und feinst«,
das du finden kannst. Wasche es gut in klarer Lauge,
wechsele öfters die Lauge und wasche so lange, bis nichts
mehr vom Pergament sich ablöst, was die Lauge trübt.
Dann ist es genug. Man muss es hierauf in sehr reinem
Brunnenwasser ausschwenken und es mit Sorgfalt aus-
winden.
Willst du dein Pergament durchsichtig grün wie
Glas machen, reibe Grünspan mit sehr starkem weissen
Essig und füge zur Mischung etwas Saftgrün, indem du
sie gut vermengeßt, weder zu dünn noch zu dick. Lasse
dein Pergament in dieser Farbe eine Nacht weichen,
schwenke es in frischem Wasser aus, um es zu waschen
und alle Unreinheiten oder das Dicke der Farbe zu ent-
fernen. Spanne das Pergament auf einen Rahmen oder
eine Form, und lasse es gut trocknen. Hernach breite
auf beiden Seiten einen sehr guten und durchsichtigen
Firn!9 aus. Setze es der Sonne aus und lasse trocknen.
Entferne es dann vom Rahmen.
Wähle, von welcher Farbe du das Pergament haben
wUlst, gelb, rot, blau; verfahre genau wie oben angezeigt,
wasche wiederholt dein Pergament, und lasse es immer in
der Farbe über Nacht weichen.
Aus diesem Pergament macht man die Lichtsohützer,
die zwischen die Kerze und das Auge gestellt werden.
NB. T.M. Die besten Augenschützer macht man aus
Rindsblase, die lange im Wasser geweicht wird, bis alles
daran befindliche Blut gut ausgewaschen ist, hernach wird
die Blase über einen runden oder viereckig geformten sehr
starken Eisendraht gespannt. Nachdem es trocken ist,
werde es von einer Seite mit in Oel geriebenem destillierten
Grünspan, nebst weissem guten Firnis bemalt. Lasse
trocknen und bestreiche auf beiden Seiten mit Firnis.
Kommt dem Glase vollkommen gleich.
(Ms. p. 41 Um ein Papier fenster wie Glas durch-
verso) scheinend zu machen.
Nimm soviel Schafs- oder Ziegenpergament, als zum
Fenster nötig ist, sie seien aber ohne Kalk bearbeitet und
aufs feinste geschabt. Dann gib Gummi arabicum in ein
Oefäss mit ein wenig abgeschäumten Honig; hernach noch
4 Paar Bier (nehmt nur das Klare davon), welche gut
(M)
llluminierbuoh.
(8«)
niuminierbuoh.
(M)
BireUi
Üb. 13. cap. 26a
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~ 176 —
ohiare), & quelle sbatterete molto bene> & mastioate tutt^
queste oose insieiae. Quindi tagfiate la oarta, in quella forma
che volete la finestra, & mettetela dentro in queste oode,
lasciando la Stare fin che sia bagnata, poi la distendete
sopra d'vn Gerohio, lassandola seocare: doppo la fatte
dipinger nel modo* che volete, & dattoli sopra la Vemice
üquida, che parr& a punto vna finestoa di Vetro.
(M8.p.42) Procedure du PeirUre Retermond Hollandais de la
Haye pour tirer mir le parchemin, <& pour trauailler
a la plume c§ auec le plomb.
(84)
(Mb. p. 4!
verso)
Preroierement il faict la piece au crayon noir sur du
papier & layant faicte il noircit tout le reuers dudiot papier
auec du charbon de bois, & oouche cela sur le parchemin
qui doibt estre fort blanc, net & fort asses; il attaohe sur
vn table auec des espingles le papier & le parchemin
ensemble puls auec vne pointe yn peu mousse il passe
sur touts les traiots de sa piece pressant tant soit peu &
lesdicts traicts se marquent exactement sur le parchemin,
cela faict il separe le papier d'auec le parchemin & tire
derechef touts les traicts marques seulement de charbon,
auec son crayon de plomb (qui se faict du plomb de vitres
fondu & jett^ en forme de crayon puis esguisä auec vn
cousteau). Les traicts se fönt fort desliäs lesquels estants
touts tir^s auec yne aisle de plume yous ost^s legerement
touts les traicts du charbon & yostre figure demeure trac^e
au plomb fort nettement. Cela faict ayes vne grande
feuille de papier blanc qui puisse couurir yostre parchemin
des deux cost^s, & Fenuelopper & sur la cost^ de la figure
couppes ladicte feuille en croix afin qu'en trauaillant puis
apres a la plume vous puissi^s desoouurir l'endroict seule-
ment ou vous voudr^s trauailler.
L'inuention de ce crayon ou plomb est fort belle. II
faict les traicts desli^s & nets, U ne s'effaöe qu'auec le
pain, il ne s'vse pas, ft l'on sen peult seruir sur le papier
mesme pouryeu qu'auparauant yostre papier soit prepard
en la facon suyuante.
Prenes des os de pieds de boeuf, moutton, ou de porc
(qui sont les meilleurs), faites les brusler a parfaicte blan-
cheur, mett^s les en poudre impalpable, estend^s de ladicte
poudre sur tout yostre papier, puis l'ost^s legerement auec
vn mouchoir; cela faict vous pourres tracer auec le plomb
fort bien. II n'est pas besoing de ceste preparation pour
le parchemin parce que sans cela ledict crayon y marque
aussi bien que Ton scauroit desirer. Si vous frott^s le
papier de Groye le plomb y prend aussi fort bien , & fort
noir mais les os vallent mieux.
J'ay aultrefois apris que les crayons faicts de plomb
& d'estain de glace fondue ensomble sont excellent-s, & mar-
quent fort bien. t) & 2|. ana fundantur, & yciantur, in
formas idoneas.
Bssay^s aueq vne part d'estain ordinaire fort pur, &
deux de t)*
! NB. Auec ce Vernix d' Ambro descrit en la page
suiuante, l'ayant destrempe auec huyle d'Aspic (celuy de
Therebentine fera le mesme) Petitot ayant broyä du
Betdrmond, Hol-
Undais de U Ha^.
(84«)
Vande astrate.
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~ 177 -
geschlagen werden, und misohe alles das zusammen. Dann
schneide das Pergament in gewünschter Penstergrösse zu,
gib es in die Flüssigkeit und lasse es darin, bis es durch-
tränkt ist. Spanne es auf einen Reifen (Rahmen) aus.
Lasse so trocknen. Bemale es hernach wie du willst,
und überstreiche mit flüssigem Firnis und es wird augen-
blicklich wie ein Glasfenster aussehen.
(M8.p.42) Verfahren des holländischen Malers Reter-
moudaus dem Haag, um auf Pergament '^u
zeichnen und darauf mit der Feder oder mit
Blei zu arbeiten.
Zuerst macht er den Entwurf mit schwarzer Kreide
auf Papier, und wenn dies geschehen, schwärzt er die
Rückseite des Papiers mit Holzkohle an und legt es auf
Pergament, das sehr weiss, rein und genügend stark sein
soll. Er befestigt das Papier samt dem Pergament auf einem
Tisch mittels Nadeln und übergeht mit einem nicht zu
spitzen Griffel alle Striche seiner Zeichnung, indem er ein
wenig aufdrückt, so dass sich diese Striche genau markieren.
Ist dies geschehen, dann entfernt er das Papier von dem
Pergament, und zieht alle nur mit Kohle markierten Striche
aufs neue mit seinem Bleistift (der aus geschmolzenem
Fensterblei bereitet, in Stiftforro gegossen und mit dem
Messer spitzig gemacht wird). Die Striche lassen sich sehr
fein ziehen, und wenn alle gezogen sind, entfernt man
mit einem Federflügel die Kohlenstriche, und xlie Figur
bleibt mit Blei gezogen sehr rein stehen. Ist das geschehen,
nimm ein grosses Blatt weisses Papier, das dein Pergament
von beiden Seiten bedecken und einschliessen kann, und
auf der Seite der Figur schneide das Papier kreuzweise
durch, so dass du beim Arbeiten hernach nur die Stelle
aufdecken kannst, an welcher du arbeiten willst.
Die Erfindung des Stiftes aus Blei ist sehr schön.
Es macht die Striche fein und rein; nur mit Brot lassen
sie sich auslöschen ; er nützt sich nicht ab und man kann
sich auch auf Papier desselben bedienen, wenn es in fol-
gender Art präpariert ist:
Nimm Fussknochen vom Rind, Schaf oder Schwein
(die die besten sind), brenne sie bis zur völligen Weisse,
reibe sie zu unfühlbarem Pulver, breite davon auf deinem
Papier aus und entferne es leicht mit einem Taschentuch;
wenn das geschehen ist, dann kannst du leicht mit Blei
Striche ziehen. Diese Präparation ist für Pergament nicht
nötig, weil der Stift auch ohnedies sich so gut, als man
nur wünscheti mag, darauf markiert. Wenn du das Papier
mit Kreide einreibst, so greift das Blei auch sehr gut und
schwarz an, aber die Knochen taugen dazu besser.
Ich habe andererseits gehört, dass Stifte von Blei und
Wismuth miteinander geschmolzen vortrefiBich sind und
sehr gut markieren. Blei und Zinn, gleiche Teile, werden
geschmolzen und in passende Formen gegossen.
Versuche mit einem Teil gewöhnlichem sehr reinem
Zinn und zwei Teilen Blei.
(Ms. p. 42 NB. Mit dem auf der folgenden Seite beschriebenen
verso) Ambra-Firnis, der mit Spiköl vermischt wurde (Terpentinöl
wird dasselbe thun) hatte Petitot Zinnober gerieben und
(84)
Retermond, Hol-
under aus dpm Haag.
(84«)
Vandentraeteo.
12
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~ 178 -
^^, öt estendu oeste mixtion sur du cuir a rencontrö le
Vernix de Hogstrate qui ^eiohe parfaittement, ne s'espaille
jaraais & est extremeroent soupple. Mais il fault le seioher
au Soleil. Vidi 29 April 1641.
(M8.p.43) Le Vray Vernix d'Ambre de dessou comme la faict
en sa presence <& escrit en le faisä^nl Joseph Petitot,
qui me Va donnä.
(85)
NB.
Vltima diotiktio.
foo.
Sur Jvj d'huile de Lin fault 6 gros. i. 3vj d'Ambre,
& i i^h ^* 3^iiij de Sandaraoha ou Qomme de geneure.
Le tout bien pulueris^. Vous prendr^s vostre buyle de Lin
& Tostre Ainbre que mettr^s dans vn pot de terre ou de
cuiure qui soit vn peu hault & estroit d'entr^e (comme oeulx
auec lesquels on seiche les fraises) & mettr^s vostre pot sur
vn feu de charbon, le laissant bouillir enuiron deroie heuve,
jusques k oe que voy^s vne grosse fum^e noire ft fort
espaisse & fort puante: Lors vostre Ambre sera fondu.
Vous le relirer^s de dessus le feu & le laisser^s vn peu
refroidir, deuant qu'y adjouster le Sandaraoh. Apres re-
mett^s le sur le feu, autant de temps qu'auparauant. Puis
le retiräs du feu, si vous le voul^s espaissir mett^s le dans
vn plat sur vn petit feu & l'y laiss^s si long temps qu'il
apquiere Fespaisseur qui vous plaise. Guard^s le ainsi en
ccBte consist-ence. Quand vous le voudres auoir plus liquide,
mettös le sur le feu, dans vne escuelle de terre, auec vn
peu d'huile d'aspic, ou huile de Therebentine, ft le faittes
Bi clair que vous voudres.
II s'espaissit comme dessus en vn plat de large
estendu, couöh^ de l'espaisseur de trois linges mettes le
plat sur cendres chaudes, 12, 18, 24 heures, ft vostre
Vernix estant venu ä vne consistenoe qui s'espaissise &
s'endurcisse au froid, ramass^s le, & reduis^s en boulettes
ou en faittes vn maydaleon, duquel quand vous vous voudrös
seruir pour grauer k eau forte, faites choufer vostre planche
de cuiure, frott^s le vernix pardessus, il se fondra. Estend^s
& equaWs auec vne plume & seiches selon l'art &c. Voyös
cy deuant.
(Ms. p. 4
verso)
Le Vray Vernix des Luths <& Violles,
Rp. Garabö le plus jaune tirant sur le rougeastre
tant que voudräs. Mettes le dans vn pot de terre plombä
Sans y adjouster aulcüne chose. Laiss^s le sur vn feu
medioore, ardent de charbon, le remuant auec vn
morceau de fer. II se fond en vn corps obscur qui semble
de la Golophone. Estant fondu versus de dessus du papier
ou sur vne pierre de marbre.
Pour desgraisser l'huile pren^s de Phuile de Lin toute
pure, mettes la dans vn pot plombä neuf sur le feu, laiss^s
bien bouillir, ayant bouilly & l'ayant bien esoum^e, prends
vne plume d'oye ou de poule, & la tremp^s dedans, si la
plume brusle, l'huile n'est pas ass^s desgraiss^e, oontinues
a bouillir jusques ä tant tju'elle ne brusle point la plume.
Passes la par vn linge.
Pour faire le Vernix. Rp. de ladiote huile vne pinte
de Londres, ou chopine de Paris, Garab^ preparä comme
(86)
M. de lA Garde.
KB. Venu d'Tn ex-
oellent CUseur de
Luths.
Pour bien faire ne
foult mettre en vn
pot Que 8 ou 4 onces
a*ambre k la foia. A
a TU feu de roUie
medioore le fidre
fondre saus brusler
oomme dessua.
Le feu soit petit au
oommenoement puis
bien fort; ne toub
laisa^ pat, quelque
fois n foult deux
heures ou plus de-
uant qu'il fonde en
liqueur : remute sou-
uent 11 paroist noir
estant fondu, neant-
moinKS n*est pas
brusl^ St est trana-
parant k la chandelle-
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— 179 —
diese Misohung auf Leder gestriohen, den Firnis von
Hoogstraten getroffen; derselbe trooknet vortrefiBich, schält
sich nicht ab und ist ausserordentlich weich. Aber er soll
an der Sonne trocknen. Vidi 29. April 1641.
(Ms.p.43) Der wirkliche obige Ambra- Firnis, wie er
in meiner Oegenwart bereitet wurde und
niedergeschrieben, während Joseph Petitot
denselben machte, welcher mir ihn gab.
Zu 6 Unzen Leinöl gehören 6 Qros i. e. 6 Drachmen
Ambra uod l'/« Unzen i. e. 14 Drachmen Sandarac oder
Gummi juniperi. Alles muss gut pulverisiert sein. Du nimmst
das Leinöl und den Ambra , gibst sie in ein irdenes oder
kupfernes Gefäss, das ein wenig hoch sei und einen engen
Hals habe (wie jene, in welchen man Erdbeeren trocknet),
stelle dein Gefäss über Rohlenfeuer und lasse ungefähr
eine halbe Stunde sieden, bis du einen schwarzen und
sehr dichten, übelriechenden Rauch aufsteigen siehst. Dann
wird dein Ambra geschmolzen sein. Ziehe ihn vom Feuer
zurück und lasse ein wenig erkalten, bevor du den San-
darac hinzugibst. Stelle es wieder ans Feuer, solange wie
zuvor; dann entferne es vom Feuer. Willst du [den Firnis]
dicker haben, so stelle ihn in einer Schale über ein gelindes
Feuer und lasse ihn so lange stehen, bis er die gewünschte
Dicke habe. Verwahre ihn dann in dieser Konsistenz.
Falls du ihn flüssiger wünschest, setze ihn ans Feuer
in einer irdenen Schüssel mit etwas Spicköl oder Terpen-
tinöl und mache ihn so klar wie du willst.
Br verdickt sich, wie oben erwähnt, in einer grossen
flachen Schale, drei Linien hoch aufgeschüttet und 12, 18,
24 Stunden auf heisse Asche gesteUt, und der Firnis erhält
eine solche Konsist-enz, dass er im kalten Zustand dick
wird und erhärtet; fasse ihn zusammen und forme Kügel-
chen dai^aus, oder mache kleine Kuchen (Pflaster), deren du
dich bedienst, wenn du mit Aetzwasser gravieren willst.
Erwärme deine Kupferplatte, reibe Firnis darüber und er
wird schmelzen. Breite ihn gleichmässig mit einem Feder-
büscliel aus und trockne nach den Regeln der Kunst etc.
Siehe oben [67—73].
NB.
Lietitet Diktat
fao.
(M8.p.4d
verso)
Der wahre Firnis für Lauten und Violinen.
Rp. Bernstein, vom gelbsten, der etwas zum rötlichen
nefgt, soviel du magst, gib ihn in ein glasiertes irdenes
(Jefäss, ohne etwas hinzuzufügen. Lasse ihn über ein mas-
siges (brennendes) Kohlenfeuer stehen und rühre ihn mit
einem Bisenstab um. Br schmilzt zu einem schwarzen
Körper, der wie Kolophonium aussiebt. Geschmolzen
schütte ihn auf Papier oder einen Marmorstein.
Uro das Oel zu entfetten, nimm ganz reines Leinöl,
setze es in einem reinen glasierten Topf ans Feuer, lasse
gut sieden und nachdem es gesotten und gut abgeschäumt
ist, ninunt eine Gänse- oder Hühnerfeder^ tauche sie darein ;
wenn die Feder verbrennt, so ist das Oel nicht genügend
entfettet, setze das Sieden fort, bis [das Oel] die Feder
nicht versengt. Seihe durch ein Leinentuoh.
Um den Firnis zu machen: Rp. des genannten Oeles
eine englische Finte, oder einen Pariser Schoppen, von
(8«)
M. de la Garde.
NB. Von einem au8-
geaeichneten Lau-
tenmaoher stam-
mend.
Um ihn gut lu be-
reiten, ffebe man in
ein Genas nur 8 bis
4 Unien Ambra auf
einmal und laaie auf
einem mMsslgen
Rundfeuer sonmel-
sen, ohne cu brennen,
wie oben.
Das Feuer sei su An-
fkuAg schwach, dann
sehr stark; lasse es
nicht ausffehon,
manchmal braucht
es Bwei Stunden oder
mehr bis er flUssig-
geschmolxen. Rühre
hMuflg. um. Ge-
sohmoben sieht er
sohwars aus, nichts-
destoweniger ist er
nicht verbrannt, und
12»
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— 180 -
(Ms.p.44)
dessuSy pi)^ subtüement, six ODoes ou enuiron, mett^s k
ohauffer ä petit feu aueo vostre huile lediot Ambro
pulueris^ en remuant tousjours jusques a tant qu'il soit
diasoult. Ainsy Tostre vernix est faiot, qui se guardera
tant plus tant roieux. S'il est trop liquide adjoust^s y du
Garab^, si trop espais, adjoust-^s de l'huile.
Ge Vernix s'applique froid & se seiohe au soleil tant
seulement. Le vernix estant faiot^ de bonne constistenoe,
soit pass^ ohaud par vn linge.
L'huile a estd desgraiss^e en mettant dedans vn
morceau de plomb vn peu de crouste de pain, & dans
vne Hure, la grosseur d'vn petita noix de Lytharge, bouillant
& essayant aueo la plume comme dessus. Le vernix est
seiche dans vn jour.
L'huile se desgraisse ainsi. Voy^s si le mesme succe-
dera en celle de Lin & aultres.
Mett^s l'huile d'oliue dans vn plat de terre plomb^e
sur le feu, y jettant de la limaille plomb. Gouures d'vn
aultre plat de mesme, & faittes bien ohauffer sans bouillir,
la graisse montera au oouuerole que-voits essuyer^s de
demy quart en demy quart d'heure, laiss^s en ceste sorte
l'espaoe de deux heurcs: mett^s apres en vne böuteille de
verre au soleil, l'huile deuiendra fort olair oomme eau.
Propre k frotter les armes.
Aultres desgraissent en mettant le feu dans l'huile
bouillante, tant qu'elle deuienne fort olaire. Mais not^s
qu'elle s'espaissit quoy qu'elle soit fort siooatiue.
Diuerses descriptions de Vernix,
Vernix d'Ambre, Succiüum.
L'Amhre ne se discoult pas dans le Petrole oomme
j'ay experiment^, ains se caillebotte, & quand vous l'appli-
qu^s sur quelque chose l'huile s'emboyt, & l'ambre demeure
blano, & ne faiot rien qui vaille. Aueo l'huile d'Aspio il
se dissoult mieux, mais le mesme inoonuenient succede, de
laisser sur la besogne comme vne crouste qui guaste tout.
II fault auoir vne liqueur plus espaisse qui tienne
l'ambre fondu, & qui se seiche quant & luy deraeurant
touts deux transparente dessus l'ouurage.
J'ay trouu^ la description de ce Vernix dans vn
commentaire sur la petite Gheirurgie de Paraoelse,
teile que s'ensuit.
Kp. Garabe tritum optime, & in vase coperto posi-
tum, igne lento paulatim liquefiat. Gum Ijquari inooeperit
statim injice Therebentinae tertia partem, & misce. Post
modum adde plus Therebentinae, & sie deinceps per partes,
semper misoiendo, donec in ^ss. Garabes sint ^ij There-
bentinae. Fiat Balsamum indendum idceribus^ oalidum, ex
filamentis carptis. Si sit durius, adde Oleum Linj.
Id.
L*bull4* de lin se dm-
graisse en le battonl
dans yne böuteille
de verre aueo moititf
eau fort long temps,
laisste le lölours ou
trois septmaines, 11 se
faiot oomme graisse
blanche entre Peau
ft l'buile Qui se se-
parera par inclina*
tion de oette graisse.
TM.
NB. J'ay dissoult de l'Ambre preparö dans de l'huile
bFanc de Therebentine, & y ay adjoust^ enuiron la 4 partie
de Therebentine, & ainsi ay faiot du vernix qui s'estend
bien, & se seiche, mais aasös lentement
Pour bien faire a mon aduis oe Vernix soit preparä
comme s^ensuit. Prenäs Ambre fort belle reduitte en
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— 181 —
dem wie oben präparierten Bernstein, fein gestossen etwa
6 Unzen, lasse das Oel samt dem gepulverten Bernstein auf
gelindem Feuer warm werden, und rühre um, bis sioh
alles gelöst hat. So ist dein Firnis fertig, der, je länger
er bewahrt ist, um so besser wird. Ist er zu flüssig, füge
Bernstein bei, ist er zu dick, Oel.
Dieser Firnis wird kalt verwendet und trocknet nur
an der Sonne. In liohtiger Konsistenz bereitet, werde der-
selbe warm durch ein Leinen geseiht.
Das Oel wurde entfettet, indem ein Stück Blei, ein
wenig Brodrinde und auf ein Pfund eine kleine Nuss gross
Bleiglätte beigefügt, gesott-en und mit der Feder wie oben
erprobt worden. Der Firnis trocknet in einem Tage.
Das Oel entfettet sioh so; versuche, ob das Oleiche
wie beim Leinöl auch bei anderen erfolgt.
Setze Olivenöl in einer glasierten Schale ans Feuer,
und werfe Bleiplättchen hinein. Decke es mit einer zweiten
gleichen Schale zu und erhitze es ohne zu sieden. Die
Fettigkeit steigt in den Deckel , welchen du von einer
halben Viertelstunde zur anderen reinigest. Verfahre in
dieser Weise zwei Stunden hindurch; stelle [das Oel] her-
nach in einer Flasche an die Sonne. Es wird sehr klar
wie Wasser.
[Es ist] geeignet, Waffen damit abzureiben.
Andere entfetten es, indem sie Feuer an dem kochen-
den Oel anmachen, dennoch wird es sehr klar. Aber merke,
dass es sich verdickt, wenn es sehr trooknend sei.
(Mß.p.44) Verschiedene Beschreibungen von
Ambra-Firnis. Sucoinum.
Firnis.
Der Ambra löst sich nicht in Steinöl, wie ich es ver-
sucht, sondern gerinnt, und wenn er auf irgend etwas auf-
gestrichen wird, wird das Oel aufgesogen, der Ambra bleibt
frei und ist zu nichts tauglich. Mit Spicköl löst er sich
besser, aber die gleichen Misstände treten ein, da er auf
der Arbeit wie eine Kruste zurückbleibt, die alles verdirbt.
Eine viel dichtere Flüssigkeit ist vonnöten, welche den
Ambra geschmolzen erhält und dennoch trocknet und beide
auf der Arbeit durchscheinend bleiben.
Ich fand die Beschreibung dieses Firnisses in einem
Kommentar zur kleinen Chirurgie des Paracelsus, wie hier
folgt:
„Rp. Den besten gestossenen Ambra, setze ihn in einem
gestossenen Qefäss an gelindes Feuer, und zwar so, dass er
allmählich flüssig wird. Wenn er anföngt flüssig zu werden,
füge den dritten Teil Terpentin hinzu und mische. Dann
füge mehr Terpentin bei, und so nach und nach partien-
weise, immer vermischend, bis in ^1% (Jnze Ambra 2 Unzen
Terpentin sind. Es wird daraus ein Balsam, der für Oe-
schwüre dien